5 - I33lS\ l Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. Erster Band (bestehend aus den Heften 1. 2 und 4 der ganzen Serie.) Mit 35 Tafeln und 8 Holzschnitten. HERAUSGEGEBEN unter Mitwirkung von Dr. R. Bergh, L. Friederichsen, Dr. E. GräfFe, Dr. A. Günther, Dr. A. v. Krempelbuber, Kubary, Dr. Chr. Luerssen, Dr. A. Milne Edwards, G. Semper, J. W. Spengel und 0. N. Witt. HAMBURG. L. Frieclericlisen & Co., Land- und See-kartenhandlungt Geographische und nautische Verlagshandlung. 1873/74. Inhalt des I. Bandes Heft I. 1. Vorwort. 2. Topographie der Schiffer-Inseln von Dr. E. Gräffe Pag. 1 — 32 3. Die Ebongruppe im Marshall’s Archipel, nach briefl. Mittheilungen J. Kubary’s. » 33 — 47 4. Vogelbälge aus Huahine, gesammelt für das Museum Godeffroy von Dr. E. Gräffe ... » 48 — 51 5. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos- oder Pelew-Inseln, von Dr. Chr. Luerssen. . » 52 — 58 6. Ueber die Farnflora der Cooks- oder Hervey-Inseln von Dr. Chr. Luerssen.. > 59 — 62 7. Bericht über die Untersuchung zweier Diatomaceen-Gemische, von 0 tto N. Witt » 63 — 70 Heft 2. 8. Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa, von Dr. E. Gräffe . Pag. 71 — 83 9. Die Carolinen-Insel Yap oder Guap nebst den Mateiotas-, Makenzie-, Fais- u. Wolea- Inseln, nach A. Tetens und J. Kubary von Dr. E. Gräffe . » 84 — 130 10. Auf der Insel Yap gesammelte Schmetter¬ linge und deren Verwandlungsgeschichte, von G. Semper . . » 131-136 11. Neue Nacktschnecken der Südsee, rnala- cologische Untersuchungen v. Dr. R. B e rg h » 137 — 168 12. Erster ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem Museum Godeffroy, von Dr. A. Günther . » 169 — 175 Heft 4. 13. Die Palau-Inseln in der Südsee, von J. Kubary . Pag. 177 — 238 14. Beiträge zur Kenntniss der Fidschi- Insulaner, von J. W. Spengel . » 239 — 252 15. Description de quelques Crustaces, nou- veaux ou peu connus, prövenant du Musee de M. C. Godeffroy, par le Dr. A. Mi Ine Edwards . » 253 — 264 16. Zweiter ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem Museum Godeffroy; weitere Mittheilungen über junge Schwert¬ fische, von Dr. Albert Günther . » 265—268 17. Beitrag zur Kenntniss der Lichenen-Flora der Südsee-Inseln, von Dr. A. von Krem¬ pelhuber . » 269 — 286 18. Ueber Südsee-Diatomaceen, II. Folge, von Otto N. Witt . » 287—292 19. Eine Bank in den Gewässern der Tonga- Gruppe . » 293 20. Die Wanderung von Danais Erippus, Cramer, nach den Südsee-Inseln, Australien und Celebes, von G. Semper . » 293 — 295 TAFELN. Heft I. Tafel 1. Karte der Samoa- oder Schiffer - Inseln , von L. Friederichsen. » 2. Drei Profile der Insel Upolu, von L. Fr iederi c h se n. » 3. Ansicht von Apia. » 4. Hüttengruppe Puapua aufSavaii nach einer Original¬ photographie von J. Kubary. » 5. Ansicht des deutschen Consulatsgebäudes in Apia und des Küstenstriche Amoa auf Savaii. » 6. Racentypen und ethnographische Gegenstände von Ebon Insel. » 7. Abbildungen von Ptilinopus-Arten der Südsee-Inseln. » 8. Diatomaceen der Südsee, von Otto N. Witt. Heft 2. Tafel 1. Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und Letoga, sowie der Ansiedelungen am Hafen von Apia, von L. Friederichsen. » 2. Karte der Insel Yap, von L. Friederichsen. > 3. Haus und Kahn der Eingeborenen auf Yap, nach A. Tetens. » 4. Freier Eingeborener und ethnographische Gegen¬ stände von Yap. » 5. 6. u. 7. Racen-Typen von Yap, nach Originalphoto¬ graphien von J. Kubary. » 8. Raupen von Yap, nach Zeichnungen von J. Kubary und Anna Semper. » 9 — 12. Neue Nacktschnecken der Südsee, von Dr. R Bergh Heft 4. Tafel 1. Karte der Palau-Inseln, von L. Friederichsen. » 2. Palau-Geld. » 3. Haus und Fahrzeug der Eingeborenen auf Palau, nach A Tetens. » 4. Eingeborener und ethnographische Gegenstände von den Palau-Inseln. » 5—10. Abbildungen der Schädel verschiedener Fidschi- Insulaner. » 11. Racen-Typen von den Fidschi-Inseln. » 12 u. 13. Abbildungen verschiedener Crustaceen, von Dr. A. Mil ne Edwards. » 14. Flechten der Südsee-Inseln, von Dr. A. v. Krem pe I - h u ber. » 15. Diatomaceen der Südsee, von Otto N. Witt. HOLZSCHNITTE. 1. Kartenskizze der Ebongruppe . Pag. 33 2. Ansicht der Passage in die Ebongruppe . . » 34 3. Neue Form von Tholichthys . » 170 4 5. 6. 7. Entwickelungsformen der Schwert¬ fische . Pag. 170, 171, 172 u. 174 8. Becken eines Fidschi-Insulaners . Pag. 250 Druckfeh ler-Verzeichn iss. Pag. 3, 8. Zeile von unten, lies 67.9 deutsche Quadratmeilen anstatt 236 d Q. » 35, 14. » j> » welches anstatt weches. » 38, 18. » » » » Ronelap anstatt Bonelap. » 49, 10. » » » » Salanganenart anstatt Salangenart. » 50, 3. » oben, » Todirhamphus anstatt Todiramphus. » 54, 18. unten, » 154 anstatt 151. » 60, 1 » » 3- Finlaysonianum anstatt Finlay sonianum. » 70, 6. » » y> laevepnnctatum anstatt laevepunctutnm. » 96, 17. » » oben, » ihrer Wurzel anstatt seiner Wurzel. » 96, 4. » » unten, » linguistisch anstatt languistiscli. » 183, 6. » » Malakal anstatt Maakal. » 247, 2. » » 7 anstatt 6.9. » 269, 14. » » oben, » Godeffroy anstatt Geoffroy. » 270, 17. » » » » Explox-ings anstatt Exporings. » 271, 17. » » » » Flechtenvegetation anstatt Flechtenvegetction » 271, 7. » » » > Physcia anstatt Pyscia. » 27 1 , 8. » » unten, » Upolu anstatt Upalu. » 272, 11. » » oben. continnus anstatt contignus. » 272, 6. » » » sterilem anstatt streilem. » 273, 13. » » » » steril anstatt streik » 275, 23. > » » » Naggara anstatt Noggara. » 276, 22. » > j> Tongatabu anstatt Tungatabu. y> 276, 29. » » » » Yiti Levu’s anstatt Leon’s. » 276, 16. » unten, » Upolu anstatt Upalu. » 277, 18. » oben, Yiti Levu anstatt Yiti Leon. » 277, 25. » » » » Brisbane anstatt Brisbane. » 280, 5. » » > » Schlauchschichte anstatt Schlauchspitze. » 280, 10. » » » Sporoplasten anstatt Sporoblasten. » 280, 17. > » » » caerulescens anstatt coerulesiens. » 281, 15. » » unten, » Gran ad. anstatt Granat. s 283, 5. » oben. 7> continuus anstatt contiguus. » 283, 4. » » » » Krphb. anstatt Verphb. » 284, 10. y> unten, Thallus mit Kali anstatt Thallus und Kali. » 285, 10. » oben, » Krphbr. anstatt Krphtr. » 285, 15. » » » » » Krpht. » 285, 2. > unten, » Sporoplasten anstatt Sporoblasten. » 287, 5. » oben, » Funafuti anstatt Fanafuti. M. JOURNAL DES Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche föittheilungen. Heft I. Inhalt. Vorwort. 1. Topographie der Schiffer-Inseln, von Dr. E. Gräffe. S. 1—32. 2. Die Lagune von Ebon, nach brieflichen Mittheilungen von J. Kubary. bearbeitet von Dr. E. Gräffe. S. 33—47. 3. Lieber eine Sendung Vögel aus Huahine von Dr. E. Gräffe. S. 48-51. 4. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos- und Hervey-Inseln, von Dr. Chr. Luerssen. S. 52 — 62. 5. Untersuchungen über Diatoinaceen-Gemische ; ein Beitrag zur Flora der Südsee, von Otto N. Witt. S. 63—70. Tafel ii. Tafel I. a) Karte von Savaii und Upolu. b) Karte vonTutuila und Manua-Inseln. c) Karte von Rosa-Insel. d) Uebersichts-Karte der Samoa-Gruppe. Tafel 2. 3 Profile der Insel Upolu, von L. Friederichsen. Tafel 3. Ansicht von Apia. Tafel 4. Hüttengruppe Puapua auf Savaii, nach einer Originalphotographie von J. Kubary. Tafel 5. a) Ansicht des Deutschen Con- | nach Original- sulats-Gebäudes in Apia. Photographien b) Küstenstrich Amoa aufSavaii. j von J. Kubary. Tafel 6 Racentypen und ethnographische Gegenstände von Ebon-Insel, nach Originalphotogr. v. J. Kubary. Tafel 7. 6 Abbildungen von Ptilinopus-Arten der Südsee- Inseln, nach der Natur gezeichnet. Tafel 8. Diatomaceen der Südsee, von Otto N. Witt. Holz sch nitte. Karte der Ebon-Gruppe, nach J. Kubary. S. 33. Ansicht der Passage in die Ebongruppe, nach einer Origi¬ nalphotographie von J. Kubary. S. 34. I von ! L. Fried erichsen. HAMBURG. L. Friederichsen & Co., T , a n <1 - und See k arte n li andl n ti g. Geographische und nautische Verlagshandlung. 1873. Uebersetzungsrecht Vorbehalten. Entered at Stationers’ Hall. Druck von G. J. Herbst, Hamburg. Vorwort. Oer Gründer des Museum Godeffroy entwarf vor zehn Jahren den Plan, natur- wissenschaftliche Sammlungen im Interesse der Wissenschaft anzulegen. Zur Erforschung verschiedener Länder, besonders Australiens und der Südsee wurden mehrere Reisende angestellt; ausserdem erhielten die Capitaine der eigenen Schiffe den Auftrag, naturwissenschaftliche Gegenstände, sowie ihre Beobachtungen und Erfahrungen in geographischer Hinsicht zu sammeln und darüber zu berichten. Von Autoritäten der Wissenschaft wurden die erhaltenen Novitäten mit der anerkennenswerthesten Bereitwilligkeit bearbeitet und theils in Zeitschriften, tlieils aber in besonderen Abhandlungen sowohl in Deutschland, wie auch in England und Frankreich veröffentlicht. Um nun nicht in der Folge, wie bisher geschehen, diese Mittheilungen zersplittert der wissenschaftlichen Welt vorzuführen, beabsichtigt das Museum Godeffroy alles demselben zugehende geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Material in einer Reihe Abhandlungen, in zwanglosen Blättern gesammelt, erscheinen zu lassen. Das Museum, bereits im Besitze der freundlichsten Zusicherungen des ferneren Beistandes der Autoritäten, die in vorerwähnter Weise das Unternehmen bisher förderten, giebt sich der Hoffnung hin, bei allen Gelehrten der verschiedenen Fächer auf eine gleiche thätige Unterstützung wie bei Jenen rechnen zu dürfen. Dr. Eduard Greife , der nach zehnjähriger Thätigkeit für das Museum seit Kurzem aus der Südsee zurückgekehrt ist, wird seine gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen in diesen Blättern niederlegen. Derselbe wird zunächst ein Bild der Inseln Polynesiens und zwar besonders der Schifferinseln und dann des dortigen Thier- und Pflanzenlebens entwerfen, sowie die ferner eingehenden Berichte der noch für das Museum im Auslande weilenden Reisenden in den folgenden Abhandlungen bearbeiten. Hamburg, December 1872. Samoa oder die Schifferinseln. Yon Dr. Eduard Graeffe. I. Abschnitt: Topographie von Samoa. Topographie der Schifferinseln. er nach langer Seereise dem rauhen und kalten Meeresstriche der südlichen Breiten, um das Cap der guten Hoffnung und Australien herum, eben entronnen ist, und endlich aus dem eintönigen Meereshorizont das Gestade eines Landes emportauchen sieht, dem ist jede, auch die ödeste Küste, ein willkommener Buhepunkt für das Auge. Um so entzückender ist daher der Anblick der grünen, hohen Eilande der Südsee, umkränzt von einer weissen Schaumlinie des am Corallenriffe brandenden Meeres. Bis hart an den Strand wehen die schlanken Cocospalmen ihre gefiederten Kronen und bilden mit den Brodfruchtbaum-Hainen einen frischen, dunkelgrünen Saum um die Insel, hinter welchem sich malerische Berggipfel erheben, die an ihren mit dichtem Wald bedeckten Abhängen silberweisse Wasserfälle durchschimmern lassen. Ueber dieses ganze herrliche Gelände ergiesst sich das volle Licht einer tropischen Sonne mit allen seinen wunderbaren Farbentönen und kräftigen Schlagschatten. Diese Inseln, welche dem Besucher so reizend von der Seeseite entgegentreten, werden von den Eingebornen Samoa, auf den Seekarten Schifferinseln genannt. Dieselben liegen in einer Bichtung hintereinander, entsprechend der Bichtung des herrschenden Süd-Ost-Passates, zwischen 13n 27' bis 14° 22,5' südliche Breite und 169° 28' bis 172° 48' westliche Länge von Greenwich (die Insel Rosa ausgenommen) also in dem Striche der Südsee, welcher als nördliche Grenze der tropischen Zone bezeichnet wird, wo diese in die aequatoriale Zone übergeht. Die ganze Gruppe besteht aus acht grösseren und fünf kleineren Inseln. Die ersteren, von Ost nach West gehend, heissen: Manna, Oloscga, Ofu, Tutuila, Upolu, Manono, Apolima und Savaii. Am Ostende von Upolu liegen die vier kleineren Inseln Nuutele, Nuulua, Fanuatapn und Namua; am Ostende von Tutuila die Insel Anim. Etwa 70 Seemeilen nach Osten von Manua- liegt die Coralleninsel Rosa, die man auch noch zu dieser Inselgruppe zählt. Es umfassen diese Inseln zusammengenommen einen Flächeninhalt von 1086,9 englischen oder 236 deutschen Quadratmeilen. Von diesen kommen auf Savaii 659,0, Upolu 335,6, Tutuila 52,2, Manua 20,0, Oloscga 6,0, Ofu 9,0, Manono 3,3, Apolima 1,8 englische Quadratmeilen. Wir sehen aus diesen Zahlen, dass Savaii die grösste Insel der Gruppe ist. Es hat dieselbe eine rhombische Form mit wenigen vorragenden Landspitzen. Die westlichste Landspitze heisst Falealupo, die nördlichste Matautu und die tödlichste Tofua. Entsprechend der abgerundeten Gestalt der Insel hat dieselbe wenige Buchten, die grössten sind die von Palauli, Asaua, Salailua und Matautu, von welchen aber nur die letztere als Hafen für grössere Schiffe in der Passatzeit zu gebrauchen ist, da die anderen durch Biffbildungen verengt und unzugänglich gemacht sind. 4 Zwei parallele Gebirgsketten, die aber vielfach durch Seitenkämme Zusammenhängen, durchziehen Savaii von Osten nach Westen. Der eine Gebirgszug läuft der Südküste entlang und fällt meist steil nach derselben ab. Die andere Kette zieht sich mehr der Mitte der Insel entlang, im Osten mit dem zackigen Vorgebirge, dem Tuasivi, sich erhebend, und gegen das westliche Vorgebirge von Falealupo verlaufend, senkt sie sich nur allmälilig, und unter Plateaubildungen, nach der Nordküste ab. Nach Westen und Nordwesten aber nähert sich diese Kette, hinter der Bucht von Safoto , der Küste und fällt stellenweise steil gegen dieselbe ab. Ueberall, wo das Gebirge der Küste sich nähert, finden wir Steil - Küsten und diesem entsprechend, keine Riffbildungen, während an den Stellen, wo das Gebirge von der Küste zurücktritt, flache Strandbildungen und Küsten- oder Dammriffe vorhanden sind. Die Gebirge Savaii’ s sind sämmtlich vulkanischer Natur und bestehen theils aus ganzen Reihen von Vulkanen, theils aus mehr isolirten kleineren Kratern. Einer der höchsten Gipfel, der Mudberg, landeinwärts vom Dorfe Aopo, zeigt in seinem Gipfelkrater einen Auswurfskegel von losen Scorien und Asche, die so wenig verwittert sind, dass man annehmen kann, sie kommen von einer Eruption her, die nach der Aussage der Eingeborenen vor 100 bis 200 Jahren stattgefunden hat. Ausser diesen Zeichen nicht sehr alter vulkanischer Thätigkeit finden sich in vielen Theilen der Insel, namentlich der nordwestlichen Küste entlang von Sasina nach Asaua hin, meilenweit ausgedehnte schwarze Lavafelder, die durch atmo¬ sphärische Einflüsse noch wenig zersetzt sind. Die Eingeborenen nennen diese Felder „ ole mu“ das Glühende, ein weiterer Beweis von dem geringen Alter derselben , da die Erinnerung an die Erscheinung noch in der Ueberlieferung lebt. Bei ihrer grossen Ausdehnung und da die Fussstapfen der Menschen nur geringe Spuren in ihnen hinterlassen, sind sie dem Wanderer gefährlich; nicht nur Europäer, sondern selbst Eingeborene sind tagelang von Durst und Hunger gepeinigt zwischen diesen Lavamassen herumgeirrt. Ein anderes, noch grösseres, aber älteres Lavagebiet befindet sich einige Meilen von der Küste an der Ostseite der Insel. Es ist das sogenannte » faasaleaga « Gebiet, das sich von Liaietele landeinwärts bis nach Palauli hinabzieht. Es besteht dasselbe theils aus chaotisch über einander geworfenen Blöcken, theils aus Landstrecken, übersäet mit kleinen scharfkantigen Steinen. Solchen höchst steinigen Boden findet man mehr oder weniger stark ausgeprägt fast überall auf den Inseln der Samoagruppe und ist derselbe merkwürdigerweise trotz dieser Beschaffenheit mit üppiger Vegetation bekleidet, sobald die Steine nicht allzu dicht liegen. Die Gewässer der Insel Savaii zeigen ein eigenthümliches Verhalten, indem man, obgleich das Gebiet der hohen, dicht bewaldeten Gebirge sehr umfangreich ist, keine irgend bedeutenden Elüsse in’s Meer ausmünden sieht. Da aber an den Abhängen der Berge zahlreiche Waldbäche in tief eingegrabene Tobel und Abstürze herabfliessen , so muss man fragen, wohin dieses Wasser kommt. In der Nähe des Dorfes Liaietele an der nordöstlichen Seite der Insel sieht man ein ziemlich bedeutendes Flüsschen, aus dem Gebirge kommend, plötzlich unter Cascadenbildung in einer weiten und tiefen Felsenhöhlung verschwinden. Nur nach sehr starken Regengüssen sammelt sich das Wasser in der Höhlung und überfliesst schliesslich, worauf das, die grösste Zeit des Jahres trocken liegende Flussbett, welches von der Versch windungsstelle bis zum Meere führt, sich mit Wasser füllt. Auf ähnliche Weise verschwindet das Wasser an vielen Stellen in unterirdischen Höhlungen, die in der Richtung der Lavaströme zum Meere führen, und kommt alsdann ausserhalb des Riffes im Meere getrübt, und Blätter und Früchte mit sich führend, wieder zum Vorschein. Hiermit im Einklang steht auch wahrscheinlich die Erscheinung, dass fast überall am Strande der Insel zur Zeit der Ebbe frisches Wasser emporquillt. Im sandigen Strande verliert sich dasselbe, sind aber Klippen vorhanden, so sammelt es sich in Höhlungen zwischen denselben an, so dass es zum Trinken und Baden benutzt werden kann. Die Eingeborenen haben vielfach diese Behälter durch Ummauerung und o tiefere Ausgrabung vergrössert , um auf diese Weise Badeteiche zu gewinnen. Die schönsten derselben findet man um Amoa hei Faga. Das Wasser ist jedoch leicht brackisch, da zur Fluthzeit immer etwas Seewasser eindringt. Die Insel Savaii ist nur zum kleinsten Theile bewohnt, da das ganze Innere derselben fast nur Berge und Hochthäler mit Urwäldern bedeckt enthält. Die Küste ist fast allein bewohnt, und nur einige wenige Dorfschaften oder Hüttengruppen finden sich einige Meilen von der Küste entfernt. Als Inland-Dorfschaft ist namentlich zu bezeichnen Aopo etwa G englische Meilen landeinwärts von dem Dorfe Sasina an der Nordküste; ferner Palapala 4 — 5 Meilen von Lialetele. Diese Ortschaften bestehen aus ungefähr 15 — 20 Hütten, allein es ziehen gegenwärtig die Eingeborenen immer mehr aus diesen Landdörfern der Küste zu, da denselben die weite Entfernung, wegen des wachsenden Verkehrs, zu unbequem ist, und zum Theil auch die Missionaire die Leute in ihrer Nähe in den Küstendörfern haben wollen. Diese Inland-Dorfschaften sind wahrscheinlich nicht freiwillig gegründet worden, sondern es sind Gemcindschaften, die durch Kriege nach dem Innern gedrängt wurden, denn der Polynesier ist zu sehr auf das Meer angewiesen, um dasselbe nicht in seiner Nähe haben zu wollen. Der Samoaner, der kein festes Salz zu gewinnen gelernt hat, geniesst doch dasselbe in der Form des Seewassers, mit welchem er gewisse Gemüse zubereitet. Ausser dem Salz bietet ihm das Meer an Fischen und Seethieren auch die nöthige animalische Nahrung, welche ihm die geringe, mehr für Festlichkeiten aufgesparte Anzahl von Schweinen und Hühnern nicht hinreichend gewährt. Endlich gedeiht die für den Polynesier so höchst nützliche Cocospalme am besten am Meeresufer, und ohne diese kann man sich den Polynesier fast gar nicht denken, so vielfach sind seine Bedürfnisse von den Producten dieser edeln Palme abhängig. Unter den Dorfschaften oder Hüttengruppen der Küste ist vor allen das an der Ostküste gelegene Safotidafai zu nennen, welches von Alters her die grösste Macht in Savaii entfaltet hat und der Sitz der angesehensten Häuptlinge war. Es ist dieser Theil, wie überhaupt die Ostküste, der schönste und an Cocospalmen reichste von Savaii. Es liegen die zahlreichen Hütten Safotulafai’ '.s, umgeben von diesen Palmen und vielen Brodfruchtbäumen, an einer kleinen Einbuchtung der Küste. Das Corallenriff läuft hier etwa eine halbe bis ganze Seemeile vom Strande entfernt, und schliesst auf diese Weise einen Canal ruhigen Wassers ein, auf welchem ein lebhafter Verkehr von Kähnen und Böten, der Küste entlang, auf- und abwärts stattfindet. Die französische Mission hat hier eine hübsche kleine Kirche mit bunten Glas¬ fenstern erbaut und die dort residirende protestantische Mission der englischen Staatskirche hat dort ebenfalls ihren Tempel aber im polynesischem Style, einfach und unansehnlich. Eben solche einfachen Gotteshäuser findet man wreiter die Küste hinab nach Süden, in den grossen Dörfern Sapapalii und Iva. Letzterem Orte gegenüber befindet sich eine breite Riffpassage, die Ivapassage, durch wmlche meistens die von Upola kommenden Kähne und Böte einlaufen. Die Ufer fangen aber hier in Iva, und noch mehr bei dem im letztem Kriege niedergebrannten Salelologo an, höher und felsiger zu werden, um gegen die Landspitze von Tofua zur Steilküste überzugehen, wo denn auch das Küstenriff sich endigt. Um die Landspitze von Tofua herum zeigen sich nun steil in's Meer abfallende Felsen, an welchen mit donnerartigem Getöse die südliche Brandung schlägt. Der Berg Tofua (Tofua Savaii), etwra 1,000 Fuss hoch, bildet das nach Süd-Osten vorspringende Vorgebirge Savaii’ s. Hat man diesen felsigen, unnahbaren Küstenstrich umsegelt, so gelangt man nach der kleinen Bucht von Tofua und der aus wenigen Hütten bestehenden gleichnamigen Ortschaft. Es ist diese Bucht aber nur für kleine Kähne und Böte zugänglich und bei starken Süd-Ost- Winden selbst für diese das Einlaufen gefährlich. Geeigneter für diesen Zwreck ist schon die weiter nach Westen gelegene grosse Bucht von Falauli, an welcher die beiden grossen Hüttengruppen Palaidi und Satupaitea liegen. Diese Bucht stellt ein schönes Oval dar, ist aber leider durch Corallenriffe , die sich G quer durch dieselbe erstrecken, für grössere Schiffe ganz unzugänglich, und da sie ferner nach Süden ganz offen ist, auch für Doppelkähne und Segelböte nicht ohne Gefahr, da die Oeffnungen zwischen den Riflbänken sehr schmal und gekrümmt sind. Die beiden Dörfer Palauli und Satupaitca sind wohl neben Sofotulafai und Matautu zu den grössten und volkreichsten von Savaii zu zählen. Die Häuptlinge von Satupaitca tragen den sonderbaren Namen »Pea« d. h. der fliegende Fuchs (Pteropus), auch anderwärts in Samoa als aristokratischer Beiname geführt, und trägt der fliegende Fuchs dort einen anderen eingeborenen Namen. Es hat dieser Bezirk, Lefalelua genannt, vielfach mit Safotulafai um den Vorrang gekämpft. Selbst zwischen den so nahe gelegenen sich berührenden Ortschaften Satupaitca und Palauli hat vor wenigen Jahren ein heftiger Kampf stattgefunden, wobei die erstere der Uebermaeht der mit Palauli verbündeten Bezirke unterlag und erheblich zerstört wurde. In beiden Dörfern sind Kirchen der wesleyanischen Mission, die einen Missionair in Satupaitca hält, der dort ein hübsches geräumiges Haus bewohnt. Hier in der Bucht von Palauli laufen gewöhnlich die grossen Doppelkähne ein, mit welchen die jungen Tonga¬ leute nach Savaii kommen, um sich tattuiren zu lassen. Hinter Satupaitca, zwei Meilen von der Küste, liegt das Dorf Uliamoa. Die Berge treten hier mit Höhen von 3500 — 4000 Fuss bis nahe an die Küste. Diese ganze Südküste von Palauli bis nach Salailua ist Steilküste mit wenigen kleinen Einbuchtungen, wie die, woran die Ortschaft Tufu liegt, welche von allen Seiten von Bergen begrenzt ist, die hier der Küste am nächsten treten. Zwischen Tufu und Salailua bildet die Insel eine zweite, nach Süden vorspringende Ecke, bei der die kleine Ortschaft Taga liegt, und wendet sich von diesem Punkte ihre Küste nach Norden und Westen um. Salailua ist eine ziemlich ansehnliche Ortschaft, deren Einwohner sich durch besonderen Fleiss in der Verfertigung von Cocosnussöl und anderen Handelsproducten auszeichnen. In der Bucht von Salailua können kleinere Segelböte und Doppelkähne ankern. Von Salailua, über Gagaemalae, Foa , Sagonc, Togatuli, Samata und Fagafao, Dorfschaften, die der Küste entlang in kleinen Einbuchtungen liegen, ist ebenfalls Steilküste, bis nach Falelima zu. Am letzteren Orte fangen die Berge an, sich von der Küste zurückzuziehen, und ist auch wieder etwas Riffbildung, an langen flachen Buchten, bis zu der, ebenfalls Tufu genannten, Hüttengruppe zu bemerken. Das westlichste Vorgebirge von Savaii heisst Falealupo , und liegt die gleichnamige Ortschaft an einer flachen, schutzlosen Bucht. Die Umgegend ist sehr steinig und mit grossen Lavablöcken besäet; man findet daselbst die harte Holzart, Pau genannt, aus welcher früher die Keulen, Speere und Tanoas verfertigt wurden. Bei der Betrachtung der Nordküste von Savaii finden wir zunächst von Falealupo an, felsige Steil¬ küsten abwechselnd mit flachen Einbuchtungen, an welchen die Orte Papa und Sataua liegen, bis wir zur tiefen Bucht von Asaua kommen. Obgleich von grossem Umfange, ist dieselbe dermassen mit Corallbildungen und Sandbänken erfüllt, dass sie nur für die kleineren Kähne der Eingeborenen zugänglich ist. Die Hütten von Asaua liegen am Grunde der nach Südosten ih's Land sich erstreckenden Bucht. Von Asaua beginnt nun abermals eine höchst rauhe und steile Küste, die sich fast bis zur Mitte der Nordküste, wo das Dorf Sasina liegt, erstreckt. Längs dieser Küste liegen manche kleine Hüttengruppen hoch an den Felsenabhängen nach dem Meere zu, deren Einwohner vom Verkehr abliegend, wohl am reinsten die ursprünglichen Sitten der Samoaner beibehalten haben. Mit Sasina beginnt eine sanftere und flachere Küstenbildung, und mit dieser treten auch reich bevölkerte Dorfschaften auf. Sasina und Safune liegen an der gleichen Küsten¬ ausbuchtung, die von einer Corallenriffbildung geschlossen ist, die keine guten Passagen hat; indessen können seihst grössere Seeschiffe soweit in die Bucht gelangen, um in ruhigem Wasser zu ankern. Von Sasina führt ein Fusspfad nach dem Inlanddorfe Aopo hinauf. Derselbe windet sich anfangs durch die reich kultivirte Ebene mit ihren Cocospalmen, Brotfruchtbaum-Hainen, Bananen und Feldern, mit dem 7 saftgrünen Taro und der Baumwolle, abwechselnd mit lichten Waldungen, zu einigen Hütten, zwei Meilen von Sasina, dann durch den Mu, kahle, mit spärlicher Vegetation versehene Anhöhen aus alten Lavafeldern bestehend, auf ein Plateau. Das letztere, welches mit reichlicher Vegetation und vielen Cocospalmen besetzt ist, durchschreitend, gelangt man zu den Hütten von Aopo. Safune ist einer der schönsten Orte von Savaii ; in höchst malerischer Umgebung liegen seine Hütten, theils dem Strande entlang, auf feinem, weissen Sandgrunde, theils zwischen den Brodfruchtbäumen und Pisangarten halb versteckt, an den um die Bucht sanft aufsteigenden Anhöhen. Dem Strande entlang sind die mit klarem Wasser angefüllten Bassins zwischen den Klippen angelegt, in welchem man fast zu jeder Tageszeit die fröhlichen Bewohner von Safune sich baden und belustigen sieht. Geht man von Safune auf dem der Küste entlang führenden Fusspfade, der bald über die Felsen der Küste, bald durch Wälder und cultivirte Ebenen führt um die Landspitze von Safune herum, so gelangt man zu den Hütten von Safoto. Dieselben liegen an einem flachen Strande, der sich zwischen zwei felsigen Landspitzen ausbreitet. Ueberschreitet man ostwärts gehend die Anhöhe, welche das Vorgebirge bildet, so gelangt man zu der Bucht von Matautu. Es ist dieses der einzige Hafenplatz Savaii’s, wo grössere Schiffe in der Zeit der regelmässig wehenden Passate, mit Sicherheit nahe dem Lande ankern können. Diese Bucht ist übrigens nicht wie die meisten in Samoa durch ein Riff mit Passagen geschlossen, sondern das Riff geht dem Strand entlang, und bildet nur an der östlichen Landspitze einen in die Bucht vortretenden Ausläufer. Aus dieser Bildung geht hervor, dass die Bucht nur gegen die östlichen Winde und deren See schützt, für die westlichen Winde aber schutzlos ist, und den Schiffen ausserdem kaum gestattet, wieder hinaus zu segeln. Die östliche Landspitze von Matautu ist der nördlichste Punkt von Savaii und der ganzen Gruppe und wregen seiner Lage, da er von den Winden stets bestrichen werden kann, und da keine Sümpfe vorhanden sind, die gesundeste Gegend von Samoa. Es steht an derselben ein grosses hölzernes Haus, welches ein Handelsagent der deutschen Factorei in Apia sich hat bauen lassen, und können vorbeisegelnde Schiffe , an einem dort befindlichem Flaggenstocke schon von Weitem die deutschen Farben wehen sehen. Ausser diesem im europäischen Style gebauten Hause, befindet sich auch in Matautu das Haus eines Missionairs, des Herrn Pratt, der sich am längsten dort aufgehalten hat und der, als ein sehr gebildeter Mann, grossen Einfluss auf die Eingeborenen erlangt hat. Matautu ist eine volkreiche Ortschaft, deren zahlreiche Hütten der ganzen Bucht entlang zwischen Cocospalmen und Brodfruchtbäumen liegen. Hinter der Nordspitze von Matautu geht das Corallenriff von der Küste ab, und begleitet den flachen Strand, einen Canal ruhigen Wassers einschliessend , bis hinter die Ortschaft von Saleaula. Dieser ganze Strand am Meere, aus rveissem Sand gebildet, ist mit zahlreichen Cocospalmen bewachsen, und gehört zu den productiven Gegenden von Savaii. Hütte reihet sich hier an Hütte, auch sieht man zahlreiche Kirchen, bald dieser, bald jener Confession oder Secte angehörend, bis zu der Ortschaft Saleaula, wo das Küstenriff endet und wieder Steilküsten beginnen. Bei Saleaula ist eine grosse Höhle, welche zahlreichen Fledermäusen und Schwalben zum Aufenthalte dient. Hinter diesem Platze biegt sich die Küste allmählig nach Südosten ab und beginnt wieder ein rauher, felsiger Küstenstrich, der mit Waldung bedeckt ist Will man von Saleaula nach dem Amoa-District gehen, so verfolgt man nicht die Küste, sondern biegt hinter Saleaula landeinwärts auf einer breiten und schönen Strasse, ole ala tonga genannt, ab. Diese Strasse stammt, wie schon der Name sagt, aus der alten Zeit, wo nach der Tradition die Tonga- Leute Samoa erobert hatten und überall gute Strassen bauen Hessen, wie sie es auf ihrer eigenen Insel gewohnt waren. Die obige Strasse ist stellenweise erhöhet und mit Seitengräben versehen, und führt zunächst erst seewärts nach dem Dorfe Lialetele 5 von da landeinwärts zu dem Dorfe Palapalä und von dort nach Amoa hinüber; doch ist gegenwärtig diesse Strasse theilweise von der Waldvegetation überwuchert und 8 nur noch als Fusspfad zu gebrauchen. Das Dorf Lialetele mit seinen wenigen Hütten liegt in einer felsigen, rauhen Gegend, die aber noch das Wachsthum der Cocospalmen erlaubt, und erstreckt sich das zur Ortschaft gehörende Culturland auf die landeinwärts gelegenen sanfteren Abdachungen. Es steht hier eine hübsche kleine Kirche der französischen katholischen Mission und einer ihrer Missionaire residirt hier. Hinter Lialetele beginnt ein, mit Wald bedeckter, sieben Meilen langer Küstenstrich, der ganz unbewohnt ist. Steilküsten begrenzen denselben nach dem Meere zu, und ein steiniger, beschwerlicher Fusspfad durch dunkle Wälder führt den Reisenden nach dem kleinen Dorfe Puapua, wo die Küste wieder milder wird und bald in flache Strandbildung mit Aussenriff übergeht. So wären wir wieder auf demselben frucht¬ baren Küstenstrich angelangt, auf welchem weiter südlich Safotulafai liegt. In früheren Zeiten soll nach Aussage der Eingeborenen dieser Küstenstrich von Lialetele bis Puapua manche Dorfschaften gehabt haben, auch sprechen Gruppen von Cocospalmen an dieser verlassenen Küste für diese Ansicht. So lässt sich überhaupt an vielen Orten nachweisen, dass vor mehr als hundert Jahren, also schon vor Ankunft der Europäer, eine Abnahme der Bevölkerung stattgefundea hat. Von den hinter Puapua bis Safotulafai liegenden Ortschaften sind noch besonders zu bemerken Amoa, nach welcher ein ganzer District benannt wird und Faga, hinter welcher landeinwärts ebenfalls noch eine Hüttengruppe, Tapulele, steht. In der Meeresenge, welche die eben besprochene Insel von Upolu trennt, liegen hinter einander von Ost nach West zwei Inseln, von denen die Upolu zunächst liegende Manono, die andere Apolima heisst. Apolima ist ein hoher, ganz selbständig aus dem Meere emporsteigender Vulkanberg, während Manono als eine Fortsetzung der westlichen Landspitze von Upolu erscheint, indem es von dem Ivüsten- riti'e von Upolu umschlossen wird. Die Insel Apolima, wörtlich die Handhöhlung, liegt dem südöstlichen Ende von Savaii, der Tofuaspitze, gegenüber, fünf Seemeilen von dieser entfernt und erhebt sich nach allen Seiten mit steilen, unzugänglichen Felsmauern aus dem Meere. Es stellt dieser Inselberg eine schief abgestutzte Pyramide dar und war offenbar ein Vulcan mit einem Krater auf der westlichen Seite, denn man findet hier eine muldenförmige Einsenkung und dem Meere zu eine kleine Bucht, zu welcher durch eine schmale Oeffnung in der Felsenmauer Kähne und Böte von aussen gelangen können. Es ist übrigens eine Landung auf Apolima nur bei wehendem Passate thunlicli und selbst dann ist grosse Vorsicht nothwendig, damit das Boot nicht bei der Einfahrt auf Klippen gerätli und bei der hohen Dünung schnell mit Wasser gefüllt wird. Die Einwohner Apolima’ 's sind zu Manono gehörig, ihre Hütten stehen in der erwähnten muldenförmigen Einsenkung zwischen Brotfruchtbäumen und Cocospalmen. Da diese Insel durch ihre natürliche Formation nur von einer Seite angreifbar ist und an dieser Stelle eine kleine Anzahl Leute jede Landung abwehren können, so ist sie von alten Zeiten her die natürliche Festung der Einwohner von Manono gewesen. War ein Ueberfall ihrer eigenen Insel zu befürchten, so brachten sie ihre Familien und ihr bestes Eigenthum an feinen Matten nach Apolima in Sicherheit. Von europäischen Verth ei digungs- mitteln unterstützt, müsste die Insel ganz uneinnehmbar sein. Die Insel Manono liegt etwa zwei Seemeilen ostwärts von Apolima im Riffe von Upolu. Es stellt diese Insel ein Oval dar und erhebt sich in der Mitte zu einem ungefähr 500 Fuss hohen Berge. Sein äusserst fruchtbarer Boden ist mit zahlreichen Cocospalmen, Brotfruchtbäumen, Pisang- und Baum¬ wollen- Anpflanzungen bedeckt und nur noch wenig Waldung an der Bergkante vorhanden. Die nördliche Küste Manono’ 's ist etwas höher und felsig und ist diese natürliche Unzugänglichkeit vielfach durch Befestigungswerke , aus cyclopischen Mauern bestehend, verstärkt worden. Die andern Seiten Manono’ s 9 sind mehr flach und reihet sich hier Hütte an Hütte, alle sehr sauber gehalten und mit hübschen Rasen¬ plätzen umgeben. Die zahlreiche Bevölkerung, die sich als die Aristokratie von Samoa betrachtet, und deren Häuptlinge als die angesehensten und einflussreichsten gelten, wohnt in mehreren durch Namen unterschiedenen Ortschaften, die sich den Küsten entlang erstrecken. Es sind die Bewohner von Manono, für das die Gruppe umspühlende Meer, was früher die Yenetianer für das Mittelmeer waren, kühne Schiffer, mit der Tendenz, sich die Küstenstriche der grösseren Inseln tributpflichtig zu machen. Sie sind im Besitze grosser Doppelkähne, welche noch in dem letzten Kriege, mit europäischen Kanonen versehen, unter der Anführung des Häuptlings Piliopo , die Fahrzeuge der Tuamasaga- Partei zerstörten. Manono ist eigentlich das Herz des samoanischen Lebens, und es entwickeln unzweifelhaft deren Bewohner die grösste Energie und Anhänglichkeit für die nationalen Sitten und Gebräuche. Sollte irgend eine fremde Macht die Gruppe sich anzueignen suchen, so wird Manono den meisten Widerstand leisten. Während auf allen Inseln der Gruppe weisse Ansiedler sich in Besitz von Landstrecken gesetzt haben, hat noch keiner in Manono Fuss gefasst. Erwähnungswerth ist ferner noch die grosse Anzahl der längs der Küste hoch aufgemauerten Gräber ihrer Häuptlinge, deren Kriegsthaten und Genealogie im Munde des Volkes leben. Beachtenswerth für die Genealogie der Manonohäuptlinge ist eine theilweise Mischung mit tonganischen Geschlechtern. Auf einer Anhöhe an der Ostspitze von Manono steht das ansehnliche Haus des Missionairs der Wesleyanischen Mission, die dort zuerst ihre Wirksamkeit in der Samoagruppe angefangen hat. Der Meeresarm, welcher die Insel Manono von der grossen Insel JJpolu trennt und von den Fortsetzungen der Aussenriffe, welche die Nord- und Südküste letzterer Insel begleiten, nach aussen abgeschlossen wird, ist seicht und von zahlreichen Untiefen erfüllt, welche bei niedrigem Wasserstande die Ueberfahrt erschweren. Es ist wahrscheinlich, dass durch die fortschreitende Corallenhildung dieser Arm mit der Zeit völlig trocken gelegt werden wird, aber erst nach Jahrhunderten, da die Corallenhildung nur langsam vor sich geht, und die mit der Fluth und den Stürmen einbrechende See immerfort ausgleichend wirkt. Bei der Betrachtung der Insel JJpolu heben wir vor allem ihre langgestreckte Gestalt hervor. Ihre grösste Länge, fast genau von Ost nach West sich erstreckend, zählt 37 Seemeilen, während die grösste Breite nur 11 Seemeilen enthält. Das Gebirge durchzieht die ganze Insel der Länge nach, dem Rückgrat eines Wirbelthieres vergleichbar, das ihr Halt und Festigkeit giebt. Es besteht diese Gebirgskette, welche näher der Südküste liegt, und gegen diese zu etwas steiler abfällt, als gegen Norden, aus einer Reihe erloschener Yulcane und domförmiger Erhebungen basaltischer Felsmassen. Die grösste Erhebung ist in der Mitte der Insel, ungefähr wo der Kratersee Lanuto liegt. Die steilste Erhebung findet man aber gegen das Ostende der Insel. Dort erhebt sich das Land fast durchgängig mit steilen Felswänden aus dem Meere, und nur kurze, flache Ausbuchtungen, zwischen den Gebirgsgabelungen nach dem Meere zu freilassend, wo die Eingeborenen sich festsetzen konnten. So beschaffen ist der Küstenstrich von Falefa an der Nordseite bis zur Ostspitze von JJpolu und an der Südküste von Selani nach dem Cap Tapaga, also etwa das östliche Drittel der Insel umfassend. Entsprechend dieser Bildung finden vir an diesem Theil von JJpolu keine Corallenbildung, die als schützendes Aussenriff die Insel umsäumt. Erst hinter Falefa streckt sich die Küste nach dem Meere zu, mit stellenweiser Unterbrechung, durch steil sich zur See hinabsenkende Gebirgsausläufer. Von Laulii an, etwa 4 — 5 Seemeilen östlich von Apia, wird die ganze Gebirgsbildung weniger schroff, mehr abgerundet und mit langgezogenem, sanften Abfall gegen das Meer. Demgemäss sehen wir auch diesem Küstenstrich entlang, ununterbrochen bis zum Westende der Insel, eine fortlaufende Corallenriff'bildung, gleichsam die Kante bezeichnend, wo der Küstenabhang plötzlich steiler sich herabsenkt. So finden wir hier ein Dammriff, das parallel mit der Küste laufend, einen bald breiteren, bald schmäleren Seeraum kanalartig abschliesst, der nur stellenweise, durch Oeffnungen in dieser Corallenmauer, mit der 2 10 Aussensee in Verbindung steht. Solche Riffpassagen correspondiren meistens mit den Ausmündungsstellen süsser Gewässer oder mit den tiefen Spaltungen in der Landmasse. An der Südküste von Upolu ist diese Riffbildung nur schwach auftretend, bald ganz unterbrochen, bald nur hart der Küste anhängend, und nur an wenigen Stellen ein der Küste parallel laufendes Aussenriff darstellend. Dieses hängt wieder mit dem steileren Gebirgsfall an dieser Seite zusammen. Am Westende der Insel, schon mit dem letzten Drittel von JJpolu beginnend, finden wir ein allmähliges Ausstreichen der centralen Gebirgsmasse zu der Ebene von Aana. Aus dieser Ebene erhebt sich jedoch gegen das Westende der Insel zu der hohe Kraterberg von Tofua. Die Westspitze selbst besteht aus dem allmälilig unter das Niveau des Meeres sich senkenden Abfall dieses Berges. Aus der langgezogenen Form des Landes können wir schon im Voraus schliessen, dass dasselbe keine grosse Flüsse haben wird. Dem entspricht auch der Thatbestand; indessen sind doch, im Gegensatz von Savaii, viele kleinere Flüsschen vorhanden, die mit nicht ganz unansehnlichen Wassermengen und starkem Gefälle in’s Meer münden. Zu den tieferen und bedeutenderen dieser Flüsse gehören der Sigago, und der Vailoafluss bei Vaiusu *); ferner der Letogofluss, der Vaitqfa bei Falefa, der Uafatafluss und der Fluss bei Salani, der übrigens nicht in’s Meer mündet, sondern in eine unterirdische Höhlung sich ergiesst. Neben diesen sind aber noch zahlreiche, fast eben so lange und tiefe Flüsse der Nord- und Südküste zu bemerken. Die wenigsten fliessenden Gewässer hat das Westende von Upolu. Alle diese Flüsse sind wahre Gebirgs- ströme. Bei lang andauernder Trockenheit versiechen manche ganz, während andere nur verminderten Wassergehalt zeigen. Umgekehrt verwandeln andauernde Regengüsse dieselben zu reissenden Gewässern, deren trübe Fluthen, bei ihrer Einmündung in das Meer, noch lange im letzteren bemerkbar sind; zuweilen verursachen sie auch kleinere Ueberschwemmungen, indem sich der Fluss ein neues Bett wühlt. Durchschnittlich strömen diese Flüsse in tiefen Tobeln, deren Wände an manchen Stellen von 50 bis 300 Fuss fast senkrecht emporsteigen. Die Flüsse bilden auch viele Wasserfälle und man findet solche in dem Gebirge der Insel in erstaunlicher Menge. Daher ist dasselbe in Verbindung mit der üppigen Vegetation, namentlich den zierlichen Baumfarren und Schlinggewächsen, welche selbst sehr steile Ufer¬ wände bekleiden, reich an malerischen Stellen. Diese Wasserfälle sieht man oft weit vom Meere aus, als weisse Silberfäden herabhängen, aber eine noch grössere Anzahl liegt verborgen in tiefen Waldschluchten. Zu den bekanntesten gehört der Vaitqfafall bei Falefa, nicht weit vom Meere, ferner ein bei den Bergen hinter Apia gelegener, der über 300 Fuss Höhe hat und die kleineren Fälle des Papase im Vaiusiifluss. Bei letzterem sind die Felswände so glatt, dass die Eingeborenen zur Belustigung mit dem Wasser über dieselben hinabgleiten. Bei Safata an der Südküste befindet sich an dem Bergabhang, wo der Weg von Apia nach Safata sich herabzieht, ein hoher Wasserfall. Der Weg führt gerade durch das Bett des Flüsschens, über dem Falle, und haben sich daselbst schon Unglücksfälle ereignet, indem Reisende, durch den angeschwollenen Fluss watend, von dem Wasser weggeiissen und über den Fall hinab geschleudert wurden. Das Wasser dieser Gebirgsbäche ist bei gewöhnlichem Wasserstand von grosser Reinheit und Klarheit mit geringer Beimischung von kohlensaurem Kalk. Die Temperatur desselben, namentlich höher an den Bergen, im Schatten des Urwaldes, stets unter der der Luft, also 19° bis 15° Reaumur. Ueber den Reichthum der Insel an solchen Flüsschen kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man sieht, dass von Vailili bis Apia, auf einer Küstenstrecke von zwei englischen Meilen nicht weniger als sechs *) Die Aussprache der samoanischen Consonanten f, g, s und t betreffend, sei hier bemerkt, dass f, s und t meist hart ausgesprochen werden, also Vaiusu ähnlich wie Vaiussu, Vaitafa = Vaitaffa, Alepata = Alepatta etc.; das g hin¬ gegen ist ein Nasallaut und wird stets ng ausgesprochen, z. B. Letogo — Letongo. 11 Flüsschen münden. Man findet in denselben kleinere Fische, grosse Aale und namentlich Krebse aus der Familie der Garneelen, die sonst Meeresbewohner sind, doch davon später mehreres. Auch an Süsswassorseen hat Upolu keinen Mangel. Zu den Landseen gehören der weite seichte See, welcher sich bei Uafata befindet, ferner ein mit dem Meere in Verbindung stehender See hei Safata an der Südküste. Dieser See wird von einer sehr starken Quelle gespeist und enthält nahe dieser, am weitesten vom Meere entfernt, süsses Wasser. Von dieser Quelle an geht er, eine halbe Seemeile lang und Inseln bildend, dem Meere zu, wo sich eine schmale, durch eine Sandbank theil weise verschlossene Ausmündung befindet. Nur nahe dieser ist das Wasser brackisch, zeigt aber doch keine Mangroven, die sonst in der Nähe brackischen Wassers alle andere Vegetation verdrängen. Ausserdem befinden sich zwischen Falefa und Fagcäoa weite Strecken mit kleinen Teichen und äusserst morastiger Umgebung, eine Art Moor, doch ohne die spezifischen Torfmoore. An vielen Stellen der Küste, namentlich an der Vaiusubuclit und bei Sagana etc., sind ausgebreitete Brackwassersümpfe mit Mangrovenwäldern. Es scheinen dieses Stellen zu sein, wo früher Meer war, welches theils durch Cora lienbauten, theils durch Aufschwemmung durch die Flüsse verdrängt wurde und die das Meer nur noch zur Fluthzeit, durch lange gewundene Canäle cindringen lassen. Durch geeignete Dämme, welche das Eindringen des Meeres verhindern, und durch Gräben, die das Land trocken legen, würde man grosse Landstrecken für die Kultur gewinnen, die gegenwärtig nur der Gesundheit schädliche Dünste aushauchen. Eine eigenthümliche Art von Süsswasseransammlungen sind die Kraterseen; sie sind kreisrund oder oval und nehmen vom Rande aus rasch an Tiefe zu und liegen gewöhnlich im Grunde einer Bergvertiefung, welche offenbar Kraterhöhlungen erloschener Vulkane sind. Ob das Wasser aus Quellen in den Scitenwänden eindringt, oder Folge atmosphärischer Niederschläge ist, ist fraglich. Jedoeh dürfte das Letztere wahrscheinlich sein, da diese Kraterseen an den Gipfeln von Bergen und Hügeln liegen, wo Quellenbildung kaum stattfindet; ferner haben diese Seen keinen Abfluss, wenigstens keinen sichtbaren, welches doch bei constant eindringenden Quellen der Fall sein müsste. Der bedeutendste dieser Seen ist der Lanuto, landeinwärts von Apia, beinahe in der Mitte der Insel, doch etwas näher der Südküste zu gelegen. Er liegt auf einer Höhe von 2,570 Fuss, soll nach Wilkes eine Tiefe von 9^ Faden besitzen und befindet sich mitten iu dem waldreichen, feuchten Gebirge, welches das Innere von Upolu durchzieht. Um zu demselben zu gelangen, ersteigt man, von der Bucht von Vaiusu westwärts gehend, das Gebirge auf dem Ausläufer, der sich nach der Spitze von Faleula hinauszieht. Auf der Höhe wendet man sich ostwärts dem Kamme entlang wandernd, auf demselben Fusspfade der nach Safata auf der Südseite liinüb erführt. Mitten auf der höchsten, dichtbewaldeten Hochebene wendet man sich links vom Wege ab und gelangt zu einem hohen, breiten Hügel aus losen Lavablöcken gebildet, zwischen denen mächtige Bäume wurzeln. Auf dessen Höhe angekommen, öffnet sich ein grosser, weiter Kessel mit mehreren rundlichen Abtheilungen. Zu einer derselben steigt man die steilen, aber doch bewaldeten Wände hinab. Aus dem tiefen Dunkel des Waldes heraustretend, sicht man plötzlich die von der Sonne beschienene Fläche des kleinen, blauen Sees vor sich, dessen Rand von Binsen und Pandanen umsäumt ist. Den Hintergrund bilden die kesselartigen Wände des Kraters und deren höchst luxuriöse Waldstaffagc. Hier findet man namentlich eine Waldpalme, die mit geradem, säulenartigen Stamme, hoch über den V ald emporragt und die ihre Fiederkrone im Sonnenlicht badet. Hellgrün ist die Blattkrone dieser majestätischen Palme, dunkelgrün in allen Verschiedenheiten der bewaldete Seesaum. So ist überhaupt das Grün auf diesen Inseln in der Landschaft überwiegend, indem die Blüthcn, so schön manche derselben sind, von der übermächtigen Blattbildung in den Hintergrund gedrängt werden. Ein ähnlicher Kratersee findet sich in geringer Entfernung von Lanuto, aber mehr nach der Südküste zu. So mögen noch 2* 12 manche dieser kleinen Seen auf dem Kamme der einsamen, selten von Menschen begangenen Gebirgskette sich befinden. Die bewohnten Plätze der Insel ziehen sich, wie in Savaii , der Küste entlang, bis auf wenige Hüttengruppen, die mehr landeinwärts liegen. Der wichtigste Platz der Insel und überhaupt der ganzen Gruppe ist der Hafenort Apia. Es liegt derselbe an der Nordküste in dem Tuamasaga genannten mittelsten District der Insel in der geographischen Breite von 13° 49' 44" südlich vom Aequator und 171° 44' 0" westlicher Länge. Zwischen den zwei Landspitzen von Matautu und Molinu dehnt sich eine ovale Bucht aus, die man vom Meere her schon aus weiter Entfernung erkennen kann, wegen eines hinter ihr liegenden hutförmigen, abgerundeten Kraterberges, Vaia genannt. Diese Bucht ist theilweise durch Corallenbildungen geschlossen, hat aber eine freie Oeffnung, eine Biffpassage , die fast von Nord nach Süd laufend, den Schiffen freie Einfahrt gestattet. Diese Wasserstrecke führt in zwei offene, aber nicht sehr umfangreiche Seeräume, im Inneren der Bucht. Der eine, der grössere, befindet sich im östlichen Winkel der Landzunge von Matautu gegenüber, der kleinere läuft mehr gegen den westlichen Winkel. Beide sind durch ein von der Mitte der Bucht abgehendes pyramidenförmig sich auskeilendes Corallenriff theilweise getrennt. In diesen beiden freien Seeräumen, die eine Tiefe von 6, 7 — 9 Faden, näher dem Lande nur noch 4 Faden zeigen, pflegen die Apia besuchenden Schiffe sich vor Anker zu legen, und zwar ist es namentlich der östliche, theilweise von der Matautuspitze umschlossene Hafenplatz, der gewöhnlich benutzt wird. Der kleinere westliche Hafenraum, fast ganz von Corallenriffen eingeschlossen, hat zwar eine geschütztere Lage, namentlich gegen die durch die Passage eintretende nordwestliche Schwellung, allein er hat den Nachtheil grosser Raumbeschränktheit und schwieriger Ausfahrt, Hingegen eignet er sich sehr gut, um Schiffe, die längere Zeit im Hafen, namentlich zur Zeit der nördlichen Winde, liegen sollen, fest zu ankern. Im Allgemeinen ist die Bucht von Apia nur für eine beschränkte Anzahl von Schiffen genügend, und bietet denselben, zur Zeit der herrschenden Nordwinde, nicht hinlänglichen Schutz. Ein anderer, aber weniger bedeutender Nachtheil des Hafens besteht darin, dass bei niedrigem Wasserstande nur wenige Uferstellen, wegen der dem Strand entlang sich vorfindenden kleineren Corallenbildungen, für die Landung der Böte geeignet sind, und tief beladene Schaluppen namentlich müssen die Zeit der höchsten Fluth abwarten. Die östliche Seite nach Matautu hin ist zur Passatzeit in dieser Beziehung noch die beste, und sie liesse sich leicht durch angelegte Quais, welche die seichteren Stellen überbrückten, vollkommener machen. Trotz aller dieser Nachtheile ist die Bucht von Apia für Segelschiffe die geeigneteste der ganzen Gruppe, da sie leichten Ein- und Ausgang gewährt, und auch die Aufnahme vortrefflichen Trinkwassers aus dem in der Bucht ausmündenden Sigagoflusse , sowie die Anschaffung frischer Vorräthc daselbst am leichtesten ist. Die sehr geschützte und umfangreiche Bucht Pagopago in Tutuila hat den Nachtheil, dass Segelschiffe schwer aus derselben hinaussegeln können, da die, die Bucht umschliessenden, hohen, steilen Berge schwache Winde ganz ausschliessen. Für Dampfschiffe aber dürfte diese Bucht ganz geeignet sein. Bemerkt muss aber noch werden, dass trotz der vollständigen Umschliessung dieser Bucht durch das Land, die dort vor Anker liegenden Schiffe, in den orkanartigen Stürmen der Regenzeit, nicht so sicher liegen, wie es den Anschein hat, da die Winde oft mit grosser Gewalt von den hohen Bergen herab in die Bucht einfallen. Der Ankergrund des Hafens von Apia besteht aus zähem, schwarzen Schlamm, der durch die Flüsse hincingcschwemmt wird; hin und wieder finden sich noch kleine, tiefliegende Corallknollen, die den Ankern gefährlich sind. Die Tiefe des Wassers in der Riffpassage beträgt zwischen 9 und 14 Faden, so dass im Notlifall ein Schiff auch dort ankern kann. Durch den immer mehr sich vergrössernden Handel und die zunehmende Schifffahrt haben sich rings um die Bucht von Apia eine Anzahl Fremder angesiedelt, 13 deren Häuser und Magazine den Strand umsäumen und dem Platze, namentlich vom Hafen aus, ein ganz stattliches Ansehen geben. Gegenwärtig ist fast alles Land um die Bucht in den Händen der Fremden, bis auf das sehr verkleinerte Dorf Apia im östlichen Winkel der Bucht und den Hütten auf den Landspitzen von Molinu und Matautu. Man kann den Strand um den Hafen von Apia zur besseren Uebersicht in drei Theile theilen, welche durch das Meer und die Flüsse begrenzt werden. Von der östlichen Landspitze Matautu ausgehend, haben wir einen Strich Landes, der bis zum innersten Winkel der Bucht und zum Flusse Sigago geht. Auf diesem Theile stehen zunächst der Landspitze die Hütten und Befestigungswerke der Eingeborenen, der Sitz des im letzten Kriege besiegten Parteigängers Malietoa-Laupepa. Hierauf folgt an der dem Hafen zugekehrten Seite eine Reihe hölzerner Häuser mit Veranden im Style der westindischen Landhäuser, so das Haus des amerikanischen Consuls mit Comtoir, das des Lootsen nebst einer ganzen Reihe kleinerer Buden, meist Matrosenkneipen. Der ansehnlichste Gebäudecomplex und das älteste dieser Alt in Apia , von einem englischen Israeliten gebaut, gegenwärtig einem englischen Hause in Siclney gehörend, dessen Agent Herr Mac-Farland war, liegt am nächsten dem Flusse zu. Es besteht aus geräumigen Waarenmagazinen, Verkaufsläden und Wohnhäusern, und gehörte durch die Gastfreundschaft der Mac- Farland’ sehen Familie zu dem Sammelpunkte des geselligen Lebens in Apia. Von dem Flusse Sigago an, dessen Ausmündung einen beträchtlichen Theil des Strandes mit Sand und Gerolle bedeckt hat, da er fortwährend sein Bett verändert, weshalb man auch keine Brücke über denselben gebaut hat, beginnt die zweite Abtheilung. Dieselbe erstreckt sich bis zu einem kleinen Flüsschen, welches auf dem mulivai genannten Strandgebiete ausmündet. Auf derselben befindet sich zunächst hinter dem Flusse auf einer kleinen Erhöhung die englisch protestantische Kapelle, wo Gottesdienst für die hier ansässigen Fremden gehalten wird. Etwas weiter rückwärts vom Strande steht auf einem Hügel das Haus des Missionairs der englischen Missionsgesellschaft, in dessen Garten ein schönes Exemplar der auf Viti vorkommenden Pritchardia pacifica (Seem) steht, von wo aus Exemplare über die ganze Gruppe verpflanzt worden sind. Neben dem Missionshause befinden sich die wenigen Hütten des Dorfes Apia, das im letzten Kriege sehr gelitten hat, sowie deren geräumige Kirche mit getünchten Mauern und Zuckerrohrblätterdach. Gegen das Ende des Dorfes Apia erhebt sich das zweistöckige , hölzerne Haus des englischen Consuls nebst einigen dazu gehörenden kleineren Häusern und Magazinen. Der englische Consul besitzt ferner noch landeinwärts auf einem Vorberge des Vaia ein Landhaus mit ansehnlichen daran stossenden Ländereien. Auf dem Strande bis zum Flüsschen stehen noch einzelne kleinere Verkaufsbuden und Hütten der Eingeborenen. Hinter dem Flüsschen, über welches eine von den Fremden erbaute Brücke führt, beginnt mit dem Mulivai genannten Lande der dritte Abschnitt, der eine Art Halbinsel darstellt, insofern der grösste Theil derselben auf der Seeseite von dem Meere, auf der Landseite aber durch die tief ins Land ein¬ schneidende Ausbuchtung der Vaiusubay und den davon ausgehenden flussähnlichen Ausläufern und Brackwassermorästen begränzt wird. Nur auf einer kurzen Strecke gleich hinter dem Mulivai genannten Orte hängt dieser Küstenstrich durch eine immerhin sumpfige Niederung mit dem Festlande zusammen. Das äusserste Ende dieser, ungefähr eine Seemeile langen, Halbinsel ist die Landspitze von Molinu unter deren zahlreichen Cocospalmen die Hüttengruppen der Eingeborenen zerstreut liegen. Es wird dieses Molinu stets von dem Passatwind bestrichen und daher ist es der gesundeste Theil von Apia , weshalb die Eingeborenen von den umliegenden Ortschaften ihre Kranken dort unterzubringen pflegen, die dort auch nicht mehr von den Mücken geplagt werden. Im letzten Kriege war hier der Versammlungsort der dem alten Tuamasaga-Häuptlinge Malietoa mit dem Zunamen Pea anhängenden Partei, und hat Molinu auch in früheren Bürgerkriegen seiner günstigen Lage wegen zu diesem Zwecke gedient. Für die Anlage von 14 Factoreien ist die Molinuspitze ungünstig, da die massenhaften Corallenbildungen das Landen der Böte sehr erschweren, abgesehen von der Entfernung der eigentlichen Hafenplätze. Zunächst an Molinu grenzt ein grosser Landstrich mit zahlreichen Magazinen, Maschinenräumen und Wohnhäusern, dem Handelshause J. C. Godeffroy & Sohn in Hamburg gehörend. Es war dieses, Savolalo genannt, ursprünglich ein Morast und es gelang den Bemühungen des früheren thätigen und unternehmenden Agenten der obigen Firma, der leider später auf der See verunglückte, dasselbe trocken zu legen und zu dem umzuwandeln, was es gegenwärtig darstellt. Ausser den in den letzten Jahren vermehrten Bauten von Magazinen und einer guten Quai- Anlage, einem hohen Flaggenstocke aus Schiffsmasten verfertigt, auf welchem die deutschen Farben hoch über den Palmen flattern, findet sich landeinwärts noch eine Strecke angebauten Landes. Es ist dieses durch kostspielige Gräbenanlagen trocken gelegt und mit Baumwolle und Cocospalmen bepflanzt worden ; die erste Plantage dieser Art in Samoa. Der spätere Agent und deutsche Consul hat diese Anlagen noch weiter gefördert und in Ordnung gehalten und zeigen dieselben jetzt das schöne Bild einer regelmässig in Reihen stehenden Anpflanzung von Cocospalmen, die einen reichlichen Ertrag gewähren. An das deutsche Gebiet gränzt nach Osten das der französischen Mission, das landeinwärts sich bis zu den Yorbergen des Vaia und gegen den Strand hinab bis an das genannte Flüsschen bei Midivai erstreckt, dem Strande entlang einen schmalen Streifen Landes übrig lassend, der in den Händen anderer Eigenthümer ist und Matafele genannt wird. Auf dem Gebiete der französischen Mission steht zunächst dem deutschen Grundstücke etwas landeinwärts ein grosses Gebäude, welches von den Schwestern der Mission bewohnt wird, welche daselbst unter klösterlicher Zucht eine Anzahl eingeborener Mädchen und Waisen von europäischer Abkunft unterrichten. Sorgfältig unterhaltene Gartenanlagen von geraden, breiten Wegen durchzogen, in welchen Alles wächst und gedeiht, was die Mission an Vegetabilien, Hühnern etc. gebraucht, grenzen daran und ziehen sich nach Midivai hinab. Es befindet sich daselbst ferner noch ein grosses Gebäude als Schule für die Missionszöglinge von mehreren mit dem Unterrichte betrauten Laienbrüdern gehalten, sowie eine Reihe kleinerer Buden, in welchen die für den Kirchendienst herangezogenen Eingeborenen mit ihren Familien wohnen. Wieder ganz am Strande befindet sich ein breites Grundstück, auf welchem die kleine hübsche katholische Kirche mit einem Glockenthürmchen und Uhrwerk, sowie die Wohngebäude des Bischofs und der Geistlichen stehen. Die umgebenden Ländereien decken fast den grössten Theil der Unkosten der Mission, da derselben von Europa nur unbedeutende Subsidien zufliessen und von den Eingeborenen im Gegensätze zu der protestantischen Mission gar keine Unterstützungen verlangt werden. Hieraus kann man schon schlicssen, dass die Geistlichen vom Bischof herab bis auf die Schwestern und Laienbrüder ein höchst einfaches, europäische Genüsse gänzlich ent¬ behrendes Lehen führen, welches nur menschenfreundlichen Zwecken gewidmet ist. Auf dem schmalen, von der Mission unbesetzten Strandstreifen befindet sich auch eine kleine, dem deutschen Handelshause gehörende Schiffswerfte nebst Holzmagazin. Kleinere Schiffe können daselbst auf den Strand gezogen und ausgebessert werden, indem hier eine tiefe AVasserrinne von dem kleineren Hafen gegen den Strand läuft. Ferner finden wir in Matafele das Besitzthum eines Amerikaners, bestehend aus einem hübsch eingerichteten Schenklokal mit Billardzimmer und Kegelbahn. Daneben steht ein gut gebautes Haus mit Schindeldach, von einem Deutschen verwaltet, wo sich ein Verkaufsmagazin aller möglichen auf den Inseln gangbaren Artikeln befindet. Demselben gegenüber steht ein älteres hölzernes Haus mit Blätterdach, dass der katholischen Mission gehört, aber meistens an Fremde vermiethet wird, und in -welchem der Verfasser dieser Zeilen manches Jahr gewohnt hat. Hart am Strande steht ein hohes zweistöckiges Haus, einem Engländer gehörend, der ebenfalls ein Verkaufsmagazin hält. 15 Daneben steht die bescheidene Wohnung eines Bäckers, und demselben gegenüber abermals eine Schenke, auch den Schuppen eines Grobschmidts finden wir hier. Dann folgt ein Stück Strand mit kleinen halb polynesisch, halb europäisch gebauten kleinen Hütten, in welchen sich eine Anzahl Eingeborener von Tahiti und Raratonga niedergelassen hat, welche ursprünglich für die Mission beschäftigt waren. Es sind dieses für die Fremdenkolonie höchst nützliche Leute, da sie fast allein in den Magazinen, bei den Maschinen etc. zu gebrauchen sind. Sie verdingen sich auch als ganz gute Matrosen auf den zwischen den Inseln, ja selbst nach Europa fahrenden Schiffen. Diese Polynesier sowohl wie die Eingeborenen von Niuc oder Savage-island haben sich überall in der Gruppe festgesetzt und durch Kauf von den Samoanern Land erworben. Sie zeichnen sich von den letzteren durch ihre Vorliebe zu civilisirten Sitten, dem Gebrauche von europäischer Kleidung und auch durch ihre Neigung zu europäischen Genüssen, wozu leider auch der des Brannteweins gehört, aus. Man kann die Anzahl der in Samoa lebenden fremden Polynesier wohl auf tausend Köpfe schätzen. Etwas unter dem Schutze der weissen Fremden stehend , verdrängen sie auch ihrerseits die ursprünglichen Einwohner und verbreiten sich immer mehr in Samoa. Ausser dieser fremden Polynesierkolonie finden sich noch weiter am Strande eine Anzahl kleinerer Wohnungen und Verkaufsmagazine, bis wir wieder an den Mulivai genannten Strande bei der katholischen Kirche angelangt sind. Im Ganzen mögen wohl in diesen drei beschriebenen Abtheilungen Apia' s zusammengenommen über 200 grössere und kleinere Gebäulichkeiten europäischen Styles, zwar meistens nur aus Holz erbaut, stehen. Der grösste Theil derselben ist mit Zuckerrohrblättern gedeckt, welche auch die Eingeborenen zu diesem Zweck verwenden. Die Blätter werden an Bohrstücken aufgereihet und dachziegelartig übereinander an den Dachstuhlrippen festgebunden. Man findet auch Häuser mit Schindeln gedeckt, die sich gut bewährt haben und einige mit galvanisirten Eisenplatten, die aber der Wärme wegen für Wohnungen unpractisch sind. Zum Schutze gegen die Sonne laufen die Dächer fast aller Häuser in Veranda's aus; die Seitenwände bestehen meistens aus einfach sich deckenden Planken, die an die Gerüstbalken festgenagelt werden. Aussen werden dieselben weiss getüncht oder mit Oelfarben angestrichen und ebenso die inneren Wände; nur bei reich ausgestatteten Zimmern sind dieselben mit Täfelung ausgekleidet, tapezirt oder angestrichen. Die Hausthliren führen meistens direkt in die Zimmer, nur selten sind Hausflure angebracht. Die Stelle der Zimmerdecke versieht ein getünchtes Stück Baum¬ wollenzeug, das zwischen Dach und Zimmerraum ausgespannt wird. Oeffnungen, die als Fenster dienen, werden durch hölzerne Läden geschlossen oder sind auch mit Glasfenstern versehen, die fertig eingeführt werden. In neuerer Zeit hat man auch bis auf die Aufstellung fertig construirtc Holzhäuser von den englischen Kolonien eingeführt, aber sie sind theuer. Die primitiv aufgemauerten Häuser und Kirchen - bauten der englischen Missionare sind nicht zu empfehlen, da die Corallblöckc und der aus Corallen gebrannte Kalk Seesalz einschliessen, welches die Häuser feucht macht. Jedes einzehie Grundstück ist mit Staketen umgeben, die dem Strande entlang nur einen schmalen Weg übrig lassen; überhaupt lässt das Strassen- und Brücken-Departemcnt in Apia noch Vieles zu wünschen übrig. So klein auch der Hafenplatz ist, so entfaltet er doch schon ein für diese Inseln reges Lehen. Täglich gehen kleine Sclaooner im Hafen aus und ein; grössere Schiffe, selbst Kriegsschiffe verschiedener Nationen besuchen denselben; Böte und Kähne durchfurchen nach allen Richtungen die Bucht. In den Gesang der arbeitenden Matrosen mischen sich die Rudergesänge der Eingeborenen, das Geschrei der am Strande und den Quais die Ladung abnehmenden Arbeiter aller möglichen Raccn. Am Lande selbst hört 16 man das Rollen und Pfeifen der Dampfmaschinen, das Arbeiten der Werkleute; Reiter sprengen den Strand entlang; zahlreiche Banden von Eingeborenen durchziehen mit ihren Naturproducten die Wege des Hafenplatzes. Abends ist zwar das Arbeitsgeräusch verhallt, dafür wird es aber am Lande erst recht lebendig. Die vielen Schenken füllen sich mit lärmenden Gästen; die Eingeborenen führen ihre Tänze mit Gesang und Händeklatschen und Trommeln auf und Alles erfreut sich im Freien der wohlthätigen Kühlung, welche die Nacht bringt. Doch verlassen wir jetzt den Hafenplatz Apia, dieses sonderbare Gemisch europäischen und polynesischen Lebens, und setzen unsere Wanderung westwärts längs der Küste weiter fort. Hinter der Landspitze von Molinu gelangen wir abermals zu einer weiten Bucht, die aber von der See durch Riffe vollkommen abgeschlossen ist, die Bucht von Vaiusu. An derselben liegen die Dorfschaften Vaiusu , Vailepa, Vaimoso etc. Der Grund der Bucht ist seicht und von ausgedehnten Schlammbänken einge¬ nommen. Etwas mehr westwärts gegen das Ende der Bucht wird die Küste voller Klippen und läuft in. eine nach Norden gerichtete Landspitze Faleula aus. Von diesem Kap, dem nördlichsten Punkte der Insel, geht eine Reihe von Klippen und Untiefen weit in’s Meer über das Aussenriff hinaus, auf welchem sich die See stark bricht; weshalb Böte und kleinere Schiffe sich an dieser gefährlichen Stelle vorzusehen haben. Der Küste entlang, sowohl in Vaiusu wie in Faleula befinden sich Baumwollen-Plantagen der in Apia ansässigen Fremden. Westlich von Faleula , wo nur wenige Hütten der Eingeborenen stehen, gelangt man zu dem Küstenstrich von Sagana, der, wie auch der vorhergehende, zwei bis drei Seemeilen landeinwärts sich erstreckendes Culturland, mit Cocospalmen, Pisang-Arten, Brodfruchtbäumen bepflanzt, enthält. Doch leidet der District an zahlreichen Brackwassersümpfen, die sich der Küste entlang hinziehen. Sagana und zwar die specielle Dorfschaft Satuisamau ist der Sitz des Oberhäuptlings des Tuama- saga- Districtes , des sogenannten Tui-tuamasaga , der in neuerer Zeit den Familiennamen Malietoa trägt. Die erste grössere Dorfschaft nach den einzelnen Hüttengruppen, die Sagana zusammensetzen, heisst Salimoa. Während von Apia bis Salimoa das Corallenriff sich in weiter Entfernung vom Lande hält und einen für Böte stets schiffbaren Canal einschliesst, treten hier innerhalb des Riffes zahlreiche Corallen- und Sandbänke auf, die zur Ebbezeit den Durchgang bald erschweren, bald ganz unmöglich machen. Namentlich bei der Landspitze, auf welcher das Dorf und die Missionsstation von Malua sich befindet, verengt sich das Fahrwasser so, dass nur ein schmaler, vielfach künstlich offengehaltener Canal hindurchführt. Weiter nach dem Aussenriffe zu ist aber tiefes Wasser, und öffnet sich in demselben eine breite Passage, durch welche grosse Segelböte, welche vom Westende der Insel her, durch den für sie stets offenen Riffkanal herauf segelten, gewöhnlich in die freie See hinausfahren. In Malua befindet sich das Seminar der englischen Mission, in welcher Anstalt die Eingeborenen für den Missionsdienst unterrichtet werden. Es ist dieses eine Stiftung des durch seine literarischen Arbeiten in weiteren Kreisen bekannten Missionair Fr. Turner und des Rev. H. Nisbeth. In kleinen, in Reihen stehenden Häusern wohnen die einzelnen Missionszöglinge, die meistens schon verheirathet sind und ihre Familien bei sich haben. Das zur Mission gehörende Land wird von ihnen bearbeitet, und der Unterhalt auf diese Weise bestritten. Etwas entfernt nach der Landspitze zu stehen die beiden Häuser der leitenden Missionaire, von hübschen Gartenanlagen umgehen, in welchen unter andern, von diesen thätigen Leuten eingeführten Gewächsen, zwei stattliche Dattelpalmen, stehen. Westwärts von Malua fängt der District von Aana an, der schönste und fruchtbarste von Upolu. Die Centralkette im Inneren der Insel löst sich von hier an in eine Reihe kleinerer, unbedeutender Erhöhungen auf. Mit dieser Abflachung hängt wahrscheinlich die Erscheinung zusammen, dass die Landspitze von Malua eine Art von Wetterscheide bildet. Während oft das schönste Wetter 17 an der Nordküste von Osten bis Malua herrscht, ist von hier bis Mulifanua, dem Westende, Regen anzutreffen. Die Hauptdorfschaft des Aana-Districtcs ist Lulumoega , der Sitz des Tui-aana. Die katholische und die protestantische Mission haben hier ihre Vertreter, und erstere eine hübsche, kleine Kirche, die durch den Missionair Pater Dubreuil erbaut wurde. Da dieser alle Arbeiten selbst leitete und überall mit angriff, so büsste er, ein schon älterer Mann, dabei seine Gesundheit und sein Lehen ein. Der protestantische Missionair, Rev. H. Widme, hat ein hübsches Haus am Meeresstrande, mit freundlichen Gartenanlagen und Volieren. Derselbe hat als Freund der Wissenschaften eine für diese Insel beträchtliche Bibliothek. Von den vielen Hüttengruppen, die dem palmenreichen Strande von Aana entlang stehen, sind besonders zu bemerken Fasitouta, Falesiu, Fasitotai ; letzteres ist eigentlich nur eine Fortsetzung von Lulumoega. Hinter dieser Ortschaft zieht sich eine weite, fruchtbare Ebene mit geringer Steigung fast bis zur Südküste hinüber. Es ist dieses das schönste Land in Upolu und wird für 1 and wirtschaftliche Unternehmungen noch von Wichtigkeit werden. Aus dieser Ebene von Aana steigt steil der abgestutzte Kegel des Tofuaberges*) empor, zu dessen Ersteigung der nächste Weg von Fasitotai ausgeht. Ein guter Pfad, den man zu Pferde reiten kann, führt in einer kleinen Stunde zu einigen Hütten, die am Fusse des Berges liegen. Von diesen aus gelangt man, einen steilen aber bewaldeten Grat des Berges emporklimmend, in kurzer Zeit auf seinen Gipfel. Hier findet man eine bald schmalere, bald breitere, rund herum laufende Kante, von welcher es steil in die Kraterhöhlung des Berges hinabgeht. Man kann rings um dieselbe herumgehen, doch ist stellenweise der AVeg durch die üppige Vegetation fast verschlossen. Die Seitenwände der tiefen Kraterhöhlung, die den Durchmesser einer Seemeile hat, sind ebenfalls bewaldet. Es zeichnet sich dieselbe, wie auch besonders die Kraterbrüstung, durch einen grossen Reichthum an Orchideen, Moosen und Farngewächsen aus, die theils die Stämme der Waldbäume parasitisch umgeben, theils den Boden mit zierlichem Farnrasen bedecken oder als selbständige Farnbäume die hellgrünen Wedel zwischen den Waldbäumen entfalten. Die Ueppigkeit dieser Gewächse an dieser Stelle hat ihren Grund in der grossen Feuchtigkeit, welche die fast immer dort lagernden Wolken und häufigen Regen erzeugen. Dass dieser Krater, der schon seit Jahrhunderten seine Thätigkeit eingestellt hat und den auch Humboldt im Cosmos erwähnt, nicht mit Wasser gefüllt ist, deutet darauf, dass wahrscheinlich zahlreiche Spalten seine Wände durchsetzen. Dieses wird bestätigt durch die zahlreichen Quellen und Bäche, die dem Berg ihren Ursprung verdanken und die als ziemliche Flüsschen an der Nord- und Südküste in’s Meer ausmünden. Stellenweise kann man durch Lücken im Walde von der Anhöhe hinab nach der Küste sehen und ist die Aussicht nach Norden und Osten eine wundervolle. Ein Wald von Palmen und Brodfrucht- bäumen dehnt sich vom Fuss des Berges nach dem Meere hin aus, wo er von der blauen See und der deutlich sich abzeichnenden weissen Schaumlinie des Riffs begrenzt wird. Das Grün der von der Sonne beschienenen Vegetation wetteifert mit dem Ultramarinblau des majestätischen Meeresspiegels, der sich erst am fernen Horizont dem Auge entzieht. Nach Süden und Westen sieht man über ein Meer von Waldungen, aus denen nur vereinzelte Gruppen von Cocospalmen ihr Haupt erheben. Es sind diese Forste, so wie die des Berges der Aufenthaltsort des Manu-mea (Didunculus strigirostris Jardin.), eines eigenthümlichen, nur der Samoagruppe angehörenden Vogels aus der Familie der Tauben. *) Siehe die beigefugten Profile. 3 18 Der Küste des Aanabesirhes entlang gehend, kommt man über das Dorf Satapuala zu dem Westende der Insel, Mulifanua, Ende des Landes, genannt. Es öffnet sich hier die Aussicht auf die schöne Meerenge zwischen Upolu und Savaii , mit den darin liegenden Inseln Manono und Apolima. Dieser Theil von TJpolu war in früheren Zeiten viel bevölkerter als jetzt, welches die zahlreichen Stein¬ fundamente von Hütten beweisen. Der Boden ist hier mit Lavahlöcken übersäet, trotzdem aber sehr fruchtbar, wie eine von dem deutschen Handelshause hier angelegte Plantage bewiesen hat. Herr J. Meyer, ein deutscher, mit Land- wirthschaft vertrauter, kenntnissreicher Mann, hat hier unter unsäglichen Schwierigkeiten wegen des aus¬ zurodenden Urwaldes und des steinigen Bodens eine Baumwollenpflanzung eingerichtet, welche durch ihre regelmässige Eintheilung und Ertragsfähigkeit zu den Mustern solcher Pflanzungen in den Südseeinseln gezählt werden kann. Diesen A nbau mit einer Anzahl geworbener Arbeiter von den Earatonga- und Kingsmillinseln fern von der europäischen Station in Apia allein stehend zu leiten, war eine Aufgabe, deren Schwierigkeit und seihst Gefährlichkeit nicht unerheblich war. Leider wurde derselbe, dessen Gesund¬ heit schon seit längerer Zeit angegriffen -war, durch diese anstrengenden Arbeiten krank und er musste sein Werk andern Händen überlassen, um sich in Tahiti wieder erholen zu können. Glücklicherweise ist sein Nachfolger ebenfalls ein thätiger Deutscher, der die Pflanzung in guter Ordnung hält. Die Plantage ist ein grosses Quadrat, dessen eine Seite eine halbe Seemeile lang ist und erstreckt sich von der Küste an landeinwärts. An dem von der Küste entferntesten Saum, so wie an den Seiten ist dieselbe von dichtem Walde begrenzt. Parallele Wege durchschneiden die Pflanzung der Länge und Breite nach und theilen dieselbe in regelmässige Quadrate ein, was eine Uebersicht in der Bearbeitung sehr erleichtert. Grössere Und kleinere Schuppen, zu Wohnungen der Arbeiter und zur Aufnahme der gewonnenen Produkte dienend, so wie ein kleines Wohnhaus stehen nahe am Strande, wo eine Quaianlage das Landen der Böte erleichtert. Von Mulifanua weitergehend, treffen wir die nächste grössere Ortschaft schon auf der Süd¬ küste liegend, sie heisst Samatau und umfasst eine massige Anzahl Hütten, der Strand derselben ist von einem Aussenriff eingerahmt. Weiter östlich an dieser Südküste liegen am Grunde einer kleinen Bucht die Hütten von Falelatei, welcher Ort ausser einem schmalen Gürtel kultivirten Landes ausgedehnte Waldungen hat, die sich bis an den Fuss des Tofuabergcs erstrecken. Das Aussenriff biegt sich hinter der Bucht von Falelatei nach dem Strande zu und endet daselbst. Der nun folgende Küstenstrich erhebt sich mit wilden und bewaldeten Steilküsten aus dem Meere und sie gehen so weit, bis man zur Ortschaft Lefaga gelangt. Diese liegt im Winkel einer ziemlich tiefen Bucht, mit gutem Ankerplatz für Böte; doch ist das wieder beginnende Corallenriff nicht weit vom Strande entfernt und vielfach unterbrochen. Hinter Lefaga erstreckt sich eine reiche, kultivirte Niederung weit landeinwärts und geht über dieselbe ein guter Weg von hier nach Lulumoega an der Nordküste, den man bequem zu Pferde machen kann, da in der Mitte der Insel nur eine geringe Erhebung vorhanden ist. Von Lefaga bis zur Bucht Safata, die der von Apia an der Nordseite gegenüber liegt, ziehen sich zwar Küstenriffe dem Strande entlang, aber mit vielen Unterbrechungen und keinen ruhigen Fahrkanal einschliessend. Aus diesem Grunde segeln die Böte bei Falelatei aus dem Biffkanal in die freie See und treten erst vor Safata wieder ein, wenn sie nach diesem Orte bestimmt sind. Wenn sie aber weiter ostwärts nach Falealili fahren, so gehen sie direkt ausserhalb des Riffes der Küste folgend. Safata hat übrigens ein weit aus¬ laufendes Aussenriff mit einer grossen Passage und gesichertem Ankerplatz selbst für grosse Schiffe, so dass es vielleicht in manchen Beziehungen Apia vorzuziehen wäre. Safata hat eine starke Bevölkerung und seine zahlreichen Hütten ziehen sich meilenweit der Küste entlang. Die Niederung vom Strande bis zu dem nahe der Küste liegenden Gebirge ist stellen- 19 weise sehr sumpfig. Safata ist reich an süssen Gewässern und von dem See, der sich hier befindet, wurde schon gesprochen. Auch findet man hier eine ähnliche Landzunge, wie die von Molinu an der Nordküste; es stehen auf derselben viele Hütten, kleinere Ortschaften bildend, die zu Safata gehören. Die französische Mission hat hier eine Station und Landbesitz. Von Safata gehen mehrere Fusspfade über das Gebirge nach Apia und anderen Ortschaften an der Nordküste. Der kürzeste von einer Küste zur anderen geht am steilen Südabhang gerade hinauf zu der Gebirgshöhe, Tiapapata genannt, und führt dann längs einer tiefen Thalspalte, in deren Tiefe ein Flüsschen läuft, den sanfter abfallenden Nordabhang hinab zu den hinter Apia gelegenen Hüttengruppen von Togamanono und Magiani in die Ebene und nach Apia. Es bietet dieser Pfad, mitten durch den Urwald des Gebirges führend, dem Naturforscher ein reiches Feld, da hier Thier- und Pflanzenwelt mit der wechselnden Höhe über Meer verschiedenartige Formen zeigen, welche in der Ebene nicht Vorkommen. Interessant ist ein uralter Ho« -Baum (Ficus micropkylla?), der auf der Höhe des Passes von Tiapapata an dem steilen Absturz der erwähnten Thal¬ spalte steht. Sein Gipfel erreicht nach ungefährer Schätzung eine Höhe von 120 bis 150 Fuss und sein Stammwerk, aus verschlungenen und verschmolzenen einzelnen Stämmen bestehend, nimmt einen Raum ein, dessen Umfang über GO Fuss beträgt. Ein guter Fussgänger kann diesen Weg von Safata nach Apia in 6 bis 7 Stunden zurücklegen. Das nächste Dort östlich von Safata ist Siumu, dessen Hütten an einer felsigen Landspitze stehen, wo das Corallenriff endigt. Hinter dem Dorfe beginnen Steilküsten, die sich bis zu dem Küsten¬ platze Falealili hinziehen. Diese ganze vier Meilen lange Strecke ist unbewohnt und unkultivirt. Der Weg von Siumu nach Falealili kann nicht der zerrissenen, felsigen Küste folgen, sondern führt land¬ einwärts auf steinigen Pfaden durch Wälder und Flüsse dahin. Falealili ist weitaus der bedeutendste Ort an der Südküste und vielleicht der bevölkertste ' in ganz Samoa, da er etwa 3500 bis 4000 Köpfe zählt. Es liegt der Ort an einer flachen Ausbuchtung der Küste mit einem sandigen, niedrigen Strand. Ein Corallenriff läuft in weiter Entfernung als AussenrifF vom Lande ab und umschliesst auch eine kleine Insel, die eine halbe Seemeile von der Küste entfernt liegt. Die Segelböte treten durch Passagen, die indessen nicht ohne Gefahr sind, in das Biunenwasser ein und können daselbst ankern. Ueber zwei Seemeilen weit der Küste entlang reihet sich Hütte an Hütte, von Brodfrucht-Wibäumen (Evia dulcis Com.), und Cocospalmen beschattet. Landeinwärts sind ebenfalls noch drei Hüttengruppen, sogenannte Walddörfer. Dieser starken Bevölkerung entsprechend hat Falealili von Alters her eine hervorragende politische Rolle gespielt und es war der grösste Theil der Bevölkerung von Tutuila diesem Orte tributpflichtig. Reisegesellschaften aus Falealili, sogenannte Malagas, weilten oft lange in Tutuila und Hessen sich Feste geben, auch ging von einer solchen der Angriff auf La-Perouse in der Massacrehai aus. Der Charakter der Bewohner von Falealili ist noch heute ein unfreundlicherer und rauherer, wie der von anderen Bewohnern Samoa’ s. Dur Boden in der Umgegend von Falealili ist zwar steinig, trägt aber doch eine Menge Cocospalmen, Brodfruchtbäume , Bananen, Jams und andere Cultur- ge wächse. Für die Bearbeitung des Landes kann der Pflug nicht angewendet werden und man findet überhaupt in Samoa wenigen Boden, der dazu sich eignet, wenigstens nicht in der ersten Zeit. Hinter Falealili wird das Gebirge im Innern der Insel immer schroffer und zeigt sägefömiig gezahnte Kämme. Diesen Anblick gewährt namentlich das Gebirge hinter der nächsten Ortschaft Salani, von wo ein Weg nach Falefä (Vierhäuser), an der Nordküste längs, einem tiefen Thaleinschnitte führt. Nahe bei Salani finden wir, wie in Savaii, einen Fluss, der unterirdisch verschwindet. Die Küste von Salani bis zur Ostspitze von Upolu wird wieder schroff und steil, mit seltener und geringer Riffbildung, Es liegen an derselben in kleinen Einbuchtungen die Dörfer Lotofagä, Afagä und Lepa. 3* 20 Das Ostende der Insel Upolu ist abgestutzt, und am weitesten nach Osten zu erstrecken sieb zwei Landspitzen, die Tapaga- und Samususpitze. In einer Richtung mit der letzteren, die sich steil und schroff in's Meer senkt, liegen die Inseln Nuutele und Nmtlna. Diese steigen mit sehr hohen und steilen Küsten aus dem Meere empor und nur Nuutele bat auf der nördlichen Seite einen flachen und sandigen Strand. Die Felswände dieser Insel haben ein gebändertes Aussehen, und besteben aus Schichten von einem mergelartigen, bräunlichen Gestein, wie wir es sonst nirgends in Samoa gefunden. Von Tapaga nach Sarnusu zieht sich ein Riff im weiten Bogen um das Ende der Insel und es liegen innerhalb desselben noch zwei kleine Eilande Fanuatapu und Namua. Am Strande zwischen den beiden Vorgebirgen liegen verschiedene Hüttengruppen, die vereinigt als Alepata bekannt sind. Diese grosse Dorfschaft ist namentlich ausgezeichnet durch schöne, grosse Häuser oder Hütten, mit reinlich gehaltenen freien Plätzen, sogenannten Malae’s. Um zu derselben von der Seeseite zu gelangen, hat man eine enge, für Böte oft höchst gefährliche Oeflhung im Riffe zu passiren. Es ist keine Kleinigkeit ein Boot, bei haushohen 'Wellen, zwischen links und rechts brandenden Riffen, zu steuern. Doch sind manche der lange in Samoa lebenden Fremden und namentlich die Mischlinge oft sehr erfahren in dieser Kunst und man hört nicht so häufig von Unglücksfällen, als die Gefährlichkeit solcher Passagen erwarten lässt. Hauptsächlich muss dabei der richtige Augenblick wahrgenommen werden, wo alle Ruder lebhaft und gleichmässig in Bewegung zu setzen sind, um durch die enge Rifföffnung zu schiessen. Von Alepata nach der Nordküste der Insel zu sind wieder sehr hohe, steile Küsten bis zur Bucht von Falefa, einzig unterbrochen durch landeinwärts sich ziehende Buchten, an deren Grunde die Ortschaften liegen. So die Bucht von Tiavea, TJafato, Fagaloa, Sauano und Falefa selbst. Tlavea hegt im Nordosten der Insel und die kleine Bucht ist von steilen Bergseiten umgeben. Die Einwohner dieses Ortes sind bekannt als geschickte Züchter der zum Fang dienenden Tauben (Carpophaga oceanica Lath.), da die umgebenden Wälder reich an Brüteplätzen sind. Uafato, weiter westlich an der Nordküste liegend in einer kleinen Bucht, die ebenfalls von steilen Felswänden umgeben ist, enthält tiefes Wasser und wird nur von wenigen Corallenbildungen, die sich dem Strande und den Felswänden entlang ziehen, beengt. Die Hütten liegen im Halbkreise um die Bucht herum, und erhebt sich das Land hinter denselben und einem schmalen Gürtel von Cocospalmen und Brodfrucht- und Ifibäumen zu steilen Bergen. Es führt von hier ein Weg über die steile Bergkette nach Falealili hinüber, doch ist derselbe sehr mühsam zu begehen. Der Küste entlang geht ebenfalls ein Weg, bergauf und bergab über die Felsmassen, die das Meer begrenzen. Die weniger steilen Parthien derselben, sowie ihre Gipfel, sind mit Wäldern aus wilden Muskatnussbäumen bedeckt. TJafata hat ein schönes, grosses Faletele, d. h. ein Haus für öffentliche Zwecke. Steigt man vom Dorfe westlich auf die Berge, so gelangt man auf eine Hochebene, auf welcher die Seen von TJafata liegen. Es sind dieses flache Wasseransammlungen, vielfach am Rande zum Anbau von Taro benutzt. Fährt man westlich der rauhen und schroffen Küste von Uafaia entlang, an welcher die See sich bricht, so gelangt man zur grossen Bucht von Fagaloa. Dieselbe läuft fast ganz Süd und Nord drei Seemeilen weit in’s Land hinein, und ist an ihrem Eingang von hohen Felswänden eingefasst, und flachen sich die Ufer erst weiter in die Bucht hinein ab, wo auch die einzelnen Hüttengruppen stehen, die Fagaloa bilden. Es ist dieser Ort in Samoa bekannt, namentlich durch seine vorzüglichen Tarowurzeln, die in zahlreichen Pflanzungen gebaut werden, so dass der Mehrertrag an die Fremden in Apia verkauft wird. Die Bucht von Fagaloa ist trotz ihrer Breite, Länge und Tiefe kein sicherer Ankerplatz für grosse Schiffe, da kein die Buchtöffnung schützendes Riff die See bricht und die Winde von den hohen Ufern stossweise herabfallen. Der obere Theil der Bucht ist zwar sehr tief, bis auf 20 Faden, allein im Inneren seichteren Winkel beengen zahlreiche Strandriffe den Raum. 21 An der felsigen Küste weiter westlich von Fagaloa liegt die kleine Dorfschaft Sauano, an einer kleinen Bucht, in welcher Böte, gegen östliche Winde geschützt, ankern können; auch ist eine grosse Hütte für öffentliche Versammlungen und Festlichkeiten bemerkenswerth. Ein noch sicherer Ankerplatz ist aber die nun folgende Bucht von Falcfä, die zum Theil von Corallenriffen umschlossen wird. Falefa und Lufilufi sind die beiden Hauptorte des Atuabezirkes , das erstere der Wohnort des Tui-atua oder Oberhäuptlings von Ätna, der letztere Ort mehr der ceremonielle Regierungssitz. Hinter den Hütten von Falefa breitet sich eine sanft ansteigende Ebene aus, die nam enthcli reich an Brodfruchtbäumen ist, und auf welcher weit zurück in’s Innere noch zwei bis drei Hüttengruppen sich befinden. Auf der östlichen Seite, eine Viertelstunde vom Dorfe, fliesst ein an¬ sehnlicher Fluss in’s Meer, welcher über fünfzig Fuss hohe Felsen hinabstürzend, einen schönen Wasser¬ fall bildet, dem Vaitafu von Falefa. Neben der Ebene von Aana findet man in der eben erwähnten das beste Land für landwirtschaftliche Zwecke, das in Upolu zu finden ist. Hier in Falefa wurden noch vor zwanzig Jahren die Mumien früherer Häuptlinge von Atua in einer Hütte auf einem Doppelkahn aufbewahrt; in noch früherer Zeit diente eine Höhle dazu. Man erzählt, dass zur Mumifikation die grösseren Eingeweide entfernt und die Körperhöhle mit heissen Steinen ausgefüllt wurde; dann hielt man die Körper längere Zeit im Rauche von angezündeten dürren Cocos- blättern. Nachdem sie auf diese Weise hinlänglich eingetrocknet waren, wurden sie durch besondere ausser dem Tabu stehende alte Weiber mit wohlriechendem Cocosnussül täglich cingerieben, welche Ein¬ reibungen von Zeit zu Zeit erneuert wurden. Gegenwärtig, bei dem Verfall der alten Institutionen durch die Bestrebungen der Missionaire sind auch diese Reliquien einer alten Zeit unter den Boden gebracht worden. Westlich von Falefa erstreckt sich ein sanft abgeflachtes Küstengelände, besäet mit Cocos- palmen und den Hütten der Eingeborenen, nach der nächsten Bucht von Saluafata mit der schon genannten Hauptortschaft Lufilufi. Ein Aussenriff mit einer von der offenen See abgeschlossenen Lagune umgürtet dieselbe. Man sieht dort viele grosse Hütten oder Fale-tele für die grossen Fonos oder Volks¬ versammlungen, welche daselbst gehalten werden. Es scheint, dass dieser Ort in älterer Zeit eine wich¬ tige Bedeutung hatte, vielleicht der Sitz eines die ganze Insel oder Gruppe beherrschenden Oberhauptes war, denn noch jetzt gelten die Stimmen der ältesten Tula-fales in Lufilufi viel in den politischen Ange¬ legenheiten von Samoa. Ein kleines Flüsschen westlich von Lufilufi bildet die Grenze des Atuadistriktes. Hinter demselben beginnt die Küste sich zu dem 300 Fuss hohen Vorgebirge von Saluafata i zu erheben. In den Felsen desselben gegen Lufilufi zu befindet sich hart am Strande eine Höhle mit süssem Wasser. Dieselbe hat zwei, mehrere Schritte von einander entfernte Oeffnungen; die Eingeborenen schwimmen durch die eine derselben in die niedrige Höhle und indem sie untertauchen und unter Wasser fortschwimmen, kommen sie zur anderen heraus. Die Gegend von Saluafata ist eine der schönsten in Upolu. Das Meer bildet hier eine weite Bucht, die von Hügeln und Bergen umkränzt wird. In derselben liegen kleinere Inseln, gekrönt mit Gebüsch und Cocospalmen, wo in stiller Ruhe die Gebeine der Häuptlinge dieses Landestheiles unter gemauerten Mausoleen liegen. Einzelne Felsen, die dem Meere entsteigen, und Riffe, über welchen es sich weissschäumend bricht, verbunden mit dem grünen, hohen, gebirgigen Hintergründe von Solosolo , verleihen dem Ganzen ein höchst malerisches Aussehen. An dem Abhang des Vorgebirges von Saluafata , das westlich gegen die von demselben be¬ schützte Bucht ziemlich steil abfällt, gegen Norden aber staffclförmig mit Palmen, mit Hainen von Brod¬ fruchtbäumen und mit Gärten der üppig gedeihenden Bananen beladen, sich zum Meere herabsenkt, steht das evangelische Missionshaus. Dieses, das grösste dieser Art in Samoa mit einer Fronte von 22 130 Fuss Lange, ist von dem in den Gewerken erfahrenen Rev. Drummond erbaut und enthält 10 Ge¬ mächer. In dem Garten vor diesem Hause steht eine riesige Agave, wrelche amerikanische Pflanzenart in Samoa wie überall in warmen Gegenden sehr gut gedeiht. Sie wird den Ansiedlern noch von grossem Nutzen werden, denn wenn man das Wasser, in welchem die grünen Blätter dieser Pflanze längere Zeit eingeweicht wurden, mit Kalk zur Kalktünche verwendet, so soll diese die Bretterwände der Wohnungen vor den Angriffen der in Samoa so schädlichen Termiten bewahren. Westlich vom Vorgebirge von Saluafata liegt eine tiefe Bucht, die kleineren Schiffen einen guten Hafenplatz gewährt, wenn sie durch die breite Riffpassage hinter das Aussenriff und das Vorgebirge gelangt sind. Das westliche Ufer der Bucht ist von steilen Bergen begrenzt, die sich von da bis nach der Ortschaft Letoga hinziehen und hohe Küsten bilden, die nur einige flache Buchten zwischen sich offen lassen, wo die Ortschaften von Solosolo, Lotuanu und Laulii liegen. Die Corallenriffe sind hier nahe der Küste oder dicht an derselben oder bilden vom Ufer entfernt einzelne Bänke, auf welchen die See sich bricht. Eine solche Stelle ist bei der sehr gebirgigen Küste nahe dem Dorfe Solosolo , wo nur zeitweise und in unregelmässiger Folge eine oder mehrere haushohe Seen sich aufbäumen. An dieser Stelle, die von den Eingeborenen fale-itu, d. b. Haus des bösen Geistes, genannt wird, müssen Kähne und Böte mit grosser Vorsicht fahren. Die erste Ortschaft westlich von Solosolo heisst Lotuanu , wo die Küste schon etwas weniger hoch ist ; sie liegt hinter einem Vorgebirge, das beinabe eben so weit wie das von Saluafata nach Norden sich erstreckt. Sie hat gegenwärtig nur wenige Hütten, da sie durch Kriege mit Saluafata sehr gelitten hat. Von Latuanu nach Letoga führt ein Weg der Küste entlang, der sich an den mehr oder weniger steilen Uferabhängen hinzieht, die von schwarzen Klippen umlagert sind. Das Corallriff begleitet die Küste in geringer Entfernung oder liegt an steileren Stellen dicht an derselben an oder ist vielfach ganz unterbrochen. Erst hinter dem Dorfe Letoga und der Ausmündung des Flüsschens dieses Namens wird das Ufer flacher und tritt das Riff, das sich bis Apia binzieht, weit in die See hinaus. Letoga liegt in dem Winkel, den zwei in die See vorspringende Hügel machen, von welchen der niedrigere, an der westlichen Seite liegende Suga genannt wird. Auf diesem, der mit einer steilen Böschung vom Strande aufsteigt, liegt die grösste Anpflanzung von Upolu. Das Land bildet hier eine sanft ansteigende Ebene, die sich an die Vorberge der Centralkette anschliesst und wurde wegen der Nähe des Hafenorts Apia von der deutschen Handelsunternehmung stückweise für Anpflanzungen ange¬ kauft. Auf diese Weise ist gegenwärtig durch die Bemühungen des Leiters der Factorei, Herrn Th. Weber, ein zusammenhängendes, ausgedehntes Areal gewonnen, das von dem Hügel östlich von Letoga der Küste folgend bis an den Hafen von Apia reicht und südlich vom Letogafluss und der Centralkette bis zu dem tiefen Einschnitt in derselben, wo der Weg von Safata nach Apia führt, begrenzt wird. Dieses Land ist zum grössten Theil mit dichtem Wald bewachsen, mit Ausnahme der Plantagen an der Küste und einiger hoher Hügel, die in der Richtung des Letogaflusses liegen. Letztere sind mit Gräsern, mit krautartigen Farnen oder kleinen Gebüschen einer Eugenia oder Myrthenart bedeckt. Solches Land, das sich an vielen Stellen, besonders in der Umgegend von Solosolo und Saluafata vorfindet, besteht aus einer Art gelblich rother Erde, wahrscheinlich aus vulcanischer Asche gebildet und wird von den Eingeborenen als unfruchtbares Land bezeichnet und fanua tuupua oder ole maili genannt. Solche steile Hügel von domförmiger Gestalt erstrecken sich in grösserer Anzahl bis zu einem etwa 2000 Fuss hohen Berge, der schon der Centralkette angehört und der zur Erinnerung an die Unternehmung von dem Geographen L. Friederichsen bei Entwertung einer Specialkarte dieser Gegend den Namen Godeffroy erhalten hat. Es ist dieser Berg eine steile Pyramide, deren Inneres einen finstern Kraterschlund von bedeutender Tiefe enthält und dem nach Beobachtungen der Eingeborenen zuweilen Dampfwolken entsteigen sollen. 23 Das beste Land erstreckt sich von der Küste 4 bis 5 Meilen weit landeinwärts; dann wird das Land schon gebirgiger und werden die Hügelzüge durch tiefe Waldtobel mit zahlreichen Wasserfällen getrennt. Ein Blick auf die obige Karte zeigt den grossen Reichthum dieser Gegend an Wasser, indem die sechs in das Meer strömenden Flüsschen höher am Gebirge zahlreiche Zuflüsse erhalten. Der gebirgige Theil dieses Landes, der viele Abhänge nach den Flussufern zu bildet, wird an den weniger steilen Stellen für den Kaffeebau besonders geeignet sein. Es sind jedoch die angestellten Versuche noch zu neu, um den Erfolg zu bestätigen. Dieses grosse Gebiet, welches erst theilweise der Cultur übergeben ist, bildet übrigens nur einen Theil der Landbesitzungen der deutschen Factorei in Samoa , die, im Ganzen zusammengestellt, wohl 100,000 englische Acres Land umfassen dürfte. Der ganze zur Plantage bestimmte Landstrich mit einem Flächeninhalt von etwa 8000 eng¬ lischen Ackern, wird von einem breiten Fahrweg durchschnitten, von welchem aus die einzelnen Abthei¬ lungen durch Seitenwege begangen werden können. — Die Anpflanzungen der Baumwollenstauden und der Cocospalmen gedeihen vortrefflich, namentlich in dem frisch ansgerodeten Lande. Die hauptsächlichste Arbeit auf dieser Plantage besteht in der Beseitigung des üppig auf¬ wuchernden Unkrautes, wozu eine grosse Zahl von Arbeitern erforderlich ist, die auf den verschiedenen Inselgruppen, namentlich den Kingsmül- Inseln , contractlich geworben werden. Sie haben sich bisher sowohl als zur Arbeit befähigte Leute gezeigt, als sich in eine regelmässige Ordnung gefunden und Hess eine grössere Anzahl derselben ihre Contractzeiten verlängern, da ihnen der Aufenthalt auf dem fruchtbaren Samoa besser gefiel, wie derjenige auf ihren armen, flachen Heimatliinseln. Zu bedauern ist aber die grosse Abneigung der Eingeborenen Samoa’ s zur Plantagenarbeit, überhaupt zu jeder geregelten Arbeit. Der Grund dieser Abneigung liegt vornehmlich in den socialen Ver¬ hältnissen der Bewohner Samoa’ s, weil der Genuss des erhaltenen Arbeitslohnes dem Einzelnen verkümmert wird, indem er davon an seine Freunde solange hergeben muss, als etwas vorhanden ist, da es als Gemeingut betrachtet wird und die Sitte keinen persönlichen Schutz des Eigenthums gewährt. Ein anderes wesentliches Hinderniss in der vollen einträglichen Entwicklung der Anpflanzung hat seinen Grund in den kriegerischen Störungen, die in den letzten Jahren unter den Samoanern vor¬ kamen. Die kriegführenden Parteien nahmen, von Hunger getrieben, die Früchte der für- die Arbeiter angelegten Pflanzirngen, plünderten die Cocospalmen und beunruhigten auf diese Weise monatelang die Umgegend von Saga. Nur dem klugen Verhalten des Consuls und der auf der Plantage wohnenden Deutschen ist es zu verdanken, dass dieses Benehmen der Eingeborenen zu keinem Blutvergiessen führte. Es ist indessen zu hoffen, dass unter dem Schutze der mächtigen Regierung in Deutschland solche gross- artige deutsche Unternehmungen sich ferner nicht mehr über Hülflosigkeit zu beklagen haben werden. Auch hier tragen wieder die socialen Verhältnisse in Samoa die Schuld. Das Land ist theilweise Gemeinde-, theils Familiengut und die verschiedenen Familierrhäupter oder tula-fales verständigen sich in ihren Versammlungen über den von jedem zu bebauenden und ihm jeweilig zugehörenden Antheil Land und so war es natürlich, dass auch die Früchte als Gemeingut betrachtet wurden, ohnehin war ja Krieg. In diesen Verhältnissen lag auch die Schwierigkeit beim Ankauf von Landstrecken, indem die meisten Einwohner die Tragweite des Ankaufs nicht kannten. Sie dachten sich darunter blos die Erwerbung des Titels eines Besitzers wie etwa die Häuptlinge solchen haben, während das Recht der Benutzung der Anpflanzung ihnen noch überlassen bliebe. Die unter den Missionairen erzogenen Häuptlinge und vornehmen tula-fale's und matua’s verstanden zwar die Bedeutung ihres Landverkaufes vollkommen , aber sie verschwiegen diese Kenntniss wegen ihres persönlichen Vortheils vor ihren Landsleuten. 24 Das ganze von Suga ausgehende nnd sich bis zur Mitte der Insel erstreckende Landgebiet, wie es in den vorhergehenden Zeilen geschildert wurde, ist auf Anregung des deutschen Agenten von dem englischen Ingenieur Sterndale vermessen und kartographisch niedergelegt worden. Diese Karte ist von dem Geographen L. Friederichsen im verjüngten Maassstabe umgearheitet worden. Es wird diese Karte, welche wir einem unserer folgenden Hefte beilegen werden, gewiss von Interesse sein, indem sie zum ersten Mal eine grössere Landesstrecke einer Südseeinsel mit allen Details zur Anschauung bringt. Noch bleibt dasjenige Stück der Küste zu betrachten übrig, welches von Suga nach Apia führt. Gleich hinter dem Abhange des Hügels von Suga oder vielmehr von diesem halbkreisförmig umrahmt, liegen am flachen Strande unter zahlreichen Cocospalmen die Ruinen der Kirche und der Hütten des einst volkreichen Vailili , dessen Bewohner wegen des Krieges grösste ntheils fortgezogen sind oder in kleinen neuaufgebauten Hütten eine kümmerliche Existenz fristen. Die Häuptlingsfamilie dieses Ortes mit Namen Manna gehört zu einer höheren Rangklasse. Der alte Häuptling, der Vater des jetzigen, war ein Samoahäuptling der vergangenen Zeit, von bedeutender Energie und entschiedenem Willen. An dem nach dem Meere zu abfallenden Hügel Suga! s liegt derselbe in einem backofenähnlichen Mausoleum beigesetzt. In dem vom Riffe eingeschlossenen Meeresstriche finden sich längs der Küste hei Suga und Vailili eine Reihe einzeln stehender schwarzer Basaltklippen, sowie eine grosse Anzahl abgerundeter loser Steinblöcke. Erstere finden sich namentlich längs dem Rande einer sehr tiefen aber schmalen Spalte oder Rinne, die einen Kanal darstellend, von Fagali in nordwestlicher Richtung in die Aussensee verläuft, sämmtliche Bänke und Riffe durchschneidend. Beide Bildungen scheinen vulkanischen Kräften ihren Ursprung zu verdanken. Der Hügel, welcher die Niederung des Dorfes Vailili umgiebt, rückt weiter westlich wieder an die See vor und bildet hier eine kleine Hochebene, auf welcher die weissen Häuser der fremden Ansiedler zwischen Oraugenhainen anmuthig hervorblinken. Es gehört dieses Land zum grössten Theil der pro¬ testantischen Missionsgescllschaft und wurde von den Eingeborenen zur Errichtung einer Schule dem für die Mission der Südseeinseln und vorzugsweise Samoa’ s hochverdienten John Williams gegeben. Es ist dieses einer der schönsten Punkte in der Umgegend von Apia und es ist der dort befindliche Hain von Tahiti-Orangenbäumen von dem eben genannten Missionair angelegt, die Ursprungsstelle aller dieser nütz¬ lichen Bäume in der ganzen Gruppe. Einige Tamarindenbäume , die ebenfalls dort zuerst gepflanzt wurden, sind zu ansehnlichen Exemplaren herangewachsen. Ein kleines landeinwärts gelegenes Grundstück von einigen hundert englischen Ackern und das mit Baumwolle bepflanzt ist, gehört der Tochter des englischen Consuls J. Williams, Sohn des auf Frro- mango umgekommenen Missionairs. Die westliche Ecke dieses Hügels, Malauli genannt,, gehört der deutschen Factorei und erstreckt sich von da bis hinter die Ortschaft Fagali , es ist ein zusammenhängender Landcomplex, der ebenfalls bereits cultivirt wird. Von Malauli führt ein breiter Weg in gerader Linie durch die Ländereien hinter Vailili nach$w<7«, eine Entfernung von einer Viertelmeile. Es wurde derselbe von der deutschen Factorei angelegt, um die Verbindung von Apia mit der Plantage zu erleichtern und veranlasste, wie alle solche Anlagen, bedeutende Unkosten, da jeder gefällte Brodfruchtbaum den Eingeborenen vergütet werden musste. Steigt man den Hügel von Vailili hinab, so gelangt man zunächst an die Ausmündung eines kleinen klaren Flüsschens und über dasselbe wegsetzend, zu den wenigen kleinen Hütten der früher volkreichen Ortschaft Fagali, die in dem letzten Kriege, nebst den sie beschattenden Brodfruchtbäumen und Cocospalmen total zerstört wurde. — Von Fagali westlich und südlich dehnt sich eine weite Ebene aus, die durch Anschwemmung 25 der vielen hier ausmündenden Flüsse entstanden ist. Die ganze Küste von Fagali bis zur Matautuspitze war noch vor 10 Jahren mit zahlreichen Hütten besetzt, die eine fröhliche und zahlreiche Bevölkerung den Dörfern Matafagatele, Lelepa, Matautu etc. angehörend, bewohnte. Gegenwärtig liegt dieser ganze Küstenstrich in öder Verlassenheit! An der Matautuspitze selbst, wo wir wieder an unserem Ausgangsgunkt der Beschreibung UpoM s, den Hafen von Apia , angekomraen wären, liegen die Ruinen der Befestigungen des früheren Sitzes der besiegten Tuamasagapartei , des Ortes, genannt Matagoße; dieser mit einer Ringmauer und landeinwärts befindlichen Schanzen versehene Platz, worauf die grossen Hütten der zur Versammlung kommenden Häuptlinge standen, wurde von seiner Partei ohne einen Schuss zu thun, im letzten Kriegt1 nächtlich geräumt. Die dritte grössere Insel der Gruppe, Tutnil a, ist ungefähr 40 Seemeilen zum Südwesten von Upolu gelegen und hat einen Umfang vou 80 Meilen. Diese höchst gebirgige Insel hat eine lang¬ gestreckte Form und ist reichlich dreimal so lang wie breit. In der Mitte der Insel liegt auf der Süd¬ seite eine tief ins Land eindringende Bucht, der Hafen von Pagopago, welcher dieselbe in zwei beinahe gleich lange Hälften theilt. Der westliche Theil zeigt die grösste Breite, G Meilen, und den meisten Flächeninhalt, während der östliche mehr eine hohe Landzunge darstellt. Die Insel Upolu besitzt im Allgemeinen durch die gefällige Abwechselung von abgerundeten Höhen mit Hügeln und Ebenen einen annmthigen milden Anblick-, dagegen ist Tutuila mit seinen schroff aufgerichteten Bergmassen, die mit Zurückdrängung fast allen ebenen Landes den grössten Theil der Insel bilden, mehr vou wildem, erhabenem Charakter. Segelt man die nördliche Küste Tutuila’ s entlang, so zeigt sich die Insel in ihrer gross¬ artigsten Scenerie. Gipfel an Gipfel dem blauen Ocean entsteigend, reihen sich die Berge zu einer Mauer, die trotz ihrer Schroffheit mit grüner Vegetation bedeckt ist, und erst an der Küste schwarze Felswände und Klippen zeigt, gegen welche die mächtigen Wogen der Südsec schlagen. Von Zeit zu Zeit aber öffnen sich diese Felswände und es kommen versteckt dahinter stille Buchten zum Vorschein, kraterartige Aushöhlungen, in deren Hintergrund auf schmalem Berggesimse die Palmenwäldchen und die vom Brodfruchtbaum beschatteten Hütten der Tntuilaner stehen. Dies ist ungefähr im Ganzen und Grossen das Bild der Nordseite dieses samoanischen Eilandes. Die Südküste ist etwas weniger schroff oder hat wenigstens Unterbrechungen dieses Charakters durch ansehnliche Küstenstriche mit flachem Strande und leicht hügeligem Vorland. Der schönste und cultivirteste Theil Tutuila’ s ist unstreitig die Mitte des westlichen Abschnittes, die Leonibuclit und seine Umgebung, dann folgt die Landzunge von Nuuuli halbwegs zwischen Leoni und der Pagopagobucht. Die höchsten Berge Tutuila’ 's liegen am nördlichen Ufer der eben erwähnten Bucht, die von diesen hohen Bergpyramiden umkränzt ist. Sie gehören zu derselben Kette, welche der ganzen Nord¬ küste entlang zieht. Die fliessenden Gewässer Tutuila’ s sind entsprechend der gebirgigen Formation Bergbäche mit unbedeutender Wassermenge und kurzem Verlaufe. Die grössten derselben münden in die Pagopagob ay und Leonibuclit und liefern schönes, klares Trinkwasser, an welchem Tutuila überhaupt keinen Mangel hat. Seen sind in Tutuila selbst, so weit wir wissen, keine, nur auf der kleinen Insel Anuu soll sich ein solcher befinden. Die meist steilen Küsten lassen keine grosse Entwickelung der Corallenriffe zu, die nur stellen¬ weise im Grunde der Buchten als Strandriffe Vorkommen. Nur die Bucht und Landzunge von Nuuuh machen eine Ausnahme, indem sich daselbst ein breites Dammriff eine halbe Meile vom Lande ab um dieselben herumzieht. Diese Riffe sind aber im Vergleich zu denen Upolu s arm an Seethieren und Fischen. — • 4 26 Hinsichtlich der speciellen Schilderung der Küsten und Ortschaften beginnen wir mit dem westlichen Vorgebirge Tutnila s. Es stellt dasselbe eine hohe, schroffe Felsmasse dar, mit einigen davor liegenden Felseninselm Erst hinter derselben nach Osten buchtet sich die Küste ein und liegt hier eine kleine Ortschaft Amanava, welche fast nur für Böte von der Sceseite zugänglich ist. Dann folgt aber¬ mals ein Felsenkap und eine Steilküste mit kleinen Einbuchtungen, in welchen verschiedene kleine Ort¬ schaften, Failolo, Nua, Äfao und Asili liegen, alle nur wenige Hütten zählend. Erst vier Meilen vom Westkap der Südküste folgend gelangt man zu der weiten, flachen Bucht von Leoni. Fährt man in die¬ selbe von Süden kommend ein, so sieht man von beiden Seiten niedrige, felsige Höhenzüge dieselbe begrenzen und im Hintergründe der Bucht den flachen Sandstrand mit den Hütten Leonis. Vom Strande ab vertieft sich erst ganz allmählig die Bucht und fällt dann plötzlich tief ab, auf diese Weise eine Art Gesimse bildend, das theilweise von Corallbildungen eingenommen ist. Auf diesem ankern die Schiffe, welche hier, als dem Haupthandelspunkt der Insel, einlaufen. Der Ankergrund ist aber der verkom¬ menden Madreporenbänke wegen ein gefährlicher, da sich die Anker leicht zwischen den Corallen zu fest einhaken, so dass sie bei sich änderndem Winde, welcher ein Verlassen der Bucht erfordert, im Stich gelassen werden müssen. Die Ortschaft ist die bedeutendste in Tuiuila und zählt über 60 Hütten, die stellenweise in Beilien geordnet, Strassen bilden. Zwei Viceconsuln, ein amerikanischer und ein eng¬ lischer, haben hier ihren Sitz, ebenso sind eine kleine Anzahl Engländer und Amerikaner hier ansässig. Die beiden christlichen Confessionen haben hier ihre Kirchen und Missionaire. Die ältere englisch-protestantische Mission besitzt ein hübsches, grosses Haus auf einem Hügel hinter dem Orte. Indessen scheint das Clima von Leoni nicht besonders gesund zu sein, wenigstens hat die Mission hier viele ihrer Mitglieder durch den Tod ver¬ loren, wie der angefüllte Privatkirchhof zeigt. Gegen den westlichen Felsenhügel, welcher die Bucht abgrenzt, findet sich ein breiter Fluss, eigentlich ein Meeresarm, in welchen weiter landeinwärts ein Flüsschen einmündet, dass seinen Ursprung in einem sumpfigen Seitenthale, das sich westlich von Leoni öffnet, nimmt.. Eine primitive Brücke aus Palmstärnmen, die auf in den Fluss getriebenen Pfählen ruhen, verbindet die jenseits dieses Wassers wohnenden Leute mit der Hauptortschaft. Eine solche Brücke, deren manche in Samoa sind, zu passieren, ist für den Fremden immer ein Kunststück, da man auf dem schwankenden Stamme balancieren muss und nicht schwindlich werden darf; das Beste für darin Ungeübte ist rittlings hinüberzurutschen. Die Umgebung Leoni’ s ist gegen Nordosten weniger sumpfig und reich an malerischen Stellen. Einige ausgedehnte Stellen zeigen die auch in Tahiti beobachtete Erscheinung, dass die eingeführte amerikanische Gujave die ursprüngliche Vegetation verdrängt hat. Von Leoni führen Wege nach allen Bichtungen, die die verschiedenen Orte mit diesem Hauptort verbinden. Der Hauptweg führt aber nordöstlich nach Fagasa an der gegenüberliegenden Küste und ist derselbe einer genaueren Beschreibung werth, da er den schönsten und fruchtbarsten Theil Tatmla’s durchschneidet. Von Leoni nordostwärts auf einem ziemlich breiten Fusspfade fortgehend, gelangt man anfänglich durch die von den Eingeborenen dieser Ortschaft kultivirten Gebiete reich an Eananon-Taropflanzungen, Zuckerrohr- und Baum¬ wollfeldern und den dazwischen stehenden hohen Cocospalmen und grossblättrigen Brodfrucbtbäumen. Am Ab¬ hange eines Hügels liegt in der Tiefe einer idyllischen Waldschlucht eine reich sprudelnde Quelle, die ein von Felsen eingefasstes Bassin füllt. Wie der Brunnen im Dorfe der deutschen Landschaft, so ist dieser Quell der Vereinigungsort der Jugend Leoni’ s, die hier lachend und scherzend die Wasserbehälter von Cocosnuss mit dem kalten, klaren Nass füllt. Nun führt den- Weg wreiter über leicht bewaldete noch theilweise kultivirte Hügel, bis man an einen steilen, hohen Abhang kömmt an dem der Weg sich hinaufschlängelnd in ein waldreiches Gebiet führt. Es ist dies das erste Plateau, welches die Noidkette nach Süden vorschiebt. Hat man den Wald durch¬ schritten, der mit offenen mit Palmen bewachsenen Stellen wechselt, so gelangt man wieder in eine Ebene 27 oder vielmehr ein weites Thal mit kultivirten Ländereien und den Ortschaften der Eingeborenen. Links und rechts vom Wege, der breit und bequem das fruchtbare Land durchzieht, zählt man drei bis vier kleine Ortschaften : Saleaua, Tli-ili und Pavaiai , von denen die nördlichste schon ganz im Grunde des schmäler werdenden Thaies in den Vorbergen der Nordkette liegt und eine malerische Scenerie darhietet. Man denke sich zwischen bewaldeten Bergahhängen ein tiefes Thal, durch dessen Mitte der Pfad sich windet. Zu beiden Seiten desselben zwischen schattigen Brodfruchtbäumen blicken auf reinlich gehaltenen Kiesplätzen die geräumigen, luftigen Pfahlhütten traulich hervor. In das tactmässigc Klopfen der tapa- bereitenden Frauen, das fröhliche Singen und Lachen das aus den Wohnungen schallt, mischt sich das Gackern der Hühner, Hundegebell und der Gesang der Cicaden und palmliebcnden Vögel. Die Einwohner dieser Ortschaft sind auch mehr den alten Sitten treu geblieben und gastfrei, wie ehemals. Von dieser abgelegenen Ortschaft in Tutuila führt der Weg bald in dichte Waldungen anfangs leicht bergan, dann aber steil den südlichen Abhang des Gebirges hinauf. Auf der Höhe der letzteren angelangt findet man einen etwas freien Platz, von wo auf einmal der Blick auf das zu Füssen liegende Meer und die Buchten sich eröffnet. Diese schöne Aussicht hinab auf die grünen Schluchten, die blauen Buchten und das sich in unendliche Feme hinausziehende Meer von einem leichten, weissen Dunstkreise begränzt, ist unbe- schreibbar schön in ihrer vollen natürlichen Pracht. Ungern trennt man sich von dieser Stelle, um auf steilem, seiner Schmalheit wegen an einer Stelle selbst gefährlichem Pfade an die Küste und Bucht von Fagasa hinabzusteigen. Dieser Weg ist noch einer der besten in Tutuila , um zur Nordküste zu gelangen; denn es giebt andere für die Buchten von Asu1 TJasonu etc., die über so steile Wände der Nordkette gehen, dass stellenweise nur noch eingekerbte Baumstämme als Leitern die Fortsetzung des Weges ermög¬ lichen. Die Verbindung Leoni’ s , als des Hauptstapelplatzes Tutuila’ s, mit den übrigen Ortschaften wird dieser schroffen Gebirgsbildung wegen immer auf den Seeweg als den einfachsten und natürlichsten angewiesen sein. Da aber auch dieser seiner rauhen, unbeschützten Küsten wegen für kleinere Böte nicht ohne Gefahr und zu Zeiten ganz unmöglich ist, hat Tutuila für den Handel bis jetzt nur geringe Be¬ deutung, obgleich das Land noch mehr Producte liefern könnte, als jetzt der Fall ist. Die Küste weiter östlich von Leoni ist theils von Felsen und Klippen gebildet, die sich schroff nach dem Meere absenken, theils von weithin sich erstreckenden Lavamassen an welche die See anschlägt und tief in die darin befindlichen Hohlräume dringt. Stellenweise öffnen sich diese nach oben oft zwanzig und mehr Schritte landeinwärts, und schiesst alsdann bei jeder an die Küste prallenden Welle ein Wasserstrahl hoch aus diesen Löchern hervor. Diese Erscheinung beobachtet man besondes rechts von dem felsigen Vorgebirge das unter dem Namen Segelfelsen (Sail-rock) in den Karten verzeichnet ist. Von hier ab beginnt die Küste nördlich zurückzuweichen, und gelangt man zu einer weiten Ausbuchtung, die von einer Landzunge Nuuuli begrenzt wird. Der ebene Sandstrand, der diese Bucht umgiebt, bietet das schon öfters geschilderte Bild der fruchtbaren ebenen Küste mit seinen Palmen und Hüttengruppen, hier Tafuna genannt dar. Der hintere Theil der Bucht, welcher der Landzunge gegenüber liegt, ist nicht tief und wird bei ganz niedriger Ebbe beinahe trocken gelegt. Er enthält viele Corallen und Polypenbildungen und geht allmählig an der nach Westen zugekehrten Seite der Landzunge in Mangrovesumpf über. Die Landzunge selbst ist mit einem dichten Wald von Cocospalmen bedeckt, unter welchen die Hütten Nuuuli’ s nebst einer Kirche stehen. Von der Ecke, wo die Küste anfangt sich nördlich umzubiegen, geht ein breites, hohes Corallenriff die Bucht vom Meere abschliessend, zur Landzunge von Nuuuli hinüber und läuft, dieselbe nach Osten begleitend, längs der Küste. Es ist dies Dammriff das einzige dieser Art in Tutuila , wie schon bei der allge¬ meinen Schilderung bemerkt wurde. Wo die Landzunge mit der Küste zusammenhängt, erheben sich landeinwärts eigentliümlich gestaltete 4* 28 konische Berge, deren oberer Theil ganz von Baumvegetation entblösst, und mit Gras und Farnen bewachsen ist. Weiter der Küste entlang findet sich ebenfalls noch flache Strandbildung, die aber allmäblig immer höher wird, bis man zu den hoben Felsköpfen kömmt, die die grosse Bucht von Pagopago einschliessen. Dieser weite und grosse Meereshusen, mitten an der Südküste gelegen, greift tief in das Land ein und scheint eine thalförmige Einsenkung zwischen den Höhenzügen darzustellen. An der Einfahrt eine halbe Seemeile breit, läuft dieselbe anfangs eine Meile lang von Süd nach Nord gerade ins Land hinein, biegt alsdann beinahe im rechten Winkel nach Westen um, sich alhnälig vei schmälernd. Dieser Theil der Bucht ganz vom Lande umschlossen, hat die Länge von zwei Meilen, so dass die ganze Bucht drei Seemeilen Länge hat. Dass dieser Hafen eine tiefe Thalspalte dar¬ stellt, beweisen die Tiefenmessungen, wrelche am Eingänge 36 Faden Tiefe ergehen haben und die erst im inneren Theile auf 20 — 11 Faden Tiefe herabsinkt. Ausserhalb der Einfahrt ist der Meeresgrund wieder höher, 30 und weniger Faden zeigend, bis er zwei Meilen südlicher mit einer Bank sich hebt und erst von da an sich tiefer hinabsenkt. Diese Bank setzt sich nach den Beobachtungen des Captitain J. Rangau bis zur Insel Anuu auf der einen Seite und nach Nuuuli auf der andern Seite fort. Sie hat ihrem Verlaufe entlang 6 — 12 Faden Tiefe und stellt ein tiefes gesunkenes Dammriff dar. — Die Küsten welche diesen weiten Buchtarm begrenzen, sind grösstentheils aus Bergen gebildet, die steil zu Höhen von 2000 — 3500 Fuss ansteigen. Doch lassen sie an ihrem Fusse stellenweise einen schmalen Saum ebenen Landes übrig, auf welchen die Eingeborenen sich angesiedelt haben. Das südliche Ufer ist nicht so hoch wie das nördliche, doch sind auch seine Ufer namentlich im innern Winkel steil und klippenreich. Ein kurzes Küstenriff begleitet- den Strand, wo er nicht zu steil abfällt. Im innereu Winkel der Bucht liegt am Abhange eines steinigen Hügels das Dorf Pagopago , der Sitz des Häuptlings dieses Districtes. Auf der Höhe des Hügels befindet sich ein im europäischen Style gebautes Haus, das des dort residirendeu englischen Missionairs Picv. Powel , bekannt auch in wissenschaftlichen Kreisen durch seine reichen botanischen Sammlungen. Die Aussicht von dieser Stelle gehört zu den grossartigsten Scenerien die Tutuila darbietet. Hinter der Ortschaft von Pagopago erheben sich von allen Seiten Höhenzüge, über welche ein guter Weg den Schluchten folgend nach der Bucht und Ortschaft Fagasa führt. Auf diesem Wege, gleich hinter dem Hügel von Pagopago kömmt man an einem breiten klaren Flüsschen vorbei, das in die südwestliche Ecke der Bucht einmündet. Der Hafen von Pagopago wird für die Dampfschiffahrt von Bedeutung werden und sollen nach neueren Berichten bereits die Dampfschiffe der Linie San Francisco- Australien sich nach diesem günstig gelegenen Punkt wenden., um dort Station zu machen, behufs Kohlen-Einnalime. Jedenfalls würde dies ein geeigneter Hafen für solche Zwecke sein, da gutes Wasser und frische Provisionen nicht mangeln. Oestlich von der besprochenen Bucht von Pagopago setzt sich die Insel schmäler werdend fast gerade nach Osten fort, während bis zur Bucht die Küste nordwärts einbog. Es zeigt dieser Theil meist felsige, hohe Ufer, welche nur hie und da, entsprechend den Thalschluchten, mit Buchten abwechseln, in deren Grunde das kultivirte Land und die Hütten der Einwohner zu finden sind. Es ist eine ganz ähnliche Bildung des Landes wie an dem Ostende TJpolu’s , und wollen wir daher in Kürze nur die hauptsächlichsten Buchten und Ortschaften angehen. An der Südküste östlich vom Pagopagohafcn findet sich hinter dem Felsenkopf, der die Einfahrt bildet, noch ein langer, flacher Küstenstrich mit bebautem Lande und der Ortschaft Laulii , nebst kurzem Küstenriffe. Von da bis zum Ostende ist noch die Bucht von Fagaitua zu erwähnen, in dessen innerem Winkel ein Corallenriff, ähnlich dem Leonis , sich findet. Das Ostende selbst ist ähnlich wie bei TJpoiu gebildet, nur fehlen hier die kleinen Inseln, wofür eine grössere nach Süd-Osten hin liegt, die Insel Anuu. Das Land zwischen den zwei Endkaps ist etwas eingebuchtet, flach und mit Hütten besetzt, die drei Ortschaften Tula, Aloa und Utumea bilden, wo eine 29 kleine Mormonengemeinde von deren Propheten gebildet, die Zahl verschiedener Missionen vermehren hilft. Das nördliche Kap Matatula reicht mit hohen Felsen, weit in’s Meer hinaus, während das Südkap TJtumea kürzer ist. Die eben erwähnte Insel Anuu liegt eine gute Seemeile südlich vom entsprechenden Vorgebirge und ist von einem Küstenriffe umgürtet. Anuu ist eine gute Meile lang und \ Seemeile breit an seiner breitesten Seite und erhebt sich ca. 300 Fuss über dem Meere. Es ist eine fruchtbare, schöne Insel, mit einem breiten Cocospalmgürtel und einer Bevölkerung von ca. 200 Köpfen. In der Mitte der Insel, die höher ist, soll ein See sich befinden, doch können wir aus eigener Beobachtung darüber nichts Näheres berichten, ob es ein Kratersee, oder nur eine sumpfige Vertiefung ist. Von der weit vorspringenden Matatulaspitze bis zu dem ziemlich in der Mitte der Nordküste sich befindenden hohen Felsenklippen von Vatia oder Coxcombs- (Hahnenkamm-) Felsen finden sich vier Buchten, die Auct-, Masejau -, Afono- und Vatiabucht. Diese sind zwar alle für kleinere Schiffe gute Häfen, aber die Aua- und namentlich die Mascfaiibuclit sind die besten zum Einlaufen. Letztere ist ziemlich gross und geräumig, und dringt in südwestlicher Richtung in das Land ein. Nach Nord-Westen schützt ein Vorgebirge und eine vor demselben befindliche, durch ein Corallenriff mit demselben verbundene, kleine Insel. Die Bay würde noch geräumiger sein, wenn nicht ein breites Riff, den innern Theil der Bucht so ausfüllte, dass nur eine schmale Bootpassage übrig bleibt, durch welche man an das Ufer fährt. Die Ortschaft liegt der Riffpassage gegenüber, und erstreckt sich hinter derselben ein nicht sehr gebirgiges, mehr hügeliges Land. Bei der kleinen Bucht von Vatia liegen nach Westen eine ziemliche Strecke von der Küste eine Reihe hoher furchtbar zerspaltener, steiler Klippen, die Hahri/cammMippen auf den Karten genannt, wegen der Aehnlicbkeit, die diese Felsen von Weitem gesehen, mit solchen Thiergebildcn haben. Es sind diese Klippen ein beliebter Brüteplatz der Seevögel, besonders von Sula- oder Tölpelarten , da nur selten waghalsige Eingeborene, die die Felsen mit Gefahr erklimmen, sie in ihrer Ruhe stören. Die nächste Bucht westlich von Vatia an der Nordküste ist die schon einigemal erwähnte Bucht von Fagasa. Es wendet sich hier die Küste plötzlich nach Süden um, und buchtet nach Osten ein. Der Grund der Bucht ist von Corallenbildungen und Klippen eingeengt, die vom Lande abgehend, weit in die Bucht hinaus¬ reichen. Ein felsiges Vorgebirge, in der Mitte des Strandes in die Bucht vorspringend, theilt dieselbe in zwei Theile, in deren jedem eine Ortschaft hegt, von denen die östliche das eigentliche Fagasa, eng von Bergen umschlossen ist. Die westliche steht auf einer grösseren Thalfläche, und mündet hier ein kleines Flüsschen in die Bucht. Der Hafen von Fagasa ist berühmt durch seinen Fischreichthum, namentlich einer Mugilart (Agai) des Mugil argcntcus Q. u. G. Dieselben werden mit Netzen gefangen, wohl auch mit Wänden aus Cocosblättern, die von einer Masse Menschen in immer kleiner werdende Kreise gebracht, so umzingelt und gesperrt, oder wenn sie überspringen, von dahinter Stehenden, mit kleinen Handnetzen geschickt aufgefangen werden. In Blättern eingewickelt und zwischen heissen Steinen gekocht, werden dieselben von dort über ganz Tutuila zum Tausch oder Geschenk versandt. Ucber die gleichzeitige Benutzung der Fischgründe haben die beiden Ortschaften noch in neuerer Zeit Krieg geführt, wobei die eine Partei einen ganz ungewöhnlichen Muth entwickelte, und über Felsen herabklcttcrnd, eine Verschanzung mit Sturm nahm. Zunächst an Fagasa liegt die kleine Bucht von Asu , ganz von hohen, nach der Landscite abgeschlossenen Bergen. Dies ist der Ort, wo Laperouse damals mit den Eingeborenen in Kampf gerieth, wobei Delangle und 10 von der Mannschaft fielen, und nach dieser Begebenheit Massacrc-Bag genannt wurde. Es ist gegenwärtig ein kleiner unbedeutender Ort von wenigen Hütten. Nächst zu Asu liegt die Bucht von Aluau , ebenfalls nur nach dem Meere offen. Von da zum Westkap ist die ganze Küste von gleichem Character, hoch und steil und mit kleinen unbedeutenden Einbuchtungen, wie die von Fagamalo imd 30 Fagalii, jedesmal mit einer entsprechenden kleinen Hüttengruppe im Grunde derselben. Einen Längengrad östlich von Tutuila liegen 3 weitere, zur Samoagruppe gehörende Inseln, Manua, Olosega und Ofu. Manna oder Tau, die grösste dieser drei Inseln, steht am östlichsten auf 14° 19' S. B. und 169° 30' W. L. und ist seines hohen Gebirges wegen 40 — 50 Seemeilen weit zu sehen. Der grösste Theil seiner Küste fällt mit fast senkrechten Felswänden zum Meere ab, namentlich zum Süden der Insel. An der West- und Ostküste, sowie einem kleineren Tlieile der Nordküste befindet sich eine flachere und angebaute Küste. Die CoraUenriffbildung ist aus diesem Grunde nur schwach entwi ekelte Küstenriffbildung im Grunde der kleineren Buchten dem Strande entlang. Einen eigentlichen Hafen besitzt die Insel nicht, sondern man ankert je nach dem Winde, bald in Faleausau an der Nordküste in einer Einbuchtung, oder an der Westseite, gegenüber der flacheren Küste. Das Innere der Insel, oder eigentlich die ganze Insel Manua bis auf die schmalen Küstensäume, besteht aus einem Berge, welcher an seinem Gipfel ahgestutzt ist. Obgleich die Gesteinsarten vulkanischen Ursprungs sind, sieht man dieselben an den perpendiculären Felswänden der Küste in horizontalen Bändern von verschiedenen Farben Übereinanderliegen, wie bei seditmentären Gesteinen. Durch die Zersetzung dieser vulkanischen Gesteine, hat sich wie auf allen Inseln Samoa s eine sehr fruchtbare Erde gebildet, und trägt auf Manua, wo irgend der sanftere Gebirgs- Abfall den Anbau des Landes erleichtert, sowie namentlich am Strandsaum, üppig gedeihende Pflanzungen. Der Ertrag an Cocosnüssen auf Manua ist nicht unbedeutend und würde hei sorgfältigerer Cultur und weiterer Ausdehnung derselben wohl noch viel vergrössert weiden können. Eigentliche Flüsse hat Manua nicht, aber Quellen und Bergbäche in hinreichender Anzahl. Die Ortschaften Manua’ s theilen sich mit der Bevölkerung in zwei Districte, von denen der eine die Nord- und Westküste, der andere die Ostküste in sich begreift. Der erstere heisst Lef aldotu (die drei Häuser), der andere Fitiuta, nach der Nordostspitze, welche diesen Namen trägt, der das „steile Land“ bedeutet. Der District von Lefalelotu zählt an der Nordküste einige Ortschaften von welchen die bedeutendste Faleasau ist. Es liegt dieselbe in einer kleinen Einbuchtung hinter dem steilen Nordwestkap und zählt etwa 30 Hütten, die sich dem Strande entlang ziehen. Es ist dieses der bekannteste Ankerplatz in Manua , kann aber nur bei Passatwinden gebraucht werden. Um das Vorgebirge herum an der Westseite der Insel liegen die Ortschaften Tau und Siufaga , von denen Tau die bedeutendste und der Sitz des Häuptlings beider Districte, des Tui-manua ist. Dieser hatte in früheren Zeiten eine grosse politische Bedeutung in der ganzen Samoa-Gruppe, da die Tradition den Ursprung der ganzen Samoa- Bevölkerung nach Manua verlegt, folglich waren auch seine Häuptlinge, als die ursprünglichsten und ältesten, die vornehmsten im Bange. In politischen Streitigkeiten, welche die ganze Gruppe oder doch grössere Tlieile derselben betrafen, hatte der Tui-manua den Stichentscheid in seinen Händen. In neuerer Zeit scheinen die Samoaner übrigens diese alte Sitte verlassen zu haben, wohl zum Theil aus dem Grunde, weil sie ihre eigene Seefahrt so vernachlässigen, dass sie mit ihren Kähnen mit den so weit östlich gelegenen Inseln in geringer Verbindung stehen. In Tau halten sich gewöhnlich auch die Agenten auf, welche für die Handelshäuser in Apia die Production der Insel aufkaufen. Europäische Missionaire halten sich hier nicht auf, sondern nur ihre eingeborenen Agenten. Die Einwohner von Tau und ganz Manua sind eine schöne Samoarace und haben hier, wie auch in Olosega und Ofu ihre ursprünglichen Sitten mehr bewahrt, wie auf den grösseren Inseln. — Auf der Ostseite hinter dem Cap von Fitiuta befindet sich der District dieses Namens, eigentlich eine grosse Ortschaft darstellend, aber wie Älepata und Falealili in Upolu in mehrere Abthei¬ lungen, Maia, Leusoalii und Sana zerspalten. Bei dem vulkanischen submarinen Ausbruche des Jahres 1866 war eigenthümlicherweise 31 gerade dieser von der Stelle am weitesten entfernte District, namentlich das Vorgebirge, von Erdbeben am heftigsten erschüttert, während die übrigen Theile Mannas , sowie Ofu, wenig davon fühlten, hingegen wieder Olosega in seinen Grundfesten erschüttert wurde. Der Ausbruch seihst, den wir im Auslande Jahrgang 1867, Pag. 522, beschrieben haben, fand etwa lf Seemeile östlich von der Insel Olosega statt und soll nach Lothungen, die vom Bord eines eng¬ lischen Kriegsschiffes ausgingen, an dieser Stelle (durch Peilungen festgestellt), eine geringere Tiefe, wie die der Umgebung (70 — 90 Faden), gefunden worden sein. Seit dieser Zeit haben keine weiteren Eruptionen stattgefunden und ist ausser dieser Meeresbodenerhöhung und einer Menge Bimsteine, welche sich noch an den Gestaden von Manua und Olosega finden, keine Spur dieser grossartigen Naturerscheinung mehr zu finden. Die Insel Olosega , die wir hier zunächst zu betrachten haben, liegt ca. 4 Seemeilen nordwestlich von der FaleasaubucJit , ynd ist ebenfalls hoch und gebirgig. Die Insel hat die Form eines Dreieckes, dessen eine Ecke nach Westen der gegenüber liegenden Insel Ofu, die beiden anderen nach Süd und Nord liegen. Namentlich steil aus dem Meere emporragend, ist die östliche Seite der Insel. Die Ortschaften, Vaiapi und Puna genannt, liegen an der Südseite, an kleinen Einbuchtungen, von denselben führt ein steiler, schmaler Weg den Berg hinan, wo eine befestigte Hüttengruppe ist, wohin sich die Olosegaleute in Kriegszeiten zurückziehen, und die zwischen Felsabhängen gelegen, fast uneinnehmbar ist. Aus diesem Grunde hat Olosega, das mit den Einwohnern der nahe gegenüber liegenden Insel Ofu in beständiger Fehde lebt, diese in früheren Jahren fast ganz vernichtet. Dass in diesen heftigen Kämpfen auf diesen ohnehin wenig Culturland besitzenden kleinen Inseln namentlich Mangel, Bachsucht, und Aberglauben zum Cannibalismus führten, ist begreiflich, und daher die Angaben über noch in diesem Jahrhundert dort vorgekomnrene Fälle (Munkin) ganz glaubwürdig. Wenn auch die abergläubischen Ideen und die Bachsucht gewiss eine grosse Bolle spielen um solche Menschen zum Cannibalismus zu führen, so hat man nicht ausser Auge zu lassen, dass die Kriegführung dieser wilden Völker, welche sich mit ganz besondererer Wuth in der Zerstörung aller Nutzpflanzen und Hausthiere gefällt, verbunden mit der Unsicherheit beim Fischen und dem Nachgehen der Nahrung aus dem Walde, einen solchen Mangel herbeiführt, dass die, jedem Menschen von Natur inneliegende Scheu vor dieser Speise eher überwunden wird. Es fand sich daher überall in der Südsee da der Cannibalismus am stärkster! entwickelt, wo neben häufigen Kriegen das Land weniger reich an Nahrungsmitteln war. So in Neuseeland, den grossen Inseln der Vitigruppe (die der nützlichen Cocospalme fast ganz entbehren). — Die Insel Ofu endlich, etwas grösser wie Olosega liegt zum Westen derselben und sendet ein langes Vorgebirge bis ganz in die Nähe des Westkaps der letzteren Insel. Gebirgig und hoch, wie diese ganze kleine Manua gruppe besitzt sie eine mehr gedrungene vierkantige Gestalt, mit Ausnahme des langen östlichen Vorgebirges. An der Nordküste läuft ein Corallenriff hart an der Küste hin und setzt über die enge Passage zwischen den beiden Inseln Ofu und Olosega weg, sich an der Nordküste letzterer Insel fortsetzend. Zu erwähnen ist ferner die vor dem Westkap liegende kleine Insel Foisia, wo die Schiffe gewöhnlich ankern, nämlich je nach dem Winde zwischen derselben und dem Westkap oder südlich derselben weiter die Küste hinab. Hier beginnt auch der Strand, an welchem die Hütten der Eingeborenen stehen mit den Ortschaften Alulua und Alaufau. Die Bevölkerung von Ofu ist gegenwärtig wieder etwas zahl¬ reicher geworden und hat den Olosegern in dem letzten Kriege Stand gehalten, dieselben sogar in ihrer Festung am Berge auf einem neuentdeckten Wege aufgesucht und decimirt. Diese kleine Gruppe der Samoainseln die auch Manuagruppc genannt ist, wird wohl am längsten ihre Unabhängigkeit und Unvermischtheit erhalten, da die Inseln gebirgig und ohne gute Häfen den Besitz nicht sehr wünschenswert!! machen. 32 Ebenfalls noch zur Samoagruppe gehörend, wenigstens in gleicher Flucht mit dieser liegend, ist die 70 Meilen von Manua nach Osten liegende Insel Rosa. Es ist dieselbe, aber nicht eine kleine, allein aus dem Meere emporragende Insel, sondern ein Lagun- oder ringförmiges Corallenriff, mit einer Passage und zwei auf dem Riffe befindlichen Inseln. Dieses ringförmige Corallenriff hat einen Durchmesser von 2 Meilen und zeigt die Passage am Nordwestende mit einer Tiefe von 6 und mehr Faden, am Eingänge aber nur 1| — 1 Faden Tiefe, an der Seite gegen die innere Lagune. Capitain Ranzau, der wiederholte Male, im Dienste der deutschen Unternehmung, diese kleine Insel besuchte, und dessen freundschaftlicher Güte wir diese Notizen, Avie die in der Karte befindliche Skizze über die Rosa-Insel verdanken, lief mit einem kleinen Schooner in diese Passage hinein, und ankerte iu dem ruhigen Lagunemvasser. Doch ist dieses ein gewagtes Unternehmen, und bedarf schon bedeutender Uebung in der Riffbefahrung. Die Passage, anfangs breit, wird nämlich durch eine Reihe Corallenblöcke, die an der inneren Oeffuung liegen, verengt. Ist man in die Lagune eingefahren, so liegt die eine Insel, eine niedrige Sandbank, gerade zur Linken, an der Nordseite des Lagunriffes. Nach Süd -Osten liegt die zweite höhere Insel dem Riff auf, und stellt einen rundlichen Knollen Landes von ca. 500 Fuss Länge dar, der mit Bäumen bewachsen ist; dieses ist die eigentliche Rosa-Insel, von Capitain Frey einet zuerst entdeckt, und seiner Gemahlin zu Ehren so genannt. In der Südwestecke der Lagune finden sich zwei Corallenbänke. Die Brandung an der Ostseite während der Passatzeit ist beträchtlich, ebenso steht eine hohe Dünung in der Passage. Die Lagune ist überall ca. 7 — 8 Faden tief, und beherbergt, Avie die umliegende See, eine grosse Menge Fische, was schon frühere Besucher der Insel erwähnt haben. Aus diesem Grunde versuchte der unternehmende Leiter der deutschen Factorei, Herr 1h. Weber, eine deutsche Fischstation daselbst zu errichten, und kaufte zu diesem Zwecke die zu den Fischgründen Manua s gehörende Insel von den dortigen Häuptlingen. Ein Engländer ging mit einigen Eingeborenen dahin ab, um Fische einzufangen und in Fässer einzupökeln. Es zeigte sich aber, dass der Ertrag nicht so reich war als wie man vermuthet hatte, und dass die Fische nur mit der Angel zu fangen, viele Hände erforderten, um in kürzerer Zeit eine grosse Menge Fische zu erhalten. Die Fische selbst, meist Arten von Seebarschen (Serranus), Papageifischen (ScarusJ und Chirurgfischen, waren nicht geeignet zur Conservation in Salz, die überhaupt in dem feuchten Tropenklima nicht anwendbar, oder nur mit grosser Sorgfalt und besonderer Methode zu leiten ist. Es wurde bei dieser Gelegenheit beobachtet, dass auf der Sandinsel sich im Monat August und September eine Menge See-Scliildkröten einfanden, um ihre Eier abzulegen. Es waren dieses meist Arten der gemeinen, grünen See-Schildkröte (Chelonia mydas L.) Seltener kam die Carett-Schildkröte (Chelonia imbricata L.) Zur Zeit wenn die Jungen auskrochen, war die umliegende See voll von Haifischen, die begierig nach diesen kleinen Schildkröten schnappten, sorvie dieselben in’s tiefere Wasser kamen. Auf der mit Bäumen besetzten Insel, avo das Haus des Fischers aufgeschlagen Avar, nisteten eine Menge Seevögel, namentlich Sterna- Arten oder Seeschwalben. Es wurden damals auch auf der Insel Cocospalmen gepflanzt, die sehr gut gediehen, und gegenwärtig wohl schon Früchte tragen. Ein Eingeborener mit seiner Familie entschloss sich beim Abbruche der Fischerei allein dort zu bleiben, und ist falls er dort ausgeharrt hat, der Gouverneur dieser kleinen, einsamen Insel der Südsee. DIE EBONGRUPPE im MARSHALL’S ARCHIPEL. Aus den brieflichen Mittheilungen des für das Museum Godeffroy reisenden muthigen Polen J. Kubary, welcher mehrere Monate lang die zur Rallikkette gehörende Lagune von Ebon in naturhistorischer Beziehung ausbeutete, haben wir das wichtigste zusammengestellt und hoffen damit einen Beitrag zur Kenntniss dieser seit Kotzebue’s Reisen wenig beachteten und beschriebenen Inseln zu geben. Die Inseln der Ebongruppe liegen auf 4° 48' nördlicher Breite und 168° 45' westlicher Länge und bilden die südlichste Insel der Rallikkette. Es ist Ebon eine Inselgruppe, welche auf einem grossen Ringriffe mit einer breiten Passage, die an der Südwestseite liegt, sich befindet. Wie alle solche Laguneninseln liegen die einzelnen Eilande, deren Anzahl zwölf beträgt, nebst noch einigen ganz kleinen Inseln perlonartig auf dem zur Ebbezeit beinahe trocken werdenden Corallenriffe aufgereihet. Diese Inseln heissen von der Riffpassage angerechnet und nach Osten ringsherumgehend: Jurijer, Enijarmek, Ebon, Dereg, Enijadok, Guamaguam- lap, Euer, Munjak, Taka, Euilo , Jio und endlich Met den Kreis schliessend und der ersten Insel Jurijer *) auf der andern Seite der Passage gegenüberliegend. Ebon ist weitaus die grösste und ansehnlichste dieser Inseln und daher wird die ganze Gruppe nach derselben benannt. Diese Inseln sind wie alle Coralleninseln ganz niedrig und ihre Vegetation besteht haupt¬ sächlich aus Cocospalmen, Schraubenbäumen oder Pandanus und Brodfruchtbäumen nebst kleinerem Busch¬ werk und wenigen krautartigen Pflanzen. Die Bewohner dieser flachen denselben nicht hinreichende Nahrung gewährenden Inseln, etwa 800 an der Zahl, sind während des grössten Theiles des Jahres ab¬ wesend, um sich auf den nördlichen Inseln ernähren zu lassen. Dieselben sind, wie überhaupt die Rallik- insulaner , von schmächtigem Körperbau eher schwächlich als stark und untersetzt. Die Einwohner der höher nach Norden zu liegenden Inseln scheinen jedoch von dieser Regel abzuweichen. So finden sich unter den Eingeborenen der Ronelap oder Rim sky -Kor sako ff insei, die sich in Ebon aufhielten, stämmige *) Bezüglich der Aussprache der hier angeführten Namen der Ebon-Sprache ist zu bemerken, dass J. Kubaru den Vocal j für einen Laut ähnlich dem englischen j, französischen g oder polnischen 6 (also ein weiches „dsch" ) anwendet. 5 34 Passage in die Ebon-Gruppe. Leute, welches wohl der besseren Nahrung zuzuschreiben ist, die ihnen ihre grössere und fruchtbarere Insel gewährt. Arrowroot und grosse Quantitäten conservirter Pandanusfrüchte werden fortwährend vom Norden nach den südlichen Inseln gebracht. Im Allgemeinen ist der schmächtige Körperbau der Männer zierlich und schwarze buschige Kopfhaare nebst schwach entwickeltem Bartwuchs sind ihnen eigenthümlich. Die Weiber sind klein und schwächlich und werden bald alt und hässlich. Während bei den Männern das Gesicht mehr länglich ist, sind dagegen die Gesichter der Frauen dick, rund und voll mit breitem fleischigen Munde. Die Haare tragen dieselben gewöhnlich lang und buschig und nur die zum Christenthum bekehrten Frauen müssen das Haar kurz abgeschnitten halten. (Siehe beiliegende Typen auf Tafel 6.) Die Hautfarbe beider Geschlechter ist dunkler wie die hellbraune Farbe der Polynesier oder der Bewohner der Tonga-Inseln, der Schiffer-Inseln u. s. w. Die geistige Thätigkeit der Eingeborenen ist sehr beschränkt; die Lieder, die sie singen, sind eintönig wie der Wind, der fortwährend um ihre Hütten heult. Ilrro Tänze sind entweder der Ausdruck einer unbewussten Sinnlichkeit oder es hat auch die Unverschämtheit bei denselben keine Grenzen. Oft aber stellen die Tänze Kämpfe, Streit und Zank vor. Die Eboncr haben keinen Begriff von Gastfreundschaft oder dergleichen Tugenden; von den Weissen haben sie gelernt Geschenke zu nehmen, aber welche zu geben ist ihnen bis jetzt noch unbekannt. Die geringste Kleinigkeit muss bezahlt werden und gewöhnlich wird mit grosser Unverschämtheit „juwon tolar“ für etwas verlangt, das mit einer viel geringeren Münze gut bezahlt wäre. 35 Ein Tlicil der Eingeborenen ist seit acht Jahren zum Christenthum bekehrt, der andere Theil ist beim Heidenthum geblieben. Ihre ursprüngliche Religion besass keine persönliche Gottheiten ; hingegen verehrten s'e heilige Bäume und Steine, denen durch Zuwerfen von Speisen Opfer gebracht wurden. Sie glaubten an ein Leben nach dem Tode, indem sie hofften alsdann nach einer schönen Insel zu kommen, wo sic alles im Uebcrfluss haben würden. Ihre Leichen begruben sie in der Erde, die Stelle mit Corallblöckcn und zAvei Rudern bezeichnend, von welchen das eine am Kopfende, das andere zu den Füssen in die Erde gesteckt wurde. In wie weit die Mission in dieser kurzen Zeit einflussreich auf die Geistesrichtung der ihr zugewandten Eingeborenen gewirkt hat, ist schwer zu erkennen. Die von der Mission in der Landes¬ sprache veröffentlichten Kirchenlieder werden von den Mädchen und Frauen dreimal des Tages mit zur Verzweiflung bringender Verzückung und Frömmelei abgesungen. Dieselben würden auch gern sechsmal täglich singen, da sie zu faul zum arbeiten sind, aber das wäre gegen die Regel. Es ist hier wie anderwärts, viel oberflächliche Frömmigkeit und Civilisation. Die Eboner bedienen sich der europäischen Kleider, sie kennen den Werth des Geldes, sie können auch etwas lesen und schreiben, aber in andern Hinsichten sind sie nicht besser als früher. Im Gegentheil von der Moralität ganz abgesehen, sind sie fauler und habgieriger geworden, so dass der wilde Korden IlolHFs viel productiver und industrieller ist als das christliche Ebon , das vergessen hat, die einfachsten und zum alltäglichen Gebrauch unentbehr¬ lichsten Sachen zu verfertigen. Alle Matten, Fischleinen, Angelhaken, Taue, Lcibschnüre, Gürtel u. s. f. werden vom Korden eingeführt, während vor wenigen Jahren die Eboner dieses selbst verfertigten. Das einzige Produkt, welches die Einwohner gegenwärtig liefern ist Cocosnussoel, welches von Sidney aus angekauft wird. Ob die Mission im Stande sein wird, die physische wie geistige Thätigkeit der Einwohner zu heben, muss erst der weitere Erfolg zeigen. Die Kleidung der Erngeborenen ist wie schon gesagt seit der Einführung der Mission annähernd eine europäische, da sic aber oft auswandern und ein Theil der Bevölkerung noch nicht zum Ohristentliume übergetreten ist, so sicht man noch viele in ihrer ursprünglichen wilden Tracht. Dieselbe besteht aus einem einfachen Gürtel, Kangur genannt, von Pandanusblättern, von denen eine Anzahl, etwa 20 bis 25, der Länge nach übereinander gelegt und au beiden Enden zusammen genähet oder gebunden einen handbreiten Gürtel vorstellen. Dieser wird um die Hüften gelegt und mit einer Schnur aus Cocos- nussfasern oder Sinnet zusammengebunden. Dieser Kangur wird zur Verzierung vielfach umwickelt mit dem Irik, weclies eine Schnur ist, mit schwarzer und Aveisser Würfel Zeichnung und die verfertigt wird, indem feine schwarze und weisse Streifen von Pandanusblättern peitschenartig um eine Sinnetschnur geflochten Avcrdcn. Endlich gehört noch zu dem Gürtel ein vier Fuss langes Mattenband, der In genannt, dessen breitere Enden ebenfalls zur Verzierung mit schwarzen Streifen überflochten Averden, die Zeich¬ nungen bilden. An den beiden Enden werden Bastbüschel befestigt und dabei die langen einzelnen Bast- ."treifen rings um den Rand des erweiterten Mattenbandes angenähet. Dieser In wird zAvischen Leib und Kangur so durchzogen, dass ein Bastbüschel Avie eine Schürze Arorn herabhängt, dann Avird er um den heib geschlagen und Avieder zwischen Leib und Kangur so durchgezogen, dass der andere Bastbüschel als Schürze hinten herabhängt. Die Büschel des In sind von ungleicher Grösse und es kömmt der längere und grössere nach vorn zu hängen. Die LebcnsAveise der Eboner ist erbärmlich; die höchst dürftige Mahnung derselben besteht aus den reifen Pandanusnüssen, deren äussere süssliche Faserhülle sie aussaugen; ferner aus Cocosnüssen, Brodfrüchten und Fischen; welche beiden letzteren sie halb verbrannt oder halbgar essen. Wenn sie einen guten Fischfang gemacht haben, so trocknen sie dieselben im Rauche und erhalten so einen Vorrath. 5® Die Inseln bringen so wenig Nahrungsmittel hervor, dass die Häuptlinge, die gewöhnlich auch auf den nördlichen Inseln Besitzungen haben, von dort Arrowroot und Pandanusnüsse beziehen. Die äussere Hülle dieser Nüsse wird geraspelt, getrocknet und so conservirt in etwa 100 Pfund schweren Rollen von Pandanusblättern aufbewahrt. Die ärmeren gemeinen Leute kaufen sich für Geld oder Producte von einem deutschen Händler Arrowroot, welches dieser von andern Inseln bezieht. Eigenthümlich ist es, dass die Eingeborenen bei so karger Nahrung Hühner und Enten, die sie ziemlich zahlreich aufziehen, so wie deren Eier nicht essen wollen und lieber dieselben verkaufen oder Umtauschen. Das gleiche findet, wenn auch nicht in so hohem Grade, in Samoa statt, indessen sind es dort mehr die Eier, vor deren Genuss die Samoaner Abscheu hegen. Bei dieser kargen Kost entbehren die Eingeborenen von Ebon wie überhaupt aller Corallen- inseln, das grösste Gut, das ein Land in den Tropen aufzuweisen hat, nämlich ein frisches klares Wasser. Um Trinkwasser zu erhalten, haben sie in der Mitte der Insel eine Grube gegraben, in welche das Regenwasser zusammenfliesst. Dieses Wasser ist trübe, dick und braun gefärbt durch hineingefallene vegetabilische Stoffe. Die Gewohnheit sich zu waschen haben die Eboner nicht; sie baden sich wohl im Meere und in Wassergraben, aber nur der Hitze wegen, um sich abzukühlen. Am zufriedensten sind sie, wenn sie sich nicht nass zu machen brauchen; der Kopf mit dem buschigen Haarwuchs wird nie nass gemacht. Es ist wahrscheinlich, dass die bei ihnen und den Bewohnern anderer Coralleninseln so häufig vorkommenden flechtenartigen Hautausschläge, die ihren Körper ganz oder theilweise überziehen, ansteckend siud, und ihnen ausser ekelhaftem Ansehen einen unangenehmen Geruch gehen, von diesem Mangel an gehöriger Reinlichkeit herkömmt. Die Wohnungen der Eboner sind elende, niedrige Hütten, in welchen man bloss liegen, kaum sitzen und gar nicht stehen kann. Sie sind plump und unsymmetrisch gebaut, und verrathen dadurch die Bequemlichkeit oder vielmehr die Faulheit ihrer Verfertiger. Es sind die Hütten eigentlich nur Schlaf- winkel und gewähren kaum Schutz gegen Wind und Regen, auch riechen sie sehr unangenehm. Die Umgebung derselben ist mit hohen Haufen faulender Cocosnussschaalen und sonstigen Küchenabfällen bedeckt, die eine wahre Pestatmosphäre erzeugen. So schlechte Häusererbauer die Eboner sind, so geschickt sind dieselben in der Verfertigung zweckmässiger, schnellsegelnder Kähne, und sie selbst sind die kühnsten Segler. Wenn auch ihre Schiffe Mangel an symmetrischer Arbeit verrathen und sich nicht mit den vier verschiedenen Arten der Samoakähne messen können, so erreichen die Eingeborenen doch damit ihren Zweck, nämlich eine mit fast unglaublicher Schnelligkeit bewerkstelligte Verbindung zwischen den einzelnen Inseln der Rallik- und der Radackkette. Diese Kähne, mit ihren dreieckigen, fast in den Wind liegenden Mattensegeln, haben viel dazu beigetragen, dass alle diese so zerstreut liegenden Inseln durch eine einzige Menschenrace bevölkert wurden. Alle Eingeborenen derselben, bis zu den am weitesten nach Norden hin liegenden Inseln, sprechen die gleiche Sprache und haben dieselbe Tätowirung. Uebrigens haben auch Winde und Strömungen die Kähne, die auf unruhiger See sehr unzuverlässig waren, in früherer Zeit oft weggetrieben, und so wurden dadurch ebenfalls überall hin dieselbe Sprache und dieselben Sitten verbreitet. Die Verbindung der Eingeborenen unter einander bestand schon lange vor der Zeit der Entdeckung der Inseln durch die Europäer, aber ihre politische Verschmelzung in ein Ganzes geschah erst vor einem Menschenalter und zwar ging die Bewegung vom Norden aus. Die Eingeborenen von Ebon , wie überhaupt aller Inseln der ganzen Kette, haben vier Rang¬ stufen, die sich von mütterlicher Seite vererben. Der gewöhnliche Mann wird armij kajur genannt und 37 bildet den grössten Theil der Untergebenen. Derselbe besitzt kein Eigenthum, als nur das Land, das ihm vom Häuptling zugetheilt wurde, und das ihm zu jeder Zeit wieder entzogen werden kann. Er hat jede Woche dem Häuptling zubereitete Nahrung in gewisser Quantität und Qualität zu liefern. Ueber diesen steht der Leotakatak, der sein Eigenthum erbt und nicht vom höheren Häuptling erhält. Wenn dieser das Gut des Mannes haben will, so muss er ihn tödten. Im übrigen steht dieser Mann dem armij kcijur gleich. Die dritte Rangstufe ist der Burak, der sehr reich und einflussreich sein kann, wie der gegen¬ wärtige junge Kajbuke , von dem wir noch mehr sprechen werden. Derselbe stammt von einer Mutter, die eine Burak war und ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sein Vater der höchsten Rangklasse angehörte und ein Iroij oder sogar ein Iroij-lapelap war, bleibt sein Rang der eines Burak. Dann kommt die vierte Rangstufe, der Iroij, welcher vom Vater und Mutter Iroij abstammend, oder von einem Vater, der Burak wrar, aber von einer Mutter, die eine Iroij war. Aus den Iroij ward der König gewählt, und heisst dieser Iroij-lapelap und bedeutet dieses der grosse Iroij. Auf die Reinerhaltung dieser Häuptlingsgeschlechter halten diese Insulaner sehr viel und wird daher ein jedes Vergehen, das gegen die Rangordnung verstösst, sehr hart bestraft. Ein Leotakatak selbst, der sein Auge auf eine Iroij- Frau oder Tochter zu erheben wagte, würde einen solchen Uebergriff mit einem Leben bezahlen. Besonders sorgfältig wird der Rang der weiblichen' Linie aufrecht erhalten, da von dieser Seite der Titel sich erbt. Die Häuptlinge stehen in grosser Achtung und wird dieselbe jeder¬ zeit durch öffentliche Ehrenbezeugung an den Tag gelegt. Alle niedern Stände dürfen nur gebückt und und mit gesenktem Blick vor den Höheren erscheinen, auch niemals stehen, wenn diese sitzen und müssen sich stets in respectvoller Entfernung halten. Durch diese fortwährend sich wiederholenden Unterwerfungs¬ bezeugungen prägt sich in der Haltung der Eingeborenen ein geducktes, demüthiges Wesen aus, welches besonders auffallend die älteren Leute, die das Joch des Tyrannen Kajbuke zu tragen hatten, zur Schau tragen. Zu ferneren Ehrenbezeugungen den Häuptlingen gegenüber, gehört die sonderbare Sitte, bei der Darreichung von Früchten, wie z. B. der Brodfrucht und Pandanusbeere, nur den oberen Theil, nie das untere oder Stielende zu geben. Ebenso beanspruchen diese eine gewisse süssere Art von jungen Cocos- uüssen zum Getränke und würden jede Vernachlässigung dieser Tributzahlung strenge bestrafen. Die Strafen welche die Häuptlinge in früheren Zeiten verhängten, bestanden meist in der Todesstrafe oder seltener in milden Fällen in der Wegnahme von Land und Haus. Wurden Männer zur Todesstrafe verurtheilt, so wurde mit Speeren nach ihnen geworfen, wobei sie freistehend dieselben so lange abwehren durften, bis sie zuletzt durch Ermüdung und Blutverlust geschwächt, unter¬ lagen. Frauen hingegen welche den Tod zu erleiden hatten, wurden im Meere ertränkt. Dieselben pflegten in solchen Fällen freiwillig in das tiefere Wasser auf dem Riffe zu gehen, knieten daselbst unter die Oberfläche und wurden nun in - dieser Stellung so lange festgchalten und heruntergedrückt, bis die Erstickung eingetreten. Noch vor wenigen Jahren wurde ein solches Urtheil an zwei Brüdern und deren Frauen vollzogen. Der jetzige Häuptling Kajbuke schliesst widerspenstige Untergebene in europäische Handschellen und Hess sie auf diese Weise wochenlang laufen, überhaupt sind jetzt in Ebon unter der eingeführten Mission härtere Strafen seltener vorkommend. Die geschichtlichen Ueberlieferungcn der Eingeborenen sagen aus, dass Ebon einst allein für sich war, oder dass sie wenigstens unter einem eigenen König lebten. Da entstand in dem ohnehin schon karg von der Natur bedachten Lande eine grosse Hungersnoth und die Leute starben haufenweise. In dieser Zeit kamen vom Norden Kähne mit Kriegern, wrelche die vom Hungertode verschonten Männer theils umbrachten und theils mit sich nach Jaluij nahmen. In Ebon blieb ein Theil der Eroberer zurück, 38 der mit den übrig gebliebenen Eboner - Weibern die heutige Ilace erzeugte. Von dieser Zeit an blieb Ebon mit den andern RalliJcinseln in Verbindung. Einer der Führer, der mächtigste Iroij-lapelap , beherrschte nun alle Inseln. Jaluij selbst, woher die Krieger nach Ebon gekommen waren, ist ebenfalls durch nördliche Eindringlinge erobert worden, sowie die andern Inseln. Die Häuptlinge sämmtlicher Inseln erkannten jenen Führer als Oberhaupt an, behielten aber in ihrem Stamme ihre frühere Macht. Kajlmkc, welcher Käme das Schiff bedeutet, der alte nämlich, hat vor einem Menschen¬ alter als der zweite Häuptling die Regierung in Ebon angetreten. Er heiratliete die Wittwe des vorigen Königs. Zu seiner Zeit wurden von ihm siegreiche Ueberfälle auf fremde Schiffe gemacht, dadurch gestärkt und im Ansehen gehoben, hatte er auch die Gewalt auf Kill und Jaluij erhalten. Die Gewaltthätigkeiten dieses Mannes müssen ausserordentlich gewesen sein, da die Ein¬ geborenen nur mit Scheu und Angst seines Namens gedenken; sie haben öfters Visionen, wo er ihnen lebend und drohend erscheint und die der Sehende mit dem Leben bezahlen müsse. Kuban / selbst war Zeuge als ein Eingeborener durch eine solche Vision tödtlich erschreckt wurde. Ein junger Mann kam von Ebon nach Jurijer , wo Kubary war und im Gespräche mit ein Paar Eingeborenen erschien ihm der alte Kajbuke mit einem Speer nach ihm zielend. Von Angst ergriffen lief er wie ein Rasender nach Hause, legte sich hin und drei Tage später war er todt. Dieser König, der ein solches Andenken bei seinen Landsleuten hinterlassen hat, erhielt noch im hohen Alter einen Sohn, der nach den dortigen Rechtsbegriffen die Anrechte auf ganz RalliJi hat. Dieser Sohn ist gegenwärtig 13 Jahre alt und heisst Lemoro. Ein ganz gewöhnlicher Häuptling der ersten Rangstufe also ein Leotakatak heiratliete die Mutter und wurde dadurch Vormund des Lemoro , der übrigens in allen Dingen seinen unbeschränkten Willen hat. Dieser Vormund, Lcbon genannt, ist von Bonelap gebürtig und hat durch seine Besonnenheit* sich die Zuneigung der Mission und der W eissen gewonnen und dadurch auch seine Macht bei den Eingeborenen begründet, die ihn als einen Jroij-lapelap anerkennen, wie sie früher noch keinen gehabt haben. Kurz vor der Abreise des Kubary kam dieser Mann in Begleitung von 40 Kähnen von Jaluij. Er trägt, um sieh bei den Eingeborenen populär zu machen noch den früher beschriebenen J«; aber über dem Oberleibe ein Hemd. Obgleich er noch kein Kirchenmitglied ist, so unterstützt er doch die Mission. Neben diesem Lebon als Vormund des Lemoro befindet sich noch als mächtiger Häuptling in Ebon Kajbnke der junge, ein Neffe des alten Tyrannen. Derselbe spielt den Christen, hat ein grosses, geräumiges Haus umstellt mit Kanonen. Er speist an einem gedeckten Tische, hält sich Tliee und Caffce, kleidet sich in Rock, Hose und Hut und ist mit einem Wort ein Fortschrittler. Er speerte aber trotzdem zwei seiner Frauen und hat jetzt wieder ein Paar andere. Er hält es mit den Weissen aber nur aus Furcht vor den übrigen Häuptlingen, mit denen er aus Feigheit nicht auf einem ihnen vertrauenden Fusse zu leben wagt. Kajbufce besitzt den grössten Theil der Ebongruppe als Eigenthum und hat durch Heirath auch auf Jaluij Besitzungen erhalten. Lcbon, der König, ist arm, er ist ein Emporkömmling mit einigen Gütern im Norden. Wenn er sich in den Besitz von Kajbuke’s Land setzen will, so kann das nur auf Eboner Art geschehen, d. h. er muss ihn wegen Hochverrath speeren lassen und ihn auf diese Weise beerben. Da dieses aber sehr leicht zu bewerkstelligen ist, so spielt Kajbuke den eifrigen Fortschrittsmann. Mit diesen Mitteilungen über die Lagune von Ebon, welche Inselgruppe Joh. Kubary im Jahre 1870 besuchte, lieferte derselbe ein Manuscript, Notizen der noch wenig bekannten Sprache der micro- nesischen Eboninsulaner enthaltend. Wir geben dieselben anschliessend an die Beschreibung der Ein¬ geborenen hier unverändert wieder, ohne uns auf weitere Vergleichung mit den schon gegebenen Daten anderer Reisender wie „ Ghamisso’s “ etc. einzulassen. AVir hotfen mit diesen Sprachstudien Kuban/ s, denen sich in den nächstfolgeirden Heften des Journales noch weitere von anderen wenig besuchten Inselgruppen Micronesiens anschliessen werden, den Philologen und Anthropologen vom Fache Material zur Kenntniss und Vergleichung dieser Sprachen zu liefern. Es bietet die Sprache der Micronesier ein besonderes Interesse dar, da dieselbe vielleicht die Mittel zur Hand giebt, über den Ursprung und die Einwanderung der Bewohner der Südseeinseln mehr Licht zu verbreiten. Diese Asien näher¬ liegenden Inseln sind als Brücke zu den südlicher und östlicher gelegenen Inseln Polynesiens zu betrachten und die Kenntniss der dortigen Eingeborenen, sowie ihre Sprachen daher von grösster Wichtigkeit. Grammaticalische und orthographische Bemerkungen über die Ebonsprache. Das Alphabet besteht aus folgenden Buchstaben : a, _a, b d, e, i, j, 1, m, n, h, o, 3 p, r, t, u, w. a_ bezeichnet einen A^ocal zwischen a und 0 liegend. LL 11 n n 15 ^ 11 d 11 11 „ das nasale g und wird ng ausgesprochen. j spricht sich aus, wie dsch und tsch (ähnlich dem englischen j oder französischen g oder russischen d'c blos weicher, manchmal klingt es wie das polnische weiche e’, t’, z. w wird wie u ausgesprochen, zum Diphthong werdend bei folgendem Vocale. Die amerikanischen Missionare, Eingeborene von den Sandwichs- Inseln, die diese Orthographie dort eingeführt haben, schreiben und drucken mit lateinischen Buchstaben. a_ _o h werden im Drucke zum Unterschiede vom gewöhnlichen a, 0, n, cursive gedruckt. Die Mehrheit wird durch ein Zufügen von „ran“ für Personen und „ko“ für Thiere und Sachen ausgedrückt, so z. B. dribelli ein Fremder, dribelliran Fremde; Bao ein Vogel, Baoko Vögel. Eigentliche Beugungsfälle für Haupt- und Beiwörter sind nicht da, das AVort bleibt unver¬ ändert, und eine Umschreibung mit Hiilfswörter hilft aus. „In“ vor einem Hauptwort oder Beiwort bezeichnet den Genitiv, non den Dativ, z. B. AVa in iroij das Schiff des Königs, AVa non iroij dem Schiffe des Königs. Manche Hauptwörter haben keinen selbstständigen Nominativ, wie sie überhaupt blos abhängig von Personverhältnissen stehen können, so z. B. giebt es kein AVort, den allgemeinen Begriff „Vater “ darstellend, sondern dies AVort wird immer nur in Bezug auf die Person mit verschiedenlautenden AVortcn ausgedrückt. Ebenso die Hauptwörter Mutter, Bruder, Schwester, wie z. B. : Mein Vater Jcma (dschema), Meine Mutter Jine, Dein „ Jemom, Deine ,, Jinem, Sein „ Jemen, Seine „ Jinon, 40 Unserer zwei Vater .1 emaro, Unserer zwei Mutter Jinero, Euerer „ ,, Jemeren, Euerer „ „ Jineren, Ihrer „ ,, Jemer, Ihrer ,, ,, Jiner, Unserer drei „ Jemarjel, Unser drei ,, Jinerjel, „ aller ,, Jemen, Unsere Mutter Jineren, Väter (viele) Jemerwij, Mütter Jinerwij, Mein älterer Bruder Jei, Mein jüngerer Bruder Jeti. Dein „ ,, J em, Dein „ „ Jetim, Sein ,, ., Jen, Sein „ „ Jetin, Unserer zwei älterer Bruder Jero, Unserer zwei jüngerer Bruder Jetiro. Eurer „ deren, Eurer ,, „ ,, Jetiruen, Ihrer ,, „ J irro, Ihrer „ „ Jeter, Unserer drei ,, „ Jerjel, Unserer drei „ Jetirjil, Aeltere Brüder Jerwoj, Jüngere Brüder Jetirwoj, Das Wort „Bruder“ hat übrigens auch einen Nominativ ohne auf eine Person Bezug zu haben, also mit dem unbestimmten Artikel: Ein Bruder = Jem, jen, jetin. Die Steigerung der Adjective im Comparativ und Superlativ ist der Sprache unbekannt. Es findet nur Vergleichung statt mit dem Vorworte jen, als, wie z. B. : Lio euana jen leo, die Frau ist schlechter als der Mann. Die Adverbien hingegen haben eine Steigerungsform durch die Anhängung des Beiwortes „lok,“ z. B. : emon gut, emonlok besser, am besten. Enana schlecht, enanlok schlechter, am schlechtesten. Mein, e, es Dein, e, es Sein, e, es Die persönlichen Fürwörter heissen: au Unser, e, es am Euer, e, es an Ihr. e, es amwij arnwi aer Die duale Form: Unser zwei aro Euer ,, amiro Ihr „ irro od. erro Die Zeitwörter conjugiren sich durch Versetzung von Pronomia oder besonderer Hülfs Wörter für die verschiedenen Personen und Zeiten. So wird die Gegenwart in der Ebonspraclie durch Versetzung von e, ij, na, i für die 1. Person Singular kim für die 1. Person Plural. kwe, kwoj „ „ 2. eJ ii ii 3. kom „ i'e.j „ Für die Vergangenheit wird e ar, kwe ar, ej ar u. s. w. vorgesetzt. Für die Zukunft wird e naj, kwe naj, ej naj u. s. w. vorgesetzt. Für den Imperativ wird kwon vorgesetzt oder der Infinitiv mit erhobener Stimme allein gebraucht. So werden zum Beispiel die vier Zeitwörter irak trinken, mana essen, jiji schreiben, jerebal arbeiten folgendermassen conjugirt: I. Gegenwart, e irak ich trinke e jab irak ich trinke nicht e irake? trinke ich? e jab irake? trinke ich nicht? II. Vergangenheit, i ar irak ich trank i ar jab irak ich trank nicht na ar irake? trank ich? na ar irake? trank ich nicht? III. Zukunft. e naj irake ich werde trinken e naj jab irak ich werde nicht t. e naj irake? werde ich trinken? e naj jab irake? werde ich nicht t. ? 41 kwe irak du ti'inkst ej irak er trinkt kim irak wir trinken kom irak ihr trinket rej irak sie trinken. e mawa ich esse e jab mawa ich esse nicht e mawae? esse ich? e jab mawae? esse ich nicht? kwe mawa ej mawa u. s. f. e jiji ich schreibe e jab jiji ich schreibe nicht e jije? schreibe ich? e jab jije? schreibe ich nicht? u. s. f. e jerebal ich arbeite e jab jerebal e jerebale? e jab jerebale? kwe ar irak du trankst ej ar irak er trank kim ar irak wir tranken kom ar irak ihr tränket rej ar irak sie tranken i ar mawa ich ass i ar jab mawa ich ass nicht wa ar mawae? ass ich? wa ar jab mawae? kwe ar mawa ej ar mawa u. s. f. i ar jiji ich schrieb i ar jab jiji ich schrieb nicht wa ar jije? schrieb ich? waar jab jije? schrieb ich nicht? u.s. f. i ar jerebal ich arbeitete i ar jab jerebal wa ar jerebale? wa ar jab jerebale? kwe naj irak du wirst trinken ej naj irak er wird trinken kim naj irak wir werden trinken kom naj irak ihr werdet trinken rej naj irak sie werden trinken. e naj mawa ich werde essen e naj jab mawa ich werde nicht c. e naj mawae? werde ich essen? e naj jab mawae kwe naj mawa ej naj mawa u. s. f. e naj jiji ich werde schreiben e naj jab jiji ich werde nicht s. e naj jije? werde ich schreiben? e naj jab jije? werde ich nicht schreiben u. s. f. e naj jerebal ich werde arbeiten e naj jab jerebal e naj jerebale? e naj jab jerebale? Befehlende Form. Irak! oder kwon irak! trinke! Mawa! oder kwon mawa! esse! Jiji! oder kwon jiji! schreibe! Jerebal! oder kwon jerebal! arbeite! 1 = juwon. 2 == ruo. 3 = jilu. 4 = emen. 5 = lalim. 6 = jdjien. 7 = jiljienimjuwon. 8 = rualitok. 9 = ruatimjuwon. 10 = jowol. 11 = „im juwon. 12 = „ „ ruo. 13 = „ „ jilu. Die Zahlen der Ebonsprache heissen: 14 = jowol im enern. 15 = ,, ,, lalim. 16 -= ,, ,, jiljien. 17 = „ ,, jiljienimjuwon. 18 = „ „ rualitok. 19 — „ „ ruatimjuwon. 20 = rowol. 30 = jiliwol. 40 = eowol. 50 = limiwol. 60 = jiljiewol. 70 = jiljilimjuwonwol. 80 == rualitokwol. 90 = rualitimjuwonwol. 100 = jibuki. 101 — (jibuki im juwon etc.) 200 = rubuki. 300 = jilbuki. 400 = eabuki. 500 = limbuki. 600 == jiljilbuki. 700 = jiliejnimjuwonbuki. 800 = rualitokbuki. 900 = ruatimjuwonbuki. 1000 = jereben. c 42 Fertige Sätze Guten Tag! Lebewohl ! Bringe mir Brodfrucht! „ ihm „ „ mir Schweine und Hühner; Enten und Enteneier und Hühnereier. Was willst Du? Willst Du Oel machen? Willst Du mir Copprah verkaufen? Was sagst Du? Was willst Du dafür? Es ist zu theuer! Es ist billig! Willst Du mir ein Haus bauen? Willst Du für mich arbeiten? Ich gebe Dir einen Thaler die AVoche. Wo' ist die Passage? AVann kommt die Fluth? Sind hier viele Fische? Sind hier viel Schmetterlinge? Bringe mir viele Raupen mit den Blättern worauf sie leben i Wo sind die Nester der Vögel? Bringe mir Vogeleier! Bringe mir Eier von dem grauen Reiher ! AVo lebt dieser Vogel? AVas isst dieser Vogel? Gefällt Dir das? Ich will das nicht verkaufen. Es ist mir zu werth ! AVillst Du rauchen? und Redensarten. Jokwejuk! Jokweiuk! Bokotok me iba oder bokotok me nan na. ,, me iben Bokotok iba bik, lolo, jejak, lip in jejak im lip in lolo. Kwojet? Kwoj kanan komonemon bineb? oder „ „ ranke? Kwoj kanan wia nan na waini? Tainejba? takwoijba? Kwoj kanan ta? kwoj kanaka ta? oder tein kwoj kanaka? Elap wonen! Jet wonen! Kwoj kanan jabane komonemon ima? Kwoj kanan jerebal iba? Na] kwoj ibam juwon tolar jomen juwon wik. Eui to? Ebit, itok nat? Eorke ik i ailinen? Eorke babuk i ailinen? Kwonbokotok iba elin katanatan kabbiliko rej jijet ion! Eui el in baoko? Kwonbokotok iba lib in bao ! Bokotok lip in Kabaj. Bao ej juka ia? Bao in ej mana ta? Emonneke ? E jab kanan wialok. Moekaurik iba! Kwoj kanan kobatat? Kurzes Vocabular der Ebonsprache. Abends ota Ameise Ion aber a, ak Antwort (die) uak alle otenjej, jelok antworten uak als jen Arbeit (die) jerebal alt emor arbeiten jerebal Anker (der) kauliklik Arm (der) ben am wenigsten enintata Art (kleine und grosse) ilil (irik kab lapelap) 43 athmen menono Dach (das) katak auch kab dein am auf ion denken lomnak auf einmal kiakia dieser, e, es ee, een aufgeben kwatake diesseits, liier ijin aufhängen toto, letoto, totake Donner (der) jorur aufstehen 1) vom Liegen jerkak dort ijinwea 2) vom Sitzen jintak drehen karole aus jen drohen kalelawa ausbreiten kairlak Du kwe, kwoj ausgraben kotake Dunkelheit (die) marok ausserhalb inabij Durst (der) maru Banane (die) kabaraw Ei (das) lip Bart (der) koreak „ des Huhnes lip in lolo Bauch (der) loijin „ der Ente lip in jejak bauen 1) ein Haus kaleike einige jet 2) einen Kahn jekejik Ente (die) rak, jejak Baum (der) roujki entweder - oder ak-ak befehlen kowe, jirow, buron etwas jabriwot Bein (das) nen er e, ej beide komro erschrecken (sich) ilibok heissen kiji essen mana Berg (der) dol erzürnen (sich) illu besser emanilok besiegen emijeo fangen jebe beten jar „ (Fische) eowar bezahlen kala wonen Fächer (der) drei binden liabe fern etolok *) bitten kajidok Ferse (die) jimimnen blau maroro festhallen rebeje Blei (das) jot (introduc. Wort) Feuer (das) kijek Blitz (der) joram Feuerstein (der) ijur Blut (das) batoktok . finden (sehen) loe brechen ruje Finger (der) drriben brennen bwil Fisch (der) ik Brodfrucht (die) me flechten eet Busch (der) marr fliehen ko Fliege (die) law Ohrist (der) dri anij fliegen kelok *) Daher bei allen Zeitwörtern die eine entfernte Thätigkeit ausdrücken die Endung auf lok; so z. B. bogolok bringe hin, bogatok bringe her. 6* 44 Flinte (die) hu Haarnadel (aus dem Arm¬ fragen kajitok knochen einer See¬ Fremde (der) dribelli x) schwalbe) direb freuen (sich) monono 2) haben eor früher mokata oder mokta 2) hässlich (v. Gesicht) enana mejen fühlen jib Hahn (der) kako fürchten (sich) emjok Henne (die) lolo füttern najirik Hühnchen (das) jojo Fuss (der) nen Hand (die) hen hassen kijerett gehen latok Haus (das) Im 3) Geist (der heilige) jitob kwarjarjar Haut (die) kil gegen ilo heilig kwarjarjar gehen (zu Fuss) etal heirathen helile gehen (im Allgemeinen) ilok helfen jib an genug emej herabnehmen bakejen „ im essen emaj herab-herunterlassen lore gestern ine heute ranin geschwind jabromij hier ijin Gesundheit (die) mour hinab ilal to gesund sein r> hinauf ion gewiss emol hinlegen likiti Glas (das) kabjur hinter eleken, ilokan gleich kiekie Holz (das) wujki Glocke (die) bei (introduc. Wort) hören ron, ronjake Gott (der) anij, Jekowah (introd.) Hund (der) keru 4) Grab (das) uliej hübsch (d. M ann betreffend) wulio graben kubiti n ( >, Weib „ ) aieo Gras (das) ujuj Hüfte (die) ibin grämen (sich) huremej Hunger (der) kuli gross elap grün maroro ja ait, ewa Gürtel (der) kanur Jahr (das) annean im rok, Jir gut emon ich na *) dri bedeutet Knochen — einem Landesnamen beigefiigt — Leute wie z. B. dri Ebon Eboner. 2) Von menono athmen, also athmen können, frei sein, froh sein, im Gegensat z — trauern, beklemmt sein, also nicht frei athmen. 3) Die Hütte der Eingeborenen Ebons besteht ans einem Dach das auf 4 dünnen Pfählen 3 — 4 Fuss Uber der Erde aufgerichtet ist. Unter dem Dach befindet sich auf Querhölzern die geringe Habe an Matten etc. und der untere Raum auf der Erde, der mit Pandanusblättern bestreut ist, dient nur zum Schlafen oder kurzen Aufenthalt der Familie bei Unwetter. Dies ist der eigentliche im oder im kijerik. Belak heisst eine höhere aber luftige Hütte, die zum Kochen dient. Jukwen is eine ganz kleine Hütte, wo die Frauen und Mädchen zur Zeit ihrer Perioden sich aufhalten. ■*) keru heisst überhaupt jedes Thier. 45 jeder, e, es kaji an armej lügen ab jemand jabriwot jenseits ijnweo manchmal jetien ihr kom Mann (der) armej immer ienotemjej Mast (der) kijn in i, ilo, iloan, iben Matte (die) nerir, eir irren sich bwir mein e es au mehr elinlok Kamm (der) kirrebar Messer (das) bokobok kämpfen terenai mit iben kalt ebijio mit mir, Dir, ihm iba, ibam, ibem Katze (die) keru kijerik (eig. Ratten¬ mit uns, euch, ihnen iber, ibemi, iber thier) Mittags bereolab kaufen wia Mitternachts ulkenbu« Kinder (die) ajiri mitten unter iolab Kirche (die) Tempel (der) im in jar Mond (der) ali« Kiste (die) tibitib Monat (der) alin Kleid (das) nukunuk Morgens ejebok klein errek eni« Mund (der) lo«em Knabe (der) ladrik Mutter (seine) Jinen kochen (am Feuer über¬ haupt) kamat nach «an kochen (auf heissen Steinen) umum, umei nachher berimokata, kijalok „ „ Kohlen kwanjen nähen jeje können maro« Nagel (der) am Finger akiben Körper (der) enbwinin „ an der Zehe akinen kommen etok ,, Stift rilak Kopf (der) bara« nahe ebök krank sein aninmij Nase (die) batin Knie (das) bakwell nass eu Knochen (der) dri neben (rechts) anbejmaronen Krebs (der) baru « (links) anmi«i« nein jab lachen ti n neu ekrtl längst trejen nichts jelok Land (das) ene niemand n langsam ebat Norden (der) eon laufen tir Nuss (die) der Cocospalme Lehen (das) mour (die junge) ni lesen konono » n n » (die reife) waini lieben jokwe liegen babu ob ela«a loslassen katalok oder ak ke 46 Oel (das) bineb schütteln kamakete oft eien „ die Hand ireki oh! oder ah! Ausrufung ajit! ulel! urik! bujik! urer! schwarz kilmej oho oho! (Kriegsgeschrei) tihihihi schwach emijeno oh ! ili ! (Schmerzensausruf) bwilon „ sein emijeo ohne ejelok Schwein (das) bik, keru Ohr (das) loij ilinen schwimmen ao Osten (der) rear schwitzen menukaru See (die) Salzwasser i'iberh. loijt Pandanusfrucht (die) bob See (die hohe) limajnono pfeifen en wue Seele (die) an pusten? (keichen) uke Segel (das) wujele sehen loe Patte (die) kijerik Seligkeit (die) lomoren rauchen kobatat senden jilkin Paupe (die) katanetan sie rej, ren, re, ir Regen (der) wut sie zwei eiro roth kilmir, emir, mir „ drei Jrjil Puder (das) jibwe siegen kajar rund um iturn singen al sitzen jijet Sand (der) rok so enwot, barenwit, barlamwot Säge (die) jeleben Sohn (der) nojin sägen •n Sonne (die) al schämen (sich) ejok spät rumej, ebat schelten konono enana Speer (der) mari schenken komekwikwi Spiegel (der) kabjur mejen Schenkel (der) katienen springen kanono schiessen bukwi sprechen kelok Schiff (das) wanbelli stark kajur schlafen kiki Stein (der) ejman schlagen drenlokwe stechen wue, wea „ (sich) iri stehlen kot schlecht enana sterben emij schleifen jimejim Stern (der) Jju Schmetterling (der) babub Strafe (die) robe, liabe Schnur (die) irik Strand (der) bereber schon emej Sturm (der) elitin schon längst trejen Süden (der) rak Schöpfer (der) im Kahn lim schreiben jiji Taback (der) tabaka schreien jan Tag (der) ran Schurze (die) in tanzen eob 47 taro (Wilde) jeraj warm ebwil tauchen tulok warum ? eteke ? Thier (das) keru waschen (Kleider) katutu Tochter (die) nojin (Geschirr etc.) kwol todtschlagen mani, jike Wasser (das) dren tragen (auf den Schultern) inik Weib (das) karre (in der Hand) bokwe weiblich karre träge (sein), nicht wollen makoko wegtreiben (auf See) belok traurig (sein) buromij „ (aus d. Hause) kako, jilkenlok trinken irak weigern (sich) biri trocken emra weil bwe weiss emuj über irelok weit etolok übelriechend ebwol weinen jo« umdrehen ukote welcher, e, es won umfallen ebunlok, wutlok wenige jet und im, kab wenig iet unser zwei aro wenn nat unser, e, es amwij, kemwij wer? won? Unsterblichkeit (die) marindrio wie? ekejikan? unten jomen wie viel ? jete? Wind (der) koto verbergen noje Windstille (die) lur verbleiben, wohnen ajukwi, ber wirklich emolwot vergessen molokotok wissen jela vergesslich melili wo ? eni? vergiessen lutak, lutaktak woher ? jenea? verlieren joko wohlriechend e«aj verkaufen wia wohlschmeckend etanal verwunden kinijnij Wolke (die) koro viel eie« vielleicht bwilen Zahn (der) «i Vogel (der) bao Zehe (die) arrinen von jen Zeichen (machen) kakale vor iman zerreissen bwotak vorgestern jeman ziehen aiki, kaniki vorsichtig kejbarok zuviel ele«lok zu gross elablok Wade (die) ajajimnen, ajajinen zu wenig ietlok wahrscheinlich bwilen zuschauen lale wann? nat ? Zunge (die) Ion VOGELBÄLGE aus HUAHINE gesammelt für das „Museum GodefFroy.“ Jj ür die Kenntniss der geographischen Verbreitung der Thiere ist die genaueste Angabe der Fundorte derselben unerlässlich. In dieser Beziehung war man in früheren Zeiten nicht sehr genau, denn wenn man in zoologischen Sammlungen als Fundort Südseeinseln angegeben findet, so ist dieses ein sehr weiter geographischer Begriff. Da auch viele Gegenstände durch Zwischenhändler in die Sammlungen kamen, so war auch dieses eine Quelle falscher Angaben über die Fundorte; aber auch seihst in den Sammlungen grosser mariner Expeditionen findet man Unsicherheiten in dieser Beziehung. Daher dürfte ein Bericht über Vogelbälge, die zuverlässlich auf der Insel Hualiine , die den Gesellschaftsinseln angehört, von Herren Andrew Garrett gesammelt wurden, nicht ohne Interesse sein, obgleich die Omis dieser Inseln schon ziemlich bekannt ist. Aus dieser Sammlung geht die merkwürdige Thatsache hervor, dass während die Arten einiger Gattungen ganz identisch sind mit solchen die auf andern oft von dieser weit entfernten Inseln der Südsee Vorkommen, die Arten anderer Gattungen sich so verändert zeigen, dass man dieselben entweder als gut abgegrenzte verschiedene Arten bezeichnen kann oder aber unschlüssig ist, ob man es nur mit localen Varietäten oder mit besonderen Species zu thun hat. Der Weg, den wir in letzterem Falle zu gehen haben, scheint mir indessen in unserer Zeit dem Naturforscher vorgezeichnet zu sein. Wir müssen diese zweifelhaften Arten schon wegen des weiteren Studiums betreffs Abänderung auseinanderhalten und beschreiben, aber uns bestreben, solche Formen zu gruppiren und statt ein¬ fach die Abweichungen von den verwandten Species anzugeben, besonders auch die Aehnlichkeiten hervorheben. Unter die sehr veränderlichen Arten gehören namentlich die kleinen Tauben der Gattung Ptilinopus, die von Insel zu Insel Polynesiens verschieden sind. Es erstrecken sich zwar die Verschieden¬ heiten fast nur auf die des Gefieders, während Grösse, Schnabel- und Fussbildung, innere Organe bis auf kleine Verschiedenheiten fast gleich bleiben, namentlich gilt diess für nahe gelegene Inseln. Es beleben aber diese Tauhenarten nicht nur die Wälder der Südseeinseln, sondern auch die Australiens und der Mollukken; überall an diesen Orten finden wir Arten deren buntes Colorit nach einem ähnlichen Plane angelegt ist. Es sind dies Arten mit vorherrschend grünem metallisch-glänzendem Gefieder, während der Scheitel des Kopfes mit einer runden Platte purpurner Federn geschmückt ist, die kleine gelbe oder blaue Federn umsäumen. Die Befiederung des Halses, der Brust und des Abdomens ist am veränder¬ lichsten aus grauen oder grünlich-gelben Federn bestehend mit Binden von verschiedenen Farben. An der Brust der ausgewachsenen Vögel finden sich eigenthümlich gestaltete gabelartig gespaltene Federn, dadurch entstanden, dass jede Feder die Aeste der Federfahne sehr lang entwickelt zeigt. Die in Huahine gesammelte Art ist von J. P. Gray als Ptilinopus chrysogaster benannt, und zeichnet sich durch die 49 einförmig gelbe Färbung der Brust- und Bauchfedern aus; sie unterscheidet sich namentlich durch die sehr blassrothe, beinahe lilafarbene Kopfplatte von ihren verwandteu Arten in den westlich gelegenen Inselgruppen. Letztere Ptilinopus fasciatus. Peale von Samoa und Uea, Ptilinopus porphyraceus Förster aus Tonga , Ptilinopus Rarotongensis Hartlaub und Finsch schliessen sich enge aneinander, wie aucli ihr Verbreitungsbezirk näher beisammenliegende Inseln umfasst und sind höchst wahrscheinlich nur Varietäten einer Art durch Migration und langes Gctrenntleben auf verschiedenen Inseln gebildet. Es ist nämlich bemerkenswerth, dass diese Arten ein ganz gleichartig-lautendes Gurren vernehmen lassen, während eine andere auch auf diesen Inseln vorkommende Ptilinopus-Avt Pt. Perousü. Peale die im ausgewachsenen Zustande ein sehr abweichendes Gefieder zeigt, auch einen anderen Ruf hören lässt. Höchst interessant ist aber die Beobachtung, dass diese zu einer anderen Gruppe von Ptilinopus- Arten gehörende Taube im Jugendgefieder den eben erwähnten drei Arten näher steht und so gleichsam aus der Entwicklungs¬ geschichte zeigt, dass auch sie damit näher verwandt ist, vielleicht aus denselben sich weiter entwickelt hat. Es bietet gerade diese Vogelgattung ein höchst lehrreiches Bild der Artenabänderung nach geographischer Verbreitung und würde eine sorgfältig ausgearbeitete Monographie der Gattung Ptilinopus mit Gruppirung der verwandten Arten unter Berücksichtigung des inneren sowohl wie äusseren Baues manche interessante Verhältnisse zur Anschauung bringen. Es würde sich unter anderem zeigen, dass manche aufgestellte Arten kaum soviel Unterschiede darbieten, wie die Varietäten, welche durch Zucht aus unseren Haustauben entstanden sind. *) Das eben Gesagte gilt ferner für die Arten der Gattung Halcyon und zeigen hier die vielen Controversen der Autoren in der Bestimmung der Arten deutlich genug, auf wie schwankenden Merk¬ malen ihre Arten gegründet sind. So wird der auf Hualiine vorkommende Halcyon von Sclater als H. tutus beschrieben, was Sharpe in seiner Monographie der Alcediniden bestätigt, während die Autoren G. Hartlaub und 0. Finscli denselben zu einer von ihnen aufgestellten Form Halcyon Pcalei und H. veneratus bringen. Erstere soll auch auf der Insel Tutuila der Samoagruppe Vorkommen. Indessen möchten wir bezweifeln, dass in der Samoagruppe eine andere Art wie Halcyon recurvirostris vorkommt und scheint allerdings die in Hualiine vorkommende Form mit der von Sharpe wiedergegebenen Beschreibung und Abbildung des H. tutus Sclater am besten übereinzustimmen. Zu den unverändert durch die vielen verschiedenen Inselgruppen Central- und West-Polynesiens ja selbst noch weiter gehenden Arten, gehören Eudynamis taitensis Sparrm. der Südseekukuk, Collocalia vanicorensis ct G. eine Salangenart, die selbst auf der Insel Mauritius im indischen Ocean mit einer höchst ähnlichen Art vertreten ist; ferner Ardea sacra Gmcl., Sterna Bergii Lichtst. , Gygis alba Sparrm ., Phaeton aethereus Z., Dysporus sula L. und piscator L. Dass die letzteren fünf Arten als Seevögel und treffliche Flieger eine grosse Verbreitung haben ist nicht zu verwundern, ebenso wenig, dass die Zugvögel und fremden Gäste Charadrius fulvus Gml. und Actitis incanus Gml. auch auf Hualiine Vorkommen. Ein wie es scheint nur den Gesellschaftsinseln eigenthümlicher Singvogel Tatarc longirostris Gml. befindet sich auch unter den Vögclbälgen aus Hualiine und repräsentirt in einer einzigen Art den Sylvien-typus. Nach Peale soll derselbe auch in Tonga, Samoa und Viti verkommen, doch können wir aus eigener Erfahrung dies nicht bestätigen, indem wir nie an diesen Orten weder den Vogel beobachtet noch den Gesang eines solchen vernommen. *) Auf der beiliegenden Tafel VII sind sechs verschiedene Arten der Gattung Ptilinopus aus dem Museum Godefroy zusammengestellt, um die oben erwähnten Verhältnisse durch die Anschauung deutlicher zu machen. Zugleich verbinden wir damit den Zweck von einigen durch die Museums-Expeditionen neu entdeckten Arten eine möglichst getreue Abbildung zu geben. Die Correctur derFüsse einiger Arten, die in der Zeichnung nicht nach Wunsch ausgefallen, konnte leider nicht mehr vorgenommen werden. 50 Verzeichntes der in Huahine gesammelten Vögel. 1. Eudynamis taitensis. Sparrm. 1 Exemplar. 2. Halcyon (Todir amphus) tutus. Sharpe. 5 Exemplare. Unter diesen finden sich kleine Abweichungen im Gefieder, weniger in der Grösse, die constant ist : Die älteren wie es den Anschein hat, ausgewachsenen Exemplare sind kleiner, wie Halcyon sacra (hnl. ca. 7\“ lang. Die aus schwarzen und blauen Federn gemischte Nackenbinde ist verständig zusammenhängend, hingegen das weisse Band, das sich von der Stirn um den Hinterkopf zieht, daselbst meist unvollständig und mit blauen Federn gemischt. Rostfarbene Federn finden sich am ganzen Vogel keire, höchstens ein leicht gelblicher Anflug. Das Blau des Rückens und Scheitels ist schmutzig-grünlich- blau, am kräftigsten ist die blauo Färbung an den Flügeldecken, der Aussenfahne der Schwingen, dem Bürzel, und den Deckfedern des Schwanzes, sov ’e der Oberseite der Federn des letzteren. Die erste Schwinge ist ganz schwarz ; die übrigen Schwingfedern haben schwarze Innenfahnen und den innern Theil der Aussenfahne schwarz gefärbt. Der Schnabel ist consent glatter und im Verhältniss zum Kopf kürzer wie bei Halcyon sacra Gml. Zwei j üngere Exemplare unterscheiden sich dadurch, dass die weisse Siirn-Nackenbinde undeutlich stark mit schmutzig-blauen Federn gemischt ist. Ferner ist die bei den älteren Exemplaren reinweisse Brustbefiederung hier mit schwärzlich gerandeten Federn versehen, die eine Art Binde daselbst b^den. Die Flügeldeckfedern endlich sind weiss gerandet. 3. Collocalia vanicor ensis. Q. u. G. 1 Exemplar. 4. Tatar e longirostris. Gml. 1 Exemplar. 5. Ptilinopus chry sogaster. G. R. Gray. Neun Exemplare die alle gleich gefärbt sind. Vögel im Jugendkleide waren keine hei der Sendung. 6. Actitis incanus. Gml. 2 Exemplare. 7. Charadrius fulws. Gml. 3 Exemplare. 8. Ardea sacra. Gml. 3 Exemplare. Zwei derselben sind nicht einfach schiefergrau, sondern haben eine ziemlich abweichende Färbung. Der Kopf hat auf dem Scheitel schwarze Federn, der Hals, Brust und Abdomen sind fast ganz weiss, nur mit einzelnen grauen Federn gemischt. Die Rückenseite des Vogels ist schiefergrau mit weissen Federn stark gemischt. 9. Sterna Bergii Lichtst. 1 Exemplar. 10. Gygis alba. Sparrm. 1 Exemplar. 11. Phaeton aethereus. L. Zwei Vögel im Jugendgefieder ohne verlängerte mittlere Schwanzfedern. 12. Dysporus sula. L. 13. Dysporus piscator. L. 51 Als Anhang zu diesem Verzeichniss der Huahine-Yö gel können wir noch hinzufügen, dass das Museum Godcffroy aus einer anderen Localität, die aber zum faunistischen Bezirk der Gesellschaft - insein gehört, nämlich von der Insel Niau in der Paumotu- Gruppe oder den niedrigen Inseln, durch Herrn C. Meyer vier Exemplare des zierlichsten der Domicella- Arten, der D. taitana Gml. zum Geschenk erhalten hat. Diese Papageienart ist bis jetzt nur von den Gesellschaftsinseln bekannt gewesen und erweitert sich hierdurch der Verbreitungsbezirk dieses Vogels um ein bedeutendes. Unter den vier Exemplaren befindet sich eines im Jugend kleide, das unseres Wissens noch nicht besch"iehen ist. Es unterscheidet sich der junge Vogel von dem Erwachsenen namentlich durch die verschiedene Färbung des weissen Feldes, welches hei dem letzteren die Unterseite des Kopfes vom Zügel bis hinter die Augen, den Hals, die Ober- und Unterbrust einnimmt. Die junge Domicella taitana zeigt die Keh1- und Oberbrustgegend noch schmutzigweiss mit vielen schwarzen und blauen Federn gemischt, die sich stellenweise weiss zu entfärben scheinen. Vollständige weisse Federchen finden sich vor der Ohröffnung und uuter dem Schnabel. Die Unterbrust (zwischen den Flügelbugen) ist noch ganz mit den schwärzlichen blaugerandeten Federn bedeckt, die die Hauptfärbung des Vogels bedingen. Der Schnabel und die Fiisse nebst Lauf, die beim alten Vogel rothgelb sind, haben heim jungen Vogel br ä ur 1 ’’ c he F ärbung, womit wahr- scheini;ch auch die Farbe der Iris vom bräunlichen zum röthhehen wechse'n wird, nach Analogien zu schliessen. Die Grössenverhältrfsse sind hei diesem jungen Vogel, der in Weingeist conservirt ist, w ic bei den erwachsenen Exemplaren. Total Länge 8" X Masse in Centimetern. Länge der Steuerfedern 6'" 5"', Flügellänge (vom Bug bis zur längsten Schwingenspitze 8"; grösste Zehe und Lauf, je 1" Länge. EIN BEITRAG ZUR FARNFLORA DER PALAOS- ODER PELEW- INSELN. VON DK CER. LUERSSEN. Auf den zur Westgruppe der Carolinen gehörigen Palaos- oder Pelew-Inseln wurde von Herrn Capitain A. Tetens in Hamburg eine kleine botanische Sammlung angelegt, die mir von Herrn J. Ces. Godeffroy gütigst zur Bearbeitung übergeben vurde. Da meines Wissens Veröffentlichungen, namentlich über d’e Farne, der in der Tetens' sehen Ceuection am besten vertretenen Pflanzengruppe dieser Inseln, nicht exisO’en, so mag d'e folgende Aufzählung als ein kleine Beitrag zur weiteren Kenntniss der geographischen Verbreitung einer der interessantesten Abtlieihrngen des Pflanzenreiches vielleicht nicht unw!1 'kommen sein. Dass sich die Farnflora der Pelew-Inseln , wie Avohl von vorn herein zu erwarten Avar, iuoig an diejenige der Philippinen aDschliesst, wird ein Blick auf die nachstehenden Zeilen und eine Vergleichung mit etAva der Smith’ sehen ,,Enumeratio Filicum Philippin arum a (Hook. Journ. of Bo tan. III. 392 — 422) zeigen. Von — bis jetzt — rein polynesischen Arten tritt uns nur Trichomanes peltatum Baker entgegen. — Im Ganzen enthält die Sammlung des Herrn Tetens 42 Arten aus 23 Gattungen. Vertreten werden von diesen die Gruppen der Hymenophyllaceen mit 2, Polypodiaeeen mit 29, S cliizaeaceen mit 3, Marattiaceen mit 1, Ophioglosseen mit 2, Lyco- podiaceeu mit 3 und Selaginolleen mit 2 Arten. Nicht vorhanden sind in derselben die Cya- heaceen, Gleicheniaceen, Osmundaceen, Equisetaceen und Rhizocarpeen. — - In Bezug auf die Umgrenzung der Arten habe ich die Citate aus meiner Arbeit über die Graeffe' sehen Farne*), aa o dies möglich war, beigefügt. Farn. I. Filices. Ordo I. Hymenophyllaceae. I. Trichomanes L. 1. Trichomanes peltatum Baker in Linn. Proc. inedit.; Hook. Bak. Syn. Fil. 73. Luerss. Fil. Graeff. 1. c. 237. Ich fand diese schöne, bisher nur von den Viti-Inseln, Samoa-Inseln und Neu-Caledonien bekannte Art auf einem Stück Baumrinde, ganz von Trichomanes humile Forst, überzogen, in f; uctificircndem Zustande. Tetens No. 52 ! *) Mittlieilungen aus dem Gesammtgebiete der Botanik, herausgegeben von A. Schenk und Chi •• Luerssen. I. 67 — 312. 2. Triehomanes liumile Forst. Prodr. No. 464. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 240. Tetens No. 49! Ordo. II. Polypodiaceae. 2. Vittaria. Sm. Lssn. Fil. Graeft. 1. c. 77. 3. Vittaria elongata Sw. Syn. Fil. pag. 109 et 302. Lssn. 1. c. pag. 90. Tetens No. 15! Einige Exemplare erinnern in Bezug auf die Blattform an Vittaria ensiformis Bl. 3. Antrophyum Klf. 4. Antrophyum plantagineum Klf. Enum. Fil. 197. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 97. Tetens No. 48 und wahrscheinlich auch die unter No. 37 liegenden sterilen Jugendexemplare! 4. Taenitis Sv/. 5. Taenitis spicata Mett. Ann. Mus. Lugd. Bat. IV. 173. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 99. Tetens No. 38 ! In der Sammlung des Herrn Capitain Tetens finden sich ein paar Exemplare eines jungen, sterilen Farnkrautes, die nach Blattform und Nervatur hierher gehören könnten. 5. Polypodium L. 6. Polypodium punctatum Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 21 (non Syn. Fil. 41). Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 107. Tetens No. 46! 7. Polypodium Phymatodes L. Spec. plant. 7860. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 108. Tetens No. 45! Steril. 6. Adiantuni L. 8. Adiantum lunulatum Burm. Fl. Ind. 235. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 116. Tetens No. 4! 7. Cheilanthcs Sw. 9. Cheilanthes tenuifolia Sw. Syn. Fil. 129, 332. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 117. Tetens No. 18! 8. Pteris L. 10. Pteris ensiformis Burm. Fl. Ind. 231. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 123. Tetens No. 9! 54 11. Pteris biaurita L. Sp. PI. 1534. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 123. Forma quadriaurita (P. quadriaurita Retz), setigera (Hook. Spec. F;i. II. 181, tab. 135, A). Tetens No. 25! Die Tetens' sehe Pflanze ist steril und nähert sich in Bezug auf die Anzahl und Verthei hing der Borsten auf der Fiederoberfläche der No. 1042 Graeffe s vom Mt. Tofun auf der Samoa-Insel Upolir, sowie Cuming's No. 413 von den Philippinen (Pteris asperula J. Sm. in Hook. Journ. of Bot. JH. 405). 12. Pteris marginata Bory, It. II. 192; Bel. Voy. 43. Tetens No. 24! Lssn. Fil. Gr a eff. 1. c. 131. 9. Blechnum L. 13. Blechnum orientale L. Sp. PI. 1535. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 133. Tetens No. 27, 41 und 42 ! No. 27 ist ein kleines, mit dem Blattstiele nur 25 Centimeter langes, aber vo)1 ständig entwickelt* s und reich fructificirendes Blatt einer wahrscheinlich unter sehr ungünstigen Verhältnissen gewachsenen Pflanze. No. 41 gehört einer grösseren, doch noch spärlich fructificirenden Pflanze an und No. 42 ist ein sehr jugendliches Exemplar, dessen grösstes Blatt erst 1 1 Centimeter Länge besitzt. 10. Asplenium L. 14. Asplenium Nidus L. Spec. PI. 7830. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 146. Tetens No. 35! Eine kleiue, noch nicht fructificirende Pflanze, deren grösstes Blatt 27 Centimeter Länge besitzt. 15. Asplenium falcatum Lam. Encycl. II. 306. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 151. Tetens No. 14 ! 16. Asplenium cuneatum Lam. Encycl. II. 309. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 158. Tetens No. 40! Einige sehr junge, noch sterile Exemplare. var. 1 aserpitiifolia Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 158. Asplenium laserpitiifob’um Lam. Enc. )L 310. Tetens No. 13! 17. Asplenium sylvaticum Pr. Rel. Haenk. I. 42. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 164. Tetens No. 29 und 30! Die mir vorliegende No. 29 ist ein sehr jugendliches, noch steriles Exemplar, das jedoch zu dieser Art zu gehören scheint; von No. 30, grösseren, fructificirenden Blättern, ist dies unzweifel¬ haft der Fall. II. Phegopteris Fee. 18. Phegopteris irregularis Mett, in Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 225. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 172. Tetens No. 32 ! Steriles, kleineres Exemplar, doch ohne Zweifel die bezeiclmete Art. 12. Aspidium Sw. 19. Aspidium patens Sw. Syn. Fil. 49. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 187. Tetens, No. 50 und 51! Zwei sterile Blätter, von denen No. 51 bald freie, bald anastomosirende untere Nervenpaare benachbarter Fiedersegmente zeigt. 20. Aspidium setigerum Kuhn, Fil. Nov. Hebrid. in Verhandl. der zool.-botan. Ges. in Wien 1869, pag. 578. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 190. Tetens No. 34! Fertile Fiederfragmente. 21. Aspidium unitum Mett. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 230 (non Sieb.). Tetens No. 17! Unvonständige, fertile Blätter! 22. Aspidium pteroides Mett. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 231. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 189. Tetens No. 47 ! 23. Aspidium dissectum Mett. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 232. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 179. Tetens No. 53 ! Eiu Keines, steil1 es Exemplar. 24. Aspidium . ?? Tetens No. 31 ! Vorig unbestimmbar, weil sehr jugendliche Exemplare eines Aspidium? 13. Nephrolepis Schott. 25. Nephrolepis cordifolia Pr. Tent. Pter. 79. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 198. a. tuberosa Bak. in Mart. Flor. Bras. FH. 491. Tetens No. 26 ! Junge, sterile Pflanze. 26. Nephrolepis hirsutula Pr. Tent. Pteridogr. 79. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 202. Tetens No. 39! Jüngeres, noch steriles Exemplar. E4. Davallia Sm. 27. Davallia solida Sw. Schrad. Journ. 1800, II. 87; Syn. Fil. 132, 345. Lssn. Fil Graeff. 1. c. 213. Tetens No. 7! 28. Davallia Speluncae Baker in Hook, et Bak. Syn. Fil. 100. Lssn. Fil. G raeff. 1. c. 218. Tetens No. 44! Fiederfragmente. 56 15. Lindsaya Dry. 29. Lindsaya ensif'olia Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 77; Syn. Fil. 118. 317. Lssu. Fil. Graeff. 1. c. 226. Tetens No. 8! Schmalfiederige Form. 30. Lindsaya lobata Poir. Enc. Suppl. III. 448. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 227. Tetens No. 12! Zwei junge, aber bereits reich fructificirende Pflanzen, dem einfach gefiederten Synaphlebium pulchrum Brack, entsprechend, doch das eine Exemplar schon die doppelt gefiederte Blattform entwickelnd. ? 31. Lindsaya tenuifolia Bl. Enum. Fil. Jav. 219. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 232. Tetens No. 33! Es liegt mir nur eine sehr junge, sterile Pflanze vor, die vielleicht hierher gehören könnte, so dass diese Art vorläufig noch als fraglich für die Pelew-Inseln zu bezeichnen ist. Or&o III. Schizaeaceae. SG. Schizaea Sm. 32. Schizaea dichotoma Sm. Act. Taur. V. 419. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 253. Tetens No. 5! 17. Lygodium Sw. 33. Lygodium scandens Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 106; Syn. Fil. 152. Kuhn, Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. IV. 298. Hook, et Bak. Syn. Fil. 437. Var. microphylla. — L. microphyllum RBr. Prodr. Fl. Nov. Holl. 162. Tetens No. 2! Die vollständig entwickelten Pflanzen stimmen genau mit neuholländischen Exemplaren vom Brisbane River, Queensland, überein. — Das Rhizom einer jungen, etwa 35 Centimeter hohen Pflanze ist kriechend, circa 2 Millimeter im Durchmesser, dicht mit schwarzbraunen Spreuhaaren bedeckt. Es trägt zwei Stengel mit zahlreichen Blättern bis zu 7,5 Centimeter Breite. Die untersten derselben weichen meistens von den übrigen normalen, aber sehr klein gefiederten Blättern in ihrer Form ab. Das unterste Blatt des einen Sprosses ist sehr lang gestielt, der primäre Blattstiel 8, die secundären der Fiedern etwa 2 Millimeter lang. Von letzteren trägt der eine eine handförmig- vierlappige, der andere eine ebensolche zweilappige Fieder, ganz vom Ansehen derjenigen von Lygodium palmatum Sw. Die darauf folgenden Blätter besitzen kürzere primäre Stiele und gehen allmählich in die normale Form über. 34. Lygodium circinnatum Sw. Syn. Fil. 153. Kuhn, Ahn. Mus. Bot. Lugd. Bat. IY. 297. Lygodium dichotomum Sw. Syn. Fil. 154. Hook, et Bak. Svn. Fil. 437. Tetens No. 3 und 43 ! 57 Junge, hierher gehörige Pflanzen (No. 43) besitzen noch keinen klimmenden Stengel. Das kriechende, dicht mit glänzend braunschwarzen Spreuhaaren wie die Blattstielbasen bedeckte Rhizom entwickelt unmittelbar hinter einander entspringende Blätter, die lang gestielt und entweder einfach hand¬ förmig gelappt oder einmal dichotom getheilt sind, jede Theilung dann je nach der Altersfolge handförmig zwei- bis fünflappig. Die völlig entwickelten Exemplare der No. 3 gehören den schmalfiederigen Formen an. Ordo IV. Marattiaceae. 18. Angiopteris Hoffm. 35. Angiopteris eve cta Hoffm. Com. Goetting. XII. 29, tab. 5. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 257. Tetens No. 6! Die mir vorliegenden sterilen Fiedern sind entweder die Endfiedern eines kleineren Blattes einer jüngeren Pflanze, oder sie gehören einer kleinblätterigen Form überhaupt an. Namentlich sind die Fiedern 2. Ordnung im Verhältniss zu ihrer Breite recht kurz zu nennen, da die unteren bei einer solchen von durchschnittlich 1,5 Centimeter nur 3 — 4 Centimeter, die mittleren bei wenig mehr Breite 5 — 6, die oberen hei lf Centimeter Breite 7 — 8 Centimeter lang sind. Ordo V. Ophioglossaceae. 19. Ophioglossum L. 36. Ophioglossum vulgatum L. Spec. Plant. 1518. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 265. Tetens No. 11! Die meisten Exemplare nähern sich der Form des Ophioglossum pedunculosum Desv., wie dasselbe in unseren Gärten cultivirt wird. var. reticulatum Mett. msc. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 266. Tetens No. 10! 20. Helminthostachys Kaulf. 37. Helminthostachys zeylanica Hook. Gen. Fil. tab. 48 B; Second Cent, of Ferns, tab. 94; Garden Ferns, tab. 28. Beddome, Ferns of South. India 23, tah. 69. Miq. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. IV. 91. Hook, et Bak. Syn. Fil. 447. Tetens No. 16! Fam. II. Lycopodiaceae. 21. Lycopodium L. 38. Lycopodium cernuum L. Spec. Plant. 1566. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 267. Tetens No. 23 ! var. capillacea Spring, Monogr. des Lycopod. I. 80. Tetens No. 28 ! 8 58 39. Lycopodium Phlegmaria L. Spec. Plant. 1564. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 269. Tetens No. 21 und 22! 22. Psilotum Sw. 40. Psilotum triquetrum Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 109; Syn. Fil. 187. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 271. Tetens No. 1 ! Farn. III. Selaginelleae. 23. Selaginella Spring. 41. Selaginella Belangeri Spring, Monogr. des Lycopod. II. 242. Tetens No. 19! 42. Selaginella caulescens Spring, Monogr. des Lycopod. II. 158. Tetens No. 20! Leipz ig, im April 1872. V > HEBER DIE FARNFLORA DER COOKS- ODER HERVEY- INSELN. VON DR- CHE. LUERSSEN. V on der genannten, zwischen den Samoa- und Gesellscliafts-Inseln auf etwa 20 0 südlicher Breite und 160 ü westlicher Länge von Greenwich gelegenen Inselgruppe erhielt ich ebenfahs durch die Güte des Herrn Godeffroy eine kleine Sammlung von Farnen zur Bestimmung der Arten. Dieselbe ist von Herrn Andr. Garrett auf seinen Reisen in den dortigen Inselgebieten auf der Hauptinsel Rarotonya angelegt worden. Sie umfasst zwar nur 25 Arten, welche die nahe Verwandtschaft der Coohs-Inseln mit den Samoa- und Viti-Inseln einerseits und den Societäts- Inseln andererseits darthun, möchte aber trotzdem eine Veranlassung zur vorläufigen Veröffentlichung derselben geben, da Angaben über die Farnflora der Coohs-Inseln nrv nicht bekannt sind. Von den 25 Arten gehört die grösste Masse den Polypodiaceen an, nämlich 22. Ausser diesen sind in der Sammlung noch die Gleicheniaceen, Schizaeaceen und Marattiaceen mit je einer Art vertreten. Hoffentlich bringen uns spätere Forschungen eine grössere Anzahl und auch Mitglieder noch anderer Gruppen der Gefässcryptogamen, so dass die jetzt noch lückenhafte Kenntniss der gewiss mit einer bedeutend reicheren Farnvegetation bedeckten Inselgruppe dann eine bessere wird. Ordo I. Polypodiaceae. I. Chrysodium Fee. 1. Chrysodi um cuspidatum Kuhn in Miq. Aun. Mus. Bot. Lugd. Bat. IV. 293. Lssu. Fil. Graeff. 1. c. 68. Rarotonga: A. Garrett No. 10! 2. Polypodium L. 2. Polypodium angustatum Sw. Syn. Fil. 27, 224. Mett, in Ann. M. B. Lugd. Bat. II. 230. Hook. Spec. Fil. V. 43. Niphobolus Spreng. Syst. Veg. IV. 44. — Polypodium sphaerocephalum Wall. Cat. No. 272. Mett. Polypod. No. 244. — Niphobolus macrocarpus Hook, et Arn. Bot. of Beech. Voy. 74, tab. 18. Rarotonga: Garrett No. 1! Die Garrett’schen Exemplare stimmen in allen Merkmalen ganz vorzüglich mit der citirten Abbildung von Niphobolus macrocarpus, sowie mit ostindischen Exemplaren überein. 8» 60 3. Polypodium Phymatodes. L. Spec. Plant. 7860. Lssn. F il. Graeff. 1. c. 108. Rarotonga : Garrett No. 2! 4. Polypodium dilatatum Wall. Cat. No. 295. Lssn. Fil. Graeff. I. c. 111. Rarotonga : Garrett No. 3 ! Die mir vorliegenden Exemplare umfassen nur die obere Blatthälfte und zeichnen sich vor denjenigen der Samoa- Inseln durch schmälere und länger zugespitzte Segmente aus, gehören aber ohne Zweifel der bezeichneten Art an. 3. Adiantum L. 5. Adiantum hispidulum Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 82; Syn. Fil. 124, 321. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 115. Rarotonga: Garrett No. 11! 4. Pteris L. 6. Pteris concolor Langsd. et Fisch. Icon. Fil. 19, tab. 2 1. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 119 Rarotonga: Garrett No. 5! 7. Pteris Milneana Baker in Hook, et Bak. Syn. Fil. 170. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 128. Rarotonga : Garrett No. 6 ! Den Exemplaren fehlen die untersten Fiedern, doch stimmen sie sonst genau mit der Bak ersehen Diagnose überein. 8. Pteris Endlicheriana Agardh. Rec. spec. gen. Pteridis pag. 66. Hook. Icon, plant, tab. 973; Spec. Fil. II. 218. Pteris comans Forst, var. Endlicheriana Hook. fil. Fl. of New Zeal. 11.26. Hook. Bak. Syn. Fil. pag. 171. Rarotonga: Garrett No. 7 et 26! Es liegen mir, vielleicht mit einer Ausnahme, nur obere Blatthälften dieser beiden Nummern der Garrett' sehen Sammlung vor, auf welche die Beschreibungen der Pteris Endlicheriana am besten passen. Indessen scheint es auch mir, als ob Pteris Endlicheriana Ag. nur eine Form der variablen Pteris comans Forst, sei, wie J. D. Hooker und W. Hooher et Baker anzunehmen geneigt sind. No. 26 ist von etwas derberer Textur, als No. 7 und zeigt an seinem untersten Fiederpaare eben den Anfang der Doppelfiederung, welche die übrigen (unvollständigen) Exemplare nicht besitzen. 9. Pteris marginata Bory, It. II. 192. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 13 1. Rarotonga: Garrett No. 4! 5. Blechnum L 10. Blechnum orientale L. Spec. Plant. 1535. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 133. Rarotonga: Garrett No. 24! Oberer Theil eines Blattes, der durch die riesigen Dimensionen seiner Fiedern lebhaft an Blechnum Finlay sonianum Wall, erinnert. 61 6. Asplenium L. 11. Asplenium nitidum Sw. Syn. Fil. 84,280. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 160. Rarotonga: Garrett No. 8! Eine durch stumpfere Fiederchen ausgezeichnete, in mancher Beziehung an Asplenium cuneatum Lam. erinnernde Form. 12. Asplenium japonicum Thbg. Fl. Japon. 334. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 166. Rarotonga: Garrett No. 25! Form des Diplazium congruum Brack. Fil. U. S. Expl. Exped. 141, tab. 18, fig. 2. 13. Asplenium arborescens Mett. Fil. Hort. bot. Lips. 78, tab. 13, fig. 19, 20. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 167. Rarotonga: Garrett No. 9! 50 — 55 Centimeter lange Blattspitzen, die wohl hierher zu ziehen sind. 7. Hypolepis Bernh. 14. Hypolepis tenuifolia Bernh. in Sehr ad. N. Journ. I. 36. Lssn. Fil. Graeff. I. c. 171. Rarotonga: Garrett No. 12! 8. Aspidium Sw. 15. Aspidium aristatum Sw. Syn. Fil. 53, 253. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 175. Rarotonga: Garrett No. 16! 16. Aspidium membranifolium Kze. herb, et Bot. Zeit. VI. 261. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 183. Rarotonga: Garrett No. 19! 17. Aspidium setigerum Kuhn, Fil. Nov. Hebrid. 1. c. 578. Lssn. Fil. Gr aeff. 1. c. 190. Rarotonga: Garrett No. 18! 18. Aspidium dissectum Mett, in Ann. M. B. Lugd. Bat. I. 232. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 179. Rarotonga: Garrett No. 17! ? 19. Aspidium truncatum Gaud. Frey. Voy. 332, tab. 10. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 192. Rarotonga: Garrett No. 21! Da das betreffende Exemplar unvollständig ist, so lasse ich es vorläufig zweifelhaft, ob dasselbe hierher oder zu einer verwandten Species gehört. 20. Aspidium molle Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 34; Syn. Fil. 49. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 184. Rarotonga: Garrett No. 15! 62 9. Oavaltia Sm. 21. D avallia Speluncae Baker in Hook, et Bak. Syn. Fil. 100. Lssn. Fil. Gr a eff. 1. c. 218. Rarotonga: Garrett No. 23! 22. Davallia gibberosa Sw. Syn. Fil. 134, 351. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 219. Rarotonga: Garrett No. 20! Die mir von dieser Insel vorliegende Form, die obere Hälfte grosser Blätter, schb'esst sich vortrefflich der von Schkuhr gegebenen Abb^dung (Farnkr. 121, tab. 128) an, mit welcher sie, gegenüber der mir von Vitt bekannten Pflanze, die kurzen, becherfömigen Indusien gemeinsam besitzt. Sie zeichnet, sich ausserdem dadurch aus, dass die Rhachis, sammt ihren Verzweigungen bis zu denen letzter Ordnung auf der Blattunterseite viel stärker mit Spreuschuppen besetzt ist, als bei der Fidschi-Pflanze und dass viele Sori, namentlich solche schmalerer Segmente, völlig terminal (vertikal, nicht mit einseitiger Segment¬ verlängerung) gestellt sind. Ordo II. G-leicheniaceae. ED. GEeichenia RBr. 23. Gleiclienia (Dicranopteris) dichotoma Hook. Spec. Fil. I. 12. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 249. Rarotonga: Garrett No. 14! Ordo III. Sc’nizaeaceae. iE. ScEiizaea Sm. 24. Schizaea dichotoma Sm. Act. Taur. V. 419. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 253. Rarotonga: Garrett No. 13! Grosse, reich verzweigte Form. Ordo. IV. Marattiaceae. 12. Aftgioptaris Hoffm. 25. Angiopteris evecta Hoffm. Com. Goett. XU. 29, tab. 5. L s s n. F i 1. Graeff. 1. c. 257. Rarotonga: Garrett No. 22! Leipzig, im April E872. Bericht über die Untersuchung- zweier Diatomaceen Uemische Ein Beitrag zur Kenntnis» der Flora der Südsee. Von Otto N. Witt. Uie Diatomaceenflora der Südsee ist meines Wissens noch wenig gekannt. Nur Gr r u n o w beschreibt (Vei'handl. des Wiener zoologisch-botan. Vereins Bd. XIII, 1863. „lieber einige neue und ungenügend bekannte Arten und Gattungen von Diät.“) einige neue Formen, die durch Theilnehmer an der Novarra Expedition in der Südsee gesammelt wurden. Berichte über andere Aufsammlungen aus jenen Gegenden sind mir nicht bekannt. Um so erfreulicher musste es für mich sein, aus den Sammlungen des Museums Godeffroy zwei Fläschchen voll Material, zur genauen Untersuchung völlig hinreichend, zugesandt zu erhalten. Zwar Hessen der grünlichgraue Inhalt des einen und der weisse des anderen im ersten Augenblick der mikroskopischen Betrachtung Wenig oder Nichts von Diatomaceen erkennen, nach passender chemischer Behandlung aber (Kochen mit Salpetersäure und chlorsaurem Kalium) ward alsbald eine Fülle der schönsten Formen erkennbar. Ich mache bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass in den meisten marinen Aufsammlungen nach passender Präparation und sorgfältiger mikroskopischer Durchsuchung sich eine Fülle von Diatomaceen auffinden lässt, die zum Studium, namentlich der Vertheilung der verschiedenen Gattungen und Arten dieser zierlichen Geschöpfe über die Erdoberfläche, nicht wenig beiträgt. Es sollten daher alle Waschwässer von marinen Algen, Conchylien u. dergl., ebenso der Inhalt der Eingeweide von Fischen, Holothurien, Echiniten, Salpen u. a. Seethieren nie ohne Weiteres weg¬ geworfen, sondern stets zunächst untersucht werden. Die aus der Untersuchung erwachsende Mühe ist sehr gering im Vergleich zu den oft erhaltenen Resultaten und jeder eifrige Diatomaceensammler wird sich ihr gern unterziehen. Ich halte es nicht für unnütz, hier die von mir bisher bei der Untersuchung befolgte Methode in wenigen Worten anzudeuten. Waschwässer von Algen, Conchylien u. dergl. werden in hohen, cylindrischen Glasgefässen einige Stunden sich selbst überlassen, alsdann die überstehende Flüssigkeit von dem niedergefallenen diatomacecnhaltigen Schlamm abgegossen und der Schlamm durch mehrmaliges Uebergiessen mit reinem Wasser und Absitzenlassen von allen löslichen Bestandtheilen getrennt. Er wird nun mikroskopisch auf etwa vorhandene Polythalamicn, kalkige Schwammnadcln, Bryozoen und kleinste Conchylien untersucht. Auf den Gehalt an Diatomaceen kann man vorläufig noch nicht prüfen. Nun wird das Gemisch mit concentrirtcr Salpetersäure übergossen. Unter lebhafter Gasentwickelung lösen sich alle kalkigen Bestandtheile und es bleiben die Diatomaceen, gemischt mit vielen organischen Stoffen 64 und etwa vorhandenen Bryozoen. Durch Kochen des Gemisches mit der dahei befindlichen Salpetersäure bis zur schwach gelblichen Färbung der Flüssigkeit, Zufügen von wenig chlorsaurem Kalium und weiteres Kochen bis zum Weisswerden der suspendirten festen Körper, entfernt man die angeführten Beimengungen. Nach dem Waschen, — welches durch Absitzenlassen des Niederschlages, Abgiessen der Flüssigkeit und häufige Wiederholung der Operation unter Anwendung frischen, zuletzt destillirten Wassers geschieht, — besitzt man eine Masse, die aus Diatomaceen und anderen kieseligen Bestandtheilen besteht. Hat man viel derselben, so können durch sorgfältiges Schlemmen die Diatomaceen von den Beimengungen und theilweise sogar auch unter sich geschieden werden. Sie wTerden nun in Canadahalsam präparirt und unter Anwendung zuerst schwacher, dann stärkerer und stärkster Yergrösserungen mikroskopisch untersucht. In dieser Weise habe ich denn auch die mir von Herrn Dr. Gr äffe gesandten Proben zubereitet und gehe nun über zur Aufzählung und Beschreibung der darin gefundenen Diatomaceen. Indem ich auf eine Beschreibung der schon durch andere Sammler gefundenen Formen verzichte und die von mir bei der Bestimmung derselben benutzten Werke neben den Namen anführe, beschränke ich mich auf eine Beschreibung nur der von mir neu entdeckten Arten. I. Grünlich-grauer Schlamm aus dem XVaschwasser von einer Tubularia, die in dem Hafen von Papiete Tahiti am Boden einer Barke fest sass. Nach der angeführten Behandlung fand sich in dem Gemisch neben einzelnen Diatomaceen eine grosse Menge eines feinkörnigen kieseligen Schlammes, der sich nur unvollkommen durch Schlemmen von den eingestreuten Diatomaceen trennen liess. Bei der Durchsuchung einer grösseren Zahl von Präparaten fand ich folgende: a. Schon von anderen Standorten her bekannte Diatomaceen. 1. Achnanthes longipes. Ag. (Zur Best, benutzt: Smith, Diatom. II. p. 26, T. XXX Y, Fig. 300. Kützing Bacillarien p. 77, T. 20, Fig. 1.) Ist in diesem Gemisch sehr häufig, nächst Bacillaria paradoxa die häufigste Diatomacee. Ich fand sehr viele ausserordentlich grosse und schön ausgebildete Exemplare, wie sie Smith auf Tafel KXXVI als Varietät in der obern und untern Schalenansicht abgehildet hat. 2. Amphitetras cruciata Jan. (Janisch und Babenhorst, Honduras- Diatomaceen in: L. Babenhorst, Beitr. zur Kenntn. u. Verbr. der Algen I. 1863. S. 4, Tab. I, Fig. 5.) Diese zierliche kleine Form ist bisher nur zwischen Algen von Honduras gefunden worden. Ich fand sie in nur einem sehr schönen Exemplar und es scheint demnach Amph. cruc. trotz ihrer Seltenheit einen grossen Verbreitungsbezirk zu haben. 3. Bacillaria paradoxa Gmel. (Sm. Diät. II., pag. 10, Tab. XXXII. Ktzg. Bac. T. 21. XVIII. Babenhorst Flora europ. algarum pag. 165.) Diese Diatomacee ist gewissermassen berühmt geworden durch die ihr eigenthümliche Bewegung, welche Smith 1. c. ausführlich beschreibt. Sie ist die häufigste in unserm Gemisch und muss sich im Augenblick ihres Einbringens in Alkohol in starker Bewegung gefunden haben, denn ihre Frustein sind in dem Schlamm noch in Bändern, aber sehr stark gegen einander verschoben. Durch Präparation in Canada-Balsam werden die Schaalen bis zur Unkenntlichkeit aufgehellt und scheinen alsdann aus dem Präparate verschwunden zu sein. 65 4. Campylodiscus? Ich fand nur zwei Fragmente, die zur Bestimmung der Art unzureichend waren. 5. Coscinodiscus eccentricus Ehrb. (Sm. Diät. p. 23, Tab. III. 38). Ich fand nur sehr wenige, sehr kleine Exemplare. 6. Grammatophor a oeeanica Ehrb. (Grunow, die östr. Diät, in Verhandl. des Wiener zool.-hot. Vereins, Bd. XII, 18G2, 1. Abtheil. S. 417). Alle drei von Grunow aufgestellten Varietäten finden sich in unserm Gemisch, namentlich die Var. g. macilenta in wohl ausgebildeten Exemplaren. 7. Navicula didyma Ehrb. (Smith Diät. I., pag. 53, T. XVII., Fig. 154. Janisch Rabenhorst Honduras-Diat. pag. 10, Tab. IV, Fig. 14; Rbh. Flora Alg. pag. 203). Ziemlich viele, aber ungewöhnlich kleine, verkümmerte Exemplare. 8. Navicula Hennedyi Sm. (Diät. II., pag. 93; Grunow in Verh. des zool.-hot. Vor. Bd. X, 1860, pag. 532, Tab. I, Fig. 21 und 22; Rbh. Fl. Alg. pag. 178. Nur in wenigen Exemplaren; bildet, wie Grunow sehr richtig bemerkt, einen Uebergang zu der folg. Navicula Lyra. Noch gewisser wurde mir aber dieses Verhältniss durch Auffinden der unten zu beschreibenden N. Linter. Während nämlich N. Linter bei gleicher Form ununterbrochene Streifung zeigt, fehlen bei N. Hennedyi die Querstreifen auf zwei, der Medianlinie parallel verlaufenden Streifen der Schaale, N. Lyra aber zeigt ein ganz bestimmtes Aussetzen der Streifung und dadurch entstehende regelmässige, scharfbegrenzte, leierförmige, glatte Striemen auf der Schalenansicht. Leider ist es mir nicht gelungen, vergleichbare Gürtelansichten der drei Diatomaceen aufzufinden; ich glaube aber mit Bestimmtheit die Annahme aussprechen zu dürfen, dass diese Gürtelansichten sich als vollkommen gleich erweisen werden. Und dann werden wohl die drei Formen als Varietäten einer und derselben Art zu beanspruchen sein, wTas ich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit zu thun wage. 9. Nitzschia birostrata W. Sm. (Diät. I., pag. 42, Tab. XIV, Fig. 119; Rabenhorst Flora pag. 164). Diese schöne Art, von den Küsten Europa’s meist aus grösserer Meerestiefe bekannt, findet sich hier in zahlreichen wohlausgebildeten Exemplaren im brackischen Schlamme. Die häufig auftretenden zu zweien verbundenen Exemplare deuten auf eine zur Zeit der Einsammlung starke Vermehrung. 10. Nitzschia panduriformis Greg. (Hantzsch, Ostind. Diät, in Rabenhorst, Beiträge pag. 20, Tab. VI a, Fig. 7). Eine schöne, aber sehr seltene Form, nahe verwandt mit der unten zu beschreihenden, merkwürdigen N. lata n. sp.. aber durch die gänzlich verschiedene Streifung genügend zur Unterscheidung von dieser characterisirt. 11. Nitzschia Sigma AV. Sm. (Diät. I., p. 39, Tab. XIII, Fig. 108). Nur sparsam in unserm Diatomaceen-Gemisch. 12. Plagiogramma Gregorianum Grev. (Mic. Journ. II, p. 208, T. X, Fig. 1 und 2. Rbh. Flora alg. p. 117). Die einzige bis jetzt auch in Europa beobachtete Art des Genus Plagiogramma Grev. In unserm Gemisch häufig. 66 13. Pleurosigma balticum W. Sm. (Diät. I p. 66 Taf. XMII F. 207; Jan. u. Rbli. Hondur. D. p. 11 T. III F. 3; Rbh. Flora alg. pag. 230). Scheint über die ganze Erde verbreitet zu sein. 14. Pleurosigma formosum W. Sm. (Diät. I pag. 63 Tab. XX F. 195; Rbh. Flora alg. p. 231; Gruuow 1. c. pag. 556). Ist bisher in den Meeren fast aller wärmeren Länder nicht selten gefuuden worden. Die Exemplare aus Tahiti sind zahlreich und ungewöhnlich gross. 15. Pleurosigma obscurum W. Sm. (Diät. I p. 65 Tab XX Fig. 206; Rbh. Flora alg. p. 233). Wurde von mir nur in einem Exemplar beobachtet. 16. Pleurosigma? Fragm. Bruchstücke verschiedener nicht bestimmbarer, aber an der Streifung als weder zu 15 noch zu 16 gehörig erkannter Pleurosigmen fanden sich nicht selten. 17. Stauroneis pulchella W. Sm. (Diät. I p. 61 Tab. XIX F. 194; Jan. u. Rabenh. Hondur Diät. p. 12 T. 4 Fig. 5; Rbh. Flora alg. p. 252). In zahlreichen, aber kleinen, zartgestreiften Exemplaren. 18. Stauroneis? Fragm. Das Mittelstück einer sehr zartgestreiften Stauroneis. 19. Synedra chrystallina Ktz. (Bac. p. 69 T. 16 F. 1; Sm. Diät. I pag. 74 Tab. Xn F. 101). Grosse, schlanke Exemplare, aber nur in geringer Anzahl. Die Zeichnung von Smith scheint mir etwas zu stark gestreift zu sein. Wenigstens zeigen meine Exemplare bei guter Beleuchtung unter 400maliger Vergrösserung durch sehr gute Objective eine viel zartere, schwächere Streifung. b. Diatomaceen, die meines Wissens von mir zuerst im Tahiti’schen Schlamme gefunden wurden: 1. Amphora hexagonalis O. W. Die Früstel hat die Form eines in die Länge gezogenen Sechseckes, dessen Ecken leise abge¬ rundet sind. Die Schalen sind halbmondförmig, sehr zart quergestreift, der freie Mittelraum erscheint bei passender Einstellung sehr fein längsgestreift. Länge 0,02898, Breite 0,01242 Millimeter. Diese Amphora zeichnet sich durch ziemlich robusten Bau, verbunden mit sehr zarter Zeichnung, aus. Die deutlich sechseckige Schalenansicht characterisirt diese Form sehr gut, — daher ich auch den Speciesnamen »hexagonalis« für passend halte. 2. Nitzschia lata 0. W. Schalenansicht oval ; die Enden sind sehr wenig zugespitzt, wodurch ein sehr stumpfer Winkel ent¬ steht; in der Mitte ist eine kaum merkliche Einschnürung vorhanden, Kielpunkte sehr stark, vierseitig. Streifung sehr zart, bei sehr guter Beleuchtung ganz analog der Streifung von Pleurosigma angulatum, nur viel feiner. Länge 0,08694 Millimeter, Breite 0,04140. Diese äusserst merkwürdige Diatomacee, die übrigens im Tahiti- Schlamm sehr selten ist, zeichnet sich vor allen andern Nitzschien durch die beiden deutlichen Streifensysteme aus, die sich unter einem Winkel von ungefähr 60° kreuzen und so eine ungemein zarte, netzartige Zeichnung bilden. Soviel mir bekannt ist, ist dieses Verhalten noch bei keiner Nitzschia bis jetzt beobachtet worden. In sehr schöner 67 Weise tritt dasselbe bekanntlich bei den Pleurosigmen und einigen mit Actinocyclus verwandten Formen (z. B. Actinosphaenia) und bei Hyalodiscus auf. Bei keinem Pleurosigma aber habe ich bis jetzt eine so zarte Streifung beobachten können; es würde sich daher die Nitzschia lata, wenn sie in grösserer Menge zu erhalten wäre, ganz vortrefflich zum Probeobject eignen und in dieser Eigenschaft an Schwierigkeit der Auflösung die Gramm atophora marina nicht ganz erreichen. Wie bei dieser, erscheint bei weniger gutem centralen Lichte zunächst ein System paralleler, zur Längsaxe senkrechter Streifen, welches erst bei schiefer Beleuchtung sich in zwei einander durchkreuzende Systeme löst. 3. Pleurosigma tahitiense O. W. Ein grosses P. welches nur an den beiden Enden der Schalenansicht ein wenig nach rechts und links verbogen ist. In der Mitte sind die beiden Seiten parallel und geradlinig. Die Mittellinie ist um einen gewissen Winkel von der Liings-Axe weggewendet und legt sich gegen die Enden der Schale völlig an die äussere Krümmung an. Die Streifung ist der von PL Formosum analog, auch nahezu gleich stark. Länge 0,23726 Millimeter. Breite 0,03105. Dieses auch im Tahiti-Schlamm seltene Pleurosigma ist deswegen interessant, weil es durch die fast ganz geraden Seiten und das Verschmelzen der Mittellinie mit der äusseren Krümmung der Seiten den Uebergang von der Gattung Pleurosigma zur Gg. Donkinia bildet. Lange schwankte ich über die Stellung dieser Form, reihte sie aber dann unter Pleur. ein, wegen der etwas vorgezogenen, gekrümmten Enden. 4. Surirella Godeffroyana 0. W. Von mittlerer Grösse, eiförmig; der Rand der Schalenansicht ist gewellt und nach einwärts ver¬ laufen kurze, oben kopfförmig verdickte Rippen, die indessen die Mitte nicht völlig erreichen; eine Mittel¬ rippe ist nicht vorhanden; an ihrer Stelle zieht sich der Länge nach eine mässig breite, länglich lanzett- liche, rippenlose Fläche hin, die da, wo die Rippen in sie einmünden, mit einer Reihe dicht gestellter feiner Puncte umsäumt ist. Bei guter Beleuchtung sieht man die glatten Stellen zwischen den Querrippen und die Mittelfläche von sehr feinen Querlinien durchzogen. — Gürtelansicht bis jetzt unbekannt. Länge 0,08487 Millimeter. Grösste Breite 0,04347. Diese wunderbar schöne Surirella hält die Mitte zwischen S. Gemma und Sur. striatula. Von beiden unterscheidet sie sich durch den Mangel einer Mittelrippe und das Vorhandensein einer mit Puncten umsäumten Fläche an Stelle der Rippe ; von Sur. striatula durch die der S. Gemma ganz analoge feine Streifung und von Sur. Gemma durch die an ihren Endpuncten verdickten Querstriemen. Ich bin so frei, diese reizende Form, welche äusserst selten auch im Tahitischlamm ist (ich fand nur ein vollständiges Exemplar und ein kleines Fragment), Herrn Ces. Godeffroy, dem gütigen Geber des untersuchten Diatomaceengemisches zu dediciren und ihr seinen Namen beizulegen. 5. Triceratium bullosum 0. W. Klein, dickwandig, von robustem Habitus. Zwischen den vorgezogenen drei Ecken verlaufen die Seiten nicht gleichförmig, sondern sind in der Mitte nochmals vorgezogen, wodurch drei neue, aber weniger vorragende Ecken entstehen, so dass das Ganze die Ansicht eines durch Bogeidinien mit einwärts gehender Krümmung gebildeten, aber in gewisser Hinsicht unregelmässigen Sechseckes bekommt, dessen Winkel je abwechselnd grösser und kleiner sind. Das eingeschlossene Feld ist von starken Adern durch¬ zogen und so mit grosszelliger Zeichnung versehen. Die Ränder lassen eine feine, nach innen verlaufende Streifung erkennen. Da wo diese Streifen aufhören, verläuft eine feine Linie in Form eines regelmässigen Sechseckes den ganzen Rand entlang. Durchmesser von einem grossen Winkel zu einem kleinen = 0,02898 Millimeter. 9* 68 Mit dieser bizarren Form, der ich den Namen T. bullosum wegen der in Höcker vorgezogenen Seiten (bulla = Höcker als Verzierung) gab und die ich nur in einem Exemplar gefunden, schliesst meine Aufzählung und Beschreibung tahitischer Diatomaceen. Ich gehe an die Besprechung der Ergebnisse, die sich mir bei Untersuchung der andern Probe ergaben. 2. Gelblich-weisser Schlamm zwischen Algen, die bei Funafuti (Elliee-G ruppe) in 10 Faden Tiefe gefunden waren. Bestand hauptsächlich aus Foraminiferen, die ich für heute übergehe, und kalkigen Ueberresten andrer Thiere. Nach der oben beschriebenen Behandlung schien sich alles gelöst zu haben. Am Flimmern der Flüssigkeit in den directen Sonnenstrahhlen aber erkannte ich die Anwesenheit von Diatomaceen, deren gestreifte Flächen durch Interferenz das besagte Farbenspiel hervorbrachten. Nach vollkommener Aussüssung mittelst destillirtcn Wassers und Verdampfung der letzten Antheile dieses, blieb ein Best, genug für 4 Präparate und aus reinen Diatomaceen bestehend. Die Präparate werden zunächst trocken untersucht, dann mit Canadabalsam zur definitiven Durchsuchung fertig präparirt. Das Resultat war die Auffindung einer grösseren Anzahl schon bekannter, zum Tlieil sehr seltener Formen und einer Summe neuer, mir bisher nicht bekannt gewordener. Sie sind folgende : a. Schon bekannte Formen : 1. Amphiprora maxima Greg. (Jan. u. Rbh. Hondur. D. pag. 3 Tab. II Fig. 4. R,bh. Flora 256). 2. Epithemia constricta W. Sm. (Diät. I p. 14 Tab. XXX F. 248; Jan. u. Rbh. Honduras. D. p. 3 T. II Fig 9). Fand ich nur in einem Exemplar, mit Smith's Abbildung genau übereinstimmend. 3. Cocconeis Scutellum Ehrb. (Sm. Diät. I p. 22 T. III F. 34 Rbh. Flora 101). Wie in allen marinen Diatomaceengemischen, die von Algen abgewaschen xvurden, so auch hier recht häufig. Von der in der Form ähnlichen Mastogloia ovata Grün, durch Grösse und stärkere Punctirung verschieden. 4. Eupodiscus minutus Hantzsch. (Ostind. D. S. 21, Taf. Via Fig. 9). Häufig. 5. Eupodiscus Ralfsii W. Sm. (Diät. II pag. 86). Ist selten in diesem Gemisch. 6. Eupodiscus sparsus Greg. (Transactions of the Micr. Soc. Vol. V, p. 81 Plate IF 47). Eine Form, deren Artberechtigung Gregory selbst anzweifelt, die jedenfalls sehr nahe ver¬ wandt mit den beiden vorigen ist, — vielleicht werden spätere Untersuchungen uns nöthigen, die 3 ange¬ führten Arten in eine zu vereinigen. 7. Mastogloia apiculata W. Sm. (Diät. II Taf. LXII Fig. 387; Jan. u. Rabenh. Hondur. D. pag. 9 N. 43 T. II Fig. 17; Rabenh. Flora 262). Ziemlich selten. 8. Mastogloia ovata Grunow. (Verh. d. Wiener zool.-bot. Ver. 1860 p. 578 T. 5 F. 12). Ist häufiger als die vorige. 9. Navicula didyma Ehrb. (siehe bei Tahiti Diät.). Besser ausgebildete Exemplare als im Schlamme von Tahiti. 10. Navicula erythraea Grunow. (Wiener Verh. 1850 p. 539 Tab. III Fig. 17). Eine Navicula, ausgezeichnet durch ganz eigenthümliche, untei’brochene Streifung. 11. Navicula Hennedyi W. Sm. (siehe bei Tahiti Diät.). 69 12. Navicula Wes'tii W. Sm. (Diät. I p. 49 Tab. XYI Fig. 135'). 13. St auroneis crucicula W. Sm. (Diät. I p. 60 Tab. XIX Fig. 192, H aben h. Flora 251). 14. Stauroneis obliqua Greg. (Micr. Journ. Yol. IV PI. I Fig. 35 pag 10). Diese schöne und seltene Form ist in diesem Vorkommen um so interessanter, da sie hier zw ir selten, aber in ungewöhnlich grossen, in ihrer Form aber ganz typischen Exemplaren erscheint. 15. Stauroneis pulchella W. Sm. (Siehe Tahiti-D.). In wohl ausgebildeten Exemplaren. 16. Synedra superba Ktz. (Sm. Diät. p. 74 Tab. XII Fig. 102; Jan. u. Haben h. Hondur. pag. 13 Tab. III Fig. 2; Rbh. Flora 139). 17. Synedra fulgens Grev. (Smith Diät. pag. 74 Tab. XII Fig 103. Rbh. Flora 140). Ist ziemlich häufig. b. Bisher unbekannte Formen: 1. Amphiprora AVendtii 0. AV. Oberer Theil dem untern ungleich. Der Körper ist schlank, in der Mitte etwas aufgetrieben. Die Flügel sehr stark entwickelt, die der obern Hälfte viel stärker als die der untern. Sie verlaufen von der Mitte nach den Enden und sind die obern auf dem ersten, die untern auf dem zweiten Drittel ihres Verlaufes etwas eingeschnürt. Länge 0,0945 Millimeter. Ich erlaube mir, diese Form nach Herrn Capt. AVendt, dem Sammler des untersuchten Gemisches, zu benennen. 2. Amphitetras Gräffeiana O. AV. Ziemlich gross. Die Seiten einwärts gekrümmt, die Ecken etwas vorgezogen, ziemlich spitz. Das Feld radiirend gezellt. Die Ränder der Schalenansicht fein gestreift. — Gürtelansicht quadratisch bis länglich rechteckig, gezellt, ohne deutlich abgesetzten Gürtel. In Theilung begriffene Frustein zeigen starke, tiefe, der Theilungsfläcke parallel verlaufende Falten. Durchmesser (Diagonale) 0,10971 Millimeter. Erinnert in der Form an Triceratium formosum var. r- Brigthwell (Micr. J. IV, pag. 274, Fl. XVII, Fig. 8) kann aber nicht mit demselben vereint werden, da die zellige Structur von Tric. form. 1) viel feiner, 2) nicht so deutlich radiirend ist. — Ich muss hiebei meine Zweifel über die Triftigkeit der Gründe einer Vereinigung der Genera Triceratium, Amphitetras und Amphipentas, wie sie von englischen Autoren vorgeschlagen wurde, aussprechen. Diese schöne, vielleicht die schönste der funafutisclien Diatomeen, bin ich so frei, nach Herrn Dr. Gräffe zu benennen. — Sie ist in den D. von Funafuti nicht gar selten. 3. C ampylodiscus socialis O. AV. Der kleinste mir bekannte C. Die Schale ist fast kreisförmig, sattelförmig verbogen. Vom Rande zur Mitte laufen radiirende „canaliculi“, die sich indess nicht vereinigen, sondern flacher und flacher werden, in der Mitte verschwinden und einen lanzettlich geformten freien Raum zwischen sich 70 lassen. Gürtelansicht breit, oft sind drei und mehr Exemplare zu kurzen Cylindern vereinigt. (Daher der Name.) Durchmesser 0,02484 Millimeter. Die für Campylodiscus costatus so charakteristischen 8förmigen Ansichten sind auch bei C. socialis nicht selten. C. socialis gehört zu den im Gemisch von Funafuti häufigen Diatomaceen. 4. Pleurosigma australicum O. W. Klein, robust, stark sigmoid gebogen. Die Mittellinie ungemein excentrisch, vereinigt sich im letzten Drittel ihres Verlaufes vom kleinen Centralknoten gegen das Ende mit der äussern Krümmung der Schale zu einer Linie. Länge 0,14904 Millimeter. Ist nicht sehr selten, nähert sich dem PI. decorum, von dem es durch robustem Bau und viel feinere Streifung sich unterscheidet. 5. Podocystis australica O. W. Ziemlich klein, rundlich-eiförmig, das untere Ende etwas vorgezogen. Die Mittellinie und die davon ausgehenden Querstreifen sind deutlich, in den Zwischenräumen der letztem sind scharf begrenzte Punkte erkennbar. Dieselben stehen ziemlich weit von einander entfernt und werden, wie sich aus dem Wechsel von Hell und Dunkel beim Verändern der Einstellung des Mikroskops schliessen lässt, durch Erhöhungen gebildet. Länge 0,03726 Millimeter, grösste Breite 0,02484 Millimeter. 6. Synedra clava O. W. Eine grosse, schöne S. von keulenförmiger Gestalt. Unten schmal, schwillt sie in der Mitte plötzlich an; dann verlaufen die Seiten eine Zeit lang fast parallel, um sich am oberen Ende nochmals zu erweitern, dann in einer stumpfen Spitze zu vereinigen. Streifung fein, aber deutlich erkennbar. Länge 0,27728 Millimeter. Eine grosse, schöne, nicht selten in diesem Gemisch vorkommende Form. 7. Toxonidea laevis 0. W. Schalenansicht robust, schuhförmig. Mittellinie stark, zweimal gewellt. Länge 0,0839 Millimeter. 8. Triceratium laevepunetutum O. W. Mittelgross, mit abgerundeten Ecken und auswärts gebogenen Seiten. Die Punctirung ist so zart, dass sie nur an trocknen Exemplaren bei 450facher Vergrösserung gesehen wird. Hiemit schliesse ich die Aufzählung der gefundenen Diatomaceen ; fast fürchte ich, zu ausführlich geworden zu sein, aber die gänzliche Unkenntniss der Diatomaceenflora jener Gegenden, in der wir uns bisher befanden, möge dies entschuldigen. l 10MR73 ) Journal des Museum Godeffrov- Heft 1. Tafel 1. \ c Zu c y; C! - so1; «*‘S -g JäC *t£ • *H Ö, »-5 - ^ — ^ V rt c OJ * I-* o p O 0) y: CO e "T Nä N I £ _■ in 2-S «— o £= £ O C « ?* *2 j 0) ' J s* ? s JJ&5 CJ 3 ö! o £ • 09 0> ,“d c ^ 'S "c •s z n ’u o; rT 'O/If** Journal des Museum Godeffroy. Heft I Tafel 3. Hamburg L FriederichseniC0 Ansicht von Apia 4^% IOMR'73 Ä - . J>. \ Journal dos Museum Godeffroy. HeC- 1 Tafel Das Deutsche Coxisulatsgebäude in Apia. > Journal des Museum G-odeffroy Heft I .Tafel 5. Hamburg L. Fnederichseu i C3 /#IT% 1 OMR 73 Journal des Museum Godeffroy. Heft T. Tafel 6 1. 2.3. Gesichtsmasken dreier Mädchen Ebon's. 4„ Ebonmsulaner in ursprünglicher 1 rächt. 5. Ebor.frau in europaeischer Kleidung, ( 4 &.5 nach Photographien Kubary's). 6. Der Jrik’XLeibschnüreJ. 7. Der Kanqur'(Leibgurtel). 8 Der, Jn (Leibschürze ) 9. Maile aus Pandanusblat lern der Rallikinsulaner 3. t- (' t/itlno/u/.) < ‘h'ara/.’i/i'n.n .) cH •artlaul* ch . ?. r>‘i,tinohiij ■j.r'fyt/hw/iii i. -f. i ’fyi/tnojiii.). /t/jn ///!/■> ’Jeafe . horfihi/ritcnii o'K’rJt chri/.wnufiT. (fttn/. 5.rl/i7///fl/n/.i. (i c Hiliito/iiiJ (• Wi’ii't /ij/j /K’tnff.u i'hnjch < • hm///, », 'nit < '//«/. '•m 10MK73 \U. ■ **/ V \ « Jär Journal desJHuseumGodeffroy.Heftl Tafel 8 MNP aOuC'O^ÜcltVft O CJOßCltK , oc C£l OD D □DP'OP°I,'’pVo QOQCJOaccJ; mKmtmm Diatomaceen der Südsee. i S urirdla (jodefft vt/a/ 1 co . 2 . JLmphitetrcus Qrceffc Leina, o Schalen b f/ür/elansicht 3 / inplnprorn II nah t / 4 Tricevatium buliosu/n 5. 7/v lacrcpan cfnl/nn . 6 A itzsc/na lata. 7. Hai ros. aus! mit nt m 8. (antpiflodiscus social is . 9 Toxon idea Ictcois. 10. Podoc/fsHs austrahea 11.. \ a/n cu/a Linier 12 /Imphora hexagonal iS . 13. l’/euros . la/n/icnse 14 Synedvci Claoa I'ia. 5, 7, de 500/,. Eigdl = 600p Fuf 2, 3. F 6. 8. 9. fO, 12. Iß , KO y Für/ = 900!/. H mburff:L Friederiehsen. & C9 Werthvolle grössere wissenschaftliche Werke, welche in unserm Verlage erscheinen und durch alle Buchhandlungen bezogen werden können: Conchylien-Cabinet von Martini lind Chemnitz. In Verbindung mit den DD. Philippi, Pfeiffer, Römer und Dunker neu herausgegeben und vervollständigt von Dr. H. O. Kiistei*. Bis jetzt erschienen 218 Lieferungen mit je 0 feingemalten Tafeln und 3 — 4 Bogen Text in gr. Quartformat. Preis einer Lieferung Thal er 2. Kann auch in der für später eintretende Subscribcnten errichteten 2. oder Sectionsausgabe (eine Sec'tion = 3 Lieferungen), von der bis heute G4 Sectionen ä Thlr. ö. — erschienen sind, bezogen werden. 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Küster. Mit Beiträgen mehrerer Entomologen. Hievon sind bis jetzt 28 Hefte erschienen, von denen jedes die Beschreibung von 100 Käfern auf 100 Blättchen, Register und 2 — 3 Tafeln mit Abbildungen von Gattungsrepräsentanten enthält. Heft 29 und 30 befindet sich unter der Presse irnd wird das 29. binnen 4 Wochen zur Ausgabe gelangen. Preis eines Heftes in Futteral Thlr. 1. Nürnberg, October 1872. Bauer & Raspe. JOURNAL DES MUSEUM fiOMFEROY Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. i Heft II. Mit 5 Holzschnitten, 2 Karten und 10 Tafeln. HAMBURG. L. Friedericlisen & Co., Land- und Seekartenhandlung’. Geographische und nautische Verlagshandlung. 1873. JOURNAL Geographische, ethnographische DES und naturwissenschaftliche Mittheilungen. Heft II. Inh 1. Samoa oder die Schiffer-Inseln. II. Abschnitt. Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa, von Dr. E. Gräffe. S. 1—11 (70— 83). 2. Die Carolineninsel Yap oderGuap nebst den Matelotas-, Makenzie-, Fais- und Wolea-Inseln, nach A. Tetens und J. Kubary von Dr. E. Gräffe. S. 12 — 58 (84—130). 3. Auf der Insel Yap gesammelte Schmetterlinge und deren Verwandlungsgeschichte von Georg Semper. S. 59-64 (131—136). 4. Neue Nacktschnecken der Südsee, malacologische Untersuchungen von Dr. R. Bergh (Kopenhagen). S. 65—96 (137—168). 5. Erster ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem Museum Godeffroy, von Dr. Albert Günther (London). S. 97— 103 (169-175). Tafeln. I. Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und Letoga, sowie der Ansiedelungen am Hafen von Apia, (Insel Upolu, Archipel der Samoa-Gruppe), von L. Friederichsen. a 1 1. II. Karte der Insel Yap von L. Friederichsen. III Hausund Kahn der Eingeborenen auf Yap nach A. Tetens. IV. Freier Eingeborener und ethnographische Gegenstände von Yap, nach einer Originalphotographie und der Natur gez. und lith. von W. Heuer. V. Racen-Typen von Yap, nach Originalphotographien von J. Kubary. VI. Racen-Typen von Yap, nach einer Originalphotographie. VII. Racen-Typen von Yap, nach Originalphotographien von J. Kubary. VIII. Raupen von Yap, nach Zeichnungen von J. Kubary und Anna Semper. xi ^ , Neue Nacktschnecken der Südsee von Dr. R. Bergh. XII. J Holzschnitte. 1. Neue Form von Tholichthys. S. 98 (170). 2. 3. 4. und 5. Entwickelungsformen der Schwertfische. S. 98. 99. 100 102 (170. 171. 172. 171). HAMBURG. L. Friederichsen & Co., Land- und Seekartenhandlung1. Geographische und nautische Verlagshandlung. 1873. I Uebersetzungsrecht Vorbehalten. Entered at Stationer’a Hall. Druck von Ackermann & Wulff in Hamburg. Samoa oder die Schifferinseln. Von Dr. Eduard Graeffe. II. Abschnitt: Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa. Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa. Die Schiffermsein in den Tropen zwischen dem 13. und 14. Grad südlicher Breite gelegen, sind nach allen Richtungen hin von weiten freien Meeresflächen umgehen, woraus folgt, dass sie ein ausgeprägtes Seeklima haben. Die Temperatur wird daher auf diesen Inseln keinen grossen Schwankungen unterworfen sein, da das sie umgebende Meer mit seiner mehr constant bleibenden Temperatur stets ausgleichend auf die Lufttemperatur einwirkt. Der wegen Polhöhe noch wenig ausgesprochene Charakter der Jahreszeiten bringt hierin keine erheblichen Veränderungen hervor und nur die während derselben herrschenden kalten und warmen Winde sind in Beziehung aut die Lufttemperatur von erheblichem Einfluss. Die Beobachtung zeigt uns, dass die in den Wintermonaten Juni, Juli und August häufiger heftig wehenden, kühlen Südostwinde die Temperatur herabdrücken und das hundertth eilige Therometer von Celsius giebt die niedrigste Temperatur zwischen 18 und 21 Grad an. Diese Winde sind jedoch nicht vorherrschend und so kommt es, dass sich die Temperatur bald wieder hebt, wodurch eine mittlere Temperatur dieser Monate von 25.5 Grad hervorgebracht wird. Umgekehrt sind es warme Nordwestwinde, welche in den Sommermonaten December bis April die Temperatur auf das Maximum von 33.8 Grad bringen. Dennoch zeigt die ganze Sommerzeit im Mittel nur eine Luftwärme von 28, i Grad. Die mittlere Jahrestemperatur der Schifierinseln ist daher 26, s Grad, eine Temperatur, die mit der der canarischen Inseln zu vergleichen ist, obgleich dieselben weiter vom Aequator auf 28 Grad nördlicher Breite liegen. Aussei' der erwähnten Verschiedenheit in der Wärme der verschiedenen Jahreszeiten, die als höchste Schwankung eine Unterschiedszahl von 15,« Grad zeigt, findet sich auch ein Wechsel in der täglichen Temperatur. Im Durchschnitt beträgt diese periodische tägliche Temperaturschwankung 5 bis 6 Grad, doch finden sich Tage, wo der Unterschied vom höchsten und niedrigsten Wärmegrad 10 Grad beträgt. Vor Sonnenaufgang, um 5 Uhr Morgens, giebt das Thermometer die niedrigste Temperatur und Nachmittags, von 2 — 3 Uhr, den höchsten Wärmegrad an. Zu bemerken ist hierbei, dass die thermometrischen Beobachtungen an Bord der im Hafen von Apia liegenden Schiffe, verglichen mit denen am Lande, verschiedene Resultate zeigen, indem sie durchschnittlich nur 1 bis 2 Grad tägliche Wärmeschwankung angeben. Die Ursache dieser Abweichung liegt- darin, dass des Tages das feste Land sich erwärmt und Wärme ausstrahlt und des Nachts umgekehrt sich stärker abkiihlt. während das die Schiffe umgebende Seewasser seine Temperatur nur wenig ändert. Da die Thermometerbeobachtungen am Lande, nahe der gutleitenden Erde, an den an schattigen Wänden der Gebäude hängenden Instrumenten gemacht wurden, so kann man annehmen, dass sie fehlerhaft sind und nicht die richtige Luftwärme in einer gewissen Höhe über dem Lande anzeigen. Das Mittel zwischen den Beobachtungen an Bord der Schiffe und denen am Lande, also 3 bis 4 Grad, würden daher wohl am genauesten die Schwankung der Tagestemperatur bezeichnen. 4 Für die subjective Empfindung des Menschen ist aber nicht die mittägliche höchste Wärmeperiode am fühlbarsten, sondern die windstille Morgenzeit von 8 bis 10 Uhr ehe der die Verdunstung befördernde, kühlende Passatwind auftritt. Diese Winde sind es namentlich, welche die hohe Temperatur leichter erträglich machen, da sie in den dichten Wäldern der Bergschluchten trotz ihrem Schatten viel fühlbarer ist als an der sonnigen vom Passate bestrichenen Küste. Die Beobachtungen über die Meerestemperatur wurden bis dahin in Samoa nur auf die Oberfläche desselben ausgedehnt und ergaben als durchschnittliche Jahrestemperatur 28,8 Grad, folglich 2,o Grad mehr als die mittlere Lufttemperatur. Die Jahreszeiten bringen nur geringes Schwanken im Wärmegehalt des Oberflächen wassers des Meeres hervor. Im Juli, August und September fällt die Wärme auf 26,3 bis 27,5 Grad, während sie in den Wintermonaten December bis April auf 28, o bis 30, o Grad steigt. Diese Beobachtungen gelten aber nicht für das Seewasser, welches innerhalb der Ivüstendammriffe zur Ebbezeit von der Aussensee abgeschlossen ist und während dieser Zeit eine höhere Wärme erreicht. Die Temperatur der Quellen, namentlich in den Gebirgen Upolu's, zeigt zuweilen eine sehr geringe Anzahl Grade und ist dieselbe meistens unter der mittleren Lufttemperatur. Es wären aber genauere Forschungen, mit Berücksichtigung der Jahres- und Tageszeiten, im Interesse der Meteorologie noch sehr wünschenswerte Der atmosphärische Druck ist in Samoa wie allerwärts, ausser von der Erhebung über dem Meeresspiegel, namentlich von der Erwärmung der Luft abhängig und schwankt nach diesen beiden Factoren. Die täglichen periodischen Variationen umfassen eine mittlere Amplitude von 9 m. m. und finden die Wendestunden zu den bekannten Zeiten statt. Die jährlichen Schwankungen zeigen entschieden für die Sommermonate tiefere Mittel der Barometerstände; mit wehenden Passaten in der Winterszeit, hingegen höhere Durchschnittszahlen. Das jährliche Mittel der Barometerstände ist 753,45 m. m. Als Maxiinalwertlie sind Barometerstände von 762 bis 775 m. m. bei wehenden Südostwinden im Juli und August beobachtet worden. Der niedrigste bis jetzt noch in Samoa beobachtete Barometerstand ist 686 m. m. und fand während eines Orkanes statt. Die Winde sind zwar im Allgemeinen der geographischen Lage der Schifferinseln entsprechend, Passat- oder östliche Winde, allein wir finden eine Annäherung an die Drehung nach den Jahreszeiten, wie sie die Moussons oder Monsune im indischen Ocean zeigen. Der Sommer, von Mitte oder Anfang November bis April, kennzeichnet sich durch unbeständige, öfters durch Windstillen unterbrochene, schwache Ostwinde aus, die weniger südlich, als rein östlich und nordöstlich sind. Abwechselnd mit diesem so veränderten Passatwinde treten nun auch westliche Winde auf. Diese sind meist Nordwestwinde und treten tlieils in Regenböen, abwechselnd mit leichterem Winde, theils in anhaltenden Stürmen, stets von Regen begleitet, auf. Als warme und feuchte Winde bedingen sie eine Art Regenzeit, wie sie in anderen tropischen Gegenden viel markirter hervortritt. Es scheint, dass diese Westwinde sich vorzugsweise nach Vollmond, namentlich zur Zeit des letzten Viertels bis Neumond einstellen, doch ist auch das beobachtete Material vielleicht zu gering, um daraus einen entscheidenden Schluss zu ziehen. Bezeichnend ist es, dass diese Mondphase in Samoa „ua, uma le la“ d. h. Regen, die Sonne nicht sichtbar, heisst. Gewöhnlich lagern mit diesen Winden schwarze Wolkenbänke am Horizonte, die Luft ist drückend warm und unter den anhaltenden schweren Regengüssen gedeiht die Vegetation in überraschender Weise. In diesen Sommermonaten, von Januar namentlich bis März und Mitte April, aber besonders im März zur Zeit des Aequinoctiums hat man Orkane zu erwarten. Dieselben beginnen mit heftigem Nordostwind und gehen über Norden und Westen im Südwesten endigend. Es gehen denselben meist wochenlange Weststürme mit Regen und niedrigem Barometerstände voraus, die Atmosphäre eigenthiimlich beengend und schwül machend. Klärt es sich dann im Nordosten auf mit noch tiefer fallender Quecksilbersäule, so ist der Orkan nahe, und um so näher dem Beobachtungspunkt, je tiefer der Stand der ersteren. Ist der 76 o Sturm ausgebrochen, so fällt das Barometer so lange noch weiter, und zwar stossweise mit geringer Steigung vor jeder Depression, bis der Wind zum Westen sich gedreht hat. Es dauern diese Orkane meist 1 bis 3 Tage, und tritt nach Beendigung derselben meist schönes Wetter mit Passatwind ein. In der Samoagruppe sind übrigens diese verheerenden atmosphärischen Störungen nicht häufig und treten unregelmässig in langen Jahresfristen auf. Während der letzten zehn Jahren haben z. B. nur zwei Orkane die Gruppe berührt, wovon der eine weniger durch die Gewalt des Windes, als durch die sehr aufgeregte See Schaden verursachte. Unvergesslich wird in dieser Beziehung der Januar des Jahres 18G5 für die Einwohner Apias sein, wo die Orkansee in die Bucht hineinrollte, den niedrigen Küstenstrich unter Wasser setzend. Eine deutsche Bark, welche daselbst vor Anker lag, wurde in der Nacht zum Scheitern gebracht, wobei von der ganzen Besatzung nur ein Matrose durch ein glückliches Ungefähr das Leben rettete. Der Strand bot nach Beendigung des furchtbaren Pliaenomens einen betrübenden Anblick der Zerstörung dar, indem er mit unglaublichen Massen von Baumstämmen, Sand, Korallen, Schilfstrümmern etc. bedeckt war. Der oben erwähnte zweite Orkan war sehr local und verheerte allein die Insel Tutuila. Im Süden der Samoagruppe, in den Tonga- und Yiti- Inseln, sind diese Orkane viel häufiger, beinahe jährlich im Monat März oder April wiederkehrend. Sie entstehen dort im Südosten und enden im Nordwesten. Ausserdem, dass sie die Gestade der befallenen Inseln mit Schilfstrümmern bestreuen, hinterlassen sie das Land im Zustande einer Einöde, indem viele Bäume umgeweht und die stehenbleibenden ihrer Blätter beraubt werden. Am besten wiederstehen die Cocospalmen der Gewalt solcher Stürme, indem die Elasticität ihres Stammes denselben sich vor dem Winde tief hinabzubiegen erlaubt, indessen werden die grossen Fliederblätter abgedreht, bis zuletzt oft nur die nackte Stammsäule zurückbleibt. Nur selten sieht man auch diese Palmen strichweise vor dem Winde hingemäht, und kann man aus diesem Vorgang auf die ganz ausserordentliche, durch plötzlichen Stoss wirkende Kraft solcher Orkan winde schliessen. Jeder Orkan beeinträchtigt übrigens bedeutend die Production der von demselben befallenen Inseln für einige Jahre, bis sich wieder Alles erholt hat. — Die Ursache dieser Orkane ist wohl in dem Kampfe der nordwestlichen Winde mit dem Passatwinde zu suchen, da namentlich im Monat März und Anfang April, also zur Zeit des Winteranfanges, wo der Ostwind mit frischer Kraft zu wehen beginnt und der Nordwestwind noch dagegen stellt, diese atmosphärischen Störungen anfzutreten pflegen. Die Eingeborenen dieser Inseln haben den Glauben, dass viele und heftige Gewitter zur Sommerszeit mit Blitz und Donner die Orkanbildung verhindern. Es würde dies dafür sprechen, dass electrische Kräfte bei dem Entstehen dieser Naturerscheinung eine wesentliche Rolle spielen. Bekannt ist es, dass der Beginn und Abschluss der Orkane meist von häufigen electrischen Erscheinungen in Form der Blitze begleitet ist. Der Winter der Schifferinseln, von Mitte oder Ende April bis November dauernd, zeigt in seiner ersten Hälfte frische Passatwinde, selten von Windstillen und leichten Südwestwinden unterbrochen. Die Monate Juli und August bis Mitte September zeichnen sich durch besonders kühle, scharfwehende Südostwinde aus, die zuweilen in heftigen Böen auftreten. Sie halten die Atmosphäre rein, verursachen aber leicht heftige Katarrhe, die als -Influenza« epidemisch auftreten. In der letzten Hälfte des Winters ist der Passat schon weniger scharf, öfters durch Windstillen und leichte Westwinde unterbrochen. Die Südostwinde bringen oft Regen mit sich, welche in Upolu, das dem Winde gerade queer vorliegt, sich entweder an der Südküste niederschlagen, oder vor dem Winde getrieben über die centrale Bergkette kommen. Man sieht alsdann, wie schwere Wolkenmassen gleich einer AVoge über die Berge rollen und sich in Regen auflösend nach Norden herabsinken. Bald erreichen dieselben die Nordküste gar nicht, bald werden sie regenspendend bis zur Küste und von da weiter in’s Meer hinaus getrieben. Die letzte Hälfte des AVinters von September bis November, in manchen Jahrgängen bis December, ist die angenehmste 77 I) und gesündeste des Jahres. Längere Windstillen, schwarze Wolkenbänke im Norden und Westen kündigen alsdann das Ende der Winterszeit und den beginnenden Sommer an. Bemerkenswerth ist das Verhalten des Passatwindes am Lande. AVährend derselbe in weiter Entfernung von den Inseln fast stets mit gleicher Stärke weht und nur Nachts um ein Geringes schwächer wird, verhält er sich am Lande ganz verschieden. Hier ist mit Sonnenaufgang bis 8, 9 selbst 10 Uhr völlige Windstille, dann fängt die Brise an. sich bemerklich zu machen, die See leicht kräuselnd, um bis 2 Uhr Nachmittags, wo sie am stärksten weht, immer mehr aufzufrischen. Von 2—3 Uhr an nimmt sie allmälig wieder ab, um bei Sonnenuntergang wieder ganz aufzuhören. Alsdann beginnt ein leichter Zug vom Lande nach der See, der nach Mitternacht um 1 — 2 Uhr immer stärker wird, um gegen 6 Uhr Morgens wieder aufzuhören. Dieser Wind, die Landbrise, kann zuweilen 2 — 4 Seemeilen vom Lande noch gefühlt werden und ist den die kühle Nacht benutzenden Böten und Kähnen, welche innerhalb der Dammriffe den Küsten entlang segeln, sehr vortheilhaft. Dies wäre das normale Bild der Windbewegung, wie es während der Passatzeit an den Küsten zu beobachten ist; allein es wird dasselbe sehr oft gestört durch stärkere Luftströmungen, welche das Bild so verwischen, dass z. B. Tag und Nacht ein scharfer Ost-, Südost- oder Südsüdostwind weht und die Landbrise nachts gar nicht fühlbar wird, indem diese Winde viel stärker wehen. Die atmosphärische Feuchtigkeit der Schifferinseln betreffend, können wir im Allgemeinen den Satz aussprechen, dass stets eine grosse Quantität Wasserdampf in der Luft enthalten ist. Es ist begreiflich, dass Inseln von weiten unter der tropischen Sonne stets Wasserdampf liefernden Meeresflächen umgeben, eine feuchte Atmosphäre haben müssen. Der Gehalt an Wasserdampf ist übrigens nach den Jahreszeiten schwankend und steigt er auf sein Maximum, wenn zur Sommerszeit die warmen nördlichen und nordwestlichen Winde wehen, während umgekehrt im Winter nach andauernden Südostwinden der Dampfgehalt der Luft auf sein Minimum herabsinkt. — In der letzteren Jahreszeit bei klarem hellem Himmel und kühlen leichten Winden, finden Nachts reichliche wässrige Niederschläge, in der Form von Tliau. statt. Derselbe beginnt alsdann sich schon bald nach Sonnenuntergang zu bilden und schlägt sich vor Sonnenaufgang am reichlichsten nieder. In den Wäldern, deren Blattmassen die Thaubildung bedeutend begünstigen, findet alsdann oft ein feiner Regen, von abtropfendem Thaue herrührend, statt. Erst langsam unter der sich hebenden Sonne verdunstet diese mächtige Thaubildung, welche bei den engen Pfaden und der üppigen Vegetation, den frühen Wanderer bis auf die Haut durchnässen. Noch deutlicher zeigt sich der starke Wasserdampfgehalt der Luft in den häufigen Regengüssen, die besonders in der Sommerszeit von December bis April Vorkommen. Man könnte diese Jahreszeit mit dem Namen der Regenzeit belegen. Indessen hat sie doch nicht die Regelmässigkeit der auf tropischen Continentalgebieten vorkommenden Regenzeiten und ist oft von schönem heiteren Wetter unterbrochen. Immerhin kann man sich in diesen Monaten auf ganz ausserordentlich reichliche, atmosphärische Niederschläge, in Form von Regen, gefasst machen, die unter nördlichen namentlich nordwestlichen Winden einsetzen. Der sonst heitere Himmel bedeckt sich alsdann mit schweren, schwarzen Nimbus-wolken, die besonders beharrlich den nordwestlichen Horizont belagern, sich allmälig niedrig herabsenken, wobei auf dem Meere vielfach Trombenbildungen zu beobachten sind. Nun treten heftige Windstösse, Böen, von Westen mit stürzendem Regen auf, der bald stunden-, bald tage- selbst wochenlang anhält, abwechselnd von Windstillen oder Stürmen begleitet, worauf der Himmel sich wieder aufklärt und vielleicht ebensoviele Tage oder Wochen schönes Wetter mit leichten nördlichen oder östlichen Winden folgen. Zur Zeit dieser Regengüsse ist das Clima auf dem Lande sehr feucht, die Niederungen morastig, die Wege voll stehenden Wassers, aber die Vegetation in grösster Ueppigkeit emporschiessend. In den Wohnungen der Ansiedler, selbst denjenigen, die besonders dicht construirt sind, ist die Feuchtigkeit so gross, dass alles Eisenwerk rasch rostet, Lederzeug 78 wie Kleidungsstücke sehr leiden, und die besten Phosphorstreichhölzer durch Friction nicht mehr zur Entzündung gebracht werden können. — Es treten zu dieser Zeit leicht Ueberschwemmungen von Seiten der rasch anschwellenden Gebirgsflüsse auf. Die Schlammmassen, welche von den letzteren ins Meer hinabgebracht werden, trüben alsdann weithin dessen sonst so klares blaues Wasser. Kegen sind übrigens nicht nur auf die Sommerszeit beschränkt, sondern treten auch häufig genug in den Wintermonaten auf, doch sind dieselben alsdann mehr von kürzerer Dauer, häufig nur des Nachmittags auftretend. In der Menge des Wassers, die in einem gegebenen Zeitraum herabfällt, ist aber nur wenig Unterschied zwischen den Jahreszeiten. Zu jeder derselben können Regen auftreten, die in grossen dichtgedrängten Tropfen bestehend, in kurzer Zeit eine erstaunliche Menge Wasser liefern. In einigen Jahrgängen wurde die in 12 Monaten beobachtete Regenmenge, am Regenmesser im englischen Consulate, reichlich 100 Pariser Zoll gefunden. Uebrigens sind auch hier die Jahrgänge in Bezug auf die Regenmenge sehr verschieden und kommen zuweilen vom Monat Juni bis September undOctober gar keine Regenniederschläge vor, ohne dass indess die Vegetation darunter besonders leidet, der starken Thaue wegen. Die grosse Feuchtigkeit der Atmosphäre bedingt auf diesen Inseln, deren üppige Vegetation und sind besonders die Berghöhen mit dichten Waldungen bedeckt, auch häufigeren Regen und Wolkenansammlungen ausgesetzt als die Küste. Daher namentlich dort der grosse Reichthum ap cryp togamischen, Feuchtigkeit und Waldesdunkel liebenden Gewächsen. Sämmtliche Stämme und Aeste der Waldbäume sind dort mit einem dichten Polster von Flechten, Moosen, Farnen, Orchideen und anderen parasitisch lebenden Pflanzen umgeben. Selbst die grünen Blätter der Sträucher und Bäume sind öfters mit rankenden Moos- und Algenarten umsponnen, eine Erscheinung, die besonders auffallend ist. — Es ist kaum zu bezweifeln, dass gerade die gewaltigen Vegetationsmassen der Berge, die durch Ausdünstung viel Wärme binden, auch die Ursache der vielen Regen in der Winterszeit sind. Man sieht wie die Berggipfel nach Mittag, die aufsteigenden Dünste eondensiren, bis dieselben durch ihre Schwere sich an den Bergabhängen herabsenken, sich dort in Regen auflösend, der bald bis zur Küste geht, bald nur auf die Anhöhen beschränkt bleibt. Auf jeden Fall würde das Clima der Inseln und namentlich sein Reich tlium an süssem Wasser sich anders gestalten, wenn diese grossen Waldungen, welche die atmosphärische Feuchtigkeit einsaugen, verschwinden sollten. So sind die flachen, mit geringer Waldvegetation bedeckten Inseln, der Tongagruppe, bedeutend trockener, als die in gleicher Breite liegenden hohen bewaldeten Viti-Inseln. Erwähnenswerth ist die Erscheinung, dass bei kräftigen kühlen Passatwinden die Berge der Insel Savaii stets in eine dunkle Wolkenschicht gehüllt erscheinen, hingegen bei nordwestlichen Winden und Windstillen hervortreten. Betreffend die optischen Erscheinungen, welche die Atmosphäre der Inseln darbietet, ist die Farbe des Himmels, wenn nicht Wolken denselben bedecken, von einem schönen Kornblau, wie es das Spectrum zeigt, doch ist der Horizont meist von einem weisslichen Dunststreifen begrenzt. Letzterer hebt sich höher und wird deutlicher bei Bergansichten und zeigt alsdann, dass er die Fernsicht durch Verengung des Horizontes bedeutend beschränkt. Nur des Morgens bei Sonnenaufgang kann man zuweilen einen scharf begrenzten, klaren Horizont erblicken. Die Nächte zeichnen sich besonders durch grosse Klarheit der Luft aus, wodurch die südlichen Sternbilder glänzend vom Firmamente sich abheben. Nur dieser klaren Nachtluft ist es wohl zuzuschreiben, dass man die Pracht der südlichen Sternbilder so sehr gepriesen Lat. denn im Grunde hat die nördliche Hemisphäre ebenso schöne, wenn nicht zahlreichere Sternhaufen, und ist namentlich die Milchstrasse dort bedeutend schimmernder. Von ganz besonderer Schönheit und Helligkeit sind aus demselben Grunde die Vollmondnächte. Rasch steigt die Mondeskugel in rötli Hellgelbem Uchte glänzend am Horizont auf und gleich verbreitet sich eine Helle über die Landschaft, welche selbst entferntere Gegenstände genau erkennen lässt. — Die Abendröthe ist zwar von kurzer Dauer, aber von den schönsten orangegelben Tinten begleitet. 79 8 die Morgenröthe ist meist gelb und fast stets, wenn sie mit besonders rothen Farben auftritt, von Regen gefolgt. Die Dämmerung ist kurz und tritt bald nach dem Erlöschen des Abendroths die Nacht ein. Die finstersten Nächte, bei schwer bedecktem Himmel, lassen aber doch noch immer eine gewisse kleine Quantität Licht zurück, die nur im Schatten der dichten Wälder zur fast absoluten Finsterniss wird. Luftspiegelungen sind an den Küsten nicht selten zu beobachten und hängen wie bekannt von den verschieden erwärmten Luftschichten ab. Da am Morgen oft die Seebrise längs der Küste mangelt, so erhitzt sich die Oberfläche des Meeres, namentlich innerhalb der Dammriffe und über diesen bedeutend, welche Erwärmung sich der Luft mittlieilt, Draussen auf der See, oft nur einige Meilen entfernt, findet eine Abkühlung des Wassers und der Luft durch den bereits eintretenden Passatwind statt. Auf diese Weise gelangt der Lichtstrahl, dem Beobachter, welcher vom Gestade nach dem Meere blickt, durch verschieden erwärmte Luftschichten und erzeugt durch die dadurch erlittene Brechung, jene sonderbar verzerrten, umgekehrten und zuweilen vergrösserten Bilder der Luftspiegelung. Ein kleiner Kahn mit Segel, erscheint dem Auge wie ein grosses Segelboot und Palmen entfernter Landspitzen schweben in der Luft, bald aufrecht bald umgekehrt, mit der Krone nach unten u. s. f. Unter dem Capitel Luftspiegelung, lässt sich wohl am besten die auffallende Thatsache erwähnen, dass an Küsten, die innerhalb der Tropen liegen, gewisse Beobachter eine ausserordentliche Fernsicht zu Tage legen. Ein in Apia wohnender Engländer J. Troode, zeichnete sich durch die Gabe aus, die Ankunft von Schiffen, beträchtliche Zeit vor ihrem Eintreffen, vorauszumelden. Nicht nur wollte er zuweilen ein bis mehrere Tage vor dem allgemein Sichtbarwerden die Schiffe überhaupt am Horizonte wahrgenommen haben, sondern auch deren Form, ob Brigg, Schooner oder Bark etc. und es trafen seine Angaben mit überraschender Genauigkeit ein. Nach seiner Erklärung wären diese Beobachtungen nur bei ganz klarem Himmel möglich und von den Anhöhen aus zu leiten. Ferner läge die Möglichkeit über 60 Seemeilen vom Lande entfernte Schiffe, die doch durch die Erdwölbung dem directen Sehen entzogen sind, dennoch zu erblicken, in der Dunsthülle des Horizonts, die sich sichtlich über jeden festen Gegenstand bis zu einer gewissen Höhe verdichte. Aus der Form dieser kleinen Wolke liesse sich die Gestalt des darunterliegenden Körpers errathen. Für diese Erklärung würde vielleicht die allen Seefahrern bekannte Erfahrung sprechen, dass die Lage von Inseln und Continenten zuweilen in sehr weiter Entfernung, durch ungewöhnlich gestaltete Wolkenformen an dem sonst klaren Horizonte, vorausbestimmt werden kann, ehe man in die wirkliche Sichtweite gekommen ist. Ob übrigens bei diesem Fernsehen nicht die Luftspiegelung wieder eine Rolle spielt, ist schwierig nachzuweisen und bestätigen wir hier nur das Factum, das auch in einem englischen Journale, in Verbindung mit ähnlichen Beobachtungen in Mauritius, eine Erwähnung fand. Mit den häufigen rasch vor dem Winde getriebenen Regengüssen, hängt auch die Häufigkeit der in den Schifferinseln zu erblickenden Regenbögen zusammen. Diese optische Erscheinung entfaltet sich dort nicht selten in aller Pracht und ist namentlich der obere Bogen zuweilen besonders ausgeprägt zu sehen. Nur selten, aber von überaus magischer Wirkung, ist dieselbe Lichterscheinung in schwächerem Grade, durch das Mondlicht hervorgebracht, zu beobachten. Eine andere optische Erscheinung, die des Hofes um den Mond ist verliältnissmässig oft zu sehen, namentlich während der regnerischen Monate. Zuweilen ist der gebildete Ring von ungewöhnlich breitem Durchmesser und scharfer Abgrenzung, meist pflegt nach demselben durchaus keine Witterungsänderung einzutreten, oder die Luft wird noch feuchter und es kommt zu Regen. — Schon viel seltener sind Höfe um die Sonne, wegen der Blendung dieses Gestirns, aus freiem Auge zu beobachten und folgt dieser, bedeutende Dunstmassen in der Atmosphäre anzeigenden Erscheinung, meist stürmischer Witterungswechsel oder selbst Orkan. 80 9 Gewitter mit Donner und Blitz gehören in Samoa gerade nicht zu den ganz häutigen Erscheinungen, wie sich der geographischen Lage der Inseln nach vernmthen liesse, unter den Tropen nahe dem Calmengürtel. Die meisten electrischen Erscheinungen finden zur Zeit des Beginnes der feuchten Jahreszeit. October bis Januar statt, aber sie sind weder durch Häufigkeit der Blitze, noch Stärke der Schläge, von den im Norden Deutschlands vorkommenden Sommergewittern verschieden. Zur Hagelbildung kommt es in Samoa nie, erst im südlicheren Tonga finden sich Hagelschauer als äusserst seltene Erscheinung. Nur selten richtet der Blitzstrahl am Lande Beschädigungen an, hingegen ist vor einigen Jahren im Hafen von Matauta in Savaii eine deutsche Bark vom Blitze getroffen worden, wobei eine Rahe zersplittert wurde, ohne sonst dem Schiffe oder dessen Bemannung weiteren Schaden zuzufügen. Nachstehende Tabellen sind dazu bestimmt, den Gang des Wetters für einzelne Tage in ver¬ schiedenen Monaten und Jahreszeiten beispielsweise zu geben. Die Beobachtungen wurden von den Schiffs¬ kapitänen P. Wendt, J. H. T. Wiencke und Früchtenicht im Hafen von Apia an Bord ihrer Schiffe angestellt. Die gütige Mittheilung der Wetterbücher, welche diese meteorologischen Aufzeichnungen enthalten, verdanken wir dem Director der »Norddeutschen Seewarte«, W. v. Freeden. Letztes Viertel des Mondes. Januar. Windrichtung "O e 03 •4-> Wärme. Tlierm Gels. Regen. Himmels-Ansicht, 05 'S- 0> Anzahl Wolke nrichtung, Stärke der Bemerkungen über das Wetter. bib und % ß E e % C « der c3 H Stunde. Stärke. OS CO £ 3 o Stunden. Bewölkung. 10. 6 Vorm. Windstille. 757.74 27., R. \ st. Cum. 0. 7. Schönes Wetter mit leichten Regenböen. 12 Mittg. ONO. 3. 757,u 28.3 29,3 » \ » Cum. 0. 7. do. 8 Abnd ONO. 2 757,« 28,, » 2 » Cum. ONO. 3. do. 12. 6 Vorm. Windstille. ( 0 / (i 0 27:, » H » Ni. Cum. NO. 5. Böen mit starkem Regen. 12 jVlittgr. NNO. 9. 757 52 28 3 29.5 y> l » Ni. Cum. NO. 10. Heftige Windstösse v. NNO., strömender Regen. 8 Abnd. 0. zum S. 1. 757.77 27., » l » Ci. Str. NO. 4. Blitzen im NO. Hof um den Mond. 15. 6 Vorm. SW. 1. / 5 / . 4 5 25.8 » l » Bedeck. NNO. 10. 12 Mittg. WSW.— NW. 2 -3. 75/ oi 29,o 29,2 » 3 » Ni. Cum. NO Cum. W.8 Böigtes Wetter, strömender Regen. 8 Abnd. NNW.- SW. 4. 757.06 28,4 Bedeckt. SW. 10. Starkes Blitzen im Westen. 20. 6 Vorm. OSO. 2. 757.29 27.2 » 3 » Ni. Cum. 0 8. Starkes Gewitter mit strömendem Regen. 12 Mittg. SOzO. 2. 757.21 28,2 28 s » H » Cum. OSO. 7. Regenböen. 8 Abnd. SO. 2. 757.65 27.o n > Ni. Cum. ONO. 10. Blitzen im Norden. 22. 6 Vorm. 0. 1. 7 t 9 o i 26 o Cum. 0. 1. Schönes Wetter. 12 Mittg. ONO. 4. 759.73 267 28,o Cum. NOzO. do. 8 Abnd. SSO. 1 759.sc 26.4 Klare Luft. 0. Sehr heiteres, schönes Wetter. 24. 6 Vorm. Windstille. / 58.08 23.8 Cum. 0. 2. do. do. 12 Mittg. Süd. 1. 756 53 26s 30 e Cum. ONO. 6 Schmieriges Aussehen der Luft. 8 Abnd. SSW. 1. 755 3s 27.6 » i » Ni. Cum. SO. 8. Regen-Böen, Blitzen im S., Nachts stark. Regen. 28. 6 Vorm. WNW. 8. 753 8 1 26.7 41 » Ni. Cum. NW. 10. Viel Regenwasser im Hafen Apia’s von ange- 12 Mittg. NWzN. 6. 754.85 27,, 27.3 7) » Ni. Cum. NW. 10. schwollenen Flüssen, daher die niedere Tem- 8 Abnd. NNW. 8. 754,52 26 s » 6 G Ni. NNW. 10. peratur des Seewassers. 30. 6 Vorm. Windstille. 757.65 24.0 10 » Ni. N. 10. Morgens heftige Böen aus NNO. Stärke 10. 12 Mittg. Nord. 7. 757.93 25 o 26 o 5» 5 y Ni. N. 10. do. 8 Abnd. Nord 0. 758 5i 24,7 y> 8 » Ni. N. 10. Heftige Böen mit Regen. Februar. 3. 6 Vorm. SO. 1. 757.92 25,5 Ci. Cum. OSO. 1. Schönes Wetter. 12 Mittg OSO. 4. 7o7.42 28 o 29.5 Cum. OSO. 1. do 8 Abnd. SO. 3. 757,67 26 s Cir. 0. 1. do. 9. 6 Vorm NO. 2. 756.91 25 5 » 2 » Cir. Strat. 0 9. Feiner Regen. 12 Mittg. Süd 1. 557.16 27.3 28 s » li * Ni. Cum. NO. 10. Bedeckte Luft. 8 Abnd. Süd. 1. t »6 94 25,9 » 4i » Bedeckt. NNO. 10. Regnichtes Wetter, leichte Böen. 81 2 10 Februar. Windrichtung und Stärke. Barometerstand in m/m. Wärme. TUerm.Cels. Regen. Anzahl der Stunden Himmels-Ansicht, Wolkenrichtuiig, Stärke der Bewölkung. Bemerkungen über das Wetter. ►3 Meeres- ! Oberfläche Tag. Stunde. 23. 6 Vorm. SW. 3. 757.ö7 24,7 Cum. NO. 3. Cir. SW. 5. Heiteres Wetter. 12 Mittg-, WNW. 7. 75o 2 7 28 9 29,4 Cum. WNW. 2. do. 8 Abnd. SW. 3. 757.25 27.6 Klarer Himmel. Blitzen in allen Richtungen. 28. 6 Vorm. Windstille. 757.1 4 25 e R. 1 St. Cum. ONO. 7. Einige Regenböen. 1 2 Mittg. OzNW. 6. 755,16 25.7 27 6 » 1 » Bedeckt. ONO. 10. Böiges, regnichtes Wetter. 8 Abnd. Nördlich. 2. 755.1 o 25.7 $ 2 » Cum. WNW. 8. do. März. 1. 6 Vorm. Windstille. 751. so 20,2 » 1 » Cum. OzS. 9. Regnichtes Wetter. 12 Mittg. NVVzN. 1. 751 .63 28,5 29 5 Cum. NWzN. 8. do. 8 Abnd. NWzW. 1. 752 28 27.9 * 2 > Ni. NWzN. 10. do. 6. 6 Vorm. Windstille. 752 os 26.6 » 3 5 Ni. WzN. 10. 12 Mittg. OzN 2. 750.18 28 s 29,6 $ 1 » Bedeckt. NWzW. 10. Unbeständiges Wetter, gegen Abend dick von 8 Abnd. SWzW. 1. 749,fl7 27,9 » 3 » Ni. WzN. 10. Regen. Blitz und Donner. 7. C Vorm. NzW. 8. / o2 oü 26.9 7> 10 » Ni. NWzW. 10. Schwere Böen NWzW bis NzW. Stärke 8 — 11. 12 Mittg. NzW. 8 / 50 i s 25.7 28,o » 6 » Ni. NzW. 10. Nachts und den folgenden Tag anhaltender 8 Abnd. NOzN. 6. 749,57 26., >, 8 » Ni. NOzN. 10. Regen. 15. 6 Vorm. NWzN. 2. 751 73 27,5 Cum. WzN. 9. Schönes Wetter. 12 Mittg. NWzW. 2. 751 ri 27,o 27,8 y> 4 * Ni. Cum. NWzW. 10. Böiges Wetter. NWzW. Stärke 9. 8 Abnd. NWzW. 1. 751.61 27,3 » 2 T> Bedeckt. NWzW' 10. do. 3 8. 23. 6 Vorm. OSO. 1. 755 si 26,5 » 2 » Bedeckt. OzN. 10. Regnichtes Wetter. 12 Mittg. Ost. 4. 753.06 28,2 29.o 1 » Cum. Ost. 8. do. 8 Abnd. SOzO. 1. 754,12 28,2 Cir. Cum. OzS. 3. Schönes Wetter. April. 1. 6 Vorm. Südlich. 1. 758.92 25 3 Cum. O 1. Schönes Wetter. 12 Mittg. Ost. 3. 758 58 28.3 29 o Cum. O. 1. Drückende Hitze. 8 Abnd. Südlich. 1. 758.77 28.2 Klarer Himmel. 0. Schönes Wetter. 2. 6 Vorm. Windstille. 759.17 25.0 Cum O. 2. do. 12 Mittg. Ost. 2. 758.79 28,. 29., Cum. O. 1. do. 8 Abnd. OSO. 3. 758.13 28,o Cum. 0. 1. do. 3. 0 Vorm. Windstille. 758.51 24.5 1 » Cum. SO. 2. Keiner Regen. 12 Mittg. Ost. 3. 758,21 28,4 29,2 Cum. O 3. Heiteres Wetter. 8 Abnd. Südlich. 1. 757.90 27.7 Cum. O. 3. do. August. 14. 4 Vorm. OSO. 3. 758 6i 26.6 Cum. OSO. 2. Schönes Wetter. S » OSO. 3. 759.1 4 26,5 ■?> 4 3 Cir. Cum. ONO. 2. do. 12 Mittg. OSO. 3. 759,23 26,9 27.3 Cum. ONO. 1. do. 4 Nclim. ON. 3. 758,97 27 o Klarer Himmel. do 8 Abnd. OzN. 3. 758 89 27.2 Cum. 0. 1. do. 12 Mt tim. OzN. 3. 759,o, 269 Cum. O. 1. do. 15. 4 Vorm. OSO. 3. 758.61 26 9 Cum. OzS. 2. do. 8 » OzS. 3. 759.55 2 t .o » i » Cum. OzS. 1. do. 12 Mittg. Ost. 3. 758 82 27.7 27.2 Cir. Cum. 0. 1. do. 4 Nclim. OzN. 3. 758.89 27.8 Cum. ONO. 1. do. 8 Abnd. OzN. 3. 758.87 27 6 Cum. ONO. 1. Schönes Passatwetter. 12 Mttrn. -Ost. 4. 758.94 27., Cir. Cum. OzN. 1. do. 17. 4 Vorm. OzS. 760.13 26 8 » 1 » Cum. 0. 2. do. 8 T> Ost. 760,06 26 9 » 4 » Cir. Cum. O. 2. do. feiner Regen. 12 Mittg. OzS. 769.96 26.6 27.6 4 3 Cum. 0. 4. do. do. 4 Nchm. OSO. 759.96 27.6 4 » Cum. OzS. 4. do. do. 8 Abnd. SOzS. / 59.90 27.2 » 1 > Ni. Cum. OSO. 5. do. starker Regen. 12 Mttrn. OzS. / 60 60 27., y> 4» Cum. NOzO. 6. do. 82 11 September. Windrichtung und Stärke. Barometerstand in m/m. Wärme. Hegen. Anzahl der Stunden. Himmels-Ansicht, VVolkenrichtung, Stärke der Bewölkung. Bemerkungen über das Wetter. Thern Meeres- b Oberfläche — CJC d H Stunde. 18. OzS. 762,io 27,2 27,2 18., 19. bis 20. Septbr. das Wetter stürmisch 28. — OzS. 762.19 28.> 280 hei klarer Luft. Barometer in steter Be- wegung, 760 so bis 762, 19 variirend. Ende October. des Monats gutes Wetter mit Passatwind. l. — OzS. 4. 762 09 28.o R. 1 St. Den Tag über schönes Wetter. Abends schwere Böen. 8 — 11 Stärke. 2. 8 Vorm. OSO. 3. 775,7s 27 9 28,2 8 Abnd. OSO. 3. 760.92 28.i 17 — ONO. 7. 775.58 27.2 » 4 » Um Mittag lebhafte Böen von ONO. Abends Gewitter. 20. — NWzO. 2. 737.94 28,, » 7 Regenschauer während des ganzen Tages. 30. — 0. 3. 7 / 0.98 28,3 Schönes Wetter. November. l. — OzS. 3. 783.58 27.o » i » Schönes Wetter, sehr warm. 4. — 0. 3. NO. 2. 768,24 28.. 12 16. — OzN. 7. 757.31 27,8 22. 4 Vorm. OSO. 3. 781.07 27,9 28,s Cum. 0. 5. Heitere Luft, schönes Wetter. 8 » OSO. 3. 770.78 Cum. 0. 3. do. do. 12 Mittg. SO. 3. 7G5.70 28,9 28,9 Cum. 0. 3. do. do. 4 Nchm. SO. 3. 763,io Cum. 0. 3. do. do. 8 Abdn. SO. 3. 773.32 28 s 28.8 Cum. 0. 4. do. do 12 Mttrn. SOzO. 3. 770.86 Cum. 0. 4. do. do. December. 5 6 Vorm. NzW. 5. 747.05 27,8 Cum. N. 10. Böig mit Blitzen im Norden. 12 Mit lg. NzW. 4. 747.23 28.3 28 3 Cum. NW. 7. Hof um die Sonne. 8 Abnd. NWzN. 4. 746.73 28,7 Cum. NW. 3. N. 6. Heftiges Blitzen im WSW. 15. 6 Vorm. SOzO. 1. l 00.66 28 9 Cum. OzS. 1. Schönes Wetter. 12 Mittg. SOzO. 4. 753.33 29,o 28,2 Cum OzS. 3. 8 Abnd. OzS. 2. 753.89 29,2 Cum. OzS. 3. 20. 6 Vorm. NzO. 2. 753.43 26,5 3 » Ni. NW. 10. Böiges Wetter mit Regen. 12 Mittg. OzN. 4. 7;i3.48 28.3 29,2 > 1 » Cum. OzS. Ni. NWzN. 9 do. 8 Abnd. NOzO. 4. 753 55 27.8 » b » Ni. Cum. NOzO. 6. do. 31. 6 Vorm. OzN. 2. ; 752,,« 28,o 3 » Ni. Cum. OzN. 8. Unbeständiges, regnichtes Wetter. 12 Mittg. NzO. 4. 751.42 28.9 30.i Cum NzO. 7. do. do. 8 Abnd. NOzO. 4. 752,, 2 285 Bedeckt. NOzN. 10. do. do. Auszug aus dem meteorologischen Register des Englischen Consulates in Apia. Mona t. 8 Uhr Niedrigste Tcmp. lorgens. Höchste Temp. 4 Uhr Na Niedrigste Temp. climittags. Höchste Temp; Höchste Temperatur während des ganzen Monates. Januar . 21., 23,9 24.4 27.s 29,4. 8 Uhr Morgens. F ebruar .... 22.2 26., 25.0 28.9 29.4. 10 » » März . 2!., 27.2 23,3 29.4 30,o. 8 » » April . 21.i 24., 23.3 31,i 31.,. 4 » Nachmittags Mai . 18.3 27,2 25 o 29,4 29.4. 4 » » Juni . 18,3 23,3 25 6 283 283. 4 y> » Juli . 16., 23,3 26 , 27,8 27.8. 4 » ) August . 15.0 25.0 25.6 289 289. 4 » » September . . 19.4 25.6 27.6 28.3 30.(1. 8 » Morgens. October . 16, 26., 27.8 28,9 30 „. 8 > » November . . . 22.8 24,, 25.6 26., 28,9. 8 7> » December . . . 22 2 25,6 27« 30.0 30 .o. 4 » Nachmittags 83 Die Carolineninsel Yap oder Guap nach den Mittheilung'en von Alf. Tetens und Johann Kubary. Aus den Berichten und Einsendungen, welche der Schiffskapitän Alf. Tetens von seinen Reisen auf den Carolinen im nordpacifisclien Ocean in den Jahren 1865 bis 1868 mitgebracht, sowie einigen Briefen, Photographien und Sammlungen Joh. Kubary’ s von der Insel Yap 1871 an das Museum gerichtet, entspringen diese Mittheilungen. Koch wenig bekannte Inseln besprechend, hoffen wir, dass diese Notizen dem geographischen Wissen von Nutzen sein werden. Der Carolinenarchipel, im nordpacifisclien Ocean zwischen dem 137. bis 163. Grad östlicher Länge von Greenwich und dem 3. bis 10. Grad nördlicher Breite liegend, erstreckt sich mit seinen zahlreichen Inselgruppen 1530 nautische Meilen weit von Westen nach Osten. An seiner westlichsten Grenze, 720 nautische Meilen von .den Philippinen, finden wir die Insel Yap (Eap), in französischen Karten auch Guap genannt, zwischen 138° 3' bis 138° 18' östlicher Länge und 9° 19' bis 9 0 37 ' nördlicher Breite. Zu¬ nächst der Insel Yap, 70 nautische Meilen in südwestlicher Richtung, liegen die niedrigen Inseln der Mateiotas- oder Angelul- (Ngoli-)Gruppe auf 137° 30' östlicher Länge und 8 0 20 ' nördlicher Breite. Im Osten von Yap finden wir die hohe Felseninsel von Fais auf 140° 35' östlicher Länge und 9 0 46 ' und zum Nordosten zwischen Yap und Fais, 90 nautische Meilen entfernt, die inselreichen Lagunen der Ulithi- oder Mackenzie-Inseln zwischen 139° 37' bis 140° 3' östlicher Länge und 9° 43' bis 10° 7' nördlicher Breite. In einem weiteren Kreise ab in südöstlicher Richtung tauchen die Inseln der Uleai- oder Wo lea- Gruppe (143° 58' östlicher Länge und 7° 20' nördlicher Breite) aus der umgebenden See auf, und endlich 220 nautische Meilen nach Süden und Westen von Yap treffen wir die nächste grössere Land¬ masse der Palau-Inseln. Die Insel Yap, deren geographische Lage wir soeben erläutert, besteht nicht aus einem einzigen Landcomplex, sondern aus zwei grösseren, nur durch eine schmale Landenge mit einander verbundenen Inseln und zwei kleineren, zum Norden derselben liegenden, durch enge Meerarme geschiedenen Eilanden. Diese vier Landmassen, zu denen noch sechs kleine Inseln innerhalb der geräumigen Bucht kommen, die die beiden Hauptinseln trennt, haben zusammen einen Flächeninhalt von 3,8 1 3 deutschen Quadratmeilen *) und wäre daher dieser mit dem des Bremer Stadtgebietes zu vergleichen. Die sämmtlichen, Yap zusammen¬ setzenden Inseln sind von einem weitreichenden gemeinsamen Riffgürtel umgeben. Es hat derselbe eine durchschnittliche Breite von 1 bis 2 nautischen Meilen und stellt den unter das Meerniveau sich ab¬ senkenden Fuss des Landes dar. An seiner äussersten Kante soll dieses Riff einen steilen Abfall zeigen. Verschiedene Oeffnungen in diesem Riffbande, sogenannte Passagen, unterbrechen dasselbe und führen an die Küste. Der günstigste dieser Durchgänge für das Land ansegelnde Schiffe befindet sich im Südosten der Gruppe und führt in die oben erwähnte Einbuchtung, die Bay von Tomil genannt. Letztere, seitlich vom Eingänge zwischen den Riffen einen Felsen zeigend, bildet einen vorzüglichen Hafen mit günstigem Ankerplätze der Ortschaft Rul gegenüber, daher auch Rulhafen genannt. Derselbe liegt auf 138 0 12 ' östlicher Länge v. Gr. und 9 0 28 ' nördlicher Breite. Obgleich die Gestade der ungefähr ') Dieser Flächeninhalt ist nach beiliegender Karte mit dem Amslerschen Planimeter gemessen. 84 zwei nautische Meilen breiten Bucht von ausgedehnten Untiefen und Riffen begleitet sind, bleibt doch in der Mitte ein fahrbarer Kanal, dessen Breite am Eingänge, dem erwähnten Felsen gegenüber, nur Vs nautische Meile beträgt. Weiter einwärts in die Bucht erweitert er sich wieder und zeigt Vt bis V2 nautische Meile Breitendurchmesser. Die Tiefe dieses Kanales beträgt am Eingänge 21 bis 18 Faden und sinkt erst im inneren Winkel der Bucht auf IG bis 8 Faden herab. Von dieser fahrbaren Strasse gehen wiederum Seitenarme, die, zwischen die Riffbildungen sich windend und an Tiefe etwas abnehmend, nahe der Küste führen. Die Bucht von Tomil enthält sechs Inselchen, von denen drei kleinere in der Mitte derselben bei einander liegen. Die eine davon trägt den eingeborenen Namen Engno teil (Ennoj), die beiden kleineren heissen Blelatsh (Blelaj). Auf der Insel Engnotch befindet sich die kleine Factorei der deutschen Handelsunternehmung, derem Agenten J. T. Blolnn wir auch das Material für die beiliegende Karte auf Tafel II verdanken. Im inneren nördlichen Theil des Busens liegen die drei etwas grösseren Inseln Obi, Tarang und Ipaekell. Das linke Ufer der Tomilbuclit wird von der grössten der vier Landabtheilungen Taps, der sogenannten Ru 1 in sei gebildet. Es hat dieselbe einen Flächeninhalt von 2. an deutschen Quadratmeilen und verläuft in der Richtung von Nordnordost nach Südsüdwest. Von gestreckter länglicher Form mit einigen tief einschneidenden Buchten zeigt die Rulinsel einen gebirgigen Kern, welcher den ganzen nördlichen Theil derselben einnimmt und aus einer Anzahl abgerundeter kahler Hügel von 200 bis 419 Meter (700 bis 1464 Fuss) Höhe besteht. Die Gebirgsart, welche diese Höhen zusammensetzt, besteht aus Thon- oder Tuffmassen, die nur das Wachsthum von kleinen Sträuchern, Gräsern oder Farnen begünstigen, hingegen allen Baum wuchs ausschliessen. Aus diesem Grunde ist nur der schmale, niedere Ufersaum, welcher um den gebirgigen Norden der Insel sich zieht, fruchtbar. Die südliche Hälfte der Rulinsel wird von einer fruchtbaren Niederung eingenommen, die allmälig aufsteigend an den hohen Theil derselben sich anlehnt. Die Halbinsel Tomil, welche die rechte Seite der Bucht gleichen Namens bildet und mit der schmalen Landenge, welche dieselbe mit der Rulinsel verbindet, jene nach Norden abschliesst, besteht aus einem 200 Meter hohen Plateau, mit einem Flächeninhalt von 0,95« deutschen Quadratmeilen. Diese ebenfalls waldlose, tafelförmige Erhebung wird von einem 1 bis 3 nautische Meilen breiten, niedrigen Ufersaum rings umgeben, welcher allein den bewohnten fruchtbaren Theil von Tomil darstellt. J. Kubary vermuthet, dass diese allein mit üppigem Baumwuchs bedeckten Uferstriche durch die von den Gebirgen herabgewaschene zersetzte Thonerde in Verbindung mit den von dem Meere angeschwemmten vegetabilischen und thierischen Substanzen entstanden sei. Nach seiner Schilderung stehen auf diesen flachen Küsten, den kahlen Anhöhen zunächst, am weitesten vom Strande entfernt, dichte Haine von Arecapalmen, unter¬ mischt mit wenigen wildwachsenden Sträuchern und Bäumen. Auf diesen Palmengürtel folgen dann Bambus- Anpflanzungen und Brodfruchtbäume , abwechselnd mit Strecken Landes angebauter Pisange, und endlich gegen das Meeresufer hin dicht gedrängt wachsende Cocospalmen, einzelne Schraubenbäume und andere maritime Baumarten. Es bilden auf diese Weise die ganze südliche Niederung der Rulinsel, sowie die besprochenen Uferstrecken einen fruchtbaren Garten, der von unzähligen mit Steinen gepflasterten Wegen durchschnitten und mit den zahlreichen Wohnungen der Eingeborenen besäet ist. Eine ursprüng¬ liche wilde Wald Vegetation besteht nicht auf Yap und bilden Culturpalmen den Hauptbestandteil der Baumvegetation. Die beiden nördlichen Inseln Ronno und Torei, ebenfalls hoch im Innern, sind von abgerundeter, länglich-ovaler Form. Ronno hat einen Flächeninhalt von 0,o? deutschen Quadratmeilen. Für grössere Schiffe soll das diese Inseln umgebende Riff keinen Durchgang darbieten, und erstreckt sich dasselbe namentlich nach Norden und Osten weit in das Meer hinaus. 85 14 Von den grösseren Ortschaften oder bewohnten Plätzen dieses Landes sind an der Bucht von Tomil, dem wichtigsten desselben, vor Allem zu erwähnen der Häuptlingssitz Rul, dem besten Ankergrande gegenüber auf der Insel gleichen Namens. Rul, im gebirgigen Theile der Insel am Fuss eines hohen Hügels, der ein kurzes Vorgebirge bildet, gelegen, soll auf den Besucher durch seine malerische Umgebung einen höchst günstigen Eindruck machen. Zahlreiche Hütten, an gepflasterten Strassen gelegen, zeichnen diesen unter dem Häuptling Karakuk stehenden Ort aus. Nördlich von Rul, der Küste entlang, sind noch die Namen Mellroi, Jukeng (Juken), Genemarr und Dugurr, kleine Ortschaften, zum Tlieil Sclaven- dörfer, zu erwähnen. Wichtiger als diese Plätze ist der am gegenüberliegenden Ufer der Bucht angelegte Ort Tomil, welcher der Halbinsel den Namen gegeben. Lange Steindämme, von den Eingeborenen aufgeworfen, überbrücken die seichten Strandstellen ver diesem zahlreich bevölkerten Dorfe, welches als der Sitz des einflussreichsten, ältesten Häuptlings bezeichnet wird. Dies sind die Hauptplätze, mit denen fremde Schiffe, welche in die Tomilbay einlaufcn, in Berührung kommen. Ausser diesen finden sich noch ringsum an den Küsten, sowie im Innern der südlichen Niederung der Rulinsel zahlreiche Ortschaften. Von den bemerkenswertlesten derselben heben wir noch hervor: » Crurr « am Südende der Rul¬ insel, ein bedeutender, viele Producte liefernder Platz, dessen Häuptling Fonnewai den Fremden besonders freundschaftlich entgegenkommt. An der Westküste der südlichen Rulniederung finden sich die Orte Atuotli (Atuoj ) und Anif, weiter nördlich, in dem höher liegenden Landtheile, ist Conif und Gelowith (Gelowij), letzteres an einer tiefen Einbuchtung, zu nennen. Auf den beiden Inseln zum Norden ist Ronno der Hauptplatz der nördlichsten, Torei der der südlicheren genannt. Beide Inseln haben wenig Verkehr mit fremden Schiffen, so dass Tetens bei seinem Besuche auf Ronno mit Argwohn betrachtet und auf Torei demselben die Landung mit allen Zeichen der Feindschaft verweigert wurde. Auf der Halbinsel Tomil ist ferner an dessen Ostküste am Nordende Rumu und weiter südlich, im mittleren Tlieil derselben, der Ort Eileil (Isle-Isle) zu nennen. Eileil ist nach Tetens’ Angabe ein sehr bevölkerter Platz, von Mauern und Bambusrohrpallisaden umgeben, und war der Berichterstatter der erste Weisse, welcher denselben besuchte. Die Insel Yap beherbergt eine zahlreiche Bevölkerung, die auf 2500 bis 3000 Köpfe geschätzt wird, doch dürften diese Angaben eher zu niedrig gegriffen sein, wenn man die vielen Districte (58) und Ortschaften damit zusammenhält, welche das Land nach den vorliegenden Berichten aufweist. Es sind diese Menschen von hellerer Hautfarbe, als die dunkelbraunen Palau-Insulaner und übertreffen diese auch in Bezug des Körperbaues. Ihre Gesichtszüge tragen unverkennbar den Typus der malayischen Race. Das Antlitz ist breit, etwas abgeflacht, die Nase kurz mit dick und fleischig entwickelten Flügeln, die platt anliegen: die Augen etwas schief geschlitzt. Die schiefe Stellung der Angen ist übrigens bei ihnen lange nicht so ausgeprägt, wie bei der mongolischen Race und muss man als wesentlichen Unterschied die wohlgeöffneten Augenlider bezeichnen, die das vordere Augapfelsegment mit der dunkelbraunen Iris wohl hervortreten lassen. Heissen doch bei den malayischen Schiffer-Insulanern die Chinesen schimpflich Rattenaugen (matta imoa). Die Augenwimpern sind lang, dick und von schwarzer Farbe. Die Brauen sind wohl gewölbt, selten buschig. Die Lippen sind dick, etwas aufgeworfen und von bläulich-rother Färbung. Das Kinn ist breit, etwas vorstehend, indem der Unterkiefer ein Geringes über den Oberkiefer vorragt ; die Zähne kräftig entwickelt, bei den Erwachsenen aber durch künstliche Färbung und Betelkauen geschwärzt. Die Barthaare sind zwar im Allgemeinen schwach entwickelt, indessen finden sich doch viele Ausnahmen von dieser bei den Malayen vorkommenden Regel, und sind ansehnliche Bärte bei älteren Männern keine Seltenheit. Die Kopfhaare sind meist schlicht und werden von beiden Geschlechtern lang getragen, aber für gewöhnlich seitwärts in einem Knoten aufgewunden. Die Männer sind im Allgemeinen kräftig gebaut, aber eher mager als beleibt zu nennen. Die Frauen sind in der Jugend von nicht unangenehmem Aeussern und haben meist kräftig entwickelte, etwas spitze Brüste. Die Füsse und Hände derselben sind 80 von mittlerer Grösse, die ersteren eher gross als klein zu nennen, aber, wie die ganzen Extremitäten, sein- gelenkig. Wie bei allen diesen Völkerschaften, altern die Frauen frühzeitig und werden alsdann hässlich. Besser als diese kurze Beschreibung werden die auf den Tafeln V, VI und VII gegebenen Gruppen von Yap-Insulanern in verschiedenen Altersstufen und beiderlei Geschlechtes zum Verständniss und zur Kenntniss des äusseren Racencharakters dienen. Diese Lithographien sind getreue Wiedergaben von Phothographien, welche von Kubary und Tetens an das Museum gesandt wurden. In Bezug auf die geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten dieser Insulaner stimmen alle Bericht¬ erstatter soweit zusammen, dieselben als ein intelligentes, aber auch schlaues und hinterlistiges Völkchen zu bezeichnen. Sitte und Gebrauch, freilich dem Nationalcharakter theil weise entspringend, sind indessen bei solchen Völkerschaften dermassen alle geistigen Eigenschaften und die Denkweise beherrschend, dass man erst bei genauer Kenntniss derselben zu Schlüssen über den wirklichen Charakter dieser Menschen berechtigt ist. Zur Beschreibung der Kleidung und des Schmuckes der Insulaner übergehend, haben wir zu¬ nächst die Tattuirung ') zu erwähnen. Diese Körperverzierung findet sich auch bei denselben, ist indessen nur auf den Stand der Freien ausgedehnt, da die Sclaven derselben entbehren müssen. Unter den erwachsenen Männern der höheren Stände ist indessen die vollständige Zeichnung des Körpers auch nur bei den Häuptlingen zu finden. Es steigt mit dem Range die Bedeckung der Körperhaut durch tattuirte Zeichnungen. In ihrer vollsten Ausdehnung findet sie sich alsdann über den ganzen Oberkörper, die Arme und Beine reichend, die Lendengegend verhältnissmässig frei lassend, also gerade umgekehrt, wie bei den Bewohnern Samoa s und Tonga’s, wo die Hüftgegend und die Oberschenkel bis etwas über dem Knie der ausschliessliche Sitz der Tattuirung sind. Die Zeichnungen bestehen aus verschieden gruppirten Streifen, die symetrisch bald neben einander laufen, bald sich verbinden. Die auf Tafel V in Figur 1 gegebene Zeichnung eines Häuptlings von Rul mit seiner Tattuirung wird deren Art und Weise besser wie eine eingehende Beschreibung verständlichen. Die Frauen der höheren Stände sind nur an den Armen und Händen tattuirt. Die Zeichnung an den Armen stellt Fische vor, die reihenweise am Oberarm angebracht sind, während die Tattuirung der Hand dieser das Anselm geben, als wäre sie mit einem Tüllhandschuh bedeckt. (Siehe Tafel VII.) Ausser diesen direct am Körper angebrachten Verzierungen durchbohren ferner beide Geschlechter das Ohrläppchen und erweitern die Oeffnung allmälig durch Einlegen von kleinen Stücken Holz, Blattrollen und dergleichen mehr. Dieser Ohrenschlitz dient ihnen, um allerlei kleinere Gegenstände, auch Blumen zum Schmucke darin zu tragen, und erweitert sich schliesslich durch den fortwährenden Gebrauch so sein-, dass das untere Segment des Ohrläppchens bis auf die Schultern herabhängt oder mitunter ganz durch reisst. Die eigentliche Kleidung bedeckt nur wenige Körpertheile und reducirt sich auf ein paar armselige Stücke. Sie bestehen aus einer gürtelartig um die Lende geschlungenen, zusammengewickelten feinen Matte und einer Art Schürze aus rothgefärbten Bastfasern, dem »lit«, welche beiden Stücke von den Insulanern der Mackenziegruppe verfertigt und als Tribut in grosser Anzahl jährlich nach Yap eingeliefert werden. Die Gürtelmatte, grobem Zeuge vergleichbar, ist meist anderthalb bis zwei Meter lang und vier Decimeter breit. Sie besteht aus feinen, verschieden gefärbten, meist weissen und schwarzen Blattfaser¬ streifen, die durch wiederholte Spaltungen der langen, getrockneten Blätter des Schraubenbaumes (Pandanus) gewonnen werden. Diese werden mittelst eines Webstuhles einfacher Construction so ineinandergewoben. dass verschiedene regelmässige Zeichnungen auf der Matte entstehen. Es sind dieses unzweifelhaft die schönsten und feinsten Matten, welche von Einwohnern der Südseeinseln verfertigt werden, und spricht schon die Anwendung eines Webstuhles dafür, dass liier ein Uebergang zur Verfertigung von Zeugen ') Tattuiren scheint uns, weil vom polynesischen »tatatau« stammend, die richtigere Schreibweise zu sein. 87 16 stattfand. Alle übrigen Matten Polynesiens wie Micronesiens sind nur von der Hand geflochten. Dieser Webstuhl der Eingeborenen der Mackenzie- oder Ulitlii- Gruppe besteht aus einem circa einen Meter langen vierseitigen Rahmen, der an einem Ende eine drehbare hölzerne Walze trägt, über welche die Matte läuft, lieber den Rahmen laufen die Längsfasern, durch welche die Querfasern mittelst einer schiffchenartigen Nadel durchgewoben werden. Diesen tragbaren Webstuhl halten die allein mit der Weberei sich beschäftigenden Frauen auf dem Schoosse. (Tetens.) Der >lit* besteht aus zwei schmalen Bündeln rothgefärbter Bastfasern einer Malvaceenart, die durch einen kurzen Strang mit einander verbunden sind. Es wird derselbe unter den Gürtel vorn hineingeschoben, zwischen die Beine durchgezogen und hinten wieder unter dem Gürtel durchgesteckt, so dass vorn wie hinten ein Bastfaserbüschel, die Theile ärmlich bedeckend, herabhängt. Der auf Tafel IV, Fig. 1 abgebildete Häuptling Yap’s ist mit diesem Mattengürtel und » lit « bekleidet und zeigt die Art und Weise dieser sonderbaren Tracht Die Sclaven sowohl wie die nicht mannbaren Jünglinge, apagals genannt, dürfen den »lit« nicht tragen und müssen sich mit einer Blatt- oder Mattenschürze begnügen. Der Frauenanzug auf Yap ist ebenfalls höchst einfach und besteht aus einer rings um die Lenden reichenden, bis unter das Knie herabhängenden Blätterschürze. Meist sind die in Streifen zerschlitzten Blätter des Pisangs, die an eine starke Cocosfasersclmur gereiht und eingeflochten werden, dazu verwendet. Bei festlichen Anlässen aber verstehen die Bewohnerinnen dieser Insel Blätter mit verschiedenen Farben und Wohlgeruch, sowie gefärbte Bastfaserstreifen und Blumen zu diesem, einem bunten Unterrocke alsdann vergleichbaren Anzuge zu verwenden. Mit Blüthen im schwarzen Haar, Hals und Arm mit Ringen geschmückt, ist die ganze Toilette dieser Schönen vollendet. Der gewöhnliche Halsschmuck der Frauen bestehn aus schwarzen Bastfaserschnüren, die zu beiden Seiten des Halses, vorn wie hinten, zusammengeknotet sind, während die Enden auf der Brust und dem Rücken lierabliängen. (Siehe Tafel IV, Fig. 9 den Halsschmuck und Tafel VIII dessen Anwendung.) Die Armringe sind tlieils aus Muscheln, tlieils aus Cocosnussscliale verfertigt. Die erstere Art. » Jokejuk« genannt, ist aus dem Gehäuse einer grossen Kreiselschnecke des Trochus Niioticus. Lin. durch queres Abschleifen derselben verfertigt. Sie stellen hübsche perlmutterglänzende Ringe dar, sind leicht und nur wenige Linien dick. (Siehe Tafel IV, Fig. 11.) Lle heissen die Armringe, die aus Quersegmenten der Cocosnussscliale bestehen, welche polirt und des weiteren Glanzes wegen mit Oel eingerieben werden. (Siehe Tafel IV, Fig. 10 vier solcher Ringe.) Diese beiden Armbänder werden in Mehrzahl bis auf zehn hintereinander, die beiden Arten zusammen abwechselnd an einem Vorderarm, meist dein linken, getragen, und sind es namentlich die Häuptlingsfrauen, die durch diesen Schmuck, in reichlicher Anzahl getragen, sich auszeichnen. Arm- und Halsbänder tragen aber nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer, namentlich die des freien Standes. Die Armbänder, nur an einem Arme getragen, sind verschieden gearbeitet und dienen auch nicht alle für den gleichen Anlass. Das Interessanteste derselben ist der »iatau,« ein Armring, welcher auf den ersten Blick wie eine Handmanschette aussieht und nicht allein Schmuck, sondern auch eine Art Orden und Standesabzeichen ist. Es stellt derselbe eine verhältnissmässig enge konische Röhre dar, deren spitzeres Ende einen seitlichen Ausschnitt trägt, und besteht aus bearbeiteten, grossen Exemplaren einer Kegelschnecke, des Conus millepunctatus. Lin. Es wird zur Verfertigung dieses »iatau« der ganze obere Theil der Muschel, also die Spitze und die inneren Windungen sanimt Spindel lierausgemeisselt, so dass nur die letzte Windung der Schale übrig bleibt, und schliesslich das Ganze polirt und glatt gerieben. (Siehe den »iatau« Tafel IV, Fig 2.) — Die Operation, wodurch die Hand nach vorangehender Einölung durch die enge Oeffnung dieses Schmuckes durchgezwängt wird, soll mühsam und schmerzhaft sein, und bleibt dieser iatau zeitlebens über dem Handgelenke seines Besitzers. Auch dann noch fordert die Eitelkeit, solchen Armring zu tragen, seine Busse, indem der harte Ring die 88 17 Haut drückt und wund scheuert, was dann die Träger veranlasst, durch kleine eingeschobene Blatt- oder Mattenfetzen dem Uebelstande möglichst abzuhelfen. Auf Tafel VI sehen wir an einer Anzahl von Eingeborenen diesen iatau am Handgelenke befestigt, ebenso auf der Mittelfigur 1 der Tafel IV. Verwandt mit diesem Schmucke ist der auf den Palau-Inseln gebräuchliche Armring aus dem Atlaswirbel des Dugong (Halichoere Dugong Quoy et Gf.), den nur die höheren Häuptlinge tragen dürfen und durch welchen auf eine noch mühsamere und schmerzhaftere Weise die Hand durchgezwängt wird. Bei Festlichkeiten und namentlich Tänzen ist noch eine andere Art von Armring, der » aj uj « im Gebrauche (siehe Tafel IV, Fig. 3), der aus der Nautilusschale verfertigt ist. Die Oeffnung um die Hand durchzustecken, ist von der Bauchseite aus queer durch die ganze Muschel gehend. Es soll noch ein drittes Armband aus schwarzem Corall bei den Männern Yap’s im Gebrauche sein, aber es ist nur höchst selten anzutreffen. Ausser diesem Armschmucke werden Halsbänder von allen Männern vielfach getragen, und stehen einige unter ihnen in hohem Wertlie, so das auf Tafel IV, Fig. 5 dargestellte. Es besteht dasselbe aus aufgereihten Scheibchen, von der rotlien Muschelsubstanz der Schalenöffnung der Sturmhaube (Cassidea rufa. Lin.) gewonnen, mit denen in regelmässigen Abständen grössere und kleinere Zähne des Cachelots (Physeter macrocephalus Lin.) verbunden sind. Andere geringe Halsbänder bestehen allein aus den er¬ wähnten Scheibchen (Tafel IV, Fig. 7) oder auch aus kantigen, grösseren Stücken solcher rothen Muschel¬ substanz, die durchbohrt und an Schnüren aufgereiht sind. Eine fernere Halszierde, die man besonders auf den Ellice- und Gilbert-Inselgruppen antrifft und vielleicht von dort eingeführt ist, besteht aus weissen und schwarzen Scheibchen, die zusammen abwechselnd auf Schnüre aufgezogen sind. (Siehe Tafel IV, Fig. G und 6 a). Die weissen Scheibchen werden aus einer kleinen gekrönten Kegelschnecke (Coronaxis nanus Brod.) gearbeitet, indem der ganze untere Theil weggeschliffen und nur das obere breite Ende, ein rundes, regelmässig gekerbtes Scheibchen mit einer Oeffnung in der Mitte darstellend, übriggelassen wird. Die schwarzen Scheibchen bestehen aus kleinen runden Stücken aus der Cocosnussschale. Da an einem einzigen Halsband dieser Art wohl über hundert der weissen und schwarzen Perlen sich befinden, kann man sich die unendliche Mühe und den Zeitaufwand denken, den die Verfertigung dieses Halsschmuckes den Eingeborenen kostete. Auch die dort vorkommende Frucht der Areca- oder Bungapalme wird zum Halsschmuck verarbeitet, und zwar werden Binge daraus gedreht, welche dann in einer Keihe in kunstvoll geknotete Schnüre dergestalt befestigt werden, dass dieselben nur an einem Ende festsitzen und der übrige Bing freisteht. (Siehe Tafel IV, Fig. 8 und 8 a.) An diesem Halsband hängt meist noch eine grosse, platte, ringförmige Scheibe, aus Schildpatt verfertigt. — Ausser diesem Körperschmucke tragen die Männer, die Sclaven ausgenommen, stets einen Kamm hinten in dem Haarbusche so eingesteckt, dass der lange, meist noch mit einer Hahnfeder verzierte Griff hoch emporragt. Dieser Kamm besteht aus nebeneinander gereiheten und durch Cocosnussfasern an einem Ende zusammengeflochtenen Blattrippen von Palmblattfiedern, die an dem einen Ende die fächerförmig gestellten Kammzähne, am anderen den zusammengebundenen, sich zuspitzenden Griff bilden. (Siehe Tafel IV, Fig. 4.) Die Einwohner Yap’s wohnen in zahlreichen, über die niedrigen, fruchtbaren Theile der Insel zerstreuten Ortschaften, von denen Crurr, Bul, Tomil und Eileil die ansehnlichsten derselben sind. Die Häuser- oder Hüttengruppen, welche dieselben zusammensetzen, sind meist von niedrigen Mauern und hohen Bambusrohrpallisaden umgeben. Die Häuser selbst, »naon« genannt, sind auf einem aus auf¬ gehäuften Steinen errichteten Fundamente erbaut. Ein solches Yap-Haus, von welchem die Abbildung auf Tafel III, Fig. 1 nach einer Originalzeichnung von Tetens entworfen ist, lässt Längs- und Breitseiten unter¬ scheiden. Die Breitseite ist dadurch eigenthümlich gestaltet, dass ein den Giebelbalken stützender Pfeiler, der in der Mittellinie des Hauses aufgerichtet ist, dieselbe zugespitzt vorspringen lässt. Das ganze Haus würde daher im Durchschnitt ein längliches Sechseck bilden. Die Zwischenräume zwischen den hölzernen 89 3 18 Seitenpfosten, welche den Dachstuhl tragen, wie auch zwischen diesen und dem vorspringenden Stützbalken des Giebels, sind mit einem Flechtwerk aus dünnem Rohr ausgefüllt, bis auf eine Anzahl vierkantiger, eingerahmter Oeffnungen, die rings an den Seiten des Hauses angebracht sind. Letztere dienen sowohl als Fenster wie als Thüren. Der Dachstuhl ist hoch und steil, lehnt sich an die Querbalken der Seitenpfosten nach unten, sowie an den Giebelbalken nach oben an. Zur Bedeckung werden auf die Dachstuhlstäbe grobgeflochtene Matten aus Cocospalmblättern ziegelartig über einander festgebunden. Hölzerne, kreuzförmige Gabeln, oben über den Giebel gelegt, pressen die demselben entlang liegenden Deckmatten an den Balken, und verhindern so Beschädigungen durch Wind und das Durchsickern von Regenwasser. Das Innere dieser Häuser ist reinlich gehalten; der Fussboden, aus festgerammter Thonerde bestehend, ist mit Matten bedeckt. An den Wänden hängen die verschiedenen Geräth schäften, Waffen, wie Speere und Flinten, während am Boden ihre Thongefässe, Kopfschemel, europäische Kisten etc. lagern. Jedes Dorf besitzt mehrere grössere Hütten, die sogenannten bei-bei (fe-bei nach Kubary), welche öffentlichen Zwecken dienen, namentlich als Versammlungsort der waffenfähigen jungen Leute, welche daselbst auch schlafen. Ob eigentliche Clubs, wie in Palan die » Kloebergolls, « auch in Yap existiren und dies ihre Versammlungshäuser sind, kann aus den in dieser Beziehung dürftigen Mittheilungen nicht mit Gewissheit behauptet werden, scheint aber aus einigen Andeutungen nicht unwahrscheinlich. Die Häuptlinge bewohnen nur ihre eigenen Häuser, die oft von einem eingelnigten Rasenplatz und schattenspendenden Cocospalmen umgeben sind, wie es das auf Tafel III abgebildete Haus zeigt. Die verschiedenen Dorfschaften sind durch reinlich gehaltene, gepflasterte Wege, die meist eingezäunt, verbunden. Eben solche Wege führen zu den Pflanzungen, die rings um die Ortschaften liegen. Es bestehen dieselben aus den Feldern der Ignamen, des Taro (Arum esculentum Lin. Collocasia esculenta Schott), der Bataten oder süssen Kartoffeln (Batatas eduiis Choisy), welche letztere erst in neuerer Zeit durch Capt, Cheyne dort eingeführt sind, den Pflanzungen der verschiedenen Pisang- Arten und den Hainen der Brodfruchtbäume, der Areca- und Cocospalmen. — Die Bearbeitung des Landes liegt besonders dem Sclavenstande ob und geschieht mittelst schwerer, am Ende zngespitzter Stangen, mit welchen das Erdreich gelockert wird. Die eingeführten Spaten und Hacken werden aber gerne gekauft und finden schon vielfache Anwendung. Die Hauptnahrung des Yapvolkes besteht in Vegetabilien, welche ihre Pflanzungen liefern. Es sind dies die Wurzeln der Igname, des Taro, die mehlhaltigen Knollen der Batate, die grünen oder reifen Früchte des Pisangs, erstere beim Rösten stärkemehlhaltige Nahrung, letztere zuckerhaltige roh genossene Speise gebend. Die wild wachsende Pfeil wurzel » tacca sativa « Rumpf, liefert Knollen, deren Stärkemehl ausgewaschen und als Vorrath auf bewahrt wird. Die grosse Tragfähigkeit des Brodfruchtbaumes ist bekannt, indessen sind die Früchte nur zwei Mal des Jahres, allerdings während eines Zeitraumes von reichlich drei Monaten, zu ernten. Eine andere Speise dieser Eingeborenen, die sie auch vielfältig bei der Zubereitung ihrer Gerichte anwenden, besteht aus dem durch Kochen eingedickten Safte, der beim Anschneiden der Blüthen- scheide der Cocospalme ausfliesst und unter dem Namen Toddy bekannt ist. Die geringe Fleischnahrung, welche von den Eingeborenen gebraucht wird, besteht namentlich in Fischen, Schildkröten, niederen See- thieren der verschiedensten Classen und Hühnern. Schweine fehlten ganz bis vor wenigen Jahren, wo sie von den Schiffen eingeführt wurden, aber auch jetzt noch nur in geringer Anzahl Vorkommen. Trotz dieser mangelhaften Fleischnahrung, die den Yapbewohnern allein zu Gebote steht, ist es bemerkenswert]), dass der Cannibalismus bei denselben keine Wurzeln gefasst hat. Gutes Trinkwasser findet sich in Menge überall auf der Insel und bildet neben dem Fruchtwasser junger Cocosnüsse und Toddy das übliche Getränk. Den Gebrauch des Cavatrinkens kennen diese micronesischen Völkerschaften nicht, hingegen findet ein anderes stark berauschendes Getränk, der 90 19 gegohrene Toddy, auf den Gilbertinseln starke Verwendung. Diese Eingeborenen sind fast alle mit Narben bedeckt, welche von Wunden herrühren, die sie sich gegenseitig mit ihren Haifischzahnwaffen in trunkener Wutli versetzten. Merkwürdigerweise können die Yapinsulaner diese berauschende Flüssigkeit nicht verfertigen oder haben überhaupt einen Widerwillen gegen solche Mittel. Die einzigen Reizmittel, welche dieselben gebrauchen, sind der Taback und der Betel. Den Taback haben dieselben schon vor längeren Jahren erhalten und auch bereits angepflanzt. Sie rauchen denselben meist in Form kleiner Cigaretten, von dürren Pisangblättern gebildet. Dein Betelkauen sind die Eingeborenen sehr ergeben und ist zu diesem Behufe auch die in Ostindien gebräuchliche Mischung von pulvei isirten Arecanüssen, grünen Blättern des Betelpfeffers und gebranntem Kalk aus calcinirten Madreporen und Muscheln in Anwendung. Es ist auffallend, dass die Sitte sowohl als die dazu nothwendigen Pflanzen sich von Indien und den Mollukken bis in jene ferne Insel der Siidsee verbreitet haben. Die meisten Nahrungsmittel werden von den Eingeborenen im gekochten Zustande genossen. Bataten und Ignamen, sowie Taro werden in irdenen flachen Töpfen mit> Wasser gekocht. Diese Thongefässe werden aus freier Hand geformt und gebrannt, sind ziemlich flach, kunstlos und ohne Verzierung. (Siehe Taf. IV, Fig. 12.) Die polynesische Sitte, die Speisen mittelst erhitzter Steine zu rösten, ist auch hier bestehend und vielfach in Anwendung. Roh oder nur etwas über Feuer angesengt werden namentlich viele Arten Seethiere, wie Seewalzen und Mollusken, manche Fischarten gleich nach dem Fange genossen. Die Besorgung der Küche liegt in Yap den Frauen ob, die zu diesem Behufe Feuerholz zusammen- schleppen und Wasser holen müssen. Zur Entzündung des Feuers bedienen sie sich eines abgerundeten Stabes von einem Meter Länge aus hartem Holze und eines flachen weichen Scheites. Letzteres wird mit den Füssen festgehalten, während das harte Stöckchen in eine kleine Grube desselben eingesetzt und zwischen den flach angelegten Händen in eine schnell drehende Bewegung versetzt wird. Durch diese wie beim Quellen rasch fortgeführten Umdrehungen entwickelt sich in dem unteren Holzstücke so viel Reibungswärme, dass die feinen von dem weichen Holz sich abdrehenden Spänchen in Glutli gerathen. Dieser glühende Holzmulm wird rasch in Cocosnussfasern, die wie Zunder den Funken auffangen, gehüllt und diese durch weiteres Anfachen bald in helle Flammen gesetzt. Die zubereiteten Speisen werden eigenthiimlicher Weise nicht in offener Gemeinschaft verzehrt, sondern Jeder sucht ausser dem Hause möglichst im Dunkeln und Verborgenen seine Mahlzeit einzunehmen. Ob diese Sonderbarkeit in den Sitten der Yapbewolmer mit religiösen Begriffen zusammenhängt, geht aus den vorliegenden Mittheilungen nicht hervor, erinnert aber an die Tabugebräuche der Polynesier. Das Essen scheint hier offenbar als eine tabuirte Beschäftigung betrachtet zu werden. Die Yapbewolmer sind ebenso kühne Schiffer, wie die Eboninsulaner und verfertigen vier verschiedene Kähne. Die bemerkenswertheste Art derselben sind die grossen Kriegskähne, Tshukopinn (jukopinn) genannt (siehe Tafel III, Figur 1), die eine Länge von 7 bis 12 Metern auf eine Breite von l'/a Metern besitzen. Diese Fahrzeuge sind nicht aus einem Stück gearbeitet, wie die Palaukähne (amlei’ s), sondern bestehen aus sechs bis sieben verschiedenen Theilen, als das Kielstück, zwei Mittel- und vier Seitentheile, die alle unter sich durch Nähte verbunden sind. Wie an den Doppelkähnen der Tonga- und Vitiiflsulaner sind es auch hier Cocosfasersclmüre, die, durch gebohrte Löcher laufend, die genau an einander gefügten Ränder der einzelnen Kahntheile fest an einander schliessen. Die beiden Enden des Kahnes laufen in hohe Schnäbel aus, die mit weissen Porzelanmuscheln (Ovula ovum L) an Schnüre gereiht ausgeschmückt sind. Das ganze Holzwerk dieser Kähne ist von aussen und innen mittelst einer rothen Erde, die mit Cocosnussöl gemengt aufgetragen wird, bemalt. Die Fugen zwischen den Nahträndern sind zum Tlieil mit derselben Masse, zum Theil mit Brodfruchtbaumliarz auskalfatert. Diese etwas schwerfälligen Kähne werden durch einen sogenannten Auslegebalken (englisch outrigger), welcher vermittelst eines Holzgerüstes an den 91 ‘20 mittleren Theil des Schiffskörpers befestigt ist, im Gfleiclige wicht erhalten. Auf diesem Gerüste, das den Kahn mit dem Auslegebalken verbindet, befindet sich ein Verdeck, aus wagrecht liegenden Bambus¬ rohren gebildet, auf welchem Personen, Güter und Lebensmittel untergebracht werden können. Diesem Verdecke gegenüber befindet sich noch ein zweites ebenfalls ans Bohren gebildetes Gestell, welches, schräge ansteigend, nur auf den Boden und Seitenrand des Kahnes sich stützend, frei über das Wasser ragt. Es dient dasselbe, namentlich bei starkem Segeldrucke, den Personen und Gütern eine trockenere Stellung zu gewähren, als auf dem Verdecke des Auslegers. Da diese Kähne den Auslegebalken immer auf der Windseite haben müssen, verlassen sie ihre Stellung auch nicht beim Wenden; hingegen wird durch Veränderung der Segelstellnng der im Uebrigen ganz gleichgebaute Hintertheil bald zum Vordertheil, bald umgekehrt. Um dies zu ermöglichen, haben diese Fahrzeuge einen beweglichen Mast aus Bambusrohr, dessen Fussspitze lose in einer Grube des Kahnbodens ruht. Mittelst starker Taue wird das Mastende in eine schräge Stellung gebracht, so dass das grosse dreieckige Mattensegel sowohl nach dem einen als dem anderen Ende des Kahnes gedreht und vom Maste gestützt werden kann. Das Segel, ans vielen Mattenstreifen zusammengenäht, stellt ein spitzes Dreieck dar, dessen beide längsten Seiten von Bambusrohrraaen gestützt werden. Von der Mitte der oberen Segelstange läuft ein Tan durch eine Oeffnung in dem hakenförmig umgebogenen Mästende, mittelst dessen das Segel aufgezogen und herabgelassen werden kann. Zur weiteren Stützung des Segels ruht das spitze Ende desselben, wo die beiden Segelstangen enden, in einer Hülse, die je am Grunde der beiden Kahnschnäbel angebracht sind. Beim Wenden muss natürlich auch das Steuer, in einem langen starken Bilder bestehend, das seitwärts über Bord gehalten wird, seine Stellung ändern, also von einem Kahnende zum andern hinübergebracht werden. Zur Verfertigung dieser Fahrzeuge dienten noch bis in das letzte Decennimn liöclit einfache Beile, ähnlich den Steinbeilen, wie sie auf den meisten Inseln Polynesiens im Gebrauche waren. Allein statt der Steinkeile dienten hier solche aus der Schalenmasse der Biesenmuschel, Tridacna gigantea Lin. (Siehe Tafel IV, Fig. 13 u. 14.) Diese Beile, mit einer scharfen Kante am breiten Ende versehen, waren auf einer knieförmig gebogenen Handhabe eingefügt und festgebunden. Bei der grössten Art solcher Aexte war der Keil in die Binne eines walzenförmigen Holzstückes eingefügt, die schneidende Endkante freilassend, und mit sich kreuzenden Schnurlagen festgebunden. Dieses Zwischenstück mit dem Keile war dann weiter an die knieförmig gebogene Handhabe angeschnürt. (Siehe Figur 14. ') Mit diesen Beilen wurden, Splitter bei Splitter abtrennend, die Kälme wie auch die Balken der Häuser verfertigt, daher kann man sich denken, wie freudig diese Eingeborenen das ihnen von den Schiffen gebrachte Eisengeräthe begrüssten. Zn bemerken ist hier noch, dass die meisten grossen Kähne von den Yapleuten auf den Palau- Inseln gebaut werden, da ihre Heimath ihnen nicht das schöne Bauholz liefert, das die Palau’s in Menge besitzen. Dieses Bedürfniss hat wahrscheinlich schon seit langen Zeiten die Bewohner dieser beiden Inselgruppen einander genähert und eine Verbindung unterhalten, die vermittelst dieser grossen Kähne bewerkstelligt wurde. Die kleineren Kähne der Yap-Insulauer, meist aus einem Baumstamm gebildet und ebenfalls zur Gleichgewichtserhaltung mit einem Auslegebalken versehen, fassen nur 1 — 4 Personen und dienen zum Befahren der Küste und zum Fischfang. ‘) Ein solches, sehr altes Beil befindet sich unter zahlreichen kleinern Muschelbeilen in der Sammlung ethnographischer Gegenstände des Museum’s, und wurden nach diesen die Figuren 13 und 14 gezeichnet, wie denn überhaupt alle ethnographischen Figuren der Tafel IV nach Museumsexemplaren, die authentisch von Yap stammen, wiedergegeben wurden. 92 21 Letzterer wird von denselben eitrigst betrieben, und dienen verschiedene Fanggeräthe zu demselben. Ausser Netzen und Fischhaken aus Perlmutter und Schildpatt haben sie Wurfspeere, mit denen sie äusserst geschickt die Fische im Wasser zu erlegen verstehen. Zum Fange gewisser Fische, die in Zügen die Küste besuchen, haben diese Insulaner ausgedehnte Umzäunungen aus Steinmauern und Rohrwänden an den seichteren Uferstellen angelegt. Durch eine oder mehrere Oeffnungen in denselben treten die Fische ein, verirren sich in den labyrinthartig angelegten Räumen und werden nach Abschliessung dieser mit Speeren erlegt oder mit Netzen gefangen. Ausser den Fischen fallen auch Seeschildkröten zuweilen in ihre Gewalt, dieselben werden in besondere, ummauerte, am Strande befindliche Weiher gesetzt, daselbst gefüttert, um sie nach Belieben in die Küche zu liefern oder des Schildpattes zu berauben. Der Fang der See walzen oder Holotlmrien, um den in China verkäuflichen Handelsartikel, » trepang < oder biche-de-mar genannt, herzustellen, ist eine ergiebige Quelle, welche ihnen die umliegenden Riffe bieten, sich in den Besitz europäischer Manufacturwaaren zu setzen. Für diesen Artikel allein wurden bis dahin diese Eilande von Schiffen besucht. Die Yap-Insulaner sind namentlich geschickte Fischer dieser See- thiere und verstehen besonders die allein dazu verwendbaren Arten aufzufinden, sowie die Conservirung derselben zu bewerkstelligen. Es laufen die Schiffe, welche von Manila oder China zum Handel für diesen Artikel die Carolinen besuchen, öfters in Yap ein, um eine Anzahl dieser Leute zu werben, mit deren Hülfe die Riffe der entfernteren Inselgruppen ausgebeutet werden. Wir können aus diesen Schilderungen der vielfachen Beschäftigungen dieses Volkes entnehmen, dass dasselbe einer unternehmenden und thätigen Race angehört, und werden uns weniger verwundern, zu vernehmen, dass hier behufs Feststellung und Umsatz des Eigenthums das »Geld« bereits in Anwendung gebracht worden. Es ist nun freilich dasselbe, entsprechend den einfacheren Zuständen und der isolirten Lage des Landes, von einem höchst eigenthümlichen, spartanisch-schwerfälligen Materiale gebildet. Wir finden nämlich als grosses werthhaltiges Geld runde Steine von der Gestalt und Grösse eines Schweizer¬ käses bis zu der eines Mühlsteines, in der Mitte mit einer runden Oeffnung versehen, durch welche ein Stock zum Tragen des Stückes durchgesteckt werden kann. Die Felsart, aus welcher diese sonderbare Geldsorte gehauen wird, besteht aus einem gelblich weissen krystallinischen Kalkspath, der, auf den Palau's vorkommend, dort von den Yapleuten mühsam bearbeitet und mit ihren Kähnen nach ihrer Heimath zurück¬ gebracht wird. Tetens berichtet z. B., dass er zehn solcher Eingebornen, welche sich längere Zeit in den Palau’s aufgehalten hatten, um solches Geld herauszumeisseln, bei seiner Reise von dort nach Yap Passage gab. Diese zehn Mann hatten zusammen 20 solcher grossen Stücke Steingeldes, so dass also zwei auf einen Mann kamen. Begreiflicherweise ist es ein gefährliches Unternehmen, solchen schweren Ballast in ihren gebrechlichen Kähnen auf der weiten Strecke nach Yap zu schaffen, daher denn auch wohl der Werth stammt, den diese so mühsam von den Palauinseln gebrachte, wenig glänzende Felsart hat. Die Idee, solche Steine als Werthartikel zu gebrauchen, ist vielleicht durch die Betrachtung des ihnen un¬ zugänglichen Palaugeldes, in bunten Steinen bestehend, entstanden. Dieses grosse Steingeld Yaps, das nicht leicht wegzutragen und zu verbergen ist, paradirt denn auch offen vor den Hütten der Besitzer, und sehen wir zwei solcher Stücke, an Cocospalmen anlelmend, auf Tafel III, Fig. 2, ein Yaphaus darstellend, abgebildet. Als kleineres Gehl, gleichsam Scheidemünze, dienen kleinere, thalergrosse Stücke derselben Felsart, sowie Perlmutterschalen, die an Stränge geknüpft werden. Die nähere Betrachtung des Umsatzes und Gebrauches dieses Geldes führt uns unmittelbar zur Besprechung der socialen und politischen Verhältnisse dieses Völkchens, die wir hier, soweit die etwas dürftigen Mittheilungen Tetens' und Kubary’s reichen, zuerst vorzutragen haben. Die ganze Insel Yap ist in 58 Districte getheilt, von denen jeder seinen obersten Häuptling hat. Eine Anzahl dieser Districte stehen wieder in besonderen Bündnissen zusammen, von denen die Kantone Crurr, Rul, Tomil und Eileil 93 22 die bemerkenswerthesten sind. In den Districten selbst zerfällt die Bevölkerung in Häuptlinge, Freie und Sclaven oder pomilingais. Letzere leben in besondern Dorfscliaften beisammen und sind verpflichtet, täglich den Freien Producte des Feldbaues zu liefern, sowie zu jeder Zeit beim Baue der Häuser und Kähne, dem Rufe der Häuptlinge folgend, behtilflich zu sein. Alles, was die Sclaven besitzen, selbst ihre Frauen und Töchter, können zu jeder Zeit von den Männern des freien Standes zum beliebigen Gebrauche abgefordert werden. AVie schon früher angedeutet, ist der Hauptschmuck der Freien, selbst bis auf den Kamm im Haarschopf, den Sclaven zu tragen nicht erlaubt, und nur mit grösster Unterwürfigkeit, in gebückter, kriechender Stellung dürfen sie vor den Häuptlingen erscheinen. Man würde indess irren, wenn man aus dem Gesagten vermuthen würde, dass alle Arbeit nur auf dem Sclavenstande ruhe. Es sind nur gewisse Dienstleistungen, wie der Tribut an Lebensmitteln, Matten und anderem Material zum Hausbaue, zu welchem sie verpflichtet sind, und liegt das Sclaventlmm mehr in der niedrigen, abhängigen Rangstufe, als in der Bedrückung durch Arbeitslast. — Die Stände sind erblich, so dass auch Kinder von Freien mit Frauen des Sclavenstandes wieder Sclaven sind. Die Ehen von Freien mit Frauen aus dem freien Stande berechtigen allein zu freien Kindern. Die Vererbung des Ranges und Titels ist namentlich an die weibliche Linie gebunden. So ist denn auch der Besitz des erwähnten grossen Stein¬ geldes namentlich bei den Häuptlingsfamilien zu finden und diesem Range gebührend betrachtet. Die Anzahl und Grösse dieser Steine ist bestimmend für die Macht und den Einfluss der Häuptlinge, da er sich mit Verschenkung derselben Bundesgenossen und Anhänger erwerben kann. Durch die Zersplitterung der Bewohner Yaps in so viele Districte und Bünde ist es begreiflich, dass fast fortwährend Reibungen zwischen denselben zu Streitigkeiten Anlass geben und daher häufig Krieg stattfindet. Die Kriegführung bildet daher eine Hauptbeschäftigung der Eingeborenen, und sind sie in der Handhabung des Speeres, ihrer Lieblingswaffe, äusserst gewandt. Diese Speere, wie sie auf Tafel IV, Fig. 1 von der Mittelfigur tragend dargestellt sind, bestehen aus leichtem Palmenholze. Sie haben eine Länge von 2 — 3 Meter bei einer Dicke von wenigen Centimetern und sind gegen die Spitze zu mit abstehenden, alternirenden Widerhaken versehen. Das Ende des Speeres selbst ist bald einfach zugespitzt, bald mit den Schwanzstacheln gewisser Rochenarten bewehrt. Diese sind nur leicht angebunden, mit der freundlichen Absicht, dass sie, in den Körper des Feindes eingedrungen, sich ablösen und vermöge der seitlichen Widerhaken immer tiefer zwischen den sich bewegenden Muskeln eindringen. Sie sind alsdann schwer zu entfernen und führen, je nach der Körperstelle, in welcher sie sitzen, bald lange dauernde, entzündliche Eiterung, bald den Tod herbei. Gegenwärtig fangen sie auch schon an, Feuerwaffen in ihren Kämpfen zu gebrauchen. Tetens, welchem das Unglück widerfuhr, sich bei einer Bootsfahrt längs der Küste durch ein sich entladendes Gewehr den Schenkel zu zerschmettern und längere Zeit in einem Dorfe der Eingeborenen, mit den grössten Schmerzen ringend, verwundet zubringen musste, erzählt folgende Episode aus diesem Aufenthalt : > Meine Leiden wurden noch vielfach vermehrt durch das wüthende Geheul der Insulaner, die, im Kriege begriffen, entweder Ausfälle machten oder den angreifenden Feind zurückschlugen. Nach diesen Streifzügen kehrten sie alsdann meist mit den Körpern gefallener Feinde zurück, die sie, an ihren langen Haaren gefasst, bei meinem Hause vorbeischleiften. Einer dieser Todten hatte soviel Speere in seinem Körper stecken, dass man kaum noch eine menschliche Gestalt erkennen konnte. Die Kämpfe fanden nicht nur am Tage, sondern auch bei Nacht statt, wobei es einmal vorkam, dass die feindliche Partei das nächst anliegende Haus in Brand steckte. Man kann sich meine schreckliche Lage denken, als ich, unvermögend mich zu bewegen, unter dem hellen Schein des Feuers, der mein Wundlager erleuchtete, jeden Augenblick gewärtigen musste, dass auch meine AVohnung ein Raub der Flammen wurde, in welchem Falle der Verbrennungstod mein sicheres Loos war, da meine braunen Freunde, die Bewohner der Hütte, 94 aus Angst vor dem Feinde die Flucht ergriffen hatten. Zu meinem Glücke brannte das betreffende Haus so rasch nieder, dass die Flammen nicht weitergreifen konnten, und nachdem der erste Alarm vorüber war, kehrten auch die befreundeten Eingeborenen wieder zu ihrem Hause zurück.« Wir ersehen aus diesen Mittheilungen Tetens’, dass die Eingeborenen in ihren Kriegen die gefallenen Feinde als Zeichen des Sieges im Triumphe zurückbringen. Sie werden vor dem Hause des ersten Häuptlings einige Zeit zur Parade ausgestellt, dann aber den die Leichname zurückerbittenden Frauen der feindlichen Partei zur Bestattung überlassen. Hie fortwährenden Kriege auf Yap prägen bei diesem Volke einen kriegerischen, gewaltthätigen Charakter aus, so dass nach den Angaben Tetens' fremde Schiffe, welche den Hafen von Rul besuchen, stets auf ihrer Huth sein müssen, da diese Insulaner schon öfters Schiffe überfallen und genommen haben. Es ist namentlich die Eifersucht, welche die verschiedenen Districte gegen einander hegen, und die durch die Einführung europäischer Waffen grössere Bedeutung erhalten, welche jedenfalls den dort handeltreibenden Schiffen die grösste Vorsicht in ihren Actionen rathsam macht. Bis auf die jüngste Zeit sind fremde Nationen nur des Trepanghandels wegen mit diesen Insulanern in nähere Verbindung getreten, und erst in den letzten Jahren wurde durch die deutsche Handelsunternehmung des Hauses J. C. Godeffroy & Sohn die Erzielung anderer Producte angeregt. Es ist aus den eben geschilderten Verhältnissen zu entnehmen, dass die Vereinigung der Nation unter einem Häuptling sowohl im Interesse dieses Volkes, wie auch der handeltreibenden Nationen von grösster Wichtigkeit wäre. Dieselbe zu erzielen, würde die dankbare Aufgabe der Sendboten unserer Civilisation sein. Trotz dieser unruhigen, kriegerischen Zustände sind indess die Yapinsulaner ein heiteres Völkchen und Vergnügungen sehr ergeben. Diese bestehen in Festen, wobei Tänze, Gesänge und Schmausereien die Hauptrolle spielen. Tetens beschreibt eine solche Festlichkeit, die zu seinen Ehren von dem Häuptlinge Rul's, Namens Karakuk, gegeben wurde, folgendermassen : »In Begleitung kam ich zu dem Hause des Häuptlings, wo wir freundlich empfangen und zu einer kleinen Anhöhe geführt wurden, wo wir uns an der Seite Karakuk’ s niedersetzten. Eine grosse Versammlung Eingeborner harrte auf dem Platze vor der Anhöhe in feierlichem Schweigen der Eröffnung des Festes. Nach einer Weile kamen zwei Männer, ein grosses Gefäss mit eingedicktem Toddy tragend, welches sie uns als Geschenk des Häuptlings präsentirten. Dann folgten Männer und Knaben, beladen mit gefüllten Oelbehältern, Cocosnüssen, Bananen, Ignamen, Bataten, lebenden Hühnern und Schildpatt, welche Gaben zu unseren Füssen aufgestapelt wurden. Nachdem diese Ceremonie vorüber war, deutete Karakuk uns an, dass wir uns auf einen anderen Platz zu verfügen hätten. Nachdem wir mit der ganzen Versammlung, die uns folgte, auf einen grossen gepflasterten Platz, über den dicht gewachsene Cocospalmen ihren Schatten warfen, angekommen waren, sahen wir zu unserem Erstaunen an hundert Frauen in ihrem besten Putze mit bunten Blätterschürzen und Blumen in den Haaren in einer Reihe aufgestellt und bereit, ihre Tänze zu beginnen. Sobald wir uns gelagert hatten, begannen alle unter betäubendem, kreischendem Gesänge und Händeklatschen den Tanz, welcher ungefähr zwölf verschiedene Touren umfasste und mit grosser Tactfertigkeit und Gewandtheit ausgeführt wurde. Es waren mehr tactweise sich ändernde Stellungen der Arme, wiegende Hüftbewegungen nebst einzelnen Sprüngen, als unseren Begriffen entsprechendes Tanzen, und machte die ganze Scene einen eigenthümlichen Eindruck auf uns. Ein Tanz erregte allgemeine Heiterkeit und Lachlust. Derselbe sollte einen Fischfang darstellen und waren zwei der Tänzerinnen auserkoren, die Rolle von Fischen zu über¬ nehmen, welche von den übrigen, den Fischern, verfolgt und zuletzt mit Netzen eingefangen wurden.« Es scheint aus der eben geschilderten Tanztour hervorzugehen, dass auch hier wie in Polynesien die Tänze meist Begebenheiten aus dem Leben der Eingeborenen darstellen, zu welchem Gesang und Bewegungen den erläuternden Text liefern. Bei anderen Gelegenheiten dieser Art wurden Tetens Kriegs- 95 24 tanze vorgeführt und standen auch bei diesen die in grosser Anzahl mitwirkenden Tänzer in einer Reihe. Nach dem Berichterstatter soll die ganze Wildheit dieser Menschen sich bei diesen Tänzen so recht offenbaren, durch die wilden Sprünge, die herausfordernden Schwenkungen ihrer Speere und das mark¬ durchdringende Geheul, mit welchem sie ihre rytlimisch erfolgenden Tanzbewegungen begleiten. Die Nationalgesänge sollen nicht ohne Wohlklang sein und begleitet den Männerchor meist eine Frauenstimme in hohem Sopran. Ueber den Text dieser Gesänge liegen leider keine Notizen vor. In Bezug auf die religiösen Ansichten und Ceremonien auf Yap ist nur erwähnt, dass kein eigentlicher Götzendienst stattfindet, also keine Tempel mit Bildern etc. vorhanden sind. Hingegen haben sie gewisse inspirirte Priester, die sie wie ein Orakel um Rath fragen, wobei sie Opfergaben niederlegen. Wahrscheinlich ist der auf den Palau’s herrschende Kalit-Kultus auch hier herrschend, doch geben die Mittheilungen der beiden Berichterstatter darüber keine Gewissheit. Tetens erwähnt in Bezug auf den religiösen Aberglauben, dass die Yapbewohner die Eingeborenen der Inseln Fais und Uluthi (Mackenzieinseln) durch den Glauben an eine uralte Mythe in tributpflichtiger Abhängigkeit erhalten. Da diese, sowie einige andere in der Nähe liegende Inseln, auf diese Weise im politischen Verbände mit Yap stehen, so werden wir die nähere Schilderung derselben an diese Mittheilungen anschliessen und dabei auf die Sage zurückkommen. Zum Schluss dieser Notizen haben wir noch einen Blick auf die Sprache der Eingeborenen Yap’s zu werfen. Es ist dieselbe seiner Wurzel nach zu den malayischen Sprachitliomen zu zählen, doch scheint eine Beimengung papuanischer Worte uns nicht unwahrscheinlich. — Von einem längere Jahre auf Yap residirenden Deutschen, Namens J. T. Blolim, ist eine kurze Grammatik, sowie ein Wortverzeichnis der Yapsprache an das Museum eingesandt worden. Diese Manuscripte tragen den Stempel getreuer, sorgfältiger Wiedergabe der beobachteten Sprache und ist namentlich das Vocabulär umfangreich und mit Fleiss aus¬ gearbeitet. Auch von Tetens ist ein kleineres etwas verschieden lautendes Wortverzeichnis vorhanden, welches zur Vergleichung neben den Worten Blolim' s gesetzt werden wird. Blohm hat in seinem Vocabulär und der Grammatik die Lante jener Sprache englisch wiedergegeben, denn er sagt in seinem Vorworte zur Sprachlehre Folgendes: »Das Alphabet der Yapsprache scliliesst sich am Besten an das englische an und ist dieses deshalb gewählt, um die Wörter genau nach ihrem Klange in der eingeborenen Sprache wieder¬ zugeben. Doch wird das »a« nicht wie im englischen Alphabet mit dem deutschen >ä< gleichbedeutend sein, sondern wie das kurze deutsche >a« ausgesprochen werden, ebenso das »e« am Ende des Wortes stehend wie das deutsche »e« lautet. Da in der Yapsprache bis jetzt noch keine Schrift existirt, so können die gehörten Laute nur annäherungsweise an irgend eine Schriftsprache angeschlossen werden. Eine geregelte Orthographie muss erst eingeführt werden, hier soll nur das Vorgefundene sprachliche Material nach bestem Vermögen gegeben werden.« Indessen ist es Blohm nicht durcligehends gelungen, das englische Alphabet zur Ausdriiekung der Laute anwenden zu können, wie schon seine Ausnahmeregeln zeigen. Es scheint uns deshalb richtiger, die auf Ebon nach Kubary’s Angaben von den Missionären eingeführte Schreibweise auch auf diese verwandte Sprache anzuwenden. Es werden daher in einer Rubrik des hier wiedergegebenen Vocabulärs der Yapsprache die Worte in dem etwas veränderten Alphabet der Ralliksprache ausgedrückt werden. Weil indessen für die Sprach¬ forschung, die möglicherweise die Deutung und Ausdriiekung der Laute auch in der Ralliksprache (wie sie die dortigen Missionäre anwenden), nicht anerkennen wird, die authentische Auffassung der Laute von Werth sein kann, soll in den parallelstehenden Rubriken auch die im Originalmanuscript angegebene Ausdrucksweise Blohm’s und Tetens' beigegeben werden. Dadurch wird das werthvolle languistische Material vor etwaigen Irrthümern und Auslassungen geschützt, welche möglicherweise durch die Umsetzung entstehen können. Die nach der oben erwähnten Richtung allein etwas veränderte Sprachlehre der Yapsprache lautet folgendermassen : 96 Das Alphabet ist dem der Ebon- oder Ralliksprache gleichzusetzen mit der Ausnahme, dass dasselbe drei Consonanten, >f, g und s«, mehr enthält. Ob der von Blohm mit th bezeichnete Laut nicht zuweilen mit >s« statt mit »j« gegeben werden soll, bleibt uns zweifelhaft. Das ganze Alphabet besteht daher aus den Buchstaben: a, b, d, e, f, g, i, j, k, 1, m, n, «, o, p, r, s, t, u, w. Das » j « entspricht einem Laute, ähnlich dem deutschen dscli oder tscli, zuweilen etwas , weicher wie das englische j oder th. »W« wird wie ein weiches »u« ausgesprochen. n als cursives n gedruckt, entspricht dem Nasallaute »ng«. Das Hauptwort nimmt in der Yapsprache denselben Platz ein, wie in der deutschen Sprache, indessen fehlt der Artikel. a) Man würde ohne ausdrückliche Bezeichnung zu wünschen nur das einfache Wort nennen und allein wenn mehrere Hauptwörter der gleichen Art da wären > dieser ennö oder jener janne (tslianne) an wenden. So heisst z. B. der Mann einfach pimaon (peemaon); enne pimaon dieser Mann, janne pimaon jener Mann. Der Verkürzung und des Wohllautes wegen sagt der Yapinsulaner aber auch nur pi-janne, d. h. kürzt das Hauptwort ab und hängt »janne« hinten an. Doch wird dieses nur in Bällen getlian, wo solche Ab¬ kürzung keine Irrthümer hervorrufen kann, oder zur Redeweise geworden ist, ohne dass eine besondere Regel zu Grunde läge. Um das Geschlecht der Hauptwörter zu bezeichnen, dienen die Worte pimaon Mann und bepin Frau, als z. B.: pimaon a numen, der Hahn. bepinn a numen, die Henne. Die Mehrzahl des Hauptwortes wird durch die Zahlen zwei, drei, vier u. s. f. oder durch die Beiwörter: mehrere, viele u. s. f. ausgedrückt, und giebt es keine besondere Form dafür. Die Declination des Hauptwortes geschieht auch nur durch Vorwörter, als z. B.: Nominativ: pimaon, der Mann. Genetiv: . a pimaon, des Mannes oder vom Manne. Dativ:. . . ko. pimaon, dem Manne, oder an dem Manne. Accusativ: pimaon, den Mann. Die Beiwörter behalten stets auch bei der Declination ihre ursprüngliche Form. z. B. : kafell naonn, das gute Haus, amj (amatsh) a kafell naonn, des guten Hauses Dach. Zur Steigerung der Beiwörter bedient sich die Sprache einer Umschreibung, als z. B.: kafell egak fa egur? bin ich gut oder du? gleich: bin ich besser als du. kafell naonn dari obien (obieng), Ein gutes Haus nirgends besser, gleich: das beste Haus. Die persönlichen Fürwörter sind nur für die erste und zweite Person vertreten, als: egak ich, egur du, gemoe wir. uok (ngok) mir, nonun (ngonun) dir, gemett, ihr. sowie sie auch nur im Nominativ und Dativ gebraucht werden. Die besitzanzeigenden Fürwörter sind ohne Declination und werden hinter das Hauptwort gesetzt. Die dritte Person wird bezeichnet und ruk sowohl in der Einzahl als Mehrzahl beigegeben. ruk mein, e, es. rum dein, e, es. rumoe unser, e, es. rumett euer, e, es. ') In dem Wortverzeichnisse von Tetens fangen manche Worte wie z. B. abepinn die Frau, mit einem a an, welches Wort Blohm ohne diesen Laut angiebt z. B. bepinn. Es scheint diess darauf hinzudeuten, dass dies a vielleicht als unbestimmter Artikel dienend Blolim’s Aufmerksamkeit entgangen ist. 97 4 26 Einige Hauptwörter, Verwandtschaftsbeziehungen bezeichnend, entbehren dieser Fürwörter und drücken dieselben durch besondere Endigungen aus, als z. B.: teto-mak, mein Vater, teto-mam, dein Vater. Im Plural stehen aber auch bei diesen Hauptwörtern die gewöhnlichen Fürwörter. Hinweisende Fürwörter sind die bereits genannten enne, dieser und janne, jener, die sich nicht weiter verändern. Als fragende Fürwörter sind zu nennen: mini? (mienie?) AVer minina mi-ni? (mininga mie-nie?) welche? mau? (mang?) was? Hie Abänderung der Zeitwörter ist nur auf die Personen beschränkt. Die erste und zAveite Person kann man in der Regel durch »go,« ich und »kom,« du, vor das Zeitwort gesetzt bezeichnen, doch wird dann die erste Silbe des Zeitwortes Aveggelassen. Die dritte Person muss genannt werden, um sie zu bezeichnen. Die Zeiten sind nur durch Hinzufügung von bezeichnenden Beiwörtern auszudrücken. So Avird z. B. das Zeitwort en-onomm oder bei-onomm, trinken, folgendermassen abgeändert. go oiioinm. oder gonomm, ich trinke. kom-onomm, oder m'onomm, du trinkst enne bei-onomm, oder enne bei-nomm, jener trinkt. Es giebt freilich eine Art die Zukunft auszudrücken, da diese Form aber nur bei Avenigen Zeit- Avörtern gebräuchlich ist und im Grunde auch eine Zusammenstellung ist, so soll sie nicht als Regel, sondern nur als bemerkenswerthe Ausnahme angegeben Averden, so würde man z. B. sagen: ko-g-onomm, icli gehe trinken, oder »ich Averde trinken.« ko- go-ann, ich gelte gehen, oder »ich werde gehen Bei einigen Zeitwörtern wird für den Imperativ oder die befehlende Form die ZAveite Person angeAvandt. Wo es ohne das Wort gänzlich zu verändern angeht, wird die zweite Person so verändert, dass diese Form einen scharfen, bestimmten Ausdruck erhält, als z. B. m-onomm, trinke! m-ann, gehe! für kom-eiiann, du gehst! rn-ok, spreche! für m'onnon, du sprichst! Die gebräuchlichsten Nebenwörter sind: oreoi, liier. bo-u (bo-oo) wo? oram, dort. jea-ne (tshea-ne) jetzt. oi (oie) ja. mi-ni-gett-num (mie-nie-gett-num), später. danei (dangei) nein. pupei, schnell. di-in (dea-een), wann? erragonn, so. Als Präpositionen oder Vorwörter sind die gebräuchlichsten: a, von. fenn, für. en, oder en (eng) in, zu. in (ing) an. 98 27 Die Zahlwörter gehen bis auf hunderttausend und nennen sich folgendermassen: 1 = darip. 20 = errelu. 2 — lakrtie. 30 =- goi-e (goie-e). 3 = odelipp. 40 = ennirak erregak. 4 = ennmik (enningik). 50 == goe-gim. 5 = eilall. GO = enill-erregak. G = ennill. 70 — medelipp- erregak. 7 — medelipp. 80 = meruk-erregak. 8 = mer uk. 90 -= meripp-erregak. 9 = meripp. 100 = erre-ei. 10 = erregak. 1000 = ebiu. 11 — erregak en darip. 10000 = ebiegak ebiu. 12 = erregak en lakrue u. s. f. 100000 = erre-ei ebiu. Hierbei folgt das Vocabulär der Yapsprache von Blohm und Tetens, mit der veränderten Form nach dem Rallikalphabet in der ersten Rubrik. 99 Vocabulär der Yapsprache von J. T. Blohm und Alf. Tetens. Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Aal (der) des Süsswassers goffl goffi e » » » Meeres oloj olotli abbreclien enjeb entheb abbrennen tenanifi, ene i tenganifie, engei abdecken jue, ennoraoi tshue, ennongoie Abend (der) gonoruk gonoruk kanauruk aber ma ma abgiessen po-ok po-ock abgittern (abzäunen) errori errori abgleiten jeregik theregik abgrämen (sich) dadaburi» dadaburing Abgrund (der) arr arr Abgunst (die) talnak tal-nack abkommen fak fack abkülilen ei-opp ei-opp ablegen en-liif en-liif ablohnen pee-e-telli pee-e-tellie a-blösen en-fiji-fiji en-fithie-fithie abmessen en-dari en-darie abnagen en-gerri-gerri en-gerrie-gerrie abrupfen en-oloi en-oloie abschaben en-jirr en-tliirr abscheeren en-bui en-bui abschieben en-jorrobek en-thorrobek abschinden en-bi-jen en-bie-tshen absondern en-be-iub en-be-jub abtheilen en-delluk en-delluck abtrocknen en-ra en-ra abwarten en-gej en-getsli Achsel (die) pomm pomm likapunn Acker (der) allgemein ellro ellro » für Taro ma-ut ma-ut Ader (die) enuje ') enutshe ‘) Das cursive e und a zeigt an, dass der Accent auf diesem Vocale ruht. 100 29 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Affe (der) jak (introd. Wort) tliaek ähnlich tarra-bor-regonn tarra-bor-regonn Alarm (der) tollul toll-ool albern polle-a« polle-ang All (das) derori daro-rie alle arrin-in arring-in alt kaka-romm caca-romm alte Leute pelle-be-jir pelle-be-thir Aeltern (die) fatinmin fatin-ing-in Ameise (braune Art) git-ni-gin git-ni-gin » (schwarze Art) apri-kok aprie-kock (weisse oder Termiten) «all ngall Ananas (die) konorr kongorr anbinden en-mak en-mak anbrennen en-bu-ek en-bu-eck anderthalb ripenbolle rip-en-bolle anfäclilen en-ropui en-ropui anfertigen falek faleck anfragen en-fij en-fieth angehören fenn fenn Angel (die) elamm elamm lamm Angesicht (das) lanne-mit lanne-miet lanemiet Angst haben (sich ängstigen) da-domme-dok da-domme-dock anjetzt jine tshiene Anker (der) elui elui ankleben en-oke-budi en-ocke-büdie anklopfen en-din-de« en-ding-deng anknüpfen en-len en-leng anluffen (seemännischer Ausdr.) en-fa n en-fang annageln en-ma en-ma Anverwandte (eine) weje-maw wetsche-maw Arbeit (die) körperliche maruwell maruvell » » geistige mitemit miete-miet arm gaffagoe gaffagoe Arm (der) pe-ei pe-ei paak artig coffinifell coffieniefell Arznei (die) flei % Asche (die) owat ovatt Ast (der) lebuk lebuck athmen fulanifin fool-a-nifing 101 30 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. * Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. auf atta-kenn atta-kenn aufbrechen en-belik en-beliek aufdrücken en-deli en-delie aufessen en-kai en-kai Aufgang (der Sonne) gann-eleai gann-e-leai auflieben en-te»a-la« en-tenga-lang aufhissen (z. B. ein Segel) en-galuf en-galuf auflösen en-pejik en-pethick aufmachen en-bm en-bing aufschwellen kei-au kei-thau aufsuchen en-ut en-ut auftauchen en-eilij en-ei lieth aufwaschen en-eilell en-ei-lell aufwickeln en-lobui en-lobui Auge (das) ojenn ot-slienn Augenwimpern (die) mejerrenina metherrengina Augenlied (das) upomna upongina Augenbrauen (die) wejordnn wethonginn ausbaggern fo-ok-tala» fo-ock-talang ausbiegen en-jilego en-thilego ausfegen olagu ola-goo aushöhlen en-jibe-jib en-thieb-ö-thieb auskämmen beruewei be-rue-vei Ausländer (der) pi-obi« pee-obieng auspflastern enobo« en-obong ausroden eri-mane-man en-mane-man Auster (die) roeiel royel austheilen en-gannerje en-gannertslie Axt (die) einheimische tau tau » » (amerikanische) kijum kitlmm Bahre (die) , i jogoil tsho-goil bald geje-gurr getshe-gurr Bambusrohr (das) morr morr » -floss (das) fowfott fowfott » (dünnes) h’bu h’bu Bananenfrucht (die) pau pau Bananen- oder Pisangpflanze dlinai din-ai Bananenblatt (das) boj botsh Bart (der) allgemein raap raap 102 O 1 Ol Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Bart (der Oberlippe) bolldui bolldui * (der Backen) commoelis com-moelis >■ (des Kinnes) sorrobemm sorro-bemm Bast (der) gall gall Bastard (der) faka-marora facka-marora Bauch (der) een een Baum (der) kerrekerr kerre-kerr karager Becken (das) 1 8rC la-e Beere (die) kome kome begraben kei-ek kei-eck behauen eil- toi en-toie • Beil (das) tau tau Beitel (der) kill-jihle kill-shingle portungul Betel- oder Arecanuss (die) m'bun m'bun Betelkauen (das) en-kai-a-lawett en-kai-a-langett Bein (das) ei ei eg beissen en-kat en-kat Berg (der) taet taet beriechen en-freibunn en-frei-bunn berühren en-alle-lme en-alle-linge Besen (der) olagu olagu Besuch (der) mellekak melleckack Bett (das) fern fang Beule (die) ella ella Beutel (der) bael bael bezaubern mommok mom-mock biegen bnk-o-buk book-o-book Bild (das) lios lieoss binnen lanne lanne bitten wei-nik wei-nick bitter teibell tei-bell Blatt (das) iu you blau ronedu ronge-doo rungesuk Blei (das) golo-su-uj golo-su-uth ran bleiben en-perr en-perr blind kei-moll-ojenn kei-moll-otschenn Blitz (der) oe-luj oe-lutsh Block (der) terrefis terrefis Blume (die) renanin ren-an-gin Blut (das) errja eiTtscha 103 32 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Boden (der) but boot arta Bolme (die) bo-oi bo-oie Boot (das) boj botscli Bohrer (der) majei mat-shei Brandung (die) na-u na-u breit bega-er-dann bega-er-dann brennen (sich) en-kat-a-jegoe en-kat-a-tshegoe Brodfrucht (die) ejau e-tliau bringen en-fek en-feck Brot (das) bfael brael Brücke (die) wejell we-thell Bruder (der) olak olak Brunnen (der) luett lu-ett Brust (die) juj thutli Brustwarze (die) lannemit-a-juj lannemiet-a-tliuth Buckel (der) ma-guttegut ma-gutte-gutt bunt molleiol molle-joll Busch (ein) geki geckie Bnscli von Mangroven. melil meliel Cigarrette (die aus dürrem Pi- lngutt lugutt sangblatt gewickelte) Cocos-palme (die) niu niu » -nuss (reife) marau marau kagell * » (junge) utup utupp utup Cccos-nussfaserhülle (die) guputt guputt aniu Cocos-nussfaser (die aus der Hülle au au gewonnen) Cocos-nuss-sehale (die) lae lae Compass (der) binau bienau Coralle (die) lamj langitli Coralle (todter Block) lugoj lugotsh Canoe oder Kahn (allg.) mu mu » 1. Art derselben jukopinn tschukopinn 4 >■ 2. » » joap thoap » 3. » » amlei amlei » 4. » » poe-poe poe-poe Canoe-mast oliew olieng » segel etlei et-lei * auslegebalken jannn thamm * deck ruff-ruff ruff-ruff 104 33 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. da — dort erra-oram erra-oram Dach (das) a-maj a-matsh dachdecken kon-jegi con-tshegie dahin aueram angeiam dahinter baneni banem Damm (der) gajas gatshass Dampf (der) gowael gowael daran geje-gur getshe-gur darauf attakenn atta-kenn daraus e??ei engei darin fejik fe-thik das enne enne Deckel (der) upow-ann upong-anu Degen (der) sipoe sipoe dein, e, es rum rum dick beg« begrr Dolch (der) dogu do-gu Dämmerung (die) lobolobluma lobbolobluma Morgendämmerung keirann keirann Abend » keinipp keinipp Daumen (der) earo-tiul earo-tjul Donner (der) dra dra drehen en-jell-jell en-tshell-tshell Dorn (der) ganm ganing drei (Leute, Gegenst. nicht beim zählen) delipp delipp drücken en-tiu-tiui en-tju-tjui du egiir egur Duft (der) fellebonn fell-e-bonn dumm polle-polle-a« polle-polle-ang durchhauen. en-jeb. en-theb. Ebbe (die) ka-ae ka-ae ebben bei-ae bei-ae eben bapoj ba-potch Ei (das) befak be-fack einerlei tarre borrogon tarre-borro-gon einig darippe jinn darippe thinn Eisen (das) wasei wa-sei parren Eiter (der) laguenn-a-gajall laguenn-a-gatsliall 5 105 34 Deutsch. Schreibweise der Missionare auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Eiterbeule (die) billis biellis eilen peinegen pei-ne-gen Eckel (der) garki gar-kie Ellbogen (der) buganapeai bugan-a-peai Ende (das) lanne, lannem lan-ne, lannem enden dakori dacoree enge bajijik bat-shie-chiek Ente (die) dabaiT dabarr entfernen en-jue en-tshue Entzündung (die) malatt ma-latt Erde (die) but boot Erdbeben (das) darru darru ergreifen en-kell en-kell erheben en-oj en-oth erkennen en-nan en-nang ermorden en-li en-lee ernähren gi-a-gann gie-a-gann Erntezeit (die) kei-ell-a-gann kei-ell-a-gann erreich« en-tau en-tau Ersatz (der) piluenn pie-lu-enn erscheinen en-kepp en-kepp Erwachsener (ein) bei-bell bei-bell erwecken en-pinnin en-pinnin erweichen en-fonn en-fonn Erzählung (die) maronak marongak erzählen en-beinonn en-bei-nonn erzeugen en-dienn en-die-enn essen tommenomuhu tommenomuhu Essig (der) teibill tei-bill etwas bojit-nenn bot-chiet-nenn euch gemett gemett euer rumett rumett Europa (die Fremde). oboje. obot-che. Fackel (die) ul ul Faden (der) jil-ne-matt thiel-ne-matt Fächer (der) ropo ropo fallen en-ei-iann-inabut en-eijann-ingaboot Falte (die) tamiwemin tamingeming Familie (die) tafeun ta-fenn 106 35 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. fangen en-kell en-kell Farbe (die) waej waetsh Faser (die) fajik fathick fassen en-kell en-kell fast gejegurr getshe-gurr fanl mollemall molle-mal fechten en-jamm en-tsliamm Feder (die) Ulli Ulli feige buarr buarr Feile (die) gijegij giet-tshe-gietsh feilen en-gijegiji en-giet-slie-gietshie fein baji-jik-e-yann batjie-tjiek-e-yann Fell (das) bitienn bietjenn Felsen (der) deibaj dei-batsh Fenster (das) map map Ferkel (das) taka-babi taka-babie fern botorill botorill Fernrohr (das) tillegi tille-gie Ferse (die) obulenn-e-ei obulenn-e-ei fertig ket-mei cet-mei Fett (das) laguenn lagu-enn fett mallegoe mallegoe Feuer (das) nifi niefie nefi Feuerstahl (der) santiw santing Feuerstein (der) poje pot-she Feuerhölzer (die) [um durch liok lie-ok Reibung Feuer zu machen.] feuern (mit Gewehren) juba-boeuj tsliuba-boeutsh finden en-fek en-feck Finger (der) bugeli-pe-ei bugelie-pe-ei Finne (die) pajimnn pathing-inn Firmament (das) jere-mi there-mie Firniss (der) lauuk lau-uk Fisch (der) nik nick Fisch (fliegender) gok ! gock Fischspeer (der) piska pis-k« Fischnetz (das) enuk e-nuk . Fischkorb (der) enup e-nup Fischzaun (der) ej etsli Fischleine (die) gaff gaff 107 3G Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. fischen fit« fieta Fliege (die) riall l’lall fliegen jonk tshonk atangak Floh (der) buggo buggo Flöte (die) joi tlioie flöten en-joi en-thoie flott mallo mallo fluchen iaba yaba Flügel (der) pii-a-errje peei-a-errtshe Fluss (der) luel luel Fluth (die) fluthen leilue, beilue lei-lue, bei-lue fragen en-flj en-fieth Frau (die) bepinn be-pinn abepinn Fräulein (Mädchen) rogott ro-gott aragot fremd obie» obi-eng fressen enk-ai en-kaie freuen (sich) gobea-tak gobea-tack Freund (der) fawfell faw-fell Frevel (der) mujo-maj muclio-mass Friede (der) letmei-a-mall let-mei-a-mall frieren ollumm ollumm früh latabul latabul Fuge (die) jilih tliie-ling führen kell-e-peai cell-e-peei füllen puk-en-kasuk pook-en-casuk Fürst [Häuptling] (der) pilun pie-lun Fuss (der) ei ei Futter (das). gann. gann. Gabel (die) up-a-gann up-a-gann. upogann gackern begak begack gar keitnok ceitnock Gatte (der) le»ei leng-ei Gaumen (der) lbn-lanei lingie-langei gebären ken-ti-en cen-tie-en geben en-pi en-pie Gedärme (die) d'tei d’tei Gegenwart (die) dideroe diederoe gehen en-e-iann en-e-jann Gehirn (das) le-enn | le-enn 1 ■ 108 37 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. gehören fenn fenn Geist, (cler) fon-oi-iann fon-oie-yann geizig teibell tei-bell Geld (Steingeld) sallapi salla-pie Gelenk (das) tuluel tn-lnel genesen en-fuss en-fuss genug lei-ok lei-joclc gerade serre-mohi serre-mochie gerne (haben) maka-enn maka-enn Gerte (die) pujenn-a-galuf putshenn-a-galuf Geruch (der) bunn bunn mamei-woll Gesang (der) tafell tafell geschäftig keime-garr cei-me-garr Geschichte (die) jinn thinn geschwind pupei pupei geschwind (von einem segelnd. merune merungie Kahn) Geschwister (die) ioengael yoen-gael Gesicht (das) lannemit lanne-miet Gespenst (das) kann kann Gestalt (die) kerainn keng-inn gestern fowapp fo-wapp gestern Abends fogenann fogenann Gesträuch (das) geki geckie Gewand (das) matt matt Gewehr (das) boeuj boeutsh gewiss erreiul errejul giessen io-ok jo-ock Gift (das) iup ynp Glas (das) jirrik thirrik Glaube (der) l’ann-it-nun Fann-it-nun gleich jine tshiene gleichmässig tarreborogonn tarreborogonn Gott (der) kann kann graben en-kerr en-kerr Grab (das) bolle-boll bolle-boll grämen dadaburen da-da-bu-reng Gras (das) pann pann Gräte (die) iel-a-nik jel-a-nick Greis (der) pille-be-jirr pille-be-thirr 109 38 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Grenze (die) ienn yenn gross nebega nebe-gv/ pagga Grube (die) ellra ellra Guir lande (die) teliau te-liau Gurgel (die) jroll tshroll Gurke (die) pau-a-oberje pau-a-obertshe Gürtel (der) toko-pi-ei tocko-pie-ei gut kafell kafell mapfell Haar (das) des Kopfes lulegenn lulegenn pui > * » Körpers bunn bunn Habicht (der) ojogil otshogiel Hälfte (die) borrebai borrebay hängen en-mak-e-leginn en-mak-e-leginn hässlich makriss makriss Haifisch (der) eiion eijon halb bolle bolle Hals (der) leginn le-ginn alingin Hand (die) pe-ei pe-ei harnen en-fi en-fie Harpune (die) piska piska hart merrege merrege hauen en-toi en-toie Haupt (das) lulegenn lulegenn loilogenn Haus (das) allg. n'aonn n’aonn tabenau » öffentliches bei-bei bei-bei » fronte (die) banne, bannem banne, bannem >' seiten (die) lanne und lannem lanne und lannem » fundament (das) da da * pfosten (die) jik thiek » dachstuhl (der) duggoe duggoe » dachlage (die) wawjue wawtlme » giebelbalken (der) amaj amatsli » balken l’lonn l'lonn Haut (die) keiru keiru heilig mulio-maj mucho-matsh heiss jegoe tshegoe heissen fijiwann fithingann Held (der) fein fein Hemde (das) ker/inn kenginn 110 39 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens herabnehmen en-fek-ina-but en-feck-inga-boot herauf iwa-law inga-lang herkommen moi-awerei i1 moie-angerei Herz (das) art art lieute dari darie adarri liier j oroi oroie hinken en-sorrop en-sorrop Hof (der) tobogoll tobogoll Höhe (die) tolew toleng Höhlung- (die) larann lang-inn Hölle (die) Unterwelt agui aguie Holz (das) renn renn hüpfen en-mej en-metsh hören en-berun-ek en-berung-eck hübsch nefell neffell hübsches Mädchen (ein) pitorm pitoring hübscher Knabe (ein) pijoei pitshoei Hühner (die) Federvieh numen numen Hülse (die) dugurenn dugurenn Hund (der) pillis pillis hungern en-ki en-kie husten jo-joll tsho-tsholl Hut (der) ero-aj ero-atsh ich egak egak Jahr (das) e-due e-due ja oi oie erragon immer arrimnn-a-fenn arringinn-a-fenn in emi od. fijik enga od. flthick jetzt dideroe dideroe jenseits bannem bannem Kabel (der) elui elui Käfer (der) rirue rierue kalfatern en-ji-fe-iff en-tshie-fe-iff Kalk (der) waej waetsh Kälte (die) olumrn olumrn Kamm (der) rue-ei ru-ei Kamm des Hahnes roenn ro-enn kämmen beru-ei beru-ei 111 40 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Wach J. T. Blohm. Wach Alf. Tetens. Kampf jamm tsliamm kämpfen malull malull Kante (die) moro-je-lenn morot-she-lenn Kanne (die) bea-kij bea-lcith klein patiketik patichetik Kinn (das) teig teig Korb (der) utrean utrean kraus wonuk wonuck Krabbe (die Land-) gelip ge-liep * ( » Meer-) ama« a-mang kriechen en-monno-man en-monno-mang Krieg (der) mall mall krumm bueke-buek bueke-buek Küche (die) benifi be-niefie Kugel (die) elebi elebie kundig sallepp sallepp Kupfer (das) kabure kabure kurz bojo«oj botshongotsli Kuss (der) fremit fremiet Küste (die) etlei et-lei lachen minne-minn minne-minn minnemin lächerlich polle-pollea??- polle-polle-ang Ladung (die des Gewehrs) gann-a-boeuj gann-a-boeutsli laden (ein Gewehr) en-tena-gann-ina en-tenga-gann-inga Ladestock (der) lallok lallock Lager (das) aus Matten kini kie-nie Lampe (die) megall megall Land (das) binau bienau pinnau lang butnue butnue bodnu langsam majrek matshreck Laub (das) in you laufen ! en-eiienn en-eijenn lange her kakarom cacarom * Laus (die) enuk enuck >' der Blätter (Aphis) i garuj garutsli laut nebega nebega laviren gaje-gaj gatshe-gatsh leben kabei ca-bei Leber en-u-penn en-u-penn 112 41 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens leer dakuri dacurie legen en-ten en-teng lehren en-pi en-pie lernen enta fil en-ta-fiel Leib (der) eam eam Leiche (die) iamm yamm leicht baut ba-ut Leine (die) tall tall leise saluk saluk Lende (die) kallekallew callecalleng lesen en-gui-a-pabier en-gui-a-pabier Leute (die) egredi egredie Libelle (die), Insekt asamill asangull Licht (das) nifi nifie lieben goe-bea-tak goe-beä-tak liegen en-perrina-but en-perr-inga-boot Loch (das) loe loe Löffel (der) mjullegoe mtshullegoe Lohn (der) pilue-enn pielue-enn Lootse (der) pelu pelu pellue lösen en-pejik en-pesick losreissen keipueff ceipueff loslassen en-iak en-yack * Luft (die) nifi« nifing lügen. fottfottleginn fottfottleginn machen fallek fallec-k mupfalek mächtig gagell gagell Mädchen (kleines) bolil boliel mager ' gaffagoe gaffagoe mahlen en-keiT en-kerr malen en-loeuk en-loeuk Mamma (die), Kinderausdruck mammi mammie Mann (der) pimaon pie-ma-on pomaon Mark (das) foll foll Mast (der) oli» olieng Matte (die) job tshob Meer (das) rigurr rie-giur Meinung (die) la-nit-nun la-niet-nun Melone (die) mais mais 113 ü 42 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Messer (das) iarr und kotilio yarr od. cotielieo iar Milch (die) lakuenn-a-juj lacuenn a. tliuth mit koe koe Mittag (der) missi missie agamelei Monat (der) buul-ne buul-ne nächsten Monat buul-nem buul-nem Mond (der) buul buul pul Moos (das) borofi borofie Morgen (der) katabuul katabuul katabull morgen kabuul cabuul Mücke (die) nm ning müde sein kabett-jujue cabett-tsliu-tshue Mund (der) lanei langei alangang Muschel (die) iaonn ya-onn Musik (die) tom-tom tom-tom mutliig felu fein Mutter (die) fitinininn fitininginn titenak Nabel (der) jemrn themm Nacht (die) nipp nipp keinep nachts fini-nipp finie-nipp Nadel (die) rasm, upamatt rasm, up-a-matt Nagel (der) jifell tshiefell nahe gejegurr getshegurr Name (der) fijin fithing Narbe (die) faj fatli Nase (die) pejin-ui petliing-ui bessangun nass gerda gerda nein danei dangei tangei nehmen en-fek en-feck Nest (das) Vogelnest tafenna-a-erje tafenna-a-ertslie neben boroba boroba nichts dari darie tan, tucuri niederlegen en-tena-but en-tenga-boot niedrig auaput angaput messen wasiu wa-sing Norden (der) leloj lelotsh leilord oben eua-la n enga-lang obenauf attakenn attakenn 114 43 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. öffnen en-bi« en-'bing oft pire, rann piere, rann Ohr (das) tellei tellei iwanill Oel (das der Cocosnuss) gippe-gipp gippe-gipp Osten (der) gnek gneck angek Orange (die) gurregur gurreguiT Ort (der) binau binau Pallisade (die) eroiT erorr Perle (die) trua trua tarua Perlmutter (das) ierr yerr jarr Pfeife (die) tij oder jegenoe tietsli oder tsegenoe Pflanze (die) nefov nefoie pflanzen en-ieieu en-iejeng Pflaster (das Wund-) flei-ne-malat flej-ne-malat Pflaster (das der Strassen) benowe ■ benove Pforte (die) mapp mapp pressen odi odie Pulver (das) owatt ovatt burra Pulverhorn (das) beomaw bcomang quer debuje de-butshe Rad (das) kolellebi colellebie rasch puppei puppei Ratte (die) boll oder braw boll, braw Rausch (der) . aj ath rauchen en-joi-a-tobako en-thoie-a-tobako Raupe (die) urur urur Recht (das) sorro sorro Rede (die) marowak marongak Riff (das) makeff makeff olagek Regen (der) etnue etnue nou Regenbogen (der) rigim rigim reiben en-gijegij gietslie-gietsli reich mandawa-daw mandanga-dang reif keiell cei-ell reisen en-eian-a-mallekak en- ej a 11-a-ma 11 ek ak » zur See jur tshur Reis (der) lomc 1 lomc ur> 44 Deutsch. Schreibweise der Missionäre’ auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. riechen en-frei-bunn en-frei-bun Rinde (die) keime kei-rue Ring (der) luo luo ringen en-jamm en-tshamm Rost (der) lit liet rotli roe roe ruo Rücken (der) keime kei-rue rückwärts gehen en-suel en-suel Ruder (das) iap vap rufen pinnin pinning rühren jael-jael tshael-tshael rund elebi elebie Russ (der) ronnedue-a-nifi rongedue-a-niefiie Sack (der) tu tu oder job tutu, tsliob Saft (der) lakuenn lacuenn sagen ennon en-non Salz (das) dei dei Sand (der) iann yann satt kofoss cofoss saugen en-onom en-onom scharf maoj maoth Schatten (der) eiann ejann Schauer (der) l’lahg l'lang Schaufel (die) bewoa bevoa Scheitel (der) iak yak Scheere (die) poj-huek potsh-huek buatuk scherzen gosse-goss gosse-goss schief bueke-buek bueke-buek schiessen jub-a-boeuj tshub-a-boeutsh umbojot Schiff (das) barkoe barquoe barco Schimmel (der) borrofi borrofie schlafen en-emoll en-e-moll schlagen en-jamm en-tshamm Schlange (die) gofl gofie Schleim (der) ne-boj nge-botsh Schleuder (die) agoll agoll schliessen en-nin en-ning Schlinge (die) opoll opoll schmeicheln en-jinn-i-ollopp en-thinn-i-ollopp 116 45 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. Schmerz (der) : aniij amieth Schnabel (der) wellin welling Schnecke (die) mure mure schneiden (durch-) en-jeb en-theb » (längs-) en-se en-se Schnepfe wanebi wanebie schön kafell cafell schräge semeimei se-mei-mei schrägen (Seemän. Ausdruck) en-kerr en-kerr Schraubenbaum (der) o. Pandanus joi tshoie schreiben en-igurr en-igurr Schrot (das) darau daran Schulter (die) likaponn liekaponn likapunn Schuppe (die) sipell siepell Schürze (die) Frauenanzug o n ong ong schwach buarr buarr pung-ingoi Schwamm (der) e-arromm e-arromm Schwanz (der) pojenn potshenn schwarz jonegeroe tshonegeroe schweigen dabinonn dabi-nonn Schwein (das) babi babie babi Schweiss (der) ejegoe etsliegoe schwer tomall to-mall Schwert (das) rasruss ras-russ schwimmen en-nona-dei en-nonga-dei See (die) dei dei Seele (die) eiann ejann Segel (das) l'lei l'lei lei segeln en-tarrek en-tarreck selten en-gui en-gui com-gni du (siehst?) Seite (die) barroba borroba setzen en-briwabut en-bringa-boot singen attafell attafell sinken kei-iann-ma-arr cei-jann-inga-arr Sitte (die) erragonn erragonn Sclave (der) pimalonei peemalongei Sohle (die) lanni-ei lannie-ei Sohn (der) fak fack Sonne (die) eiall e ] all 117 46 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm Nach Alf. Tetens. I spalten en-fe-fe en-fe-fe Spanne (die) de de spät kei-nipp cei-nipp Spaten (der) bewoa bevoa spatzieren kei-ianna-mallekak cei-janna-mallekak Speer (der) dilak dielak a'delak speeren en-niuen-buuak en-ningengbungak Speichel (der) meju metlm Spiegel (der) jirrik tliirrik . spitz jum tliuin Sprache (die) lumm lungun sprechen en-non en-non marnong-uk springen en-ok en-ock Spund (der) wellin-a-baril welling-a-barriel Stahl (der) satin sating Stamm (der) kewinn kenginn stark pagell pagell Staub (der) lit lief stehlen marra-ora marra-ora Stein (der) mallau mallang sterben kemm kemm Stern (der) tuef tuef aduif steuern en-gak en-gack Stiel (der) kollenn kollenn stinken crippe-bunn crippe-bunn Stirn (die) lannemit lanne-miet stranden kei-pil cei-piel Strasse (die) connua 1 connooa stumpf medikedik mediekediek Sturm (der) pagell niffin , pagell nifing suchen euui-ba« 1 engui bau Süden (der) emuj emutsh Syrop (der) aus Toddy üj lietsh Taback (der) tabako tabacco Tag (der) ! rann rann Tagesanbruch (der) 1 leirann leie-rann Tanz (der) true true tapfer felue felue Tasche (die) bael bael 118 47 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens Tasse (die) lac lae tattuiren agatau agatau tauchen enne-lij enne-lieth Tausch (der) etuek etuek Teufel (der) kann kann Tliau (der) wawjoll wangtsholl Tlieer (das) waes waes Thier (das) errje errtshe Thräue (die) alue alue Thiire (die) mapp mapp tief tokmarr kokmarr opatomarr Tochter (die) fak fack tödten en-li en-lie Tod (der) iarnrn yamm kemm Topf (der) jeb thieb tragen en-tau en-tau trauern dadaburm dadaburing Traum (der) likei liekei treffen en-kenn en-kenn Treibholz (das) all all Trepang (der) lugull lugull trinken bei, en-onomm bei, en-onomm moniun trocken kagapoll cagapoll Uhr (die) eiall eyall umkeliren en-suel en-suel umkippen en-pollepolli en-polle-pollie umrühren en-jaeljael en-tshael-tshael Umsehen en-sabsab en-sabbsabb unten enabut engaboot unterlassen en-pak en-pack uneben majerrejerr matherretlierr übermorgen laulej lang letli übermorgen in 3 Tagen takuf takuf Vater (der) titomaninn titomanginn verbergen en-mij en-mieth Verdeck (das) fa n fang Vergangenheit (die) kakaromm cacaromm vergessen kamellautnui kamellautnui 119 48 Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. Nach Alf. Tetens. verlassen en-pak i en-pack Vermögen (das) mejaffruk metshaffruck verschliessen en-nin en-ning vertiefen en-fuk-ewa-la» en- fook- enga-lang vertreiben en-jue en-tshue viel pire piere pire Vogel (der) errje errtslie arta, artoe voll kasuk casuk von wo? en-bu-u? en-bu-u? voraus mb’onn mb'onn Vordertheil (das) amitet-niu amietetmu vorgestern fobelah fobelang vor-vorgestern fobrihan fobringan vorüber keiiann ceijann Waare (die) mejaff metsliaff Wache (die) matenek mateneck wachen kei-att keiatt wachsen kei-ell cei-ell Waage (die) adabe-jabel adabbe-tschabel wahr errogal errogal währen kei-perr cei-perr Waise (die) dari-beni-goe dari-bengigoe Wall (der) gajaj gatshath Wallfisch (Cachelot) (der) rai raie wälzen en-polle-polli en-polle-pollie Wange (die) line-li«ei linge-lingei wann jegoe tsliegoe magoell warten en-perr en-perr Warze (die) ada-meimei ada-mei-mei warum? manfirn? mangfung? was? ma n ? mang? waschen en-luk en-luk Wasser (das) rann rann ran weben en-leflj en-le-fieth Weg (der) konnowa connova Wegweiser (Lootse) pelu pelu wegwerfen entrek en-treck weich noi-noi ngoi-ngoi weinen en-iur en-jur 120 Nach Alf. Tetens. Deutsch. Schreibweise der Missionäre auf Ebon. Nach J. T. Blohm. weiss uj, Samara? i uth, samarang weit botoril botoriel welcher, e, es mini minie Welle (die) na?? na/? wenig- boljelij boltshelietsh wann? di-ien die-ien? werfen en-trek en- treck Werth (der) piluen pieluen Westen (der) e??all engall Wetter (das) la?? lang wickeln en-lebi en-lebie wiederkonnnen en-suel en-suel Wind (der) niffm niffing wir gemoe gemoe wissen en-na» en-nang wo? ba-u ba-u woher? m’ba-u m’ba-u Wohnung (die) tafenn tafenn Wollust (die) loatt lo-att wozu komaw comang Wunde (die) l’la l’la Wurm (der) lolei lolei Wurzel (die) likiwinn likinginn Yams (Ignamen) dank, dall dauck, dall zählen en-jiek en-thie-eck Zahn (der) welliw- welling Zehe (die) bogoli-ei bogolie-ei zeigen en-pe-ei en-pe-ei zerbrechen en-belik en-beliek zerstören en-krippenak en-krippenack Zeug (das) matt matt ziehen en-greni en-grenie zielen en-jedell en-the-dell zittern en-darue en-darue zumachen en-ni?/ en-ning Zunge (die) ajinn athinn Zwillinge (die) ajelok athelock Zwirn (der) jil-ne-matt thiel-ne-matt Zweig (der) moretenrann moretenrann 121 50 Die Thierwelt der Insel Yap ist durch die Sammlungen der Berichterstatter als auch der Schiffs- Capitäne Heinsolin und Petersen zuerst näher bekannt gemacht worden und sollen hier namentlich die Wirbelthiere erwähnt werden, um das Gesammtbild dieser Insel zu vervollständigen. Von den Säugethieren des Landes ist eine grosse fruchtfressende Fledermaus Pteropus Keraudrenii Q. und G., sowie die gemeine Hausratte gefunden worden und stellen diese beiden Tliiere, da unser gemeines Hausschwein erst in neuerer Zeit dort eingeführt wurde, die einzigen Vertreter dieser Klasse dar. Die Fledermaus ist ganz dieselbe Art, welche auch die Samoa und Vitiinseln in Centralpolynesien bewohnt, mithin einen sehr weiten Verbreitungsbezirk hat. Unter den Säugethieren des Meeres ist nur der Cachelot Physeter macrocephalus Shaw erwähnt. Die Vogelwelt ist schon etwas zahlreicher vertreten und umfasst ungefähr zwei Dutzend Arten, die von dort eingesandt durch die rühmlichst bekannten Ornithologen Drs. G. Hartlaub und O. Finsch wissenschaftlich untersucht und bestimmt wurden. J) Es zeigte sich hierbei das interessante Ergebniss, dass die eigentlichen Landvögel folgenden sieben Familien angehören : Den Melipliagiden oder Pinselzünglern, den Muscicapiden oder Fliegenschnäppern, den Ampeliden, den Sturniden oder Staaren, den Cuculiden oder Kukuken, den Tauben oder Columbiden und endlich den Kalliden oder Rallen. Auffallend ist das Vorwiegen derjenigen Vogelgattungen die mehr an animalische Nahrung, besonders Insecten gewiesen sind, da wir nur die seltene Grundtaube Plegaenas Yapensis, als ausschliesslich vegetabilischer Nahrung nachgehend bezeichnen können; Finken und Papageien fehlen ganz. Unter den Landvögeln sind noch als seltene Wandergäste ein Falke und unsere Raucli-Schwalbe, sowie die Haus-Schwalbe zu erwähnen und sind diese drei Arten, als die äussersten Vorposten der europäisch-asiatischen Vögel von besonderem Interesse. Unter den See- und Strandvögeln, die gemeiniglich überall weniger lokalisirtes Vorkommen zeigen sind zehn Arten bis dahin bekannt, von denen ein Theil auf den meisten Inseln der Siidsee heimisch ist, der grössere Theil aber Wandervögel darstellt, deren Brüteorte oft sehr weit entfernt liegen. Das Gesammtbild der Vogel weit Yaps zeigt eine Zusammensetzung aus Arten mit unscheinbarem, wenig- glänzendem Gefieder, da gerade die bunten Papageien, Eisvögel und Baumtauben fehlen, die gewöhnlich auf diesen Inseln Vorkommen. Wir geben nachfolgend ein Verzeichniss der von Yap bekannten Arten mit ihren Namen, welche sie in der Sprache der Eingeborenen tragen. I. Ordnung. Raptaffores. Farn. Accipitres. 1. Falco peregrinus. Gmel. (Als seltener Gast ohne eingeborenen Namen.) II. Ordnung. Passeres. Farn. Hirundinidae. 2. Hirundo rustica. L., 3. Chelidon urbica. L. III. Ordnung. Tenuirostres. Farn. Meliphagidae. 4. Myzomela rubratra Lesson. (Umei.) 5. Zosterops hypolais H. u. F. I „ j . TT (Atenithenith.) 6. » oleagmea H. u. F. | v ' ') Proceedings of tlie Zoological Society of London. 1867 pp. 828 — 832 und 1872 pp. 87 — 114. 122 51 IY. Ordnung'. Dentirostres, Farn. Muscicapidae. 7. Rliipidura versicolor. H. u. F. (Atabrue,) 8. Monarches Godeffroyi. Hartl, (junger Vogel Golai. alter Vogel Gigi.) Fam. Ampelidae. 9. Campephaga nesiotis H. u. F. (Astang). V. Ordnung. Conirostres. Fam. Sturnidae. 10. Calornis Kittlitzi H. u. F. (Apelu). VI. Ordnung. Scansores. Fam. Cuculidae. 11. Eudynamis tahitiensis. Peale. VII. Ordnung. Columbae. 12. Phlegoenas Yapensis, H. u. F. (Arolit.) VIII. Ordnung. Grallae. Fam. Charadriadae. 13. Charadrius fulvus. Gmel. (Kuling), 14. Strepsilas interpres L. Fam. Ardeidae. 15. Ardea sacra Gmel. (Khan,) 16. » sinensis Gmel. (Thogil.) 17. Nycticorax griseus, L. (Orror.) Fam. Scolopacidae. 18. Numenius pliaeopus, Latli. (Gogou.) 19. Actitis incanus, Gmel. (Juaniwit). IX. Ordnung. Anseres. Fam. Laridae. 20. Sterna melanauclien Temrn. (Maezyez). 21. Gygis alba Sparrm. Fam. Pelecanidae. 22. Tacbypetes minor. Unter der Classe der Reptilien ist namentlich eine grosse zu den iguanartigen Eidechsen gehörige Art Hydrosaurus marmoratus Wieg., die gefleckte 'Warneidechse in Menge auf Yap vorkommend zu erwähnen. Diese meterlange Eidechse hat einen weiten Verbreitungsbezirk, denn wir finden die Art H. bivittatus, als dessen Varietät Dumeril den H. marmoratus Wieg, bezeichnet in Ostindien, der Malabarküste, Cochinchina Sumatra, Java und den Philippinen. Dort findet sich auch schon die Var. marmoratus. Wieg. , welche daher wohl von dort nach Yap gelangte. Hier Galuf, wie dies Thier bei den Eingeborenen heisst, lebt nach J. Kubary’s Berichten in den niedrigen mit Baumvegetation versehenen Tlieilen Yaps und nicht auf den kahlen Anhöhen. In grosser Anzahl vorkommend dringt er öfters in die Wohnungen ein, wo er Küchenabfällen und selbst dem Federvieh nachgeht. Seine Häufigkeit lässt sich aus dem Umstande erklären, 123 52 dass die Eingeborenen ihn in einzelnen Districten, wie in Tomil, ans göttlicher Verehrung, in den anderen ans Widerwillen und Abscheu vermeiden und niemals tödten. Mit grosser Geschicklichkeit klettert der Galuf die Cocospalmen auf und ab, wobei ihm die kräftigen Krallen sehr gut zu statten kommen. Sehr oft kann man ihn schlafend an einem solchen Stamme 30 bis 40 Fuss über der Erde überraschen, wo er wie angeklebt festsitzt und mit Schlingen gefangen wird. In die Krone der Palmen legen diese Tliiere auch ihre Eier, die von weisser Farbe und circa 3 Centimeter lang sind und wie die Eingeborenen behaupten, stets nur zu zehn in einer Blattscheidenhöhlung liegen. In dem Magen der erlegten Exemplare fand Kubary Ueberreste von Crustaceen und Vögeln, ja in einem derselben welches in dem Hause gefangen, als es gerade eine lebende Henne angriff und dessen fernst und Hals zerfleischte, traf er sogar 26 Scheerenpaare kleinerer Krabben, sowie den Kopf und die Beine eines Hahnes an, was die Gefrässigkeit dieser Tliiere offenbart. Wie alle Reptilien, hat der Hydrosaurus ein zähes Leben und nur die Zerstörung des Gehirnes oder Rückenmarkes, durch Schuss oder Schlag tödtet ihn rasch. Eine Gabe von 5 Gr. Cyankalium brachte nur Betäubung und Krämpfe mit sich und war das Thier nach einer Viertelstunde wieder vollständig munter. Ausser dem Hydrosaurus marmoratus. Wiegm. finden sich aus der Ordnung der Saurier noch eine Anzahl Schleichen oder Scincoiden, zu welcher Abtheilung auch unsere Blindschleiche gehört, die indessen als Glieder einer Gruppe deren Arten mit vier vollständig ausgebildeten Beinen und lebhaft gefärbten Schuppen versehen, eher unseren eigentlichen Eidechsen zu vergleichen sind. Lygosoma smaragdinum D. B„ eine prachtvoll grün schillernde Art dieser Schleichen, ferner die sehr weit über die Inseln der Südsee verbreitet vorkommende Euprepes cyanura. Gray, sowie noch zwei weitere Arten dieser Gattung wurden von Yap eingesandt. Schlangenarten sind uns zwar noch keine von dieser Insel zugekommen, indess ist es kaum zu bezweifeln, dass die überall in diesen Meeresstrichen wohnenden Hydrophiden oder Wasserschlangen auch dort vertreten sein werden. Der Carettschildkröte (Clielonia imbricata L.) wurde schon am Eingänge dieser Mittheilungen gedacht und auf die künstlichen Teiche, in welchen dieselben gezogen werden, au fm erk sam gern acht. Dei' Mangel eines grösseren Süsswassersystems auf dieser Insel, fern von Continenten, erklärt wohl das Fehlen der Frösche, Salamander u. s. w. kurz, der eigentlichen Lurche. An Fischen scheint nach den Angaben Kubary’s das Meer arm zu sein und die wenigen kleinen Bäche gar keine Arten zu enthalten. Die nachfolgende Liste der wenigen in Yap gesammelten Fische ist indess genügend um nachzuweisen, dass der Hauptbestandttheil der dortigen Fischwelt kaum verschieden von der Polynesiens ist. Dies Resultat liess sich nach unseren Kenntnissen der geographischen Verbreitung der Seethiere erwarten, da der ganze intertropicale stille Ocean bis zu dem Längengrade , welcher die Osterinsel schneidet, noch zu der ausgedehnten Provinz gehört, welche man die indisch-pacifische Region nennt. Serranus guttatus. Blv. » urodelus. Forst. Pristipoma hasta. Cuv. Upeneus oxycephalus. Blk. Pimelepterus Waigiensis. Quoy et Gaim. Chaetodon setifer. Blv. » ephippium. Cuv. et Val. » unimaculatus. Blv. Cirrliites arcuatus. Cuv. et Val. Pentapus aurolineatus. Lac. 124 Acantliurus ctenodon. Cuv. et Val. Amphisile strigata. G-tlir. Fistularia serrata. Blv. Zanclus cornutus. L. Platyglossus trimaculatus. Quoy et Gaim. >' hortulanus. Lac. Novacula Yanicorensis. Quoy et Gaim. » taeniurus. Lac. Julis trilobata. Lac. Gomphosus tricolor. Quoy et Gaim. Cbeilio inermis. Forsk. Pseudoscarus rubroviolaceus. Blk. » Celebicus. Blk. Rhomboidiclithys pantberinus. Rüppel. Belone depressa. Glhr. Balistes aculeatus. L. » yidua. Ri chm. » lineatus. Blv. Schn. » bursa. L. Ostracion argus. Blk. Gasterotokeus biaculeatus. Die wirbellosen Thiere der Insel Yap sind noch zu unvollständig erforscht, um ein befriedigendes Bild derselben zu entwerfen, und bleibt eine Beschreibung derselben für spätere Mittheilungen Vorbehalten. Ueber einige Schmetterlinge berichtet G. Semper in diesem Hefte, auch wurden einige Coleoptera bereits beschrieben. Aus diesen wenigen Daten über Insecten und Mollusken scheint indess hevorzugehen, dass die Fauna der wirbellosen Thiere, namentlich der landbewohnenden Arten, die Typen der austral-malayischen Region birgt. Diesen Berichten über Yap lassen sich hier einige Notizen Capitän A. Tetens’ über nahe liegende, im politischen Verbände mit den Einwohnern dieser Insel stehende kleinere Inselgruppen anschliessen. Es sind diess die Mateiotas- oder Angelulgruppe, die Makenzie- oder Ulithi-Inseln, die hohe, einzelnstehende Insel Fais und Wolea oder die Uleaigruppe. Nach Tetens ist es eine Sage, an welche sich die Botmässigkeit zweier dieser Inseln mit Yap knüpft, und wollen wir dieselbe hier Aviedergeben, da auffallender Weise manche Stellen derselben, besonders das Hervorangeln von festem Lande, grosse Aelilichkeitmit den polynesischen Mythen über die Enstehung der Inseln zeigt. Auf Ulithi hörte Tetens folgende Tradition erzählen: Vor langer Zeit existirte auf einer Insel Namens Losiap eine Göttin, Loropp genannt, Avelche drei Söhne hatte. Der jüngste derselben, Mathikethik, Avar der Liebling seiner Mutter Loropp. Eines Tages gingen diese drei Brüder aus, um zu fischen, da sie aber nichts fingen, kehrten sie unverrichteter Dinge Avieder nach Hause und Avurden daselbst angenehm überrascht, indem sie eine Menge Lebensmittel in der Hütte vorfanden, die ihre Mutter daselbst gelassen hatte. Da zu dieser Zeit auf der Insel Losiap nur Cocosniisse zu finden waren, wurden die Brüder neugierig, zu erfahren, Avolier die Mutter die Lebensmittel berge schafft, und beschlossen, dass der Jüngste, Mathikethik, zu Hause sich verstecken sollte, um das Treiben der Mutter zu beobachten. Als daher die Mutter Loropp Avieder in der Hütte erschienen war, folgte ihr der jüngste Sohn in der Entfernung und sah, dass sie an den Strand ging, dort bis vier zählte, worauf sie augenblicklich unter dem Wasser verschwand. Nun folgte er ihr nach zur 125 54 Stelle, wo sie so rätliselhaft entwichen war, zählte fünf, dann drei, aber vergeblich, wie er zuletzt nur bis vier zählte, ward er sogleich unter das Wasser gezogen. Er kletterte dort im Grunde auf einen Baum, Bulk genannt, um sich den Blicken seiner Mutter, die er dort sah, zu entziehen, diese bemerkte seine Gegenwart, aber erkannte ihn nicht und wollte denselben fortjagen, behauptend, dieser Ort gehöre ihrem Sohne Mathiketliik. Er gab sich ihr nun zu erkennen. »Wenn solches der Fall,« antwortete sie nun traurig, »muss ich noch heute sterben, und dieser Platz hier, auf den Baum weisend, ist mein Grab, und von jetzt ab in deinem Besitze, erzähle aber nie deinen Brüdern, wo dieser Ort ist.« Nach diesem Gespräch kehrten Mutter und Sohn nach Losiap an’s Land zurück, wo die Göttin alsbald starb und von dem Sohne ihrem Wunsche gemäss begraben wurde. Nachdem diess geschehen, kamen die beiden älteren Brüder nach Hause und fragten sogleich nach der Mutter, der Göttin, worauf Mathiketliik ihnen erzählte, dass sie gestorben und von ihm in dem Meere begraben worden sei. Ueber diese Nachricht waren dieselben sehr bestürzt und blieben drei Tage zu Hause, den Tod der Mutter betrauernd, bis endlich der Hunger sie wieder zum Fischen hinaustrieb. Die beiden älteren Brüder hatten jeder seine Fischleine und Angel, nur dem Jüngsten fehlte beides. Er verfertigte sich daher eine Leine aus Bast und eine Angel aus der harten Cocosnussscliale. Also ausgerüstet fuhren alle drei in einem Kahne nach ihrem gewohnten Fischgrunde. Die beiden ältesten Brüder fingen jeder nach dem ersten Wurfe gleich einen Fisch, der Jüngste zog aber einen Korb voll Feldfrüchte hinauf. Beim zweiten Wurfe fingen die Anderen gar nichts, der Letztgeborene hingegen eine Bananentraube, ebenso beim dritten einen Korb voll Ignamen, nach diesem einen weiteren mit Taro- Wurzeln. Als er aber wiederum seine Angel herabgelassen, schien sie sich am Grunde festgehakt zu haben. Er zog daher aus allen Kräften an seiner Leine, so dass der Kahn umzustürzen drohte und die Brüder, ängstlich werdend, ihn baten, damit nachzulassen. Sich nicht an ihre Bitten kehrend, arbeitete Mathiketliik weiter, bis das Ende einer Insel auf einmal über die Oberfläche des Wassers kam. Wie diess der älteste Bruder sah, sprang er gleich vom Kahne auf dieses feste Land und erklärte es als sein Eigenthum. Immer weiter hob Mathiketliik, bis auch das andere Ende der Insel hervortauchte, welches nun der zweite Bruder in Besitz nahm. Wie endlich bei weiterem Einziehen der Angelschnur die Mitte der Insel sich über Wasser hob, erklärte sich Mathiketliik selbst zum Herren derselben. Da diess aber der beste Tlieil der Insel geworden, so machten die neidischen Brüder ihm denselben streitig, worauf dieser, eingedenk der Bevorzugung, welche die gestorbene Mutter für ihn gezeigt, vorschlug, dass Loropp den Streit entscheiden möge. Hiemit einverstanden, riefen die älteren Söhne ihre Mutter herbei, aber Alles blieb still: nun liess auch Mathiketliik seine Stimme erschallen: > Loropp o oo Loropp ! * Da erklang mit dumpfem , fast brüllendem Tone ein Wahrspruch aus der Tiefe , der folgendermassen lautete : Yallite vallite ho Loropp valo matscliuk mo u metchel lei i wei i yar a falli ui mo ho hi. valu matschuk mo u matscliuk lei i i yar. Hä ä ä angoi!1) Mit dieser Antwort war aber der Streit der Brüder geschlichtet, und sie lebten fortan zufrieden auf dieser neuen Insel, die sie Fais nannten. Ueber das weitere Schicksal jener merkwürdigen Angel erzählt die Tradition ferner, dass nach einiger Zeit die (Lei Brüder die Insel Fallalep auf Ulithi besuchten und auf dieser Heise dieselbe mitnahmen. aber unglücklicher Weise dort verloren und ohne solche nach Fais zurückkehrten. Die Angel wurde in späteren Zeiten von einem Eingeborenen Fallaleps gefunden und von diesem nach Yap gebracht, wo sie ihm nach Erzählung der wunderbaren Geschichte, die sich daran knüpfte, ebenfalls abhanden kam. Eine ') Den Sinn dieser Worte einer uralten Sprache konnten die Eingeborenen Tetens nicht übersetzen. 12G Frau von Gassapar, einem kleinen Orte auf Yap, die mit einem Häuptling von Eil-eil verheirathet war, fand dieselbe und brachte sie nach Gassapar. Die Erzählung von der fabelhaften Kraft des Fischhakens verbreitete sich über die Insel, so dass die Häuptlinge von Gassapar ihren Göttern ein Dankopfer brachten in den glücklichen Besitz dieses mächtigen Instrumentes gelangt zu sein. Noch heutigen Tages ist ein solcher Haken dort aufbewahrt und erklären die Priester, dass mit dem Untergang desselben, auch der der Insel Fais verbunden sei. Um einer Zerstörung derselben, mit welcher Yap stets drohen kann, vorzubeugen sind die Bewohner von Fais allen Wünschen der Yapliäuptlinge gehorsam, so stark ist noch der Glaube an diesen Mythus. Eine ähnliche Sage knüpft sich an eine Göttin Isserie und an ein Beil das auf Yap vergraben liegen soll, bei dessen Ausgrabung die Ulithiinseln in der Gefahr stehen von der See verschlungen zu werden. Mit diesem Glauben hält Yap auch jene Gruppe in fortwährender Tribut pflichtigkeit. Nach diesem Berichte Tetens wäre es also hauptsächlich religiöse, mythologische Anschauung und Furcht, welcher Yap seine Herrschaft über diese Inseln verdankt. Doch kann man hierbei nicht ausser Auge lassen, dass diese zur See mächtigen und streitbaren Insulaner jenen uralten Glauben wohl nur als Unterstützungsmittel ihrer physischen Gewalt weiter cultiviren und auch ohne denselben im Stande wären die wenigen Einwohner dieser kleinen Inselgruppen sich unterthänig zu machen, wie es mit den Bewohnern der Matelotas- und Uleai-Inseln geschieht. Zur näheren Kenntniss der Insel Fais oder Feys fügt der Berichterstatter nichts neues hinzu, hingegen finden wir einige Angaben über die 1545 schon von Villalobos besuchten Ngoliinseln nach ihm Matelotas genannt, weil die Eingeborenen, welche schon früher mit spanischen Schiffen verkehrt hatten, seine Leute mit den Worten »buenas dias matelotas! « begrüssten. Von späteren Seefahrern wurden dieselben auch Lamiliork genannt und sollen nach Tetens die Einwohner ihre Heimat Angelul heissen, was dem früheren Namen Ngoli am nächsten käme. Durch die weit ausser Sicht des Landes reichenden Riffe, verbunden mit der starken Strömung, sollen die Matelotas zu der gefährlichsten Stelle dieser Gewässer werden, und sich annähernden Schiffen, namentlich in der Nachtzeit, die grösste Vorsicht zu empfehlen sein. Im Jahre 1834 strandete daselbst der Schooner Dasli von Boston und 18G4 das Vollschiff Ebba Brake. Das Lagunriff von Angelul ist von unregelmässig länglich ovaler, fast dreieckiger Form, dessen längste Seiten nach Ost und West gekehrt sind. Auf diesem Riffe, dessen Lagune einen Längendurchmesser von 11 nautischen Meilen hat, liegen 6 Inseln, von denen zwei mehr isolirt im Norden, vier im Süden und Südwesten des Riffringes hinter einander liegen, aber durch tiefe Passagen getrennt sind. Ausserhalb der Lagune, 4 — 5 nautische Meilen ab in nordwestlicher Richtung, findet sich ein isolirtes V förmiges Corallenriff, das einen Seeraum einscliliesst mit einer Tiefe von höchstens 1 — 2 Faden. An dem südlichsten Tlieil des Lagunriffs sind zwei tiefe Passagen, von denen die im Süden gelegene die beste für einsegelnde Schiffe ist. In der Passage finden die Schiffe nahe einer Insel guten Ankergrund auf 2 — 12 Faden Tiefe. Die Bewohner der Inseln haben dieselbe Tracht und dieselben Sitten als wie die Yapinsulauer, auch haben sie durchgeh ends ein gesundes, kräftiges Aussehen, obgleich nur von Cocosnüssen und Fischen lebend. Ihre Todten versenken sie ins Meer. Die Gesammtzahl der dort lebenden Menschen schätzt Tetens auf 80— 100 und weist nach dass sie dem südlichen Distrikte Yaps, an Crurr, tributpflichtig sind. Ueber die Mackenzie- oder Ulithigruppe liegen ebenfalls nur dürftige Notizen von Tetens vor und dürfte das nachfolgend gegebene kurze Vocabulär vielleicht noch die interessanteste Bereicherung unseres Wissens über dieselbe sein. Aus demselben geht nämlich eine grosse Sprachverschiedenheit mit dem so nahe liegenden Yap und eine Annäherung zu den polynesischen Dialekten hervor. 127 56 Die ganze Gruppe bestellt aus zwei Lagunriffen, von denen das eine östlich gelegene fünf kleine unbewohnte Inseln, das andere mehr westlich gerichtete deren 25 aufweist. Von den letzteren sind die nennenswerthesten Moggomog, Fallalep, Assur, Fendri und Magin. Fallalep ist die grösste und bevölkerste derselben und heisst die Ortschaft, in welcher die sämmtliclien Einwohner 300 an der Zahl in 60 — 70 Hütten zusammenwohnen, Yelli. Diese zerfällt übrigens in zwei politisch getrennte Tlieile, den westlichen Matliillewel und den östlichen Mototar. Beide Dorfabtheilungen werden von je zwei Häuptlingen regiert, doch ist Mototar in abhängiger Stellung von Matliillewel. Die Hütten sind klein und armselig gebaut, aber reinlich gehalten und wegen ihrer Rohrgeflechtwände, die den Wind durchlassen, kühl und angenehm. Auf der Insel Moggomog, als dem Hauptort der ganzen Gruppe, wohnen die beiden regierenden Häuptlinge Giurr und Rönneme. Die Bevölkerung der ganzen Mackenzie gruppe ist 700 Köpfe stark und von ähnlicher Race, wie die Yapinsulaner, nur etwas dunkler. Von kräftigem wohlgebildeten Körperbaue sind diese Einwohner doch nur auf kärgliche Nahrung, bestehend aus Cocosnüssen, Palmsaftsyrup, Pandanusfrüchten und Fischen angewiesen. Sie sind ein thätiges, arbeitsames Völkchen, das wie bereits erwähnt, alle Matten und Bits, die in Yap getragen werden verfertigt und als Tribut dahin abliefert. Kurzes Vocabulär der Sprache der Mackenzie-Insulaner. Abend (der) sabong essen mangei Asche (die) talang Essen (das, die Lebensmittel) magoi alle (zusammen) targell alt (beim Manne) tommei Faden (der) singotf » ( » AVeibe) locltip Farbe (die) kamess Angel (die) kei Feile (die) wei arm tiggofogei Fest (ein) erreliu Fingerring (der) ik Beil (das) tellebell fischen angikle Bekleidung (die der Frauen) siwall Fisch (der fliegende) mangr blind kametowoss Flasche (die) milloer Bräutigam (der) ikamei Fledermaus (die) [Pteropus] patsch Brennholz (das) wawi fliegen kakingok bringen ola, saeka Fliege (die) lang Brodfrucht (die) mei Frau (eine) wei well frech kolfoi Cocosnuss (die reife) mangass Fremde (der) ripsitsch >' ( » unreife) uup Freund (der) marreri Canoe (das oder der Kahn) vaa früh (morgens) limali Fussmatte (die) topogan Delirium suppatho denken yoredäppo Gedanke (der) letli-a-pi Dunkelheit (die) saruth geben gnalli gehen (fort) etni Ei (das) pediell Gefäss (das) togok Eisen (das) parran genug meile 128 gestern lolo gestern (Abends) fakoif gross palingaling gut mamei habsüchtig (geizig) inwerrir Haus (dbs) imm, fall Handkorb (der) bottan Haifisch (der) boko Hunger (der) gelok heute rari, skola Himmel (der) lang Huhn (das) maluk hinzufügen sawe-siu ja! eorr ! ich, du. er (sie) nang, keil, i Kamm (der) makell klein pattiketik Kind (das) loinm Kopfschmerz (der) matto-ket kommen kadok, sabudok (her) mega Korb (der) tangretli Kranz (der) opi Küche (die) walam Leibschmerz (der) warrek-kassi Löffel (der) ae-dith Lügner (ein) oworrigem Mann (der) maul Matte (die) tshoep mehrere (Personen) eremis Messer (das) sarr Mittag (der) sategeth Mond (der) marrum Mondlicht (das) warra-marrum Morgen (der) waalsue morgen vorassi übermorgen wattelingell Mücke (die) lamm Mutter (die) sillem Muschel (die) garsch Nacht (gute) samseranang Nachmittag sappellior nach und nach fataet närrisch, verrückt emiuleth Nähnadel (die) thelli-mangok neulich rallua niedersetzen (sich) omiliga Perle (die) jeiss Puls (der) ethethetf rächen (schmerzen) tokeroi, wareck Ratte (die) ketli rauchen iiel roh armeth Salzwasser (das) teth Sand (der) Pi sagen kongeli Säge (die) rara Schande (die) samerr Schilf (das) wawalli schlecht teicutf Schmerz (der) warrek schmutzig ejurr setzen (sich nieder) omiliga Sonne (die) jall spatzieren katamu Spiegel (der) pipi Staar (der) [Calornis, Kittlitzi | melli stark ekel Stein (der) fass Strom (der) joss Südwestwind (der) larek Tageslicht (das) satik a-jall taub talangewatt Tauwerk (das) tall Topf (der) rao todt samiss träge satogi Trepang (der) pinnepin Vagant (der) tonebal Vater (der) tomam 8 viel potullup Windstille (die) malili vernünftig errepi Wohlgernch (der) mameiwoll Wolke (die) thormi wahr tessirell woher a mea waschen dnerne Wasser (das) tschall Zeug (das baumwollene) mangok warten nthi Zunge (die böse) ptrullup, apattapat Welt (die) weiling » (die geläufige) taffareall weinen satan, dann zürnen sassik wenig tetrnllup Zahlen der Mackenzie-Sprache, verglichen mit denen des polynesischen Dialects der Bewohner Samoa's. 1 = jolis (tasi Samoasprache) 00 — ollag 2 = ruo (Ina ) 70 = visak 3 = jall (tolu ) 80 = wallak 4 = vang (fa ) 90 = tliouak 5 = limm (lima ) 100 — seboukith (selau Samoasprache) 6 = oll (ono ) 200 = rialboukith (lua-selau ) 7 — viss (fitu ) 300 = selliboukith (tolu- » ) 8 = vall (valn ) 400 = faboukith u. s. f. 9 — din-ser (iva ) 500 = limboukith 10 = sek (sefnln ) (300 =- ollaboukith 20 == riak (lua-sefulu ) 700 = visseboukith 30 = selik (toln » ) 800 — wallaboukith 40 = fak u. s. f. 900 — theolboukith 50 — liinag. 1000 = sangrass (afe Samoasprache) Auf der Insel Yap gesammelte Schmetterlinge und deren Verwandlungsgeschichte. Von Georg Semper, Hierzu Tafel VIII. Die Schmetterlinge, auf welche sich nachfolgende Notizen beziehen, wurden von I. Kubary vom September bis December 1870 auf Yap gefangen und zum Theil aus der Raupe gezogen. Bei Arten, von denen gefangene und gezogene Exemplare vorliegen, sind letztere immer kleiner, Avas ich aus dem Grunde liier hervorheben möchte, Aveil einige Sphingiden, die nur in gezogenen Exemplaren geschickt sind, gegen solche von anderen nahe liegenden Fundorten in FliigelAAreite sehr zurückstehen. A. Rliopalocera. I. Papilionidae. 1. Papilio Alplienor, "Gramer. ö* P. Ledebouria, Eschscli. Vov. Kotz. T. 3, Fig. 7. $ P. Alplienor, Cram. Pap. Exot. T. 90, Eig. B. Raupe, Fig. 1, 2, 15, 16. Puppe, Fig. 3, 17, 18. Mit den von den Philippinen und Palau-Inseln erhaltenen Exemplaren dieses Falters genau übereinstimmend in Grösse und Zeichnung. Auffallend ist nur, dass die unter den fünf gesandten Exemplaren sich befindenden zAvei Weibchen von der geschwänzten Form Alplienor, Cram. sind, während ich von den naheliegenden Palau-Inseln bisher nur die mit dem Männchen übereinstimmende ungeschwänzte Form des Weibchens sowohl von der Insel Babelthaub, als auch von Coröre erhalten habe. Auf den Philippinen, wo beide Formen Vorkommen ist die geschwänzte die vorherrschende: unter den von dort erhaltenen Exemplaren waren 175 ^ 17 $ ungeschwänzt und 62 $ geschwänzt. Bei letzteren ist der meistens spatelförmige Ansatz der Hinterflügel ebenfalls dem Variiren unterworfen. Ich besitze sogar ein Exemplar, avo derselbe bis auf eine zahnförmige Verlängerung, Avie bei Pap. Agamemnon zusammengeschrumpft ist, und nur die Hälfte der durchschnittlichen Länge hat (5 mm. bei 90 mm. Flügelweite). Die Raupe lebt auf Yap auf Avilden Orangenbäumen, deren dicke Blätter sie frisst. Die junge Raupe unterscheidet sich von der alten durch einfachere Zeichnung. Die Puppen kommen verschieden gefärbt vor, die dunkleren AAÜe Fig. 3, die anderen hellgrün, mit hellgelber unterer Fläche. Nach Kubary’ s Notizen geben diese letzteren Puppen Falter ohne geschwänzte Hinterflügel. Von den zu dieser Art gehörenden Abbildungen sind Fig. 1, 2, 3 nach Kubary' s Zeichnungen von Yap und Fig. 15 bis 18 nach Zeichnungen von Anna Semper atou der Philippinen Tnsel Bohol. (Vergl. Verband! der k. k. zool. botan. Gesellschaft, Wien 1867. pag. 697.) AVie a. a. O. mitgetheilt. glaubte ich aus den Notizen Aron Anna Semper schliessen zu können, dass auf Bohol die hellgrünen Puppen die gesclnvänzte Form des Weibchens geben, während Kubary’ s Notizen von Yap gerade das Gegentheil besagen. Sehr wahrscheinlich wird es mir hiernach, dass die Puppenfarbe in gar keinem Verliältniss zum Geschlecht oder zu der Form des Falters steht. 131 (50 Ueber Puppenruhe sind von Kubary keine Angaben gemacht, dieselbe ist wahrscheinlich 3 Wochen. Gefangen und gezogen im November, Raupe im October. Flügelweite gef. 90 mm., gez. 87 mm. $ gez. 88 mm. Die kleinen Verschiedenheiten, welche die Raupen von den Philippinen und Carolinen gegen Horsfield’s Abbildungen von Raupen von Java zeigen, (vergl. Horsf. descript. Cat. of Lepidopt. Insects, pl. III, Fig. 1, 2) haben mich bestimmt der Trennung der vicariirenden Formen des P. Pammon in mehrere Arten zuzustimmen. Ich kann aber nicht, wie dies Wallace und neuerdings Kirby in seinem synonymic Catalogue of diurnal Lepidoptera getlian haben, vier verschiedene Arten anerkennen. Nach meiner Ansicht, gewonnen durch Vergleichung von vielen, von den verschiedensten Fundorten mir vorliegenden Exemplaren, haben wir zwei Arten: Pap. Polytes Pammon.) Pap. Alplienor ( den Palau-Inseln 90 — 100 » messen, misst das eine von Yap gesandte nur 72 mm. Dem wohlerhaltenen, frischen Aussehen nach zu schliessen, scheint mir dasselbe aus der Kaupe gezogen zu sein, es fehlen aber jegliche Notizen darüber. 8. Chaerocampa Thyelia, Linne. Sphinx Thyelia, Cram. Pap. Exot. t. 226. Fig. E. Die beiden aus der Raupe gezogenen Exemplare stimmen genau mit obiger Figur Gramer s überein, nur dass die Frangen der Vorderflügel nicht roth, sondern roth-braun sind. In der Grösse stimmen beide mit andern mir vorliegenden Exemplaren von Nord-Indien, Java, den Philippinen und Cap York überein. Die Raupe hat Augenflecke auf allen Segmenten. Die Puppe ruht 14 Tage. Gezogen im December. Flügel weite 55 mm. 9. Chaerocampa Celerio, Linne. Raupe Fig. 8, 9, 19. Puppe Fig. 10, 20. Von dieser weit verbreiteten Art liegen mir Exemplare vor von den Balearen, Port Natal, den Philippinen, Yap, Amboina, Sydney und den Samoa-Inseln, von deren Herkunft nur das eine von Amboina zweifelhaft ist, welches ich durch einen Händler erhalten habe. Die Exemplare von den Philippinen und Yap stehen in Bezug auf die Intensität der Silberstriche den australischen zunächst, während die von Upolu (Samoa-Inseln) den europäisch-afrikanischen näher stehen. In Grösse sind sich alle so ziemlich gleich, und nur auf Upolu bleiben sie darin etwas zurück. Auf der beigegebenen Tafel habe ich ausser Kubary's Abbildungen von den ersten Ständen dieser Art auch die von Anna Semper auf Boliol gemachten wiedergegeben, da ich, wie ich nachträglich bemerkt habe, in meiner Arbeit über die philippinischen Raupen (Verliandl. der k. k. zool.-botan. Ges. in Wien. 1867, p. 700) bei dieser Art irrtliümlicli Moore’s Abbildung in seinem Catalogue of the Lepid. Ins. in the East India Mus. pl. XI, Fig. 1 citirt habe, die aber ein ganz anderes Thier vorstellt. Fig. 8 zeigt die Raupe im Jugendalter, Fig. 9 im ausgewachsenen. Die Dauer des Raupenstandes ist verschieden, scheint aber nicht über acht Wochen zu dauern. Die ganz kleinen Raupen sind hellgrün, ohne Zeichnung aber mit deutlichen Augenflecken. Später entwickelt sich vom Afterhorn bis zu den Augenflecken an jeder Seite eine weisse Linie, die Segmente werden punktirt, die Stigmata gelb. Ausgewachsen erreichen sie eine Grösse bis zu 70 mm. und verändern vor dem Verpuppen ihre Farbe indem sie dunkler werden. Wie auf Bohol, so zeigen auch auf Yap die Raupen eine grosse Veränderlichkeit in der Färbung. 134 Sie leben in den Pflanzungen von Anim escnlentum und verpuppen sich ant' der Erde zwischen zusammengesponnenen Blättern. Nach drei bis vier Tagen ist die Verwandlung zur Puppe vollzogen, welche 10 — 14 Tage ruht bis der Schmetterling erscheint. Nach Mittheilungen von Dr. G raffe, gehört diese Art auf den Samoa-Inseln zu den am häufigsten dort vorkommenden, und leben die Raupen dort ebenfalls von Arum escnlentum. Gezogen im September — October Fitigelweite 67 — 72 mm. 10. Sphinx Convolvuli, Linne. Das aus der Raupe gezogene Paar ist in Grösse und Zeichnung den australischen Exemplaren von Sydney und Cap York gleich, aber etwas kleiner als philippinische und Exemplare von Upolu, Roratonga und Tahiti. Bei den Südsee-Exemplaren ist die Zeichnung auf den Hinterflügeln, zumal bei den Weibchen verwischter als bei den australischen und philippinischen. Die Raupe lebt auf Yap von den Blättern der Batatas edulis. Sie hat erwachsen, an jeder Seite des ziemlich grossen Kopfes einen breiten, schwarzen Strich. Auf den Seiten sind sieben, oben schwarz unten weiss, schräge von hinten nach vorne herabgehende Striche, deren letzter an der Hornbasis anfängt und über zwei Glieder geht, während die übrigen sechs je auf einem Glied für sich sind, so dass die ersten Glieder ohne solche Striche bleiben. Die drei Fusspaare sind schwarz, die Stigmata ebenfalls. Ueber die Grundfarbe der Raupe hat Kubary keine Notizen gemacht. Die Puppe gleicht der europäischen vollkommen, sie ruht 14 — 18 Tage. Gezogen im December Flügelweite cf 71 mm. ? 88 mm. II. Lithosiidae. 11. Nyctemera integra, AValker. Walk. Catalogue of Lepid. Het of the Brit. Mus. XXXV. pag. 1879. Raupe, Fig. 11. Puppe, Fig 12. Walker führt die Philippinen als Fundort dieser Art an. Diese Angabe beruht aber auf einem Irrthum, der, wie ich mich durch persönliches Untersuchen in London überzeugt habe, dadurch entstanden ist, dass ich gleichzeitig philippinische und palaensisclie Schmetterlinge an Sam. Stevens nach London geschickt hatte, ohne jedes Exemplar gehörig zu bezeichnen. So kam ein Theil der Palau Schmetterlinge in die Sammlung des british Museum irrthümlich als von den Philippinen stammend, darunter zwei neue Arten, deren eine diese Nyctemera ist. Die zweite Art ist Euploea abjecta Butler, über welche demnächst ausführlicher zu berichten ich augenblicklich grosse Hoffnung habe. Auf den Philippinen, von denen ich neun verschiedene Arten des genus Nyctemera erhalten habe, fehlt Nyctemera integra, welche ich ausser von Yap und den Palau-Inseln nur von Morotai besitze. Die Exemplare von diesem letzteren Fundort sind etwas grösser als von Yap und Palau und haben am Hinterleibe die Unterseite weiss statt gelb, sowie auf der Oberseite, bei den ersten Ringen, ein weisses statt eines gelben Bandes. Die Raupe wird bis 30 mm. lang und verpuppt sich in einem Gespinnst. Der Falter erscheint nach sechs bis neun Tagen Puppenruhe. Gezogen im November. Flügelweite cf 35 — 38 ? 135 35 — 41 mm. 64 III. Pyralidae. 12. Botys multilinealis, Guenöe. Guen. Delt, et Pyral. p. 337. pl. 8. Big 11. Raupe, Fig. 13. Puppe, Fig. 14. Von dieser weitverbreiteten Art besitze ich Exemplare von Nordindien, den Philippinen, Ceram und den Samoa-Inseln, die in Grösse und Zeichnung alle mit dem Exemplar von Yap übereinstimmen. Die Farbe der dunklen Zeichnungen ist mitunter, jedoch unabhängig vom Fundort, etwas heller, wodurch das Aussehen im Ganzen heller wird. Die glatte Raupe ist grünlich durchschimmernd, Kopf und erstes Glied oben schwarz. Sie lebt in eingerollten Blättern. Der Falter erscheint nach acht Tagen Rippenruhe. Gezogen im October. ' Flügel weite 26 mm. Wie sich aus den vorstehenden Mittheilungen ergiebt, bildet die lepidopterologische Fauna von Yap einen Theil der weiteren Westcar olinischen oder palaensisclien Fauna. Bei der geringen Zahl, die Kubary von Yap gesandt hat, halte ich es desshalb für geboten, eine nähere Besprechung der Verhältnisse dieser Fauna aufzuschieben, bis die in Aussicht stehenden grossen Sammlungen, die Kubary auf den Palau-Inseln gemacht hat, in Verbindung mit den durch meinen Bruder von dort erhaltenen Insecten, es mir möglich machen werden, von der Lepidopteren-Fauna der Palau Inseln ein vollständigeres Bild zu geben. 136 Neue Nacktschnecken der Südsee, malacol ogische Untersuchungen VOH Dr. K. Bergli (Kopenhagen). ln dem so reichhaltigen Museum Godetfroy landen sich verschiedene neue oder wenig bekannte Formen von »Nacktkiemern. < Dieselben, zum grössten Theil ans den Einsanimlungen von Andrew (larrett und Dr. E. Graeife herrührend, wurden von Herrn C. Godetfroy freigebig- mit den angehörenden Notizen und Abbildungen zu meiner Verfügung gestellt, nur mit der Verpflichtung, die Untersuchungen im zu erscheinenden Journal des Museums zu publiciren: sie werden somit nach und nach in den Heften des¬ selben erscheinen. 1. PHYLLIDIADAE. Die Phyllidien wurden schon 1796 vonCuvier1) aufgestellt, von Lamarck und Hose in ihren nicht lange nachher erschienenen grösseren systematischen Arbeiten adoptirt. Das Geschlecht stand dessen ohn- geachtet sehr unvollständig characterisirt da bis zu der erweiterten Kenntniss desselben, die aus einer in 1804 2) publicirten anatomischen Untersuchung von Cuvier hervorging. Auf derselben gestützt stellte Blainville 3) die Phyllidien als Typus einer eigenen Gruppe von Mollusken, der Inferobranchiaten. auf, welche von Cuvier in seinem kurz nachher (1817) erschienenen »Regne minimal < (etwas unzweckmässig geändert) adoptirt wurde. Die Gruppe der Phyllidien war wohl in neuester Zeit mit zwei neuen Geschlechtern bereichert worden, mit den Fryerien von Gray, nach einer unlängst bekannt gewordenen Art aufgestellt, und mit den Hypobranchaeen von Adams, die auf einer neuentdeckten Form gegründet waren. Die letzten werden wahr¬ scheinlich anderswo hinzubringen sein, 4) und die Kenntniss der Gruppe stand somit last ungeändert nie in den Zeiten von Cuvier, bis dieselbe vor einigen Jahren (1869) durch mich mittelst eines ziemlich um¬ fassenden. meist aus den Einsammlungen von Dr. C. Semper herstammenden Materiales einer eingehenden Bevision 5) unterzogen wurde. Diese Thiere sind in den allgemeinen Formverhältnissen den typischen Doriden und auch im inneren Bau einigermassen den Doridopsen ähnlich: sie zeichnen sich durch eigenthümliche Farbenzeichnung aus. An dem Rücken finden sich am mittleren Theile immer Erhabenheiten, die entweder in mehreren (3) Längsreihen oder in Quincunx-Figuren geordnet sind. Der breite Randtheil des Rückens dagegen ist immer mit Erhabenheiten geziert, die dem Rande nach entweder radienartig oder parallel geordnet sind. ‘) Sur un uouveau genre de Mollusque. Pliyllidia. — Bull, des sc. par la soc. philom. I. p. 105. -2) Arm. du mus. V. p. 266—276. 3) Premiere Classification. 1814. Prodrome d’une nouvelle distribution System, du Regne animal. — Journ. de physique. T. LXXX1I1. 1816. p. (244 — 267) 255. Bull, de la soc. philom. 1816. p. (113 — 124) 122. 4) Vgl. über die Ilypobranchiaeen meine hierher gehörende (Pliyllidia) Monographie (1. c. p. 359) Ich habe übrigens vor mehreren Jahren einen einigermassen Doris-ähnlichen Mollusk aus dem atlantischen Meere beschrieben . das Geschlecht Corambe. das möglicherweise mit den Ilypobranchiaeen identisch wäre (vgl. auch meine Beitr. zur Kenntniss der Moll, des Sargassomeeres. — Yrli. d. zool. bot. Ges. in Wien. XXI. 1871. p. 1293 — 1297. Taf. XI. Fig. 21 — 27: T. XII. Fig. 1 — 11). 5) ßidrag til en Monographie af Phyllidierne. Naturhist. Tidsskr. 3 R. V. 1869. p. 358 — 542. Tab. XIV — XXIV. 137 9 6G Vorne an dem Rücken, an der Spitze der zwei lateralen Längswülste, finden sich die Rhinophoröffnungen, an dem hinteren Ende der medianen die äussere Rectalöffnung, wenn dieselbe sich nicht (wie bei Fryeria) zwischen Rücken und Fusse, den Kiemenring unterbrechend, findet. An der Unterseite des (Rücken-) Mantels zur Seite übergehend finden sich die quergestellten Kiemenblätter, die zusammen gleichsam einen Ring bilden, der nur vorn durch den Kopf und in einer kleinen Strecke an der rechten Seite durch die Genital¬ papille unterbrochen ist. Innerhalb der äussern Analöffnung liegt die Analröhre und rechts an seinem Grunde der Nierenporus. — Die Genitalpapille zeigt eine doppelte Oeffnung, eine äussere für das Vestibulum genitale (mit dem Penissacke und der Vagina) und eine innere für den Schleimdrüsengang. — Der Fuss ist breit, niedrig, zum Kriechen gebildet, vorn gerundet. Eine sehr feine Mundöffnung (der Aussenmund) leitet in die Mundröhre. Der Schlundkopf, eigen- thümlich gebaut, bildet einen Saugapparat; an der oberen Wand der Mundhöhle findet sich hinten die Oeffnung der Speiseröhre; keine Spur von Kiefern oder von Zunge. Die Speiseröhre ist sehr lang; in ihrer ersten Strecke dick, dann sehr dünn. Der Magen in der Leber ganz eingeschlossen. — Die Speicheldrüse klein, unpaarig. Die Niere stark entwickelt. — Die Geschlechtsorgane im Ganzen wie bei den Doriden; zwei Samenblasen; die Phyllidien sind aber durch eine eigenthümliche Hakenbewaffnung des Penis besonders ausgezeichnet. Die Phyllidien gehören dem westlichen Theile des pacifiken Oceans, dem indischen und dem rotlien Meere an. Sie sind apathische, träge, übelriechende (vgl. 1. c. p. 498, 512) Thiere, die besonders an Korallriffen oder an Fucoideen in der Nähe der Küsten angetroffen werden. Semper hat (bei der Pli. pustulosa) die Paarung gesehen (vgl. 1. c. p. 512); über die Entwicklung ist nichts bekannt. Von der Gruppe, die vorläufig in drei generische Abtheilungen zu zerfallen scheint, ') sind sannnt den neuen Formen die folgenden Arten bekannt: 1 Gen. Phyllidia (Cuv.), Bgh. 1. Pli. varicosa, Lmk. 2. » arabica, Ehrbg. 3. » elegans, Bgh. 4. » fasciolata, Bgh. (n.? sp.) 5. » rosans, Bgh. n. sp. (!. * ocellata, Cuv. 7. » annulata, Gray. 8. » loricata, Bgh. n. sp. 9. > ceylanica, Kelaart. 2 Gen. Pliyl lidiella, Bgh. 1. Pli. pustulosa, Bgh. 2. >' nobilis, Bgh. 3. > albo-nigra, Quoy et Gaim. 3 Gen. Fryeria, Gray. 1. Fr. Ruppelii, Bgh. ') Vgl. übrigens den Conspectus 1. c. p. 498 — 499. 138 1. Phyllidia rosans, Bgh. n. sp. Color fundamentalis dorsi nigerrimus. Dorsum parte raedia varicositatibus tribus longitudinalibus continuis roseis pervagatnm, parte marginali cingulis tribus roseis ornatum. Rhinophoria ad basin et ante rosea. Podarium virescens. Armatura penis fere ut in Pli. pustulosa, liamis compositis. Hab. Oc. pacificum (Tahiti, A. Garrett). Taf. IX, Fig. 1—4; Tat. X, Fig. 1— IS. Diese schöne Form wurde von Andrew Gurret am Riffe bei Tahiti gefunden und ein Individuum dem Museum Godeffroy (Hamburg) übergeben. Der Besitzer desselben hat mir die Exvisceration dieses Individuums gestattet. Den dem Museum übergebenen Xotizen Garrett' s zufolge ist das Thier »sehr selten <; er hat in allem nur drei Individuen gesehen; die Bewegungen desselben sind langsam (sluggish), und die Thiere riechen unangenehm. Garrett zufolge hatte das dem Museum übergebene Thier im Leben eine Länge von PU". Der Figur und den Xotizen Garrett' s zufolge ist die Farbe (Taf. IX, Fig. i) des Rückens bei dem lebenden Thiere bleich rosenroth (pinky-flesli colour) und schwarz (deep velvet black) gewesen, in der Weise, dass ein breites rothes Band sich längs der Mitte vor der Gegend der Rhinophorien fast bis an den Anus erstreckt: zu jeder Seite von jenem, durch ein schwarzes Band von demselben geschieden, kommt ein fast ebenso breites rothes Band vor, das vorne (ganz wie bei anderen Phyllidien) an das Rhinophorium, hinten an den Anus stösst. Nach aussen von diesen drei rothen Bändern kommt ein continuirlicher elliptischer schwarzer Kreis vor, der vorne die zwei oben erwähnten schwarzen Bänder- aufnimmt. Ausserhalb dieses schwarzen Kreises findet sich ein etwas breiterer von rotlier Farbe; bei dem untersuchten Individuum war dieser Kreis noch durch einen schmalen schwarzen Streifen von der Gegend der Rhinophorien ab ringsum in zwei parallele Ellipsen getheilt, Auf diesen rothen (Doppel-) Kreis folgt dann ein ähnlicher schwarzer, dann wieder ein rotlier; es folgt jetzt ein ganz schmaler schwarzer Kreis und der Rand selbst ist bleich (pale). Die Rhinophorien (Fig. 3) sind schwarz an der Hinterseite, vorn und unten röthlich (pinky-flesli). Die Analröhre ist bleich, weisslich. Die Unterseite des Thieres (Fig. 2) ist bleich grünlich - weiss (greenish- white) . Das in Alcohol anfbewahrte, schön erhaltene, nur ziemlich stark contrahirte und erhärtete Individuum hatte eine Länge von 32 bei einer Breite von 17 und einer Höhe bis 9 mm. Von der früheren Farbenpracht war nichts übrig, die Farben waren sammet- schwarz und weiss; der äusserste weisse Kreis war fast von derselben Breite wie die äussere Hälfte des inneren, die innere Hälfte desselben fast so breit als die lateralen Rückenbänder. Die Rhinophorien schwarz, vorne grau; die Spitze und die Aussenseite der Tentakel schwärzlich; der Kiemenkranz schwarz. Die Unterseite des Mantels sonst weiss; die Fusssohle gelblicli-weiss, die obere Seite grau, am Rande weisslich. Die Form des Thieres (Taf. IX, Fig. 1) ist länglich-oval, an beiden Enden etwa gleichmässig gerundet. Der Kopf wie bei anderen Phyllidien. Die Rhinophorien kräftig, tief perfoliirt, der Figur Garrett’s nach (Fig. 3) mit 19 — 20 sehr schief hinuntersteigenden Blättern; an dem untersuchten Individuum fast ebenso, mit 20 — 25, oben mit kleiner schiefer Endfläche. Die Tentakel der Figur und den Notizen Garrett' s (Fig. 2) zufolge stark, etwas abgeplattet, zugespitzt; sie zeigten die gewöhnliche Furche an der Aussenseite. Der Aussenmund wie gewöhnlich als eine feine (Fig. 2) Spalte hervortretend. — Der Körper von gewöhnlicher Form. Der Rücken in allen Richtungen etwas gewölbt. Die drei weissen (rothen) Längsbänder Lei dem lebenden wie bei dem todten Thiere der Länge nach ziemlich kantig 139 (subangular, Garr.) und etwas gerunzelt (rugose) : das mediane vorne die lateralen ziemlich weit über¬ ragend, die lateralen hinten über das mediane hinaus verlängert (an dem von mir untersuchten Individuum beginnendes Verschmelzen des Hinterendes des medianen mit dem linken lateralen Bande). Der innere weisse (rotlie) Kreis leicht gerunzelt und der äussere fast glatt, der Band ganz glatt. Die Analgrube hei dem todten Tliiere stark zusammengezogen. Die Analpapille (Fig. 4) coniscli, etwa 1,5 mm. hoch, schwarz, mit länglicher einfacher Oeffnung, der ausdrücklichen Angabe Garet t‘s zufolge sowie seiner Figur nach ( Fig. 4) aber eingekerbt (crenulated at the orifice) ; an der rechten Seite der Analpapille findet sich die bis nahe zur Harnöffnung reichende Furche (Taf. X, Fig. 1). Der Mantel (Fig. 2) steht zu allen Seiten bis 3,5 mm. über den Fussrand hervor. Die Kiemenblätter sind zahlreich; vorne, wo die Kiemen¬ blätter sich den Tentakeln sehr nähern, sind sie ganz niedrig; sie sind im Ganzen kurz und nehmen allmählig gegen die Mitte des Körpers in Höhe und Länge zu, sie werden dann wieder allmählig kürzer und niedriger; die Kieme ist hinten in der Mittellinie nicht unterbrochen. Die Zahl der Kiemen¬ blätter schien an der linken Seite etwa 200 zu betragen, an der rechten war die Zahl wegen der Genitalpapille etwas geringer: vor der letzten kamen gegen 30 Blätter vor. Die Blätter waren bis 1,75 mm. lang und erreichten eine Höhe bis 0,8 mm.; sie waren ziemlich dünne, doch etwas steife, länglich¬ dreieckige Blätter, in beiden, besonders dem äusseren Ende etwas ausgezogen; sie alternirten in Grösse so, dass ein grösseres mit einem kleineren, mitunter mit zwei kleineren wechselt, die kleineren sind sowohl kürzer als niedriger. Vorn an der rechten Seite (etwa 7 mm. hinter dem Tentakel) fand sich die Genital¬ papille: sie war abgeplattet, von einem Diameter von etwa 1 mm., mit den zwei gewöhnlichen Oeifnungen, der äusseren runden des Vestibulum genitale (mit Penissacke und Vagina), der inneren queren des Schleim¬ drüsenganges. — Der Fuss von der Seite bis etwa 3.5 mm. hervortretend: vorn gerundet (Fig. 2) und etwas eingekerbt, das Vorderende sonst wie gewöhnlich (vgl. 1. c. p. 368): das Hinterende etwas stumpf zugespitzt; die Fusssohle etwa 27 mm. lang bei einer Breite bis 11,5 mm. Die etwas niedergedrückte Körperhöhle ist, wie bei den Phyllidien sonst, von der in einem wurstförmigen Peritonaealsacke eingeschlossenen Eingeweidemasse erfüllt; jener ist in der Gegend des Kopfes, an den Oeifnungen des Körpers und an den Seiten wänden befestigt, sonst liegt er ganz frei, die den Bücken und den Fuss bekleidenden Fascien (vgl. 1. c. p. 369) berührend. — Die Fascia dorsalis wie gewöhnlich schwärzlich und viel stärker als die Fuss-Fascia. Der Peritonaealsack etwa 22 mm. lang bei einer Breite bis 6,25 und einer Höhe bis 5,5 mm. Die Eingeweide schimmerten in gewöhnlicher Weise durch denselben hindurch: die obere Hälfte des Sackes war schwärzlich mit tiefschwarzen stern¬ förmigen Flecken und einzelnen tiefschwarzen Strichen, die untere Hälfte war dünner, graufärbig. Der Bau der Fascien war wie bei anderen Phyllidien (vgl. 1. c. p. 388), und ebenso der der histologisch so ziemlich übereinstimmenden Peritonaealmembran. Das Centralnerve nsystem wie gewöhnlich in einer eigenthümliclien, zähen, ziemlich dicken Bindesubstanzcapsei eingeschlossen, deren Verhältnisse wie bei anderen Phyllidien (vgl. 1. c. p. 376) waren: letztere war wenig pigmentirt. — Die Centralganglien ähnlich denen der typischen Art (Ph. varicosa, Lamarck), die Pedalganglien nur stärker hervortretend, und im Ganzen, wie es schien, etwas grösser. Die Länge der Cerebrovisceralganglien betrug etwa 1,16 mm. Das Gang! olfactorium wie gewöhnlich (es fand sich kein Gang! opticum). Die buccalen und gastro-oesophagalen Ganglien schienen sich wie bei der Ph. pustulosa zu verhalten. Die Augen (Taf. X, Fig. 2) wie sonst ausser der Gehirn capsel liegend, in der Peritonaealmembran befestigt, wie gewöhnlich etwas länglich kugelig, von etwa 0,16 mm. grösstem Diameter; die Linse hell liorngelb, das Pigment kohlschwarz, und ein ähnlicher Pigmentstrich zog sich wie bei der Ph. varicosa durch die grösste Länge des X. opticus hin (Fig. 2a). — Die Ohrblase wie gewöhnlich an dem äusseren 140 Tlieil des eigentlichen Hirnknotens liegend, von etwa 0,14 mm. Durchmesser; mit schwach gelblichen, rundlichen und ovalen Otokonien von einer Grösse bis 0,016 mm. strotzend erfüllt. — Die Blätter der Rhinophorien wie bei anderen Arten (vgl. 1. c. p. 383) mit ausserordentlich zahlreichen Kalk-Stäbchen (Tat. X, Big. 4) versehen; die Stäbchen jedoch selten einen grösseren Durchmesser als etwa 0,0127 mm. erreichend; unter diesen langen Stäbchen kamen einzelne noch mehr verlängerte vor, die aus der Axe der Rhinophorien sich in die Blätter hinein fortsetzten: jene war nämlich noch stärker und in der unregelmässigsten Weise mit Stäbchen ausgesteuert. Die Höhle, durch welche der X. olfactorius heraufsteigt, sehr eng. — Die Tentakel schienen keine Höhlung zu enthalten; in der Substanz derselben eine Unzahl von Stäbchen, den oben erwähnten ganz ähnlich, oft in der Art geordnet, dass sie, in unregelmässigen Bündeln gelagert, kleinere Maschenräume begrenzten: die Furche der Aussenseite zeichnet sich durch keinen besonderen Ban aus. Die Gegend der Mundölfnung und die Innenseite der vom Vorderrande des Fusses an die Tentakel hinaufsteigenden Falte zeigten eine zierliche Bekleidung mit grossen (Diameter etwa 0,04 bis 0,06 mm.), klaren, ovalen oder polygonalen, mit kleinem Kerne versehenen Zellen (vgl. 1. c. p. 384). Das Stroma der Haut und die subcutane Bindesubstanz sind, wie schon die Berührung besonders der Unterseite des Mantels zeigt, in ganz ausserordentlichem Grade mit Stäbchen (Spielen) ausgesteuert, die entweder, und zwar am meisten, zusammenhängende (Fig. 6) Lager bilden oder (Fig. 3), wie oben erwähnt, wie Maschenräume umschreiben. Die Hautstacheln sind übrigens (Fig. 7, 8) denen anderer Phyllidien ähnlich ( vgl. 1. c. p. 386); sie erreichen eine Länge von 1 mm. und einen Querdurchmesser von 0,1 mm. (0.16mm.); im Ganzen schienen die grössten und dicksten in der Unterseite des Mantels vorzukommen; die kleinsten , deren Durchmesser meistens nur etwa 0,0036 mm. betrug, kamen in der Haut senkrecht stehend (Fig. 5) vor. — An Schnitten der Seitenwände des Körpers zeigten sich dieselben sein- stark durch Stäbchen erhärtet und abgesteift, die meistens schräge und der Länge nach liegen. In dein Fusse kamen ähnliche eben so stark entwickelt vor, besonders gegen die obere Seite desselben und mit senkrecht emporsteigender, mitunter wie baumartiger Ausbreitung. In der die Organe verbindenden und umhüllenden Bin de Substanz kamen hie und da Stäbchen vor, fast immer von geringer Grösse; in der Capsel des Zentralnervensystems fehlten sie auch nicht. Die Mundöffnung ist, wie oben erwähnt, sehr fein, nimmt nur ein dünnes Pferdehaar auf. Die Mundröhre (Fig. 10 a) stärker als gewöhnlich, etwa 3,5 mm. lang, hinten etwas erweitert und trichter- artig das Vorderende des Schlundkopfes umfassend, daselbst etwa 2,5 mm. hoch bei einer Breite von etwa 3 mm.; die obere Wand ganz vorne eine tiefe Furche, sonst einen gerundeten Kiel bildend (Fig. 11 a); die Wände überall weisslich, sonst fast glatt, nur in dem hintersten Viertel mit starken Kreisfalten. Die Bindesubstanz-Umhüllung weniger reichlich als bei anderen Arten, und der Kragen am oberen Ende des [Mundrohres mit sammt den Mm. protrusores bulbi nicht deutlich entwickelt, dagegen andere am Vorderende der Mundröhre. — Der Schlundkopf gross und kräftig; die Länge etwa 5,5 mm. betragend bei einer Höhe und Breite von 5 mm.: die Länge des Schlundkopfes beträgt also (wie auch bei anderen Phyllidien) etwa V8 der Körperlänge des Thieres. Die Form war (Fig. 10) ebenso auffallend und asymmetrisch wie bei anderen untersuchten Alten, die Farbe weisslich gelb. Die Grundform bimförmig, das spitze Ende gegen vorne und unten stehend; die obere Fläche gegen vorne schräg abfallend, die untere flach, die Seiten gerundet; das Hinterende schräge von oben gegen unten und vorne und von der linken Seite gegen vorne und rechts gehend. Die Bindesubstanz-Umhüllung des Schlundkopfes weniger stark und fast gar nicht schwarz pigmentirt. Im Baue stimmte der Schlundkopf im Ganzen näher mit den Phyllidiellen (Pli. pustulosa); dieselben kleinen und grösseren (bis 2,5mm. langen), unregelmässigen, zusammengedrängten, von gegenseitigem Drucke oft kantigen, gestielten (mit Stielen von einer Länge bis etwa 1.5 mm.) Lappen 141 70 zeigend, die den dicken Tlieil der Speiseröhre deckten (vgl. 1. c. p. 405 — 470); der unterliegende Boden ist aber (wie der Schlundkopf) im Ganzen von weisslieh gelber Farbe. Die gewöhnlichen zwei starken (etwa G mm. langen) Mm. retractores bulbi inserirten sich seitwärts an der oberen Fläche, vor ihrer Mitte, an der Wurzel der Speiseröhre; diese Insertion war wie gewöhnlich gekliiftet (Fig. 10 bb); die hintere Insertion der Muskel wie gewöhnlich an der Fascia dorsalis und dem Rücken. Nachdem die Mundröhre der Länge nach an der Unterseite gespalten ist (Fig. 11), zeigt sich dieselbe, rvie bei den Phyllidien gewöhnlich, in die Mundhöhle fast unmittelbar übergehend. Von der oberen Wand dieser letzteren (Fig. 11 c) ragt ein unregelmässiger, von mehreren Längsfurchen durchzogener Wulst hervor, dessen V orderende sich von der Wand gelöst zeigt, während er hinten am Boden der (im Ganzen etwa 3,75 mm. langen) Mundhöhle endigt; hinter der Mitte der Längenfurche des Wulstes in einer Erweiterung derselben liegt (Fig. 1 1 b) die Oeffnung der Speiseröhre am Ende eines schräge (etwa 1,2 mm.) hervortretenden, etAvas abgeplatteten, kurzen Cylinders. Die Wände der Mundhöhle sind durcligehends Aveisslich. Die Speiseröhre beginnt, Avie oben erwähnt, mit einem intrabulbösen Theile (Fig. 12b), der sich an der oberen Wand der Mundhöhle öffnet (Fig. 12a), schräge, von den erwähnten Lappen und Läppchen verdeckt, und zwischen den Insertionen der beiden Retractoren hinaufsteigt und mit seinem hintersten Theile an der Oberfläche des Schlundkopfes (Fig. 10 c) hervortritt. Dieser Tlieil der Speiseröhre ist Aveisslich, kräftig, im Ganzen von einer Länge von etAva 4 mm. bei einer Dicke von etwa 1,25 und einer Breite von beiläufig 1,5 mm.; auch an Durchschnitten zeigt sich das dickAvandige Rohr rundlich-dreieckig (mit einer Furche an den zAvei Seiten), die Lichtung dreieckig, die innere Bekleidung ein schönes Epithel. Der dünnere Tlieil der Speiseröhre (Fig. 12 c — d) ist vom dickeren (Fig. 10 c) scharf geschieden; an seinem Grunde ein Avenig dicker, erhält er dann durch seine ganze Länge (von im Ganzen etwa 16 mm.) dieselbe Dicke von etAva 0,5 mm., ist von weisslicher Farbe; die Wände sind bedeutend dünner, die Lichtung rund. In dem dickeren Theile der Speiseröhre fand sich eine geringe Menge von unbestimmbarer thierisclier Masse, der dünnere Tlieil schien leer. - — Die Speiseröhre, die in ihrer letzten (Fig. 12 e) Strecke (von etwa 2 mm.) von der Leber umschlossen ist, geht mit einer Erweiterung in den Magen über. Derselbe erstreckt sich, Avie bei anderen Phyllidien, fast durch die ganze Länge der Leber (mit der runden Lichtung bis etwa 1,5 mm. Diam. messend), an den Wänden sich überall in verschiedene Hohlräume und Vertiefungen fortsetzend. Die Höhle war leer. — Der Darm, Avie gewöhnlich, aus dem mittleren Theile des Magens ganz links entspringend; er beschreibt den gewöhnlichen Bogen vor dem Pericardium, geht dann rückwärts längs der rechten Seite der Harnkammer, unter der Nierenspritze und weiter bis an das hintere Ende der Hinge Aveidemasse; Avird dann frei, steigt als Rectum an und durch die Analröhre hinauf. Die ganze Länge des Darms betrug bis an die letzte etwa 13 mm. Die erste Strecke des Darmes ist zwiebelartig (bis zu einer Breite von 1,3 mm.) erweitert, die übrige Strecke bewahrt eine Breite von etAva 1 — 1,2 mm.: die Farbe des Darmes war bis an den Anfang der Darmkrümmung gelblich, durch die übrige Strecke grau und mit starken schwarzen Längsstreifen gezeichnet, die von den Längsfalten der Innenseite hervorgebracht Avurden. Von stärkeren solchen Avurden etAva 10—12 gefunden, die sich durch fast die ganze Länge des Darmes continuirlicli fortsetzten; die Zahl der Falten im Pylorustheile des Darmes war grösser. — Die Darmhöhle Avar leer. Die Speiclieldrüsen-Masse zeigte sich, AArie gewöhnlich, als abgeplattet länglich- viereckig, mit gelappten Rändern, gelblicliAveiss; ein Ausführungsgang konnte nicht nachgeAviesen werden. Die Leber Avie gewöhnlich bei Phyllidien, die Länge betrug 13 mm.; das Verhältniss zum Magen soAvie zur ZAvitterdrtise und Niere AArie bei der typischen Phyllidia (vgl. 1. c. p. 405). Das Pericardium Avie bei anderen Formen, ebenso das Herz; die Kammer (in schlaffem Zustande) von einer Länge von fast 3 mm., die zAvei Atrium-Klappen schön halbmondförmig. Die Aorta anterior wie geAvöhnlicli (vgl. 1. c. p. 410, 476), in der oberen Wand der Urinkammer liegend: die Fortsetzung 142 71 vorwärts wenig pigmentirt. Die Venae hepato-pediaeae, die Yenae hepaticae, der Sinus circumpediaeus, der Sinus cirCumdorsalis und die Yenulae brancliiales schienen wesentlich wie hei der typischen Phyllidia. Der Bau der Kiemenblätter wie bei jener. Das Nierensystem konnte fast vollständig wie bei anderen Phyllidien nachgewiesen werden. Die Nierenspritze an gewöhnlicher Stelle, kurz bimförmig, etwa 0,5 mm. lang, von gewöhnlichem Baue. Der Nierenspritzengang fast ganz wie bei der Pli. pustulosa, nur (wenigstens bei dem untersuchten Individuum) längs der Mitte der Harnkammer laufend und, wie es schien, kürzer. Die Harnkammer wie bei der Pli. pustulosa weit, vor der Gegend des Yorderendes der Leber bis 2 mm. breit, in der Nähe der Nierenspritze bis 3,2 mm.: hinten wie gewöhnlich in den Harnleiter übergehend, welcher in die sehr deutliche, runde (Fig. 1 b) Harnöffnung endigt. Die Niere zeigte eine Andeutung einer Einschnürung in der Gegend des Pericardiums, bei weitem aber nicht so ausgeprägt wie bei der Ph. varicosa; die Dicke des Nierenlagers betrug vorne etwa 0,4, hinten 1,5 mm. Der Bau der gewöhnliche, die Pigmentirung der Niere (so wie der Harnkammer) gering. Die Zwitterdrüse wie gewöhnlich das Yorderende und die obere Fläche der Leber bekleidend, hebt sich an dem Aussenrande durch ihre mehr gelbliche Farbe von der Leber ab ; ihre Dicke betrug auf Durchschnitten der Leber in der Mitte etwa 1 mm. Der Bau schien der gewöhnliche ; es kamen stark ver¬ fettete Eizellen und entwickelte Zoospermen vor. — Der Zwitterdrüsengang wie gewöhnlich vorne unter der pars cardiaca der Speiseröhre hervortretend, schräge an die Schleimdrüse übergehend, ihre Ampulle bildend, die (Fig. 13 c) an dem oberen Bande der Schleimdrüse links liegt. Diese Ampulle ist, besonders oben, von stark rothgelber Farbe, bimförmig, von etwa 3 mm. Längen- und 1,5 mm. Quer- Durchmesser; unten schnürt sie sich zusammen (Fig. 15 a) und geht mit einem kurzen, dünnen Halse in den Samen- und den Eileiter über. Die Wände der Ampulle sind ziemlich dünn, das Epithel wie gewöhnlich; der Inhalt fast ganz wie bei anderen untersuchten Phyllidien (vgl. 1. c. p. 423), aus reifem Samen gebildet. An der Theilungsstelle der Ampulle findet sich eine starke schwarze Pigmentirung (Fig. 14, 15), die hier aber hauptsächlich dem Anfänge des Eileiters zu gehören scheint (Fig. 15 c). Der Eileiter (Fig. 14) setzt sich rechts als ein abgeplattetes, nur hie und da etwas grau pigmentirtes , wenig geschlängeltes, dick- und weichwandiges Kohr über die Vorderseite des eigelben Tlieils der Schleimdrüse fort, indem sie denselben (Fig. 14) in eine grössere obere und eine bedeutend kleinere untere Parthie theilt. An oder neben der Wurzel des Schleimdrüsenganges scheint der Eileiter sich in die Schleimdrüse hinein zu öffnen und sich mit dem gemeinsamen Ausführungsgange der Samenblasen zu verbinden. Der Samengang (Fig. 13 a, 14 a, 15 b) beginnt unten dicht an dem Unterrande der Schleimdrüse, ist anfangs dünn, durch eine kurze Einschnürung von der erwähnten schwarzen Stelle geschieden, schwillt dann schnell zu 4 — öfacher Dicke an, ist Aveiss, ziemlich dünnwandig, und setzt sich in kurzen Windungen längs des linken Randes der Schleimdrüse hinauf fort; geht dann (Fig. 14) etAvas verdünnt quer über die Vorderseite der Ampulle, schlägt sich mit einer grossen Schlinge über den oberen Rand und den obersten Theil der hinteren Fläche der Schleimdrüse hin; Aveiter gegen aussen setzt sich der Gang vor der schwarzen Samenblase (Fig. 14) hin fort, bildet unterhalb derselben mehrere Schlingen und geht allmählig mehr verdünnt in den hintersten Theil des Penissacks über (Fig. 14). Der Penissack (Fig. 13 g, 14 g) schien etAvas kürzer als bei anderen untersuchten Phyllidien zu sein; er war in lose, sclnvärzlich pigmentirte Bindesubstanz gehüllt; derM. retractor penis Avie gewöhnlich. In der Wand kamen stellenweise Kalkstäbchen in reichlicher Menge vor. Die Innenseite zeigte besonders in der unteren Hälfte starke Längsfalten. Der Penis Avar Aveisslich, conisch, sich durch die oberen 3h des Sackes erstreckend, an der Spitze des Organs fand sich eine kleine Ver¬ dickung. Diese letztere schien. Avie bei anderen Phyllidien, hohl zu sein und auch an der Innenseite mit 143 einem Epitliele und einer eigen tliiim liehen Bewaffnung überzogen zu sein. Diese bestellt aus etwa 16 undeutlich geschiedenen Längsreihen (Fig. 17) von Dornen, mit etwa 11 — 13 in jeder Reihe. Die Dornen (Fig. 17, 18) erreichen eine Höhe bis etwa 0,05 mm., sind schwach gelblich, hart: sie bestehen aus einem glatten Grundstücke, das an der Unterseite uneben, an dem Rande wie gekerbt war, und einem Hakentheil, der sich ziemlich schroff erhob und im Ganzen dem der Penishaken der Phyllid. pustulosa (vgl. 1. c. p. 481. Taf. XXIV, Fig. 5) ähnlich war, aber noch unregelmässiger gebildet (noch dazu fehlten, wie es schien, die spatelartigen Dornen (vgl. 1. c. Fig. 6)). Die grosse, weissliclie, hintere (Fig. 13) Samenblase (Fig. 16 a) ist kugelförmig, von etwa 2 mm. grösstem Diameter. An der äusseren und unteren Seite (Fig. 13, 16 b) ist dieselbe mit einer Art von grauem, dickem Kamme versehen (wodurch das ganze Organ eine nicht geringe Aelmlichkeit mit dem Testis und Epididymis des Menschen erhält); dieser Kamm ist der Anfang des Ausführungsganges, welcher sich nach kurzem Verlauf mit dem der schwarzen Samenblase verbindet, und als ein ziemlich dicker (Fig. 16 e) graugefärbter Gang sich längs des Zwischenraumes zwischen Schleimdrüsengang und Penissack fortsetzt und als Vagina sich in das Vestibulum genitale öffnet. Die vordere (Fig. 13 d, 14 d), kleinere Samen¬ blase war kohlschwarz (Fig. 16 c), kugelrund, von etwa 1,25 mm. grösstem Diam. : der Ausführungsgang (Fig. 16 d) war kaum doppelt so lang als die Blase, vereinigte sich mit dem der hinteren Spermatotheke; aus der Vereinigungsstelle schien ein (Fig. 16 f) dünner Gang zu entspringen, der sich vorwärts bis an die Wurzel des Schleimdrüsenganges (und der Einmündungsstelle des Eileiters) fortzusetzen schien. Die Wände der beiden Samenblasen, besonders die der schwarzen, sind ziemlich dick, die innere Auskleidung ein schönes Plattenepithel. Die weisse Spermatotheke war fast leer, der sparsame Inhalt aus Klumpen von Zellen und Kernen gebildet: die schwarze war mit reifem Samen ganz gefüllt: die, Gänge der Blasen dickwändig. Die oben erwähnten Theile ruhen an den Rändern und an den Flächen der Schleimdrüse. Dieselbe (Fig. 13 b, 14b) hatte eine Breite von 3,75, eine Höhe von 3,5 und eine Dicke (von vorne nach hinten) von 2,75 mm. Der grösste obere Tlieil war von stark eigelber Farbe, welche gegen die weissliclie der unteren Hälfte stark hervortrat, an derselben zeigte sich eine Masse von feinen Windungen (Fig. 13 b). Der Schleimdrüsengang (Fig. 13 f, 14 f) fast 2 mm. lang, von gewöhnlichem Baue. 2. Phyllidia loricata, Bgli. n. sp. Color fundamentalis albidus; dorsum soliduni, calcareum, quasi testaceum, secundum longitudinem utrinque maculis compluribus (5) rotundatis aterrimis et ante unica solitaria ornatum. Armatura penis fere ut in Pli. varicosa, hamis simplicibus. Hab. Oc. paciftcum (Tahiti, A. Garrett). Taf. X, Fig. 7, 9, 19—21; Taf. XI, Fig. 1—2. Diese neue Form wurde vom Herrn Andrew Garrett auf Tahiti erhalten. Den wenigen Notizen des Finders zufolge, die mit dem einzigen Individuum an das Museum Godeffroy gelangten, war das lebende Thier »klein, lederartig, länglich-oval, oben stark convex, weiss, mit zwei Längsreihen von kleinen unregelmässigen kohlschwarzen (jet-black) Flecken, fünf auf jeder Seite und einer zwischen den Fühlern: der Mantel an beiden Enden gerundet; die Mitte desselben fein gestreift; der Mantelsaum mit dünnem Rande, rauh (scabrous), mit kleinen rauhen Papillen.« , 144 Das in Alcohol bewahrte Individuum hatte eine Länge von 9,5 mm. bei einer Breite von 5 und einer Höhe bis zu 2,25 mm. — Die Farbe war im Ganzen weisslich. An dem Rücken traten die erhabenen Linien und Rugositäten mehr weisslich hervor: an demselben zeigten sich ferner sehr abstechend die oben erwähnten, tiefschwarzen, scharf begrenzten, rundlich-eckigen Flecken (Fig. 1); sie waren ganz glatt, einen Durchmesser bis etwa 0,8 mm. erreichend: von den fünfpaarigen standen die hintersten neben einander, die übrigen schräge einander gegenüber, der vorderste median vor den Rhinophorien; diese letzten waren, wie auch die Tentakel, von bräunlich grauer Farbe. Der Fuss gelblich weiss, ebenso die Kiemen. Die Form des Thieres war länglich oval (Fig. 1, 2), ein wenig mehr in dem vorderen, als in dem hinteren Ende gerundet, der Rücken nicht bedeutend gewölbt. — Die Tentakel (Fig. 2 a) kurz, ab¬ geplattet, am Ende gerundet, mit oberflächlicher Furche an dem Aussenrande, an der Wurzel eine flache, rundlich-dreieckige Vertiefung, in der sich die Mundöffnung finden wird. Die Rhinopliorscheiden (Fig. 1 a) ganz niedrig: die Rhinophorien von etwa gewöhnlicher Form, tief perfoliirt, die Zahl der Blätter etwa 10 betragend. Die Rückenseite des Thieres (Fig. 1) zeigt sich wie mit einem harten Schilde bedeckt, dessen Randtheil ringsum ein wenig aufwärts gebogen ist, besonders vorne. An diesem Schilde treten an der Mittelpartie, innerhalb der schwarzen Flecken, drei erhabene, aus einzelnen sehr feinen Höckerchen gebildete Linien hervor; ausserhalb derselben fanden sich zwei andere, ähnliche, die schwarzen Flecken scheinbar verbindende Linien, meistens aus etwas grösseren Höckerchen zusammengesetzt: hinten gingen die Linien beider Seiten in einander über. An der Randpartie des Schildes endlich zeigten sich zwei concentrische, elliptische Linien, aus kleinen Höckerchen gebildet, die in Grösse mit denen der angrenzenden Linien übereinstimmten: diese letzten Linien waren wegen dazwischengeschobener Höckerchen nicht überall deutlich geschieden, so wie solche an der Mittelparthie des Rückens zwischen der medianen und den zwei lateralen Linien auch vorkamen. Von der medianen Linie ging eine sehr feine Streifung aus, die sich auswärts gegen den Rand hin und gegen hinten fortsetzte, in dem Randtheile schwach gebogen verlaufend: in der vordersten Randpartie kam eine eradiirende Streifung vor, die sich der der übrigen Randparthie (vergl. Fig. 1) unmittelbar anschloss. Diese ganze Streifung trat (nach geschehener Exvisceration) noch deutlicher an der Innenseite des Schildes hervor. Das Schild war vorne durch die Rhinophor-Oeffnungen durchbrochen; hinten zeigte sich, zwischen den beiden hintersten schwarzen Flecken, die sehr feine, schräge eindringende Analgrube (Fig. 1 b). Der Rand des Schildes ist scharf, sehr fein gezälmelt (Fig. 1, 2): die Unterseite desselben (Fig. 2) ganz wie an der oberen Seite gestreift. Das Schild an den Seiten (Fig. 2) bis 1,5 mm. über den Fuss hervorragend. — In der niedrigen Seitenfurche, zwischen Schilde und Fuss, die wenig entwickelte Kieme, die sich nach vorne kaum über die einander an beiden Seiten entsprechenden Gegenden der Genitalpapille erstreckte (Fig. 2). Die Kiemenblätter niedrig, Gelleicht etwa 50 — 60 an jeder Seite, kaum in Grösse einigermassen regelmässig alternirend. Dicht hinter der Grenze des vorderen Drittels der ganzen Körperlänge die Genitalpapille (Fig. 2 b) mit den gewöhnlichen zwei Oeffnungen, aus der äusseren ragte der Penis (etAva 0,6 mm.) hervor. — Der Fuss (Fig. 2) stark, an der Mitte seiner Länge etwa 2,25 mm. breit, gegen vorne und hinten etAvas zugespitzt, in den Enden gerundet, und in dem vorderen ausgerandet. mit einem oberflächlichen medianen Einschnitte. Das Centralnervensystem schien etwas mehr als bei anderen Phyllidien abgeplattet. In der umhüllenden Bindesubstanz stabförmige Spielen (Kalkkörperchen). Das Auge gross, von etwa 0,12 mm. grösstem Diam.. mit dunkelschwarzem Pigmente und grosser gelblicher Linse; der N. opticus in seiner letzten Strecke schwarz pigmentirt. Die Ohrblase an gewöhnlicher Stelle, von etwa 0,058 mm. Diam., von (etwa 50 — 60) Otokonien gewöhnlicher Art und von einem Diam. bis etAva 0,009 mm., strotzend. Die Rhinophorien in ihrem Stiele und in der Axe der 145 io 74 Keule ausserordentlich stark, in den Blättern derselben weniger kräftig, mit Stäbchen ausgesteuert, die in den Blättern mehr eradiirend, sonst besonders in der Queere zu liegen schienen. In den Tentakeln kam eine Menge von dreifingerigen und stabförmigen, grösseren und kleineren Spielen vor, die meist queere lagen. Die Haut war überall an dem Rücken in dem ausserordentlicksten Grade mit Stäbchen ausgesteuert, in der Art, dass dieselbe fast aus solchen allein gebildet war. Der ganze mittlere, wie schräge schrafflrte Theil des Rückens zeigte sich von der Innenseite ab bei einer schwachen Vergr. (55 M.) hauptsächlich aus langen, von der Mittellinie ab gegen die Seiten und gegen vorne continuirlich verlaufenden, colossalen Spicnlae gebildet, die sich mit den Spitzen in der Mittellinie mitunter kreuzten; es kamen nur einzelne von dieser Richtung abweichende Spielen vor. An der Aussenseite, von oben betrachtet, zeigte sich ein ganz ähnliches Lager, dessen Elemente aber gegen aussen und hinten sich erstrecken, wie schon oben als von der oberen Seite leicht bemerkbar erwähnt. Die ziemlich regelmässige Durchkreuzung dieser zwei Lager ist durch das Durchschimmern der Elemente an beiden Seiten leicht zu constatiren. Diese Spielen sind immer einfach, Spindel- oder stabförmig, eine Länge bis etwa 1,5 — 2 mm. bei einem Querdurchmesser von meistens 0,08 mm. erreichend. Die breite marginale Partie des Rückens zeigt sich, von oben wie von unten, hauptsächlich aus längeren und kürzeren, kreuzförmigen (Taf. X, Fig. 7), auf und neben einander liegenden Stäbchen gebildet, die senkrecht, seltener etwas schräge gegen den Rückenrand gelagert sind; zwischen diesen, die Lücken zwischen denselben grösstentheils ausfüllend, kommen kleinere Spielen von den verschiedensten Formen vor; die Stäbchen des mittleren Theils des Rückens erstrecken sich immer eine Strecke, mitunter weit in die Randparthie hinaus. In den kleinen Erhabenheiten der ganzen Rückenseite treten in einem etwas reichlicher entwickelten zellulären Stroma eine Menge von kurzen stabförmigen Spielen auf. Die hervorstehenden, aber niedrigen, festen, glattrandigen äussern Rliinopliorsckeiden waren durch schräge, kurze Spielen abgesteift. Die Seiten und Ränder der äussern Analöffnung zeigten sich auch durch kurze, hauptsächlich senkrechtstehende Spielen erhärtet. Die niedrigen Seiten zeigen vielleicht vorherrschend senkrechte stab förmige Spielen, zum grossen Theil Fortsetzungen aus dem Lager der unteren Seite der Randparthie des Rückens, mit schrägen und längslaufenden stark vermischt. Der Rücken so wie die Seiten sind mit einem sehr dünnen, faserigen und zeitigen Ueberzuge versehen (vergl. Taf. X, Fig. 9); die Zellen klein. In dem Fasse kamen zahlreiche stab förmige Spielen, hauptsächlich in querer Richtung liegend, vor. Die Spielen zeigen sich, wie gewöhnlich, fast farbenlos, mitunter fast glasliell; sie sind meistens homogen, mitunter, besonders an den Enden, wie geschichtet (Taf. X, Fig. 7 a); sie bieten den gewöhnlichen Bau dar; die grösseren brausen mit Säuren sehr stark auf und hinterlassen mitunter eine deutliche feine Zellencontour. Zwischen den Spielen zeigten sich nach Entfernung der Kalksalze der grösseren derselben nicht geringe Ueberreste von einem unverkalkten Stroma. Besonders stark an den schwarzen Flecken entwickelt kommen feine, runde oder ovale Drüsen-Oeffnuugen von etwa 0,007 bis 0,0127 mm. grösstem Diam. vor; an einem Quadrate von etwa 0,25 mm. Durchmesser fanden sicli deren etwa IG (Taf. X, Fig. 2 d). Der Schlundkopf schien ') dem der vorigen Art ähnlich. Der dickere Theil der Speiseröhre, etwa 3 mm. lang, mit dreieckiger Höhle; der dünnere Theil sehr lang, mit wenigstens einer Einschnürung in der vorderen Strecke. — Die Rectal röhre bimförmig, von gelblicher Farbe. Die Ampulle des Zwitterdrüsenganges schien bräunlich zu sein. Die beiden Spermatotheken waren weisslich. — Der Penis ragte, rvie oben erwähnt, aus dem Vestibulum genitale (Fig. 2 b) als ein 'J Bei der eigentümlichen Festigkeit des Thieres, dessen äussere Formverhältnisse noch dazu bewahrt werden mussten, war es mir unmöglich, die auch sehr gehärteten Eingeweide einigermassen unbeschädigt herauszubefördern. 146 cylindrischer, starker Kegel hervor (Fig. 19), der, besonders gegen die Spitze, durch Spielen stark abgesteift war (welche die Untersuchung der Spitze sehr erschwerten). An ihrer Aussenseite (ausgestülpt) fand sich c. in (Fig. 19) der äussersten Hälfte, in einer Länge von etwa 0,25 mm. die gewöhnliche Haken-Bewaffnung. Dieselbe war (Fig. 20) aus einfachen, schwach gelblichen, mehr oder weniger gekrümmten Dornen gebildet, die eine Höhe bis zu etwa 0,0127 mm. erreichten und im Ganzen denen der Pli. varicosa (vgl. 1. c. p. 425. Tab. XVIII, Fig. 9, 10) ziemlich ähnlich aussahen. Sie waren in gewöhnlicher Art geordnet: es kamen etwa 20 oder 22 Querreihen vor, in jeder der unregelmässigen und undeutlich geschiedenen Reihen nur einige wenige Dornen. PLAKOBRANCHIDAE. Plakobranchus, van Hass. Das Geschlecht Plakobranchus wurde von van Hasselt J) aufgestellt und für seine Zeit, der äusseren Form nach, ganz gut cliarakterisirt. Die Kenntniss derselben blieb dann längere Zeit unerweitert. Die von van Hasselt gelieferten Angaben über die inneren anatomischen Verhältnisse beschränkten sich auf das Circulations- und Generationssystem und waren fast durchgehends unrichtig. Diese merkwürdigen Thiere waren also eigentlich noch fast ganz unbekannt geblieben und ihre natürlichen Verwandtschaften sehr zweifelhaft, bis sie vor kurzer Zeit vom hiesigen Verf. einer genaueren Untersuchung 2) unterworfen wurden. Es ist nur ein einziges Geschlecht der Familie bekannt, und bis in die neueste Zeit nur eine einzige Art desselben, die von Hasselt aus dem Siuidameere beschriebene. Später waren zwei andere aus dem die Sandwich-Inseln umspülenden Meere dazugekommen, und die Einsammlungen von Semper hatten mehrere (4) neue Formen gebracht. Aus meinen Untersuchungen ging hervor, dass die Arten in den Formen- Verhältnissen sehr bedeutend mit einander übereinstimmen und dass sie in Farbe ziemlich zu variiren scheinen. Die in Alcohol bewahrten Individuen sind daher, um so mehr weil sie die Farben in Spiritus fast ganz einbüssen, ziemlich schwer dem Aeusseren nach zu bestimmen. Auch an den Zahnplatten wird es schwer halten, die Species zu präcisiren, und es ist daher ein glücklicher Umstand, dass sich in der Form des Penisstachels, so wie in der Lage und Configuration der Oeffnung desselben ein guter Charakter hat finden lassen: der Werth desselben scheint an der unten zu beschreibenden neuen Art sich auch zu bestätigen.3) Von dem Geschlechte sind bisher die folgenden, alle aus dem indischen und australischen Meere stammenden, Arten bekannt: 1. PI. ocellatus, van Hass. (Bgh.) — M. indicum et pacificum. 2. >' argus, Bgh. — M. pacificum. 3. >' ianthobaptus, Gould. — M. pacificum. 4. » gracilis, Pease. — M. pacificum. 5. » variegatus, Pease. — M. pacificum. 6. •» camiguinus, Bgh. — M. philippinense. ') Allg. Konst- en Letter-Bode voor het jaar 1824. 1 Deel. No. 3, p. 34—35. 2) Semper, Reisen im Archipel der Philippinen. II, 2. R. Bergh, malacol. Untersuchungen (3 H. Plakobranchidae). p. 145—174, Tab. XVII-XX. s) Während die Bedeutung der äusseren Genitalien als specifische Kennzeichen bei den Mollusken bisher kaum bekannt war, scheint dieselbe im Gebiete der Articulaten. und zwar besonders der Landformen derselben, schon lange anerkannt. 147 76 7. PI. punctulatus, Bgli. — M. philippinense et pacificum. 8. » laetus, Bgh. — M. philippinense. 9. » priapinus, Bgli. — M. philippinense. 10. » chloropliacus, Bgh. — M. pacificum. 9. PI. chlorophacus, Bgh. n. sp. Color fundamentalis capitis, dorsi anterioris. prominentiae pericardiaco-renalis et lateris externi alarum dorsalium flavescens, ubique annulis dense confertis, pro parte brunneis, pro parte prasinis et violaceis, pro parte flavido-pupillatis. Tentacula marginibus et apice sicut extremitas posterior corporis violacea. Dorsum sicut pagina superior (interna) alarum dorsalium prasina. Podarium albidum, maculis prasinis nigro-pupillatis obsitum. Hamus penis longissimus, fortiter ärcuatus, apice producto, apertura cymbiformi. pone apicem sita. Hab. Mare pacificum (Huaheine). Tat. IX, Eig. 5—6; Taf. X, Eig. 22—25; Taf. XI, Fig. 3—6. Aus den Gesellschafts-Inseln sind bisher schon mehrere Arten bekannt — der PL variegatus und der PI. gracilis — von denen die jetzige sich aber schon in Farbenverhältnissen ziemlich stark unterscheidet. Diese Form wurde von Andrew Garrett am Riffe in Huaheine gefunden; nur ein einziges Individuum ist von Garrett im Mus. Godeffroy deponirt. Dasselbe war ziemlich zusammengezogen und erhärtet, sonst ganz gut conservirt; es wurde mit möglichster Schonung der äusseren Form exviscerirt. Dem den Originalfiguren Garrett1 s mitgegebenen Maassstabe zufolge hat das lebende Thier (Tafel IX, Fig, 5, 6) eine Länge von etwa 33 bei einer Breite von 10 nun. gehabt; die Länge der Tentakel hat etwa 4 mm. betragen. Die Farbe war den Figuren und Notizen Garrett's zufolge » oben hellgelblich (creamy-yellow), unten weiss,« die Ränder und das Ende der Tentakel, so wie das Hinterende des Körpers »purpurn oder violet- farbig. « Die Aussenseite der Rückenflügel und die obere Seite des Kopfes mit zahlreichen ganz kleinen, bräunlichen Pünktchen (profusely dotted witli lilac) dicht bedeckt und mit zahlreichen grasgrünen und violetten, ungleich grossen »Ringen« geziert, die oft mit chromgelben Pupillen versehen waren; gegen den Rand des Körpess kamen diese Ringe besonders stark ausgeprägt vor. Die untere Seite (an dem untersuchten Individuum auch das Vorderstück des Fusses) mit »zahlreichen elliptischen grasgrünen Flecken mit schwarzer Mitte. < Die obere Seite des Rückens (und der Rückenflügel) grasgrün mit dunkler gefärbten »Linien.« — Bei dem in Alcohol bewahrten Individuum betrug die Länge 10,5 mm. bei einer Breite, mit emporgeschlagenen Rückenflügeln, von 5,5 und eine® Höhe von 3 mm.; die Dicke war hinter dem Pericardialhöcker etwa 1 mm. Die Farbe war gelblich- weiss an der oberen Seite des Kopfes und der Rückenflügel, überall mit einer Unzahl von sehr feinen bräunlichen Pünktchen; an den erwähnten Tlieilen kamen noch dazu, besonders an dem Vorderkopfe und gegen den Fuss hinab, eine Masse von bräunlichen Ringen (Augenflecken) vor, deren Mitte noch an einigen wenigen Stellen brennend rotligelb war. Der Pericardialhöcker, die obere Seite des Rückens und die innere Seite der Rückenflügel hell gelblich- weiss ; der Vorderrand des Kopfes, die Ränder der Tentakel (besonders der vordere) und das Hinterende des eigentlichen Körpers schwarz; die Fusssohle überall (mit Ausnahme der vorderen Hälfte des Vorderstückes) mit unregelmässig-rundlichen oder -ovalen, tiefschwarzen Flecken mit hell röthlich-grauer areola bedeckt. 148 13as Thier ist von gewöhnlicher Form, kaum so länglich als die PL argus (vgl. 1. c. Tat. IX, Fig. 0 — 9). — Der Kopf vielleicht etwas grösser als bei der eben erwähnten Art. Das Genick wie gewöhnlich durch eine Furche vom Vorderrücken geschieden; unmittelbar hinter jener Furche schimmern neben der Mittellinie bei dem lebenden (Fig. 5) wie bei dem todten Tliiere die schwarzen Augen hindurch. Die Tentakel ganz wie bei dem PI. argus; hinter dem Grunde des rechten die zwei feinen Genitalöffnungen. Der Aussenmund wie gewöhnlich eine sehr kleine, mediane, senkrechte Spalte. — Der Körper kräftiger als gewöhnlich. Der Vorderrücken wie gewöhnlich fast viereckig, hinten an den Pericardialhöcker stossend und von demselben scharf geschieden. Bei emporgeschlagenen Rückenflügeln kommt durch den gewöhnlichen vorderen und hinteren Ausschnitt (Fig. 5) vorne ein Stück des Pericardialhöckers, hinten der hinterste faltenlose Tlieil des Rückens zum Erscheinen. Der (etwa 1,75 mm. lange) fast herzförmige, ziemlich gewölbte und hervorspringende Pericardialhöcker zeigt in seiner vorderen Hälfte das Herz durchschimmern. Neben dem vordersten Tlieile des Höckers findet sich rechts der Anus als eine sehr feine, wenig deutliche Papille. Eine Nierenpore konnte nicht gesehen werden. Von der ganzen hinteren Circumferenz des Pericardialhöckers, so wie von den Seitentheilen des Vorderrückens seitwärts von jenem, und aussen von dem Vorderrande der Rückenflügel gehen die gewöhnlichen aderartigen Falten aus, die gegen das Hinterende des Rückens verlaufen. Von diesen Falten wurden vorne im Ganzen etwa 30 gezählt, sie erreichten eine Höhe von etwa 0,5 mm.: an der Innenseite der Rückenflügel laufen dieselben mit dem freien Rückenrande ziemlich parallel, an den Seitentheilen des Rückens war der Verlauf im Ganzen mehr schräge, an dem Mittentheile mehr gerade gegen hinten; sonst verhielten sich die Falten wie bei dem PI. argus (vgl. 1. c. p. 154—155). — Der Fuss wie gewöhnlich (Fig. 6) ohne deutliche Grenze in die Seitentheile des Rückens übergehend; im Vorderrande eine sehr undeutliche Randfurche; die Fussecken (wie meist) am lebenden Tliiere sehr ausgeprägt; die Querfurche bei dem lebenden Tliiere beiläufig an dem Uebergange zwischen dem ersten und zweiten Zehntel liegend, bei dem in Alcohol bewahrten Individuum etwa an der hinteren Grenze des ersten Fünftels. Die Lage der Eingeweide war wie bei anderen Plakobranchen (vgl. 1. c. p. 155). Eine Eingeweidehöhle fehlte, wie gewöhnlich, und die Organe sind durch lockeres Bindegewebe und durch die überall verbreiteten Verzweigungen des Lebersystems und der appendiculären Genitaldrüsen an einander geheftet. Das C e n t r a 1 n e r v e n s y s t e m ist, wie gewöhnlich, in Gemeinschaft mit allen den aus demselben entspringenden Nervenstämmen, den Speicheldrüsengängen und der Art. bulbi in eine lose Bindesubstanz gehüllt, die von Leberverzweigungen ganz um- und durchsponnen ist. Diese lose Masse erstreckt sich oben bis an die Augen, die in derselben eingelagert sind; hinten wird sie von der Speiseröhre durchbohrt und stösst bis hart an den Magen, unten an den Schlundkopf und an die das Vorderende desselben deckenden Driisenmassen. Erst nach der schwierigen Auspräparation der Ganglienmassen (Fig. 3) aus dieser Bindesubstanz können dieselben in Beziehung auf Form Verhältnisse bestimmt werden. — Wie bei anderen untersuchten Plakobranchen (vgl. 1. c. p. 156. Taf. XVII. Fig. 5 — 9, Taf. XIX. Fig. 4) liegen die Cerebrovisceralganglien (Fig. 3 f.) oben, unter denselben ein wenig mehr nach hinten (Fig. 3 g) die Pedalganglien: an der Stelle, wo das Pedalganglion an das cerebro viscerale stösst, findet sich das accessorische Ganglion (Fig. 3) : die innere Hälfte der Hinterseite der einander berührenden Pedalganglien ist von dem unpaaren (Fig. 3 li) Ganglion gedeckt, das oben an die accessorischen Ganglien stösst. Die cerebrovisceralen Ganglien wie bei anderen Arten gebildet, die Pedalganglien wie gewöhnlich kleiner, die accessorischen fast kugelrund, das Gangl. azygum etwas plattgedrückt. Die kleinen Buccalganglien (Fig. 3 d) kugelrund, dicht an einander stossend. Die Augen (Fig. 3e, 4) dicht neben einander stehend, von etwa 0.125mm. Diam.; das Pigment 149 * 78 schwarz, die Linse gelblich. Der Otolith gelblich, von etwa 0,0127mm. Diam. — Die Haut zeigte den gewöhnlichen Bau (vgl. 1. c. p. 157 — 158). Der Aussenmund ist sehr eng, bildet eine kleine aber tiefe Spalte in dem Vorderrande des Kopfes. Auch bei dieser Art setzte sich das schwarze Pigment des Vorderrandes unten in die Mundröhre fort, in deren vorderen Hälfte es zu jeder Seite einen schwarzen Strich hervorbringt. Das Mundrohr ist fast von der Länge des Schlundkopfes, etwa 0,8 mm. lang, etwas zusammengedrückt, hinten durch die kleine, runde Lippenscheibe (Fig. 3a.) mit kleiner Mundöffnung geschlossen; sein Vorderende ist auch von einem ziemlich dicken Drüsenlager umgeben. Der Schlundkopf (Fig. 22, 3 b) ist klein, etwa '/3S der ganzen Länge des lebenden Thieres ausmachend, 0,9 mm. lang, bei einer Höhe von etwa 0,75 und einer Breite bis 0,G5 mm. Die Form ist die gewöhnliche, nur ziemlich kurz; die Querreifen (Fig. 22 b) der oberen Seite stark, etwa 10 — 12, der grosse Sack mit abgestorbenen Zahnplatten an der Unterseite durchschimmernd (Fig. 3) ; der (kropfähnliche) Ansatz unten (Fig. 3 c) am Hinterende dick, ziemlich kurz, solid, halbmondförmig plattgedrückt (Fig. 22 c). Die Wände des Schlundkopfes wie gewöhnlich kräftig, besonders die obere. Die Mundhöhle ohne Pigment, fast ganz von der Zungenmuskelmasse ausgefüllt (Fig. 22). Der vorderste Theil derselben springt wie gewöhnlich mit einem kurzen scharfen Keile als Zunge (Fig. 5 d) gegen den Innenmund hervor: dieselbe zeigt wie gewöhnlich eine ganz entblösste (Fig. 5 b) Zahnplatte, so wie den Basaltheil der oben und den Haken der unten (Fig. 5 c) anstossenden Zahnplatte. Median, ziemlich tief, in der Zungenmuskelmasse findet sich die Raspelscheide mit einer unentwickelten und sieben entwickelten Zahnplatten. An oder vielmehr in der Unterseite der Zungenmuskelmasse liegt die untere Reihe von sieben Zahnplatten, die sich hinten in den grossen, fast kugelförmigen Sack (Fig. 22 d) mit abgestorbenen Zahnplatten fortsetzt: die Zahl derselben betrug kaum mehr als 60 — 70. Die (Fig. 5 b) Zahnplatten sind von sehr schwach-gelblicher Farbe, stark und kräftig, fast ganz wie bei dem PI. argus (vgl. 1. c. p. 159, Taf. XVII, Fig. 23 — 29) gebildet, nur vielleicht etwas schmächtiger; Dentikel kamen an allen noch nicht abgestorbenen Zahnplatten 11 ( — 12) vor, und vor denselben noch 1 — 2 Andeutungen von Dentikel; an den kleineren Zahnplatten ist die Zahl der Dentikel geringer. Die Länge der dritten oberen Zahnplatte betrug etwa 0,13, die der Zungenspitze (Fig. 5 b) 0,12 mm.; die kleinsten gemessenen Zahnplatten massen etwa 0,0127 mm. — Die vordere Hälfte des Schlundkopfes ist von dicken Drüsenmassen eingehüllt (vgl. 1. c. Taf. XIX. Fig. 14), die wieder aus einer oberen und einer unteren Hälfte bestehen, von denen jede abermals aus zwei neben einander liegenden Hälften zusammengesetzt ist. Die Speicheldrüsen und ihre Ausführungsgänge scheinen sich wie bei dem PI. argus zu verhalten (vgl. 1. c. Taf. XIX, Fig. 7 cc). Die Speiseröhre (Fig. 3 i) ist von gewöhnlicher Länge, ziemlich dünn, etwa V2 Mal so lang als der Schlundkopf, steigt erst empor, dann fast horizontal rückwärts, dann wieder abwärts um in den Magen über zu gehen. — Der Magen (Fig. 3 k) ist ziemlich kugelig, von etAva 0,5 mm. grössten Diam.; an dem unteren Ende des Magens, der Cardia fast gegenüber liegt die P3dorus-Oeffnung, in die der ziemlich kurze Gallengang (Fig 3 1) einmündet; die Wände des Magens ziemlich dick und glatt, die Höhle leer. Der Verlauf des Darmes und das genauere Verhalten des Lebersystems konnte (an dem einzigen Individuum) nicht bestimmt werden; die Leberverzweigung in den Rückenfalten war Avie bei anderen Plakobranchen. Der Bau des Pericardialliöckers schien ganz Avie bei dem PL argus, also auch in Beziehung auf das Herz und die Niere. Das Verhältniss des Generationssystems konnte an dem einzigen Individuum, welches noch dazu geschont werden musste, nicht bestimmt werden. — Der Penis war kurz cylindrisch, oben etAva s dicker, 150 etwas zusammengedrückt (Fig. 23 a). An der Spitze trägt er den gewöhnlichen, fast wasserhellen, sehr schwach gelblichen, zusammengedrückt cylindrischen, hornartigen Haken, der sehr lang und ziemlich stark gebogen war (Fig. 23 b); die Länge betrug, dem Bogen nach 1,4 mm., der Durchmesser hinter der Spitze 0,037, an dem Grunde 0,058 mm. Die Form der kleinen, bräunlichen Basalplatte (Fig. 23) konnte nicht genauer bestimmt werden; die Spitze war etwas ansgezogen, ein wenig gebogen, hinter derselben lag an der Aussenseite die zierliche, weite, eiförmige Oeffnung (Fig. 24, 25). ELYSIADAE. Die Elysien kommen in allgemeinen Form Verhältnissen den Plakobranchiden sehr nahe, sind aber noch mehr abgeplattet, im Ganzen, mitunter bis zur Verwechslung, den Planarien ähnlich. ') Der Ivopf mehr zusammengedrückt; die Augen weit von einander gerückt. Der Körper ist sehr platt, mit noch stärkerer flügelartiger Entwickelung des Rückens; der eigentliche Rücken ist an jeder Seite von dem Flügel durch eine erhabene Linie oder Schnur geschieden, die auswärts in die Flügel Zweige abgiebt; sonst ist der Rücken mit sammt seinen Flügeln glatt. Hinter dem Genicke findet sich der Pericardialhöcker; die Analöffnung meistens rechts neben diesem, seltener (Thuridilla) mehr gegen hinten median liegend. Die Genitalöffnungen und der Fuss wie bei den Plakobranchen. Der Schlundkopf wie bei den Plakobranchen, aber fast immer (bei Thuridilla nicht) ohne kropfartigem Ansätze. Die Zahnplatten dolchförmig, mit einer tiefen Furche des oberen Randes; der untere Rand fein gesägt oder glatt. Der Magen wie bei den Plakobranchiden. Die Leber Verzweigungen breiten sich besonders subcutan aus. Das Geschlechtssystem ist etwa wie bei den Plakobranchiden, der Penis ist aber unbewaffnet. Die hübschen, lebhaften, planarienartigen Elysien scheinen in allen Meergegenden, den nördlichen wie den tropischen, vorzukommen. Eine kleine Anzahl von Arten ist beschrieben, leider zum Theile ziemlich unkenntlich. Die bisher bekannten Arten scheinen jetzt -) in vier Gruppen zu zerfallen : 1. Gen. Elysia, (Risso) autt. 1. E. viridis (Mtg.). — M. atlant., mediterr. E. timida, Risso. » marmorata, Cantr. » elegans (Quatref.). » fusca, Phil. 2. * minuta, Sars. — M. atlant. septentr. (norvag.). 3. » neapolitana, d'Cli. — M. mediterr. 4. ■» grandiflora, Ivelaart. — M. indic. 5. ? punctata, Kelaart. — M. indic. 6. » coerulea, Kelaart. — M. indic. 7. j lobata, Gould. — M. paeificum (Honolulu). • 8. » australis, Q. & G. — M. paeificum. 9. » Oerstedii, Mörch. — M. antill. 10. » sp., Schramm. 3) — M. antillarum. *) Solches gilt besonders von den Tridachien, die Formen des Peasia- (Gray) Genus so ähnlich anssehen. 5) Vergl. meine Malacalog. Unters. 1. c. p. 175 — 203. Tab. XXI— XXIV. 3) Journ. de concliyl. 2 S. II. 1857. p 140. 151 80 11. E. Codgeensis, Angas. — M. pacificum. 12. » clilorotica, Ag. — Oc. atlant. 13. » faustula, Bgh. — M. pliilippin. 14. » ? catula. Ag. — Oc. atlant. 15. >' grandis, Bgh. — Oc. pacificus. IG. > albomarginata, Trinchese. — M. medit. 17. * viridissima, Trinchese. — M. medit. 18. * marginata (Pease).* 2) — Oc. pacif. (Huaheine). 19. >' rufescens (Pease). — Oc. pacif. (Tahiti). 20. » nigropunctata (Pease). — Oc. pacif. (Tahiti). 2. Gen. Tridachia, Desh. Pterogasteron, Pease. Hydropsyche, Kelaart. 1. Tr. crispata (Oerst). — M. antill., caraib. 2. ?» Schrammi, Desh. — M. antill. 3. » ornata (Pease). — M. pacif. 4. >' hella (Pease). — M. pacif. 3. Gen. Thuridilla, Bgh. 1. Th. splendida (Grube). — M. adriat. 4. Geil. Elysiella, Bgh. 1. El. pusilla, Bgh. — Oc. pacif. (ins. Palaos). 4. Elysia nigropunctata (Pease). Pterogasteron nigropimctatus, Pease. 1. c. p. 304. pl. 22. Fig. 2. Color olivaceo-virescens, macnlis pallidioribus sparsis et ubique punctis nigerrimis ornatus. Dentes linguales margine inferiore laevigato. Hab. Mare pacificum (Tahiti, Garrett). Taf. IX. Fig. 7, Taf. XI, Fig. 7—12. Im Museum Godetfroy fand sich ein einziges, wahrscheinlich auf diese Art bezügliches Exemplar nebst einer nach dem lebenden Tliiere von Garrett ausgeführten Abbildung mit dazu gehörenden Notizen. Garrett scheint mehrere Individuen abgebildet zu haben; einige dieser seiner Abbildungen scheinen von Pease (1. c. Fig. 2 a — d) benutzt, denn es kann nicht bezweifelt werden, dass die von Pease als Pterogasteron nigropunctatus aufgeführte 3) Art , die hier untersuchte ist. — Das vorliegende Individuum war ganz gut conservirt, wurde vorsichtig exviscerirt. ') Bull. mal. Ital. III. p. 31. 2) Pease, clescr. of nudibr. moll. inhabiting Polynesia. — Amer. Journ. of concliology. VI. 4. 1870. p. 299 — 305 (304—305), pl. 19—22. :‘) »Mantle lobes rounded bebind; tentacles stout, upper lip bilobed, locomotive disk small. Color olive green, cluuded witli darker, paler beneatli, and finely reticulately veined witli darker green. The wliole surface witli small irregulär whitish spots and punctured witli jet black, the latter smal beneath, larger and crowded along the margins of the mantle lobes, and on the tentacles. The inner surface differs but slightly, beiug only much paler centrally and unclouded.« Pease. 152 81 Den Notizen Garrett' s zufolge luvt das lebende Thier eine Länge von 1 V»" gehabt. Die Farbe ist der Figur (Taf. IX, Fig. 7) und den Notizen Garrett's nach grün-olivenfärbig (olivaceous-green colour) gewesen, gegen unten heller; mit zahlreichen länglichen, bleichen (pale spots) Flecken und noch häufigeren, besonders an der Aussenseite der Rückenflügel und an dem Tentakelende vorkommenden (vgl. Pease, 1. c. Fig. 2 cd) zahlreichen, tief schwarzen (dotted with deep black), rundlichen, kleinen Tüpfelchen. — Das in Alcohol bewahrte Individuum hatte eine Länge von 12 mm. bei einer Breite, bei ausgeschlagenen Mantelflügeln, von ca. 1 1 mm. und bei aufgeschlagenen von etwa 4 mm. und bei einer Dicke des eigentlichen Körpers von fast 1 mm. Die Farbe war an der oberen wie an der untern Seite hell röthlichgelb, überall mit einer Menge von kleinen (von einem Diam. bis etwa 0,5 mm.) und kleinsten tiefschwarzen Fleckchen, besonders stark an dem Kopfe mit den Tentakeln und gegen die Ränder der Rückenflügel entwickelt. An dem Kopfe (vgl. Pease, 1. c. Fig. 2 cd), an der . Aussenseite der Rückenflügel, so wie an der Fusssolile schienen kleine weissliche Piinkte (vgl. Pease, 1. c. Fig. 2 b) hindurch, die mitunter die Oberfläche ganz feinnopperig machten. Der Kopf wie bei anderen Elysien, die Stirne (Fig. 7) hoch: die Tentakel bis 2 mm. hoch, ausgeprägt olirenförmig, mit tiefer Furche (vgl. Pease, 1. c. f. 2 d). Die feinen schwarzen Augen auswärts am Grunde der Tentakel hindurchschimmernd. Neben dem Grunde des Hinterrandes des rechten Tentakels die Oeffnung des Penissackes als ein feiner schräger Schlitz; hinter derselben die kleinere Oeffnung des Schleimdrüsenganges. — Der Körper von gewöhnlicher stark niedergedrückter Form, das Hinterende sehr verdünnt, abgestutzt. Die Rückenflügel sehr (bis 5 mm.) breit, bei dem lebenden Thiere wie dreilappig (trilobed) . . r) bei dem todten etwas wellenförmig gebogen, vorne schon sehr hoch, von der Mitte ab gegen das Hinterende stark abfallend. Der Pericardialhöcker viel kleiner als der Kopf, stark hervortretend, queer- getheilt (wie Solches auch bei El. faustula (vgl. 1. c. p. 187, Taf. XVII, Fig. 3) wahrgenommen ist). Neben der rechten Seite des Vorderendes desselben findet sich die feine Analöffnung; eine Nierenpore konnte nicht gesehen werden. Von den Seiten des Pericardialhöckers gehen jederseits zwei kürzere Schnüre nach aussen, und weiter rückwärts von jeder Seite eine lange gegen hinten, die in gewöhnlicher Weise fast bis an das Hinterende etwa längs der Grenze zwischen Rücken und Rückenflügel verläuft, gegen den Rückenrand mehrere Aeste absendend. Das vordere Stück des Fusses ist kurz, kaum 'h der ganzen Fusslänge messend, schmal, ohne Fussecken; der übrige Theil des Fusses ziemlich schmal, undeutlich von den Rückenflügeln geschieden (Vgl. auch Pease, 1. c. Fig. 2 b). Das Centralnervensystem (Fig. 7, 8) wie gewöhnlich bei den Elysiaden; das Dasein einer (bei El. viridis schon von Allmann angegebenen) Commissur zwischen den cerebralen Ganglien und dem Gangl. azygum, die ich bei anderen Elysien nicht gesehen habe, war hier deutlich; die accessorischen Ganglien etwa von gewöhnlicher Grösse. Die Buecalganglien (Fig. 9 d) fast ohne Commissur mit einander verbunden. Die Augen (Fig. 7 d, 8 d) von etwa 0,12 mm. grösstem Diam., das Pigment schwarz. Der Otolitli von etwa 0,0127 mm. Diam., gelblich. Das Mundrohr etwa 0,5 mm. lang; vorne von dem gewöhnlichen weissen Drüsenlager umgeben; hinten, an dem Vorderende des Schlundkopfes, jederseits eine länglich- nierenförmige , röthlich-braune Drüsenmasse, beide oben und unten zusammenstossend. — Der Schlundkopf (Fig. 9) etwa 1 mm. lang, bei einer Höhe und Breite von etwa 0,8 mm., weiss; die obere Hälfte gewölbt, mit etwa 20 Reifen; die untere schräge gegen den unteren Rand abfallend, der Raspelsack und die Raspelscheide kaum deutlich an dem Unterrande hervortretend. Die Zunge und die Zungenmuskelmasse, so wie die Art, in welcher die Zahnplatten angebracht sind (Taf. XI, Fig. 9), sind wie bei anderen Elysien, nur war die ') Auch nicht an der Figur von Pease deutlich. 153 li 82 Raspelscheide stark nacli unten gebogen (Fig. 9 c). In der oberen Zahnplattenreilie kamen 7 'entwickelte, eine lialbentwickelte und eine unentwickelte Zahnplatte vor, an der Zunge eine und in der unteren Reihe 6; in dem ziemlich schmalen Sacke kamen 9 von den vorigen gelösten Platten vor, von denen 4 der jüngsten noch an einander geheftet waren. Die Länge der ältesten Zahnplatte betrug etwa 0,016, bei einer Breite von 0,0036 mm.; die Länge der Zahnplatte der Zunge war 0,12, die der jüngsten 0,15 mm. Die Zahnplatten (Fig. 10) sind kräftig, in dem Grundtlieile hellgelb, in dem Haken viel heller, an der Spitze desselben fast farblos. An den kleinsten Zahnplatten war der Hakentheil relativ kürzer, und wuchs nur ällmählig an den folgenden Zalmplatten in Länge. Die Basalparthie der Zahnplatten ist subquadratisch mit etwas ausgehöhlter Grundfläche, in der oberen Seite die gewöhnliche, sich in den Rücken des Hakens fortsetzende Furche. Der Hakentheil ist wie ein zweischneidiger Dolch; in dem vorderen Tlieile des Rückens die gewöhnliche Furche, der untere Rand (bei einer Vergr. von 750 M.) glatt1), die Seitenkanten nicht stark hervortretend (Fig. 10). Die Speicheldrüsen wie gewöhnlich sich bis an den Magen erstreckend. Die Speiseröhre (Fig. 9 e, 11 a) etwas länger als der Schlundkopf. Der Magen kaum grösser als die Hälfte des Sclilundkopfes, oval-kugelförmig (Fig. 11 b). Dicht neben der Cardia mündet der kurze gemeinschaftliche Gallengang (Fig. 11 c) ein, der wohl wie gewöhnlich aus der Mitte des Quer- Gallenganges (Fig. 11 d) herauskommt. Aus dem letzten entspringt der Darm, der in seiner ersten Strecke ziemlich weit ist (Fig. 11 ee). — Die Verdauungshöhle war immer leer. Die untersuchten Stücke des Lebersystems waren wie bei anderen untersuchten Elysien. Das Herz und die Niere schienen sich wie sonst bei den verwandten Formen zu verhalten. Die Zwitterdrüsen, die sich unter der Loupe, wie gewöhnlich, als weisse, dicht neben einander liegende Körner präsentiren, erstrecken sich weit in die Flügel hinaus; sie sind in dem vorderen Tlieile des Thieres im Ganzen stärker. Sie sind kugelförmig, einen Diam. bis 0,28 mm. erreichend, waren nur mit Samen erfüllt, ohne deutliche oogene oder spermatogene Zellen. Die Schleimdrüse etwa 1,5 mm. lang, von gewöhnlicher Form. Die Samenblase von etwa 0,5 mm. Diam., fast kugelförmig, leer; der Ausführungsgang etwa so lang wie die Blase. Die Verbreitung und die Structur der viel ge lappten Drüse (Fig. 12) schien ganz wie bei den andern Elysien2). PHYLLOBRANCHID Cyerce, Bgh. Das Geschlecht Cyerce wurde vom Verfasser vor einigen Jahren,3) um mehrere neue von Semper entdeckte, mit den Phyllobranchen verwandte . Formen aufzunehmen, gebildet. In den allgemeinen Formverhältnissen sind die Cyercen den Phyllobranchen ziemlich ähnlich, bilden aber durch verschiedene innere und äussere Abweichungen4) einen U eher gang zu den Plak obranch en. ') Auch bei der El. faustula (vgl. 1. c. p. 188, Tab. XXII, Fig 15 — 17) ist der Unterrand des Hakens glatt. 2) Eine genauere Bestimmung des Genitalsystems war bei der Untersuchung eines einzigen Individuums, das noch dazu geschont werden musste, unmöglich. 3) Vgl. Semper, Reisen im Archipel der Philippinen. II, 2. 1871. (R. Bergh, Phyllobranchiden) p. 98. 4) Die Cyercen stimmen mit den P lakobr anchiden besonders in der Quertheilung des Fusses überein, ferner in der Lage der Analöffnung und in der Bewaffnung des Penis; die abgestorbenen Zahnplatten finden sich bei diesen auch in einem Haufen zusammengeballt. 154 SB Die Analpapille liegt auf dem Rücken (statt an der Seite). Der Fuss ist (etwa an der hinteren Grenze des ersten Viertels oder Drittels) in die Quere getheilt. Der Penis ist mit einem Stachel bewaffnet. — Die Zahnplatten sind langgestreckt und bilden an der Unterseite des Schlundkopfes keine Spirale, sondern allmählig einen unregelmässigen Haufen. Der Kropf ist kurz, die Leberfollikel der Papillen sind hyalin. Man kennt von dieserGruppe bisher nur zwei, die untenstehenden Arten, beide aus dem stillen Meere, die 1. Cyerce elegans (Semper), 2. >' nigra (Semper). Die erste dieser Arten, Cyerce elegans, ist vom Verfasser (1. c. p. 9b — 113) genauer anatomisch behandelt. Von der anderen, Cyerce nigra, hat nur ein einziges, durch die Einwirkung des Weingeistes stark erhärtetes Individuum Vorgelegen, dessen Eingeweide während ihrer Erweichung in wässerigem Fluidum durch einen Unfall verloren gingen. Ueber den inneren Bau dieser letzten Art liegen daher fast nur ganz vereinzelte, von Semper an Ort und Stelle gemachte Notizen (1. c. p. 117 — 118) vor, und es ist noch dazu zweifelhaft, ob dieselben wirklich dieser Art angehören. Das Thier, welches von Semper etwas genauer untersucht wurde, und das von der Ostseite der Insel Babelthaub stammte, wich nämlich von der typischen Cyerce nigra ab, und zeigte an der Unterseite der Papillen statt » gelber und schwarzer Streifen nur einige gelbe Flecken auf schwarzem Grunde.« Als ich im Sommer 1872 das so reiche Museum Godeffroy besuchte, fand ich daselbst ein mit der Cyerce nigra verwandtes oder identisches Thier, das eben wie das von Semper erwähnte von der typischen Cyerce nigra abwich. Es wurde mir vom Besitzer des Museums gestattet das (fast noch mit allen seinen Papillen versehene) schön conservirte, nur stark erhärtete Individuum zu öffnen, mit möglichster Schonung der äusseren Form. Es ist im Augenblicke, wo eigentlich keine anatomische Untersuchung der Cyerce nigra vorliegt, unmöglich zu bestimmen, ob das unten untersuchte Thier nur eine Varietät von jener oder eine neue Art bildet. Im Aeusseren weichen die beiden Thiere kaum bedeutend im Anderen als in der Färbung der Unterseite der Papillen ab; vorläufig wenigstens wird dasselbe hier nur als Varietät aufgeführt. 5. Cyerce nigra, (Semper) Bgh. var. ocellata, B. Animal colore nigro, capite et dorso lineis et maculis flavide-rubescentibus notatum; papillae linea marginali flavide-rubescenti, facie superiore papulis solidis flavide-rubescentibus sat paucis, facie inferiore papulis similibus numerosis. Hab. Mare pacificum (Ins. Samoa). Taf. IX, Fig. 8, 9; Taf. XI, Fig. 13— 2G; Taf. XII, Eig. 2, 3. Diese von Dr. Gräffe bei Upolu, einer der Samoa- oder Schiffer-Inseln, gefundene Thierform kommt daselbst »nicht selten vor«; sie lebt, Gräffe zufolge »in kleinen mit Algen bewachsenen Ver¬ tiefungen, die sich auf weit in’s Meer sich erstreckenden Corallriffen finden; ihre Bewegungen sind höchst elegant; sie ist ungemein fragil.« Den von Gräffe dem lebenden Thiere nach gezeichneten Figuren (Fig. 8, 9) zufolge hat das Thier wenigstens eine Länge von 4, und eine Breite von 2 cm. erreicht; die Papillen haben bis etwa 1 cm. gemessen, die Tentakel bis 5 mm. Die Farbe ist etwa wie bei der typischen Cyerce nigra gewesen; die Grundfarbe schwarz, an dem Rücken kommen (Fig. 8) mehrere starke gelbe Längsstreifen vor, der Vorderrand des Kopfes gelb oder rothgelb, der 155 84 Rand der Papillen gell) oder rothgelb, so wie die Papel der oberen und unteren Seite. Bei dem in A 1 c o li o 1 bewahrten Individuum mass die Länge zwischen den Spitzen der vorderen und hinteren Papillen etwa 2,7 cm.; die Breite zwischen den seitlichen Papillenspitzen betrug beiläufig 14 mm.. die Höhe vom Fuss an den Bücken (mit ihrer Papillenbedeckung) 11 mm. Die Länge der Fusssolile war 17,5 mm. (von denen ein Siebtel, etwa 2,5 mm., auf das vordere Stück kam); die Breite betrug etwa an ihrer Mitte 6 mm. Die Farbe ist im Ganzen der der typischen Cyerce nigra ziemlich ähnlich; die des Rückens ist schwarz; zu jeder Seite desselben kommt eine Reihe von rundlichen oder eckigen roströthlichgelben Fleckchen vor, die hier und da zusammenschmelzen und an dem Hinterrücken jederseits ein gezacktes Band bilden; an der Mitte des Rückens fanden sich ähnliche unregelmässig vertheilte Flecken vor, und kleinere noch ausserhalb der früher erwähnten Reihen. Der Rand der Analpapille gelblich. Die Rhinophonien, die Tentakel und die Stirne schienen wie bei der typischen Form gezeichnet, und ebenso der flügelartige Seitenfortsatz des Kopfes. Der Rand und die obere Seite der Papillen war fast ganz wie bei jener gefärbt, die roströthlichgelbe Borte aber breiter; an der oberen Seite (Fig. 2) kamen die gewöhnlichen roströth liehen Papelen vor, aber in geringerer Menge, hauptsächlich an dem unteren Theile und längs des Randes; an der unteren Seite (Fig. 3) zeigten sich immer (statt der Quer¬ bänder der typischen C. nigra (vgl. 1. c. Taf. XYI. Fig. 7)) eine Menge von Papeln (erliaben-runde Flecken), die wie an der oberen Seite der Papillen jener geordnet, in etwa drei undeutlich geschiedenen, concentrisclien Reihen gestellt waren; die Zahl der Papelen variirte an den grösseren Papillen im Ganzen zwischen 15 und 25 (33), hierzu kamen mehr gegen unten längs der Ränder der Unterseite oder an dem Rande mehrere Papeln vor. Die Seiten des Körpers sind schwarz, mit 2 — 3 Reihen von kleinen, runden, röthlichen Flecken. Der Fussrand ringsum rötlilich-gelb, mit einer feinen schwarzen Linie eingefasst, die sich an den beiden Lippen des Vorderrandes zeigte. Der Kopf war wie bei der typischen C. nigra; die Khinophorien vielleicht etwas kleiner, weniger eingerollt; die Tentakel wie sonst, ebenso die Stirne, der Aussenmund und der flügelartige bis an die Fussecke sich erstreckende Seitenfortsatz des Kopfes. — Der Rücken auch wie bei jener; die papillen¬ besetzte Strecke ebenfalls ziemlich Schmal; die Analpapille wie gewöhnlich innerhalb der vorderen Papillen hinter dem rechten Rliinophore stehend, kleiner als bei jener. Die Papillen scheinen ebenso (vgl. 1. c. p. 115, Taf. XVI, Fig. 4) hauptsächlich in drei Längereihen geordnet, verhielten sich überhaupt im Allgemeinen wie bei jener. Die grössten erreichten eine Länge bis zu 10,5 bei einer Breite bis 5,5 und einer Dicke bis 0,75 mm. Die kleineren stimmten in Form Verhältnissen so ziemlich mit den Papillen jener, waren mehr dreieckig; alle die grösseren (und die grössten) (Fig. 2, 3) wichen aber von jenen ab, waren mehr länglich, selbst von ovalem oder eiförmigem Umrisse. Der Stiel fast ganz wie bei den Papillen der C. nigra, an den grösseren auch mit flügelartiger Entwicklung an der Oberseite. An der Unterseite der kleineren Papillen war die Zahl der Papelen ebenso gross, wie an der der grossen. — Die Seiten des Körpers wie gewöhnlich niedrig, die Genitalöffnungen wie gewöhnlich. — Der Fuss von gewöhnlicher Form; die sehr kurzen Fussecken weit rückwärts liegend. Die Eingeweide schimmerten, wegen des dunklen Pigments der Bedeckungen, nirgends h i n d u r c h. Die Lage der Eingeweide war wie bei der Cyerce elegans. Das Centralnervensystem (Fig. 13) zeigte die cerebrovisceralen Ganglien oberhalb der pedalen liegend, jene sowie diese bildeten eine kräftige Masse, in der die entsprechenden beiderseitigen Knoten ohne Commissur verbunden waren (vgl. 1. c. Taf. VI, Fig. 1); die cerebroviscerale Ganglienmasse ragte vorne über die untere (Fig. 13 b) hervor, wie die untere hinten über die cerebroviscerale hervorragte; 150 zwischen beiden Massen verlief die Speiseröhre. In jedem der (Fig 13 a) cerebrovisceralen Ganglien traten die zwei Abtheilungen derselben deutlich geschieden hervor. — Die Form des Gl. azygum konnte bei dem einen Individuum nicht bestimmt werden. Die buccalen Ganglien waren durch eine Commissur verbunden, die kürzer als der Durchmesser der Ganglien war; in dem Ganglion kam eine Menge von kleinen Nervenzellen vor. Die Augen schienen denen der C. elegans ähnlich. Die Ohrblasen konnten nicht gefunden werden. — Der Bau der Papillen war im Ganzen wie bei der typischen C. nigra (vgl. 1. c. p. 117). Die Epithelialzellen, die schwarzen und die rotlien, wie bei jener; ebenso die kurzen haubenförmigen und die langen gestreckten oder gekrümmten Drüsen (Fig. 21 b, 22), welche letztere aber, wo die rothe Farbe auftritt, fast ganz fehlen. Die rotlien Papelen der oberen Seite (Fig. 21 a), sowie der breite rothe Randsaum, zeigten die bei jener erwähnten röthlich gelben, kugelförmigen, drüsenähnlichen Körper; dieselben waren mit kleinen zellenähnlichen Körpern gefüllt, welche in den Papelen viel deutlicher als in dem Saum hervortreten. Die Papelen der Unterseite zeigen nur einzelne von den erwähnten kugelförmigen, dagegen eine Menge von etwas kleineren, runden, klaren Drüsenzellen, mit einzelnen von den langen vermischt. Im Innern der Papillen tritt die starke Verzweigung der Leberstämme deutlich hervor, mit ihren klaren, fast kugelförmigen oder länglichen, ausserordentlich dünnwandigen Säckchen. Die kurze Mundröhre und das Vorderende des Schlundkopfes ist von der gewöhnlichen Mund¬ drüsenmasse (Fig. 14 a, 15 a) umgeben, von weislicher Farbe. Der Schlundkopf (Fig. 14 b, 15 b) stimmte in Form mit dem der Cyerce elegans, nur war die bei dieser an der Rückenseite vor der Mitte liegende Einsenkung weniger ausgeprägt; die Unterseite war vorne schmal. Hinten zeigte sich deutlich der grosse Sack (Fig. 15) mit den abgestorbenen Zahnplatten: die Zahl (Fig. 14, 15, 16 d) der Reifen (der Oberseite) betrug 12 oder 13; der Höcker oben an der Speisenröhrenwurzel (Fig. 15) klein, das Hinterende des Schlundkopfes unmittelbar (Fig. 14 c, 15 c) an dem Kropfe befestigt. Die Länge des Schlundkopfes betrug etwa 0,86, bei einer Höhe und einer Breite bis 0,75 mm. Die Mundhöhle wie gewöhnlich (Fig. IG e). Die Zunge (Fig. 16) wie gewöhnlich, ganz kurz und dreieckig mit 2( — 3) Zahnplatten (von der obersten ragt nur der Grundtheil aus der Raspelscheide hervor, vgl. übrigens 1. c. p. 104). Die Raspelscheide (Fig. 16 b) nie bei der andern Art, sich weit rückwärts erstreckend; in derselben kamen 7 entwickelte und eine unentwickelte Zahnplatten vor. In der an der Unterseite des Schlundkopfes liegenden Scheide (Fig. 16) lagen, auch an einander in einer Linie befestigt, 6 oder 7 Zahnplatten; in dem hinteren kugelförmigen Ende der Scheide (Fig. 16 c) eine viel grössere Anzahl, wie es schien 80 — 100, alle ohne Ordnung und meistens von der Cuticula gelöst, (Taf. X, Fig. 26) so dass sie beim Eröffnen des Sackes herausfallen. Die Zahnplatten (Fig. 17—20) stimmen in allgemeinen Form Verhältnissen mit denen der Cyerce elegans, sind sehr langgestreckt; der Basaltheil kürzer als der Haken, etwas plattgedrückt, vorne an der Unterseite mit dem gewöhnlichen hervorspringenden, der Quere nach getheilten Knorren; der Rücken des Hakens fällt von der Gegend der Mitte gegen vorne und gegen hinten etwas ab, wie schon in der Skizze von (1. c. Taf. XVI, Fig. 23) Semper gut angedeutet. I)i(* tiefe Kluft im Rücken des Körpers und des anstossenden Theiles des Hakens zeigt in der Tiefe zu jeder Seite eine Reihe von feinen Auskerbungen, den Dentikeln der anstossenden vorderen Zahnplatte entsprechend (Fig. 17). Die Zähnchen des Hakens wie gewöhnlich, an den grösseren Zahnplatten im Ganzen etwa 17 — 20, von denen die hintersten ganz klein waren; bei den kleineren war die Zahl der Dentikel geringer, und an den kleinsten konnten (bei einer Vergr. bis 750 Mal) keine Dentikel gesehen werden (Fig. 26). Die Länge der vorderen oberen Zahnplatten betrug etwa 0,22 mm., bei einer grössten Höhe von 0,037 mm.; die Länge der kleinsten gemessenen Zahnplatten betrug 0.025 mm. Die Zahnplatten waren äusserst schwach gelblich, fast farblos. 157 86 Die Speicheldrüsen waren wie bei der C. elegans, nur etwas voluminöser. An dem Ende der Ausfiihrungsgänge kam neben dem buccalen Ganglion eine kleine Ampulle vor (vgl. 1. c. Taf. XIV. Eig. 5 b). Der Kropf etwa wie bei der C. elegans und wie bei dieser unmittelbar an dem untersten Tlieil des Hinterendes des Sclilundkopfes befestigt (Fig. 14 c, 15 c). Die Länge des Organs betrug etwa 1,12 mm., bei einer Breite von 1 und einer Höbe von 0,6 mm. Die Structurverliältnisse waren wie bei den Phyllobranclien. Die Speiseröhre (Fig. 15 d) war etwas länger als der Schlnndkopf. Die Form des Magens konnte nicht bestimmt werden, ebenso wenig die Beschaffenheit des ganzen Lebersystems. Der Darm schien sich wie bei der C. elegans zu verhalten. Die Zwitterdrüse schien der der Cyerce elegans ähnlich. Die Ovarialfollikel der einzelnen Drüschen waren stark entwickelt. Der Bau der vielgelappten Drüse konnte nicht eruirt werden. Die Schleimdrüse war von gerundeter, dreieckiger Form; die Länge 4,5, die Breite 3,5 und die Höhe 3,25 mm. betragend, die Farbe gelblich weiss.1 2) Die Samenblase (Fig. 26 a) kugelförmig, von etwa 1,5 mm. Diam. , gelblich weiss, ziemlich dünnwandig, mit zierlichem Plattenepitliele ausgekleidet, mit amorpher und zellulöser Masse gefüllt; der Gang (Fig. 26 b) etwa 1 Vi Mal so lang als die Blase, unten dicker, sich in den Schleimdrüsengang (Fig. 26 c) öffnend. Der Samengang in seiner ersten Strecke dünn, weisslicli, 4 — 5 mm. lang, dann plötzlich zu der fünffachen Dicke anschwellend, mehr gelblich, etwa 5 mm. lang, in den Grund des Penissackes eintretend (Fig. 24 c). Der Penissack, aussen tief schwarz pigmentirt, mit Massen von kleinen Drüsenzellen, dickwandig, 2,5 mm. lang, conisch (Fig. 23), mit runder Oeffnung an der Spitze. Der Penis (Fig. 24 b) ziemlich kurz, cylindrisch-conisch, von dem ziemlich kräftigen (Fig. 24) Samengange durchzogen, der sich durch den Penisstachel öffnet. Dieser Stachel (Fig. 24 a, 25) ist stark, von bräunlichgelber Farbe, dunkler in dem Grunde, schwach gebogen, fast cylindriscli, von einer Länge von etwa 0,4 mm., an der Spitze 0,029, oberhalb des zwiebelförmigen Grundes 0,037, an der Grundfläche des letzten etwa 0,12 mm. breit; an der Spitze (Fig. 25), die nicht abgebrochen schien, fand sich die weite, runde Oeffnung; die Höhle des Stachels schien mit kleinen Zellulosen Elementen (Fig. 25) gefüllt, die durch Druck aus der Spitze hervorquollen. -) AEOLIDIADAE. Fiona, Hane. & Emblet. = Hymenaeolis, A. Costa. Annuar. del Mus. Zool. di Napoli. III. 1866. p. 64,80. IV. 1867. p. 28. Die Fionen sind durch die Untersuchungen von Hancock3) und von mir4) in Beziehung auf ihre anatomischen ■ Verhältnissen wohl ganz gut gekannt. Nur eine geringe Anzahl von Arten ist bisher ') Das blinde Ende der Follikel der Schleimdrüse fand Semper »etwas verdickt; mit grossen, stark mit Eiweisskörperchen ansgefüllten Zellen und mit einem deutlichen Lumen; mehr vorwärts zeigten die Wände kleinere und mehr durchsichtige Drüsenzellen« (vgl. 1. c. p. 118). 2) Den Figuren Semper’s zufolge (1. c. p. 118. Fig. 26—28) ist der Penisstachel »gerade, ziemlich lang, spitzzulaufend, mit einer spaltenartigen, ziemlich weiten Oeffnung unter der Spitze; der Stachel ist braun, hornig, gegen Alkalien völlig resistent; das hintere Ende des Stachels liess sich wegen des schwarzen Pigmentes in der Scheide (Fig. 26) nicht beobachten.« Die Spitze wird wohl sehr leicht abhrechen und in solchem Falle würde der Stachel freilich ein Aussehen wie oben beschrieben annehmen. 3) Alder and Hancock, Monogr. br. nudibr. Moll, part VII. 1855. p. 52, 53. fam. 3, pl. 38 a. 4) 1!. Bergh. Vidsk. Meddel. fra naturli. Foren, i Kjöbenhavn for 1857. p. 273 — 337. Tab. II— III. — contrib. to a monogr. of the Gen. Fiona, Hane, with 2 pl. Copenhagen. 1859. 158 87 angegeben *), und von denselben ist bisher nur eine einzige, die typische Art (F. atlantica) genauer untersucht. Es ist später von mir eine noch nicht publicirte Untersuchung einer aus dem stillen Meere stammenden Fiona vorgenommen worden, die wahrscheinlich der Fiona pinnata (Eschsch) gehört. Aus jener gehen aber keine specifisch verwerthbare Charactere hervor, und es musste dahingestellt bleiben, ob diese im stillen Oceane einheimische Form — einzelner äusserer Abweichungen (grössere Länge des Schwanzes) ohngeachtet — nicht mit der im atlantischen vorkommenden identisch sei. Diese Annahme wird durch die untenstehende Untersuchung vielleicht noch bestätigt, die auch einer Form des stillen Meeres betrifft, die noch näher der F. atlantica zu stehen scheint. Es würde also liier wieder ein oircumaequatorial- pelagiseher Mollusk vorliegen. (5. Fiona pinnata (Eschsch. V). = Aeolidia lepadivora, Graeffe, Catal. Mus. Godeffroy. V F. atlantica, Bgh. Hab. Oc. paciflcum. Tat XII, Fig. 4, 5. Diese Form wurde von Dr. Graeffe im Februar 18G2 Gm australischen Meere etwa 100 miles westlich von der Küste Yandiemensland entfernt auf einem mit Lepaden bedeckten Stücke Holz in grösserer Anzahl gefunden.« Fernere Notizen fehlten, es fand sich nur eine dem lebenden Tliiere nach von Graeffe hingeworfene kleine colorirte Skizze desselben. Im Mus. Godeffroy fand ich im Juli 1872 nur ein einziges Thier. Der erwähnten Skizze zufolge ist das lebende Thier im Nacken, an den Rliinophorien und Tentakeln röthlich gewesen. Die Seiten-Leberstämme stark hindurchschimmernd, wie die Papillen bräunlich. Die Länge des Thieres hat etwa 25 mm. betragen. — Das in Alcohol bewahrte Individuum maass in Länge etwa 10 mm. bei einer Höhe bis 3 und einer Breite von 3,4 mm. Die Farbe des Kopfes und des Fusses gelblich, die Seiten hellgrünlicligelb, der Rücken dunkler grünlichgelb, besonders an den Seitentheilen. Der Kopf wie bei anderen Fionen; die Rliinophorien und Tentakel stark zusammengezogen (4,5 mm. lang bei dem lebenden Tliiere, bei dem todten etwa 1,5 mm.), einander ganz ähnlich. Die Augen schimmerten nicht hindurch. Der Aussenmund wie gewöhnlich. — Der Rücken wie gewöhnlich, der nackte Tlieil in der Mitte nur wenig breiter als die mit Papillen besetzten. An gewöhnlicher Stelle rechts, etwa an der Mitte der Länge, die hervorstehende Analpapille und neben derselben einwärts die feine Nierenpore. Die Papillen in gewöhnlicher Art angebracht, die meisten in Quincunx geordnet; die äussersten sehr klein, kaum 0,12 bis 0,16 mm. messend, die grössten gegen 2mm. (bei dem lebenden Tliiere bis 3mm lang); die grösseren Papillen mehr abgeplattet als bei der F. atlantica, die Membran breiter. — Die Seiten wie gewöhnlich ') 1. F. nobilis, Ii. & E. — Oc. atlant. 2. » atlantica, Bgh. — Oc. atlant. Ae. Sargassi, Phil. Mus. Giessen. Doris fasciculata. Gm. (nec O. F. Müller). V Limax mar in a, Forsk. ? Hymenacolis elegantissima A Costa. 1 c. p 2ü Tav. I. Fig. 1 — •!. 3. » pinnata. Eschsch. — Oc. pacif. sept. 4 » longicauda, Q. & G. — Oc. pacif’ sept. 5. » ? alba, van Hass. — Oc. inclic. 151) 88 ziemlich hoch; vorne an der rechten Seite die etwa 0,75 mm. hervorragende, abgestutzt-conisclie, etwas gegen unten gerichtete (männliche) Glenitalpapille und hinter derselben die weibliche Oeffnung des Schleimdrüsen- Ganges. — Der Fuss wie gewöhnlich, das Vorderende gerundet, der Schwanz auch bei dem lebenden Thier# nur etwa 3 — 4 mm. lang. Durchschimmern der Eingeweide und Lageverhältnisse der Organe wie sonst. Das Centralnervensystem wie bei anderen Fionen, die gastro-oesopliagalen Ganglien kaum 'k der Grösse der buccalen betragend. Das Auge mit seinem dunkel-braunschwarzen Pigment wie gewöhnlich. Die Mundröhre etwa 1 mm. lang, von dem gewöhnlichen, gelblichen Drüsenlager umgeben. Der Schlundkopf 2,5 mm. lang, bei einer Breite von 2 und einer Höhe von 1,2 mm., von gewöhnlicher Form. Die Mandibel vorne stark hell kastanienbraun, sonst wie gewöhnlich; der Kaufortsatz ziemlich regelmässig gezälmelt, die Zahl der (entwickelten) Zähnclien 33—35 betragend. Die Zunge von gewöhnlicher Form: unten kamen an derselben 14, an der Spitze zwei, und oben 22 entwickelte und 3 unentwickelte Zahnplatten vor: die Gesammtzahl derselben betrug somit 41. Die Farbe der Zahnplatten (Fig. 4. 5) war horngelb; die Breite der jüngsten (entwickelten) belief sich auf etwa 0,2 mm.. die der vordersten des Zungenrückens auf 0,16, die der ältesten auf kaum 0,11 mm; die Länge der Zahnplatte der Zungenspitze betrug 0,18, ihre Höhe kaum 0,06 mm.; an den meisten Zahnplatten des Zungenrückens kamen jederseits 8 Dentikel vor, von denen der der (in Form ziemlich wandelbaren) Spitze nächststehende viel kleiner war; an denen der Unterseite der Zunge fanden sich jederseits nur 6 Dentikel, von denen der innerste auch kleiner war. Die Speicheldrüsen schienen von gewöhnlicher Länge zu sein. — Die Speiseröhre und der Magen wie sonst, ebenso der Darm. In der Verdauungshöhle kam, wie bei anderen von mir untersuchten Fionen, nur unbestimmbare thierische Masse vor. — Die seitlichen Lebergänge hatten eine Dicke (Diam.) von 0,5 — 0,75 mm., waren von schwarz-bräunlicher Farbe; der Inhalt wie in dem Magen. Die Zwitterdrüse wie bei anderen Fionen, aber kleiner, und die Ovarialfollikel in viel geringerer Anzahl an den Testicularlappen vorhanden, in jenen Eier, in diesen Zoospermen. Die Ampulle des Zwitterdrüsenganges nie bei der F. atlantica; die Samenblase ebenso, eiförmig, mit reichem Samen gefüllt, der Ausführungsgang um ein Weniges kürzer als die Blase. Der Penis lang (wie bei der »F. pinnata«). Gerbe rilla, Bgh. N. gen. Forma corporis sat elegans, vix compressa, elongata. Bhinophoria perfoliata, tentacula elongata, Papillae dorsales pedamentis ut plurimum lmmilibus impositae, non caducae. Podarium sat latum, margine antico sulco transverso et angulis tentaculatim producto. Margo masticatorius mandibulae laevis. Kadula dentibus uniseriatis; dentes depressi, acie pectiniformi irregulari, denticulis longissimis et pro parte iterum denticulatis. — Penis inermis. Die wesentlichen Merkmale dieses neuen Geschlechts sind neben den perfoliirten Bliinophorien die langen Tentakel, die Gegenwart von niedrigen Fussgestellen, die die langen, fest anhängenden Papillen tragen, und das Dasein von ausgezogenen Ecken an dem Vorderrande des breiten Fusses. Der Kaurand des Kiefers ist glatt. Die Zunge hat nur eine Beihe von Zahnplatten; diese sind ungewöhnlich gross und stark, niedergedrückt, denen der typischen Aeolidien ziemlich ähnlich, mit langen und starken, zum Tlieile wieder gezähnten Dentikeln. Der Penis ist unbewaffnet. Unseren jetzigen Kenntnissen zufolge scheinen die Cerberillen ihren Platz in der Nachbarschaft der Flabellinen finden zu müssen, wie dieselben jetzt bekannt sind. ’j Sie unterscheiden, sich aber ') Vgl. R. Bergli, malacolog. Unters. 1. c. II, 2. 187 p. 16 — 30. 160 89 wesentlich durch eine andere Form des Vorderrandes des Fusses, durch die grössere Breite dieses letzten, durch den glatten (nicht denticulirten) Kaurand und durch eine ganz andere Beschaffenheit der Zahnplatten, ferner durch die Lage des Magenblindsackes an der oberen Seite der Zwitterdrüse. Von dem Geschlechte ist bisher nur eine, die untenstehende, neue Art, aus dem stillen Meere bekannt. 7. Cerb. longicirrha, Bgh. n. sp. Taf. XII. Fig. 6—16. Von dieser Form lag nur ein einziges Individuum vor, am Riffe unter todten Madreporen von Dr. Gräffe bei Upolu (Samoa-Inseln) gefunden; seine Nahrung besteht Gräffe zufolge aus Sertularien: die Bewegungen des Thieres waren lebhaft. Das etwas zusammengezogene, sonst gut und mit fast allen seinen Papillen in situ conservirte Individuum hatte eine Länge von etwa 18, bei einer Körperhöhe vorne von fast 4 und einer Breite von etwa 4,5 mm.; der Fuss vorne etwa 5, an der Mitte noch fast 4,5 mm. breit. Die schlaffen Papillen erreichten eine Länge bis 8, selten bis 15 mm.; die Tentakel 5,5 bis 6,5, die zusammengezogenen Rhinophorien 1 mm. lang. Die Farbe des Kopfes und des Körpers im Ganzen gelblichweiss (glänzend blau im Leben), die Papillen ebenso, nur mehr weisslich, besonders an der Spitze (grünlich schillernd im Leben); an diesen letzten kam etwa an der Mitte oder oberhalb derselben ein an den grossen meistens 0,4 — 0,5 mm. hoher dunkelchocoladenbrauner (im Leben rosenrother) Ring vor, an den grössten Papillen fand sich derselbe mein’ gegen die Spitze hinaus gerückt; an vielen fehlte der Ring; die Spitze der Rhinophorien, das Genick und theil weise das erste Papillenkissen von derselben braunen (im Leben rosenrother) Farbe. Die Form des Thieres scheint im Ganzen schlank, aber kräftig gewesen zu sein. — Der Kopf von mittelmässiger Grösse, vorne abgeplattet, breit, mit gelösten Rändern, die nur an dem Uebergange in den oberen Theil des Grundes der Tentakeln weniger hervortreten. Durch mehr als die untere Hälfte erstreckt sich der Aussenmund als eine mediane, unten etwas ausgeschweifte Spalte; die über dem Fussrande liegende Kinnparthie flach und dünn '). Die Tentakeln, von den Seitentheilen des Kopfes ausgehend, langgestreckt, allmählig zugespitzt, ganz am Grunde etAvas eingeschnürt. In dem Nacken, etAva auf einer Querlinie mit dem ersten Paare der Papillenkissen standen die Rhinophorien dicht an einander; der Stiel derselben Avar niedrig, cy lindrisch; die Keule ziemlich kurz, spulenkeulenförmig, mit abgeplattet¬ gerundeter Spitze, die Perfoliation schien nicht tief, die Zahl der Blätter etwa 14 — 15 betragend. Die Augen schimmerten nicht hindurch. — Der Körper ziemlich langgestreckt, mit breitem Rücken, der von den zum Theile sehr langen, sehr fest anhängenden Papillen in ihrer grössten Strecke gedeckt war. Der Rücken ziemlich breit, die Mitte in der vorderen Hälfte (bis etAva das siebente Papillenreihenpaar) nackt, in der letzten, wegen der in der Mittellinie fast an einander stossenden Papillenreihen, bedeckt. Das vorderste Papillenkissen ') mit den Rhinophorien auf einer Querlinie stehend, stark (0,8mm.) wallartig hervortretend, gegen innen fast senkrecht, gegen aussen schräg abfallend, und im Rande ein Avenig flügelförmig hervortretend; an demselben kamen, dicht hinter einander, zAvei Reihen von kleinen farblosen Papillen vor, im Ganzen etAva 10. Die kleinsten erreichten eine Länge von etAva 0,35 mm. (mit dem Nesselsack sich durch wenigstens die halbe Länge erstreckend), die grössten A'on etwa 1,3 mm. Unmittelbar hinter diesem Kissen fand sich ein anderes, etAvas niedrigeres, in dem äusseren Ende mehr ') Vgl- die Figur au der ersten, der Fortsetzung dieser Mittheilungen gehörenden Tafel. 161 12 90 gelostes, mit einer Reihe von 8 — 9 Papillen, die eine Höhe bis 2,5 mm. erreichten; die innersten drei zeigten das braune Gürtel. Dicht hinter jenem fand sich das dritte, noch weniger hervortretend mit einer Reihe von 11 Papillen, die eine Länge bis 3,25 mm. erreichten. Dicht hinter diesem trat die vierte Papillenreihe auf nur sehr wenig erhabenem Boden hervor, in derselben 10 — -11 Papillen, von denen die 4 — 5 innersten gegürtelt, die innerste 4, 5 — 5 mm. lang. Die fünfte Papillenreihe wie die vorige, mit 12 — 13 Papillen, von denen die 4 inneren gegürtelt, die innerste 6 mm. lang. Die sechste Reihe mit 12 — 14 Papillen, von denen die 6 äussersten sehr klein, die innerste 10 mm. lang. In der siebenten Reihe 11 — 16, in der achten 11 — 13, in der neunten 10, in der zehnten und elften 9 — 10, in der zwölften 10, in der dreizehnten 9 — 10, in der vierzehnten 9 — 11, in der fünfzehnten 6 — 8, in der sechszehnten 4 — 5; die siebzehnte bis zwanzigste enthielten nur 3 (2) Papillen, von denen die innerste nur eine Länge bis 1,5 mm. erreichte. Diese letzten Reihen enthielten nur farbenlose Papillen, und in den mehr vorne liegenden Reihen kamen nur 1 — 3 gegiirtelte Papillen vor. Die meisten papillen¬ tragenden Kissen sind niedrig, in dem äusseren Ende durch die einander folgenden Reihen allmählig weniger hervortretend. Die Papillen in einem fast geraden oder leicht gebogenen Bogen neben einander gestellt, die äussersten (am meisten 4) sind sehr klein, die folgenden bedeutend grösser, und dann nimmt die Grösse derselben einwärts rasch zu. Am Grunde sind die Papillen, besonders die grösseren, zusammen¬ gedrückt (oft setzt sich eine Falte von dem Grunde derselben über das Kissen hinab fort) ; in der übrigen Strecke sind sie weniger zusammengedrückt, mehr cylindrisch, oben zugespitzt; die längsten Papillen kamen in der 9 — 12 Reihe vor. Der braune Gürtel trat oft kissenartig hervor, besonders (Fig. 7 aa) in den Fällen, wo derselbe mehr oder weniger halbseitig hervortrat, indem ein Stück des Ringes fehlte. An den Hinterrand des äussersten Theiles des fünften Papillenkissens stützt sich die kurze (klaffende) Anal- Papille mit sternförmiger Oeffnung durch die niedrigen, hervorspringenden Rectalfalten gebildet. Die Nierenpore konnte nicht gesehen werden. Die Seiten im Ganzen nicht sehr niedrig, etwas einwärts gegen den Fuss abfallend; hinten wurden sie sehr niedrig und verschwanden beim Zusammenfliessen des Fusses und des Rückens an der Wurzel des Schwanzes. Unter dem rechtsseitigen zweiten und dritten Papillenkissen fand sich die abgeplattete Genitalpapille mit neben einander stehenden senkrechten Oeffnungen. — Der Fuss kräftig, breit, allmälig gegen Hinten zugespitzt, und in einen ziemlich kurzen (etwa 2 mm.) langen Schwanz hinter dem Rücken verlängert. Das Vorderende dick, durch eine Querfurche in eine obere und untere Lippe getheilt, von denen die obere in der Mittellinie mit dem Kinne verwachsen, die untere noch durch eine Querfurche getheilt ist; die Fussecke ist in einen etwa 1,5 mm. langen Fühler ausgezogen (vgl. wie oben). Die Eingeweide schimmerten nur sehr undeutlich durch die Körperwände hindurch, besonders durch die Papillenwand hier und da der Leberstamm; an dem Rücken hinten die Zwitterdrüse, an den Seiten vorn die Schleimdrüse. — Die Fingeweidehöhle erstreckt sich nur bis etwa in die Gegend der 12 — 13. Papillenreihe. Das Centralnervensystem (Fig. 10) etwa wie bei der Cratena lugubris 1). Die cerebro- visceralen Ganglien von eiförmigem Umrisse mit ausgekerbtem Aussenrande, ziemlich abgeplattet (Fig. 10 aa). Die pedalen (Fig. 10 bb) fast bimförmig, abgeplattet, etwa lU kleiner als die vorigen; die verbindende Commissur (Fig. 10 c) nur wenig länger als das Ganglion, breit. Die Ganglia olfactoria (Fig. 10 dd) kurzgestielt, länglich, etwa Va der Länge der cerebro- visceralen Ganglien betragend. Die Ganglia buccalia etwas kleiner als die vorigen, rundlich, abgeplattet; die verbindende Commissur kürzer als der Durchmesser ') It. Ilergh, malacolog. Unters. 1. c. II p. 11; Tab IV. Fig 8. 162 01 des Ganglions. Die Ganglia gastro-oesophagalia in Grösse etwa 'k der vorigen betragend, mit einer grossen (von 0,08 mm. Diam.) und mehreren kleinen Nervenzellen. Das Auge (Fig. 10 e) kurzgestielt, kugelförmig, gross, von etwa 0,2 mm. Diam., mit grosser gelber Linse, schwarzem Pigment. — Die Ohrblase (Fig. 10) an der hintern Grenze des cerebralen Ganglions, in der Auskerbung des cerebrovisceralen Ganglions liegend: etwas niedergedrückt, von etwa 0,08mm. Diam., von Otokonien strotzend, die einen Diam. bis etAva 0,016 mm. erreichten. Die Mundröhre circa 1mm. lang, von einem ziemlich dicken, weissgelben Drüsenlager umgeben. — Der Schlnndkopf ziemlich gross, etAAra 3 mm. lang, bei einer Breite von 2,2 und einer Höhe von fast 2 mm.: er war also ziemlich kurz, hoch und breit, die Baspelscheide nur wenig hinter den Kiefern hervorragend. Die obere Fläche allmählig gegen hinten schrägend, etAva an der Mitte mündet die Speiseröhre ein: die Seiten etAA'as gervölbt, gegen unten abfallend, vorn gegen den oberen Band hin mit einer Einsenkung; die untere Seite schmal, gewölbt; der Hinterrand des Kiefers oben weit von dem des anderen abstehend, unten demselben ziemlich stark genähert. Die Mandibel (Fig. 11 — 13), der Form des Schlundkopfes gemäss, ziemlich kurz und hoch, ziemlich abgeplattet, stark horngelb; nach Wegnahme der dieselben an der Unterseite des Schlundkopfes bedeckenden Muskel, zeigt sich aber zAvischen den umgeschlagenen Vorderrändern der Kiefer (vgl. Avie oben eine später zu kommende Figur) eine tiefe Kluft. Der Schlosstheil ziemlich stark, an der Innenseite (Fig. 12 a) mit einem gerundeten Kamme (crista connectiva): vor demselben springt der Kiefer mit einem dicken, gegen aussen umgeschlagenen Flügel (einigermassen Avie bei der Spurilla neapolitana (d’Ch.)) x) hervor. Dieser untere Abschnitt ist an der Aussenseite fast rechtwihkelig hervortretend in der Art, dass sich oberhalb desselben (Fig. 11a) eine schräge verlaufende Einsenkung bildet. Der Kaufortsatz (Fig. 11b, 12 b) ohngefähr an die Mitte des Unterrandes der Mandibel reichend. Der Kaurand (Fig. 13) glatt. Die Nebenmundhöhle ziemlich weit, Die Zunge (Fig. 14, 15) sehr stark, kurz, an dem (oberen) Bande abgeplattet, mit einer seichten Furche (Fig. 15) für die Zahnplatten. An dem vorderen und oberen Bande der Zunge kamen 7 (Fig. 14), unter dem Baspeldaclie 2, in der Scheide 4 entAvickelte und 2 unentAvickelte Zahnplatten vor; die Gesammtzalil der Zahnplatten war somit nur 15. Die Zahnplatten (Fig. 16) waren von horngelber Farbe, von ungewöhnlicher Grösse; die Breite der vordersten (der ältesten bewahrten) betrug 0,31, die der sechsten 0,43, die der dreizehnten 0,45 mm. Sie Avaren von ganz eigenthümlicher und bisher bei keiner Aeolidiade gesehener Form, im Ganzen mit der der typischen Aeolidien und besonders der Aeolidiellen übereinstimmend -). Sie bildeten seichte Bogen, deren Grundfläche geringe, von dem vorderen Bande ausgehende Längsfalten zeigte, während der hintere Band in gewöhnlicher Weise verdickt Avar; die hintere Fläche niedrig, und der Bücken somit Avenig steigend. Der Schneiderand in der Mittenlinie leicht ausgeschnitten und daselbst mit zAvei Zähnchen; zu jeder Seite kommen constant 7 Dentikel vor; der innerste war der stärkste, zu jeder Seite mit 2 starken Zähnchen; die ZAvei folgenden zeigten jederseits auch 1 — 2 Zähnchen, die folgende jederseits ein; die drei äussersten, gegen aussen in Länge allmählig zunehmend, waren von anderer Form, pfriemenförmig, zwischen denselben kamen noch einzelne kleine Dentikel vor; an der Unterseite zeigte der äusserste, längste Dentikel neben dem freien gerundeten Bande (2 — )3 feine spitze Dentikel (Fig. 16). Die Zahnplatten variirten sehr wenig von einander, mitunter Avar ein sonst einem Dentikel gehörendes Zähnchen von jenem hinunter gerückt und in dem ZAvischenraume ZAvischen den Dentikeln gestellt; die Dentikel der vordersten Zahnplatten stark beschädigt. — In der ') Vgl. meine Anatom. Bidr. til Ivundsk. om Aeolidierne. 1864. 1. c. p. 207. Tab. V, Fig. 4 — 10. 2) Vgl. meine Anat. Bidr. 1. c. Tab. 1, Fig. 7. Phidiana lynceus og Ismaila monstrosa. Xaturli. Foren, vdsk. Meddel. 1866. p. 99. 163 92 Raspelpulpe kamen die gewöhnlichen grösseren und kleineren Zellen und Zellengruppen vor, zu jeder Seite der Mittellinie eine quergestellte, längliche (0,06 mm. Diam.), gelbliche mit mehreren Kernen. Die Speicheldrüsen wurden nicht deutlich gesehen, schienen sich über den Magen hin zu erstrecken. Die Speiseröhre ziemlich kurz. Der Magen klein; hinten verlängerte sich derselbe in den, über die obere Fläche der Schleim- und der Zwitterdrüse und weiter gegen hinten hinstreichenden, ziemlich engen Magenblindsack, dessen vorderster und hinterer Theil ziemlich starke Längsfalten zeigte. Der Darm ging von dem rechten Theil des Magens neben dem Pylorus ab, erstreckte sich in einem Bogen über die rechte Seite der Schleimdrüse an den Anus hin, die Länge desselben betrug etwa 4 mm. ; in dem vordersten Tlieile kamen Längsfalten, in dem mittleren mehr schräge und circulair laufende Falten vor. In dem Magen fand sich unbestimmbare thierische Masse und in derselben eine weissliche, grössere Polythalamie (eine Polystomella?) von etwa 0,37 mm. Diam.; der übrige Theil des Verdauungscanals war leer. — Die Beschaffenheit des Leb er Systems konnte an dem einen Individuum nicht genau bestimmt werden; in den Magen schien jederseits ein und in den Blindsack mehrere Gallengänge einzumünden. Die Leberlappen der Papillen sind, der Form derselben gemäss, langgestreckt, mit ziemlich ebener Oberfläche, mehr oder weniger geschlängelt durch die Papille hinaufsteigend (Fig. 6, 7). Die Lappen sind in gewöhnlicher Weise oben durch einen kurzen Strang mit dem grossen Nesselsacke verbunden (Fig. 6, 7), der sich besonders bei den kleineren Papillen durch seine Grösse bemerkbar machte: die Länge desselben betrug bei den kleineren fast die Hälfte der Papillenlänge, bei den grössten etwa Via — Vis derselben; die Form war gestreckt-birnförmig, die Wände mit ziemlich starker Muskulatur. Die Nessel-Elemente stabförmig, ziemlich gestreckt und dünn, die Länge meistens 0,037 — 0,05, seltener bis 0,06 mm. betragend, häufig dagegen kamen kleinere vor (Fig. 8, 9). Oft bildeten sie innerhalb des Sackes grössere Ballen (Fig. 6); die aus der runden Oeffnung des Sackes hervorragenden Elemente zeigten oft den Nesselfaden heraus¬ geschnellt (Fig. 8). Das Herz war wie gewöhnlich.1) Die Zwitterdrüse gross, etwa 5 mm. lang, bei einer Höhe von 2,5 und vorne von einer Breite von 3,75 nun., etwas niedergedrückt-konisch, aus zwei symmetrischen Hälften gebildet, die wieder aus hinter einander stehenden grossen Lappen zusammengesetzt sind. Der Bau der Lappen war der gewöhnliche ; in den Lappen kamen entwickelte Zoospermen und grosse oogene Zellen vor. Die vordere Genitalmasse, hauptsächlich von der Schleimdrüse gebildet, hatte eine Länge von 4,5, bei einer Höhe und Breite von 3 mm. Die an der Drüse ruhenden oder von derselben umschlossenen Ausführungsgänge des Genitalapparats waren hauptsächlich von brauner Farbe, eine genauere Bestimmung war aber an dem einen Individuum mit stark erhärteten Eingeweiden nicht möglich. — Der Penis kräftig, (etwa 4 mm) lang, konisch, unbewaffnet, bis an die Spitze von dem Samenleiter durchzogen (Taf. XI. Fig. 27). ') Wahrscheinlich wegen starkes Hervortretens der Schleimdrüse war die Kammer vollständig gegen hinten umgeschlagen. 164 93 V Erklärung1 zu Tafel IX. Fig. 1. Pliyllidia rosans, Bgh. n. sp. Von der Rückenseite, a Gegend der Rhinophorien. b Gegend der Analöffnung. » 2. Yorderende derselben, von der Unterseite, mit Tentakeln und Aussenmund. * 3. Rliinopliorscheide und Rhinophor. » 4. Analröhre. » 5. Plakobranchus clilorophacus, Bgh. n. sp. Von der Rückenseite, 2/1. » 6. Derselbe, von der Unterseite. » 7. Elysia nigropunctata. Pease. Von der Seite. * 8. Cyerce nigra, C. Semper, var. ocellata. Natiirl. Grösse und von der Rückenseite. * 9. Dieselbe, von der Seite mit seitwärts gedrehtem Kopfe. Anmerk. Fig. 1 bis 7 nach Original Zeichnungen von A. Garrett. » 8 und 9 » » > s Dr. Ed. Graeffe. 165 {)4 Erklärung* zu Tafel X. Phyllidia rosans, Bgh. Fig. 1. Analröhre, mit a der längs der rechten Seite herablaufenden Furche, b Nierenpore. » 2. Auge, a Nervus opticus (unter 350faclier Yergrösserung, mit der Camera lucida gezeichnet). » 3. Kalkstäbchen der Bänder des Rückens (Yergrösserung wie bei Fig. 2). >' 4. Stück eines Rhinophorblattes mit Kalkstäbchen. (Yergr. Avie oben). >' 5. Cutane, oberflächlich gelegene Kalkstäbchen (von einem senkrechten Durchschnitt. Yergr. Avie Fig. 2). 6. Kalkstäbchen des Mantelrandes (unter lOOfacher Yergrösserung, mit Cam. luc. gezeichnet). »7. » » » ( >' 350facher » a Querdurchschnitt eines Kalk¬ stäbchens). >' 8. Cutane Kalkstäbchen (unter 350facher Yergrösserung, mit Cam. lnc. gezeichnet). » 9. Muskulatur der seitlichen Körperwandung, a Grössere Bindegewebszellen (350fache Yergr.). >' 10. Mundröhre (a) und Schlundkopf (von oben), bb Mm. retractores bulbi. c Dünner Theil der Speiseröhre. » 11. Mundröhre (a) und Schlundkopf, längs der Unterseite gespalten. Hinten (b) unteres Ende des intrabulbösen Theils der Speiseröhre, c Wulst der oberen Wand der Mundhöhle. » 12. Die Speiseröhre, a Ende des intrabulbösen Theiles, b übriger Theil desselben, c die dünne Strecke der Speiseröhre, d Yorderende der grossen Eingeweidemasse, e Cardia-Theil der Speiseröhre. » 13. Vordere Genital drüsen-Masse, von der Hinterseite, a Samenleiter, b Schleimdrüse, Aveisslicher Theil derselben, c Ampulle des ZAvitterdriisenganges (dessen dünnes Ende oben an der Ampulle sichtbar ist), d Sclrwarze Samenblase, hinter und unter derselben die Aveisse. e Samenblasengang, f Schleimdrüsengang, g Penissack. » 14. Dieselbe (Fig. 13) von der vorderen Seite. Bezeichnung wie oben. Quer über die eiergelbe Parthie der Schleimdrüse verläuft der Eileiter. » 15. a Ende der Ampulle des ZAvitterdriisenganges. b Samenleiter, c Eileiter (Yergr. lOOfach, mit Cam. luc. gezeichnet). » 16. a Weisse Samenblase, b Anfang des Ausführungsganges derselben, c Sclnvarze Samenblase. d Ausführungsgang der schwarzen Samenblase. e Fortsetzung des Anfanges des Ausführungsganges der weissen Samenblase, f Solche des Ausführungskanals der scliAvarzen Samenblase. » 17. Stück des Penisendes (stark gequetscht. Yergr. 350fach, mit Cam. luc. gezeichnet). » 18. Einzelne Penishaken (Yergr. 750fach, mit Cam. luc. gezeichnet). Phyllidia loricata, Bgh. Fig. 19. Penis mit Hakenbewaffnung und Kalkstäbchen (mit Cam. luc. gezeichnet). » 20. Penisende mit HakenbeAvaffnung (Yergr. 750facli, mit Cam. luc. gez.). * 21. Oeffnungen der Hautdrüsen (Vergr. 350facli, mit Cam. luc. gez.). Plakobranchus chlorophacus, Bgh. Fig. 22. Der Länge nach senkrecht durchschnittener Schlundkopf (Yergr. 60facli, mit Cam. lnc. gez.). a Lippenscheibe, b Rücken des Schlundkopfes mit den Muskelreifen, c Kropfartiger Ansatz des Schlundkopfes; oberhalb d der Sack mit den abgestorbenen Zahnplatten, die Zungenmuskelmasse mit der Raspelscheide und Mundhöhle. » 23. a Penisende, b Penishaken (Yergr. 350fach, mit Cam. luc. gez.). » 24. Ende des Penishakens (Yergr. 750facli, mit Cam. luc. gez.). »25. » » » in anderer Lage (Vergr. 750fach, mit Cam. luc. gez.). Cyerce nigra (Semper), Var. Eine der kleinsten Zahnplatten, schräge, von der Unterseite (Yergr. 750fach, mit Cam. luc. gez.). 166 Fig. 26. 05 Fig. 1. * 2. Fig. 3. » 4. » 5. * 6. Fig. 7. 8. » 9. > 7> > > 3 7 * 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. » 21. s 22. * 23. » 24. » 25. > 26. > 27. Erklärung* zu Tafel XI. Phyllidia loricata, Bgh. n. sp. Das Thier, von oben, a Gegend der BMnopliorien, b des Anus. Dasselbe, von unten, a Gegend der Tentakel, b der Genitalpapille mit ausgestülptem Penis. Zwischen Fig. 1 u. 2 Maasstab der nat. Grösse. Plakobranchus chlorophacus, Bgh. n. sp. Verdauungs- und Centralnervensystem, a Lippensclieibe, b Schlundkopf (mit seinen Reifen), c Kropf, d Commissura buccalis mit Ggl. buccale (vor jener die Speiseröhre), e Auge, f cerebro-viscer. Gang!., g pedales Gangl., h Gangl. azygum., i hinterer Theil der Speiseröhre, k Magen, I gemeinschaftlicher Gallengang, m Quergallengang. Augen, a N. opticus (m. Cam. luc. gezeichnet). Zunge, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). a Vorderende der Zungenmuskelmasse, b vordere Zahnplatte, c erstere untere Zahnplatte, d Zungenmuskulatur. Zahnplatte von der Unterseite, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). Elysia nigropunctata (Pease). Das Centralnervensystem, von der oberen Seite mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100), aa cerebro¬ visceralen, bb pedalen Ganglien, c Gangl. azygum, oberhalb desselben die accessorisclien Ganglien, d Auge. Dasselbe von unten, wie oben. Bezeichnungen wie oben. Schlundkopf (etwas comprimirt), von der Seite, mit Cam. luc. gezeichnet, a Lippenscheibe, b Gegend des Raspelsackes, c Gegend der Raspelscheide, d linkes Ganglion buccale mit Commissur, e Speiseröhre. Zahnplatten, mit Cam. luc. gezeichnet. a Speiseröhre (vgl. Fig. 9 e), b Magen, c gemeinschaftlicher Gallengang, d Quergallengang, ee Darm. Querschnitt eines Lappens der vielgelappten Drüse, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). a Gangl. cerebro viscer. und b pedalia; von oben; mit Cam. luc. gezeichnet. Schlundkopf und Kropf, von oben, a Munddrüsenmasse, b Schlundkopf, an der Wurzel desselben median die Oeffnung der Speiseröhre, c Kropf. Schlundkopf und Kropf von der Seite, a, b und c wie oben, d Speiseröhre. Linke Hälfte der Schlundkopfwand entfernt; a Lippenscheibe, b Raspelscheide, c Sack mit abgestorbenen Zahnplatten, d Reifen der Oberseite des Schlundkopfes, e Mundhöhle (oberhalb der schrägen Zungenmuskelmasse); mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100). Zahnplatte, von der oberen Seite. Eben solche, schräge von der unteren Seite. Etwas kleinere Zahnplatte, von der Seite. Noch kleinere Zahnplatte, von der Seite. Fig. 17 — 20 mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). a Papel der Rückenseite einer Papille, b Drüsenöffnungen der Umgegend. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100). Drüsen von der Gegend des schwarzen Epitlieliums. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 350). Penissack. Penis mit a Stachel, b Peniskörper, c Samenleiter. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100). Ende des Penisstachels. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). a Samenblase mit b ihrem Ausführungsgange, c Schleimdrüsengang. Cerberilla longicirrha, Bgh. n. sp. * Penis, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 55). 167 96 Erklärung’ zu Tafel XII. Fig. 1. Fig. 2. » 3. Fig. 4. » 5. Fig. 6. » 7. » 8. » 9. » 10. » 11. » 12. * 13. » 14. » 15. » 16. Elysia nigropunctata (Pease). Das Zalmplattensystem, mit Cani. luc. gezeichnet (Yergr. 750). a Raspelscheide, b Zahnplatte der Zungenspitze, c Sack mit abgestorbenen Zahnplatten, d Vorderende der Zungenmuskelmasse (Raspeldach). Cyerce nigra, var ocellata. Grössere Papille von der oberen Seite. Dieselbe von der unteren Seite, aa Stielparthie. Fiona pinnata (Eschscli.). (Ae. lepadivora, Gr.). Zahnplatten von dem Zungenrücken. Aelteste Zahnplatten. Beide mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350). Cerberilla longicirrha, Bgh. Kleinere Papille, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100). a Oeffnung des Nesselsackes. Mittelgrosse Papille, aa Halbseitig entwickelter brauner Gürtel, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 55). Oeffnung der Papillenspitze mit Nesselelementen, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350). Nesselelemente, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). Centralnervensystem, von oben, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 55). aa Cerebro-visc. Ganglien, bb pedale Ganglien; c Commiss. pediaea; dd Ganglia olfactoria mit N. olfactorius; ee Augen; hinter denselben die Ohrblasen. Mandibel, von der Aussenseite. Dieselbe von der Innenseite. In Fig. 11 u. 12 a Schlossparthie, b Kaufortsatz; beide mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 55). Stück des Kaurandes, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350). Zunge, von der Seite, a Hinterende des Schlundkopfes (der Zungenmuskelmasse), b Yorderrand der Zunge, c Raspeldach, d Raspelscheide. Zunge, von vorne, a oberer Rand. Zahnplatte, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350). 168 Erster ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem Museum Godeffroy. Von I)r. Albert Günther. Herr (Jesar Godeffroy hat mir die Ehre erwiesen, mir eine Sammlung' von etwa KGO Fischen zur Bestimmung anzuvertrauen , welche seine Sammler in verschiedenen Theilen Polynesiens, Australiens, auf der Westküste Süd- Amerikas und in der Mitte des Atlantischen Oceans gemacht hatten. Die Mehrzahl dieser Exemplare gehören der Siidsee an: und da die von ihnen gewonnenen Resultate entweder einen integrirenden Bestandtheil der in andern Heften dieses Journals enthaltenen Fisch-Fauna Polynesiens bilden, oder im Interesse wissenschaftlichen Studiums nicht davon getrennt werden dürfen, beschränkte ich mich in dieser ersten Mittheilung auf diejenigen Arten, welche nicht jener Fauna angehören. Die Anzahl der Arten, welche ich hier durch neue Namen unterscheiden zu müssen glaubte, ist gering: was aber gewöhnlich das Resultat ist. wenn Exemplare nicht blos nach Beschreibungen, sondern auch mit Hilfe einer in Arten und Individuen reichen Sammlung bestimmt werden. Auf der andern Seite bieten die hier beschriebenen Jugendformen das höchste Interesse dar: und soweit man sich von den wenigen bisher bekannten Jugendzuständen von Fischen ein Urfheil erlauben kann, scheint es. als ob in ihnen Charaktere auftreten, die mit dem weiteren Fortschritt unserer Kenntniss derselben für die systematische Eintheilung der Acanthopterygier von grossem Gewichte sein dürften. So könnte für die Familie der Squamipinnes die mächtige Entwicklung von Schulterplatten in der Jugend charakteristisch sein, was sofort für die Ausscheidung von Gattungen, welche man bis jetzt mit den typischen Fischen dieser Familie vereinigt gelassen hat, entscheidend wäre. Percichthys godeffroyi. B. 7. D. 10/i3. A. 3fa. L. lat. ca. SO. Die Körperhöhe ist beinahe ein Viertel der Totallänge, die Kopflänge zwei Fünftel. Der Augen- Durclimesser ist ein Sechstel der Kopflänge, zwei Drittel der Länge der Schnautze und etwas weniger als der flache unbeschuppte Interorbitalraum. Unterkiefer vorstehend: der Maxillarknochen reicht bis etwas hinter die Mitte des Auges. Das ganze Präoperculum fein gezähnelt, etwas stärker am Winkel. Suborbitale nicht gezahnt. Schuppen ziemlich unregelmässig. Der dritte und vierte Dorsalstachel sind bei weitem die längsten, zwei Fünftel der Kopflänge, mehr als zwei Mal so lang als der zweite. Der zweite und dritte Analstachel gleich lang und stark. Hinterer Rand der Schwanzflosse gerade oder nur schwach ausgeschnitten, mit scharfen Ecken. Brustflossen beinahe so lang als der Kopf ohne die Schnautze. Färbung einförmig. Pseudobranchien wohl entwickelt. Ein Exemplar. BOO mm. lang, von Iquique. 98 Ueber eine neue Form von Tholichthys. In den Ann. & Mag. Nat. Hist. 1868. I. p. 457, u. 1871. VIII. p. 318 habe ich unter dem Namen Tholichthys winzige Fische beschrieben, welche sich als junge Squamipinnes herausgestellt haben (Chsetodon, Heniochus?), und für welche man jenen Namen beibehalten kann. Eine derartige höchst sonderbare Form, welche ich für den Tholichthys von Pomacanthus halten möchte, hat das Godeffroy Museum von dem Atlantischen Ocean erhalten. Der obere Augenrand ist in einen geraden auswärts gerichteten lanzett¬ förmigen Dorn verlängert, der beinahe halb so lang als der scheibenförmige Körper ist. Jede Seite des Nackens ist mit einem dreieckigen, langen, flachen, längs- gekielten Suprascapulardorn bedeckt, der mit dem der andern Seite ein Giebeldach über der stacheligen Rückenflosse bildet, und weit hinter die Mitte des Fisches reicht. Die Schulterplatte ist oval, wie in den andern bis jetzt bekannten Tholichthys. Das Präoperculum breitet sich unten am Winkel in einem breiten dreieckigen Dorn aus, der bis zur Afterflosse zurückreicht und die Bauchflossen gänzlich bedeckt. Die Flossenformel ist D. 7A>«. A. a/i 2. Von Schuppen lässt sich bis jetzt noch nichts wahrnehmen. Das einzige beobachtete Exemplar ist 10 mm. lang. Jugendzustände von Schwertfischen (Xiphias und Histiophorus). Das Fischchen, von dem ich liier eine ' stark vergrösserte Abbildung gebe, und dass nur eine Gesammtlänge von 9 mm. hat, wurde im Atlantischen Ocean in etwa 25° N. Lat. und 30° W. Long. aufge¬ fangen. Der sehr grosse Kopf ist oben flach, von den breiten Stirnbeinen bedeckt, zwischen den Augen concav, indem der obere Augenrand in eine fein gesägte Leiste sich erhebt. Vor den Augen fällt dass obere Kopfprofil rasch in die ziemlich stark vorgezogene, breite, vorne spitzige Schnauze ab. Kiefer beinahe gleich lang, mit conisclien Zähnchen bewaffnet. Maulspalte horizontal, sehr weit, bis unter den hintern Theil des Auges reichend. Auf jeder Seite des Kopfes zwei starke Dornen, die mit kleinen Stacheln besetzt sind. 170 99 Der obere Stachel geht vom Scheitelbein aus und ist kaum halb so lang als der untere, der dem Winkel des Präoperculum angehört, und wenigstens V; s so lang wie der ganze Fisch ist. Die verticalen Flossen zeigen die Strahlenbildung noch nicht deutlich, ausser der Schwanzflosse, welche bereits gegabelt ist. Die Bauchflossen stehen nahe beisammen und sind auf einen rudimentären Stachel reducirt. Schwanzstiel ohne seitliche Hautkante. Es wäre schwierig gewesen, sich über die Natur dieses Fischchens klar zu werden, hätte sich nicht glücklicherweise in derselben Sammlung ein etwas grösseres Exemplar vorgefunden, von 14 mm. Länge und vom südlichen Theile des Atlantischen Oceans (40 0 S. Lat., 25" W. Long.). Dieses ist ganz entschieden ein sehr junger Schwertfisch: es gleicht in der allgemeinen Körperform und den wesentlichsten Charakteren so sehr dem ersteren, dass ich mir zunächst die Frage stellen musste, ob es nicht nur ein weiteres Wachsthum-Stadium desselben Fisches repräsentire. Allein da auf der einen Seite der Unterschied in der Grösse, und somit wahrscheinlich auch im Alter, zwischen beiden doch nicht so bedeutend ist. dass dadurch die immerhin beträchtlichen Structur-' Verschiedenheiten erklärt werden könnten, und auf der andern Seite die letzteren zum Theil dieselben sind, wodurch Xiphias und Histiophorus characterisirt sind: so dürfte es gerathener erscheinen, das kleinere Exemplar für den jungen Xiphias, und das grössere für den jungen Histiophorus anzusehen. In diesem grösseren Exemplar ist die Schnautze um ein Weniges länger; beide Kiefer sind mit verhältnissmässig nicht sehr kleinen Zähnen besetzt, von denen die vordersten, oben sowohl als unten, etwas verlängert sind. Die beiden Dornen an der Seite des Kopfes sind vorhanden, aber etwas schwächer und kürzer und nicht so rauh, wie auch der obere Orbitalrand nicht gesägt ist. Der vordere Theil der Rückenflosse besteht aus langen Strahlen, von denen der längste so hoch wie der Körper ist. Nach hinten nehmen die Strahlen an Länge ab, und ihre Zahl lässt sich nicht bestimmen. Die Afterflosse ist ein kurzer, schmaler Haut¬ saum. Besonders charakteristisch sind aber Was die weiteren Entwicklungszustände des Schwertfisches betrifft, so mag ich beifügen, dass das Brittische und Godeffroy Museum drei junge Schwertfische von 2Vü Zoll Länge besitzen. In diesen ist nun nicht nur der Oberkiefer zu verhältnissmässig derselben Länge gewachsen, wie in einem alten Exemplar, sondern auch der Unterkiefer ist stark verlängert, nur wenig kürzer als der obere. Die Kiefer gleichen denen von Belone, und sind Avie diese mit conischen Zähnclien von ungleicher Länge bewaffnet. Die grossen Stacheln an der Seite des Kopfes sind verschwunden, Avährend Reihen von spitzigen Tuberkeln den Körper bedecken. Der Rumpf und der Sclnvanz haben die Proportionen dieser Körpertlieile im ausgewachsenen Fisch angenommen. Rückenflosse durchaus aus langen Strahlen bestellend. Diese Exemplare besitzen keine Bauchflossen, und gehören desshalb zu Xiphias. die beiden langen Faden, Avelclie die Bauchflossen repräsentiren. 171 100 >■ P. S. Ich hatte obige Notizen über sehr junge Schwertfische bereits dem Druck übergeben, als mir Hr. Godeffroy ein drittes Exemplar zusandte, das er soeben durch einen seiner Schiffscapitäne vom Atlantischen Ocean in 5° S. Lat. erhalten hatte. Dasselbe ist höchst interessant, da es bei einer Länge von GO mm. einen weiteren Entwicklungszustand von Histiophorus vorstellt, und die Richtigkeit meiner Deutung dieser Fischchen beweisst. In diesem Fischchen ist nun bereits der Oberkiefer in ein Schwert ausgezogen, und die Kiefer haben sich vollständig In die charakteristische Form dieser Tlieile des Schwertfisches entwickelt. Dornartige Fortsätze an ihrer Oberfläche haben sich verloren, und die Zähnchen sind verliältnissmässig kleiner, obgleich noch immer konisch- spitz, und viel mächtiger, als im ausgewachsenen Zustande. Die Dornen, mit welchen der Kopf bewaffnet ist, sind verliältnissmässig viel kürzer. Da sie in keinem unserer Exemplare auf beiden Seiten von derselben Länge sind, so sind sie wahrscheinlich in Bezug auf Länge überhaupt grossen Schwankungen unterworfen. Der Körper- und Schwanztheil haben sich verlängert: die Flossenstrahlen sind deutlicher. Namentlich ist an der Riickenflossse bereits die vordere, hohe Abtheilung von der hinteren, niedrigen deutlich geschieden, und die allerletzten Strahlen sind wieder stärker entwickelt, als die vorhergehenden. ') Höchst auffallend muss es aber erscheinen, dass die Anzahl der hohen Strahlen, die sich nur auf etwa 17 beläuft, noch so sehr von der des ausgewachsenen Fisches, welche beinahe das Doppelte beträgt, sich unterscheidet. Ein ähnliches Verhalten findet auch bei der Afterflosse statt, Schwanzflosse ausgeschnitten. Körper ganz glatt. Keine Leiste am Schwänze. Ich kann hiebei nicht unterlassen, zu bemerken, dass es mir jetzt mehr als je zweifelhaft erscheint, ol) man Recht hat, nach der Länge der Kiefer Arten der Schwertfische zu unterscheiden. Dieses Waclisthum der Oberkinnlade muss doch häufig von äusseren und inneren Einflüssen modificirt werden, und eine geringe Hemmungs-Ursache in diesen Jugendformen muss eine sehr sichtbare Verkürzung des Schwertes zur Folge haben. Damit will ich natürlich durchaus nicht verneinen, dass ein kürzeres oder längeres Schwert charakteristisch für gewisse Arten ist; allein solche Arten müssen dann zugleich durch andere Merkmale charakterisirt sein, und die Länge des Schwertes für sich allein kann nicht zur Feststellung einer Art dienen. Endlich ist es kaum nöthig, zu erwähnen, dass die Schwertfische als pelagische Bewohner zu der grossen Anzahl derjenigen Fische gehören, welche im offenen Ocean laichen, und deren Laich entweder ') Dieses hätte in der Zeichnung besser ausgedrückt sein sollen. 172 101 in Klumpen frei an cler Oberfläche schwimmt (wie bei den Makrelen, Schwertfischen u. s. w.). oder an schwimmende Tange angeheftet ist (wie bei den Blennioiden und verwandten Familien). Umbrina imberbis. D. 10 | V24. A. -h. L. lat. 65. Der Bartfaden am Kinn ist auf ein kleines Knötchen zwischen den zwei Paaren von Mandibular-Poren reducirt. Die Höhe des Körpers ist ein Drittel der Totallänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge zwei Siebentel. Die Sclinautze stumpf, abgerundet, über die Mundspalte gewölbt, länger als das Auge, dessen Durchmesser V« der Kopflänge beträgt. Der Oberkiefer reicht bis unter die Mitte des Auges. Präoperculum schwach gezähnelt. Dorsal-Stacheln schwach, aber nicht alle biegsam: der dritte der längste. Der zweite Analstachel ziemlich stark und etwas mehr als halb so lang als der erste Strahl. Schwanzflosse leicht ausgeschnitten. Brustflosse nicht viel kürzer als der Kopf. Einfarbig silberig: die Basis der Brustflosse schwärzlich. Ein Exemplar von Iquique (Chili) ist 13 Zoll lang. Gobius nigroocellatus. D. 6 | V10. A. V9. L. lat. 27. Acht Längsschuppen-Reihen zwischen der zweiten Rücken- und Afterflosse. Die Schuppen hinter dem Kopfe sind nur um weniges kleiner als die des Körpers. Die Körperhöhe ist Vs der Gesammtlänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge V4. Augen nahe beisammen, von massiger Grösse. Maul klein, horizontal, mit überragendem Oberkiefer. Stark gekrümmte Hundszähne im Unterkiefer an der Seite. Sclinautze kürzer als das Auge. Die oberen Brustflossen- Strahlen fein wie Seide. Brustflosse so lang wie der Kopf. Alle Flossen strahlen biegsam, die hintern Dorsalstrahlen etwa so hoch wie der Körper unter ihnen. Schwanzflosse von massiger Länge und abgerundet. Die Bauchflosse reicht beinahe bis an den After. Graubraun (in Spiritus), jede Schuppe mit hellerem Centrum. Zwei Reihen tief schwarzer, hell eingefasster Ocelli entlang der Seite des Körpers; die obere Reihe läuft auf der dritten Längsschuppenreihe, die untere auf der fünften. Verticale Flossen fein braun getüpfelt. Ein kurzer, schwärzlicher Längsstreif auf der Basis der Brustflosse. Bauchflosse schwarz in der Mitte, gelblich auf den Seiten. Ein Exemplar 65 mm. lang (Ko. 221), von Bowen. Nord-Australia, D i p I 0 p h 0 s, Körper sehr verlängert, bandförmig, mit grossen, dünnen, abfälligen Schuppen. Eine doppelte Reihe von Leuchtorganen verläuft entlang jeder Seite der untern Kante des Körpers und Schwanzes. Kopf lang, zusammengedrückt, mit spitziger Sclinautze und vorstehendem Unterkiefer. Maulspalte sehr weit: beide Kiefer mit einer Reihe spitziger Zähne, die etwas ungleich in Grösse, aber nicht besonders entwickelt sind. Gaumen zahnlos (?). Auge von massiger Grösse. Paarige Flossen wohl entwickelt. 173 102 Rückenflosse hinter der Bauchflosse, gegenüber dem After; eine Fettflosse scheint nicht vorhanden zu sein. Afterflosse sehr lang. Atlantischer Ocean. Die geringe Grösse der Exemplare, welche in einem gar nicht guten Erhaltungszustände sind, erlaubt mir nicht, eine genauere Beschreibung der Gattungscharaktere zu geben. Diplophos taenia. D. 8. A. ca. 48. V. 8. Die Länge des Kopfes ist Ve der Gesammtlänge, die grösste Höhe des Körpers nur Vie. Die Sclmautze ist etwas mehr als zweimal so lang als das Auge, und der Oberkiefer reicht hinten weit hinter das Auge. Der Anfang der Rückenflosse ist etwas näher der Schnautzenspitze , als der Basis der Schwanzflosse; die Bauchflossen reichen bis zum Anfang der Rückenflosse zurück, und die Afterflosse fängt unter dem letzten Dorsal- Strahl an und hört in einer geringen Distanz von der Schwanzflosse auf. Die Leuchtorgane bilden zwei Reihen entlang der untern Körperkante: sie sind dicht gedrängt, und die der obern Reihe sind kleine schwarze Punkte, viel kleiner als die der untern Reihe, welche eine queroblonge Gestalt haben. Diese Reihen hören mit der Afterflosse auf, aber unten an der Schwanzflossenwurzel steht noch ein Paar runder Leuchtkörper. Braun oder braun-schwarz. Drei Exemplare (Ko. 460 u. 481), von welchen das grösste 1 ’/q Zoll lang ist, von der Mitte des Atlantischen Oceans; eines von 80° S. Lat., 24° W. Long., und zwei andere von 22° N. Lat.,- 80° W. Long. Syngnathus acicularis. Jeny ns, Voy. Beagle. Fish. p. 147. pl. 27. fig. 8: Giintli. Fish. VIII. p. 161. D. (86) 48 — 45. Segment. 18 — 19 fl- 42 — 48. Der vordere Tlieil des Rumpfes ist etwas tiefer als der Kopf, und die Länge des Schwanzes ist nur das Doppelte der Rumpflänge (ohne Kopf). Die Länge der Sclmautze gleicht der Distanz des vorderen Augenrandes von der Wurzel der Brustflosse. Ein niedriger Kamm entlang der Medianlinie der Sclmautze und Stirn verschwindet auf dem Kopfe; auch setzt sich der Supraorbitalrand nicht auf die Schläfe fort. Schilder glatt, ohne Stacheln. Operculum ohne Kiel. Die Seitenlinie setzt sich nicht in die obere Schwanzkante fort. Die Basis der Rückenflosse ist nicht über das Niveau des Rückens erhoben, und die Flosse selbst steht auf zehn Segmenten, von denen zwei dem Rumpfe angehören. Schwanzflosse wohl entwickelt. Ohne auffallende Körperzeichnung. Die Exemplare, Männchen und Weibchen von Iquique, weichen in Bezug auf die Zahl der Riicken- Strahlen von meiner ersten Beschreibung ab. Die Eiertasche des Männchens ist nur halb so lang als der Schwanz. 174 Syngnathus nitidus. D. 18. Segment. 14 -(- 31. Verwandt mit Syngnatlms tetrophthalmus. Eine Leiste kreutzt das stark convexe Operculum. Kopf und Sclmautze sehr kurz, die letztere aufwärts gebogen, kaum so lang als der postorbitale Tlieil des Kopfes und oben in der Mittellinie mit zwei Dörnchen bewaffnet. Körper nicht viel tiefer als breit, mit stark vorspringenden Leisten. Die Leisten jedes Segments hinten mit einem deutlichen Dörnchen. Schwanz etwas mehr als doppelt so lang als der Rumpf (ohne Kopf). Die Seitenkante geht in die Schwanzkante über. Orbitalränder stark vorspringend, der Zwischenaugenraum concav. Die Basis der Rückenflosse ist nicht über das Niveau des Rückens erhaben; die Flosse steht auf sechs Segmenten, von denen das erste das Anal-Segment ist. Schwanzflosse sehr kurz. Diese Art ist sehr niedlich gezeichnet. Die Segmente sind braun und die Suturen zwischen denselben als weissliche schmale Ringe gezeichnet. Drei dieser Ringe auf dem Rumpfe stechen besonders durch ihre glänzend weisse Farbe hervor. Zwei Querbinden von derselben Farbe auf dem Kopfe. Sclmautze weiss, mit mehreren dunkelbraunen Ringen. Zwei Exemplare von Australien, beidp Weibchen, von denen das grössere nur Zoll lang ist. Urocampus coelorhynchus. D. 14. Segment. 9 + 54. Sclmautze, Kopf und Körper comprimirt; Sclmautze gerade, kurz, nur so lang als der postorbitale Tlieil des Kopfes, mit einer hohen Leiste oben in der Mittellinie und einer niedrigeren auf der Mitte der Seite; vor dem Auge ein schwacher conischer Höcker. Die Supraorbitalleisten erhaben, vorne convergirend, ohne sich in die Schnautzenleiste fortzusetzen. Hinterhaupt, Schläfengegend und Operculum mit je einer Längsleiste. Rumpf kaum zweimal so lang als der Kopf: Schwanz mehr als dreimal so lang als der Rumpf und Kopf zusammen. Körpersegmente ziemlich dünn, ohne Stacheln, aber mit deutlichen Kanten. Die Rückenflosse steht auf dem neunten bis zwölften Schwanzsegmente; Brustflosse kurz; Schwanzflosse rudimentär oder ganz fehlend. Von der Färbung sind nur dicht gedrängte kleine gelbe Ocellen an der unteren Seite des Kopfes bemerkbar. % Zwei ausgewachsene männliche Exemplare von Sydney, von denen das grössere 3% Zoll lang ist. f I Journal des Museum Godeffroy HeftII.Taf.1 Samoa n oder Navigator Gruppe ) gezeichnet L.Friederichsen. ManTsstab 1 800 01)0. östlichen Theiles von Upolu._ + Seemeilen entfernt Nach Capt.A.K. Petersen s Skizzen gezeichnet von Ansicht des I, . Friederichnen Koralh bei Ebbe trocken SA KAT. ' 'a Fanuatapu I. Samun I Vailele Wesll. Ansicht von Upolu Insel von dem Norden von Apia feschen. 12 Seemeilen entfernt. Nach Capt.A.-K .Petcrscn's Skizzen gezeichnet von L. Friederichsen SavaiT Matafgatele Cuj-acoa Rr m <’***) 'Sehr schwere Brandung TUTUILA INSEL 0 Mataul trie Consuln Jfu . TUTUILA k MANUA INSELN ( Samoan «a Navigator Gruppe) L. Friederichsen Jlaafsstab l: 800000. 109*30' Sehr schwere Brandung Jm Kord Osten der Karte liegt die Plantage von Voile selten dem Sigago und Letagn Fluss ins . Eingeborenen Wohnungen, (bewohnt )— Unbebautes Land mit Urwäldern J Coeos U7ui. Baumwolle Plajih / Rille . ß - Rai Die Tiefen sind in Ft Zi3 ncres. ■ mit Cocosbäunun und Baumwolle bepfltuir.t Die hinnen Flüsse welche sieh zmi *• rgtessen sind Ausläufe ausgedeluitcr Siünpfc fuigrbortnm Wohnungen t unbewohnt >*= 0*0*0° Häuser = - Belestiqungen der Eingeborenen Coeos Wähler' und Brodfruebt Bäume =\ . j - - Taro und Bananen - A JJärujrove- Sümpfe. = Alangrove. Wähler ^ ^ Wege ^ Korallen. •• ßä,. tri. — Korallen Jl'u ~ Hafen . S - Sand . se. - Schlamm F — Fluss. I. — Insel Pt- Point I an t/e' . Capl.Rantizni’s Skme . L £ÜS±L l / • Sandinsel iv Ir •!.. J | / % l Steine \ -■ - - j \ r ! 1 ** 1 ioo Fass tanq * ll K. rr - 1 S f \ Druck von Ackermann & Wulff in Hamburg Journal des Museum Godeflrqy. HeftH.Tai’pl 2 138 lls' 2P KA ATI DER U ®J ^ iS OL mi? ( EAP- G U A P.-YAPA.) (CAROLINEN GRUPPE) Nach (’apt.J.T.Blohm's Original -Aufnahme Gez von L .Friederichsen. / " . i/V>H A - \ A ViWS?^- Ma als st ab 1.165.000. Jfuut . Meilen j X/ / r /■/ P%.l f\Rumu m fT J r4_ i X\, .F , p v t. CZ’-H». , -W 35' ,0 fit Kahles / Celowith w Ä "« fe. -, . - U( ß 4tf\ s \ g«* >■* I STlT« jö4 TOinii r«/r. R i f f I i "OL j F - 4ni Rru-cTithcvre s R v e cberi c/ e s , -t. LlM.^t'i-vV/ lA» /V» v W" V- - W~'1 reisen iseP ^T / -Z CÜ.TV ob ¥ 'St v \ Riff K AtUOth f y /■ r / c 1 7 6% x 16 yo Jukeng Genemarn XX 18 J -V^*. Tomil , - \ si,r L’a/r .f Riff y UA KARTE Rul ' der ^ TO M I L BAU r-. Nach Capt. J.TJJlohm 's Aufnahme Ge» . v.L . Fr . jTicfh i in Faden \ 10 '-■-fR, ©,ÖY[ jp ILi iß A II \ i« x ) » »\ ^.o®»*** F 7? i ff « r w Y f- / 2° ^ / ,/ 21 Z ^ 1 *? - 1.18 Ostl . I aänsje v. Greenwich 20 Hamburg L . Friederichsen &• Cs 1873 T.itli Aiist v Leopold Kraatz in Berlin Journal des Museum Godeffroy.Heft IL Tafel 111 Haus der Eingeb orenen auf Yap Journal der Museum GodetTroy; Heft II Tafel IV Druck v H NV'TiiH’kt* Hamlöurö.L.Friedendi.'on &C Ethnographische Gegenstände von Yap. 1 Freiet Eintet oritur von Yap . an^ethan mit dem Lit (Leibschürze) u. deift Iatau.- Z Iatau. Handmanschette aus Conus raillepunctatus L * A;u H nin u schatte aus Nautilus pompilras. L. 4 TJoj Kamm..- 5 Halsband der Häuptlinge.- 6 Halsband aus Muschel- u Cocosnufsscheiben.- 6 ' Ein . in natürlich :-r Grosse.? Halsband aus Scheiben von Cassidea rufa.L 8 Halsband mit Ringen aus Betelnuf? n einem Rin£e an ! >oh ■■Ipa" . desselben vetgrössert 9 Frauenhalsband aus Bastfasern - 10 Lle. Armringe (4: aus Cocnsnufs von den Frauen auf dem linken Arm - Armringe (4) der Frauen aus Trochus Niloticus. L-12 Thongefäfs.-13.u 14 Muschelbeile aus Tridacna -'.ifac L Journal des Museum. Godeffroy Heft II . Tafel 5 Hamburg. L Fnederichsen & O Raren Typen von Yap 1 & 2 - Jüngiinge fApagal's; - 3- Eingeborene Frau - Nach Original photographieen von J Kubary: •Journal des Museum Godeffroy Heft II Tafel 6 Racon -Typen von Yap. Nach einer Originalpliotographr Journal des Museum Godefftoy Heft II Tafel 7 Raccn -Typen von lap Nack Origmalpkotograpkipea von J Knbary Hambiug, L FrieSertdisen 4 C? Hiwi . Il Wrraili a Z.'- X- I Komb ngur • 'S"1 5ur0 : L.Triederichser. ät Cq. UtKAngtix J.G.Bach, Leipzig. 1.2.3.15.16.17 13. Papilio Alphenor Cr am. - Figur 4 sc 5. Piem Ada Cr am.. - Figur 6ac 7 Diadema Auge Cram.- Figur S. 9.10. 19 2' Chaerocampa Celerio L 11*12. Nyctemera integra 'Walker.- Figur 13 ac 14. Botya muitilinealis Ouenee - Figur 1-14 nach Zeichnungen vor. J Kubary. Figur 15-20 nach Zeich- -nungen von Anna Semper. 11t uiivu r<5 . L.t'ru'^ern'hscn % C" Prunk v II WiTiih kd 1-4 - Phyl lidia rösan;: Byh r sp -5-ß* Plakobranchus chlorophacus. Bgh.n sp.-7-Elysia m^ropunctata .(Pease) 8-9'Cyerce nijSra (Semper) var ocellata /’ fler •« Journal' 4 t ' xn In unserem Verjage ist erschienen: Journal des Museum Godeffroy, Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. Heft. I. Gr. Quart. 9 Bogen mit 2 Holzschnitten und 8 Tafeln. Preis 5 Thaler. (Inhalt: 1. Topographie der Schiffer-Inseln von Dr. E. Gräffe, nebst 2 Karten der Schiffer-Inseln von L. Friederichsen. — 2. Die Lagune von Ebon nach J. Kubary von Dr. E. Gräffe. — 3. Ueber eine Sendung Vögel aus Huahine von Dr. E. Gräffe. — 4. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos- und Hervey-Inseln , von Dr. Chr. Luerssen. — 5. Untersuchungen über Diatomaceen-Gemische, von 0. IST. Witt.) Von der Fluth und Ebbe des Meeres von Hugo Lentz, •Wasserbau-Inspector in Cuxhaven. Gr. Quart. Mit IG lithograpliirten Tafeln und 20 Holzschnitten. 1873. Preis 5 Tlialer. (Inhalt: 1. Theorie der Fluth und Ebbe des Meeres. — 2. Vergleiche zwischen Theorie und Beobachtung. — 3. Das »Alter« der Europäischen Tiden. — 4. Hoch- und Niedrigwasser in der Elbe. — 5. Wirkung des Windes. — 6. Schlüsse. Krystallographie. Stereoskopische Darstellung einer Reihe der wichtigsten Krystalle, der Combinationen derselben etc. von Julius Schlotke. Preis Vk Thaler. Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und Letoga, sowie der Ansiedelungen am Hafen von Apia. Maasstab 1:20.700, nebst Cartons der Samoa-Inseln und 3 Ansichten der Insel Upolu. Nach Original-Aufnahmen bearbeitet und gezeichnet von L. Friederichsen. 1873. Preis 2 Thaler. Karte des ehemaligen Königreichs Polen nach den Grenzen von 1772; mit Angabe der Theilungslinien von 1772, 1793 und 1795. Maasstab 1 : 3.000.000, von Dr. Carl Wolff. Preis 1 Thaler. Das 3. Heft des »Journals des Museum Godeffroy« wird voraussichtlich im Juli dieses Jahres erscheinen können und das l.Heft der Abtheilung „Garrett’s Fische der Südsee,” bearbeitet von Dr. Albert Günther in London, bilden. Auf Basis einer Sammlung von 470 Abbildungen von Mr. Andrew Garrett nach dem Leben gemalter Fische der Südsee, und mit Hülfe des vereinigten Materials des Britischen- und Godeffroy Museum' s wird eine vollständige Bearbeitung der Südseefische in 10 Heften mit je 20 colorirten Tafeln zum Preise von ca. 20 Thalern pr. Heft beabsichtigt. Die Hefte werden so rasch auf einander folgen, als es möglich ist die Tafeln von den Künstlern ausgeführt zu erhalten. In l'/a — 2 Jahren soll dies Fisch-Werk als ein integrirender Tlieil des Journals des Museum Godeffroy, jedoch selbstständig paginirt, beendet sein. Da die enormen Herstellungskosten nur eine sehr beschränkte Auflage gestatten, so wird eine baldige Subscription erbeten. HAMBURG, im Mai 1873. L. Friederichsen & Co. JOURNAL DES Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mitteilungen. Heft IV. Mit 2 Holzschnitten, 1 Karte und 14 Tafeln. ^ [U 0 r-rO HAMBURG. L. Friederichsen & Co., Land- und Seekartenhandlung’. Geographische und nautische Verlagshandlung. 1873. JOURNAL DES Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. Heft IV. I n h a 1 1. 1. Die Palau-Inseln in der Südsee, von J. Kubary. S. 1 — 62 (177 — 238). 2. Beiträge zur Kenntniss der Fidschi-Insulaner, vou J. W. Spengel. S. 63—76 (239—252). 3. Description de quelques Crustaces, nouveaux ou peu connus, provenant du Musee de M. C. Godeffroy, par le Dr. A. Milne Edwards. S. 77 — 83 (253 — 264). 4. Zweiter ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem Museum Godeffroy; weitere Mittheilungen über junge Schwertfische, von Dr. Albert Günther. S. 89 — 92 (265—268). 5. Beitrag zur Kenntniss der Lichenen-Flora der Südsee- Inseln, von Dr. A. von Krempelhuber. S. 93 — 110 (269—286). 6. Ueber Südsee-Diatomaceen, II. Folge, von Otto N. Witt. S. 111—116 (287—292). 7. Verschiedenes, a. Eine Bank in den Gewässern der Tonga- Gruppe. S. 117 (293) b. Die Wanderung von Danais Erippus. Cramer, nach den Südsee-Inseln, Australien und Celebes, von G. S e m pe r. S. 117-119 (293—295). Tafeln. I. Karte der Palau-Inseln, von L. Fr i e d er i c h s e n. II Palau-Geld. III. Haus und Fahrzeug der Eingeborenen auf Palau, nach A Te ten s. IV. Eingeborener und ethnographische Gegenstände von den Palau-Inseln. vl VI. I VII. I VIII. IX. X. Abbildungen der Schädel verschied. Fidschi-Insulaner. XI. Racen-Typen von den Fidschi-Inseln. XII. I XIII ) Abbildungen verschiedener Crustaceen. XIV. Flechten der Südsee-Inseln, von Dr. A. v. Krempel h u b e r. XV. Diatomaceen der Südsee, von 0. N. Witt. Holzschnitte. Becken eines Fidschi-Insulaners. S. 74 (250). L. Friedericlisen & Co., Land- und Seekartenhandlung. Geographische und nautische Verlagshandlung. 1873. Uebersetzungsrecht Vorbehalten. Entered at Stationers’ Hall. Druck von Ackermann & Wulff in Hamlmr Die Palau-Inseln in der Südsee von J. K u b a r y. Vorwort A on dem Gründer des Museums, dem Handelsherrn .1. C. Godeffroy in Hamburg, wurde Herr J. Kubary nach verschiedenen Inseln der Siidsee gesendet, um Naturalien für das Museum Godeffroy zu sammeln. Zu diesem Zwecke kam er auch im Jahre 1871 nach den Palau-Inseln , wo er sich in diesem Augenblicke noch befindet. Von dort aus hat er die Berichte über seine Erlebnisse auf diesen Inseln an das Museum eingesendet und ausserdem auch verschiedene Abhandlungen, die sich sämmtlich auf diese Inseln und deren Bewohner beziehen. Alle diese Arbeiten dürften auch für ein grösseres Publicum Interesse haben, und da eine voll¬ ständige Mittheilung derselben nicht möglich war, so wurde das Wichtigste derselben für unser Journal zusammengestellt. Es ist zwar nur ein kleines Völkchen, dessen Sitten, Gebräuche und Einrichtungen hier beschrieben werden, allein wie diese das ganze politische Gebäude Zusammenhalten und Alles in demselben auf das Genaueste geregelt ist, sogar der Krieg nicht ausgenommen, dürfte für manchen denkenden Lesser dasselbe Interesse haben, als wäre es ein grosser Staat. Es hat zwar in diesen Tagen auch Professor C. Semper seine Reiseerlebnisse in Palau erscheinen lassen, allein wir glauben, dass unsere Mittheilungen dennoch willkommen sein werden, indem sie, aus neuerer Zeit stammend, als eine Ergänzung jenes Werkes angesehen werden können. Unser Berichterstatter kennt jenes Werk nicht und wir haben bei der Abfassung unseres Auszuges darauf Rücksicht genommen, dass seine Bemerkungen und Ansichten über die Einwohner jener Inseln nicht von denen des Professor Semper beeinflusst werden. Wir haben sogar die Namen so beibehalten, wie Kubary sie schreibt, und bemerken nur dabei, dass es, Avie jedermann Aveiss, sehr scliAA'er hält, die Worte, Avie sie die Wilden aussprechen, genau so wiederzugeben. So schreiben Avir z. B. anstatt Coröre, Avie Semper es schreibt, Korror, und zwar Aveil die Schiffskapitäne, die ebenfalls in Palau Avaren, sich auf diese Aussprache vereinigt haben. Ausserdem scheint im südlichen Palau ein anderer Dialect zu herrschen, a\ ie im nördlichen (siehe Prof. C. Semper pag. 233 Anmerkung). 179 Bericht über meinen Aufenthalt in Palau von J. Kuba r y. Am 1. Februar 1871 kam ich auf den Palau-Inseln an und liess midi in Korror nieder, wo ich mich zuerst damit beschäftigte, die Ortsverhältnisse näher kennen zu lernen. Gegen Ende des Monats machte ich zu diesem Zwecke eine Reise nach der Kajangle-Gruppe im Norden von Palau, wobei ich das westliche Ufer von Baobeltaob besuchte, insoweit nämlich dieses nicht von Korror feindlichen Artingal- Stämmen bewohnt war. Zu dieser Reise, welche zehn Tage in Anspruch nahm, stellte mir der König von Korror zu meiner Verfügung die nöthigen Fahrzeuge und Mannschaften. Am 1. März war ich wieder in Korror. Anfangs der Sprache der Eingeborenen nicht mächtig und ihre Sitten und Gebräuche nicht kennend, hatte ich eine schwierige Stellung, und ich fand bald, dass die Verhältnisse für alle Weissen hier sehr ungünstig waren. Ende März unternahm ich einen neuen Ausflug nach der südlichen Hälfte der Palau- Gruppe, doch ging ich dieses Mal mit meinem eigenen Boote und mit Leuten meiner Wahl, da ich schon zu der Einsicht gekommen war, dass der König mit seinen Leuten mir in der Erreichung meiner Zwecke nur hinderlich war. Nachdem ich die Inseln Pililu, Earakong und die Stony Rocks besucht hatte, kam ich am 1. April wieder zurück. Hierbei überfiel mich ein Sturm, ich musste meine Sammlung über Bord werfen und machte die Erfahrung, dass das kleine zwölf Fuss lange Boot für solche Reisen nicht geeignet sei. In den ersten Tagen des April wurde ich krank, da ich mich aber bald wieder erholte, so ging ich nach Aremolunguj, wo mich die Nachricht von der Ankunft des Schiffes der Herren Godeffroy & Sohn, der »Iserbrook«, erreichte, worauf ich nach Korror zurückging. Dieses Schiff versorgte mich mit Lebens¬ mitteln und anderen Bedürfnissen zu meinen Unternehmungen. Da das Schiff wieder fort ging, so musste ich dahin streben, hier allein und auf eigenen Füssen stehen zu können. Daher suchte ich zunächst die Sprache der Eingeborenen zu erlernen und mir eine Einsicht in ihre Verhältnisse zu verschaffen. Die Eingeborenen von Palau sind in feindliche Parteien getheilt und zwei derselben, Korror und Artingal, die einander gegenüberstehen, sind Vereine von verbündeten Ortschaften. Nun verlangte Korror, dass ich ausschliesslich dort wohnen und meine Tauschwaaren nur an Korror in der Form von fortwährenden Geschenken und übermässiger Bezahlung abgeben solle. Man sah es sogar sehr ungern, wenn ich zu den mit Korror befreundeten Ortschaften ging, um meine Zwecke als Sammler von Naturalien zu verfolgen. Diese mich so sehr hemmenden Verhältnisse sind allerdings durch die Weissen selbst herbeigeführt worden, indem die Handelsschiffe fast ausschliesslich in Korror landeten und die Landesproducte gegen europäische Waaren eintauschten. Dadurch wurde Korror reich und mächtig und höchst eifersüchtig suchen sie dieses Monopol zu bewahren. Ich musste aber so viel als möglich frei und unabhängig herumreisen und sammeln können, und dieses wollten mir die Eingeborenen von Korror nicht erlauben. Ich bekam keine Leute mehr, die mit mir nur hundert Schritte gegangen wären. Für die kleinste Expedition, die 181 6 ich in Booten mit Hülfsmannschaft machen wollte, musste ich zum König gehen, und die Erlaubniss dazu sah er stets als eine grosse Gefälligkeit an, wofür er wieder eine gefällige Bezahlung verlangte. Berücksichtigt man dabei, dass das Abwarten von Ebbe und Fluth in der Korror umgebenden Lagune und die Abgelegenheit der Riffe viel Zeit in Anspruch nimmt, so begreift man, dass alle diese Umstände auf meine Unternehmungen sehr störend einwirkten. Der damalige Ajbatul oder König von Korror nahm sich zwar scheinbar meiner sehr an und dafür sollte ich alle meine Tauschartikel nur ihm geben. Er glaubte, ich würde mich mit dem Titel Rupak, Häuptling, begnügen und mich der hier herrschenden Sitte fügen. Als ich nach Kajangle ging, musste ich drei Canoes und 15 bewaffnete Leute mitnehmen und sein Sohn begleitete uns. Diese Ausfahrt, die ich als Sammler machen wollte, sahen die Leute als eine Spazierfahrt an. Als ich bei Arekolong in’s Innere gehen wollte, verhinderten sie mich daran. Die Häuptlinge der Ortschaften, mit denen ich in ein freundschaftliches Verhältnis treten wollte, das mir später nützlich werden konnte, wurden durch die Eifersucht der Eingeborenen von Korror davon abgehalten. In Kajangle war es ebenso. Nach Korror zurückgekehrt, bezahlte ich den König für die Canoes und die Leute, aber auch die Leute musste ich für ihre Mühe bezahlen. Als ich später nach Pililu ging, war der König abwesend, ich wählte mir daher verschiedene Leute aus, die anderen Häuptlingen angehörten, und nahm mein kleines zweiruderiges Boot, das ich von Apia mitgenommen hatte. Diesen meinen selbstständigen Schritt nahm der König sehr übel und überhäufte die Häuptlinge mit Vorwürfen, dass sie mir erlaubt hätten, mit meinem Boote zu gehen. Bei einer Versammlung von Häuptlingen verbot er ihnen, mir auf irgend eine Art zu helfen, da ich ihm allein angehöre. Als ich dieses erfuhr, betrat ich sein Haus nicht mehr, und so gut ich konnte, suchte ich mir allein zu helfen und mit List den König zu bekämpfen. Zu diesem Zwecke machte ich Bekanntschaft mit dem Irajkalau von Korror oder dem Minister, dem Nächsten nach dem Könige; ausserdem ist er ein solcher von Aremolunguj und der älteste und klügste Häuptling in Palau. Der König war nicht beliebt, seine Habgier und Gemeinheit gegen die Häuptlinge und die Weissen haben jene von ihm abgewendet. Dazu mag auch wohl das beigetragen haben, dass er aus Eigennutz ziemlich zugänglich für die Fremden war, und die Sünden, die man ihm vorwarf, bestanden in dieser Beziehung darin, dass er für sich allein die von den Fremden erhaltenen Gegenstände behielt, welches gegen die Sitte des Landes ist. Eine Partei, deren Haupt der alte Irajkalau war, stand ihm entgegen. Nach den Palau-Sitten erbt der nächste Bruder die Titel und das Vermögen eines Verstorbenen. Er kann auch mit Genehmigung der Häuptlinge, die er mit Geld dafür belohnt, seinen Vorgänger tödten, um früher an das Erbe zu kommen. Zum Glück für den jetzigen König war sein zweiter Bruder Rgogor der rechtmässige Nachfolger, und im Falle von dessen Tode Gobak, der Häuptling von Ngarekobasanga war, der jüngste Bruder. Alle drei waren sich gleich und gleich verhasst, und das rettete den König. Die Unzufriedenen konnten ihn nicht den Sitten gemäss tödten lassen, denn die Brüder standen gegen die Unzufriedenen. Ich begab mich also zum Irajkalau, dem Haupte dieser Partei, und dieser wurde mir nicht bloss ein zuverlässiger und treuer, sondern auch ein nützlicher Freund. Als ich von dieser Seite einer festen Unterstützung sicher war, versuchte ich noch in Güte mit dem Könige zu unterhandeln, aber er verdarb Alles durch seinen Hochmuth und seine Falschheit. Indem er mir die grösste Freundschaft heuchelte, wiitliete er hinter meinem Rücken desto toller gegen mich. Er wollte die für mich arbeitenden Leute bestrafen und, aufgehetzt durch einen Neger Gibbon, wollte er mir Angst machen und drohte mit einem Verbote meines Aufenthaltes in Megetyj, meiner Wohnung in Korror. 182 7 Ich brauche nicht erst zu bemerken, dass ganz Korror wusste, wie die Sachen unter uns standen und die Häuptlinge der Irajkalau-Partei, besonders der Rgogor Iratahegij, trotzten jedem Verbote und kamen zu mir, um mir Lebensmittel u. dgl. zu bringen, in deren Lieferung der König schon sehr nachlässig geworden war. Unsere Verhältnisse waren aber noch nicht vollständig abgebrochen und er schickte sogar seine Leute zu mir, die ihm von mir Tabak und andere Sachen bringen sollten. Ich empfing diese sehr freundlich, aber sagte ihnen, dass sich der König selbst bemühen möchte, die Sachen von mir zu holen. Dazu war er aber zu stolz, und er blieb zu Hause unter dem Vorwände, dass ein schlimmer Fuss ihn verhindere zu gehen. Während dieser Zeit war hier das zweite Mal die Bark »L'Eole« angekommen und dadurch wurde die allgemeine Aufmerksamkeit von mir abgelenkt. In dieser bedrängten Lage fand mich das Godeffroy’sche Schiff die »Iserbrook«, und jetzt sollte Capitain Heinson Korror verlassen. Da ich ohne ein grösseres Fahrzeug ganz von der Gnade Korrors abhängig war, so bat ich um ein altes Walboot, was ich auch erhielt. Die »Iserbrook« verliess die Insel und ich begab mich in dem Boote, das ich so gut als möglich ausbesserte, nach Aulong, einer kleinen Insel auf der Südwestseite der Gruppe. Vier Mann von der Irajkalau-Partei bildeten die Besatzung. Nach zehn Tagen kam ich wieder nach Korror mit einer schönen Sammlung. Am 3. Mai kam die Nachricht aus Aremolunguj, dass Irajkalau plötzlich tödtlich krank geworden sei und der König sammt allen Häuptlingen wurden an sein Sterbelager gerufen. Der Ajbatul war ausser sich vor Freude; es wurde auf diese Weise sein stärkster Feind beseitigt. Meine Aetien fielen bedeutend, aber der schlaue König hatte sich verrechnet. Er verliess den anscheinend sterbenden Minister und fing noch in Aremolunguj auf alle mir gewogenen Häuptlinge zu schimpfen an. Das Schicksal aber wollte, dass der siebenzigjährige Irajkalau sich noch erholte; er war nur schwach vom Schlage getroffen worden. Der König, der sich auch King nennen lässt, war sehr verdrossen, tröstete sich aber damit, dass Irajkalau's Zunge gelähmt sei; er konnte nicht mehr 'sprechen und daher ihm nicht schaden. Seine erste Tliat nach der Zurückkunft war, dass er einen der mir behülflich gewesenen Leute an Geld strafte. Es war dieses der Neger Gibbon, der mir sehr viel geschadet hat, und dieses Mal freute ich mich, dass der black gentleman bezahlen musste. Dann aber kam zu mir ein ausserordentlicher Gesandter vom König, der mir wörtlich folgendes mittheilte. »Der König spricht! Das Land spricht, Du seiest auf den Ajbatul böse. Zeige, dass Du es nicht bist und komme morgen nach Koratelblei (Wohnung des Königs), mit ihm zu sprechen.« Ich antwortete darauf: »Denselben Weg hat der König zu mir, wie ich zu ihm; es ist mir gleichgültig, ob er böse ist auf mich oder nicht. Die Weissen, besonders die Alemano, sind lange Zeit gut, verstehen aber nicht sich zu beugen; ihre Gebräuche sind hart wie Stein (Palausche Sprechweise). Der König kam nicht und ich ging nicht, und Palau wunderte sich, dass ein Weisser zu trotzen wagte; aber meine Waaren blieben in meinem Hause.« Während dieser Zeit machte ich eine zweite Reise nach Pililu, die für meine Sammlung mit Erfolg verbunden war. Da kam mit raschen Schritten der Sturm über den König, und ich beschloss, Korror zu verlassen und nach Maakal, einer unbewohnten, drei Meilen südwestlich von Korror gelegenen Insel überzusiedeln. Ich übersah dabei durchaus nicht, dass die neue Partei, die mir augenblicklich nützlich war. von einem streng reactionären Standpunkte ausging. Ich verstand genug von der Sprache, um wahrzunehmen, dass der Ajbatul auch deswegen gehasst wurde, weil er ein Angabart, ein Fremder, sein wollte. Er liebte die Sitten von Palau nicht, er zog Kleider an u. dergl. Dass die Gegenpartei mich nicht aus Liebe unterstützte, daran konnte ich nicht zweifeln, und sie träumte wohl, dafür ebenfalls gut bezahlt zu werden. 183 8 Der Ajbatlml rief den Sturm dadurch hervor, dass er heimlich in einem fremden Districte Waffen für Palau-Geld verkaufte. Die nach geschehener Tliat von den Häuptlingen gemachten Vorstellungen beantwortete er hochmüthig; er nannte sie alle zusammen »dak« (d. h. Kotli), und das kostete ihn seine Krone. Die Häuptlinge wandten sich von ihm ab, und die ganze Bevölkerung sprach von Todtschlagen. Der sich schon nicht sicher fühlende Ajbatul verliess Korror, seine Residenz, und begab sich nach Armiit, wo seine Frau zn Hause war. Die Häuptlinge forderten ihn mehrere Male auf, zurückzukehren, was er aber aus Furcht unter verschiedenen Vorwänden abschlug. Hierauf riefen sie im Geheimen dem greisen Irajkalau, er solle kommen , »das Land wieder gut zu machen.« Er kam augenblicklich, und man berath. schlagte zehn Tage lang, und eines Tages erschallten laut die Triton-Hörner: »Es giebt keinen König mehr!« Der König, aller seiner Titel und des Häuptling-Ranges beraubt, horchte in ohnmächtiger Wuth dem Schalle der Kriegstrompeten, die sein amtliches Absterben den entfernten Ortschaften zur Kenntniss brachten. Es folgte jetzt ein Interregnum, wo alle Häuptlinge im Kamen von Irajkalau regierten und über einen neuen König nachdachten. Für mich war diese Veränderung keineswegs vortheilhaft, anstatt eines Königs hatte ich deren eine Menge, und jeder wollte eine Belohnung haben. Ausserdem wohnte ich in Korror in einem sogenannten Baj, und unmittelbar daneben standen zwei andere grosse Häuser, in welchen die Häuptlinge ihre Berathungen hielten. Dieses war für mich bei meinen Unternehmungen ein grosses Hemmniss; denn die Sitten und Gebräuche wollten dieses und jenes nicht erlauben, und erlaubten wieder, was ich nicht wollte. Um mich von diesem Druck zu befreien, führte ich meinen Entschluss aus, nach Malakal hinüber zu ziehen. Diese Insel, die schon früher an Capitain Cheyne verkauft worden war, gehörte insofern nicht mehr zu Korror, und da auf derselben Cheyne ermordet worden war, so wurde sie von den Eingeborenen nicht mehr bewohnt, weil sie dessen Geist fürchteten. Ich konnte daher dort unbehelligt leben. Da ich auf diese Weise der Ausbeutung durch die Häuptlinge entging, so legten sie meinem Unternehmen alle möglichen Hindernisse in den Weg, und seil »st der Zimmermann zögerte mit dem Fällen des Holzes zu meinem dort zu erbauenden Hause. Als ich dieses merkte, miethete ich Leute, die meine Sachen in meinem eigenen Boote nach Malakal brachten, und ich richtete mich dort in einem grossen, zerfallenen Schuppen ein, um den Bau meines Hauses zu befördern, wobei ich selbst die Axt zur Hand nahm. Am 10. August war ich nach Malakal gezogen, und als Anfangs September das Hamburger Schiff, die »Augustite«, ankam, fand sie mich schon in meinem Hause. Als ich Korror verliess, hielt ich in einer Versammlung der Häuptlinge einen Vortrag in der Palau- Sprache, den ich hier wörtlich übersetze: »Ich spreche und Du, Korror, höre zu! Bevor ich Korror verlasse, muss ich Euch sagen, dass, wenn ich auch nicht böse bin auf Korror, so haben doch Eure Sitten und Gebräuche mich und alle Weissen schmerzlich beleidigt. Euer Benehmen ist blos Lüge auf jeden Tritt, und unsere Gutmiithigkeit rechnet ihr uns für Dummheit an. Ihr nennt uns Rupak (Häuptling, Herr) vor den Augen, und Tingeringer (dumm, verrückt) hinter dem Rücken. Mit mir macht Ihr Freund und könnt mich nicht vor Schaden schützen. Ihr wollt meine Waaren, seid aber zu faul oder zu arm, mir etwas dafür zu geben. Ich durchschaue Euch; ich war anfangs unwissend, heute aber spreche ich Eure Sprache, und will Eurem Treiben ein Ende machen. Mein Benehmen wird jetzt hart wie Stein sein. Die Zeit der Geschenke ist vorüber. Ich lebe in Malakal fern von Euch und will nichts mit Euch zu thun haben. Ich will keine Besuche haben. Ich gebe Niemand etwas für nichts. Ich werde Leute, die sich mir aufdrängen wollen, gleich den Artingal-Leuten behandeln. Pulver und Kugeln habe ich genug; Krieg fürchte ich nicht. Wollt Ihr mit mir es so machen, wie mit Capitain Cheyne, den Ihr ermordet habt, so kommt. Ich verbiete jetzt jedem Eingeborenen, ohne ein für mich nützliches Vorhaben bei mir zu landen, und es darf 184 9 auch kein Canoe, ohne Gefahr zu laufen, in der Nacht sich nahen. Dieser Tlieil von Malakal, wo ich lebe, ist ein Land Alemano, und alle Eure Sitten und Gebräuche hören dorten auf. Ich will aber gerecht sein und für den, der für mich gut ist, auch gut sein«. Nach der Rede vertheilte ich drei Pfund Tabak als ein Abschiedsgeschenk unter die Häuptlinge und ging nach Malakal. Als das Schilf, die » Augustite«, ankam, wurde es von den Eingeborenen sehr kühl empfangen. Sie hatten einen neuen König gewählt, mit Namen Arnijl Ira Nalegij, ein höchst kluger und artiger Eingeborener; aber er hatte nichts zu sagen, er war bloss ein Automat, welchen die Häuptlinge bewegten. Die reactionären Bestrebungen traten deutlich hervor, indem der König nicht auf das Schiff kam und daher der Capitain selbst zuerst zu ihm gehen musste. Die Häuptlinge setzten sich auf das hohe Pferd, gaben ihm wenig Lebensmittel und suchten ihn zu zwingen, ihre Ueberlegenheit anzuerkennen. Die »Augustite« segelte bald fort, die »Iserbrook« jedoch erst am 1. October, und um nicht ganz mit den Eingeborenen zu brechen, machte ihnen der Capitain derselben ein Geschenk. Der neue König mit seiner diplomatischen Bande kam vom Schiff direkt nach meinem Hause, und hier wurden die zehn Äxte und die 24 Yards rothes Zeug vertheilt. Das sollte natürlich bedeuten, dass ich ebenfalls der neuen Regierung ein Geschenk machen sollte, aber sie täuschten sich. Seit meinem Aufenthalte in Malakal ist mein Verhältniss mit Korror ein schlechtes geworden, und da ich keine Geschenke mehr gab, so fingen die Eingeborenen an, böswillig gegen mich zu sein. Da, wo ich mein Haus aufgestellt hatte, befindet sich eine Quelle, und alle Canoes pflegten hier ihr Wasser einzunehmen. Dieser Umstand war mir sehr ungelegen, und zwar um so mehr, da ich schon in den ersten Tagen zwei Messer vermisste. Der Diebstahl wiederholte sich, und ich verbot den Eingeborenen die Quelle, und sie müssen jetzt weiter gehen, um sich Wasser zu holen. Die Sitte von Palau verlangt ferner, dass jedes Canoe an dem Orte, wo mein Haus stellt, anlegt und mir sagt, wir sind z. B. von Pililu und gehen nach Korror, wir haben nichts im Canoe. Vor Zeiten wurde ein Canoe, das nicht beilegte, von Korror als ein feindliches betrachtet und sogleich angegriffen. Diese Sitte stammt noch aus den Zeiten der Kriege, wo Malakal bewohnt und, als die Passage nach Korror beherrschend, ein besonders wichtiger Punkt war. Diese Sitte war jetzt in ein mir widerwärtiges Aufdrängen ausgeartet und bedeutete, wir haben nichts im Canoe, gieb Du uns etwas. Ich verbot, mir gegenüber solche Privilegien anzuwenden, und lebte seitdem ganz ruhig, aber auch ganz verlassen. Der König würde schon etwas für mich tliun, wenn er dürfte, und die Häuptlinge, zehn an der Zahl, überwachen sich gegenseitig mit lauernden, eifersüchtigen Blicken. Einzeln darf keiner handeln, und alle zusammen sind mir zu theuer. Jetzt habe ich vor, die südwestlichen Bänke und Riffe zu besuchen und dann die östlichen, und hierauf nach der grossen Insel zu segeln, um die feindliche Partei zu begrüssen. Ich glaube kaum, dass mir dabei eine Gefahr droht, denn die Eingeborenen sind zu feig, und besonders die Erinnerung an den > man of war« wird einem möglichen Vorhaben die Spitze abbrechen. Am 15. November waren die Verhältnisse noch immer dieselben, ich war aber im Stande, die Leute, wenn auch zuweilen unsanft, in einem gewissen Abstande von mir zu halten. Ich war aber ganz allein auf mich angewiesen und befürchtete, dass, wenn unser zu erwartendes Hamburger Schiff, die »Helene«, nicht bald ankommen würde, ich meine Thätigkeit als Sammler einstellen müsste. Ende November und Anfangs December herrschte ein heftiger Sturm, der mich zwang, alle Arbeiten einzustellen, bei fortwährender Bedrohung meines Hauses. Die Unempfindlichkeit, die ich dem Benehmen des Königs und der Häuptlinge gegenüber beobachtete, überzeugte dieselben, dass ich nicht nachgeben würde. Dazu kam der Umstand, dass ich die Eingeborenen 185 *2 10 von Angaur, Pililu und andern kleinen Ortschaften sehr artig behandelte, von Ivorror aber nicht das Geringste kaufen wollte. Die Häuptlinge von Korror wurden daher eifersüchtig und Messen es mir wissen. Sie sagten, es sei eine schlechte Sitte (makeit togoj), die Pililu-Eingeborenen gut zu behandeln, da bloss Korror der Kopf sei. Ich antwortete, ich behandle jeden gut, der gut für mich ist; von Korror als Kopf wolle ich nichts wissen, denn ich sei kein Palau-Eingeborener. Ich sprach auch jetzt das erste Mal öffentlich aus, dass ich sogar Artingal als Freund ansehen wolle, wenn es in freundlicher Weise mir entgegenkommen würde. Kurz nach dem kam der König mit allen seinen Häuptlingen nach Malakal, um Fische (Makabuts) zu fangen, was ich bloss für einen Vorwand hielt, da die Zeit dafür noch nicht da war. Der Platz, wo das Netz ausgeworfen wurde, war gegenüber meinem Hause. Ich hielt mich aber zurück und kam nicht einmal zum Hause hinaus, um den König zu begrüssen. Ein Paar Häuptlinge kamen zu mir, anscheinend freundlich und ohne Zweck; zuletzt lenkten sie meine Aufmerksamkeit auf den König, der noch draussen im Canoe sass. Ich wollte den Wink nicht verstehen, und darauf versammelten sich die Häuptlinge um das Canoe des Königs und berathschlagten lange. Dann kam der Sprecher des Königs mit meinem Freunde Iratahegij und überbrachte mir die Botschaft: Der König sehe, dass ich ihm sehr böse sei, ich lade ihn nicht ein, in mein Haus zu kommen und will nicht einmal mit ihm draussen sprechen. Er kann so nicht nach Korror zurückkehren. Er schicke mir hier ein Stück Palau-Geld, um meinen Zorn zu besänftigen und meinen »arenuk« Avieder gut zu machen. Das bedeutet nach Palau-Sitte, er wolle sich beugen, um Verzeihung bitten und Strafe bezahlen. Anfangs wollte ich die Abgesandten ohne Weiteres wegschicken. Iratahegij aber sagte, dass der König schon lange seine Nachlässigkeit wieder gut machen wollte , aber theils am Lande beschäftigt war und theils sich schämte und mich fürchtete. Ich antAvortete, dass mir diese plötzliche Freundschaft sehr verdächtig vorkomme. Sie Avissen, dass ein Schiff bald ankommen Avird und sie fürchten, dass ich mich in meinen Berichten beklagen würde. Ich erklärte, dass ich den König sprechen Avolle, dass ich aber sein Geld nicht annehmen könne. Der König, durch einen Häuptling von dem Ausgange seiner Botschaft benachrichtigt, kam selbst. Ich gab ihm seinen Koldojok zurück, indem ich erklärte, dass ich als ein Europäer das Strafgeld nicht behalten könne; aber er könne auf eine andere Weise seine Strafe bezahlen, wenn er nämlich das sehr sorgfältig bewahrte Aidit-Geld eines Tages mitbrächte, damit ich es abzeichnen und die Zeichnung nach Hamburg senden könnte. Der König lächelte und versprach dieses zu thun, worauf er zufrieden nach Korror zurückging. Nach drei Tagen brachte er mir dieses Geld, Avelches nach unsern Begriffen die Bedeutung von Kronjuwelen hat. Seit dieser Zeit wurde der König sehr artig gegen mich und man überschüttete mich mit Lebens¬ mitteln; es Avurde mir sogar erlaubt, den König zu photographiren. Ich Avollte noch im December die südwestlichen Felseninseln besuchen, um so über die ganze Gruppe eine klare Ansicht gewinnen zu können. Diesem so lange gehegten Vorhaben standen früher viele Schwierigkeiten im Wege , wie z. B. die UngeAvissheit über einen Krieg mit Artingal, bei welchem sicher mein Haus in Malakal in Gefahr geAvesen Aväre. Am 2G. December konnte ich meinen Ausflug antreten und kam den 2. Januar 1872 befriedigt zurück. Somit blieb mir nur noch die grosse Insel Baobelthaob zu besuchen übrig, und zwar nur ein Theil derselben, da ich Atkib, Aremolunguj und Arekolong schon kennen gelernt hatte. Nach den Aussagen des Capitain Levison sollte die »Helene« und auch die »Augustite« im Januar hier eintreffen, sie kamen aber nicht. In dieser Zeit veränderte sich mein Verhältniss zum Könige nicht. Ich sprach mit ihm einige Mal über die Möglichkeit, die feindliche Seite zu besuchen und die Insel Baobelthaob im Innern zu erforschen. Der König erlaubte mir zwar das, aber er könne 180 11 mir keine Leute geben, die mit mir gehen möchten. Ich beobachtete, dass er durch meinen Plan unangenehm berührt wurde. Vom 4. bis zum 22. Januar wehte ein heftiger Sturm und am 23. kam ein Schiff in Sicht; es war die »Susanne«, der ich im Boote entgegenging. Sie brachte mir neues Material, namentlich für meine photographischen Apparate. Während der Anwesenheit der »Susanne« sprach ich mit Ajbatul noch ein Mal über die Reise nach Artingal und erklärte ihm, ich sei bereit, ganz allein dahin zu segeln, da die Anwesenheit des Schiffes mich schützen würde. Der König, in die Enge getrieben, versprach mir, auf den folgenden Tag die nöthige Mannschaft zu geben. Als ich am 27. Januar nach Korror kam, um die Abreise vorzubereiten, kam die Nachricht, dass die Korror-Eingeborenen in der vergangenen Nacht einen Kriegsausflug gemacht und dieses Mal wirklich einen Kopf erobert hätten. Dieser Umstand erzürnte mich auf's Aeusserste, denn dieser Mord wurde absichtlich ausgeführt, um meine Reise nach Artingal zu verhindern. Ich musste den Gedanken, mich zwischen die frisch gereizten Stämme zu begeben, aufgeben. Um aber aus den Umständen den möglichsten Nutzen zu ziehen, verlangte ich von Korror, dass man mir den Kopf auf einige Zeit überlasse, damit ich einen Gypsabguss verfertigen könne. Wenn nicht, so gab ich vor, mit der »Susanne« nach Artingal gehen zu wollen. An demselben Tage brachten mir die Kriegscanoes den Kopf; die Bemannung machte den Kriegstanz und bekam dafür einige Pfund Tabak und etwas Zeug. Der Kopf blieb während der Nacht bei mir und der sehr gut gelungene Abguss befindet sich in der Sammlung. Ich erhielt das Versprechen, dass ich den Kopf, nachdem die Eingeborenen mit demselben der Sitte gemäss ihre Rundreise zu den befreundeten Stämmen vollendet haben würden, wieder erhalten sollte. Durch den Tod dieses Artingal- Eingeborenen, der ein zweifacher Häuptling war, wurde meine Lage in Malakal eine sehr bedrohte. Ich konnte einen Ueberfall während der Nacht erwarten, und zwar konnte dieses von Artingal aus geschehen, um Korror in eine vermeinte Verlegenheit zu stürzen. Dieses bewog mich, Capitain Peters um einen Zündnadel- Carabiner und hundert Patronen zu bitten. Die Palau- Eingeborenen wissen, dass die Deutschen die Franzosen geschlagen haben und hörten von wunderbaren Gewehren, die schiessen, ohne dass sie geladen werden. Die sieben Carabiner der »Susanne« machten ungeheures Aufsehen in Korror, und die Nachricht, dass ein solcher sich in meinem Hause befinde, machte es ziemlich sicher. Am 28. Januar segelte die »Susanne« ab und in der Nacht wurde ich durch Schüsse und Kriegs¬ geschrei beunruhigt. Glücklicherweise war dieses in Ejrraj, auf der grossen Insel. Nach diesen Vorfällen kam eine epidemische Influenza nach der Gruppe, von der ohne Ausnahme alle Eingeborenen ergriffen wurden. Auch ich wurde krank, erholte mich aber bald wieder. Diese Influenza tritt jedes Jahr hier auf, aber dieses Mal wurde sie sehr gefährlich. In Korror lagen alle Häuptlinge krank. Kein Canoe liess sich wochenlang erblicken; kein Eingeborener blieb bei mir; alle Wege waren leer und alle Beschäftigungen wurden aufgegeben. Von Korror kam die Nachricht, dass vier Häuptlinge und zehn Eingeborene in zwei Tagen gestorben wären. Diese Lage wurde durch den Aberglauben der Eingeborenen bedeutend verschlimmert. Der vertriebene Ajbatul, der in Armiit lebte, schickte Geldopfer zum Kalit von Arekolong, und derselbe sandte ihm einen Speer, als ein Zeichen, dass er über seine Feinde siegen werde. Er sandte auch Geld nach Artingal, um die feindlichen Stämme auf Korror zu hetzen. Die pestartige Influenza raffte in allen Theilen der Gruppe zahlreiche Opfer weg; Erekeldau verlor über 50 Eingeborene, Pililu 30, Arekolong 32, Aremolunguj 18, Angarard 13 u. s. w. Korror verlor den Irajkalau, Irakateet, Irakasiuvang, Adalbaj und Irmeriil, fünf Häuptlinge. Der König stand allein da, denn der letzte Freund, das heutige Haupt, Rgogor Iratahegij, lag im Sterben. Alle Anderen hielten es mit dem verbannten König. Der sterbende Rgogor war aber von Anfang an mein mir treu ergebener 187 12 Freund. Ich ging daher nach Korror und liess ihn nach meinem Hause bringen, um ihn besser pflegen zu können. Zufälligerweise wurde die feindliche Partei mehr oder weniger von dieser Krankheit verschont, und diesen Umstand schrieb man dem Gelde zu, dass der verbannte König dem Kalit geopfert hatte, damit er seine Feinde verderbe. Die feindliche Partei war nahe dem Siege und sie verbarg ihre Freude darüber nicht. Der sterbende Egogor war ohne Bewusstsein in meinem Hause. Ich war aber mit einer solchen Zuversicht in mein gutes Glück erfüllt und durch den nahen Sieg unserer Feinde so gereizt, dass ich öffentlich erklärte, mein Freund Egogor werde, so lange ich in Palau sei, nicht sterben, es werde sich Korror wieder erheben, da ich viel stärker sei als irgend ein Palau-Kalit. Der verbannte König mit seiner Partei lachte und verhöhnte mich. Selbst die Familie des Kranken war so sicher seines Todes, dass man der Sitte gemäss alle seine Sachen aus dem Hause brachte, die das Haus umgebenden Betelpfeffer- Pflanzen abhieb, und schon stritten sich die Verwandten um das Geld des Sterbenden. Bei dieser Gelegenheit bekam ich einen Einblick in die bedauernswürdigen Zustände, die hier bei dem Tode von Verwandten herrschen. Wider die Vermutliung Aller, die jeden Tag die Nachricht von Egogor’s Tode erwarteten, blieb er am Leben. Durch Blutentziehung, Morphium und andere Mittel überstand mein Freund das heftige Fieber und kam nach zehn Tagen zur Besinnung. Der König kam selbst, um sich von der Wahrheit der so freudigen Nachricht zu überzeugen und überhäufte mich mit Artigkeiten und Versicherungen seiner Freundschaft. Er ernannte mich zu seinem Leibarzt und bat mich, seine ganze Familie in meinen Schutz zu nehmen. Mein Freund sprach offen zu dem König, dass kein Kalit existire, dass die Priester Betrüger wären, dass ich ein Kalit sei u. dgl. Der König stimmte Allem bei, und ganz Korror bedauerte, dass man mich nicht früher um Hülfe gebeten habe. Der Zufall wollte, dass das aufkeimende Vertrauen zu mir noch verstärkt werden sollte. In Arapakit starben acht Eingeborene, und der König dieses Ortes bat mich, sein Land zu besuchen. Ich kam und wurde ganz wie ein Kalit behandelt. Man führte mich zu einem schwer kranken Greis und man frag mich blos, ob er sterbe oder nicht. Ich untersuchte ihn und sagte mit geheimnissvollen Mienen, er hat grosse Lust zu sterben, er kann aber leben, wenn er es durchaus will. Diese Aussage wirkte so auf die Verwandten, dass sie den Kranken mit der grössten Pflege und Vorsicht behandelten. Nach ein paar Tagen und nachdem der Häuptling einige Dosen Morphium erhalten hatte, empfand er keine Schmerzen mehr und ist jetzt ganz gesund. Von nun an hiess es, dass der Kalit von Arekolong, der grösste im Lande, sich fürchtet. Man rief mich fortwährend zu den Kranken; ich habe ein mir selbst unbegreifliches Glück gehabt, da kein Kranker mir starb. Ja, die Priesterin des Ivalits von Korror, dessen Bild der Haifisch ist, nahm zu mir ihre Zuflucht, sie wurde wieder gesund und ich hatte jetzt einen begründeten Kuf; ich war gefürchtet und geehrt. Der König und alle Eingeborenen sagten, ich hätte Korror gerettet. Der König eröffnete mir seine Verlegenheit wegen der Keorganisation der Kegierung, da keine passenden Candidaten für die erledigten Titel da waren. Mein Freund Egogor, der immer nur mir Beeilt gab, hatte jetzt die Leitung, und ich beschloss, meinen Einfluss zum Nutzen des Unternehmens zu verwenden. Ein Umstand kann als Probe dienen, wie meine Lage sich verändert hatte. Der verstorbene Irajkalau von Korror war auch Ejturo zu Aremolunguj, und nach seinem Tode fielen diese Titel auf zwei verschiedene Eingeborene. Ein Klub (Clöbbergöll bei Semper) junger Krieger aus Korror wurde beordert, den Duj (das sichtbare Zeichen der Würde, aus Cocosblättern und Taro wurzeln bestehend) zu holen, damit die Stelle des Irajkaul’s in Korror bald besetzt werde. Ich erwähnte schon 188 13 früher, (lass ich in Malakal nur einen Eingeborenen als Beistand hatte. Dieser lebte mit mir in Malakal, wurde aber oft durch den Klub, zu welchem er gehörte, mir entzogen, indem er, mir dienend, dadurch nicht von seinen Pflichten als Eingeborener entbunden wurde. Er fürchtete mehr den Klub als mich, denn die Mitglieder konnten ihn nach Landessitte bestrafen für jedes Ausbleiben von der Erfüllung einer Gemeindepflicht. Trotz aller meiner Beschwerden darüber konnte die Sache nicht abgewendet werden; ja, einmal wurde er zu einer Geldstrafe verurtlieilt, und zwar von dem Vorsteher des Klubs, weil er, für mich arbeitend, sich zu stellen versäumte. Der König bezahlte im Geheimen diese Strafe, nur dass ich nicht dadurch gereizt würde; aber ich erfuhr doch diesen Umstand und überzeugte mich, dass ich trotz aller Freundschaft von den Eingeborenen unfreundlich behandelt wurde. Die eigentliche Ursache davon war, dass der Vorsteher des Klubs, ein gewisser Kraskes, ein naher Verwandter des verjagten Königs ist und sammt der ganzen Partei im Einverständniss mit ihm lebt. Zwar war dieses ein Geheimniss, aber ein offenes. An demselben Tage, an welchem der Klub zur Abholung des Duj beordert wurde, war mein Eingeborener in Korror, um eine Botschaft von mir dem Könige zu überbringen. Der wegen der Errettung Rgogors gegen mich erbitterte Kraskes befahl meinem Boten, in das Ivriegs-Canoe zu gehen. Der Bote sagte, er müsse mir gehorchen, und der König habe gesagt, dass ich ihm allein zu befehlen habe. Gleichwohl zwang ihn der Vorsteher des Klubs, mit ihm nach Aremolunguj zu gehen, und mein Canoe wurde mir durch einen anwesenden Zeugen des Vorganges zurückgebracht. Dieses geschah eben, als ich mich für Korror so nützlich gemacht hatte und als der König ganz unter meinem Einflüsse stand. Jetzt beschloss ich diesen Einfluss auf die Probe zu stellen. Ich verlangte eine schwere Bestrafung des ganzen Klubs, besonders aber des Vorstehers desselben. Mein Freund Bgogor rietli dem König, meiner Forderung unbedingt Folge zu leisten, und der König ging höchst erzürnt von mir. Zwei Tage später erschien ein Korror-Häuptling und zwei Mitglieder des Klubs. Der Häuptling übergab mir als Strafgeld einen Barak, ein Geldstück von grösserem Wertlie als gewöhnlich für Strafe üblich ist. Die zwei Mitglieder aber entschuldigten sich im Namen des ganzen Kaldebek eis wegen der Wegnahme meines Dieners, und entbanden denselben feierlich von allen Landespflichten auf die Dauer seines Verbleibens in meinen Diensten. Ich war vollständig zufrieden, und alle Eingeborenen fürchteten mich jetzt, da sie wussten . dass ein Vergehen gegen mich eben so betraft werden würde, als wenn ich ein Häuptling von Korror wäre. Ein anderer Umstand war mir günstig, mein längst gehegtes Vorhaben, die feindliche Partei zu besuchen, auszuführen. Das Land Angarard, wo Dr. Semper lebte, war seit ein paar Monaten im Frieden mit Korror, aber auch im Frieden mit Artingal. Der König Mat des Landes starb in der Epidemie, und Karaj, der Premier, war einstweilen das Haupt des Landes. Er war aber auch von der Krankheit ergriffen, und da er gegen Korror sehr gut gesinnt und ausserdem der Bruder meines Freundes Rgogor war, so wünschte Korror sein Leben zu erhalten, denn dieses, jetzt so geschwächt, musste befürchten, dass ein Nachfolger im Falle seines Todes weniger Freundschaft für Korror haben würde. Man erinnerte sich jetzt plötzlich, dass ich früher den Wunsch hegte, den Norden zu besuchen, und bat mich jetzt, dieses Vorhaben auszuführen, wobei der König und Rgogor hofften, dass ich einen guten Einfluss auf die Gesundheit Karaj' s ausüben würde. Ich versprach dieses zu thun, mit der Bedingung, dass ich auch nach Artingal gehen könne. Man hatte keinen Mutli, mir dieses abzuschlagen, und man bat mich nur, ich möchte keine kranken Feinde gesund machen und keine grossen Geschenke dem feindlichen König geben. Jetzt war ich am Ziele, und ich konnte mir von den bisher dunkeln Verhältnissen persönlich Aufklärung verschaffen und darüber berichten. Ich verliess Malakal am 2. März in Begleitung von Rgogor und eines Häuptlings von Seiten des Königs, als meine Ehrengarde, und vier Diener derselben. Ich hatte bei mir Medicamente. einige Waaren 189 14 und aus Vorsicht auch Waffen, besonders mein Zündnadelgewehr. Die beiden mich begleitenden Häuptlinge hatten von dem Könige den Befehl, mich nicht aus den Augen zu lassen, mich persönlich zu bedienen und besonders auf meine Nahrung Acht zu geben, damit die feindlichen Eingeborenen mich nicht vergifteten. Mein Ruf lief mir voraus, und der von Allen als todt geglaubte Rgogor war eine lebendige Reclame für mich und ein Beweis meiner Kraft. Ueberall wurde ich auf eine bisher nicht erlebte Weise empfangen. Gegen eine laue Nordost-Brise ankreuzend, gelangten wir gegen 4 Uhr Nachmittags nach Ratmau, das vor ein paar Monaten noch im Kriege mit Korror lebte. Das Wasser war hier für mein Boot zu flach, und wir beschlossen daher, in Ratmau zu übernachten. Bevor wir Ratmau erreichten, waren wil¬ den Küsten von Ejmelijk und Aromolunguj vorbeigefahren, die alle mit dichten Mangrove- Wäldern umgeben sind. In Ratmau war der sumpfige und bewaldete Strand bloss durch einen schmalen, sich windenden und langen Kanal zugänglich, der im Kriege leicht zu vertheidigen war. Ich erstaunte über die Steinbauten, Wälle, Dämme und Treppen, wahre Befestigungen, die, überall angelegt, von der früheren fleissigen und einst sehr zahlreichen Bevölkerung Zeugniss ablegten. Auf dem mit Steinen ausgepflasterten und von hohen Wällen beherrschten Landungsplätze erwartete uns eine Anzahl von Eingeborenen, die uns scheu und schweigsam empfingen. Wir setzten uns der Sitte gemäss auf die Plattform und erwarteten die Einladung des Königs. Vor einem Jahre hier vorbeisegelnd, wechselte meine Begleitung Schüsse mit einigen Canoes, heute war ich ein aufs Beste empfohlener Gast. Ein vom Könige abgesandter Häuptling lud uns in das Häuptlingshaus ein und in einem langen Zuge schritten wir durch die mit Busch bepflanzten Steinwege und Treppen. In kurzer Zeit brachte man uns reichlich Speisen, indem das Haus eines jeden Häuptlings eine gewisse Anzahl Schüsseln liefern musste. Die Kenntniss der Sprache erlaubte es mir, mich mit dem Könige ohne Vermittlung dritter Personen zu unterhalten. Das heutige Ratmau ist ein noch junger Staat und bestand noch nicht, als Dr. Semper in Angarard verweilte. Früher war Ratmau ein starker und reicher Staat, der aber durch Korror besiegt wurde und dessen Einwohner theils vertilgt und tlxeils auseinander gesprengt wurden. Ein kleiner Rest liess sich im Lande Blissaol auf der Ostseite der Insel nieder und wurde erst vor ein paar Jahren in die alte Wohnstätte zurückgerufen. Ratmau zählt heute kaum 100 Einwohner und enthält nur drei Ortschaften, die dicht neben einander auf der Westseite der Insel liegen. Es lebt jetzt im Frieden mit Korror, führt aber keinen Krieg mit Artingal. Die drei Ortschaften sind mit einem wilden Walde umgeben und auf den Spitzen von steilen Abhängen und Hügeln erbaut. Die Klubhäuser beherrschen die Umgegend und den Strand; die leichter zugänglichen Stellen sind von Alters her durch Steinbauten verstärkt. Am folgenden Morgen besah ich näher das grosse Haus, das noch ganz neu ist, und der König- erklärte mir die in den Holzschnitzereien versinnlichten Sagen. Ich beobachtete, dass die grossen Häuser, die Wohnhäuser, die Ornamente u. s. w. mit viel mehr Geschmack ausgeführt waren, als in Korror. Noch an demselben Morgen verliessen wir Ratmau, um den Hauptort des benachbarten Angarard zu erreichen. Der westliche Strand der Insel ist sehr flach und bei der Ebbe nicht zu befahren. Das Fahrwasser ist weit vom Lande entfernt und nahe am Riff. Die flachen Bänke sind blos hier und dort von tieferen Kanälen und Buchten durchschnitten. Das von der Aremolunguj-Passage gehende Riff, das den Namen Kojrul führt, erreicht sein Ende in der Bucht von Angarard und begrenzt hier eine Passage, durch welche früher Capitän Woodin herein- und hinausgesegelt ist. Es giebt also auf der Westseite von Palau drei Passagen. Das Fahrwasser der Passage zieht sich in der sehr weit in das Land hineingehenden Bucht bis dicht an den Strand und windet sich als ein flacher Kanal über eine englische Meile lang zwischen den Mangrove- Sümpfen bis zu dem Landungsplätze des Hauptortes Ngarbukut (Aibukit bei Semper). Der 190 15 Ort selbst liegt noch 1 Va Meilen vom Landungsplätze entfernt und in der Mitte zwischen dem östlichen und westlichen Ufer der Insel, was ein Beweis ist, dass Mac-Cluers Karte auch hier unrichtig ist, da er die Breite der Insel an dieser Stelle zu 15 Meilen angiebt, während sie nur 3 Meilen beträgt. An der Stelle, wo die Bucht auf beiden Seiten von Angarard-Boden begrenzt wird, durch schneidet dieselbe ein über eine Meile langer Steindamm, der das sumpfige Binnenwasser von der äusseren Lagune abtrennt. Wir wurden von Karaj, dem einstweiligen Haupte des Landes, aufs Beste empfangen und schlugen unsere Wohnung in dem grossen Häuptlingshause Ngaruau auf, wo ich durch einen zweiwöchentlichen Aufenthalt in ununterbrochener Berührung mit den Eingeborenen im Baj wieder einen Einblick in das Volksleben von Palau gewinnen konnte. Ich verständigte mich sehr leicht mit Karaj; er sagte mir, dass er, Bgogor und ich Kinder einer Mutter wären, was nach Palau-Sitte viel bedeutet. Junge Leute wurden sogleich beordert, auf die Riffe und in den Wald zu gehen, um für mich Naturalien zu sammeln. In Korror ist das nie geschehen. Zwei Häuptlinge von Angarard begaben sich gleich nach dem Hauptorte Molegojok, um den feindlichen König von meinem Wunsche, ihn zu besuchen zu benachrichtigen. Während ich auf Antwort wartete, besuchte ich die Umgegend von Ngarbukut. Von einem gegen tausend Fuss hohen Hügel konnte ich die Gegend übersehen. Der Boden ist hügelartig, aus rotliem und gelbem Thon bestehend, aus welchem stellenweise Gesteinmassen ans Licht treten. Bios an einer Stelle ragen sie als zwei nebeneinanderstehende Felsen hervor, die sich bis tausend Fuss hoch erheben. Die Gestein- Massen sind verschieden von denen die Insel Malakal bildenden Felsen; von beiden befinden sich Proben bei der Sendung. Der Volksglaube knüpft an diese beiden Felsen eine Sage, nach welcher sie ein versteinertes Ehepaar vorstellen. Der Mann, der westliche Stein, heisst Jekang, der östliche kleinere Kabil, daher entstand der Name Kabilmajekang für die Felsen. An einer anderen Stelle sah ich einen kleinen Felsen halb in der Erde vergraben, der ans der Luft gefallen sein soll. Er heisst Adolutk und soll ein Mann gewesen sein, der in den Himmel stieg. Er stellt bildlich die Witterung vor und verweilt geschützt und unberührt an seiner Stelle, da sonst Ngarbukut durch Regen und Sturm verwüstet würde. Angarard hat zahlreiche Bäche, die tlieils aus Quellen, tlieils aus dem in Thonmulden angesammelten Regenwasser gespeist werden. Die Thonhügel sind blos mit Gras und Pandanen bewachsen, in den Thälern dagegen ist Wald. Ngarbukut hat schöne Taropflanzungen und ist sonst sehr fruchtbar. Die hiesigen Einwohner sind viel besser als die hochmüthigen Einwohner von Korror. Die Würde der Häuptlinge wird hier noch geachtet. Die Form der Regierung ist insofern anders als in Korror, da das Haupt des Landes die massgebende Stimme besitzt und die Häuptlinge blos eine höhere Stellung, aber keine Vorrechte besitzen. Die Ortschaft Ngarbukut hat mehr Steinwege, als Korror Oberfläche besitzt und muss einst sehr bevölkert gewesen sein. Die Wohnhäuser sind solid und elegant und zeichnen sich vor den in Korror erbauten sehr vortheilhaft aus. Ebenso die in neuerer Zeit erbauten Bajs oder Klubhäuser. Korror hat mit Hülfe der Weissen die Völker der Nordinsel niedergedrückt und theilweise aus¬ gerottet, obwohl diese Völker viel höher standen als die Eingeborenen von Korror. Heute noch zu erblickende Spuren beweisen dieses, am meisten aber der Umstand, dass das faule und indolente Korror bloss durch unsere Schiffe aufrecht gehalten wird und nie eine Industrie hatte. Das Geld, Thongeschirre, Canoes, Netze, Oel, Syrup, Schweine u. s. w., Alles kam und kömmt noch heute vom Norden. Die Antwort des Iraklaj's, des Königs von Molegojok, des Vorstehers des Artingal-Bundes lautete, dass er mich sehr gern empfangen würde. Die Häuptlinge von Korror sollten aber in Ngarbukut bleiben und ich blos eine Begleitung von Angarard-Leuten mit mir nehmen. Ferner bat er, den Besuch erst übermorgen zu machen, da er einen Tag zu Vorbereitungen für unsern Empfang brauche. 191 16 Die Häuptlinge von Korror Hessen mich sehr ungern allein gehen; ein zuverlässiger Eingeborener von Korror sollte mich jedoch begleiten und meine Nahrung zubereiten. Man schärfte mir ein, nichts von den in Molegojok dargereichten Speisen zu gemessen, ja nicht einmal den Betelpfelfer zu kauen, da die Einwohner von Artingal Giftmischer sein sollen u. s. w. Ich verstand sehr wohl diese Fürsorge; man wollte mich mit grenzenlosem Misstrauen erfüllen, damit ich nicht mit dem Iraklaj in ein zu gutes Einvernehmen komme. Der mir folgende Eingeborne von Korror sollte blos ein Aufpasser sein, wie sich mein Verliältniss zum Iraklaj gestalten würde. Am 7. März verliess ich Angarard, von Karaj, den zwei grössten Häuptlingen von Ngarbukut und sechs Mann begleitet. Wir stiegen auf der Ostseite der Insel Baobeltaob in das Canoe und gingen südlich längs des Landes Keklau, des feindlichen Distriktes Ngiwal und kamen in das Gewässer des Landes Molegojok, das gegen zehn Meilen südlich von Ngarbukut liegt. Meine Begleitung war mit schweren Manila-Speeren bewaffnet, ich hatte einen geladenen Revolver in meinem Handkorbe und meine Flinte im Handbereiche. Es war ein freundschaftlicher Besuch mit dem grössten Misstrauen und der grössten Vorsicht gepaart. Da mein Aufenthalt hier kaum einen Tag dauern sollte, so konnte ich weniger auf wissenschaftliche Ausbeute rechnen; ich beschloss also, blos zu beobachten. Das Riff ist in einer geringen Entfernung vom Strande, die Lagune flach und nicht schiffbar. Nördlich und südlich von Molegojok befindet sich je eine Passage im Riffe, die zugänglich für Boote, aber unsicher für Schiffe ist und keinen Ankergrund darbietet. Vor der nördlichen Passage bildet das Riff eine Bucht, in welcher Schiffe zur Notli ankern könnten, um zu laden. Die Korrorer hatten sorgfältig die Anwesenheit beider Passagen verschwiegen. Der Strand von Ngiwal, Angarard, Molegojok und Enkassar ist ziemlich mit Cocospalmen besetzt. Wir stiegen in Molegojok ans Land und Hessen uns der Sitte gemäss auf dem Steindamm nieder. Ein Bote benachrichtigte den König von unserer Ankunft und bald kam ein Häuptling, uns in das Haus des Iraklaj' s einzuladen. Der solide, auf beiden Seiten mit Abhängen versehene, aus Steinen zusammen¬ gesetzte Weg, der stellenweise terrassenförmig mit pfortenähnlichen Böschungen befestigt war, führte uns gegen eine Meile lang aufsteigend dahin. Wir gelangten endlich in die eigentliche Ortschaft und wurden wieder von einem abgesandten Häuptling in das Haus des Königs eingeladen. Während die Häuptlinge sich im grossen Hause versammelten, wechselten wir mit dem König Complimente und Artigkeiten und wurden gegenseitig vorgestellt. Karaj war bis jetzt mein Vermittler. Es wurde uns Essen gereicht und wir brachen sammt dem Iraklaj nach dem Häuptlingshause auf, wo wir zuerst ungestört eine lange Unterredung hatten. Ich drückte ihm mein Bedauern aus, dass ich, jeden Augenblick die Ankunft meines Schiffes erwartend, morgen wieder aufbrechen müsste; aber ich bezeigte ihm meine Freude, dass ich ihn und sein Land kennen gelernt habe, und so sei zu hoffen, dass ich bei seinen Gesinnungen ihn später für längere Zeit besuchen dürfte. Das Resultat unserer Verhandlungen ging überhaupt dahin, dass der Iraklaj gern in direkten Verkehr mit unsern Schiffen treten möchte, und dann wurden auch hier über die Tauschartikel Verabredungen getroffen. Ich erklärte dem König meinen Wunsch, den Binnensee Ngardok, der vier Meilen landeinwärts liegt, zu besuchen, und noch denselben Nachmittag gingen wir dahin. Er nimmt den Boden eines Thaies ein und hat einen einzigen sehr reissenden Abfluss, der die Insel der Länge nach durchläuft und in Ngorssul in die See mündet. Der See mag gegen IV2 Meile lang und V2 Meile breit sein und hat zahlreiche Fische, von welchen ich aber keinen bekommen konnte. Einige Flusswasser-Schnecken war Alles, was ich erhielt. Der See hat eine bedeutende Tiefe und seine Fische werden von den Eingeborenen als Geister angesehen und daher nie gefangen. In dem Uferdickicht sah ich eine weissliche Entenart, Fuligula und Carbo, ziemlich zahlreich vorkommend. 192 17 Nach einem anstrengenden Marsche kamen wir als es dunkel wurde nach Molegojok zurück. Ich unterhielt mich noch lange bis in die Nacht hinein mit dem Iraklaj, der mich versicherte, dass ich in Malakal nichts von seinen Leuten zu befürchten habe. Am folgenden Morgen führte mich der König selbst zum Bade, führte mich in dem Orte umher, zeigte mir die Riffe und Grenzen und versprach mir, die Districte zu benachrichtigen, dass man keine Feindseligkeiten gegen mich übe, falls ich ihm später einen zweiten Besuch machen sollte. Wir trennten uns voll Zufriedenheit und gegenseitigem Vertrauen und der König begleitete mich bis zum Wasser. Am Abend desselben Tages war ich wieder in meinem Nachtquartier in Ngaruau. Längs der Küste von Ngiwal erschienen Formationen, die ich bis jetzt noch nicht bemerkt hatte; ich durchwanderte daher den District zu Fuss, um Proben zu sammeln. Ich wurde in mehreren Ortschaften eingeladen und erreichte Keklau . wo ich sehr freundlich bewirthet wurde. Ueberall fand ich die Einwohner schüchtern und artig, die Könige mächtig und das Land mit zahlreichen, gepflasterten Wegen durchschnitten; aber die Bevölkerung war nicht mehr so zahlreich als sie, hiernach zu urtheilen, in früheren Zeiten gewesen sein muss. Man könnte glanben, dass die von dem Verkehre mit den Schiffen abgeschnittenen Districte arm wären und Mangel an europäischen Waaren hätten. Das war aber nicht der Fall; in allen Häusern fand ich eiserne Töpfe, jeder Knabe hatte eine gute stählerne Axt auf der Schulter. Auf Nachfrage erfuhr ich, dass Korror selbst für Geld die Waaren gern abgiebt. Wunderlich waren die verwandtschaftlichen Verhältnisse; der König von Molegojok, das Land, dessen Erbfeind Korror ist, ist ein Eingeborener von Aremolunguj. Der heutige König von Korror ist ein Eingeborener von Molegojok. Diese beiden Herrscher anerkennen sich als die zwei einzigen Häupter von Palau und beide bekämpfen ihre eigene Heimath, in welcher sie erzogen wurden. Mein Freund Rgogor, der wichtigste Häuptling von Korror, ist der Sohn eines Eingeborenen von Ngiwal, ist also ein Artingal- Mann, ebenso der abgesetzte König; Karaj der Premier von Angarard, und Iraklaj, der König von Molegojok, sind alle vier Geschwister-Kinder, und doch sind sie getheilt in vier verschiedene politische Lager. Die Ursache dieser chaotischen Verwickelungen ist die Sitte, dass die Kinder die Heimath ihrer Mutter erben. Während meines Aufenthaltes in Ngarbukut wurde meine Sammlung ziemlich vermehrt. Auch von ethnographischen Gegenständen gelang es mir, ein Unikum zu erwerben. Für die Behandlung eines Kranken wurde mir nämlich ein Kau, ein Frauengürtel gegeben, der hier von grossem Werthe ist. Da er nur im Besitze von Reichen war und heute fast verschwunden ist, so lege ich ihn der Sendung bei. Dieses Exemplar kostete seiner Zeit einen Kalebukub und beschäftigte den Verfertiger mehrere Jahre. Diese Gürtel werden nur auf Bestellung gemacht; die einzelnen Stücke desselben sind aus den Schlosstheilen einer hier sehr seltenen Tridacna-Art ausgeschliffen. Da jede Schale nur ein Stück liefert, so musste der Verfertiger jahrelang die Muschel aufsuchen, die Tlieile schleifen und sie mit Kiesel durchbohren. Oft brachte nach dem Tode des Verfertigers erst der Sohn das Werk zu Ende. Diese Gürtel werden heute nicht mehr getragen. Nach einem vierzehntägigen Aufenthalte in Ngarbukut und nach Beschenkung der mich freundlich bewirthenden Häuptlinge verliess ich den Norden und ging wieder nach Malakal. Durch meine Reise nach dem Norden von Palau war ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass ein ganz freier, ungehinderter Verkehr mit den einzelnen Theilen von Palau jetzt noch nicht von mir zu erreichen war. Nur durch besondere günstige Umstände war es mir vergönnt gewesen, die Schranken, die zwischen den feindlichen Parteien bestehen, zu durchbrechen. In diesen Verhältnissen wird sich auch voraussichtlich nichts ändern, so lange unsere Schiffe nur in Korror anlegen und dieses dadurch das Monopol des Handels behält. Für mein Unternehmen aber als Sammler von Naturalien blieben diese Verhältnisse in hohem Grade hemmend, und ich hätte gern die Palau-Inseln verlassen und mich zu andern Inseln gewendet, wenn dieses möglich gewesen wäre. Da aber unsern Schiffen solche Course vorgeschrieben 193 3 18 waren, dass ich meine Sammlungen nicht direkt nach Hamburg versenden konnte, anderseits dieselben mich nicht nach Inseln bringen könnten, die meinen Wünschen entsprochen hätten, so musste ich mich den Umständen fügen und noch länger in Palau verweilen. Der Kriegstanz wegen des im Januar 1872 erbeuteten Kopfes wurde jetzt ausgeführt, und die Häuptlinge von Korror luden mich wiederholt dazu ein. Ich begleitete sie bis Ejmiungs, wo der erste Tanz aufgeführt wurde, kehrte aber dann zu meiner Thätigkeit zurück. Die Regierung besuchte während zwei Wochen alle verbündeten Ortschaften, um das übliche Geld einzusammeln. Am 7. Juni kam die Regierung vom Moloik zurück, und der Ajbatul besuchte mich am folgenden Tage. Ich erfuhr, dass der mir seit einem halben Jahre versprochene Schädel in Kolekl weggeworfen wurde, weil kein Fahrzeug sich getraute, ihn wieder zurück zu bringen. Dieses erzürnte mich sehr, da ich im Januar bloss durch die Aussicht, diesen Schädel zu erhalten, mich vom Besuche der feindlichen Stämme abhalten liess. Der Ajbatul zürnte zwar anscheinend ebenfalls, überhäufte die Häuptlinge mit Vorwürfen und beorderte sogar Leute, den Kopf wieder zu holen; was aber wohl nicht geschehen wird. Ich fasste den Entschluss, nochmals die feindlichen Länder zu besuchen, und erklärte dem Ajbatul, dass ich durch Korror nicht gehindert sein wolle. Es sei meine Pflicht, den See Ngardok in Molegojok zu besuchen, um Fische aus demselben zu erhalten. Ich wollte Molegojok längs der östlichen Küste segelnd erreichen und so die ganze Insel Baobeltaob kennen lernen. Mein Wunsch stiess auf heftigen Widerstand und zwar um so mehr, als ich die Erlaubniss haben wollte, dem König der feindlichen Seite eine Muskete schenken zu dürfen. Ich konnte nämlich dort durch eine Muskete im Werthe von 10 Thaler mehr erreichen, als für 100 Thaler in anderen Waaren. Nach lebhaften Unterhandlungen gelangte ich zum Ziele. Ich war im Besitze von zwei Revolvern, und der Ajbatul hatte schon längst einen derselben gewünscht und verlangte ihn jetzt; ferner wollte er, dass ich keine Muskete dem Könige geben sollte, sondern den andern Revolver, da derselbe bloss so lange eine Waffe sei, als die Patronen ausreichen. Ich gab in beiden Punkten nach und erhielt die Erlaubniss, nach Artingal zu gehen und einige Tage dort zu bleiben. Ich hätte bei der baldigen Ankunft eines Schiffes alle diese Umstände nicht nöthig gehabt, allein ich wollte nicht die Veranlassung eines Bruches sein und dadurch den Eingeborenen einen Vorwand geben, dem Schiffe ihre geringen Tauschartikel zu verweigern, was schon öfters der Fall gewesen war. Daher bezahlte ich die Erlaubniss zu meiner Reise. Am 10. Juni verliess ich Malakal und gelangte noch an demselben Tage nach Molegojok. Der Weg führte uns längs der Küsten des Districtes Ejrraj durch einen prachtvollen Mangrove- Wald, der sich zwischen dem eigentlichen Ufer und den äusseren Sedimentfelsen befindet und bis Klou Kojgul in einer Länge von 5 bis 6 Meilen sich ausdelmt. Der schmale in dem Sumpfe sich windende Weg schlängelt sich zwischen den prachtvollen, ausgewachsenen Rhizophoren- Arten, von welchen hier im Ganzen sieben Arten vorhanden sind und drei bloss bei Ejrraj. Der beschattete Weg gewährt kaum dem Canoe einen Durchgang und kann nur sehr langsam befahren werden. Stellenweise befinden sich noch Ueberreste von versenkten Baumstämmen, die einst den Zugang dem Feinde versperren sollten. Dann und wann ragen aus dem Sumpfe einzelne Blöcke eines schiefrigen Gesteines hervor, wie es auf dem hohen Tlieile der Insel zu finden ist, während die ganze Unterlage des Sumpfes und des südöstlichen Theiles des Baobeltaob- Ufers kalkartige Sedimente sind. Aus dem Mangrove- Sumpfe Ejrraj gelangten wir in das feindliche Gewässer, das hier bis nach Molegojok ganz zu übersehen ist. Die Mac Cluer’sche Karte ist hier insofern ungenau, als das östliche Riff von Baobeltaob im Süden direkt auf den Sedimentfelsen sich stützt und mehrere Passagen hat, von denen zAvei gut genannt werden können. Die Altngot-Passage führt im Süden in die innere Lagune. Nördlich von ihr ist die Amalakal-Passage, noch weiter nach Norden die Ngatpaet-Passage, die nur für 194 19 Boote geeignet ist. Amalakal ist für jedes Schiff zugänglich, mit Nordost- Wind durchgehend, hat ein Schiff den Ausgang in Altngot; in beiden Fällen vor dem Winde. Bei Südwest- Wind umgekehrt. Ngorsul und Enkassar vorbeisegelnd, kamen wir an den Steindamm von Molegojok. Das Gewässer war aber sehr flach und versandet; das Boot musste, auf Wasser wartend, weit vom Ufer bleiben. Ich ging daher allein an’s Land, mich in dem Baj auf dem Steindamm niederlassend. Die Einwohner von Molegojok, denen ich kein Fremder mehr war, gaben mir Beweise von Ehrfurcht, indem sie sogleich das Haus räumten. Einen Häuptling sandte ich zum Iraklaj mit der Frage, ob ich ihm willkommen sei. Bald darauf erschien der Iraklaj selbst mich abzuholen, sichtlich erfreut über meine Ankunft. Er liess sich neben mir nieder und wir unterhielten uns, während die Häuptlinge sich nach und nach einfanden. Nun wurde ich öffentlich eingeladen, in das Land hineinzugehen, wobei mir der Vortritt gelassen wurde. Ich schob diese Ehre auf den Iraklaj, und so gingen wir in das Wohnhaus desselben, welches Uduss heisst, wo die Privatbegrüssung stattfand. Iraklaj gab den Befehl, dass die jungen Leute meine Sachen in den Hauptbaj bringen und dass alle Häuptlinge während meiner Anwesenheit Lebensmittel liefern und in dem Hauptbaj schlafen sollten. So fand ich mich Abends im Ngatbartelbaj von allen Häuptlingen des Baj Molegojok, wie die Begierung sich nennt, umgeben. Es waren lauter Greise, die jedoch heute voll Freude und Leben waren; in dem Munde eines jeden war Iraklaj und sein Freund, womit ich bezeichnet wurde. Ich befand mich sehr wohl in dieser ernsten Gesellschaft, da ich der Sprache mächtig war. Da der Kern der Unterhaltung die alten Sitten waren, so bekam ich viel zu hören, was schon längst aus dem Gedächtniss der verdorbenen Einwohner von Korror verschwunden war. Ich war der erste Europäer, der in Ngatbartelbaj bewirthet wurde, da sogar Capitän Clieyne, der hier fünf Tage sich aufhielt, nicht an’s Land kam, sondern im Schiffe blieb. Durch meinen jetzigen Ausflug nach Artingal wollte ich mehrere Zwecke erreichen. Die Hauptsache war der Besuch des Binnensees, und wollte ich für die ethnographische Sammlung ein Stück des Palau- Geldes, womöglich einen Bungau oder Barak erwerben, welches mir in Korror noch nicht gelungen war. Der König oder der Iraklaj von Molegojok versprach mir jede Hülfe, um den See Ngardok näher kennen zu lernen. Da aber der See im Innern des Landes liegt, fast gleich leicht von Ejmelijk und Aremolunguj zugänglich, so hatten die Häuptlinge einiges Bedenken und besorgten einen Ueberfall. Da ich das Versprechen des Ajbatuls von Korror hatte, so konnte ich die Zusicherung geben, dass kein Ueberfall stattfinden werde. Ein Klub Krieger von Molegojok und Ngarufusang wurde beordert, Fischkörbe in den See auszuwerfen und ein Floss von Bambusrohr für mich zu bereiten. In zwei Tagen sollte ich mich dann selbst dahin begeben, und zwar in Begleitung aller Häuptlinge. Am Abend wurde eine grosse Menge von Speisen gebracht, der ganze Fussboden des Hauses war mit Schüsseln bedeckt. Ein frisch geschlachtetes Schwein kochte in einem eisernen Topfe, und es wurde Alles aufgeboten, um mich freundlich zu stimmen. Die persönliche Behandlung brachte mich als jungen Mann oft in Verlegenheit, denn kein Häuptling wagte es, in meiner Anwesenheit laut zu sprechen, und weisslockige Greise gingen in weiter Entfernung tief gebückt vor mir vorbei. Man bediente mich mit grosser Sorgfalt, und ich durfte nichts mit eigener Hand anrühren, Alles wurde mir dargereicht. Ich war der Form nach das Haupt der Versammlung. Als die Esszeit herankam, sagte der Iraklaj, dass alle Speisen mir gehörten, worauf ich der Sitte gemäss antwortete, sie sollten zwischen die Häuptlinge vertheilt werden. Ein Theil wurde der Gemahlin des Iraklaj gesandt, und umgehend kamen von ihr Süssigkeiten , wie Orangen, Speisen aus Cocosmilch und Melasses, die wieder vertheilt wurden. Als die Speisen den Häuptlingen bereits vorgesetzt waren, 195 20 fragte ich den Iraklaj, ob er nicht essen wolle, worauf er antwortete, dass ich vorangehen solle. Niemand würde vorher essen. Dem Iraklaj ist es durch seinen hohen Rang verboten, aus einem fremden Geschirr zu essen oder zu trinken, wie auch Niemand aus seinem Geschirr Speisen gemessen darf. Aus Artigkeit wechselte er mit mir die Schüsseln und trank aus meiner Tasse, während er mir im Austausch seine Cocosnussschale verehrte. Bis spät in die Nacht hinein unterhielten wir uns, jeder Häuptling sprach und alle waren ernst, freundlich und aufrichtig. Ich fühlte mich in der Mitte dieser Menschenfresser und Giftmischer, wie die Bewohner von Ivorror ihre hiesigen Brüder den Weissen schildern, so wohl, wie ich es nie in Korror war. Wie dieser Tag war, so blieb es bis zu meiner Abreise. Iraklaj empfing den ihm zugedachten Revolver mit Freuden und bat mich, ich sollte meinen Rupak, womit die Herren Godeffroy & Sohn gemeint waren, bitten, dass er auch zu ihnen seine Schiffe kommen lasse und befehlen, dass auch ihnen Gewehre verkauft würden. Am folgenden Tage begleitete mich Iraklaj zum Bade, wie er überhaupt nicht von meiner Seite ging, oder dann seinen Handkorb mit Betel, Tabak und Geld bei mir liess, welches bedeutet, ei gehe zwar fort, er wolle aber während seiner Abwesenheit weder kauen noch rauchen, sondern gleich wieder zurückkommen. Nach dem Frühstück führte mich der Iraklaj in seine Tabakanpflanzung und dann auf die Spitze eines Hügels, wo wir dei\ ganzen Osten Aron Baobeltaob zu unsern Füssen hatten und in dei fiischen Morgenluft eine lange, ungestörte Unterredung führen konnten. Er überzeugte mich, dass die Behauptung von Korror, es wären im Norden keine Passagen, absichtlich eine falsche sei. Ich hatte alle Durchfahrten vor meinen Augen. Er zeigte auf den Strand von Ngiwal, Molegojok, Enkassar und Ngaissul hin und machte mich auf die Anzahl von Cocospalmen aufmerksam, deren Nüsse nnbenutzt verfaulen. Die Unverdorbenheit der hiesigen Eingeborenen offenbarte sich auf jedem meiner Schritte; es wurden mir verschiedene ethnographische Gegenstände angeboten, die ich aber nicht bezahlen konnte, da ich wegen der Eifersucht von Korror nicht viele Waaren mitgenommen hatte. Sie sagten dann, wenn du keine Waaren hast, so bist du eben so arm wie wir; mögen die Sachen bei dir bleiben, ein anderes Mal, wenn dein Schilf kommt, wirst du uns etwas geben. Ein Paar schöne Ohrringe, ein von den Eingeborenen hochgeschätzter Schmuckgegenstand, einen schönen Kamm, ein Paar alte Steinäxte u. dgl. erhielt ich auf diese so uneigennützige Weise. Keine Spur von Bettelei um Tabak, wie sie in Korror Sitte ist, kein Aufdrängen einer neugierigen Begleitung, welche uns Sammlern oft sehr widerlich ist. Da das Fischen im See Ngardok erst nach zwei Tagen erfolgen sollte, so hatte ich Zeit, Molegojok in Augenschein zu nehmen und einige Zeichnungen zu verfertigen, namentlich von dem grössten Baj in Palau, der in der Fronte fünf Faden breit ist, und ebenso von dem Ngatbarbaj, dem Sitz der Häuptlinge. Das heutige Molegojok ist ebenso Avie alle andern Districte von Palau sehr entvölkert, es könnte höchstens 50 Mann in den Krieg senden. Die grossen Bajs stehen leer, und man wandelt auf den langen SteinAvegen durch reichen Wald in beschatteter Stille. Aber trotz seiner äusseren Schwäche ist es das Haupt der Feinde ATon Korror, und an moralischem Ansehen steht es über Korror. Die Districte Ngarssul Enkassar und Ngiwal erkennen Molegojok als Haupt an. In politischer Beziehung unterscheidet es sich von Korror dadurch, dass der Iraklaj, der dem Ajbatul von Korror entspricht, ein Selbstherrscher ist und die Häuptlinge, deren Titel niedriger sind als die in Korror, nur seine Begleitung bilden. In Korror ist die Gewalt in den Händen der ersten sieben Häuptlinge, weil dieses Land durch die Vereinigung von mehreren unabhängigen Stämmen entstand, die in verschiedenen Graden ihre frühere Macht in der Form von Vorrechten bewahrten. In Molegojok dagegen ist die Regierung patriarchalisch, und die Vereinigung 196 21 der Gewalt in dem einzigen Iraklaj wird dadurch ausgeglichen, dass derselbe alle Unkosten der Regierung allein zu tragen hat. Die Häuptlinge zusammengenommen bilden den Baj Molegojok, so wie in Korror das Megetyj. Die Titel, wie sie in Rang und Pflichten denen von Korror entsprechen, sind folgende: 1) Iraklaj, Haupt von Artingal, Haupt von Molegojok, Häuptling in Ngarssul, Ngaramass und Ngarbukut. Dieser und der Ajbatul von Korror sind die reichsten Häuptlinge der Gruppe. 2) Iragumerang. 3) Drulukut, 4) Irugueijl. 5) Sakaruleo, der Korrong oder Priester des Molegojoker Gottes Godalmelek. G) Atkedesau. 7) Arakataot. 8) Goligo. 9) Iratagau. 10) Ngirimang. 11) Atmehej. 12) Araguul. 13) Irakongor, zugleich Haupt des Districtes Ngarssul und Korong des Gottes Gobak aremoguu. 14) Akoj. 15) Imetukur. 16) Iruossok. 17) Aruigang. 18) Matelengkar. 19) Matelamyj. 20) Matelgulssyang. 21) Akometaol. Die feindliche Gesinnung zwischen den beiden Theilen von Palau besteht schon sehr lange, und es wird schon in Wilson' s »Account of the Pelew-Islands « vom Jahr 1783 davon gesprochen, als die Engländer Korror halfen, die feindlichen Ortschaften mit Hülfe der damals noch unbekannten Feuerwaffen zu besiegen. Der beiderseitige Hass hat seinen Grund in dem Streite über die Oberhoheit, Molegojok ist der Sage nach der ältere Bruder von Korror. Die Länder Ejmelijk, Atpang, Ejrraj, Ngarssul, Enkassar, Ngiwal, die Adasspadal-Seite von Angarard, ganz Arekolong sind frühere Artingal-Länder. Durch die Ankunft der Weissen haben sich viele zu Korror neigen müssen, wodurch Molegojok geschwächt wurde. Der beiderseitige Hass findet aber keinen Ausdruck in einem entscheidenden Kriege. Alle Freunde Korrors würden sich dagegen erheben, wenn dieses Molegojok gänzlich zerstören wollte. Ein Kriegszustand, der ein gänzliches Aufgeben aller Verbindungen mit sich führt, besteht bloss zwischen Korror und Artingal, alle anderen Länder anerkennen Korror, führen aber keinen Krieg mit Molegojok. In einem der letzten Bengets, welcher etwa vor 15 bis 20 Jahren stattfand, gelangten die Krieger von Korror in das Innere des Hauptplatzes; drei grosse Häuser wurden verbrannt, drei Leute getödtet, und Ajbatul befahl seinen Kriegern, sich zurückzuziehen, sagend: »meragong kabuul pelu ! « (Es ist genug, das Land ist arm.) Der Krieg hat hier eine andere Bedeutung wie an anderen Orten, er ist eine politische Institution, eine überlieferte Sitte und ein Mittel, Abgaben zu erheben. Es giebt zwar in den verschiedenen Staaten einen Staatsschatz, der sich im Haupthause befindet, z. B. in Korror im Ajdit-Hause, in Molegojok im Hause Uduss, in Angarard im Hause Atublaj u. s. w. ; dieses Geld darf aber nicht berührt werden. Es sind lauter Bakals, grosse Baraks und Bungaus, und dient dazu, im äussersten Falle den siegreichen Feind zu bezahlen. Alle Unkosten des Staates bestreitet der oberste Häuptling aus seinem eigenen Gehle. Er hat grosse Ausgaben beim Regierungsantritt, und alle Muis, Ruks und andere Festlichkeiten müssen die Häupter der verschiedenen Länder bezahlen. Da diese Länder aber keine Steuern bezahlen, so müssen diese Ausgaben auf andere Weise gedeckt werden, und dazu dient der Kriegstanz. Der oberste Häuptling bereist mit einem durch seine Krieger erbeuteten Kopfe die Districte, mit welchen er in freundschaftlicher Beziehung steht, führt den Kriegstanz aus und empfängt dafür ein der Grösse des Landes entsprechendes Geld. Auf diese Weise empfängt z. B. Korror von allen Ortschaften eine grosse Menge Geld; aber es würden dieselben nicht gestatten, dass Korror bald wieder einen Kriegstanz aufführen würde. Korror muss daher warten, bis auch andere Districte einen Kopf erbeuten und einen Kriegstanz machen, wodurch das an Korror gegebene Geld wieder zurückkommt. Denselben Nutzen haben alle Regierungen nach einander, und Korror sammt dem mit ihm verbündeten Aremolunguj und Ejmelijk suchen Köpfe auf der Artingal- Seite, wogegen Molegojok seine Opfer in Korror, Ejmelijk und Aremolunguj sucht. Dieses Kopfstehlen ist genau geregelt und kann daher nie in ein unzweckmässiges Morden ausarten, denn es wird nie mehr als ein Mann getödtet. Beide Seiten wissen genau, was vorgeht, und die Schlauheit auf der einen Seite findet eine unermüdlich wachende Vorsicht auf der anderen. Diese Art Krieg zu 197 22 führen wird von den Eingeborenen nur beklagt wegen des Verlustes eines Mannes; im Allgemeinen erkennen sie jedoch dieselbe als eine Hauptinstitution ihres politischen Lebens an. Trotz aller Feindschaft besteht ein Band gegenseitigen Wohlwollens zwischen den Ländern, und es können sogar für einige Zeit freundschaftliche Verhältnisse sich einfinden. Es giebt Fälle, wo die Häuptlinge der feindlichen Länder sich wechselseitig unterstützen oder in äussersten Fällen sich gegenseitig- schönen. Der Iraklaj z. B. ist das Haupt von vier Districten, und wollte einer derselben von ihm abfallen, so sendet er ein Stück Geld nach Horror zu seinen Feinden und ruft ihnen, die Ungehorsamen zur Ordnung zu bringen. Ist die Sache beigelegt und kommt der District zum Iraklaj, um die Freundschaft wieder herzustellen, so kehren die Korrorer zurück und die alte Feindschaft besteht fort wie früher. Horror führt Krieg für sich gegen seine Feinde, aber auch für Bezahlung gegen die Feinde seiner Feinde. Ferner kommen alle Waaren trotz der Feindschaft durch Angarard und Ejrraj nach Artingal, mit Ausnahme der Waffen, und dieses ist ein Hauptgrund, der den Hass von Molegojok gegen Horror besonders schärft. Würde Molegojok Waffen besitzen, so wäre es im Stande, seiner Gleichheit mit Horror Ausdruck zu geben, wodurch die politische Gestaltung Palau’s eine grosse Veränderung erleiden würde. Arekolong, halb Angarard und Ejrraj würden sich zu Artingal halten, wie es früher war. Die Kräfte würden getlieilt werden und Gleichgewicht derselben eintreten. Mein Verhältniss zum Iraklaj gestaltete sich zu einem sehr freundlichen und innigen. Von ihm erhielt ich eine Einsicht in die Angelegenheit der Ermordung des Capt. Clieyne. Derselbe machte in Horror lange Zeit gute Geschäfte, bis man ihn entbehren konnte. Er hatte eine ziemliche Menge von Waaren nach Horror gebracht und konnte sie dort nicht mehr verkaufen. Um keinen Schaden zu haben, verkaufte er dieselben und namentlich eine Anzahl Gewehre nach Artingal, und das war die Hauptursache, weshalb er ermordet wurde. Clieyne hatte grosse Pläne im Sinn. Er wollte in Palau Frieden stiften und die Inseln zu einer Gesammtproduction bewegen. Er brachte Malakal käuflich an sich, und das Document ist in Manilla einregistrirt; es befindet sich heute in England, wo ein Verwandter Clieyne’s lebt, der ein Clergyman ist. Ferner kaufte er im Innern der Insel Baobeltaob Grundstücke an, die ihn in ein Verhältniss mit allen Districten brachten. Er wollte eine Gesellschaft bilden, in welcher er Theilnehmer und Leiter wäre und die aus Palau eine geregelte und einträgliche Privatcolonie bilden sollte. In der Verfolgung aller dieser Pläne traf ihn der Tod. Da die Vorbereitungen zum Fischzug im See Ngardok noch nicht beendigt waren, so lud mich der Iraklaj ein, einen Huk oder die Tänze in Ngampessang zu besuchen. Da diese Ortschaft dicht bei Molegojok liegt, so begab ich mich gern dahin und wurde vom Iraklaj und allen Häuptlingen begleitet. Der Palau’sclie Huk ist ebenfalls wie der Moloik eine der Grundinstitutionen des Palau’schen Lebens. Er ist das zweite Mittel, durch welches Geld im Umgänge erhalten wird. Jedes Land giebt von Zeit zu Zeit einen Buk, dessen Ursprung wahrscheinlich ein religiöser ist, obwohl er heute mehr eine politische und sociale Bedeutung hat. In politischer Beziehung ist der Buk dadurch für ein Land wichtig, dass eine gewisse Anzahl befreundeter Länder zu der Festlichkeit kommen und der Begierung einen festgestellten Betrag in einheimischem Gelde darbringen, welcher »bohatel audou « heisst. Giebt Horror einen Buk, so heisst er »Buk mulbekel«, und alle freundlich gesinnten Distrikte kommen der Beilie nach und bezahlen das übliche Geld; der Ajbatul und Irajkalau erhalten jeder einen Kalebukub, die anderen Häuptlinge einen Kluk, und so bezahlen die besuchenden Häuptlinge die Empfänger je nach ihrem Bange. Alle grossen Länder geben Mulbekels oder den grossen Buk. Neben diesen besteht noch ein anderer, der kleine Tamangel a wak genannt, zu welchem die kleinen Orte eines Districtes kommen. Durch diese Buks wird ein Beweis des freundlichen Zusammenhaltens gegeben. 198 In gesellschaftlicher Beziehung ist der Buk ebenfalls wichtig, indem es die Zeit ist, wo die Familienhäupter von allen aus dem Hause verheiratheten Töchtern das übliche Geld erheben. Alle Frauen, die von Ngarupessang stammen und nach anderen Orten verheirathet sind, kommen mit ihren Männern zum Ruk und bezahlen je nach dem Rang der Frau das festgesetzte Geld. Während dieser Festlichkeit, die mindestens einen Monat dauert, kommt eine Masse von Geld in’s Land. Die jungen Männer, die die Kaldebekels bilden, führen Tag und Nacht Tänze aus, wobei der ganze Ort sie mit den besten Speisen bewirthet. Diese Festlichkeit ist ausserdem mit einer Unmasse von Gebräuchen und abergläubischen Ceremonien verbunden. Der Ruk von Ngarupessang hatte kaum 50 Tänzer aufzuweisen und war im Verhältnis klein. Für mich war er in sofern interessant, als er ein neues Licht auf die hiesigen eigenthümlichen Verhältnisse warf. Ngarupessang liegt keine Viertelmeile von Molegojok entfernt und in der Mitte von Artingal und führt Krieg mit den Feinden von Molegojok, und viele ihrer Häuptlinge sind zugleich Häuptlinge von Molegojok. Trotzdem ist Ngarupessang verwandt mit Arapakit, einer Ortschaft in Korror, der schönsten des Erekeldaubundes; und die Leute von Arapakit gehen nach Artingal während des Ruks, ohne Gefahr zu laufen, und ebenso kommt Ngarupessang nach dem Süden. Dagegen benimmt sich Ngarupessang gegen alle anderen Freunde von Korror als Feind und als ein treues Artingal-Mitglied. Der Grund dieser Erscheinung ist die gleiche Abstammung beider Ortschaften. In früheren Zeiten waren auf der östlichen Seite der Palau- Gruppe mehrere Inseln, die gleichzeitig mit Ngarnangl versanken; von der Insel, die dort war, wo heute das Augulpelu-Riff steht, flüchteten die Einwohner auf die nächsten Sedimentfelsen. Sie wurden von Korror nach Arapakit eingeladen, das nach der Ausrottung der früheren Einwohner, der Überreste des Landes Dasakal, menschenleer dastand. Ein Theil der neuen Arapakit- Bewolmer ging nach dem Norden und legte Ngarupessang an, und desslmlb haben die beiden Länder denselben Gott: Augerpelau; denselben Ruk, den Urnidel, der bloss in den beiden Orten ausgeführt wird, denn die Nachahmung desselben in einem anderen Orte würde die Rache des Gottes nach sich ziehen; endlich sind die Häuptlinge der beiden Orte zum Theil dieselben. Trotz alledem steht Ngarupessang im politischen Gegensätze zu seinem Mutterlande Arapakit. Solche Art von Verhältnissen besteht zwischen vielen unabhängigen Ortschaften, und beim ersten Anblick stellt sich dem Beobachter ein Chaos von befremdenden, räthselhaften und verwirrenden Erscheinungen dar, die sich jedoch bei fleissiger Beobachtung ordnen und auf ihren Ursprung zurückführen lassen. Am folgenden Tage nach dem Frühstück verliessen wir Molegojok. Ein Kaldebekel Krieger, mit Speeren und ein Paar Musketen bewaffnet, ging voran und besetzte die Umgegend des Sees. Alle meine Versicherungen konnten bei den Bewohnern von Molegojok kein Vertrauen erwecken, weil sie ihre südlichen Landsleute besser kannten, als ich. Die Hälfte der Häuptlinge bildete die direkte Vorhut, es waren unbewaffnete Greise. Iraklaj, mit einem scharfen stählernen Manilla-Speer bewaffnet, ging mir voran, hinter uns gingen wieder alte Häuptlinge, und zuletzt kam eine Anzahl junger, kräftiger Krieger. Auf beiden Seiten dieses langen Zuges streiften leichtbeinige Knaben. Ich bat den Iraklaj, Rücksicht auf sein Alter zu nehmen und mir zu erlauben, ohne ihn und die Häuptlinge zu gehen. Ich erhielt die Antwort, dass er, so lange ich hier sei, keinen Schritt von mir entfernt bleiben werde. Das Einlegen von ein Paar Fischen für das Museum Godeffroy geschah mit einem Pomp als ginge es zu einem Benget. Am Ufer des über eine englische Meile langen Sees hatten die Eingeborenen zwei Häuser aufgerichtet, eines für den Iraklaj und mich und das zweite für die Häuptlinge. Die Fischkörbe wurden herausgezogen, und es fanden sich leider nur 4 Fische in 3 Arten darin. Nun wurde das Bambusfloss geholt, und ich in Gesellschaft des Häuptlings Sagalruleo des Kalits von Molegojok. dem der See geweiht 199 24 ist, begaben uns aufs Wasser. Gemüthlich war die Fahrt nicht, denn wir durften uns kaum bewegen, da das Floss klein war. Ich fand die grösste Tiefe des Sees zu fünf Faden. Eine Menge von Knaben und Männern begleitete uns schwimmend und bugsirte das Floss. Der See muss ausser dem Wasser, welches von den ihn umgebenden Höhen in denselben hineinfliesst, noch gewaltige Quellen unter seinem Spiegel haben, da er mit grosser Heftigkeit nach dem Süden abfliesst. Dieses ausfliessende Wasser hat in dem Thonbette einen tiefen Kessel ausgewaschen, von welchem aus es als ein immer reissender werdender Strom Baobeltaob nach dem Süden bis Ngarssul durchschneidet. Einige Schnecken und Wasserpflanzen, von dein schlammigen Boden heraufgeholt, ergänzten meine Beute von Ngardok. Vergnügt badeten wir uns Alle in dem See und gingen auf den Biickweg. Dieser Tag wird für die Jugend von Molegojok unvergesslich bleiben, sie badeten und tummelten sich mit ausgelassener Lust im Ngardok, in dessen Umgebung sonst nur die auf Menschen Jagd machenden Krieger umherschleichen. Niemand kam jemals zum Vergnügen hierher, und viele Häuptlinge von Molegojok haben den See heute zum ersten Male gesehen. Lachend und scherzend nannten sie ihn meinen See, und als solcher wird er stets im Gedächtniss der Jugend bleiben. Die Annehmlichkeit meines Aufenthaltes wurde durch einen traurigen Unfall gestört, der unberechenbare Folgen für mich hätte haben können. Zu meinem Erstaunen erhielten wir die Nachricht, dass fünf Häuptlinge von Ngiwal mit einer schlimmen Botschaft angekommen wären. Während wir auf dem See waren, kam, entgegen dem Versprechen des Ajbatul von Ivorror, ein Krieg oder Mokumat von Ejmelijk her, einen Kopf in Ngiwal zu suchen. Das Unternehmen wurde von Angarard aus verrathen, und die Krieger von Ngiwal gingen in den Wald, dem Feinde entgegen. Die beiden Parteien näherten sich dem See Ngardok, als wir mit dem Kalit von Molegojok darauf herum schwammen. Ein Paar Schüsse, die von Seite unserer Partei fielen, um Tauben zu jagen, verscheuchten die Krieger von Ejmelijk. Allein die Leute von Ngiwal verwundeten aus Versehen sehr schwer einen der Ihrigen, in der Meinung, es sei ein Feind. Ein Speer ging demselben durch den Mund, durchbohrte die Brust unter dem Schlüsselbein und kam beim Schulterblatt wieder heraus. Die Häuptlinge von Ngiwal wollten die Sache mit Geld wieder gut machen; der Iraklaj nannte sie aber blinde Dummköpfe und verlangte kein Geld, da es aus Versehen geschah und der Verwundete mit dem Leben davon kommen könnte. Wir waren alle geneigt, diesen Kriegszug als einen absichtlichen zu nehmen; er sollte mich in Gefahr bringen oder doch mein gutes Einterständniss mit Molegojok zerstören. Es wurden aber alle Bewohner von Molegojok darüber bekümmert, welches mein Schicksal sein werde bei meiner Rückkehr nach Malakal. Alle sagten mir, ich werde ebenso wie Cheyne ermordet werden. Es wurden die Mangilils und Kalits zu Batlie gezogen, und im Prophezeien geübte Weiber wurden beordert, das Schicksal zu befragen. Es kamen zwei sehr ungünstige Antworten. Es dachte Niemand an’s Schlafen, und ich musste aus Gefälligkeit dasselbe thun. Die ganze Nacht wurde gekaut, geraucht und berathen. Die Mangilils sagten, Korror sei durch mich tief verletzt und habe Böses im Sinn, ich solle auf meiner Hutli sein. Nun kamen die Kalits an die Keilie, und den Katli des Iraklaj befolgend, zerschnitt ich das um meinen Körper getragene Stück Zeug in vier Tlieile und opferte es den verschiedenen Göttern. Der Priester des Gottes von Ardololok auf der Insel Pililu sagte, ich solle ruhig sein und die Mangilils unbeachtet lassen; er spreche nicht mehr und werde mich später in Malakal besuchen. Der Korong des Ngiwaler Gottes Irungor sagte ebenfalls, er sei dem Freunde des Iraklaj gewogen. Der Gobak aramogun aus Ngarssul sprach nicht selbst, er wollte sich dem Priester nicht offenbaren, und so wurden die weiteren Orakel auf den folgenden Tag verschoben. Am folgenden Morgen begleitete mich der Iraklaj zum Bade und zu seiner Plantage. Dann setzten wir uns auf das Steinpflaster vor dem Baj und, nach alter Sitte von den Häuptlingen umgeben, sprachen 200 25 wir von den eingeiaufenen Nachrichten. Die eine war aus Rogoss pelu in Aremolunguj, dem Geburtsorte des Iraklaj. Es war ein Häuptling von einem anderen todt gespeert worden. Der Ermordete nämlich näherte sich in der Nacht dem Hause eines Häuptlings, dessen Frau ihm nicht gleichgültig war. Die Frau, nicht an ihren Liebhaber denkend, fing an zu schreien, als sie ein schwaches Geräusch hörte, in der Meinung, es sei Krieg. Der Ehemann stürzte mit einem Speer zum Hause hinaus, und der Liebhaber flüchtete sich: allein der Ruf Mokumat! war hinter dem Armen her, und ein Häuptling aus dem nächsten Hause hörte den Ruf, kam heraus, sah den Vorbeieilenden, und ein Wurf mit einem breiten Eisen in den Rücken warf ihn todt nieder. Da hier im Norden die Sitten sehr streng sind und jeder entdeckte Ehebruch mit dem Tode des Verführers bestraft wird, so verursachte diese Nachricht keine besondere Aufregung. Die zweite Nachricht kam aus Pililu und wurde gestern von einem Arapakit-Canoe , das nach Ngarupessang ging, mitgebracht. Die Frau des Ejturo starb, und der Tod wurde einem Eingeborenen zugeschrieben. Derselbe hatte das Haus gebaut, in welchem die Verstorbene lebte, und der Ejturo soll es ihm nicht gut bezahlt haben, weshalb der Baumeister seinen Kalit in dem Hause gelassen hätte, um den Bervolmern Böses zuzufügen. Der hiervon nichts ahnende Erbauer lebte in Aragol auf der Insel Pililu, wo er verheirathet war. Der Ejturo beorderte vor zwei Tagen zwei der tapfersten seiner Leute, nach Pililu zu gehen und den Schuldigen zu erschlagen, da sein Gott des Ejturos AVeib erschlug. Die beiden Leute segelten hinüber, und während der eine am Strande wartet, geht der andere in den Baj, avo das Opfer schläft. In der Mitte von 30 Eingeborenen bereitet er sich noch eine Betel Portion zurecht, und rasch wie ein Blitz spaltet er dem auf einer Matte Liegenden mit einer Axt den Kopf in ZAvei Hälften. Bevor die Anwesenden, tlieils schlafend, theils plaudernd, zu sich kamen, war er versclnvunden. Die Arerfolger fanden ihn nicht, trafen aber seinen unglücklichen Gefährten, der nach tapferer Gegenwehr erschlagen wurde. Der Mörder selbst flüchtete in das Haus des Häuptlings Iragidel, avo er in Sicherheit war, da kein Feind in einem Hause getödtet Averden darf, besonders in Anwesenheit des Wirthes. Ist der Flüchtling ein Häuptling, so giebt er den Rächern ein Stück Geld und -er ist gerettet. Zu meiner Befriedigung hob Iraklaj die Sitzung auf, da ich der Mordgeschichten herzlich satt A\-ar. AYir frühstückten und verhandelten mit den ZAvei noch übrig gebliebenen Göttern. Das Haupt des Landes Ngarssul, zugleich Irahongor in Molegojok, ist der Ivorong oder Priester des Gottes Gobak aramogou; ein Häuptling rief ihn in unsere Nähe, avo er sich ernst niederliess. Der Iraklaj entfaltete das Stück Zeug und legte es auf den Handkorb des Ivalits, sagend: »Ich und mein Freund sind arm gleich den Ratten. Es fehlt uns an Sachen, denn das Schiff ist nicht da, möge diese Kleinigkeit dich gut stimmen. « Der Angeredete erhob das Zeug bei einem Zipfel und rief: » Hier ist die Speise für den Gobak aramogou. * Hierauf beruhigte er den Iraklaj Avegen meiner. Er ging auf seinen Platz zurück und fing an zu stöhnen, ein Zeichen, dass der Gott durch ihn sprechen Avolle. Er sprach laut, dass es Aveit hallte, und alle Häuptlinge hörten aufmerksam zu. Er zürnte auf Korror und versicherte, dass Niemand es wagen Avürde. mich anzugreifen. Am meisten inferessirte mich das Verhalten des Ivorongs des Gottes Godal Melek Aron Molegojok. Er nahm das gebotene Stück Zeug nicht an, sagend: »Die Freundschaft zwischen mir und dem Iraklaj, sowie die Sorge um sein armes Molegojok möge seine Speise sein.« Er Avolle gut sein für sein Land und wir beide wären sein Eigenthum. Der Iraklaj wurde sichtlich wegen meiner beruhigt, und wir bestimmten auf morgen meine Abreise. Mit einer ganz besonderen Miene lud der Iraklaj mich ein, in sein Haus zu kommen. Im 1 duss angekommen, tranken wir einen warmen Blulok und sprachen mit dem Kalit des Hauses, worauf Iraklaj zu mir sagte, er wisse, dass ich Geld von Palau zu haben Avünsche, dass mir aber Korror noch keins gegeben hätte; 201 4 26 dabei nahm er einen Bungau vom Halse seiner Frau und sagte, hier ist Kubary’s Geld, und übergab es einem der Anwesenden. Dieser erhob das Stück, ausrufend: »Hier ist Kubary’s Geld.« Alle besahen es, worauf es in meinen Handkorb gelegt wurde. Iraklaj gab mir dadurch nach palau’scher Sitte einen Beweis seiner grossen Freundschaft, indem er einen Eket a Kojkul ausgab, ohne eine Aussicht auf seine Wiederkehr zu haben. Dieses Geld ist von demselben Stoffe, von welchem die grossen Bakals sind, es ist schon ausser dem Verkehr und wird als grosses Geld Klou audou betrachtet. Der nominelle Werth desselben würde zwei Kluks und einen Adolobok ausser dem sogenannten Bodengel betragen. Es werden nämlich alle Bungaus und Baraks, vom Eket a Kojkol aufsteigend, dann alle Kalebukubs selten ausgetauscht. Wenn es aber geschieht, so wird ausser dem vollen Wertlie noch ein Stück in kleinerem Wertlie für sein Ansehen bezahlt. Wenn mir ein Palauer dieses Stück abkaufen Avollte, so würde ich zwei Kluks und einen Adolobok als Preis und noch einen Matal a Kluk als Bodengel erhalten. Das mir vom Iraklaj gegebene Stück bezahlt hier 4000 Stück Taro, welches nach dem Preise des Taro in Samoa, nämlich 20 Stück zu 50 d., einhundert Dollar ausmachen würde. Den Rest des Tages verplauderten wir mit den Häuptlingen, und mit Sonnenaufgang des nächsten Tages war mein Boot segelfertig, ebenso Avie ein grosses Segelcanoe des Kalits von Ngarupessang, das ein grosses ScliAvein, Avelches ich vom Iraklaj geschenkt erhalten hatte, mitnehmen sollte. Mein Boot Avurde mit Taro so voll geladen, dass ich im Canoe Platz nehmen musste. Iraklaj schenkte mir noch einen grossen Topf mit Palmensyrup, den ich nach vier Tagen in Ngarssul abzuholen versprach. Ngarssul ist der erste Artingalplatz und kaum 3 Stunden von Malakal entfernt. Dort sollte ich den Iraklaj auf mich Avartend finden, um den Syrup in Empfang zu nehmen. Alle Häuptlinge begleiteten mich bis zum Sande des Strandes, avo ich sie nach der Sitte von Palau mit einigen Worten verabschiedete. Ich sagte ihnen, ich gehe fort und ihr geht nach euren Häusern zurück. Ich gehe, aber mein Geist bleibt bei euch; AVer Aveiss, ob AArir uns Wiedersehen werden, und ich Averde am Ende Cheyne’s Nachfolger sein. Den alten Häuptlingen Avaren ihre Cigaretten ausgegangen, und keine Hand berührte den Ngorusuk, um den Betel zu bereiten. Iraklaj begleitete mich bis in’s Wasser, durch Avelches ich eine ziemliche Strecke weit zu gehen hatte. Mit Thränen in den Augen sagt er mir noch, ich solle in dem Falle, dass Korror mir drohen AVürde, nicht nach Ngarssul gehen, um den Syrup zu holen. Ich verliess Molegojok tief gerührt und werde die dort verlebten Tage nie vergessen. Am 16. Abends kam ich glücklich in Malakal an. Am folgenden Morgen begab ich mich nach Ajdit, um die Regierung von meiner Rückkehr in Kenntniss zu setzen, auch Avollte ich derselben mittheilen, dass ich morgen nach Ngarssul gehen Avolle, um den Syrup abzuholen. Der Ajbatul Avurde blass vor Zorn oder Verwunderung. Ich sagte, um ihn zu beruhigen, dass ich noch an demselben Tage zurückkehren wolle, ohne in Ngarssul zu schlafen. Er gab sehr ungern seine Zustimmung dazu. Ich verliess Korror und gab dem Canoe von Ngurapessang die Weisung, mich am folgenden Morgen von Malakal abzuholen. Während dieser Zeit berichtete der Eingeborene von Korror, der mich nach Molegojok begleitet hatte, der Regierung über meinen dortigen Aufenthalt, und die erhaltenen Nachrichten versetzten die Häuptlinge in die grösste Bestürzung. Die ausgezeichnete Art meines Empfanges, die Geschenke, das Palau Geld, der Wunsch, noch einmal nach Ngarssul zu gehen, wo der schreckliche Iraklaj auf mich warten Avollte, alles das gab ihnen zu erkennen, dass ich enger mit Molegojok verbunden sei als mit Korror und das Zetergeschrei: Kubary aaüII Korror Umstürzen, erscholl aus jedem Munde. Auf meiner Fahrt nach Malakal begleitete mich mein Freund, der Rgogor Irataliegij, der den schwierigen Auftrag erhalten hatte, mich während der Nacht zu bearbeiten, damit ich nicht nach Ngarssul 202 27 gehe. Ich begab mich nach meiner Wohnung und icli sah aus den besorgten Mienen des armen Häuptlings, welche drückende Bürde er zu tragen hatte. Es gebrach ihm au Appetit, er kaute gewaltig seinen Betel und wusste nicht, an welchem Ende er den Sturm auf mich beginnen sollte. Ich hatte noch eine gewisse Schwäche für meinen Freund und da ich auch die Sache nicht zu weit treiben wollte und in Befürchtung der Bache von Seiten Korrors, da sie mich als die Ursache ihres Unglücks ansahen, war ich geneigt nachzugeben. Auch wollte ich gern mein liebes Vaterland und meine alte Mutter Wiedersehen. Da aber morgen vor Sonnenaufgang das Canoe kommen sollte, um mich abzuholen, so wurde, um dieses rückgängig zu machen, folgende Verabredung getroffen. Irataliegij sollte sogleich nach Korror gehen, den Ajbatul und Irajkalau aufwecken, damit sie noch heute einen Häuptling nach Arapakit absenden, um die Leute des Canoe zu benachrichtigen, dass Korror mich nicht gehen lassen wolle. Ein Häuptling solle zu mir kommen, um mir die Bitte der Regierung vorzulegen und der Ajbatul wird sich verpflichten mir einen Kalebukub zu geben, um meinen Zorn wegen Verhinderung dieser Beise zu beschwichtigen. Irataliegij sagte, auf diese Weise wirst du frei von Iraklaj, bekommst dein Geld und bleibst uns gewogen. Es war gegen 11 Uhr in der Nacht, Korror drei englische Meilen entfernt und der Regen fiel in Strömen. Was sollte ich thun? Ich gab nach und leichten Herzens entfernte sich Irataliegij blitzschnell in seinem Canoe. Am nächsten Morgen, als ich noch schlummerte, Avartete schon der Häuptling Klekenuur vor meiner Wohnung. Er überbrachte mir die Wünsche der Regierung, dass ich nicht nach Ngarssul gehen solle, da Korror auf mich sehr makross sei. Er lud mich ferner ein, der öffentlichen Bezahlung eines durch den Ajbatul angekauften Mysogyu beizuwohnen. Als ich deshalb, nach Korror gehend, in Arapakit abstieg, war das Canoe von Ngarupessang bereits verschwunden. Ein Häuptling hatte den Leuten gesagt, dass Korror den einzigen Europäer nicht gehen lassen könne; sie sollten ja nicht warten, sonst wären sie des Todes; dieses Hessen sie sich nicht zweimal sagen. Ajbatul empfing mich artig aber verlegen, vielleicht auch etAvas grollend; er war jedoch froh, dass ich nicht nach Artingal gegangen war. Hinsichtlich des Omagar Mysogyu Avil! ich bemerken, dass die Reichen in Palau auf der linken Hand eine Art Armband tragen, das Klilt genannt Avird. Es ist der Atlas- Wirbel des Mysogyu (Halicore Dugong Q. u. G.), der hier sehr selten sich erblicken lässt. Das Erlegen dieses Thieres wird mit Tanz und Muschelblasen gefeiert und giebt Veranlassung zu allgemeiner Freude. Bloss die reichen Leute können seinen Fang mit Netzen betreiben oder ihn kaufen und der Ankauf des Klilts ist ein politischer Gebrauch. Zu den ersten grossen Tliaten eines zum Titel gelangten Häuptlings gehört die Erwerbung eines Kopfes für den Kriegstanz und das bringt Geld ein und dann muss er einen Mysogyu zu bekommen suchen und das giebt ihm Ansehen. Ein Klilt allein ist schon eine grosse Sache und kostet ein bis zwei Kalebukubs. Als Ajbatul in Angarard auf den Moloik war, fing ein Kriegerklub von Ngarbukut einen Mysogyu und Ajbatul musste ihn kaufen, weil sein Rang ihm verbot, diese Gelegenheit zum Ankauf nicht unbenutzt vorübergehen zu lassen. Heute Avar die ganze Regierung von Ngarbukut im Megetyj; seit drei Tagen warteten die Fremdlinge in Korror und grosse Massen von Speisen und Getränken wanderten von den Häusern zu den Gästen. Heute sollte der Ajbatul das Geld übergeben. Ich sass nahe dem Ajbatul in einer der Oeffnungen des Ajdit Hauses; vor dem Hause auf dem Golbet sassen Mat, Karaj und andere Häuptlinge Ngarnau’s. Ajbatul hatte vor sich das Geld liegen und übergab es einzeln dem Häuptling Kleknuur Irmeriil, der es in die Höhe hielt, nach allen Seiten wandte, laut den Namen desselben und den des neuen Besitzers ausrief; dann, mit einer Verbeugung gegen Ajbatul. übergab er es dem genannten Häuptling. So nach der Reihe Avurde der Klilt, die Haut und die beiden Seiten bezahlt, Avas drei Kalebukubs, etliche Kluks und Adoloboks ausmachte. Dazu kam ein Kalebukub als Geschenk für 203 28 Karaj, einer für Mat und gegen 30 Stück schlechten Geldes wurden unter die Kaldebekels vertheilt. Auch der Irajkalau von Korror bekam noch einen Kink für seine Anwesenheit. Nach der Feierlichkeit begab sich Angarard ins Megetyj und Ajbatul sprach längere Zeit mit mir. Ich beschwerte mich wegen des Krieges, den Ejmelijk gegen Ngiwal unternahm, als ich in Molegojok war. Ajbatul versprach mir, einen Häuptling nach Ejmelijk zu senden, um einen Blalss durchzuführen. Nach einigen Tagen kam der Irajkalau zum Besuch, um mich wegen des Geldes zu sondiren. Ich war freundlich, aber verschlossen und fest. Am nächsten Tage kam der Agent Gibbon und sagte mir, dass die Häuptlinge es kaum begreifen können, dass das Land mir einen Tribut bezahlen solle. Die alten Rupaks seufzen, wir haben so wenig Gehl und sollen noch einen Kalebukub hinauswerfen. Am folgenden Tage kamen Ajbatul und Irajkalau und brachten ausser Geschenken an Betel und Taro das Geld, bestehend in einem schönen Kalebukub. Das Stück ist mittleren Ranges und ist wertli 5 Kluks einen Matal a Kluk, einen Adolobok, einen Mor a Kajmong, einen Mor a trujok und sein Bedengel. Nur wenige Häuptlinge besitzen einen einzigen Kalebukub und kein Weisser war vor mir im Besitze eines solchen. Dieses Geld ist nur zwischen den Häuptern des Landes gangbar, und würde ein Eingeborener in den Besitz eines solchen gelangen, so würde der Ajbatul ihn mit Gewalt zu Händen nehmen. Nach hiesigen Ansichten bin ich jetzt sehr reich, und ich sah Freude auf den Gesichtern meiner Leute, als die beiden Häuptlinge sich entfernt hatten. Ich beobachtete aber auch eine knechtische Kriecherei bei ihnen, und der Aelteste, Kubas, ein kleiner Häuptling aus Armiit, rief: Kirek, unser Vater, kann jetzt jederzeit unsere Hälse retten! was so viel bedeutet, dass ich Jeden vom Tode loskaufen könnte. Die Häuptlinge wollten an die Uebergabe des Kalebukubs noch verschiedene Bedingungen knüpfen. Ich solle Artingal vergessen, in meinen Berichten niemals davon sprechen, die Zeichnungen, die ich in Molegojok von den Häusern gemacht hatte, zerreissen und ihnen die Erlaubniss geben, jedes Canoe, das von feindlicher Seite käme, niederhauen zu dürfen, ohne dass ich darüber in Zorn geriethe. Es war natürlich, dass ich mich auf alle diese Bedingungen nicht einliess. Als sie sahen, dass dieses keinen guten Eindruck auf mich gemacht hatte, suchten sie durch artige Reden denselben zu verwischen. Sie baten mich um zwei europäische Hemden, weil sie, wenn das Schiff käme, angekleidet auf dasselbe gehen wollten. Ich gab ihnen je eins von meinen besten Hemden, von welchen ich kaum ein halbes Dutzend besass, und jedem eine seidene Halsbinde. Dann bewirthete ich sie mit Kaffee und Cigarren; wir plauderten gemüthlich und das Vergangene schien vergessen zu sein. Ich versprach, sie zu photographiren, und zufrieden verliessen sie mich. Ich glaube, bis zur Ankunft des Schiffes ruhig arbeiten zu können. Vom 3. Juli 1872 schreibt Kubary: Das lange Ausbleiben eines Schiffes beunruhigt mich. Es sind jetzt 9Va Monat, seit die »Augustita«, und 9 Monat, dass die »Iserbrook« Palau verliess. Heute habe ich ausser Tliee und Kaffee keine europäischen Nahrungsmittel mehr, und die der Eingeborenen schwächen meine Gesundheit. Uebrigens habe ich die unerwartete Verlängerung meines hiesigen Aufenthaltes benutzt, um Materialen zu sehr umfangreichen Berichten über die hiesigen Verhältnisse zu sammeln, jedoch bin ich jetzt noch nicht im Stande, dieselben ordentlich zu bearbeiten. Meine Verhältnisse zu den Eingeborenen sind seit der letzten Zeit unverändert dieselben geblieben. Die einmal errungenen Vortheile habe ich behauptet und meine persönliche Sicherheit ist nicht gefährdet, selbst wenn das Schiff noch lange ausbleiben sollte. Behaglich nach unsern Begriffen ist übrigens mein Aufenthalt nicht, denn wer möchte gern allein in der Mitte dieser Wilden leben, deren gutes Betragen nur nach langem Ringen erzwungen wurde. Das Band, das die Eingeborenen an mich bindet, ist die Furcht und das Gefühl ihrer eigenen Schwäche. Leider fand ich die Einwohner von Korror nicht so, wie sie Wilson im Jahre 1783 schildert. Mir gegenüber waren sie durchaus kein Ornament of mankind, sie waren durch die Ermordung von Cheyne frech geworden und dann vielleicht durch die Behandlung der Weissen habgierige Speculanten. 204 29 Noch einige Ereignisse, die sich auf mich beziehen und meine Lage näher bezeichnen, will ich hier näher besprechen. Vor einigen Tagen sandte der Ejturo des Landes Aremolunguj eine Botschaft nach Korror mit den heftigsten Vorwürfen. Korror habe es geduldet, dass ich Geld vom Iraklaj angenommen, wodurch die Artingal-Partei sehr an Mutli gewonnen habe. Es sei Korror daran Schuld, dass es mich durch seinen Geiz nach dem Norden getrieben, und Aremolunguj verlange, dass Korror den vom Iraklaj empfangenen Eket a Kojknl von mir einlöse und dieses Geldstück nach Artingal zurücksende. Wenn Korror dazu zu geizig sei, so wolle Aremolunguj das verlangte Geld geben. Das war wieder ein Beweis von der Wichtigkeit, welche die Palauer ihrem Gelde beilegen, und ferner zeigte es, dass Aremolunguj sein Recht, den Oboguk oder den Alten zu spielen, gegen Korror in Anspruch nahm und es dadurch demiithigte und erzürnte. Diese Verhandlungen wurden mir verheimlicht und nur durch den Agenten Gibbon kamen sie mir zu Ohren. Korror beruhigte Aremolunguj durch das Versprechen, mich zu meiner Zufriedenheit zu behandeln und dafür zu sorgen, dass das Gehl nicht aus Palau heraus käme. Der andere Fall war die Angelegenheit Avegen Ejmelijk und dessen Kriegszug nach Ngiwal während meiner Amvesenheit in Molegojok. Ich erklärte, dass ich dadurch sehr bedroht worden sei und verlange, dass Korror seine Stellung als Oberhaupt geltend mache und Ejmelijk bestrafe. Ich erklärte das Strafgeld für Ajbatuls Eigenthum, verlangte aber die öffentliche Besichtigung desselben. Durch diese Forderung glaubte ich meinen europäischen Nachfolgern den freien Zugang zu den beiden feindlichen Parteien zu sichern. Ein Korror-Häuptling, Kletraul, ging Avirklich nach Ngargeaj und AA'ollte die Verhandlungen anbahnen, allein der muthige Irungelbaj, das Haupt von Ejmeliik, antwortete durch das Abbrechen aller Verhältnisse mit Korror. Ejmeliik Avurde als von Korror bedroht erklärt und daher der Fischfang, Aveil die Ufer von Korror beherrscht Avurden, aufgegeben. Man benachrichtigte mich von dem Stande der Sachen und es sagte mir der Ajbatul selbst, dass Ejmeliik kein Strafgeld geben Avolle. Ich erklärte, dass für mich die Bestrafung die Hauptsache sei, Aveil dadurch andere mit Korror in Freundschaft stehende Distrikte erkennen würden, dass Schritte gegen meine Sicherheit und meinen Willen strafbar wären. Da aber nach meiner Ansicht die AVeigerung von Ejmeliik nicht ohne den Wunsch von Korror geschehen sei, so bleibe mir nichts weiter übrig, als das Strafgeld von Korror zu verlangen und es zu behalten, was vorher nicht meine Absicht Avar. Da Korror das Oberhaupt sein will und uns monopolisirt, so muss es auch für Alles verantAvortlich sein. Ajbatul musste mir Recht geben und ich envarte bald die endgültige Beseitigung dieser Angelegenheit. Ein anderer Uebelstand für mich war der, dass mir die Nahrungsmittel nur ungenügend geliefert wurden, und auch diese Angelegenheit kam endlich zur Entscheidung, und durch die Drohung, dass ich auswärts Taro kaufen Avolle, erhielt ich endlich regelmässige Lieferungen desselben. Man erlaubte mir auch Fischkörbe auszuwerfen und zwar in den nächsten Fischgründen, die sonst für Alle verboten sind. Da die Nachricht eintraf, dass der Ajbatul einen Mysogyu gefangen habe, so Avar das für mich ein Grund, nach Korror zu gehen. Das erlegte Thier war ein 7 Fuss (! Zoll (engl.) langes AVeibchen mit einem Umfange in der Mitte des Leibes Aron 5 Fuss 9 Zoll. Ich fand den Ajbatul in einem seiner Bajs in der Mitte seiner Klubmitglieder. Vor der Thür lag das erst gestern gestorbene Thier, nachdem es über 24 Stunden lebendig auf dem Trockenen blieb. Ich sah, dass meine Ankunft bei dem Ajbatul die Besorgniss erregte, ich möchte das Thier verlangen oder wenigstens seinen Kopf. Da ich aber Avnsste, dass man nur sehr ungern das Thier anschneiden würde, so begnügte ich mich mit dem Messen. Es schien mir der Halicorne Dugong Q. u. G. zu sein. Avie er in der Siidsee vorkömmt. 205 30 Die Palau-Inseln in geologischer, geographischer und politischer Beziehung". Die Palau-Inseln bestellen ans sieben bewohnten und über dreimal so viel unbewohnten Eilanden, die mit Ausnahme von zwei, Angaur im Süden und Kajangle im Norden, in einem Riffe eingeschlossen sind. Das Riff steht auf der Westseite bedeutend weit vom Lande ab, während es anf der Ostseite sich ans Land anlehnt und stellenweise verschwindet. Die Gruppe zieht sich von Nordost nach Südwest und erreicht die Länge von hundert engl. Meilen, nirgends die Breite von zehn bis zwölf Meilen überschreitend. Die grösste Breite vom Ostriff bis zum Westriff in der Mitte der Gruppe erreicht kaum 25 Meilen. Wegen des grossen Abstandes des Riffes vom Lande befindet sich zwischen beiden, besonders auf der Westseite, eine für die grössten Schiffe fahrbare Lagune, die durch zwei Passagen nach dem Westen, durch eine nach dem Norden und durch sechs nach dem Osten mit dem Ocean verbunden ist. Das Fahrwasser in der Lagune auf der Westseite ist so beschaffen, dass ein Schiff mit Ortskenntnis geleitet die ganze Länge des westlichen Ufers dicht am Lande befahren kann und ausser sicherem Ausgange überall guten Ankergrund findet. Ausser dem Aussenriffe sind alle Inseln mit einem mehr oder weniger breiten Gürtelriffe umgeben und in der Lagune befinden sich ziemlich grosse Korallenbänke und blinde Korallenklippen, die das Befahren ohne einen Lootsen sehr gefahrvoll machen. Die Tiefe ist verschieden; die westliche Lagune scheint in ihrer Mitte am tiefsten zu sein, gegen Norden und Süden wird sie flacher, im Süden sogar durch Versandung und Korallen unfahrbar gemacht. Nördlich von Aulong, in einem Abstande von einer Viertelmeile, fand ich bei 50 Faden keinen Grund; dicht bei dem Felsenufer war Grund in einer Tiefe von 23 bis 30 Faden. Die östliche Seite hat keine eigentliche Lagune, die Riffe bilden hier Passagen und Zufluchtsorte. Die Tiefe giebt hier Mc. Cluer von 7 bis 10 Faden an. Den Grund bilden Korallen nach der See zu abfallend. Die Karte von Mc. Cluer vom Jahre 1793 ist unvollständig und in verschiedenen Stellen ganz unrichtig; sie giebt keine andere als nur maritime Aufschlüsse. Wenn auch der Verfasser dieses wegen Mangel an Instrumenten keine genaue Karte anfertigen konnte, so ist es doch mit Hülfe seiner Angaben möglich gewesen, die Mc. Chluer’sche Karte nach vielen Richtungen hin zu verbessern und mit Namen zu versehen. In geologischer Beziehung kann man zwei verschiedene Theile der Inseln unterscheiden. Der frühere Meeresgrund, zackig, zerrissen und durch die See umgebildet, erhob sich in zahlreichen Stücken, und so bildeten sich die Ivocheals, die Sedimentgesteins -Inseln, die in verschiedener Grösse oft über 1000 Fuss hoch von der See ab sich erheben. Diese Sedimentfelsen bestehen aus mehreren Schichten von grobkörnigem, kompactem und krystallinischem Kalk, die zahlreiche Versteinerungen von Korallen und Muscheln einschliessen. Diese Inseln bilden besonders im Süden ganze Gruppen mit zahlreichen Kanälen dazwischen. Zu dieser Bildung gehört die Insel Angaur, die sich als ein Felsen mit sehr schmalem, kaum einige Faden breitem Korallengürtel aus der tiefen See erhebt. Die etwas nördlicher gelegene Insel Pililu besteht auch aus Sedimentgestein mit sandigem Ufer. Weiter nördlich gehend, sehen wir, dass überall dieses Gestein zu Tage tritt, entweder als Unterlage des äusseren Riffes oder als mit Sand umgebene Inselchen oder als schroffe, mit tiefer Lagune und Korallen umgebene Felsen. Hierher 206 31 gehören die Theile der Gruppe, die folgende Namen tragen: Imillis, Eil Taob, Akomakam, Uruguit, Earakong, Eil Malk, Aulong, Uruktapel, Akmugummur, Tabelmyu, die zwischen Malakal und Erekeldau und diesem und Baobeltaob eingeschlossenen Sedimentfelsen, wie auch wohl die Unterlage der Kajangle- Gruppe, des Kossols u. s. w. Der zweite Theil der Gruppe verdankt seine Erhebung plutonischen Kräften und war die Ursache der Verschiebung der oberen Sedimentlage. Die Eingeborenen nennen diese Bildung Itisojoss und sie tritt im Grossen an vier Stellen zu Tage und eben so viele Inseln bildend. Diese sind Malakal, Ngarekobasanga, Korror und Baobeltaob. Diese Felsen erheben sich bis zu 2000 Fuss Höhe, und die Hauptmasse derselben bildet grobkörniges, schwarz-graues Gestein mit eingestreuten Kryställchen, in welcher wie eingekittet Gerolle von verschiedener Grösse und derselben Beschaffenheit sich befinden. Das Ganze ist durch Kieseladern von verschiedener Dicke durchsetzt. Auf dieser felsigen Unterlage befinden sich einige Lagen von Thon und Lehm, die auf den drei kleineren Inseln eine geringe Dicke haben, auf Baobeltaob aber flache Hügel und Tliäler bilden, wo jedoch an einigen Stellen der nackte Felsen hervortritt und als ein Pic oder Royoss stellenweise sich bis über 2000 Fuss hoch erhebt. Malakal hat einen Pic von 1500 Fuss Höhe oder es ist vielmehr die ganze Insel ein Pic, der, die umliegenden Sedimentgesteine abschiebend, den wirklichen Boden der Malakal-Lagune bildet. Die Insel hat die Gestalt eines mit der Spitze nach Norden gerichteten Dreiecks, deren westlicher Abfall sehr steil, der östliche dagegen flach sich gestaltet. Die Lagune zwischen Malakal und der Tojongol-Passage ist sehr tief, gleich vom Ufer abfallend. Die östliche Seite dagegen hat bloss tiefes Fahrwasser zwischen flachen Bänken. Der Royoss von Malakal wird von den Spitzen der Sedimentfelsen überragt. An der östlichen Spitze der Felsen, die Bitanglokeang heissen, befindet sich eine Bucht, Toakl a Risso, an derem einen Ende dieselben plutonischen Gebilde ans Licht treten. Die schwarze Masse zeigt nur kein Gerolle im Gefüge, ist auch kaum 20 Fuss über dem Wasser erhoben. Dieser Felsen, kaum einige hundert Fuss im Umfange besitzend, wird von den über 500 Fuss hohen Sedimentfelsen umgeben und man sieht, dass dieselben ihn bedecken. Bemerkenswerth ist, dass auf diesem kleinen Platze die dem Risojoss eigene Vegetation sich vorfindet. Die Oberfläche ist mit Gras und Farnen bedeckt, ivie sie auf Malakal Vorkommen; ja sogar einige Arekapalmen tragen hier geniessbare Früchte, ivas auf den nicht weit entfernten Kocheais nicht stattfindet. Die Insel Ngarekobasanga ist ebenfalls ein Dreieck und hat auch einen circa 1000 Fuss hohen Pic. Der zweite hohe Punkt ist ein abgerundeter, mit Gras und Pandanen bewachsener Hügel. Oestlich von Ngarekobasanga liegt Korror und der Raum zwischen beiden ist kaum einige Fuss tief und bei der Ebbe trocken: er enthält zahlreiche schwarze Blöcke und beweist den innigen Zusammenhang beider Inseln. Korror selbst, das schon viel grösser und gegen 8 Meilen lang ist, hat keine Pies. Die Felsen- Unterlage ist bloss an den Ufern stellenweise zu sehen. Die Oberfläche besteht aus flachen Thonhiigeln, die mit Gras bewachsen sind. Korror zeigt das im Grossen, was wir in Risso gesehen haben. Die östliche und die südöstliche Seite der Insel sind Sedimentfelsen, die unmittelbar aus der Thonlage hervorsteigen und zwar höher als der Malakal-Pic ist. Dicht am südlichen Ufer von Korror liegt ein kleines Eiland, ebenfalls halb Risojoss, halb Kocheal; es heisst Ngarakelngael und aus dem plutonischen Felsentheile entspringt eine Quelle schönen, frischen Wassers. Etwas westlich von der Nordspitze von Ngarekobasanga, ungefähr zwei Meilen davon entfernt, befinden sich zwei isolirt hervorragende plutonische Felsen: Ngarawydyu und Ngorur. In der Ngartabepeab-Lagune, der grossen zwischen Baobeltaob, Korror und Ngarekobasanga eingeschlossenen Wasserfläche, befindet sich in der Mitte ebenfalls ein kleines Eiland, Ngarakabal, das auch aus einem plutonischen Felsen besteht. 207 32 Nach dem Norden zu verschwinden die Sedimentfelsen und die grosse Insel Baobeltaob hat bloss im südöstlichen Tlieile mehrere Meilen lange dem Ufer parallele Sedimentgestein- Anhäufungen. Dafür hat das Land hier die Gestalt von Bergketten und Tliälern mit mehreren hohen Spitzen, wo der kahle Felsen hervortritt. Die höchste Spitze von Baobeltaob ist der Royoss Aremolunguj auf der westlichen Seite, im District Aremolunguj, bei der Atpang-Bay gelegen. Von dieser Höhe habe ich Kajangle ganz deutlich gesehen, sie muss also über 2000 Fuss hoch sein. Am nördlichen Strande der Insel, im Districte Arekolong, befinden sich zwei Erhöhungen: Royoss Mangalakl und Ngadek. Auf der Ostseite, im Districte Angarard, ist die Spitze Ulitel, die zweit höchste in Palau. Der fünfte Bic ist Royoss-Enkassar im District desselben Namens. Nördlich von Arekolong befinden sich auf einer Länge von fünf Meilen drei kleine Inseln: Ngarulewang, Ngarakeklau und Ngargur, alle drei von platonischer Bildung. Gehen wir weiter nach dem Norden, so gelangen wir durch die Ivavasak- Passage in die offene See, die aber hier nicht tief ist. Der ganze Seeboden bis und hinter Kajangle scheint eine zusammenhängende Erhöhung zu sein. Auf dem halben Wege nach Kajangle befindet sich ein grosses Riff, Ivossol genannt, welches durch einen meilenweiten Kranz von Brandungen bemerkbar ist und den Eingeborenen auf ihren Reisen als Wegweiser dient. Nach Kajangle gelangend finden wir Korallenbildung, die ohne Zrveifel auf dem durch das Emporheben von Palau entstandenen Erhöhungen des Seebodens ruht. Das Riff umgiebt vier kleine, flache, schmale und lange Inselchen, die aus einer einzigen fusshohen Anhäufung von Sand und Korallblöcken bestehen. Diese Koralleninseln sind ganz so, Avie ich sie in Ebon und den Rallik- Inseln gefunden habe. Die Namen der Inseln, nach den Norden gehend, sind Ngarapalas, Korak, Ngariungl und Kajangle. Nordwestlich von Kajangle befindet sich ein Riff und bezeichnet die Stelle, wo, wie die Tradition sagt, das Land Ngaruangel war, das aber durch die See zerstört wurde; es soll auch ein Risojoss gewesen sein. An Wasser ist kein Mangel in Palau. Malakal, Ngarekobasanga und Korror haben zahlreiche Quellen. Baobeltaob hat mehrere kleine Ströme, die im Innern von den Höhen herabfliessen. Der Fluss in Blissaol Artingal ist der grösste und wird die Mutter der Flüsse genannt. Bei Atpang ist ebenfalls ein reicher Süsswasserstrom auch bei Ngaremetengel in Aremolunguj und in Ratmau. Die Vegetation der Palau-Inseln ist eine reiche. Die Kocheais sind mit einem Walde von schönem starken Holze bedeckt. Die wilde Arekapalme in vier Arten über den Kämmen der Felsen hervorragend; herabhängende grasblättrige Schlingpflanzen; Dracaenen, Pandanen und Ananas Arten zwischen dem dichten zweilaubigen Walde, geben der Landschaft ein tropisches Gepräge. Die südlichen Felseninseln sind ausser¬ dem mit einer sehr schönen Conifere geschmückt. Die Risogoss-Inseln sind auf den Höhen kahl insofern sie nur mit einigen Grasarten und einem sich verästenden Farrnkrant und einer Nepentes-Art bedeckt sind. Stellenweise findet man Pandanen. In den Vertiefungen entwickelt sich die Vegetation und wird kultivirt und hier schlugen die Einwohner ihre Wohnung auf. Die unkultivirten Stellen bilden ein undurchdringliches Chaos von Bambusrohr, bedornten Schlingpflanzen, wilder Areka, Ananasschwerteln, Farrenkrautbäumen u. s. w. durch welche durchzudringen sein- gewagt wäre. Baobeltaob ist mit reichen grossbäumigen Wäldern bedeckt. Diese reiche Vegetation ist aber in Beziehung auf das Bediirfniss der Eingeborenen arm zu nennen, denn diese können von derselben nur wenig zu ihrem Unterhalte verwerthen. Die Cocusnusspalmen sind spärlich verbreitet, Arekapalmen nur kultivirt vorkommend, Betelpfeffer kaum sich erhaltend. Das Hauptnahrungsmittel ist Taro. Dieses gedeiht aber nur auf Thonboden. Pililu z. B. kauft von Korror Taro. Die Pandanenarten sind kaum geniessbar. Ananas wachsen wild, werden aber selten gross und süss. Brodtfruclitbäume sind überall vorhanden, zahlreich aber nur auf sandigem Boden. Ausser einer Orangenart 208 33 und einigen Citronenarten findet man Musa paradisiaca, Eugenia mollaccensis in zwei ähnlichen Arten, Terminalia catappa und einige andere Fruchtbäume. Im Allgemeinen ist die Pflanzennahrung spärlich. Die Ufer der plutonischen (vulkanischen) Inseln sind sumpfig und mit Rhizophoren- Wäldern bedeckt. Die klimatischen Verhältnisse sind nicht ungünstig; es giebt keine den Inseln eigentümliche Krankheiten. Man kann oft alte Leute finden, einer derselben erinnerte sich als ein junger Knabe der Anwesenheit von Mc. Cluers, der hier im Jahre 1793 war. Im Februar herrscht hier wegen anhaltender kühler Nordost- Winde eine epidemische Influenza, die im Jahre 1872 sehr stark war. Der Passatwind wechselt liier Nordost mit Südwest, aber ohne regelmässige Jahreszeiten zu bilden. Eine bestimmte Regenzeit giebt es nicht, das ganze Jahr ist unbeständig. Die Typhone kommen hier zuweilen vor; der letzte im Jahre 18G2 verwüstete die ganze Gruppe. Die Eingeborenen von Palau unterscheiden vier Gegenden des Horizontes und vom Passat ausgehend entsprechen ihre Hauptrichtungen unserem Nordost, Südost, Nordwest und Südwest; sie nennen sie: Hongoss, Dymss , Dilukuss und Angabart. Den letzten Namen tragen auch alle fremden Ankömmlinge, weil das erste europäiselie Schiff von Südwesten kam. Die Gruppe wird geographisch in zwei Hälften getheilt, die obere heisst Baobeltaob oder Babeltaob, d. h. die hohe See, die südliche Hälfte heisst Aoltaob, niedere See. Diese Namen kommen von dem Reisen gegen oder mit dem Nordostwinde. Die grosse Insel hat eigentlich keinen speciellen Namen, denn unter Baobeltaob versteht man die Insel, die beiden Lagunen, die Riffe, Kajangle und Ngaruangl; ebenso wie unter Baobkess und Aolkess die Richtungen nach Norden und Süden verstanden sind. Dann unterscheiden sie zwei Seiten, Bitang adassapadal, unserem Osten, und Bitang gejukl, unserem Westen entsprechend. Bei der Bestimmung der Winde und der Richtungen auf der See bedienen sie sich der vier Hauptgegenden, sie haben den nordöstlichen Wind Hongoss, den östlichen Hongoss-Dymss, den südöstlichen Dymss, den südlichen Dymss- Angabart u. s. w. Bei der Benennung der Lage einzelner Tlieile der grossen Insel bedienen sich die Eingeborenen der beiden Seiten, der östlichen und der westlichen. In politischer Hinsicht wird Palau in -eine grosse Anzahl Pein, Länder, getheilt, die sich selbstständig regieren, aber gewisse Gruppen um Hauptländer, Klon Pelu, bilden. Eine solche Gruppe erhält einen Namen und entspricht unserem Begriffe von einer Provinz oder besser District, da der Flächeninhalt sehr beschränkt ist. Vom Norden ausgehend, wird Palau folgendermassen eingetheilt: Die Kajangle-Gruppe; sie war einst von Ngaruangl abhängig. Die Tradition schreibt ihre Entdeckung den Eingeborenen von Arekolong zu, die die Einwohner von Kajangle unterwarfen. In Folge von Kriegen ist Kajangle ein unmittelbares Lehen von Ivorror und bezahlt an dieses Tribut in Frauen für die Bajs und Oel nebst andern Produkten für das Haus Ajdit, an welches der Titel Ajbatul, das Haupt des Landes, gebunden ist. Die Insel Baobeltaob wird in 11 Districte getheilt, die unter sich politisch ungleich, aber unabhängig sind. Diese Districte umfassen über 65 kleine Ortschaften, von welchen jede ihren König, Premierminister und Häuptlinge hat. Nach der Palau- Auffassung ist das Verhältniss der kleinen Ortschaften, die um eine grössere sich sammeln, zu dieser wie das der Kinder zu ihrer Mutter. Sind in einem District zwei oder drei grössere Ortschaften, so sind sie unter sich Schwestern. Die kleineren für sich unabhängigen Ortschaften stimmen mit den grossen in Ereignissen, die den ganzen District angehen. Diese 11 Districte sind folgende: 1) Arekolong, dieser liegt an der nördlichen Spitze von Baobeltaob und grenzt südlich an Angarard; er zerfällt in zwei Hälften, der Hauptort Ngabyjul mit den ihm zugehörigen Ortschaften Ngarbau und Jebukul liegen auf der Ostseite; die zweite grosse Ortschaft, Mangalakl mit den unter ihr stehenden Orten Ryil, Ngabyjul, Ngarumutugul und Ivolekl liegen längs des nördlichen Ufers. Die Ortschaft 209 5 34 Ngabyjul ist berühmt in Palau; der König ist hier kein Mensch, sondern ein Geist oder Gott, der durch eine Priesterin, seine Prau, seine Offenbarungen macht. Die Häuptlinge regieren im Namen des Kalits und ist hier Palau’s Rom. Arekolong ist ein schöner District und einer der volkreichsten, die Einwohnerzahl mag gegen 500 betragen. Er betreibt Handel mit Tabak, Oel, Palmensyrup, Frauenzimmer-Schmucksachen und fertigen Nahrungsmitteln, als z. B. Aulelt, 2) Angarard liegt südlich von dem vorhergehenden, nördlich von Ratmau und Ngiwal, hat ein westliches und ein östliches Ufer. Auf der Seite von Angarardgejukl liegt der kleine Ort Ngatgogorou zu der weiter im Inneren gelegenen Ortschaft Ngarbukut gehörend. Auf der Ostseite befinden sich Agol, zerfallend in Ripkal und Ngedop, nebst Ngessal, alle drei zum Lande Galap gehörend. Kalebet, Atauak und Deckel gehören zu Keklau, Aulimaol, in mehrere, aber ausgestorbene Ortschaften zertheilt, zu Ngarbukut. Angarard hat keinen Handel und Keklau ist eine der reichsten Ortschaften. 3) Ratmau liegt auf der Westseite von Baobeltaob, war einst ein sehr bevölkerter, jetzt fast leerer District mit drei Ortschaften: Ratmau, Ngarutoi und Ngatpujok. 4) Aremolunguj, nach der Tradition der älteste District in Palau. Er ist die grösste Stütze der Gruppe. Hauptortschaften sind: Ejmijungs und Ngaremetengeh Wohnort des Ejturo, der das Land regiert. Nebenortschaften sind: Atmatej am Flusse Aytalap, Kameset, Ngariklutuguu, Nganggalabang, Ngarulegej und Aulugotong. Ebenfalls ausgestorbene Ortschaften. 5) Atpang, liegt am östlichen Ufer der Atpangbucht, in welcher der krokodilähnliche Ejuss leben soll, mit zwei Orten: Emyss und Ngardubok, alle anderen sind ausgestorben. 6) Ejmelijk, nimmt die Hälfte des südwestlichen Ufers ein. Ortschaften sind: Amotorum, Komliangel, zerfallend in Meingoss, Ikingass, Ngapedek, Galeguj, Ajmul. Ist reich an Taro, Arekapalmen und Betel¬ pfeffer. Zwischen Ejmelijk und dem folgenden District liegt ein Theil des Ufers, der Ket genannt, d. i. ein Land, das nicht bewohnt wird. 7) Ejrraj. Hauptort Ejrraj mit den Nebenortschaften Atkib, dessen Boden gehört Ejrraj, die Leute aber dem Ajbatul von Korror. Dieser District enthält die schönsten Landschaften mit einem prachtvollen, zwischen den Mangrove- Sümpfen sich hinziehenden Kanal. Er verfertigt die besten Canoes in Palau. Die anderen Ortschaften von Ejrraj sind: Ngaruluobol, Ngarussar, Ngarulak, Karau, Ngardussum, Ajwajju, Kloukojgul und Matal. Diese drei letzten Ortschaften wurden durch die Eingeborenen von Makagassar angelegt, nachdem ihre im Süden gelegene Heimath erobert und zerstört wurde. Endlich gehört noch Kakagang zu Ejrraj. Die Gesammtheit der kleinen Länder Ejrraj’s als politische Einheit hat den Namen Ngargumelbaj. 8) Ngarssul, einst ein grosses Land, heute heruntergekommen, mit nur einer Ortschaft und vereinigt mit dem folgenden Districte. 9) Engkassar. Unter dem Haupte desselben stehen die Ortschaften Ngaranggassang und Ngaranggossou, Ngrauss und Ngaruikl. Der letzte Ort befindet sich auf einem hohen, steilen Felsen. Hier ist einer der höheren Punkte von Palau. 10) Molegojok. Hauptort Molegojok mit den Orten Ngarupessang, Ngaramass, Ngarulijang, Ngaburok und Blissaol. 11) Ngiwal mit den Orten Ngiwal, Ngassmassorung, Katspangel, Augel, Ngaromakau, Ngarssugaj, Ngarogoluuk und Ngallau. Die Districte Ngarssul, Engkassar, Molegojok und Ngiwal bilden das Bündniss, das unter dem Namen Artingal seit Menschengedenken der Erekeldau- Seite gegenübersteht und mit ihr im Kriege lebt. Diese Partei wird je nach den Ereignissen und Umständen von den benachbarten Districten verstärkt oder auch wieder verlassen. So überwarf sich z. B. Arekolong mehrere Male mit der einen oder der anderen Partei. Ngarbukut und Ratmau lebten lange im Kriege mit Korror, heute machten sie Frieden, 210 blieben aber in Freundschaft mit Artingal. Dasselbe ist mit Ejrraj der Fall. Aremolunguj dagegen ist mit Korror eng befreundet und es standen beide im Kampfe immer neben einander. Die Unterschiede im Bange der Länder beruhen auf einer Tradition, welche sagt: »Eine Frau Milatk gebar vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Diese Frau war der Kalit, welcher Palau schuf, und die Kinder waren nach der Reihe Emjungs in Aremolunguj, Molegojok in Artingal, Korror in Erekeldau und Ejmelijk. « Dieses sind die vier grossen Länder in Palau. In südwestlicher Richtung von Baobeltaob zieht sich der Rest der Palau-Gruppe hin, überwiegend aus Sediment-Inseln bestehend. Zunächst durch eine tiefe, für die grössten Schiffe fahrbare Passage, die den Kamen Armijt toakl trägt, von Baobeltaob geschieden, liegt die Insel Korror. Eigentlich hat die Insel keinen Kamen, bloss der Hauptort ist Korror benannt, und dieser hat die Hegemonie über das übrige Palau. Dieser Ort ist als die Hauptstadt von ganz Palau zu betrachten und ist der Sitz von fast allem Palau-Gelde. Er producirt nichts und bezieht dagegen alles von den andern Districten. Als einzigen Ausfuhrartikel könnte man Taro nennen, welches die reichen Korrorer nach Pililu und Angaur verkaufen. Seinen Aufschwung verdankt es den Europäern, und es stand im Zenithe seiner Macht am Ende des vorhergehenden Jahrhunderts, wo es noch sehr bevölkert war. Mit Beihülfe der hier gestrandeten Engländer im Jahre 1783, die Mannschaft und Feuerwaffen hergaben, unterwarfen sie Pililu und schlugen Molegojok, wodurch sie ihre Hoheit in ganz Palau geltend machten. Heute ist Korror seiner Auflösung nahe; die Einwohner, wenig zahlreich, sind degenerirt und eingebildet. Wirkliche Herrschaft hat Korror nur über Kajangle und Angaur, Pililu bezahlt bloss formell einen Tribut. Das Verhältniss zu den grossen Districten schwankt immer und wird durch diplomatische Bemühungen und Geldaustausch geregelt. Die anderen Ortschaften, die sich um Korror als ihre Mutter gruppiren, sind: Ejbukul mit kaum einigen Familien; Arekamai, ebenfalls schwach bevölkert; Arbodol; Armijt; ein Ort, der sich in zwei unabhängige Hälften tlieilt, nämlich Aremelij und Kgarbakasis; Kgarielep: Kgarakassoal und Arapakit. Der letztere Ort ist etwas bevölkerter. Kordwestlich von Korror liegt die Insel Kgarekobasanga, die aus ZAvei unabhängigen Theilen besteht, nämlich Kgarekobasanga und Emijungs oder Ajmyungs. Alle diese Ortschaften bilden unter Korror den politisch unzerreissbaren Bund, der den Kamen Erekeldau trägt. Südlich von Korror liegt ein eckig ausgebogener Felsenkamm, in welchem zahlreiche Höhlen sich befinden. Einige von diesen sind hoch über dem Wasser, andere sind unter Wasser. In den höher gelegenen Höhlen findet man zahlreiche Menschenknochen, die auf dem Boden mit zerbrochenem Thongeschirr eingebettet liegen; theil weise sind sie mit Schichten harter Kiederschläge bedeckt, die das von den W änden abtropfende Wasser bildete. Es sollen Knochen der Eingeborenen von Arapakit sein, die in grauer Vorzeit sich hierher flüchteten und in den Höhlen umkamen. Dieselbe Felsenreihe, die den Kamen Bitang lokeang trägt und die Malakal-Lagune nordöstlich begrenzt, hat noch eine Merkwürdigkeit. In dem nördlichen Theile befindet sich ein von allen Seiten durch hohe Felsen eingeschlossener See von einigen hundert Faden Umfang und bedeutender Tiefe. Dieser See steht mit der äusseren Lagune in Verbindung und hat mit ihr gemeinschaftlich Ebbe und Flutli. Südöstlich befindet sich der schon erwähnte Risso, und an seinem östlichen Ufer befinden sich mehrere Sandaufwürfe von kaum ein Achtel engl. Meile Breite, die mit Cocospalmen bewachsen sind. Der Ort heisst Arangole, war einst ein unabhängiges Land, wurde besiegt und die Einwohner nach Arapakit übergesiedelt. Die Insel Malakal ist heute unbewohnt, aber sie ist der Sitz der in geschäftlichen Zwecken hier verweilenden Europäer. Sie war das Eigenthum des hier ermordeten Capitains Cheyne, und wird von den Eingeborenen Pelu Angabart genannt. 211 3G Zwischen Malakal und Ngarekobasanga liegt ein schmaler Felsen, Ngargaol genannt, der früher mit Bitang lokeang im Zusammenhang gewesen ist. In den Höhlen des Felsens Ngargaol, auf seiner nordwestlichen Seite, findet sich zahlreich der Platyurus (Mangernges). Der Uruktapel ist eine ungeheure Anhäufung von Sedimentgesteinen, die im Ganzen die Zahl von einigen Hundert erreichen mögen. Die einzelnen sind klein , kegelartig und umgeben den grossen, zusammenhängenden, in zahlreichen scharfen Spitzen und Kämmen hervorragenden Felsen. Fast jede einzelne Spitze und ein jeder isolirte Stein hat seinen eigenen Kamen, die aber kaum interessiren dürften. Nur ist zu bemerken, dass die Felsenkante am südlichen Ende des Eingangs zur Malakal-Lagune Aremdyu heisst und bedeutend den Malakal-Pic überragt. Auf der Westseite des grossen Felsens war einst das Land Kojgul, das im Kriege zerstört wurde und dessen Einwohner nach Ejrraj flüchteten. Auf der westlichen Seite, zwischen den verworren angehäuften Felsen, leben sehr zahlreich, aber in einer Tiefe von einigen Faden, die grössten und schönsten Arten von Trepang. Das südwestliche Ende von Uruktapel ist durch eine ganz schmale Passage durchbrochen. Es ist dieses der Weg, den die Canoes vom Norden nach Pililu nehmen, wenn sie nicht östlich von Uruktapel segeln. Der kleine Durchgang heisst Buigamangji und ist der Gegenstand einer alten Sage. Hier lebte der Geist Kamasiokl, der die Eingeborenen von Korror die Sitten lehrte. Mehr nach dem Westen, durch eine breite Strasse getrennt, die Toi Aklomataol heisst, liegt die Insel Aulong, auf den Karten Oroolong genannt. Es ist diese ebenfalls ein einzelner, länglich schmaler, in der Mitte durchbrochener Felsen, mit einer Einbuchtung auf seiner Nordseite, wo die Engländer im Jahre 1783 ihr Lager aufschlugen und sich ein Nothschiff bauten. In früheren Zeiten lebte auch hier eine Bevölkerung, die durch Kriege nach Arekamai und Korror getrieben wurde. Etwas südwestlich von Aulong befindet sich eine kleine Passage, die Toakl Ngorumogaol heisst. Südlich von Aulong und Uruktapel befindet sich die Armarant-Lagune mit dem Fahrwasser der Toakl Pelau und der Toakl Denges. Die erste Passage ist gefährlich wegen der zahlreichen Untiefen. Die Schiffe können durch die Passage Denges und westlich der ganzen Gruppe bis nach Arekolong gelangen oder durch die Aremolunguj -Passage nach dem Westen gehen. Der südliche Theil der Lagune wird mit einmal flach, und an der Grenze der tiefen Lagune und der folgenden Untiefe liegt eine Reihe von Felseninseln. Westlich vom Riffe anfangend ist eine Gruppe von einigen Felsen, die den Gesammtnamen Akmugummur tragen. Durch einen kaum zwei Meilen breiten Strom tiefen Fahrwasses getrennt und in demselben gelegen, erheben sich in der Richtung von Nordost nach Südwest drei einzelne Steine, die den Namen Kolssobol tragen. Ungefähr zwei Meilen östlich liegt Uruguit, eine Anhäufung von acht Felsen, die flache und schmale, sich windende Kanäle und Lagunen einschliessen. Die Felsen von Uruguit sind sehr hoch und steil. Hier fand icli eine im Norden nicht vorkommende Palme, aus deren kleinen, zwei Zoll langen und breiten Nüssen eine Art Arrow-root bereitet wird. Fünf Meilen mehr nach Osten liegen zwei Felseneilande, die stellenweise Sandufer haben, sie heissen Akomakam und liegen an der Denges-Passage. Zwischen Akomakam und Uruktapel liegt eine ziemlich grosse, bis fünf Meilen lange Insel, Eil malk genannt, deren südliches Ende Koboserraj, die Mitte Magargar und das Nordende Mototoj heisst. Magargar war einst bevölkert, jetzt sind die Felsen mit einem reichen Walde bedeckt. Hinter den liier aufgezählten Sediment-Inseln laufen beiderseits die Riffe gegen einander zu, bis sie, sich auf die Insel Pililu stützend, den Palau einschliessenden Ring zu Stande bringen. Die hier geschlossene Lagune ist flach, die Tiefe übersteigt nicht drei bis fünf Faden, und eine grosse Fläche wird bei der Ebbe trocken. Diese flache Lagune mit sandigem Korallenboden wird Olobetapel genannt. Sie wird im Westen und Osten unmittelbar von dem Aussenriffe geschlossen und im Süden hat sie ein flaches Fahrwasser nach Pililu. 212 37 Die Sedimentinseln liegen scheinbar auf dem Korallenriffe, sie steigen aber aus ihm hervor und der von der See aufgeworfene Sand umgiebt dieselben. Die kleinen Inselchen sind, in der Kunde von Akmugummur ausgehend: Akkomokum, Mylo; Imillis, schon nach dem Süden gehend, bildet eine Reihe schöner, einst bevölkerter Inseln, die oft Krieg mit Aulong führten. Die Ortschaften wurden zerstört und die Einwohner übersiedelten nach Aremolunguj. Die Imillis-Gruppe wird gebildet durch folgende Einzelfelsen : Dossomel, Ngyss und Buuk. Gegenüber diesen liegt eine engl. Meile entfernt der Ngoduk. Weiter in der Reihe sind zwei ungenannte Eilande und dann die grösseren Imillis: Ajlpelau, Kotraor und Kotuut. Nordöstlich von letzterer Insel liegt eine Reihe von Felsen, die bis Akomakam reicht. Der nächste heisst Awang, die drei folgenden werden Tabelmyu genannt. Auf dem östlichen Riffe liegt ebenfalls eine Reihe kleinerer Inseln, an deren Sandufer die See unmittelbar brandet. Die bedeutendste am nächsten der Denges-Passage gelegene ist Earakong, ein einst unabhängiges Land, durch Korror ehemals erobert. Die Bevölkerung bildet heute einen Theil des Ortes Arekamai. Südlich von Earakong liegen in einer Reihe, je zwei und drei Meilen von einander entfernt, Ngarklim, Ngarugulptang und Ngargersyul. Die Felsenufer der Insel Kotuut fallen steil in die Tiefe der See, die hier eine nach dem Osten einbiegende Bucht bildet. Auf der Ostseite dieses eckig eingebogenen Armes, der auf Mc. Cluers Karte fehlt und der auf dieser Stelle über zwei Meilen breit ist, liegt eine Felseninsel Eiltaob, die nach der Tradition der Sitz eines weiblichen Kalits ist; Eiltaob stösst an die Insel Pililu, von derselben bloss durch einen flachen Wasserarm getrennt. Die Insel Pililu ist Korror unterthänig, regiert sich aber selbstständig. In ihrer Mitte erheben sich die Felsen zu einer bedeutenden Höhe, einen Kamm bildend. Die niedrigen und sehr sumpfigen Ufer sind Sandaufwürfe, haben reichlich Cocospahnen und sind bevölkert. Pililu ist ein Land des Kalits, der in den hiesigen fünf Ortschaften seine Priester hat. Die Ortschaften sind: Ardololok und Assias auf der Ostseite, Ngargiukl auf der Westseite, dem König von Korror tributpflichtig hauptsächlich in Apagej- Eiern (Megapodius-Eiern). Aragole auf dem westlichen Ufer bezahlt seinen Tribut an den Irajkalau von Korror. Pkul a Pelu (Landende) ist ein kleines Land, zu Ardololok und Assias gehörend. Pililu ist berühmt durch seine Canoesegel, die es für den Norden verfertigt. Die Einwohner betreiben auch Schildkrötenfang, dessen Schildpatt in Palau dem Gelde gleich angesehen wird. In dem Abstande von sechs Meilen liegt die Insel Angaur mit den drei Ortschaften Ngarapelau, Aroyss und Armasak, zusammen keine 50 Seelen enthaltend. Die Insel ist Korrors Eigenthum geworden, das von hier die jungen Mädchen stiehlt und dadurch die Insel ruinirt. Die folgenden zwar meist auf Korror sich beziehenden Schilderungen der politischen Ein¬ richtungen, Sitten und Gebräuche der Palau-Insulaner können indessen doch für die ganze Gruppe als geltend betrachtet werden, da alle die kleinen Staaten, aus denen Palau zusammengesetzt ist, in allen ihren Institutionen sich völlig gleichen. Die Grundlage der staatlichen Einrichtung sind die »Pelu’s«, wörtlich Länder, die aber mehr unserem Begriffe von Gemeinde entsprechen. Es setzen sich dieselben aus einer Anzahl von Familien zusammen, die sich um ihre Häupter gruppiren. Diese Familienhäupter sind die Rupaks oder Häuptlinge, sie regieren die Angehörigen der Familie und vertreten namentlich die Gemeinde nach aussen. Der Pelu Korror ist aus 20 Familien zusammengesetzt, deren Häupter also die 20 Korror-Rupaks abgeben, welche zusammen die Regierung bilden. Volk und Häuptlinge überwachen sich gegenseitig und sind die Gesetze, nach welchen sie sich richten, die von Alters her durch Tradition überbrachten Sitten und Gebräuche. Die letzteren sind unveränderlich, fest wie Stein und binden alle ohne Unterschied oder Ausnahme. Die Familie, deren Mitglieder oft sehr zahlreich sind und weit zerstreut leben, erkennt 213 38 immer ein leitendes Haupt an, nach dessen Wohnsitz sich Alle benennen. Dieser Wohnsitz mit seinem Namen und Titel ist ein unzerstörbares Majorat, das von dem Aeltesten der Familie verwaltet wird und von dem nächst Aeltesten beerbt wird. Es giebt indess zwei Erbrechte, indem im öffentlichen Leben der jüngere Bruder den älteren, im Familienleben der älteste Sohn den Vater beerbt. Zu der öffentlichen Erbschaft gehört der Name und Titel der Familie, die andere besteht in einem Tlieile des Privatvermögens, das durch die Mutter verwaltet wird. Im Stammhause also wohnt der Häuptling nebst seiner nächsten Verwandtschaft. Bei Lebzeiten noch lässt er indess ein anderes Haus für seine Frau und Kinder bauen, denn nach seinem Tode müssen diese das Haus räumen, um dem nächst ältesten Bruder oder wenn Brüder fehlen, dem ältesten Sohne eines früheren Familienhauptes Platz zu machen. Zum besseren Verständniss dieser Verhältnisse diene ein Beispiel aus Korror. Ein Wohnsitz trägt dort den Namen Tahegij und sein Bewohner heisst Iratahegij, das Wort »Ira« entspricht unserem »von« » Herr von. « Der Titel des Hauses ist Rgogor oder zweiter Häuptling in Korror und war das Haus oder der Wohnsitz Tahegij immer nur von Rgogors bewohnt. Nach dem Tode des Lebenden werden seine Brüder der Reihe nach Rgogors, falls sie die Nachfolge erleben. Stirbt die brüderliche Linie aus, so bleibt in deren Nachkommenschaft das Erbrecht für diesen Titel, sollte derselbe auch inzwischen zu den Söhnen des ersten Bruders wiederkehren. In Folge dieser Einrichtung leben stets zahlreiche Candidaten für den Häuptlingstitel und geräth die Familie selten in Verlegenheit bezüglich der Nachfolge. Diese Umstände haben auch ferner zur Folge, dass der Sitte, nach welcher nur Männer im Alter von ungefähr 40 Jahren den Titel erben sollen, eher Genüge geleistet werden kann, da sich immer unter den zahlreichen Candidaten solche befinden werden, die man mit Umgehung der jüngeren Erben zum Häuptling wählen kann. Bei dieser Titelfolge fällt noch ferner die Sitte, dass derselbe nur durch die Herkunft der Mutter zu erreichen ist, schwer ins Gewicht. Wenn z. B. der Rgogor aus Korror eine Frau aus Angarard heirathet, so sind alle seine Kinder Angarardleute und haben keine Rechte an dem Rgogortitel in Korror, sondern nur solche an die Titel des Hauses in Angarard, von welchem die Mutter stammte. Es zeigt dies, welche wichtige Rolle die Frauen im öffentlichen Leben dieses Völkchens spielen, und erklärt auch, weshalb die Geburt einer Tochter freudiger begrüsst wird, wie die eines Sohnes. Erstere vergrössert ja die Familie unbedingt und bringt Vermögen in das Haus der Eltern. Die Familienhäupter Korrors und die Titel derselben ordnen sich in folgende Rangstufen: Der AVolmsitz Ajdit . mit dem Familiennamen Iraajdit . trägt den Titel Ajbatul . . Ajkalau . Eoulidit . . Tahegij . . Ussubluk. Kateet . . . Ajngieaol Ngardonsrol Irajkalau .... Irididit . Iratahegij . . . Irussubluk . . . Irakateet .... Iraajngieaol. Irangardongol Irajkalau . Rgogor . . Rgogor . . Kletraul . Irakateet . Rupasak . (= König). (=1. Kanzler) (1. Häuptling) (2. » ) (3. » ) (4. » ) (5. » ) » » » Irakasiuwang (6. ) Dieses sind die grossen Häuptlinge. »Klon Rupak«, die als Beweiss ihrer Titel den »Duj« besitzen Dieser, eine Art von Ernennungsurkunde oder Diplom, besteht aus den Blättern der Cocospalme und dei AVurzel einer Arum-Art und wird den Erben nach dem Tode des Vorgängers überliefert. Die Häusei dieser Häuptlinge sind ihre quasi officiellen Bureaux, wo dieselben ihres Ranges und Amtes wegen wohnen Manche der Häuptlinge haben aber noch Privatwohnsitze und führen dann mehrere Namen. Der kleinen Häuptlinge, die keinen »Duj ma pysek « im Hause aufzu weisen haben, sind in Korror weiter: 214 Der Wohnsitz » Meriit « . mit dem Familiennamen Imeriil . und Titel Kleknuul. 7> » Takamedyng . . . » Iratakamedyng . » 7> Kleknuul. y> » Augul a barss. » Iraaugulabarss . Agejukl. » f> Gauderae . » Iragauderae .... Augul. Kadeboj . » Irakadeboj . ... 7> » Amudelong. » » Karbujul . * y> Irakarbujul .... 7> » Adalbaj. y> » Kolingebang . . » y> Irakolingebang . » » Gadalbaj. » » Dyberdyi . » y> Iradyberdyi .... Amarang. » » Komagaktl .... Irakomagaktl . . Ogerdeu. Ivotdojok . » * Mat a Kotdojok » » Mat. Diese kleinen Häuptlinge sind die Ausführer der Beschlüsse der höheren Rupaks und versehen den Dienst Rgogor I. Rgogor II. N girigiklang, Rungulbaj , Ardialul, Nirupluguu, Asakamidat, Arguul, diplomatischer Boten zwischen Korror und den anderen Districten des Erekeldau-Bundes. Die gleiche Rangliste der Rupaks finden wir in allen 70 Gemeinden (peius) Palau's wieder. Manche derselben aber, aus weniger Familien zusammengesetzt, haben demgemäss weniger Titel, manchmal nur die Hälfte derselben oder noch weniger. Ebenso sind die Namen der Titel nach den Orten verschieden. So sind z. B. verglichen mit Korror die Titel der 4 Länder Aremolunguj, Molegojok, Ejrraj und Ejmelijk folgende: Ajbatul Iraklang, Tomol, Irajkalau Ejturo, Nirugunir, Irutulegej, Iragumerang, Iraket, Aragadydero, Rulugt, u. s. f. Die Rupaks vertreten ihr »Pelu« nach aussen, in den inneren Angelegenheiten ist ihre Macht eine sehr bedingte. Vor allem ist zu bemerken, dass die Frauen ihre eigene Regierung haben. Obgleich der Ajbatul das » Plotul a Pelu « oder der Kopf des Landes ist, so stellt er ihn doch nur als » Rupak a aragad « d. h. Häuptling der Männer dar. Gleich wie dieser aus dem Familiensitz Ajdit stammen muss, so ist die Königin der Frauen die älteste dieser Familie. Jhr stehen ebenso, wie bei den Männern in niedersteigender Rangfolge, eine Anzahl Frauenhäuptlinge zur Seite, der Rupakeldil (von Rupak el ardil.) Die weibliche Regierung überwacht die Ordnung zwischen den Frauen, hält Gericht und verurtheilt, ohne dass die Männer sich einmischen dürfen. Die Titel dieser Frauenhäuptlinge tragen folgende Namen: 1) Pilung, dem Ajbatul ( 2) Mirair, » Irajkalau 3) Ardirmengjau, » ersten Rgogor 4) Ardirakorakl, » zweiten Rgogor 5) Sumok, erster Häuptling 6) Kochob, » zweiter Häuptling 7) Augelijou, u. s. f. 8) Dengnsik, 9) Kodelgou, 10) Ardirahegomur, 11) Ardirakotakur, 12) Jebukul, 13) Diduoj, 14) Bleaket, 15) Kuoir. 215 40 Diese beiden Regierungen durch die Häuptlinge und Frauenhäuptlinge, stehen unabhängig neben einander. Die Titel gehen von einer Schwester auf die nächstälteste über, Avie bei den Männern. Die Frau des Königs ist daher nie eine Königin der Frauen, ebensowenig, wie die Frau des Irajkalau eine Mirair sein kann, weil Heirathen in derselben Familie verboten sind und die Titel der Frauen ebenso wie bei den Männern an die ältesten Familienmitglieder gebunden sind. In Bezug auf das gegenseitige Yerliältniss der Häuptlinge, so ist der Ajbatul, als das Haupt der angesehensten reichsten Familie in Korror, der vornehmste Rupak. Ihm steht zunächst der Irajkalau. Diese beiden sind in Folge früherer Streitigkeiten in bestimmtem Verhältniss zu allen übrigen Häuptlingen gestellt, und zwar so, dass der kleinere Tlieil der Häuptlinge direct unter den Befehlen des Ajbatul, der grössere aber unter dem des Irajkalau steht. Dies Yerliältniss ist übrigens schwankend, und sind die Häuptlinge bald alle auf Seite des Ajbatul, bald gänzlich auf der des Irajkalau, je nach den Ereignissen und dem politischen Verhalten dieser beiden Staatshäupter. In Korror ist indess seit undenklichen Zeiten die Irajkalau -Partei die stärkere gewesen, auch wurde durch dieselbe (siehe im Tagebuch) 1871 der Ajbatul sogar seines Amtes und seines Titels entsetzt und mit Umgehung seiner zwei nächsten Nachfolger ein entfernterer Verwandter gewählt. Diese innerliche Spaltung zeigt sich am deutlichsten in dem Yerliältniss, in welchem die von Korror unterjochten Nachbarstaaten zu diesen beiden Häuptlingen gestellt worden sind. So ist z. B. Ngarekobasanga, Ejebukul, Arekamai, Arbodol, dem Ajbatul angehörig, d. h. die Leute dieser Districte müssen jederzeit bereit stehen, auf des Königs Befehl Producte zu entrichten oder Arbeiten zu liefern, wenn derselbe solche für die Feste, Berathungsversammlungen etc. von ihnen verlangt. Arapakit hingegen, ein anderer District, gehorcht auf diese Weise dem Irajkalau, und Armijt endlich ist den Befehlen sämmtlicher Häuptlinge zusammen unterthan. In Pililu hat der Ajbatul sowohl, als Avie der Irajkalau zu befehlen. Die jungen Männer, welche nicht den Häuptlingsrang besitzen, die » kikeryj aragad« Avie sie genannt werden und das regierte Volk bilden, theilen sich in eine Anzahl Clubs (Kaldebekel — - im nördlichen Dialect Ivloebbergoll). Jeder Kaldebekel hat seinen Anführer, »Plotul a Kaldebekel«, dem er gehorcht. Dieser Führer des Clubs ist für die Haltung desselben den Rupaks gegenüber verantwortlich. Letztere verkehren nur durch die Leiter mit den Clubs und betreffen ihre Befehle an dieselben nur Dienstleistungen, Avelche öffentlich »Urejor«, d. h. zum Besten der ganzen Gemeinde sind. Auch die Clubmitglieder zeigen die gleiche Rangordnung, Avie bei den Rupaks, und können die Titel nur von den betreffenden Familien- Mitgliedern getragen werden, so z. B.: ist der Anführer eines Clubs, als Ajbatul desselben, aus dem Hause Ajdit der zAveite im Range als Irajkalau des Kaldebekels aus dem Hause Ajkalau u. s. f. stammend. Jeder dieser Clubs, zu welchem nun auch noch die Häuptlinge kommen, die einen besondern Kaldebekel bilden, besitzt sein eigenes Haus, den Baj des Kaldebekel, von denen Korror achte aufAveist, die Gemeindeeigenthum sind. Die ganze männliche Bevölkerung vertheilt sich so jede Nacht in die Baj’s, um dort jeder in seinem Club diese zuzubringen. Am Tage aber zerstreuen sich die Mitglieder der Clubs nach allen Seiten und geht jeder seinen Pflichten und Beschäftigungen nach. Alle Kaldebekels zusammen bilden die Kriegsmacht. Da von Korror aus nur zur See die Nachbarstaaten bekriegt werden können, so besitzt jeder Baj eine Anzahl Kriegskähne »Kabekels«, in Avelchen jedes Mitglied des Clubs seine bestimmte Stelle einnimmt. Versäumt ein Mitglied bei der Einberufung eines Kaldebekels sich zu stellen, so hat es dem Anführer desselben Strafgeld zu zahlen. Begreiflich üben die Kaldebekels eine grosse Macht aus und beeinflussen ganz die öffentliche Meinung. Ein Kaldebekel kann auf eigene Faust einen Kriegszug beginnen, Avenn er nur mit Erfolg gekrönt ist, d. h. das abgeschlagene Haupt eines Feindes zum Resultate hat. Schlägt indess ein solcher ohne Zustimmung der Rupaks unternommener Streifzug fehl, so hat der Führer des Clubs denselben Strafe zu zahlen. Die Macht der Clubs beweist indess am besten die Thatsache, 216 41 dass Beleidigungen desselben immer an den Häuptlingen gerächt werden. Ist ein ganzer Kaldebekel beleidigt, so verlässt er den District und zieht nach dem benachbarten aus, von welchem Orte nur ein Bussgeld, von den Rupaks geliefert, ihn zurückruft. Ebenso ruft jeder Diebstahl am Eigentlmm der Clubs, jede Verletzung einzelner Mitglieder rächende Thaten von Seiten derselben hervor, wobei selbst die Person des Ajbatuls nicht verschont wird. So hatte z. B. während Kubary’s Anwesenheit in Korror ein Verwandter des Ajbatuls Betelpfeiferpflanzen (Kabuij) gestohlen, welche Eigenthum eines Kaldebekels waren. In Folge dessen zogen zwei solcher Clubs, 120 Mann hoch, vereint vor den Wohnsitz des Königs nach Ajdit. Dort angekommen, breiteten sie sich vor dem Hause aus, begannen Tänze, wobet sie in furchtbarer Weise Gesänge heulten. Ajbatul, in seinem Hause sitzend, musste sich diese entehrende Katzenmusik gefallen lassen und obendrein noch den Clubmitgliedern zu trinken geben, schliesslich durch Bezahlung eines Kalebukubs an die beiden Anführer die Sache sühnen. — Selbst der volkstümlichere Irajkalau hatte das Unglück, einen solchen Kaldebekel zu erzürnen, da einer seiner Verwandten ein Mitglied desselben mit einem Beil verwundet hatte. Es schonten zwar in diesem Falle die vereinten Clubs den 70-jährigen ehrwürdigen Irajkalau selbst, fielen aber über das Haus eines seiner ihm angeliörigen Rupaks des Armarang her, woraus sie alle Sachen schleppten und es anzuzünden drohten. Der so Ueberrasclite fügte sich in Alles, schimpfte nur über den Uebelthäter und wandte sich an den Irajkalau, welcher dann mit einem Geldstück, das den Anführern der Clubs überreicht wurde, den Sturm besänftigte. Es zeigen diese beiden Beispiele nicht allein die Macht der Clubs, sondern auch die der Sittengesetze, von denen kein Rang eine Ausnahme macht. Zu den Verhältnissen zwischen den Häuptlingen zurückkehrend, ist vor Allem hervorzuheben, dass zwar der Ajbatul der höchste der Häuptlinge ist, aber nur dann, wenn er sich auch zu bücken versteht. »Komam a kabuul, komam madakt a ajbatul.« Wir sind arm, wir fürchten den König, sagen die Häuptlinge. Der König aber lässt öfters hören: »Ngak a madakt a rupak«, ich fürchte die Häuptlinge. In solchem Falle ist das richtige Verhältniss zwischen denselben vorhanden, dann herrscht »Ungil togoja pelu«, ein guter Zustand im Lande. Dann ist auch der König der Vater des Landes, »Tomal a pelu.« Geht er auf den Wegen einher, so bücken sich die einflussreichsten Häuptlinge vor ihm, treten auf die Seite und warten verbeugt, bis er vorbeigegangen. Der König bückt sich hierbei auch etwas, denn thäte er es nicht, so Messe man ihn »Tingaringer« oder Dummkopf. Die Berathungen der Häuptlinge finden in dessen Baj, das den Kamen »Megetyj« trägt, statt. Dieses, dicht bei Ajdit liegend, bildet den Hauptpunkt Korrors, und hat diese Art von Rathhaus eine Anzahl dienender Armengols, die auf Lebenszeit an dasselbe gebunden, von den übrigen ausgezeichnet werden. Bei allen Angelegenheiten der Gemeinde beruft der König den Rath, »Kildybl« genannt. Durch die Armengols herbeigerufen erscheinen die Rupaks, jeder mit seinem Handkorb (Tertr) für den Betel und das Geld in der Hand und mit ihrem Beil auf der Schulter. Jeder Rupak hat seinen besondern Platz bei einem Fenster, so dass er isolirt von seinem Nachbar sich befindet. Die Armengols mischen sich zwischen die Versammlung, drehen Cigaretten und bereiten den »malamak«, die Betelmischung. Einer der niedrigen Häuptlinge, der Mat, Ogerdeu oder Armarang, vermitteln den Meinungsaustausch, da das laute Berathen keine Sitte ist. Der Beschluss erfolgt, wenn die ganze Versammlung einstimmig für denselben sich erklärt. Vor Allem hat der Ajbatul den Irajkalau für den Vorschlag zu geAvinnen, sonst kommt derselbe nicht einmal zur Debatte. Dann sind die 3 nächsten Häuptlinge im Range zu gewännen. Den Beschluss verkündigt der König laut und giebt zugleich die Dispositionen, nach welchen er auszuführen. Ist dies geschehen, so ist die Berathung aufgehoben und unterhalten sich nun Alle lachend und scherzend, doch gemässigt, Avie es Häuptlingen geziemt. Das während der Versammlung umhergereichte Getränk, bestehend aus Wasser mit Toddy-syrup versiisst, hat der König zu liefern. 217 o 42 In dieser Weise werden alle die wichtigsten Staatsangelegenheiten berathen. Liegt ein Fall von Gesetzesübertretung gegen Eupaks oder den König vor, so wird die Versammlung zum Gericht, sonst werden solche Fälle gleich bestraft ohne eine Sitzung zusammenzurufen. Die Strafen bestehen fast immer in Geldbussen. Es kommt eine Verurtheilung zum Tode höchst selten vor. Bei Todschlag hat der Verbrecher eine sehr hohe Strafe zu zahlen. Kann er das Geld nicht zusammenbringen, so flüchtet er nach einem feindlichen Districte. Kubary frag seinen Freund Egogor Irataliegij, durch welchen er die meisten Aufschlüsse über die Verhältnisse in Palau erhielt, weshalb denn Mörder nicht mit dem Tode bestraft würden. Dessen Antwort lautete: »Diakel meragong ditang el aragad matey? kilsakl meringel arnuul a tara adalal, ungil arnuul a ditang, dy ngar malegel rnij. Makross aragad a Palau.« Ist das nicht genug, dass ein Mann todt ist? wenn dann auch die eine Mutter betrübt ist, so freut sich doch das Herz der anderen, dass ihr Kind lebt! Palau ist sparsam mit den Menschen! Der König kann Jeden bestrafen und das Strafgeld bleibt sein Eigenthum. Betrifft es eine hohe Geldstrafe, die in mehreren Geldstücken besteht, so werden dieselben unter die Eupaks vertheilt, indessen immer so, dass der König den grössten Tlieil, die anderen dem Eange nach kleiner werdende Antheile erhalten. Der Ajbatul muss ein reicher Mann sein, viel Geld austheilen können, um seine Stellung sich zu sichern. Die Festlichkeiten, Fremdenbesuche, muss er aus seinen Mitteln bestreiten, so dass er schon beim Antritt seines Amtes mit reichlichem Geld versehen sein muss, da erst später im Verlaufe seines Amtes die Gelegenheiten sich darbieten, diese Ausgaben durch die Strafgelder zu decken. Derselbe verwaltet auch das Gemeindegeld, darf es aber nicht zu seinen Zwecken verwenden. Es stammt dieses von den Kriegen her, in welchen es erbeutet wurde und ist dazu bestimmt, in unglücklich geführten Fehden vom siegreichen Feinde den Frieden zu erkaufen. Es ist schwer, ein klares Bild der gesellschaftlichen Einrichtungen Palau1 s zu geben. Es ist ein Gemisch von patriarchalischem Feudalismus, innigst verbunden mit einem theocratischen Plebiscit. Das Letztere ist der Kalitkultus, von welchem wir in einem späteren Abschnitt eine speciellere Beschreibung geben werden. Hier sei nur erwähnt, dass der Kalit, als Schöpfer Palau’s, auch dessen Sitten und Gebräuche gründend angesehen wird. Bei jeder schwankenden Frage wendet sich daher die Versammlung der Häuptlinge zur Entscheidung an die Vertreter der Kalits die Priester oder Priesterinnen. Ebenso wird beim Beginne eines Kriegszuges der Kalit befragt und bei zustimmender Antwort durch ein Geldopfer das günstige Gelingen desselben erfleht. Obgleich äusserlich kaum wahrnehmbar, spielt doch die Priester- Herrschaft auch hier in Palau eine grosse Eolle in den politischen Verhältnissen. Vermittelst des Kalit- Glaubens haben die Priester verstanden, trotz der so langen Berührung mit fremden Culturvölkern, alle ursprünglichen Sitten und Gebräuche rein und unvermisclit zu erhalten. Ein grosser Tlieil des Ansehens, welches der Ajbatul und die Häuptlinge gemessen, verdanken dieselben den Schutzgöttern ihres Hauses. So wird der Kalit von Ajdit mehr gefürchtet, v7ie die Person des Ajbatul. Ist dieser ein Mann der Anstoss erregt, so wird er doch nicht beleidigt oder angegriffen, wenn der Kalit von Ajdit sich nicht gegen denselben erklärt. Dies beweist die Furcht, welche die Eingeborenen vor der im Stillen operirenden Macht ihrer Priester haben. Auf diese Weise stützen sich die Gesetze, welche die Sitten in Palau vorschreiben, auch auf ihren religiösen Glauben. Es sind dieser Sitten vorschreibungen , (moguls, das Schlechte), welche jeder Eingeborene zu beachten hat, eine grosse Menge und theilen sich dieselben in Gesetze in Bezug auf das Verhalten gegen ihre Häuptlinge, ihre Priester oder Kalits, ihre Frauen, ihre Nächsten und ihr Land ein. Es ist natürlich, dass diese Eintheilung nur künstlich ist, da sich die Vorschreibungen im Leben mannigfach verknüpfen und ein Labyrinth von Verordnungen bilden, aus welchen nur der eingeborene Palauaner sich herauszufinden weiss. 218 43 Gegen ihre Häuptlinge haben die Eingeborenen folgende Gebräuche zu beachten: 1) Vor einem höheren Rupak haben alle im Range niedriger stehenden Häuptlinge, so wie alle übrigen Leute sich zu bücken, wenn derselbe vorbei geht. 2) Ein Eingeborener, der zu einem Häuptling spricht, hat dies in kauernder Stellung, auf den Fersen sitzend, mit hinter dem Rücken gelegten Händen und abgewandtem Gesichte zu thun. Lautes Sprechen oder Zurufen ist sehr verpönt. 3) Kähne mit Eingeborenen, Avelche auf dem Wasser sich begegnen, haben auf einander zuzuhalten und ihre Reisezwecke mitzutlieilen. Ist in einem der Kähne ein Häuptling, so kauern die Ruderer beider Kähne nieder, wenn sie sich neben einander gelegt haben. Ist der eine Kahn, vom Fischfang kommend, mit Fischen versehen, so haben die Leute davon an den Häuptling abzugeben. Aus Höflichkeit findet eine solche Abgabe von Fischbeute auch zwischen Kähnen sich begegnender, gewöhnlicher Leute statt. 4) Vor dem Hause eines Rupaks auf dem sogenannten »olbet« und auf dem Vorplatze »makosokos«, darf kein Eingeborener rasch gehen oder laut schreien. Züchtigung mit dem Stock von Seiten der Angehörigen des Rupaks ist die Strafe für solches Vergehen. 5) Der Handkorb »tertr« eines Häuptlings muss wie seine Person geehrt werden. Darüber wegspringen oder darauf treten wäre ein grobes Verbrechen. 6) Kein Eingeborener darf in Gegenwart eines Häuptlings sprechen, wenn er nicht von demselben befragt worden ist, und muss sich entfernt von demselben niederkauern. 7) Bei Besuchen muss immer der im Range niedriger stehende Rupak so lange vor dem Hause warten, bis der höhere denselben einladet einzutreten. Ebenso muss beim Verlassen des Hauses die Rangordnung beobachtet werden, indem die höchsten Rupaks zuletzt hinausgehen. 8) Diebstahl an Eigenthum der Rupaks wird strenge bestraft. Für alle diese Uebertretungen sind bestimmte Geldstrafen auferlegt. Indessen kommen dieselben nicht häufig vor, da solche Fehler von den erwachsenen Männern kaum begangen werden. Junge Männer, Knaben, so wie ganz alte, werden als »tingaringer«, »dumme Menschen«, nicht bestraft, höchstens gerügt. Gegen die Frauen haben die Eingeborenen folgende moguls zu beachten: 1) Kein Eingeborener darf seine Frau schlagen, auch nicht öffentlich mit Worten beleidigen. Wäre die Beleidigte eine Ajditfrau, so trifft die auf Todesstrafe haftende Geldsühne den Verbrecher. Ist er arm, so muss er fliehen, oder er wird getödtet. Ebenso steht es mit der Beleidigung verheiratlieter Frauen, der Ehemann kann den Uebeltliäter tödten. Auf Kubary’s Frage an seinen Freund Iratahegij, was in diesem Falle mit einem grossen Häuptling oder König geschehe, antwortete dieser: »A diak! rupak ma tingaringer? Olokoj? Oh, was denkst Du, ein Häuptling sollte ein Dummkopf sein? Niemals!« So fest eingewurzelt stehen bei diesen die Sittenbeachtungen. 2) Kein Eingeborener darf eine Frau entblösst von ihrer Schürze (kariut) überraschen. Nähert er sich daher den Badeplätzen solcher, so ruft er von Weitem: »Eh oa! eh oa!« hört er keine Antwort, so geht er dreist weiter seines Weges. Sind Frauen da, welche baden, so rufen diese : »Oj! oj! lagomej! oj! oj! Komme nicht näher!« worauf der Gewarnte ruhig wartet, bis er Vorbeigehen kann. 3) Mogul. Ueber die Ehefrau eines anderen darf keiner öffentlich sprechen, auch darf nicht einmal der Name genannt werden. Die grösste Beleidigung für einen Ehemann ist ein schlimmes V ort auf seine Frau. Schelten sich im Zorne zwei Eingeborene, so hört man wohl »titiong adallam« schlecht war deine Mutter, nie aber »titiong a pagim,« schlecht ist deine Frau, da der so Beleidigte 219 44 das Recht hat, seinen Gegner mit einem Steine dermassen zn züchtigen, dass selbst der Verletzung nachfolgender Tod nicht bestrafbar ist. In Betreff weiterer Gesetze, oder moguls das Verhalten der niederen gehörigen Leute untereinander ist schon betreff Mordes die Art und Weise des Verfahrens geschildert. Verletzungen, Schlägereien unter denselben müssen ebenso wie die meisten Uebertretungen, der bis dahin geschilderten Sittengesetze durch Geld gesühnt werden. Geht ein Eingeborener von Korror nach anderen Districten, so binden die bestehenden Sitten ihn nicht in gleicher Weise als Avie in seinem Heimatlidistricte. Daher sich auch jeder Eingeborene, so Avie er auf Reisen seinen District verlässt, als AArie zum Kriege gehend betrachtet, und nur bewaffnet die Grenzen überschreitet. Solche Reisende haben ihre freundschaftlichen Absichten durch sorgfältige Beobachtung der Sittengebräuche kund zu geben und wird jede Unterlassung sogleich als feindliche Absicht gedeutet und demgemäss behandelt. Alle die Gesetzübertretungen im Districte kommen so selten vor, dass Kubary während des Zeit¬ raumes eines ganzen Jahres nur von zwei Fällen hörte. Der eine betraf den König selbst, Avie bereits erwähnt und fragte Kubary den König scherzAveise, ob ihn nicht das in dieser Angelegenheit bezahlte Strafgeld reue, da doch sein Bruder und nicht er selbst der Uebertreter des Gesetzes geAvesen. Des Königs AntAvort aber lautete: Angra audou? Ungil soak ungil togoj a pelu? Was ist das Geld? Es ist gut so! ich will schöne Sitten im Lande haben. Sollten neue Gesetze, gewöhnliche specielle Fälle betreffende Verbote oder Anordnungen, die die Häuptlingsversammlung beschlossen, in Kraft treten, so werden alle Bewohner zusammen gerufen. Beim Schall der Kriegshörner, wird alsdann von einem Rupak, der an ihm vorbei marschirenden Schaar das Gesetz zugerufen. Es geschieht dies auf dem gepflasterten HauptAvege der die Ortschaft durchschneidet. Für kleinere Verbote, Warnungen betreffs unerlaubten Betretens von Grundstücken oder verbotenem Pflücken von Früchten etc., Averden einfach Speere daselbst in die Erde gepflanzt, oder Blätterbüschel angebunden etc.; Zeichen die das Bestehen der Tabu-Gesetze und deren Anwendung auch auf den Palau-Inseln constatiren, und daselbst Bungkt oder Sclierss genannt werden. Der Kalit-Cultus in Palau. Die Palau - Insulaner glauben an Geister, die sie Kalits nennen, die für sie übernatürliche und unerklärliche Wesen sind, die sie fürchten. Alles, A\Tas geschaffen Avurde, ist ein Werk des Ivalit's; es ist ein einzelnes und ein vielfaches Wesen und verkörpert sich in Thieren und dann zerfällt es in zahlreiche Geister, die den Wald und die Luft beleben. Der Cultus derselben hat hauptsächlich den Zweck, den bösen Einfluss derselben abziiAvenden. Die Tradition erzählt: Anfangs war Palau finster und unbewohnt, und auf einem Steine, der noch heute den Kamen Royoss a bujul trägt und sich auf der westlichen Spitze von Ejmelijk befindet, lebte der Geist Irakaderngel mit seiner Gemahlin Ejluajngadassakor. Diese beiden meisselten mit einer Muschelaxt die Sonne und den Mond, warfen sie in die Lüfte und es wurde Tag. Das Haus der Sonne war im Westen unter der See und auf dieser Stelle wuchs über das Wasser hinaus ein Denges-Baum, der an den Ufern die Mangrove- Wälder bildete. Wenn die Sonne Abends zu dem Baume kam, so reizte sie die schon auf dem Baume sprossenden Keimlinge und warf sie in die See; die Haifische waren begierig hinter diesen Keimlingen her und bemerkten nicht, Avie die Sonne untertauchte, um zu ihrem Hause zu gelangen. 220 45 Es gab aber noch keine Menschen. Das Kalit-Ehepaar schuf nun die Leute, indem der Mann die Männer, die Frau die Frauen machte. Es traf sich dabei, als sie bei der Verfertigung der die Geschlechter unterscheidenden Theile waren, dass Ajkaderngel das Werk seiner Frau sehen wollte, wobei er bereitwillig seine Schöpfung zeigte. Die Frau aber war böse (makross) und versteckte eifrig den Theil. Von dieser Zeit an tragen alle Frauen den Karyut, eine Schürze aus Pandanenblättern , während die Männer vollständig nackt gehen. Das Schöpferpaar lehrte hierauf ihre Geschöpfe die gegenseitige Bestimmung kennen, wobei es geschah, dass, wie es je ein Paar zusammen auf die Seite legte, sehr viele nicht zusammen passten und aus einander fielen. In Folge dessen hat Palau wenig gute Ehepaare. Der grössere Theil der Männer lebt lose, ohne eine Frau zu ehelichen, was zur Folge hat, dass die Bevölkerung im Absterben begriffen ist. Die ersten Leute aber waren lauter Kalits, Riesen an Körper und Timten; sie hatten Fähigkeiten, die den heutigen Leuten fehlen. Eine andere Sage erzählt, dass eine Frau Milatk vier Kinder gebar und dass diese die vier Hauptortschaften sind. Wenn auch eine weitere Entwickelung der Sage fehlt, so beobachten die Ortschaften Aremolunguj, Molegojok, Ejmelijk und Korror den ihnen von Geburt zukommenden Rang und sehen sich als einander gleich an. Die Eintheilung Palau’s ist das Werk des Kalits, wie auch die Entstehung der H äuptlingstitel. Ein ebenfalls fabelhafter Kalit Arugel, der in der Erde seinen Sitz hat und dessen Bild die grossen Waldbäume vorstellen, wanderte einst durch alle Ortschaften Palau' s und schuf die Namen der Häuptlinge, vom Ajbatul an bis zum letzten. Auf der Insel Angaur verweilte er lange und die drei Ortschaften dort haben Häuptlinge, die alle Arugel heissen. Der eine wird genannt Arugelrak, ein anderer Arugelpelu, ein dritter Arugelsum u. s. w. Eine andere Sage von der Sonne ist folgende. Vier Mann aus der Ortschaft Ngargiukl in Pililu sahen die Sonne untergehen und gingen rasch in ein Canoe, derselben einen Besuch zu machen. Sie kamen eben an, als sie bei dem Dengesbaume war, und die Sonne frag die Ankömmlinge nach ihrem Begehr. Die Leute sagten, sie kämen sie zu besuchen und wurden angewiesen, das Canoe treiben zu lassen, selbst aber ihr nachzutauchen. Die Insulaner thaten das und fanden sich in einem unbekannten Lande in einem gut gebauten Hause, wo die Sonne sie bewirthete. Die in den Schüsseln aufgetragenen Speisen waren winzig klein, aber wurden durch das Essen nicht weniger. Zuletzt bereiteten sich die Leute zum Abschiede ; da aber ihr Canoe weggetrieben war, so nahm die Sonne ein dickes Bambusrohr, das in Palau noch unbekannt war, und die vier Leute wurden in dasselbe eingeschlossen. Die Sonne befahl dem Rohre, nach Ngargiukl zu treiben, und die Leute kamen auch glücklich an. Sie wurden hierauf die vier höchsten Häuptlinge und die alten wurden abgesetzt. Von dieser Zeit an ist Ngargiukl das Land der Sonne. Das Bambusrohr wurde von den Häuptlingen in die See geworfen und trieb nach Ngarekobasanga, wo es heute Wälder von Bambus giebt. Die Pililu-Bewohner aber, weil sie dasselbe weggeworfen haben, erhielten keinen einzigen Halm davon. Die an Bambus reichen Districte lachen über Ngargiukl; aber um ihren Verlust zu decken, ist es den Eingeborenen von Ngargiukl gestattet, nach Ankobasanga zu kommen und nicht bloss Bambus zu nehmen, sondern auch im Fall des Zerbrechens eines Mastes einen vollständig fertigen Mast aus dem ersten besten Hause herauszuholen, ohne dass es der Eigenthiimer verhindern könnte, da das Bambusrohr eigentlich das Eigenthum von Ngargiukl ist. Eine Sage vom Monde erzählt, dass ein. Mann mit Namen Aremesej und seine Frau Atkutk ihres Aufenthaltes in Palau überdrüssig waren. Sie gingen auf den Stein Royoss a bujul in Ejmelijk, von woher sie stammten, und riefen den Mond an. Als der Mond sich näherte, so stiegen sie auf den Nacken einer 221 46 Schlange und gelangten auf den Mond, wo sie noch heute wohnen und in jeder Mondnacht zu sehen sind. Auf dem Monde ist bloss ein Orangenbaum, von welchem sie leben. Ferner wird erzählt, dass auf dem Royoss Aremolunguj einst eine bis zum Himmel reichende Arekapalme stand. Von dieser stammen alle anderen in Palau. Zwei Eingeborene stiegen einst bis zu ihrer Spitze, um die Früchte zu holen. Der eine fiel herunter und starb; der zweite aber erreichte die Nüsse, nahm diese und sah in den Himmel hinein. Er sah ein schönes Land voll Orangenbäume mit Häusern und Leuten und Steindämmen in der See. Die grosse Arekapalme stand sehr lange, bis sie verfaulte, umfiel und mit ihrer Krone eine Bucht bei Arekanmi in Horror einschlug, die heute mit Wasser angefüllt ist. Eine andere Sage lautet: In der Bujg a mangaj-Passage, auf dem südwestlichen Vorsprunge, lebte ein Ivalit, dessen Name Kamasiokl war. Derselbe hielt alle Canoes an, die nach Pililu gingen. Auf der einen Seite des Durchganges erschien er als ein gewöhnlicher Eingeborener mit einem durch Krätze beschuppten Körper. Er redete das Canoe an und bat um etwas Fische und Taro. Nachdem er dieses erhalten hatte und das Canoe die zweite Seite des Felsens erreichte, erschien er wieder, aber ganz verändert. Sein Körper war schön; auf dem Arm trug er einen Klilt, den Wirbel aus dem Rückgrate eines Fisches, den nur die Vornehmen tragen. Er rief das Canoe an und erhielt wieder seinen Tribut, aber er begnügt sich nicht damit und nahm den Leuten Alles weg, Nahrung, Segel und Ruder und liess die Leute wegtreiben. Wenn sie noch weinten und baten, so misshandelte er sie. Dieser Geist stahl alle Frauen aus den Canoes, und so lernte Horror die wilde Sitte, fremde Frauen und fremdes Gut zu stehlen. Kletraul, der dritte Häuptling von Horror, ging nämlich nach Bujg a mangaj und bat den Kalit, er möchte ihn seine Sitten lehren, und so lernte er alle schlechten Sitten. Die Eingeborenen von Horror, sonst so artig und freundlich unter sich, wurden wahre Räuber gegen Fremde. Wenn die Leute eines Horror-Häuptlings das Canoe eines fremden Häuptlings antreffen, so fragen sie ihn aus, woher er komme und wohin er gehe, und schleppen weg in ihr Canoe, was ihnen gefällt. Wenn die Beschädigten sich beklagen, so antwortet der Häuptling, lass’ es gut sein, es ist Kamasiokl’s Hand. Die Eingeborenen von Palau kennen auch eine Sündfluth-Sage. Die alte Frau Milatli, die die vier grossen Länder gebar, lebte schon in sehr vorgeschrittenem Alter in dem Lande Ngarekobukt in Ejrraj. Es ereignete sich zu jener Zeit, dass die Leute in diesem Orte einen der sieben Halits, den Atndokt erschlugen. Als die Freunde desselben ihn suchend ganz Palau durchstreiften, und endlich an der Thür von Milath’s Hause ankamen, lud diese sie freundlich ein und frug nach ihrem Begehr. Die Suchenden sagten, sie wären Freunde Atndokt’s. Die alte Frau gab ihnen zu essen, aber theilte ihnen die traurige Nachricht mit, dass er von den Leuten dieses Landes erschlagen worden sei. Das tliat den Freunden sehr weh, und sie entschlossen sich das ganze Land zu verderben und wollten bloss die Milatli schonen. Sie sagten daher derselben, sie solle sich aus Bambusrohr ein Floss machen und dasselbe an einer langen Ankerschnur befestigen, die aus Lianen des Waldes zusammengedreht sei. Dieses solle sie vor dem Hause angebunden bereit halten, und kurz vor dem Vollmonde viel Essen auf dasselbe bringen und auch auf demselben schlafen, denn es komme eine grosse See, die das ganze Land verderbe. Die Frau tliat, was ihr geheissen worden war, und bald überschwemmte das Wasser alles trockne Land, und nur das Floss der alten Milatli trieb auf der Oberfläche. Bald aber wurde das Lianen-Tau zu kurz und Milatli wurde vom Floss weggerissen und ertrank. Sie trieb leblos gegen den Aremolunguj-Pic und verwickelte sich mit ihren Haaren in den Aesten eines Baumes, wo sie die suchenden Freunde von Atndokt fanden und die Leiche in einen Stein verwandelten, der heute noch zu sehen ist. Unter den fabelhaften Halits der Palau-Insulaner ragt einer hervor, der dieselben glücklich machen wollte und der Obagat liiess. Er war der Schutzgeist des Landes und überall anwesend. Die Sage 222 47 erzählt, der Obagat wollte die Leute unsterblich machen; zu diesem Zwecke wollte er in die Brust der Menschen einen Stein hineinsetzen. Sie würden dann fest wie Stein sein, muthig und brauchten nicht zu essen. Der tückische Tariit (Rallus pectoralis) aber wollte das nicht und rieth in den menschlichen Körper nur den Athem einzuhauchen, wodurch die Leute zwar lebten, aber den Krankheiten und dem Tode anheimfielen. Der gute Obagat aber wollte nicht darauf hören und ging an’s Werk. Es fehlte nur noch Wasser, das die Unsterblichkeit sichern sollte. Der Sohn des Kalits ging um dieses zu holen, und brachte es in einem Taroblatte. Der böse Tariit bewegte einen am Wege stehenden Zweig des Baumes Karamal, um das Taroblatt zu zerreissen, und das Wasser ergoss sich über den Baum. Der Baum blieb unsterblich, das kleinste Stückchen von ihm in die Erde gesteckt keimt und wächst zu einem grossen Baume: die Leute aber sind schwach und sterben. Der Obagat, erzürnt über die Zerstörung seiner Wünsche, ergriif in seinem Schmerz ein Stück Holz und schlug den Tariit über den Kopf. Deshalb haben alle Rallen in Palau einen rothen Streifen über den Scheitel; es ist das Zeichen der blutigen Wunde von Obagat's Hand. Die Tücke des Tariits ist noch heute sprichwörtlich, denn von Jemand, der einem Andern nichts gönnt, sagt man, du bist der Ralle gleich. Das Feuer hat auch 'derselbe Obagat geschaffen. Er sah eine alte Frau, deren Mund durch hässliche Geschwüre entstellt war; er erfuhr, es sei dieses die Folge der Nahrung und alle Leute leiden daran, weil sie Fische und Taro roh gemessen müssen. Da erbarmte sich der gute Geist der Leute und er lehrte die Frau Feuer zu machen, indem er zwei Hölzer an einander rieb. Es besteht auch eine Sage von dem Untergänge der fünf Länder. Vor einer langen Zeit stand im Nordwesten der Kajangle-Gruppe ein grosses schönes Land und die Einwohner desselben beherrschten Kajangle. Eines Tages ging ein Kajangle-Mann, Arnuul dubuul, mit seinem Sohne um zu fischen. Die Bewohner des Landes, das Ngaruangl hiess, begaben sich zu dem Fischer, nahmen ihm die Fische und auch gewaltsam das Kind. Sie schlugen die Mastspitze ihres Canoes durch die Hand des Kindes, segelten nach ihrem Lande zurück und das Kind starb auf der Reise. Arnuul dubuul weinte um sein Kind und dachte darüber nach, wie er sich rächen könnte. Er besass ein Ruder, das ihn zum Gebieter über andere machte; ebenfalls hatte er den Kossol, die Wurzel der Gelbwurz-Pflanze, die auf das vordere Ende des Canoes gelegt, dasselbe dahin führte, wohin es der Besitzer haben wollte. Ausserdem hatte er auch ein Kokakuu, ein Stück Holz, welches alle Fische in ihren Steinhäusern herausfand, und die Hälfte der gewöhnlichen Perlmutter-Muschel, hier Kassijuk genannt. Mit diesen Gegenständen bewaffnet, ging der beleidigte Vater nach Ngaruangl und stiess mit dem Kokakuu in das Land und schnitt es mit der Perl¬ mutter- Schaale entzwei. Schrecklich verfinsterte sich der Himmel und ein nie dagewesener Sturm raste über ganz Palau. Ngaruangl verschwand in der tiefen See und vier andere kleine Länder auf der Ostseite von Palau wurden ebenfalls von den AVellen verschlungen. Diese Messen wie die an der dortigen Stelle liegenden Riffe jetzt benannt werden, die die Passagen beengen. Von den vier Wunderdingen des Arnuul dubuuls ist der Kossol auf der Stelle versenkt worden, wo das grosse Kossol Riff brandet. Die andern zwei verschwanden, man weiss nicht wo, bloss das einzige Ruder wird noch heut in Kajangle aufbewahrt und sein Besitzer Iramilang als ein Kalit geehrt. Aus Ngaruangl aber stammt der heutige König von Korror, das Haupt der Palau-Inseln und vor seinem Hause blühet der einzige Strauch in Palau, der von der alten Heimath mitgebrachten Gerdeu-Pflanze. Es giebt noch eine grosse Anzahl von Sagen in Palau, aber sie alle mitzutheilen, würde die Grenzen dieser Berichte überschreiten. Die in denselben vorkommenden Kalits oder Geister waren die ersten Bewohner Palau’s. Die jetzigen Bewohner haben eine ganze Legion von Geistern und Göttern, vor welchen sie in fortwährender Furcht leben. Diese nehmen die Gestalt von Thieren, Fischen, Steinen oder Bäumen an 223 48 und diese Verkörperungen der Kalits heissen ihre Canoes oder amlajs und werden ebenso geehrt, wie die Götter seiht. In Beziehung auf einen Eingeborenen, dessen specieller Gott das Canoe representirt, heisst es sein Kasingl. Es hat jeder Eingeborene sein Kasingl, der eine verehrt den fliegenden Fuchs, der andere die Taube, ein dritter die Schlange, diesen oder jenen Fisch. Er betet sie nicht an, bringt ihnen auch keine Opfer, er ist nur verpflichtet sie nicht zu essen. Er erbt seine Götter, die auch die Götter seiner Eltern waren und seine Mutter sagt ihm, dieses oder jenes Thier darfst du nicht essen. Ein Eingeborener darf einen Fisch, der sein Kassingl ist, tödten, aber er darf ihn nicht zurichten, denn wenn der Rauch vom Feuer, auf welchem der Fisch geröstet wird, an seinen Kopf oder Körper kömmt, so fallen ihm alle Haare aus, oder seine Haut wird mit Geschwüren bedeckt. Diese Götter sind aber verschiedenen Ranges, die einen bringen bloss Krankheiten, die andern auch den Tod. Zu den gefährlichen gehören z. B. der Birgus-Krebs, die Platurus-Schlange, der fliegende Fuchs, die gewöhnliche Borsojok-Schlange der Kasoboguj-Aal und viele andere. Unter den Eingeborenen stehen einige in dem Rufe, dass sie mit diesem oder jenem Thiere zu sprechen verstehen und sie bilden die Vermittler zwischen den Geistern und denen, die sie berathen wollen. Ist ein Eingeborener sehr krank, so werden die alten Frauen zu Ratlie gezogen; sie flechten Cocusnussblatter zusammen und wahrsagen daraus, welcher Gott den Kranken plagt. Hierauf begiebt sich ein Abgesandter zu dem Manu oder der Frau, die mit diesem Gotte sprechen kann und giebt diesem ein Audou, d. i. ein Geldstück, damit er es bewerkstellige, dass der Geist den Kranken nicht mehr beunruhige. Der Kranke gebraucht die üblichen Kräuter und Landarzeneimittel und wird er wieder gesund, so giebt er noch einmal ein Geldstück für den Kalit. Stirbt er aber, so heisst es, der Kalit hat ihn zerbrochen. Da die Sitte verbietet, eine erlittene Unbill mit Waffen zu rächen, besonders, wenn der Beleidiger höher im Range ist als der Beleidigte, so sucht dieser denselben durch seinen Kalit zu verderben. Der Kalit wird durch Geld erkauft, damit er ihn krank oder todt mache. Der Kalit verspricht es; wenn er aber dem Bedrohten geneigt ist, so erhält dieser eine Warnung und derselbe beeilt sich, durch Geld das böse Vorhaben seines Gegners zu vereiteln. Dieser bietet noch mehr Geld u. s. f. Man sieht sogleich, dasjs dieses alles gewöhnlicher Priesterbetrug ist. Kennt der Bedrohte seinen Gegner, so geht er auch zu Diesem und giebt ihm ein Geldstück, um der Feindschaft ein Ende zu machen. Ebenso wenn zwei Palauer sich Überwerfen, so beeilt sich der Furchtsamere, die Sache rasch mit einem Geldgeschenke auszugleichen. Ausser diesen einzelnen Göttern hat jeder Ort seinen eigenen Kalit und diese haben nicht immer Thiere zu Canoes, sondern auch Bäume und Steine. Einer der Höchsten dieser Kalits ist der zu Ngabyjul in Aremolonguj. Er bewohnt zwei Häuser in zwei Ortschaften und nimmt mit diesen Häusern, wie ein jeder Eingeborene von Palau, die Namen Irajmadaj und Iraluong an. Er hat noch in anderen Districten seine Häuser, in welchem je eine Frau lebt, die seine Gemahlin ist und seine Offenbarungen dem Volke mittheilt. Der Kalit ist unsichtbar, und seine Orakelsprüche sind oft sehr schlau abgefasst. Natürlich müssen für die Consultationen des Gottes Geschenke dargebracht werden. Kubary hatte Gelegenheit, einer solchen Consultation beiziiAvohnen und er beschreibt dieselbe sehr speciell mit allen Nebenumständen und er hörte sogar die Stimme des Orakels. Es Avar natürlich liier Avie überall ein Betrug der Priester, die die abergläubische Menge ausbeuten, da er aber in dem vorliegenden Falle sein1 grob und plump angelegt war, so verzichten A\rir hier auf die Erzählung desselben. 224 49 Das Palau-Geld. Argodol, das lieisst vor einer sehr langen Zeit, so spricht die Tradition auf den Palau-Inseln, kam ein Yogel Kiuit (Calornis Killitzii) von Ngarussar, einem Lande Ejrrajs auf der Baobeltaob-Insel, nach Keklau und trank Wasser aus einer Astvertiefung des Barss, eines schönen grossen Baumes. Der Yogel war schwanger und gebar einen kleinen Fisch, der in der kleinen Wassergrube der Baumrinde seine Wiege fand. Da trafen ihn Leute und erkannten einen jungen Atomagaj, einen Fisch, der noch heute hier zahlreich sich vorfindet und eine Länge von über 1 1Ii Faden erreicht. Die Leute nahmen ihn mit sich und brachten ihn in eine mit Wasser gefüllte Cocusnussschale. Das kleine Fischlein aber wuchs gewaltig und die Schale wurde bald zu klein. Ebenso geschah es mit der Schale einer Tridacna-Muschel und zuletzt liess man ihn in die See hinein, wo er zu einem grossen, alle Häuser an Dicke und Länge übertreffenden Fische aufwuclis. Er wurde Ngrogot genannt und verliess die Umgebung von Keklau, um sich nach der Insel Angaur zu begeben, wo er ein Kind, ein Mädchen, gebar. Dieses Kind, dessen Name die Koldogoduk, das ist die Tradition, nicht angiebt, ging ans Land und machte Freundschaft mit dem Kinde des Angel el palau oder kurz Augerepalau, dessen Haus den Namen Matelgou trug. Das junge Mädchen, von dem Niemand wusste, woher es kam, spielte den ganzen Tag am Lande und kehrte Abends im Geheimen zum Ufer zurück, wo sie zu ihrer Mutter, dem Atomagaj-Fische, in die See hinunterstieg. Man interessirte sich für das Mädchen, und die Eltern, deren Kind ihre Freundin war, beschlossen, es zum Bleiben im Hause zu bewegen. Die junge Fremde erschien wie gewöhnlich jeden Morgen und antwortete, sie möchte gern bleiben, aber sie müsste erst ihre Mutter fragen. Da diese ihre Erlaubniss nicht verweigerte, so blieb das Kind im Hause des Augerepalau und wuchs zu einer Frau heran. Diese wuchs aber so gewaltig, wie früher ihre Mutter Automagaj, und bald waren die Finger ihrer Hand so dick, wie keines Mannes Schenkel sind, und Alle ekelten sich vor ihr. Man baute ihr ein besonderes Haus und warf ihr das Essen von Weitem zu. Diese Behandlung that dem Kinde weh, das wohl ein Kalit, ein Geist, sein wollte; es verliess das Haus und begab sich ans Ufer, wo augenblicklich auch seine Mutter erschien. Auf die Klagen ihres Kindes rietli sie demselben, Angaur zu verlassen, und die grosse Frau verabschiedete sich von ihren Pflegeeltern und sagte: »Ich bin schwanger. Würdet Ihr mich bis zur gehörigen Zeit freundlich behandelt haben, so würde der ganze Inhalt meines Leibes Geld sein und dieses würde Euer Eigenthum geworden sein. Da es aber anders war, so sollt Ihr bloss das hier haben. « Dabei streifte sie sich über die dicken Finger und es fielen lauter Bungaus, Baraks und Kaldojoks, das Palau-Geld, auf den Boden. Hierauf ging die Frau fort und verschwand auf dem Nacken ihrer Mutter sitzend in der tiefen See. Auf diese Weise bekam Angaur das Geld und von dieser Zeit an war Matelgou eines der drei reichsten Häuser in Palau. Derselbe Automagaj trug auf seinem Nacken ein Land, das auf oder in der See schwebte. Dieses Land hiess A ngrogot und dessen Ufer oder Strand war mit lauter Palau-Geld bestreut und in diesem Lande lebte seine Tochter. Diese Tochter gebar den Yogel, der hier Okak (Numenius) heisst und noch heute in Holz geschnitten in allen grossen Häusern zu sehen ist. Dieser Strandläufer war sehr zahlreich im Lande Angrogot. Die Tradition erzählt weiter, dass eines Tages der Okak zu seiner Mutter sagte: »Mutter, ich kann fliegen.« »So!« antwortete diese, »so gehe nach Palau.« Und sie schrieb ihm den Weg vor. Der Yogel besuchte alle Ortschaften Palau’ s und kam nach Keklau, von wo seine Grossmutter stammte. In diesem Lande lebte eine Frau Eluajerueleu, deren Sohn zu der Zeit auf die See ging, einen Haifisch zu fangen. Während seiner Abwesenheit kam dieser Yogel, Adalrok benannt, an den Strand 225 7 und fing an auf demselben ebenfalls Audou. Palau-Geld, durch den Mund zu erbrechen. Hierbei wurde der Adalrok so erschöpft, dass er dem Tode nahe war, und da kam der Sohn der Eluaj zurück. Die Mutter sagte ihm: »Siehe, Du gehst auf die See und bringst mir kein Geld; hier aber kömmt ein Vogel, bringt Geld und stirbt dabei.« » Olokoj , « sagte der Sohn und begab sich auf den Strand, wo der Okak im Sterben lag. »AVer bist Du?« frug der Ankömmling, und der Vogel antwortete: »Ich bin Adalrok, gieb mir eine Cocosnuss zu trinken und reiche mit Deiner Hand in meinen Magen, worauf ich sterben muss. « Der Sohn that, wie ihm geheissen wurde, und fand einen grossen Barak, ein Geldstück, das heute noch die Mutter aller Baraks genannt wird. Der Adalrok verschied und der Sohn sammelte alle Geldstücke, die auf dem Strande zerstreut lagen. Es waren lauter Baraks, siebenzig an der Zahl, und gelbes Geld. Der so Bereicherte gründete das Haus Ngarucleu, das als das zweit reichste in Palau erwähnt wird. Auf diese Weise bekam Keklau sein Geld, und ist noch heute eines der reichsten Districte. Der Adaltal a barak, die Mutter der Baraks, wird noch heute im Hause Karmong in Keklau verwahrt, als ein Geldstück von unbestimmtem grossem Werthe. Ein Mann Namens Ardakor aus Kyangle ging auf die See mit seinem Sohn, um zu fischen. Sie banden das Canoe nach der Palau-Sitte an einen über das AVasser hervorragenden Stein und der Vater schlief ein. Der scheinbare Stein aber war der Stachel der Rückenflosse eines ungeheuren Dukl, eines Fisches, der noch heute hier zwei Fuss lang wird. Der erwähnte Dukl war aber gross wie eine Insel, da der Stachel seiner Flosse mit einem Steine verwechselt werden konnte. Bald bemerkte der wachende Knabe, dass das kleine Canoe sich in Bewegung setzte und dass seine Heimath Kyangle aus seinen Augen verschwand. Der Dukl, an dessen Stachel das Canoe befestigt war, schwamm weg und brachte dasselbe nach einem unbekannten Lande. Es war das Land Ngrogot, dessen Ufer aus dem Audou, Geld, gleich Kieselsteinen bestand. Der Knabe fühlte, dass sein kleiner Nachen den Grund berührte, und stieg ans Land, auf welchem er zahlreiche Strandläufer bemerkte. Er füllte seinen Handkorb mit den am Strande liegenden Steinen an und kehrte auf sein Canoe zurück, um mit den Steinen die herumlaufenden Schnepfen zu werfen. Er verwarf auf diese Weise viele von den Steinen und nur ein kleiner Theil blieb in dem Korbe. Der Dukl brachte das Canoe bald auf die frühere Stelle, wo der Vater erwachte und in den übrig gebliebenen Steinen Geld, Audou, erkannte. Auf diese AVeise bekam Kyangle sein Geld und Ardahors Haus wurde das dritte reiche in Palau. Die Sage will noch wissen, wie auch der District Arekolong sein Geld durch eine Frau des Eingebornen Iratej bekam. Dieselbe wurde wegen eines grossen Mundes (klon ongerel) von den Ihrigen auf ein Riff gebracht, damit sie bei der Fluth umkomme. Vom Untergange rettete sie der Mangernger, (Platurus), der sie auf seinem Nacken nach einem fremden Lande brachte, von welchem sie nach einiger Zeit mit Geld zurückkehrte. Diese Sage giebt aber keine Namen an. Nach der Tradition kam das Geld aus den drei Ortschaften Angaur, Keklau und Kyangle in Umlauf auf die ganze Gruppe. Die Namen Ardahor in Kyangle, Augerpalau in Angaur und Karmong in Keklau sind noch heute die Königstitel der Ortschaften. Das sogenannte Audou, das unserm Gelde entspricht, ist noch heute die Haupttriebfeder des gesummten Lebens in Palau. Dieses Palau-Geld besteht aus kleinen Stücken von gebrannten Erden und natürlichem Glase, die zu ganz regelmässigen Figuren geschliffen sind; sie haben ganz das Ansehen, als wären sie Produkte einer fremden, geschmackvollen und ausgebildeten Arbeit. Die heutigen Palau-Eingeborenen können nichts über ihr Geld sagen ausser den obigen Traditionen; es könnte daher scheinen, dass das Geld fertig, aber vor sehr langer Zeit zu ihnen kam. Kein Eingeborener kann heute ein Geldstück verfertigen, da sie erstens nirgends das echte Material dazu finden und es ferner noch zweifelhaft wäre, ob sie es zu schleifen verständen. Ausgenommen sind dabei die Kaldojoks, die sie aus Flaschenglas nachmachen. 226 51 Das symmetrisch geschliffene Palau-Geld ist meistens durchbohrt und kann auf einen Faden aufgezogen werden. Die Menge des Geldes ist eine beschränkte, es kann nicht mehr vorhanden sein, als der Kalit zu seiner Zeit gab. Es giebt Stücke, die von gleichem Werthe sind, aber es giebt keine, die ganz identisch wären. Der Werth der kleineren ist durch den Gebrauch festgestellt; von den grösseren ist er bloss angenommen und hängt von der Schätzung des Besitzers ab. Es entspricht daher mehr unsern Edelsteinen als unserm Gelde. Audou bedeutet hier Alles, es giebt keinen andern Reich thum neben ihm. Sogar unsere Waaren, die überall bei uncivilisirten Völkerschaften die Hauptrolle spielen, sind hier weniger geschätzt. Man könnte z. B. aut dem Wege des Handels keinen grossen Bungau, keinen Barak für Waaren ankaufen. Der Reichthum eines Eingeborenen oder eines Landes wird bloss nach dem Besitze dieses Geldes geschätzt. So ist z. B. Keklau in politischer Hinsicht ein kleines Ländchen, aber ein sehr reiches. Der Kalit Adalrok gab hier 70 schöne Baraks aus und der grösste aller, der Adatal a Barak, ist noch im Besitze der Hauptfamilie, deren Vorsteher das Haupt des Landes ist. Das Geld des Hauses ist getrennt vom Gelde, das der Häuptling persönlich besitzt; es ist das Erstere ein Besitztlmm des ganzen Landes. Es giebt also einen Staatsschatz, der in Kriegsfällen und bei politischen Angelegenheiten benutzt wird. Der persönliche Reichthum ist der Gesammtbesitz der ganzen Familie, nie eines einzelnen Mannes. Er vergrössert sich durch Heirathen und zahlreiche weibliche Verwandtschaft, da die Frauen hier in socialer Hinsicht eine hohe Rolle spielen. Dieses geht so weit, dass den Eltern die Geburt einer Tochter grössere Freude macht, als die eines Sohnes, da die Tochter in der Zukunft Geld mitbringt. Das Palau-Geld tritt in dreierlei Arten auf; als ausgebrannte (geschmolzene) Erden, als Emaillen und als natürliches Glas. Von der ersten Art sind Bungaus und Baraks, die ersten rotli, die letzteren gelb. Sie geben am Werthe die grössten Geldstücke; sie sind geschliffen in der Form von gebogenen Prismen mit etwas concaven Flächen. In dieser Form sind sie nur im Besitz des ganzes Landes oder der reichsten Familien. Das Staatsgeld wird sorgfältig aufbewahrt, damit es Niemand zu sehen bekommt. Die Frauen reicher Leute oder deren Töchter tragen Prismen von mittlerer Grösse am Halse, was ein Beweis von Reichthum ist. Die Bungau's und Barak’s sind auch geschliffen in der Form von runden, etwas länglichen Kugeln oder Perlen, wie die Figuren auf Tafel II zeigen. Nr. 1 stellt einen Bungau vor. Er ist ein Stück von dem Staatsgelde Korror’s, sein Name ist Aulonijl und er wird in dem königlichen Hause Ajdit mit mehreren Andern aufbewahrt. Dieses Geldstück ist an einem Ende ausgebrochen; es ist gelbröthlich mit kleinen purpurnen Adern, es ist glänzend polirt und sehr hart, jedoch mit einem scharfen Stahlstift oder Kiesel zu ritzen. Solches Geld liegt seit undenklichen Zeiten in der Kiste des Königs, oder war früher in der Erde eingegraben. Korror, das früher kein Geld hatte, ist heute das reichste Land, indem es durch glückliche Kriege fast das grösste Geld an sich gezogen hat. Nr. 2 ist ein Barak, und wenn es ebenfalls ausgebrannte Erde ist, so unterscheidet es sich von dem Bungau durch reine, schwefelgelbe Farbe. Er ist eben so hart und so feinkörnig, dass seine Bruchfläche fast glasartig glänzt. Das Stück heisst Moriur und ist Privatbesitz des Ajbatul; es gehörte vor Zeiten dem Lande Ejbukul, bis dieses von dem angrenzenden Korror geschlagen wurde. Nr. 3 ist auch ein Barak, es ist ein Matal a Kluk, und zu einem vierzehnflächigen Polyeder ausgeschliffen. Er gehört zum kleineren Gelde und würde z. B. im hiesigen Handel zwei grosse thönerne Töpfe mit Oel oder Palmsyrup gefüllt, oder 30 grosse Körbe Taro bezahlen, somit etwa gegen 15 Thaler wertli sein. Der ungefähre Werth von Nr. 2 würde uns lächerlich Vorkommen; dieses Stück könnte nicht für ein hundert Kalebukubs ausgetauscht werden, was in unserm Gelde etwa 5000 Thaler machen würde. Er ist auch deswegen ausser dem Umlauf. Nur ein grosser Krieg mit Niederlagen könnte ihn aus Korror bringen. 227 52 Die Barak' s und Bungau’s kommen aucli noch in der Form von Nr. 11 und Nr. 12 vor. Die Emaillen zerfallen in Kalebukubs, Kluks, Adoloboks mit zwei Zwischenformen: Matal aKluk und Matal a Adolobok. Nr. 4 ist ein Kalebukub; sein Name ist Karamel omomogut; er heisst auch Obogul a Kalebukub, der Vater der Kalebukubs. Er ist Privateigenthum des Königs und es soll sich kaum ein zweiter so schöner Kalebukub finden. Der Werth eines Kalebukub könnte von 25 bis 50 Thaler gesetzt werden. Kalebukubs sind hier schon ausser dem Verkehr; sie werden nur benutzt als Bezahlungen für grosse Gegenstände, als Kriegscanoes, fertige Häuser und Lebensmittel im Grossen. Ein Kabekel, ein so grosses Canoe, dass darin etwa bis 50 Mann Platz finden können, an welchem der Takelbaj oder der Verfertiger mit vielen Leuten über 6 Monate zu arbeiten hat, wird von einem Kaldebekel, oder einem Klub von Kriegern, mit zwei solcher Kalebukubs und zahlreichen kleinerem Gehle bezahlt. Bei allen grossen Zahlungen herrscht die Sitte ein grosses Stück zu geben, und dann von niedrigeren jeder Art je ein Stück. Die Kalebukubs sind natürliche Emaillen, da ich annehme, dass sie aus in der Erde gefundenen Stücken geschliffen sind, wodurch die Oberfläche die Durchschnitte der aderartigen Schichtung zeigt. Alle Kalebukubs haben eine bestimmte Form und unterscheiden sich bloss durch Grösse und Zeichnung. Die geaderten wie Nr. 4 sind wahre Kalebukubs. Ist ein Kalebukub nicht geadert, und hat die Oberfläche eine andere Zeichnung, so heisst das Stück Kluk, wie z. B. Nr. 5. Nr. 5 ist einer der schönsten Kluks und im Besitze des Königs. Ein Kluk ähnlicher Art und fast mit gleicher Zeichnung, wird Bleaket genannt und ist der werthvollste. Dieser z. B. bezahlt einen schlechten Kalebukuk und ist daher etwa 15 bis 25 Thaler werth. Nr. 6 zeigt einen Kluk von niedrigerem Werthe. Die schräg gestreifte Zeichnung verringert seinen Werth. Diese Sorte Kluks wird Gudurssel genannt. Die Adoloboks sind von derselben Beschaffenheit, wie das eben betrachtete Geld, nur sind sie sehr schmal, man könnte sie als Scheiben betrachten, die von einem Kluk abgesägt wurden. Nr. 7 ist ein solcher, der aber von einem geringen Werthe ist. Nr. 8 und Nr. 9 sind Ansichten von Kalebukubs, die in Palau blos in vier Stücken Vorkommen und das Halsband der jüngsten Tochter des heutigen Königs bilden. Diese vier Stücke unterscheiden sich etwas in der Zeichnung aber sehr unwesentlich. Von diesen könnte man eher als bei andern annehmen, dass es ein fremdes Fabrikat sei, da der König selbst sagt, es ist ein Geld, das von Nordosten kam. Die dritte Art des Geldes besteht aus natürlichem Glas und kömmt in blauer, hell und dunkel¬ grüner Farbe vor. Dieses Geld wird unter dem Namen Kaldojok umgesetzt. Die Stücke werden als Prismen, Kugeln und wie Nr. 12 und Nr. 13 geschliffen. Die Kaldojoks bilden das eigentliche Umgangsgeld, so wie die kleinen Baraks und Bungaus. Bloss die ganz grossen, wie Nr. 10, näheren sich dem grösseren Gelde. Dieses Stück Nr. 10 würde im Austausche für anderes Geld, einen mittleren Barak dazu einen guten Kluk und noch einen oder zwei Mor a Kajmong, der in Nr. 11 abgebildet ist, verlangen. Mor a Kajmong heisst er geht für zehn und das ist so zu verstehen, dass für ihn 10 Körbe Taro zu bekommen sind und zwar in Eimelijk jedoch 20 Körbe in Korror. Kajmong ist ein Zehner, Korror rechnet aber je zwei als eins und deshalb die Differenz. Es sind aber nicht alle Koldojoks, die den Namen Mor a Kajmong tragen, von dem gleichen Werthe. Nr. 12 hat den Namen Igummur und Nr. 13 den Namen Nlattak el Kal. Beide bezahlen so bis 30 Körbe Taro oder ein Gefäss mit Oel oder Syrup; nach unsenn Gelde sind sie von 10 Thaler an werth. Nun giebt es aber noch kleineres Geld für 5 Körbe, einen Korb, eine Cocusnussscliale voll Oel oder Palm-Svrup; ja für ein kleines Bündel von Betelblättern zum Kauen. Ich zeichne sie hier nicht, denn sie sind von dem gleichen Material und nur klein, zerbrochen und unansehnlich. Dieses letztere Geld ist 228 53 das Kikerijl Äudou, klein Geld; es wird bloss von den ganz armen Eingeborenen besessen, da kein reicher Eingeborener solches anwenden kann. Wenn wir sagen Geld regiert die Welt, so ist das hier in Palan auch mit diesem Gelde der Fall. Das Verhältniss der Eingeborenen zu ihren Göttern wird durch dieses Geld regulirt. Ein Eingeborener, der den Kalit um Batli oder Hülfe anfrägt, muss erst ein Stück Geld geben. Der König schickt dem Geiste einen grossen Barak oder Bungau, wenn er um Beistand im Kriege bittet. Das Gesetz fordert Geld; jede Uebertretung desselben wird mit Geld bestraft und zwar ohne Ausnahme der Person oder des Banges. Der König bestraft Alle, aber Alle können den König strafen. Ein Mörder wird nur dann getödtet, wenn er arm ist. Nach der Sitte ist der jüngere Bruder der Erbe, oder vielmehr Verwahrer und Verwalter des Familienvermögens und Träger des Titels. Wenn das Warten ihm zu lang währt, so kann er seinen Bruder tödten, er muss nur den Häuptlingen ein Paar Geldstücke geben. Diese Häuptlinge sagen dann Kabom! (Gehe zu). Mancher König und Häuptling kam so zu dem Titel. Wenn zwei Freunde mit einander hadern, so giebt der, welcher wieder Freund sein will, dem andern einen Mor a Kajmong und die alte Freundschaft glänzt wieder ohne Bost wie vorher. Der Mann darf nicht das Geld seiner Frau berühren; wenn die Ehe auseinander geht, so darf keines heirathen ohne gegenseitigen Austausch von Geldstücken. Zwischen Mann und Frau wird die Liebe durch Geld geleimt und es wird von dem Mann jede Umarmung bezahlt. Deshalb bilden die Töchter^ den Beichthum einer Familie. Schliesslieh ist noch zu bemerken, dass die Eingeborenen zwar das Geld nachmachen, die Fälschung ist aber leicht zu erkennen. Sie stampfen das Flaschenglas und schmelzen es theilweise und verfertigen daraus Koldojoks, die sogar im Verkehre gelten. Sie sind aber doch von dem alten Gelde zu unterscheiden. Ich habe ein Stück erhalten, das aus einer von meinen Pickelflaschen gemacht wurde. Die Fälschung aber von Adoloboks vermittelst einer Art Harz ist immer zu erkennen und gilt als Betrug. Das Familienleben in Palau. In einem Lande, wo die männliche Gesellschaft grösstentheils getrennt von der weiblichen lebt, kann sich kein inniges Familienleben ausbilden, und in Palau wird auch dieses nicht durch die Sitten und Gebräuche befördert. Die nächste Ursache liegt wohl in der Erziehung der jungen Mädchen; ein solches, wenige Jahre alt, wird schon mit allen Umständen ihrer späteren Bestimmung bekannt gemacht, und es wird keineswegs dahin gewirkt, dass es seine Jungfräulichkeit schonen und hüten soll. Im Gegentlieil hat es die Erlaubniss mit allen jungen Knaben des Ortes in wilder Ehe zu leben. Wenn das Mädchen das Alter von 10 bis 12 Jahren erreicht und noch keinen Mann gefunden hat, so geht es als eine Armengol nach einem fremden Districte; als solche geht sie in ein grosses Haus, in den Baj, wo sie als die Maitresse eines sie bezahlenden Eingeborenen lebt, aber sie lebt auch im Geheimen mit allen Männern des Bajs, von welchen sie dafür Geld erhält. Oft ist es der Fall, dass ihre Verwandten sie wieder aus dem Baj holen und das Geld in Empfang nehmen, welches sie bekommen hat. Findet sie keinen Mann, so geht sie in ein zweites Baj, in ein drittes u. s. f. bis sie endlich die eheliche Frau eines Eingeborenen wird. Es ist natürlich, dass eine solche Ehe in der Begel unfruchtbar ist, und da in den Tropen die Frauen schon früh alt werden, so ist dieses bei einer solchen Lebensweise um so mehr der Fall. Alsdann 229 54 nehmen die Eltern fremde Kinder an, und ein solches heisst Ngategel, während das eigentliche Kind Utogel genannt wird. Der Mann hat eine ebenso wilde Vergangenheit wie die Frau, und er würde vielleicht nicht heirathen, wenn es nicht im Nutzen der Familie läge eine Frau zur Arbeit zu erhalten. Ein Haus hat nur das eigentliche Haupt der Familie; alle Angehörigen, auch die Verlieiratheten, leben in diesem vereinigt. Ein junges Ehepaar lebt in dieser Vereinigung durch die Sitte beschränkt und stets beobachtet, so dass selbst die eheliche Gemeinschaft nicht immer gestattet ist. Die Frau soll die Kinder erziehen, soll die WirthSchaft insoweit führen, dass sie selbst die Taropflanzungen bearbeitet, und dafür sorgen, dass der Ehemann, wenn er ins Haus kömmt, zu essen hat. Die ehelichen Freuden geniesst der Mann bei der Armengol im Baj. Die ersten Jahre der Ehe sind in der Regel kinderlos, und bei drei Viertel der Ehen bleiben sie es auch durch das ganze Leben. Wird die Frau guter Hoffnung, so wird sie hinsichtlich der Arbeiten geschont und von den alten Frauen in Obhut genommen. Der junge Mann aber wird bis auf zehn Monat nach der Geburt des Kindes streng von der Frau geschieden. Er schläft während dieser Zeit im Baj, er kömmt am Tage zum Essen, besieht sich das Kind, wechselt einige Worte mit seiner Frau und geht wieder in den Baj zurück. Uebrigens sind die Eltern voll zärtlicher Liebe für die Kinder und der Mann hegt die grössten Rücksichten für seine Frau, so lange er sie als solche anerkennt. Will er sich von der Frau trennen, was in der Regel bei offenbarer Untreue der Fall ist, und ist sie arm, so schickt er sie einfach fort, und sie geht in das Haus ihrer Eltern zurück, nimmt aber ihre Kinder mit, da diese von ihr den Stand erben. Der Mann heirathet eine andere ohne jede Ceremonie auf dem Wege einer gewöhnlichen Verständigung. Wenn aber die Frau reich ist und aus dem Hause Jrajkalau oder Ajdit stammt, so ist der Mann ein Sclave und darf die Frau nicht wegschicken. Er bleibt aus dem Hause und er darf auch keine andere heirathen. Er würde auch keine finden, die so muthig wäre nach einer Ajdit-Frau die zweite zu sein. Sie würde durch die Frauenregierung verurtheilt werden, und man würde die ganze Frauenbevölkerung von Korror zur Execution berufen. Will aber eine arme Frau ihren Mann verlassen, so flüchtet sie in’s grosse Haus, und keine Macht kann sie ohne ihren Willen ihrem Manne zurückgeben. Das Eigenthum ist bei den Eheleuten nicht gemeinschaftlich, und namentlich darf der Mann nichts von dem Gelde seiner Frau gebrauchen; er begnügt sich mit dem Gedanken, dass seine Frau reich ist und dass seine Kinder einen Theil davon erhalten werden. Dagegen muss der Mann sehr viel seiner Frau geben, und zwar noch bei Lebzeiten, denn bei seinem Tode wird das Haus von seinem Bruder in Besitz genommen und die Frau mit den Kindern muss es verlassen. Deshalb sorgt auch der Vater bei Zeiten für ein anderes Haus, wo seine Frau und Kinder leben sollen. In dieses werden auch alle werth vollen Sachen gebracht, damit dieselben im Falle eines plötzlichen Todes des Vaters der Mutter gesichert bleiben. Fühlt er sich dem Tode nahe, so vertlieilt er sein Geld zwischen den erwachsenen Kindern; die Mutter ist Vormünderin der kleineren Kinder. Hat er ausser den eigenen Kindern noch eins oder mehrere angenommene, so giebt er jedem ein Stück Geld und schickt sie zu ihren Vätern zurück. Diese Kinder treten beim Aussterben der wahren Kinder nicht in die Rechte derselben. Stirbt das Haupt des Hauses, so wird dieses in der ersten Zeit verheimlicht, und die Frau bringt mit ihren ergebenen Verwandten so viel als möglich nach ihrem eigenen Hause, das von den Verwandten bewacht wird. Das an ihrem Halse hängende Geldstück muss sie rasch verstecken, denn sonst hat der Schwager das Recht, es ihr abzureissen. Bleibt in dem Hause Nichts mehr zurück, als die kaum erkaltete Leiche, so fängt sie herzerschütternd zu weinen an, welches die amtliche Anzeige des Ablebens ihres Gatten ist. Kommt dann der Bruder in’s Haus, so findet er Nichts mehr; war er aber beim Tode 230 anwesend, so ist seine erste Tliat, das Geldstück vom Halse seiner Schwägerin abzureissen , sie weint, aber sie widersetzt sieb nicht, denn es ist so Sitte. Der todte Körper wird am folgenden Tage unter dem Steinpflaster, das sich vor dem Hause befindet, begraben. Ist alles zu Ende, so geht die Wittwe mit ihren Kindern zu ihren Verwandten und der Erbe bringt seine Sachen in das Haus, nimmt den neuen Namen an und überlässt sein früheres Haus einem jüngeren Bruder. Ein Eingeborener, der aus einer reichen Familie stammt, fcann auf diese Weise zwei, dreimal erben und muss dabei jedesmal sein früheres Erbe abgeben, bis er zu dem Duj, dem Titel, gelangt, von wo an er das Haus und den Häuptlingsnamen bis zum Tode behält. In den reichsten Familien, dem Hause Ajdit, giebt es sogar drei Duj’s. Ein der Ajdit-Familie zugehörender Mann wird zuerst ein Plotul a Kaldebekel in einem Bai, bis er den ersten Titel erbt. Er ist alsdann der Häuptling Gobak in Ngarekobasanga , sein älterer Bruder aber ist während dem schon Rgogor in Korror. Stirbt der König, so wird Rgogor der König, Gobak wird Rgogor und ein anderer Ajdit-Mann wird Gobak u. s. w. Die Ehe wird selten durch die jungen Leute bestimmt; die Eltern suchen ein junges Mädchen für ihren Sohn, wobei die Aussicht auf Geld und gute Verhältnisse die Führer sind. Die beiden reichsten Familien, Ajidit und Irajkalau, halten immer zusammen und so bleibt auch das Geld in diesen Familien. In Folge dessen ist fast immer der König der Sohn eines Irajkalau- Verwandten und der Irajkalau wieder ein Königssohn. Den Vorrang hat aber immer das Ajidit-Haus, was Kubary selbst beobachtete, indem der heutige Irajkalau nach dem Tode seiner ersten Frau aus dem Hause Ajidit, nicht unbeschränkt wieder heirathen durfte. Er musste zu diesem Zweck viel Geld an die Ajidit-Frauen geben, die die Vormünderinnen seiner Tochter waren, er musste alles Geld der Tochter geben, als wenn er todt sei und sie ihn beerbt hätte und dann erst konnte er wieder heirathen. Wenn ein junges Ehepaar sich durchaus nicht vertragen kann, so entscheidet der König, ob sie noch ein solches sind oder nicht. Das bezieht sich jedoch nur auf die beiden grossen Häuser. Der Rest der Bevölkerung besteht aus kleinen und armen Familien, die nicht so gebunden sind. Diese können sich trennen und wieder heirathen, wenn die Frauen nicht aus den reichen Familien stammen. Wegen dieser Macht der reichen Frauen, fürchten sich die jungen Eingeborenen, solche zu heirathen. Sie wagen es aber nicht, eine solche Verbindung abzulehnen, wenn sie ihnen angezeigt wird. Wenn nämlich ein Ajidit-Mädchen einen Mann sucht, so wird der Auserwählte einfach benachrichtiget : » Sie ist deine Frau. « Geht die Sache gut, so bleibt er der Gatte, wenn nicht, so heisst sie bloss seine Frau, aber sie leben getrennt. Will er ganz frei werden, so muss er ein grosses Geld der Frau schicken. Giebt sie dieses zurück, so ist die Trennung eine Unmöglichkeit; behält sie es aber, so bedeutet das ihre Zustimmung. Die jungen Frauen haben aber hierin keine Stimme, sondern Alles wird durch die alten bestimmt und ausgeführt. Wenn ein Kind geboren wird, so benennt man es ohne weitere Feierlichkeiten. Der Name wird von den Eltern gegeben und ist gewöhnlich der eines Freundes oder einer Freundin, die dadurch zu Gönnern des Kindes werden. Eine zweite Speculation wird dadurch gemacht, dass Familien gegen Geschenke die Kinder austauschen. Dieses sind die angenommenen Kinder, die zahlreicher sind als die leiblichen Kinder, woran gewöhnlich Mangel ist. Hat man Gelegenheit, mit einer Häuslichkeit in Palau zu verkehren, so findet man bald, dass das, was man eine Familie nennt, sehr künstlich zusammengehalten wird. Vor Allem muss man bemerken, dass es keine im Lohn stehende Diener giebt. Die Umgebung eines Häuptlings besorgt seine Bedienung und ist mit seiner Verwandtschaft in der Regel identisch. Alle reden ihn Kadam, d. h. Vater, an und Alle heissen seine Nalegels. Die leiblichen Kinder nennen ihn aber Tomak. So finden wir in dem Hause 231 56 eines Häuptlings ausser seiner Frau noch ein paar Verwandte und zwei oder drei junge Leute, die sich die Kinder des Hauses nennen. Der Rest der Familie besteht aus jungen Leuten, die den Namen der Kinder bekommen, im Hause essen, dann und wann eine Kleinigkeit erhalten und dafür verschiedene Dienste leisten. Sind diese Angehörigen des Hauses unzufrieden mit deh Eltern, namentlich wenn die Mutter geizig mit dem Essen ist, so verlassen sie das Haus und suchen sich ein anderes. Da aber in Korror grosser Mangel an Leuten ist, so bemühen sich die Frauen, solche Angehörige im Hause zu behalten. Verfallen solche in Strafe, so bezahlt der Vater die Strafgelder, weil sie ganz arm sind. In manchen Häusern, wo die Hausfrau im Rufe des Geizes und der Zanksucht steht, sieht es schlimm aus. Der Häuptling hat kaum etwas zu essen; die Frau macht mit einem oder zwei kleinen Mädchen den Taro zurecht, aber Fische sind dann eine seltene Speise. In diesem Falle sucht man durch Geld ein paar Verwandte des Mannes oder der Frau herbeizuziehen. Das Wohlbefinden eines Hauses hängt von der Zahl der Hausgenossen ab, die dieses oder jenes leisten können. Es giebt reiche Leute, die keine Hausgenossen haben; es giebt aber wieder andere, die noch nicht den Duj besitzen, aber in derem Hause ein zahlreicher Anhang von Kindern ist. Es hängt Alles von dem Benehmen des Hausinhabers ab. In dem Verhältnisse der Untergebenen zu den sogenannten Eltern herrscht die grösste Freiheit und Ungebundenheit. Der Sohn nennt seinen Vater Tingaringer, Dummkopf, wenn er nicht die gleiche Meinung wie sein Vater hat. Der Vater lächelt und Aviederholt seinen Befehl bis der Sohn zuletzt einsieht, dass er seine Meinung nicht durchsetzen kann. Der Vater verliert keinen Augenblick die Geduld und wird nie sein Kind bestrafen. Die fremden Kinder eines Hauses wagen nie einen Wiederspruch, sie bejahen immer die Meinung des Hausvaters, aber sie bewegen sich nicht von der Stelle, wenn sie anders denken. Hat ein Haus wenige Angehörige, so wird jeder Bedarf desselben durch Ankauf befriedigt. Sind aber hinreichend Leute vorhanden, etwa 5 bis 6 Mann, so haben sie die Pflicht, das Haus mit Fischen zu versehen, Brennholz herbei zu bringen, die Fische und die sonstige Nahrung zu kochen. Die Frauen bebauen das Land und liefern den Taro und die Mädchen bringen Wasser. Weiter giebt es im Hause keine Beschäftigungen, die sich täglich wiederholen. Familien, die kein Geld haben und keine Hülfe anderer, giebt es nicht, indem diese bei ihrer Verwandtschaft ihre Unterkunft suchen. Die Vielweiberei ist nicht verboten, aber sie findet nur bei den Reichen statt. Ein Eingeborener, der in mehreren Orten ein Häuptling ist, kann auch mehrere Frauen haben, die aber in den verschiedenen Orten leben. So z. B. ist der siebenzigjährige Irajkalau der erste Häuptling in Korror, ebenso in Ajmijungs und der Ejturo von Aremolunguj; er hat daher drei Frauen, aber das ist für ihn mehr eine politische Nothwendigkeit als Sitte. Er muss in allen drei Orten Häuptlinge empfangen und bewirthen und die Frauen müssen daher für Taro sorgen. Die Armengols greifen nicht in das Leben der Familie ein, sie stehen tief unter der Achtung, die man den Frauen bezeigt. Diese heissen Ardil a pelu, während die Armengols Ardil a baj genannt werden. Die dürfen kein Geld am Halse tragen und müssen auf den öffentlichen Wegen auf die Seite treten, wenn ihnen eine Ardil a pelu entgegen kömmt. Die Ehefrau darf aber nicht eifersüchtig auf sie sein und sie ja nicht misshandeln. Würde sie die Armengol schlagen, so würde sie durch die Frauen- Regierung bestraft werden und ihr Gemahl ausserdem vor dem Kaldebekel verantwortlich sein. Die Armengols zerfallen in zwei Klassen, die einen sind speciell für einen Eingeborenen, indem er dieselbe aus ihrer Heimath brachte; diese ist nicht gebunden und kann jeden Tag zu ihren Eltern zurückkehren. Die anderen sind als Tribut erhoben worden und müssen für alle Mitglieder des Klubs zugänglich sein; diese sind viel mehr gebunden als die ersteren. Die Armengols in dem Megetyj, dem höchsten Baj sind mehr ausgezeichnet, machen viel Geld, sind aber lebenslänglich an das grosse Haus gebunden. 232 Die Arbeiten der Palau-Insulaner. Die Eingeborenen von Palan betreiben Ackerban, haben Gewerbe und Handel, ja sogar schöne Künste. Der Ackerbau beschäftigt beide Geschlechter, die Frauen bauen ausschliesslich den Taro und die Männer den Rest der landwirthschaftlichen Produkte. Die Taropflanze, eine Colocasia-Art, wird in niedrigen, schlammigen Orten gebaut. Die Männer bearbeiten nur den Grund der Pflanzung und setzen die Sprösslinge. Die Frauen müssen sie von Unkraut rein halten und je nach Bedarf aus dem Boden heben. Diese Beschäftigung ist durchaus nicht leicht, indem die Frau in der brennendsten Sonnenhitze, bis zur Hüfte im Sumpfe stehend, oft dabei den grössten Theil des Tages zubringen muss. Die Frauen halten es für eine Ehrensache, ihre Mysielek oder Pflanzung in einem glänzenden Zustande zu erhalten. Die Frau des Königs sowohl als die ärmste der Frauen arbeitet täglich in ihrer Taropflanzung. Ist der nöthige Bedarf fertig, so baden sie sich sorgfältig, ziehen schöne Kariut’s oder Schürzen an und sind wieder Hausfrauen oder Häuptlingsfrauen. Jedes Haus ist im Besitze von ihm zugehörenden Taropflanzungen und an diese sind auch gewisse Lehenspflichten gebunden. So müssen sie z. B. eine gewisse Anzahl von Arekablättern für die Dächer der grossen Häuser, Bajs, liefern; auch müssen sie an den König, an die Häuptlinge und an die ganze Gemeinde Lieferungen abgeben. Die Taro pflanzungen werden auch verkauft oder in Pacht gegeben. Die Knollen dieser Aroide sind nicht nur die Hauptnahrung der Insulaner, sondern sie bilden auch einen Handelsartikel. Die südlichen Inseln, die nur wenig und geringen Taro haben, beziehen es von den nördlichen Inseln. Je zehn Körbe werden mit einem Stück Palau-Geld bezahlt. Die Männer beschäftigen sich mit dem Bau des Tabaks, der Baumwollenstaude, der Gelbwurz, des Zuckerrohrs, der Bananen, des Betel-Pfeifers und einiger durch die Schiffe eingeführter Pflanzen. Wirkliche Arbeit erfordert nur der Tabak, die Gelbwurz und der Betel-Pfeffer, die anderen, wenn sie einmal in die Erde gesetzt sind, verlangen keine Mühe mehr. Die Baumwolle wurde wegen Mangel an Arbeitskräften aufgegeben. Zuckerrohr findet sich bloss einzeln bei manchen Häusern und mehr als Zierde, denn benutzt wird es nicht. Mehr Sorge trägt man für die Bobay- (Carica Papaya. W.) und Anona muricata- Pflanzen, die ihrer Früchte wegen gern bei den Häusern gehalten werden. Tabak wird regelrecht gebaut auf sorgfältig bearbeitetem Boden und bildet heute einen un¬ entbehrlichen Artikel für die Einwohner, die ihn früher nicht kannten. Er wird nicht nur geraucht, sondern sie kauen ihn auch mit dem Betel. Der Tabak ist hier ein begehrter Handelsartikel; er wird fein zerschnitten und in Bambusrohre eingepackt zum Verkauf ausgeboten. Aus der Gelbwurz wird das färbende Pulver Reng gewonnen. Es wird sehr hoch geschätzt und viel verbraucht. Der für die Malayen so wichtige Piper Betle wird auch hier gepflegt, aber gedeiht schlecht; während er auf der Insel Yap wild wächst, ist er hier der Gegenstand einer besonderen Sorge der Gesetzgebung. Ein jeder Eingeborener von Palau ist geschickt in der Handhabung seiner kleinen Axt, mit welcher er kleinere Arbeiten in Holz verfertigt. Das Bauen der Häuser und der Cannes ist aber eine Kunst und wird durch Takelbajs oder Meister ausgeübt. Man unterscheidet zwei Arten von Häusern, nämlich die Familienhäuser oder Blajs und die grossen Häuser Bajs. Sie zeichnen sich durch Dauerhaftigkeit und Zweckmässigkeit aus und sind auch nicht ohne Geschmack gebaut. Der Bau der grossen Häuser, Bajs, ist eine politische Sache und findet jetzt nicht mehr statt, weil die Bevölkerung nicht mehr wächst und daher genügend in den vorhandenen Gebäuden untergebracht wird. Sie sind das Eigenthum des ganzen Landes und werden auch unter Mitwirkung aller Häuptlinge 233 8 58 gebaut. Das Holz dazu wird auf der Insel Baobeltaob geschlagen und bearbeitet und in Stücken auf den Bauplatz gebracht. Jeder Häuptling bezahlt einen Tlieil des Holzes. Die ganze Bevölkerung leistet Handreichung bei dem Werke und ein paar Takelbajs übernehmen die Führung des Ganzen. Diese Meister sind sehr geehrt und reich und haben je ihre eigenen Methoden zu arbeiten, welches die Eingeborenen der Verschiedenheit ihrer Kalits zuschreiben. Seit der Einführung der eisernen Instrumente werden die Arbeiten von den Eingeborenen mit grosser Genauigkeit ausgeführt; sie benutzen dabei die kleine Handaxt, die aus einem flachen und für die Canoes aus einem hohlen Meissei besteht. Die grossen Flächen werden glatt gehackt ohne die Hülfe eines Hobels, dessen Benutzung für das hiesige harte Holz eine schwere Arbeit wäre. Die grossen Bäume werden mit gewöhnlichen Aexten gefällt, dann werden sie vierkantig behauen und diese werden auch in Bretter gespalten, wobei keine Säge gebraucht wird. Die Löcher bohrten sie früher mit Haifischzähnen, jetzt aber mit eisernen Bohrern. Das einzige Werkzeug, welches die Eingeborenen vor der Ankunft der Weissen hatten, war eine Axt, die aus dem Schlosstheile der Tridacna- Muschel geschliffen wurde. Heute haben sie die grosse amerikanische Axt Kotylok, die kleine Axt Taleber und ihren Tomahawk Kajbokl. Sie benutzen eine Schnur als Lotli und Winkelmesser; auch bezeichnen sie die zu beobachtende Linie mit einem Stückchen Holz, das in Buss mit Wasser verdünnt eingetaucht ist. Die Bajs, siehe Tafel III, Fig. 1, sind sehr solide Bauten, die wegen des Materials, schönes rotlies Ebenholz, einen ziemlichen Werth haben. Dieses Holz ist das Herz aus den grossen Bäumen, die hier Dort genannt werden. Ein solches Haus hat die Gestalt eines langen Vierecks, das über 100 Fuss lang und 20 Fuss breit ist. Die Höhe bis zur Dachfirst beträgt 40 Fuss. Das Fundament besteht aus sechs bis acht grossen, 20 Fuss langen, 3 Fuss hohen und IV2 Fuss breiten Balken, die je aus einem Stück gehauen sind und die in der Mitte und mit den Enden auf Steinen liegen. Diese Balken laufen parallel mit der schmalen Seite des Vierecks und werden durch tief ein gelassene lange Querbalken verbunden. Auf diesen kömmt der durchaus solide und fein polirte Fussboden zu liegen. Die Bretter desselben sind G Zoll dick und sind sie mit Löchern versehen, durch welche der Unrath und die Speiseüberreste in den unteren Baum gefegt werden. Die Beinigung dieses unteren Baumes geschieht von Zeit zu Zeit oder man überlässt sie auch den frei herumlaufenden Schweinen. In die den Fussboden seitlich begrenzenden starken Balken werden vertikal je G Fuss von einander ebenfalls sehr starke Balken eingelassen, die als Bippen oder Pfeiler für die Wände dienen, die kaum die Höhe von G Fuss haben, sie bestehen aus lauter 4 Zoll dicken Brettern. Auf diesem so umgrenzten viereckigen Baum kömmt nun das sehr hoch und steil aufsteigende Dach, dessen Baum von dem des Hauses nicht getrennt ist. Im Vergleich zu dem unteren, sehr solid gebauten Baum, der- Monate zu seiner Verfertigung in Anspruch nahm, ist das Dach sehr nachlässig und leicht gebaut. Der Grund davon mag in den hier öfters anftretenden Stürmen liegen, die jedes Mal alle Dächer und leicht gebauten Häuser mit sich nehmen. Das Haus hat in der Giebelfronte je eine und auf beiden Seiten zwei Oeffnungen von der Höhe der Wand und mit einer Breite von 4 bis 5 Fuss, die als Fenster und Thüren zugleich dienen. Sie werden durch leichte Schirme von Bambusrohr und Blättern geschlossen. Das ganze Haus wird von Innen und Aussen bemalt. Der Fussboden wird mit rothem Ocker, in AVasser zerrieben, bestrichen und dann mit einer Art Firnisslack überzogen und blank polirt. Der rothe Ocker wird aus dem Districte Enkassar bezogen. Der Firniss aus der Nuss des Karitem-Baumes diu'cli Auskochen gewonnen. Die AVände sind im Innern alle rotli bestrichen, von Aussen sind sie gelb, roth und schwarz bemalt und mit Muschelstücken in regelmässigem Muster ausgelegt. Die Oberflächen der Balken im Innern 234 sind mit bemalten Holzschnitzereien, die die Sagen und Traditionen versinnlichen, verziert, und der vom Dache eingerahmte Theil der beiden Giebelfronten ist ein grosses Bildwerk. Ein solches Haus wird mit vielen Geldstücken bezahlt und es könnte sich der Preis nach unserem Geldwertlie bis auf 1000 Thaler belaufen. Die Wohn- oder Familienhäuser, Blaj genannt, sind viel leichter und kleiner gebaut, aber nicht weniger elegant und dauerhaft. In den Bajs wird alles durch Zusammenfügung und durch das Gewicht der einzelnen Theile zusammengehalten, in den Blajs dagegen werden die Tlieile mit dem Greel, einem m aus Cocosnussfasern gewonnenen Bindfaden, zusammengebunden. Der Fussboden ist ebenfalls erhaben, er besteht aber gewöhnlich aus nebeneinander liegendem Bambusrohr, was das Haus luftig und kühl macht und das Beinhalten des Innern wesentlich erleichtert. Die Wände sind aus Bambusrohr und Arekablättern zusammengeflochten und das Dach dem des Bajs gleich aus Arekablättern verfertigt. Die Fahrzeuge der Palauer sind ebenfalls Erzeugnisse der Takelbajs oder Meister und die Ein¬ geborenen verstehen nur sie im gehörigen Stande zu erhalten. Die Canoes oder Amlajs zerfallen in Kabekels, Kaeps und Ivotraors. Ihre Formen sind alle gleich und der Unterschied liegt bloss in der Grösse und der Gebrauchweise. Der Kabekel ist ein GO bis 70 Fuss langes Fahrzeug, das gewöhnlich aus einem grossen Baumstamm durch Aushacken verfertigt wird. Man richtet es bis auf 40 Puder ein. Die Breite ist zu der grossen Länge sehr gering und beträgt kaum 2 Fuss. Die Tiefe ist in der Mitte 2 Vs Fuss, sie wird aber gegen die Spitzen zu immer flacher. Das ganze Fahrzeug ist ein ausgehöhlter Kiel, der auf dem Wasser durch den auf der Seite angebrachten Balancirbaum aufrecht gehalten wird. In der Mitte des Kahns ist über demselben ein Gerüst angebracht, das mit Bambusrohr gedeckt ist, auf welchem das Gepäck und die Häuptlinge ihren Platz haben. Die vierzig Mann sitzen in dem eigentlichen Fahrzeuge, einer hinter dem andern und bewegen es mittelst ein paar Fuss langer löffelförmiger Puder mit einer Erstaunen erregenden Geschwindigkeit. Das ganze Fahrzeug ist roth angestrichen und an den Bändern mit Muschelschalen und Perlmutter in Mustern und Figuren ausgelegt. Ein solches Kabekel ist das Eigentlmm eines Kaldebekels oder Klubs und wird im Kriege oder bei Reisen der Häuptlinge gebraucht. Sein Preis ist sehr hoch, weil die Verfertigung viel Zeit erfordert. Die Kaeps sind ähnlich gebaut, aber um die Hälfte kleiner und führen ein Segel. Sie sind das gewöhnliche Verkehrsmittel der Insulaner, (siehe Tafel III Fig. 2.) Diese Palau-Canoes unterscheiden sich von den Canoes aller Südsee-Insulaner dadurch, dass sie ungemein niedrig und flach sind, im Verhältniss zur Länge des Fahrzeuges und zur Grösse des Segels. Sie eignen sich deshalb auch nicht zu weiten Seereisen, welche die Einwohner der Insel Yap, Mackenzie- Islands- , Ralick und Chains-Inseln, unternehmen. Die Canoes sind für kurze Seereisen bestimmt und leisten hierbei Ausserordentliches. Das leichte und scharfe Kaep durch ein grosses dreieckiges Segel gezogen, gleitet mit dem leisesten Windhauche mit Blitzesschnelle über die Wogen. Wenn auch eine gewaltige Schwelle gegen das Canoe sich heranwälzt, sie findet nirgends Widerstand, sie liebt das Canoe, zerschneidet sich an seinen Spitzen und Kanten und hemmt nicht im Geringsten seinen Lauf. Es geht so scharf an dem Winde, dass kein Schiff oder Boot es mitmachen könnte. Kubary hatte öfters Gelegenheit, mit dem Palau-Kaep zu segeln und einmal wurde es bei einer sieben Mann starken Besatzung von einem heftigen Sturme gepackt. Es wurde fünf Meilen vom Lande abgetrieben und auf einer wild bewegten See fast die ganze Nacht durch aufgehalten. Das kleine Fahrzeug war fast fortwährend unter AVasser und wurde so gewaltig herumgeworfen und geschaukelt, dass Kubary kaum glaubte, glücklich an's Land zu kommen. Die Eingeborenen waren aber voll Zuversicht in die Stärke ihres Canoes. AVenn sie auch etwas aufgeregt waren, so kauten sie doch beständig ihren Alalamak und das war der beste Beweis, dass sie noch nicht die Hoffnung aufgegeben hatten, an's Land zu kommen. Gegen Morgen legte sich die ' 09,*; äoO 60 heftige Regenbööe und das Ivaep gelangte glücklich nach Korror. Das Canoe hatte sehr wenig gelitten; bloss der Kitt, der die Käthe umgiebt, war hin und wieder geborsten, aber der Bindfaden, mit welchem die zahlreichen Stücke des Gerüstes zusammengebunden sind, war fest wie Eisen. Ein Kaep, wenn es gut sein soll, ist tlieuer und kostet einen Kalebukub, was bis 50 Thaler sein kann. Ein Kotraor ist ein kleineres immer noch über 15 Fuss langes Fahrzeug, das weniger für das Segeln berechnet ist. Es wird durch einen oder zwei Mann mit einer Bambusstange geschoben und ist im flachen Wasser ein sehr bequemes und geschwindes Verkehrsmittel. Die Prers bestehen bloss ans einem Bambusfloss und werden von den Eingeborenen selbst verfertigt. Besondere Takelbais geben sich mit dem Verfertigen von Holzgeschirr ab. Diese sind Teller, Schüsseln und ganz grosse tischförmige oder cylinderförmige Behälter, die alle schön roth bemalt und mit Perlmutter aursgelegt sind. Die flachen Teller heissen Kongal, die tiefen Schüsseln Buk. Diese beiden Arten sind das gewöhnliche Essgeschirr der Einwohner und finden sich auch in dem ärmsten Hause. Die runden, Kaliduit, und die viereckigen, Kongolungul, tischförmigen Behälter, auf welchem das Taro den Rnpaks und fremden Gästen vorgesetzt wird, verfertigt man bloss für die grossen Häuser, Baj’s, oder die reichen Leute. Bevor die Schiffe die eisernen Töpfe einführten, versahen die Frauen aus dem Distrikt Ejrraj ganz Palau mit Thongeschirr. Diese schüsselartigen Töpfe waren für das Kochen der Fische und Taro bestimmt, sie waren gebrannt aber nicht glasirt. Der Distrikt Arekolong versieht Palau mit Schmucksachen, wohin vorzugsweise Schmuckgegenstände für die Frauen gehören. Wenn die Erzeugnisse dieses Gewerbfleisses auch nicht grossartig sind, so bezeugen sie die grosse Geduld dieser Kinder der Natur. So z. B. gehören zu einem Kau oder Frauengürtel über 150 bis 200 fein polirte Stücken. Ein jedes Stück muss einzeln ans dem roth gefärbten Sclilosstheile einer Muschel ausgebrochen, dann ohne Werkzeug geschliffen und in der Mitte durchbohrt werden. Der fertige Gürtel ist symmetrisch und geschmackvoll und verlangte viel Zeit zu seiner Verfertigung. Er wird hoch bezahlt. Eine andere Art Gürtel wird aus den Schalen der Cocosnuss ausgeschliffen und diese ist billiger. Das Verfertigen von Sachen aus Schildpatt ist wieder eine andere Takelbajs-Beschäftigung. Hierher gehören kleine Näpfe, Löffel, Ohrringe, Armbänder, Deckel für die Bambus, in welchen die Eingeborenen ihren Kaukalk tragen können u. s. w. Das Schildpatt wird in lieissem Wasser erweicht und in Holzformen nach Belieben bearbeitet. Das Schildpatt selbst, besonders das weisse ohne schwarze Adern, wird hier hoch geschätzt und die Gegenstände aus demselben theuer bezahlt. Die kleinen Beschäftigungen, wie die Reparatur der Häuser und Canoes, sind allen Eingeborenen geläufig. Auch dann und wann greifen sie den Takelbajs in s Handwerk, aber nie im Grossen. Die Sitte ist, dass kein Eingeborener eine Sache gebraucht, die er selbst verfertigt hat; diese muss er verkaufen und zu seinem Gebrauche bloss gekaufte verwenden. In früheren Zeiten gingen die Männer nackt, welches auch noch heute im Norden der Gruppe Sitte ist. Man verfertigt jedoch auch eine Art Zeug aus dem Brodfruchtbaume. Die Frauen verfertigen sehr zweckmässige Schürzen, Kariuts, aus Pandanen-Blättern, von welchen hier zahlreiche Arten Vorkommen. Diese Schürzen, die ganz so sind, wie sie die Männer auf den Marshall-Inseln tragen, sind der einzige Anzug der Frauen von Palau. Der Bedarf eines Hauses, den sie befriedigen, ist ein grosser. Ausserdem werden auch Kariuts von Pililu und Kajangle bezogen. Die Frauen flechten auch Matten und Körbe, die aber nicht mit den Frauenarbeiten der Mackenzie- Gruppe und den übrigen Inseln der Carolinen verglichen werden können. Einen besonderen Handelsartikel bringen die nördlichen Districte zum Verkauf; es sind dieses Confecte und Süssigkeiten, von welchen die Palauaner grosse Freunde sind. Sie werden auch als Vorräthe 236 Gl für Feierlichkeiten, Empfange und Seereisen gehalten. Der Hauptbestandteil von diesen Süssigkeiten ist der aus der Cocosblüthe gewonnene Syrup, der mit verschiedenen Früchten eingedickt, in Blätter eingewickelt, elegant gebunden in den Handel kommt und im Grossen gekauft wird. Manche von diesen Confecten würden recht gut für die Schaufenster von Delicatessenhandlungen passen. Dahin gehören folgende Arten: 1) Der Syrup wird mit dem gehackten Kern der Cocosnuss vermischt und am gelinden Feuer verdickt. Diese Art wird hart wie Stein, je länger sie aufbewahrt wird. Sie heisst Aulelt und wird in prismatischen, geschickt in Bananenblätter eingepackten, Bündeln verpackt. Hundert Stück von je bis 5 Pfund Gewicht, kosten einen Kluk bis einen Kalebukub, d. h. bis GO Tluiler. 2) Der Syrup wird über starkem Feuer erwärmt und dazu die Kerne aus der Frucht der Terminalia catappa gemischt. Die abgekühlte Masse ist hart, und nähert sich den mit Zucker kandirten Mandeln. Dieser Artikel heisst Myjek und kommt in ähnlichen Bündeln wie der Vorhergehende in den Handel; der Preis ist derselbe. 3) Die Frucht des Melonenbaums Carica Papaya wird in dünne Streifen zerschnitten und mit dem Syrup eingekocht. Diese ziemlich weichen, sehr süssen Conti turen heissen Golssureor, halten sich aber nicht lange. 4) Die Taröknolle wird zerrieben und wie Nr. 1 behandelt. Der so erhaltene Mergou ist eine sehr nahrhafte sich sehr lange haltende Speise. Sie wird sehr gut bezahlt und wird gewöhnlich als Vorrath in den Canoes mitgenommen. Aus Arrow-root, Pandanen und Brodfrucht werden ebenfalls ähnliche Speisen bereitet. Zu den gewöhnlichen alltäglichen Beschäftigungen gehört vorzugsweise der Fischfang. Ein oder zwei Mitglieder einer Familie gehen fast jeden zweiten Tag zu diesem Zweck auf die See. Der Fischfang im Kleinen wird im Kotraor-Canoe mit dem Speer oder der Angel betrieben. Die Palau-Eingeborenen sind sehr geschickte Speerwerfer und nie kommt ein Canoe an’s Land, ohne einige Fische gespeert zu haben. Die kleine Fischerei hat bloss die Befriedigung des Hausbedarfes zum Zweck. Das Einsammeln der Muscheln übernehmen die Knaben. Im Grossen benutzt man zur Fischerei grosse und starke Netze und diese wird auf Befehl der Häuptlinge von mehreren Ortschaften gemeinschaflich betrieben. Manche Fische werden nur in gewissen Jahreszeiten angetroffen und jede Art ist einer Ortschaft zugewiesen, die in dem Rufe stellt, sie am besten fangen zu können. Der Fischgrund ist an die Ortschaften ausgetheilt und die besten und nächsten Stellen sind für die Regierung bestimmt. Viele Häuser sichern sich einen regelmässigen Fang von Fischen, indem sie Käfige aus Bambusrohr in eine Tiefe von ein Paar Faden einsenken. Diese Käfige werden geschickt mit Korallen und Steinen bedeckt, so dass die Fische die Falle nicht merken, aus der sie nicht mehr heraus kommen können. Nach dem Fischfang wird der Schildkrötenfang besonders gepflegt; derselbe ist aber bloss in gewissen Jahreszeiten ergiebig. Diese Fischerei ist wegen des dazu erforderlichen grossen Netzes nur den Reichen zugänglich. Eine grosse lebendige Schildkröte wird hier mit ungefähr TVa Tlialer bezahlt. Die Bereitung der Nahrung ist auch die Pflicht der Männer, obwohl die Frauen daran Theil nehmen. Die Eingeborenen sind tüchtige Köche und verstehen auch für einen europäischen Gaumen nicht zu verachtende Speisen zu bereiten. Im Allgemeinen begnügen sie sich mit im Salzwasser gekochten Fischen, Taro und Cocosnuss; das bessere Essen für Besuchende bestimmend. Die Schweine, Ziegen und Hühner kochen sie in halb und halb Siisswasser und Seewasser, wozu sie als Zugaben geschnittene Cocosnuss, Gelbwurz, Ingwer und gewisse Blätter geben und dadurch eine kräftige und aromatische Brühe gewinnen. 237 62 Zum langem Aufbewahren einmal gekochten Fleisches haben sie mehrere Methoden, die im wesentlichen auf das Räuchern beruhen. Auf diese Weise erhalten sie Fische und Schweinefleisch über eine Woche lang, was in dem heissen Klima viel sagen will. Aus Arrow-root und Brodfrncht bereiten sie auch mehrere Speisen, die ähnlich denen sind, die ich auf den Marschall Inseln vorfand. In der Noth werden auch die Triebe einer Rhizophora-Art und die Knollen zweier dem Arum verwandten Arten gegessen. Das gewöhnliche Getränk ist Ajlang, Wasser mit Syrup versiisst. Der Verbrauch des Syrups ist so gross, dass er meistens im Vorrath gehalten wird. Er wird gewonnen, indem man den durch das Anschneiden der Cocosbltithe erhaltenen Saft in grossen Töpfen einkocht und abschäumt, bis die vorher dünne und weisse Flüssigkeit dunkelbraun geworden ist. Wasser mit diesem Syrup vermischt und gewürzt mit Orangenblättern und Lavendelgras und erwärmt ist ein sehr angenehmes Getränk. Zu den öffentlichen Beschäftigungen eines jeden Eingeborenen ohne Unterschied des Ranges gehören das im Stande halten der grossen Häuser, Bajs, der öffentlichen Wege und der Steindämme. Ist in einem Baj eine bedeutende Reparatur vorzunehmen z. B. das Dach neu zu decken, so muss ein jeder Häuptling den ihm zukommenden Tlieil des Daches liefern und alle Kaldebekels stellen ihre Leute dazu und gewöhnlich wird ein Dach von ungefähr 4000 Quadratfuss Inhalt in einem Tage gedeckt. Das vor dem grossen Hause dem Megetyj auf dem Wege wachsende Unkraut wird von den Häuptlingen selbst ausgerissen; vor den andern Baj’s timen es die Mitglieder des Klubs. Den Rest des Weges auf seiner ganzen Länge halten die Frauen vom Unkraut rein. Jede grosse Ortschaft besitzt auf der Seeseite einen langen und hohen Steindamm, der bis zum Fahrwasser reicht. Er ist bei der Ebbe gewöhnlich der Landungsplatz. Der Damm von Korror ist eine englische Meile lang und circa 10 Fuss hoch, er ist aus Steinen und Korallblöcken erbaut. Wird dieser Damm, hier Gades genannt, durch die See beschädigt, so wird in dem grossen Rathhause das Horn geblasen und die Mannschaften begeben sich auf denselben, um ihn wieder herzustellen. Der Krieg ist eigentlich auch eine tägliche Beschäftigung. Jeder Eingeborene von Korror ist Tag und Kaclit auf einen möglichen Ueberfall vorbereitet; er hat stets im Munde die Worte Mokumat, Krieg und Kopfabschneidern Die schwache Bevölkerung aber und die Einführung der Feuerwaffen haben den persönlichen Muth verbannt und in den letzten zehn Jahren gab es keinen regelmässigen Benget, wie ein grosser Krieg genannt wird. Heute betreibt man bloss: Margorok aragad das ist, man stiehlt Leute. Ein Kaldebekel bekommt die Laune einen Kopf zu stehlen, ohne dass die Regierung davon weiss. Die Leute gehen in der Nacht in einem Canoe in die feindliche Nachbarschaft und suchen einen Eingeborenen auf dem Fischfänge zu überraschen. Gelingt der Zug, so sind sie frei von Strafe; kommen sie aber ohne Kopf heim, was in den letzten Jahren fast immer der Fall war, so wird das Haupt des Klubs schwer bestraft. Diese Züge sind daher selten und ein wirklicher Krieg besteht schon lange nicht mehr in Palau. 238 Beiträge zur Kenntniss der Fidschi-Insulaner. I. Die physischen V erhältnisse der Bewohner. Von J. W. Spenge!. w ährend zweier längerer Reisen in den Fidschi- Inseln gelang es Herrn Dr. Gräffe, in den Besitz einer Anzahl von Schädeln zu kommen, eine Aufgabe, die keineswegs so leicht ist, wie sie auf den ersten Blick erscheinen mag. Ein Beweis dafür ist die Thatsache, dass trotz des Cannibalismus des Volkes und trotz der Sitte, die Köpfe der erschlagenen und verzehrten Feinde offen in den Bäumen des Dorfes aufzustellen, Schädel von Fidschi-Insulanern grosse Seltenheiten sind. ') Jeder Schädel repräsentirt ein Stück der Geschichte des Volkes und der Entführung eines solchen würde bald die blutige Rache folgen. So wird es erklärlich, dass aus dem Innern der grösseren Inseln, Viti-Levu und Vanua-Levu, bisher kein Exemplar in unsere Sammlungen gekommen ist. Auch die von Herrn Dr. Gräffe gesammelten Schädel stammen leider sämmtlich von kleineren Inseln, von Oneata, Mango, Ovalau, und Vokaya, was um so mehr zu bedauern ist, als wir es hier, wie an den Küsten der grösseren, vielleicht nicht mehr mit ganz reinen unvermischten Fidschianern zu thun haben werden. r) Von den durch Herrn Dr. Gräffe nach Deutschland gelangten Schädeln befinden sich augenblicklich im Museum Godeffroy sechs Exemplare; leider ist nur einer davon mit einem Unterkiefer versehen; dagegen sind zwei lose Unterkiefer vorhanden. Ausserdem wurde ein Schädel an die anatomische Sammlung in Marburg und einer an die zoologische Sammlung in Heidelberg abgegeben, während ein dritter nach Zürich kam, ohne dass derselbe jedoch jetzt aufzufinden wäre. Die Herren Prof. Lieberkühn in Marburg und Prof. Pagenstecher in Heidelberg hatten die Freundlichkeit, mir die oben erwähnten Schädel der ihnen unterstellten Sammlungen zur Untersuchung mitzutheilen, wofür ich denselben hiemit meinen besten Dank ausspreche. Meine Hauptaufgabe wird es nunmehr sein, die acht mir vorliegenden Schädel zu beschreiben und die wichtigsten Maasse derselben mitzutheilen. Daran soll sich eine kurze Besprechung der übrigen im Museum Godeffroy befindlichen Skelettheile schliessen und endlich ein Entwurf eines Gesammtbildes von ') In der gesammten Literatur finde ich fünf Schädel und einige Fragmente erwähnt; nämlich zwei in Dumoutier, Atlas Anthropologique zu Dumont D’Urville »Voy. au Pole Sud,« pl. 33 mit vortrefflichen Abbildungen in V2 nat. Gr. en face und en profil, einen in Nott and Gliddon, »Types of Mankind,« p. 437 (aus Martin, »Man and Monkey.« auch in Prichard, »Nat. Hist, of Man,« 3. ed. p. 351 übergegangen), mit einem Holzschnitt, der den Schädel in etwa 'U nat. Gr. darstellt; in Davis Sammlung befinden sich nach dem Thesaurus craniorum p. 314 zwei weibliche Schädel, zwei männliche unvollkommne ( alvaria und einige Trümmer eines dritten männlichen Schädels. Masse eines Fidschi-Schädels ohne genauere Angaben über Herkunft etc. finden sich ferner in De Rochas’ Aufsatz »Sur les Neo-Caledoniens.« (Bull. Soc. d’Anthrop. 1860. T. I. p. 400). 2) Allerdings trägt ein Schädel, Nr. 7, die Aufschrift »Yiti Levu Native, Indis- Höhle Vokaya,« doch scheint diese Angabe nicht ganz sicher begründet zu sein. 239 64 dem physischen Habitus der Bewohner, dieses durch seine geographische Lage so interessanten Insel- Archipels, soweit ein solches nach unsern bisherigen Kenntnissen überhaupt auszuführen ist. ’) Ko. I. Der auf Tafel 5 dargestellte Schädel bildet einen Theil eines fast vollständigen im Besitze des Museum Godeffroy befindlichen Skelettes. Dasselbe wurde von Herrn Dr. Gräffe auf der kleinen aus einem einzigen Vulkane bestehenden Insel Mango ausgegraben, nachdem diese in den Besitz eines Weissen gekommen und die ursprünglichen Einwohner, die sich nach Herrn Dr. Gräffe’s Meinung ziemlich frei von Vermischung mit Tonganesen erhalten hatten, auf die Insel Vuna oder Taviuni hinübergeschafft worden waren. Der Schädel muss allen Anzeichen nach einem kräftigen ausgewachsenen Manne angehört haben. Von den erhaltenen Zähnen erscheint der linke Eckzahn des Unterkiefers stark abgeschliffen, während die Backzähne nur wenig abgenutzt sind. Die Nähte beginnen zu verstreichen: die Kronennaht ist bis auf zwei symmetrisch gelegene Stellen, in der Gegend der Schläfenlinien, obliterirt; die Lambdanaht ist zum grossen Theil und die Pfeilnaht bereits völlig geschlossen. Doch ist der Verlauf sämmtlicher Nähte noch deutlich erkennbar. Schon bei oberflächlicher Betrachtung fällt die mächtige Ausbildung fast sämmtlicher Muskelleisten auf. Vom processus zygomaticus des Stirnbeins aus verläuft die linea semicircularis temporum inferior (Hyrtl) in Gestalt einer Crista bis etwa an die Kronennaht, um hier schwächer zu werden und gegen die obere Schläfenlinie, die als Begrenzung eines starken, durch seine glattere Oberfläche gegen die mehr poröse Umgebung abstehenden Knochenwulstes erscheint, zurückzutreten. Der gewaltig entwickelte, knorrige processus mastoideus, sowie die scharfe protuberantia occipitalis externa, tragen nicht wenig zum Charakter des Schädels bei, ebenso die stattlichen arcus superciliares, durch welche die sonst recht gute Wölbung der Stirn wesentlich beeinträchtigt wird. Der Grad der Prognathie ist dagegen mässig, indem der »Profilwinkel« * 2) 86° beträgt. An dem breiten, steil aufsteigenden Aste des Unterkiefers scheint sich ein kräftiger masseter inserirt zu haben, eine Vermuthung, in der man durch einen Blick auf den auffallend breiten und zackigen untern Band des Jochbogens bestärkt wird. In der Norma frontalis überrascht die Breite der Scheidewand zwischen den grossen viereckigen Augenhöhlen, während die apertura pyriformis nur mässig gross ist. Tubera frontalia sind nicht zu erkennen. Die Jochbeine treten wenig hervor. Nach der Norma verticalis steht der Schädel nahe der Grenze zwischen Meso- und Brachycephalie, indem sich aus seiner Länge von 184 mm. und seiner Breite von 146 mm. ein Längenbreiten-Index von 79.3 berechnet. Die grösste Breite liegt im siebenten Zehntel der Länge, von der Stirn aus gerechnet, und verhält sich zur geringsten Breite (an der Stirn, oberhalb der processus zygomatici) etwa wie 10 : 7. Aus dem Verhältnis der Höhe von 137 mm. zur Breite ergiebt sich ein Breitenhöhen-Index von 93.8, aus dem der Höhe zur Länge ein Längenhöhen-Index von 74.5. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel als ein Piinfeck, dessen Höhe etwas geringer ist, als die Breite. An dem Hinterhaupt sind die untere und hintere Fläche durch die stark entwickelte linea nuchae superior scharf von einander gesondert. Die linea nuchae suprema und inferior sind nur schwach ausgebildet. Dagegen ist die crista mediana in ihrer vorderen Hälfte fast scharf wie ein Messer und von zwei Gruben eingeschlossen. Das foramen magnum ist oval. (Index 83.3.) ') Die 1860 im Museum Godeffroy vorhandenen Schädel waren bereits Herrn Prof. Kölliker in Würzburg zur Bearbeitung übergeben; dieser sandte dieselben jedoch wegen Ueberhäufung mit andern Arbeiten zurück, nachdem er darüber in einer Sitzung der Medicinisch-physikalischen Gesellschaft zu Würzburg einige kurze Mittheilungen gemacht hatte (s. Neue Würzburger Zeitung. 1869, Nr. 159). 2) S. die Erklärung zur Tabelle der Schädelmasse, 240 G5 No. II. Der auf Tafel G dargestellte Schädel stammt von derselben Insel Mango, und wurde dort nebst mehreren andern und andern Skelettbeilen in einer nur durch Leitern zugänglichen Höhle gefunden. Die Angabe, »Ueberrest einer kannibalischen Mahlzeit«, die sich auf der dem Schädel beigegebenen Etikette befindet, scheint unbegründet. Dieser Schädel zeigt in vielen Punkten ein dem Vorhergehenden entgegen¬ gesetztes Verhalten. Durch seine durchweg runden und sanften Contouren, wie durch die schwache Entwicklung aller Cristen und Linien, giebt er sich offenbar als einem weiblichen Individuum angehörig zu erkennen. Die suturae spheno-parietales und spheno- frontales sind geschlossen, die sutura sagittalis beginnt zu obliteriren und von der Nasofrontalnaht ist rechterseits nur noch eine Spur vorhanden, während sie auf der linken Seite vollkommen offen ist. Die übrigen Nähte sind offen. In der Lambdanaht befinden sich ausgedehnte Nahtknochen. Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind ziemlich deutlich ausgeprägt, die untere jedoch nur bei geeigneter Beleuchtung erkennbar. Die Schläfenschuppe ist schmal und niedrig, der processus mastoideus zart. Arcus superciliares und Stirnhöcker fehlen fast vollständig. Dagegen ist der Schädel viel prognather als der vorhergehende, indem der Profilwinkel 81.5° beträgt. Norma frontalis: Schon hier fällt die ungewöhnliche Schmalheit und Höhe des Schädels aus, namentlich des Hirnschädels, obwohl auch die Jochbeine nur unbedeutend hervortreten; der Oberkiefer erscheint am Alveolarrande sehr schmal. Dabei sind die Augenhöhlen hoch und breit, doch mehr rundlich als beim Schädel No. I. Norma verticalis: Der Schädel erscheint hiernach als ein exquisiter Dolichocephalus indem die Länge von 180 mm. sich zur Breite von 1 IG mm. verhält wie 100 : 64.4. Die grösste Breite liegt etwa an der Grenze zwischen dem sechsten und siebenten Zehntel der Länge von der Stirn aus gerechnet, und verhält sich zur geringsten Breite ungefähr wie 10 : 8. Aus dem Verhältnis der Höhe von 138 zur Breite ergiebt sich ein Höhenbreiten-Index von 118.9, und aus dem der Höhe zur Länge ein Höhenlängen-Index von 7G.6. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel als ein Fünfeck, dessen Höhe die Breite ziemlich bedeutend übertrifft, und dessen nahezu gerade parietalen Seiten fast senkrecht stehen. Am Hinterhaupt gehen die hintere und untere Fläche, bei nur schwach angedeuteten Nackenlinien, mit ziemlich sanfter AVölbung in einander über, während die protuberantia externa ganz fehlt. Die Basis des Schädels ist fast vollständig durch Ulcerationen zerstört, die sich auch auf den grössten Theil der inneren Schädeloberfläche, den Körper und die Flügel - Fortsätze des Keilbeins, das Siebbein und Tlieile der Gaumenbeine und der Oberkieferbeine erstreckt haben. r) No. III. Der auf Tafel 7 dargestellte Schädel wurde in derselben Höhle auf der Insel Mango wie der vorhergehende gefunden, und hat leider nur zu deutlichen Spuren gleicher Ulcerationen aufzuweisen. Das ') Nach mündlichen Mittheilungen des Herrn Dr. G raffe rühren diese Verletzungen keinenfalls von Syphilis her, so sehr auch das Ansehen für solche zu sprechen scheint, denn Syphilis war zu der Zeit, aus der dieser Schädel stammen wird — derselbe ist jedenfalls nicht jünger als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts — auf den Fidschi-Inseln noch unbekannt, wie sie es nach Dr. Gräfte ’s Aussagen, mit denen auch die von Wilkes (Narrative of the U. S. Exploring Expedition, vol. III. p. 327) übereinstimmen, auch heutzutage noch ist. Herr Dr. Gräffe erklärt die Verletzungen nach seinen Erfahrungen als die Folge eines auf den Fidschi-Inseln sehr häufigen Lupus, während Wilkes (a. a. 0. p. 326) eine der Framboesia (»yaws«) ähnliche unter dem Namen »dthoke« auf diesen Inseln bekannte Krankheit schildert, welche ähnliche Wirkungen herbeiführen zu können scheint (sin adults the perioranium is oftener affected than in children, the bone is denuded, and frequently peaces of the table of the skull come away. ... Cases are by no means rare of the loss of the palate and nose.») Näher auf diese I rage einzugehen, ist hier nicht der Ort. 241 9 66 Individuum scheint mit dieser Krankheit lange gelebt zu haben, indem der Schädel auf der afficirten rechten Seite erkennbar in der Entwicklung gegen die linke zurückgeblieben ist, so zwar, dass die Achse des Schädels in der Komm basilaris deutlich geknickt erscheint. Durch die Krankheit zerstört sind: die hintere Hälfte des rechten os parietale, der an das Hinterhaupt grenzende Theil des os temporum, und der grösste Theil der tabula vitrea der Innenfläche. Von diesen krankhaften Theilen sind posthum noch ziemlich beträchtliche Stücke abgebrochen; ebenso scheint ein grosses Loch rechts vom foramen magnum erst aus jüngerer Zeit zu stammen. Der Schädel wird einem kräftigen ausgewachsenen Manne angehört haben. Die fünf erhaltenen Backzähne sind noch wenig abgeschliffen. Die Nähte sind mit Ausnahme der durch die Krankheit afficirten Pfeil- und Lambdanaht, welche zum Theil verwachsen sind, noch vollkommen offen. Zwischen den Augenbrauenbögen findet sich ein Rest der sutura frontalis. Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind deutlich ausgebildet; die untere verläuft über dem Zitzenfortsatz als stattliche Crista. Die Stirn ist recht gut gewölbt, mit ziemlich deutlichen Tubera und mächtigen Superciliarbögen. Auch die tubera parietalia sind ziemlich bestimmt. Am Hinterhaupt ist die hintere Fläche gegen die untere scharf abgesetzt. Der Grad der Prognathie ist bedeutend, indem der Profilwinkel 79° beträgt. Norma frontalis: Die Stirn ist ziemlich breit und hoch; die Augenhöhlen sind etwas viereckig, aber niedrig. Die apertura pyriformis ist von massiger Grösse. Norma verticalis: Der Längenbreiten-Index ist der Verletzungen wegen nicht genau zu berechnen; doch beträgt er ungefähr 72, so dass der Schädel jedenfalls als dolichocephal zu bezeichnen ist. Die grösste Breite liegt im siebenten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten etwa wie 10 : 6.qs. Aus dem Verhältniss der Höhe von 14.4 mm. zur Breite von etwa 12.- mm. ergiebt sich ein Höhenbreiten- Index von 113.4, und ans dem der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 81.3. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel ziemlich deutlich fünfeckig, mit grösserer Höhe als Breite, Die Zitzenfortsätze stehen kaum hervor. Von den Linien des Hinterhauptes fehlt die suprema fast gänzlich, die übrigen sowie die protnberantia sind mächtig ausgebildet. Norma basilaris: Besonders in dieser Ansicht fällt, wie bereits angedeutet, die verschiedene Ausbildung der beiden Hälften des Schädels auf, und zwar des Hirnschädels, während der Gesichtsschädel vollkommen symmetrisch geblieben ist. Die Hinterhauptslinien sind rechts nur angedeutet und der processus mastoideus derselben Seite ist weit schmächtiger als der der andern. Das foramen magnum ist fast kreisrund, indem der Längendurchmesser den Breitendurchmesser nur um wenig übertrifft (Index 96.6). Am Gaumen ist ein beträchtlicher Rest der sutura incisiva erhalten. Die Griffelfortsätze sind sehr schmächtig und kurz. No. IV. Der auf Tafel 8 dargestellte Schädel stammt gleichfalls aus der bereits mehrfach genannten Felsenhöhle auf Mango. Er hat offenbar einem ausgewachsenen Manne angehört, und ist fast vollständig wohl erhalten; nur vom Zahnrand sind einige Stückchen abgebrochen; die Zähne fehlen sämmtlicli. Die Nähte sind durchweg offen; nur unbedeutende Tlieile der Kronen- und Pfeilnaht beginnen sich zu schliessen. An der Stirn ist noch ein kaum sichtbarer Rest einer sutura frontalis vorhanden. Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind stark ausgeprägt, aber nicht im ganzen Verlauf deutlich von einander getrennt, so dass sie stellenweise zu einer verschmelzen. Ueber der Ohröffnung und dem Zitzenfortsatz erscheint die untere Schläfenlinie als Crista. Die Stirn ist ebenmässig gewölbt und wenig fliehend; Superciliarbögen fehlen fast gänzlich, dagegen sind die tubera frontalia mässig deutlich. Sehr hervortretend sind die Scheitelhöcker. Am Hinterhaupt sind die hintere und untere Fläche weniger 242 scharf von einander abgesetzt als bei Schädel I und III. Der Grad der Prognathie ist gering, indem der Profilwinkel 84° beträgt. % Norma frontalis: Durch die mächtig vortretenden Scheitelhöcker erhält der Schädel ein sela- eckiges Aussehen. Dabei springen die Jochbogen wenig vor. Die Augenhöhlen sind weit, eckig und ziemlich hoch. Die apertura pyriformis ist sehr breit. Norma verticalis: Auch in dieser Ansicht verleihen die vortretenden Scheitelhöcker dem Schädel einen sehr ausgeprägten Charakter. Als Längenbreiten-Index finden wir bei einer Länge von 182 mm. und einer Breite von 137 mm. 74.3, wonach wir den Schädel als mesodolichocephal bezeichnen müssen. Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa wie 10:7. Aus dem Verhältniss der Höhe von 136 mm., zur Breite von 137 mm, berechnet sich ein Höhen¬ breiten-Index von 99.3, und aus dem der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 74.7. In der Norma occipitalis ist der Schädel sehr deutlich fünfeckig mit fast gleicher Höhe und Breite- Die kräftigen processus mastoidei treten stark hervor. Die Nackenlinien sind sämmtlich sehr deutlich, auch die linea suprema. Die protuberantia ist ziemlich stark aber abgerundet. Die crista mediana ist nur niedrig. Norma basilaris: Das foramen magnum ist sehr länglich, (Index 81. s) die Condylen klein. Die processus styloidei scheinen, nach den unbedeutenden Resten zu urtheilen, nur schmächtig gewesen zu sein; die processus mastoidei dagegen sind ausserordentlich breit. Die untere Fläche der Jochbogen ist rauh und namentlich im vordem Tlieile recht breit. Am Gaumen finden wir auch hier einen schwachen Rest der sutura incisiva, aber versteckt von eigentümlichen baumartigen Unebenheiten, welche das vordere Drittel des Gaumens bedecken. No. V. Der auf Tafel 9 dargestellte Schädel trägt die Aufschrift: »Aus einer Höhle auf One-ata. Ueberrest einer kanibalischen Mahlzeit. « Habe ich für die auf Mango gefundenen Schädel die Richtigkeit dieses Zusatzes bezweifeln zu müssen geglaubt, so trägt dieser Schädel die unverkennbaren Spuren eines gewalt¬ samen Todes durch einen Keulenschlag in Gestalt eines Bruches des Stirnbeines. Konnte man vielleicht über das Geschlecht zweifelhaft sein, so kennzeichnet sich der Schädel schon hierdurch als einem Manne angehörig. Dafür spricht auch die kräftige Ausbildung der Superciliarbögen, wie die Gesammtform, wenn auch die Muskellinien grossentheils nicht sehr stark entwickelt sind und die Gaumenplatte auffallend klein ist. Abgesehen von der erwähnten Verletzung ist der Schädel gut erhalten; die linke Schläfenschuppe ist beim Eintrocknen abgespalten; aus der verticalen Platte des rechten Gaumenbeines ist ein Stückchen post mortem ausgebrochen. Die Zähne fehlen sämmtlich; auch einige Tlieile des Zahnrandes sind ausgebrochen. Die Griffelfortsätze sind gänzlich abgebrochen. Die Nähte sind ohne Ausnahme vollkommen offen und zum Theil sehr reichlich mit Zacken und Nahtknochen versehen. Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind schwach, aber erkennbar und stark geschwungen; die untere endet über der Ohröffnung und dem Zitzenfortsatz als stattliche Crista. Die Stirn ist etwas mehr fliehend als bei den meisten übrigen Schädeln. Die tubera parietalia treten wie bei dem Schädel No. IV sehr stark hervor. Die Hinterhauptschuppe ist gewölbt, so dass sich die hintere und untere Fläche nicht deutlich von einander absetzen. Der Zitzenfortsatz ragt lang und spitz nach unten hervor. Die Prognathie ist bedeutend, indem der Profilwinkel 80.5° beträgt. Norma frontalis: in dieser Ansicht stellt sich der Schädel etwa zwischen Schädel IT I und I \ . Die arcus superciliares sind mächtig entwickelt, kaum angedeutet dagegen sind die tubera frontalia. Die Augenhöhlen sind geräumig und eckig, die Scheidewand schmal. Die apertura pyriformis ist von massiger Grösse und nicht so breit wie bei dem vorhergehenden Schädel. Rest einer Stirnnaht. 243 68 Norma verticalis : auch hier machen sich die Scheitelhöcker stark geltend und verleihen dem Schädel ein eckiges Aussehen. Ans der Länge von 184 mm. und der Breite von 138 mm. ergiebt sich ein Längen¬ breiten-Index von 75; danach hätten wir den Schädel als mesodolichocephal zn bezeichnen. Die grösste Breite liegt im siebenten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa Avie 10 : 6.6. Aus dem Verhältnis der Höhe von 145 mm. zur Breite berechnet sich ein Höhenbreiten-Index von 105. i und aus dem der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 78.8. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel weniger eckig als die meisten übrigen, (daj[die Scheitelbeine sowie die Hinterhauptsschuppe ziemlich stark gewölbt sind. Die Zitzenfortsätze ragen spitz nach unten hervor. Sämmtliche Hinterhauptslinien sind deutlich, wenn auch nicht eben stark ausgebildet; die protuberantia occipitalis ist sehr schwach. Norma basilaris: Das foramen magnum ist oval (Index 80.6) und sehr weit. Die Zitzenfortsätze sind spitz und lang; die Griffelfortsätze sind ganz ausgebrochen. Die Gaumenplatte ist sehr klein und wie bereits oben erwähnt etwas verletzt. Auch bei diesem Schädei finden wir einen ziemlich bedeutenden Rest der sutura incisiva. Die Rauhigkeiten des breiten untern Randes der Jochbögen sind ausserordentlich stark. No. VI. Der auf Tafel 10 dargestellte Schädel stammt aus einer Höhle auf der Insel Vokaya. Derselbe ist bereits stark calcinirt, daher sehr leicht und leider auch stark beschädigt. So fehlt die ganze linke Hälfte des Gesichtsschädels nebst beiden Nasenbeinen. Die zahlreichen kleineren Verletzungen brauche ich nicht namhaft zu machen, sondern kann auf die Abbildungen verweisen. In Bezug auf das Geschlecht bin ich einigermassen zweifelhaft geblieben; doch scheint es mir am wahrscheinlichsten, dass der Schädel einer Frau angehört hat. Die Nähte sind ohne Ausnahme vollkommen offen; die Kronennaht klafft stark, die Sagittalnaht zeichnet sich durch Einfachheit aus. Von den Zähnen des noch vorhandenen rechten Oberkiefers sind der zAveite und dritte Backzahn erhalten und wenig abgenutzt. Norma temporalis: Die Schläfenlinien sind auf beiden Seiten sehr schwach entwickelt; die untere endet Avie bei den übrigen Schädeln als Crista. Die Stirn ist recht gut gewölbt, mit mässig starken Superciliarbögen beginnend. Die tubera frontalia sind ziemlich deutlich. Die Hinterhauptsschuppe ist stark gewölbt, ohne Knickung, die Zitzenfortsätze scheinen nicht sehr kräftig geAvesen zu sein. Der Grad der Prognathie ist nicht genau zu bestimmen, doch scheint er nur gering gewesen zu sein, etAva 86 °. Norma frontalis: Die Orbitae sind sehr gross, aber Avie bei den übrigen Schädeln eckig. Die Scheidewand ist sehr breit. Norma verticalis: Bei der geringen Ausbildung der Scheitelhöcker erscheint der Schädel weniger eckig. Aus der Länge von 175 mm. und der Breite von 132 mm. ergiebt sich ein Längenbreiten-Index von 75.4; danach ist der Schädel als mesodolichocephal zu bezeichnen. Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa Avie 10 : 7.25. Aus dem Verhältnis der Höhe von 141 mm. zur Breite ergiebt sich ein Höhenbreiten-Index von 106.8, und aus dem der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 80.6. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel ziemlich rundlich. Die Hinterhauptslinien sind deutlich, aber nur scliAvach ausgebildet; die protuberantia occipitalis fehlt fast vollständig. Norma basilaris: Das foramen magnum ist weit und oval, Index 83.3. Die Gaumenplatte ist klein. Auch bei diesem Schädel ist ein deutlicher Rest der sutura incisiva erhalten, der sich durch die ganze Länge des offengedeckten canalis incisivus verfolgen lässt. Ueber die Beschaffenheit des untern Joclibogenrandes ist nichts zu sagen, da rechts nur ein Theil des Jochfortsatzes des Schläfenbeins erhalten ist, während links die ganze Jochbrücke ausgebrochen ist. 244 69 No. VII. Der Schädel der Heidelberger zoologischen Sammlung stammt von der Insel Ovalau. Vollständig erhalten ist von diesem merkwürdigen, in seiner Form von den meisten übrigen ziemlich bedeutend abweichenden Schädel nur der Hirnschädel mit Ausnahme des Siebbeins, das bis auf einen Tlieil der lamina cribrosa abgebrochen ist. Vom Gesichtsschädel sind nur die Nasenbeine und der rechte processus frontalis des Oberkieferbeines vorhanden. Auf den Scheitelbeinen finden sich an verschiedenen Stellen kleine rundliche flache Exostosen; ähnliche verschliessen beiderseits einen grossen Tlieil des knöchernen Gehörganges, möglicher Weise eine Folge der künstlichen Erweiterung der Ohrläppchen. ') Die Stelle der ehemaligen hinteren Fontanelle erscheint als eine stark erhabene dreieckige Fläche. Von den Nähten sind die Pfeil- und Lambdanaht im Obliteriren begriffen, die übrigen offen und zum Tlieil sehr locker. Der Schädel scheint einem ausgewachsenen Manne angehört zu haben. Norma temporalis: Durch die langen spitzen processus mastoidei und die geringe Knickung der Hinterhauptsschuppe erhält der Schädel ein, von den bisher besprochenen, wesentlich abweichendes Aussehen. Die Stirn beginnt an der Nasenwurzel mit mächtigen arcus superciliares und verläuft von der Höhe dieser aus, stark fliehend nach hinten. An dem flachen Hinterhaupte springt eine fast hakenförmige Protuberanz stark hervor. Die Schläfenlinien sind erkennbar, wenn auch die untere nur in ihrem vordem und hintern Theile sehr deutlich ist, über der Ohröffuung mit einer hohen Crista endend. In der Norma frontalis besitzt der Schädel, abgesehen von den vorspringenden Augenbrauenwülsten viel Aehnliclikeit mit dem Schädel No. H. Er ist hoch und sehr schmal. In der Mitte des Stirnbeines finden wir eine erhabene dreieckige Fläche, deren Spitze über der Glabella, deren Basis an der Kronennaht liegt. Am meisten fällt die Aehnliclikeit mit No. n, jedoch in der Norma verticalis auf. Wir haben es danach wieder mit einem exquisiten Dolichocephalus zu tliun, dessen Länge 193 mm., dessen Breite 125 mm. beträgt; der Längenbreiten-Index ist demnach 64.8. Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge, von der Stirn aus gerechnet und verhält sich zur geringsten Breite etwa wie 10 : 8. Aus dem Verhältniss der Höhe von 145 mm. zur Breite ergiebt sich ein Höhenbreiten-Index von 116, und aus dem der Höhe zur Länge ein Höhenlängen-Index von 75. i. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel von fast parallelen Seitenwänden begrenzt, nach unten ragen die Zitzenfortsätze scharf vor, tubera parietalia fehlen, und der obere Contour ist ziemlich regelmässig gewölbt. Von den Linien des Hinterhauptes ist die linea suprema nicht mit Sicherheit nachzuweisen, die sehr hohe und scharfe superior ist nebst der Protuberanz ungewöhnlich gegen das foramen magnum gerückt, die crista mediana fehlt. Die Ebene des foramen magnum sieht etwas nach hinten; seine Form ist regelmässig oval. (Index 82.s). Die zum grossen Tlieil abgebrochenen Griftelfortsätze scheinen stark und lang gewesen zu sein. Liest man Pritchards Angabe, dass auf einigen Inseln der Fidschi- Gruppe die Sitte verbreitet ist, den Kindern bis zum neunten Monate durch Händedruck den Kopf künstlich zu formen, so kann man sich kaum der Vermuthung entziehen, dass Aelmliches auch mit diesem Schädel geschehen sei. -) Möglicher Weise lassen die flachen Exostosen des Schädeldaches auf eine infolge eines Druckes entstandene Periostitis schliessen. Bandagen u. dgl. sind jedenfalls nicht angewendet; denn einerseits finden sich am Schädel keinerlei Spuren von der Einwirkung solcher, und andererseits kommt dies Mittel der Deformirung aut den Fidschi-Inseln niemals in Anwendung. ') Vergl. Seligmann, »lieber Exostosen an Peruanerscliäcleln.« (Arcli. f Anthropol. I\. S. 147 ) *) Pritchard. »Polynesian Reminiscences.« p. 427. 245 70 No. VIII. Der Scliäclel der Marburger anatomischen Sammlung, ist der Indis-Höhle auf Vokaya entnommen und soll nach der Aussage der Etikette einem Eingebornen von Viti-Levu angehört haben. Nach der schon ziemlich weit fortgeschrittenen Calcination des Knochens muss derselbe bereits längere Zeit in der Höhle gelegen haben, so dass sich über die genauere Herkunft nichts Sicheres wird sagen lassen. Der Schädel ist, abgesehen von dem ausgebrochenen linken Jochbogen und den abgestossenen Hinterhaupts- condylen, wohl erhalten, auch mit Unterkiefer versehen. Nur fehlt auch hier der grösste Theil der Zähne; die noch vorhandenen Backzähne sind gesund und in massigem Grade abgeschliffen. Die Nähte sind sämmtlich noch vollkommen frei. Der Schädel dürfte demnach einem Individuum von mittlerem Alter, und, nach der gesammten Conformation und dem Verhalten der Muskelleisten etc. zu schliessen, männlichen Geschlechts angehört haben. In manchen Verhältnissen besitzt derselbe bedeutende Aehnlichkeit mit dem Schädel No. HI, wie auch mit dem gleichfalls aus Vokaya stammenden Schädel No. 7. Norma temporalis: Die untere Schläfenlinie ist ausserordentlich stark entwickelt, und endet über dem stattlichen Zitzenfortsatze mit einer hohen Leiste, während die obere weniger deutlich ist. Die Stirn ist wenig fliehend und gut gewölbt, die Augenbrauenwülste sehr mächtig. Das Hinterhaupt erscheint durch die starke Ausbildung der oberen Nackenlinien und der Protuberanz scharf geknickt. In der Norma frontalis, gleicht der Schädel am meisten dem Schädel Nr. 3. Die Augenhöhlen sind hoch und nahezu viereckig, nur durch eine ziemlich schmale Scheidewand von einander getrennt. Die Joclibögen springen ein wenig mehr seitlich hervor. Auch nach der Norma verticalis stellt sich der Schädel am nächsten neben No. III. Da sich aus der Länge von 178 mm. und der Breite von 132 mm., ein Längenbreiten-Index von 74.i ergiebt, so haben wir denselben als mesoceplial zu bezeichnen. Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa wie 10:7. Aus dem Verhältniss der Höhe von 146 mm. zur Breite ergiebt sich ein Hölienbreiten-Index von llO.c, und aus dem der Höhe zur Länge ein Höhenlängen-Index von 82. In der Norma occipitalis erscheint der Schädel deutlich in Form eines Fünfeckes, dessen Höhe grösser ist als die Breite, welche in den Scheitelhöckern liegt, so dass die parietalen Seiten ein wenig nach unten convergiren. Von den Linien des Hinterhauptes sind die lineae nuchae suprema und superior zu einem stattlichen Wulste zusammengerückt, in dessen Mitte eine starke Pro tuberanz entspringt. Die linea inferior ist ziemlich deutlich und die crista mediana scharf, obwohl nur niedrig. Das foramen magnum schaut gerade nach unten und ist fast kreisrund. (Index 90.) Der Unterkiefer hat mässig breite und sehr niedrige aufsteigende Aeste, der Winkel ist ziemlich abgerundet. Das Kinn springt recht bedeutend vor. Versuchen wir nach dieser Betrachtung der einzelnen Schädel, uns ein Bild von dem Charakter eines Fidschianer-Schädels überhaupt zu machen, so stossen wir dabei auf grosse Schwierigkeiten. Zwar ist es leicht, sich aus den Mittelzahlen, wie sie sich aus den Hauptmassen der uns vorliegenden und der übrigen in der Literatur erwähnten Fidschianerschädel ergeben, eine ungefähre Vorstellung von einem Durchschnittsschädel unseres Volkes zu machen. Aber über die Bedeutung dieses Ideales darf man sich bei so gewaltigen Abweichungen keine Illusionen machen. Trotzdem will ich es versuchen, eine derartige Skizze zu entwerfen. Der mittlere Fidschianerschädel ist doliclioceplial, mit einem Längenbreiten-Index von ca. 72; die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite, etwa wie 10 : 7. Dabei ist er stark hypsiceplial, indem der Höhenbreiten- Index 107.9 beträgt. Derselbe Charakter spricht sich in dem Ueberwiegen des Höhenlängen-Index von 77.9, gegen den Längenbreiten- Index von 73 aus. Somit ist also die Vermuthung, welche J. B. Davis 1866 in seinem Aufsatz »on the 246 71 Schädelmasse. 1, 2, 3 4. 5. 6. .7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. Capacität . Horizontalumfang . . Länge . Breite . Höhe . Profilwinkel . Sagittalumfang des Stirnbeins . Länge der Sagittalnaht . Sagittalumfang der Hinterliauptschuppe Entfernung der vordem Fontanelle^ vom Vorder- » » hintern d raode des for. magn. Entfernung der Nasenwurzel . . . von der Mitte der Ohröffnung. vom Vorder¬ rande des foramen magnum. des Nasenstachels . » » Kinnes . » der Nasenwurzel . . . » des Nasenstachels . . » » Alveolarrandes . Oberer Frontaldurchmesser .... Unterer » .... Parietaldurchmesser . Jugaldurchmesser . Maxillardurchmesser . Mastoidealdurchmesser . Entfernung der Mitten der Gelenkflächen des Unterkiefers . Querumfang . . Länge des Hinterhauptsloches . . Breite » » . Breite der Augenhöhlen . Höhe » » . Breite der Nasenöffnung . Höhe der Nase von der spina bis zur Wurzel Höhe des Gesichtes . . Unterer Umfang des Unterkiefers . Mediane Höhe » » . Entfernung der Winkel des Unterkiefers . Längenbreiten-Index . Höhenbreiten-Index . Höhenlängen-Index . Lage der grössten Breite in Zehnteln der Länge V erliältniss d. grössten zur geringsten Breite (10 : X) I. III IV. V. VII. VIII. 4/1 c/> c 5 1 1 o i o w c 3.S 2 ro I — o 384 * VI. II. aus Davis Thesaurus Craniorum. 233 ? | 234 9 Mittel. 1500 — 1325 1485 — — — 1335 1165? — _ 1362 545 505 505 505 520 505 500 495 490 495 488 504.8 184 177 182 184 193 178 175 175 180 183 175 180.5 146 127 ? 2 137 138 125 132 149 132 116 122 127 131., 137 144 136 145 145 146 — 141 138 — — 141.5 86° 79° 84“ 80.5 0 — — 89 0 * 3) 86“ 81.5 0 85“ * 85“ * 84“ 120 140 125 135 127.5 125 124 125 125 124 127 127 140 130 125.5 135 147.5 140 124 130 130 129 127 132., 117.5 112.5 120 115 115 115 124 112.5 120 129 119 117.9 135 143 137 138 145 141 — 138 136? — — 189., 124 116 114 97 122 114 — 114 120? — — llö.i 116 106 113 106 116 110 — 105 105 — — 109-6 122 116 117 106 — — — 105? 105 — — 111 8 143 — — — — 133 — — — — — 138 107 97.5 104 101 110 105 — 100 — — — 103 5 104 97 105 97 — — — 96? — — — 99.8 104 102 108 101 — 103 — 95 — — — 102, 58 59 54 53 63 55 — 58 47 — — 55.f> 97 94 96 88 96 95 — 96 93 — — 94.i 139 — 135 135 120 132 — 125 112 — — 128.3 143 131 132 130 — 134 — — 109 119 117 1269 69 65 68 59 — 62 — — 58 — — 63.5 128 128 122 121 127 123 — 107 110 — — 120., 106 93 97.5 92 — — _ 95 85 _ _ 94.7 345 — 335 350 345 345 — 345 315 — — 340.7 36 30 33 36 35 30 — 36 — — — 33, 30 29 27 29 29 27 — 30 — — — 28.7 44 38 40 40 — 40 — 39 41 — — 40.3 37 31 36 35 — 39 — 38 36 — — 36 28 21 26 24 — 23 — — 25 — — 24.5 60 52 51 49 — 49 — — 49 — — 0l,7 79 72 72 64 — 70 — 70? 73 — — 71 i 220 — — - — 210 — — — — — 215 32.5 — — — — 29 — — — — — 30 75 105 — — — — 92 — — — — 98 5 79.3 72 ? 743 75 64.8 74i 79 75..i 64.1 66 71 72 3 93.8 113.4 99.3 105., 116 110.6 — lOO.s 118.9 — — 107.9 74.5 81.3 74.7 78.8 75.i 82 — 80.6 76.6 — — 77.9 7 7 7 7 7 7 — 7 7 — — 0.9 10:7 10:6.25 10:7 1 L0 : 6 6 10 : 8 1 10:7 — 0:7.25 | 10:8 — — 10:7.13 *) Die Capacität konnte des zerbrechlichen Zustandes des Schädels wegen nur mit Rübsamen gemessen werden. 2) Das Fragezeichen hinter einer Zahl soll andeuten, dass das Maass, einer Verletzung des Schädels wegen, nicht mit voller Genauigkeit hat genommen werden können. 3) Die in Spalte 7, 10 und 11 angegebenen, mit einem * versehenen Profilwinkel, beziehen sich nicht auf Davis’ Schädel, sondern der von Spalte 7 auf den männlichen, der von Spalte 11 auf den weiblichen Schädel in Dumoutier »Atlas Anthropologique« , der von Spalte 10 auf den in Nott and Gliddon «Type« of Maukind« abgebildeten Schädel. 247 72 peculiar crania of tlie inliabitants of certain groups of Islands in the Western Pacific« p. 15 ausgesprochen hat, dass auch die Fidschianer hypsistenocephale Schädel haben würden, vollkommen bestätigt. Der Grad der Prognathie ist bedeutend, der Profilwinkel beträgt 82.7 °. Die Capacität ist 1362 Cubik-Centimeter. Betrachten wir dagegen die Grenzen, innerhalb deren die verschiedenen Masse schwanken, so finden wir sehr beträchtliche Abweichungen. Der Längenbreiten-Index schwankt von 64.4 bis 79.3, der Höhenbreiten-Index von 93.s bis 118.9, der Profilwinkel von 79° bis 86°. Constant, erscheint die Lage der grössten Breite im siebten Zehntel der Länge. Die Capacität schwankt zwischen 1165 und 1500 Ccm., oder wenn man von dem weiblichen Schädel No. II abselien will, zwischen 1325 und 1500 Ccm. Aber auch die Angaben über die Hypsistenocephalie müssen wir modificiren, und zwar dahin, dass in dieser Beziehung zwei Formen zu unterscheiden sind, eine extrem hypsistenocephale, zu der die Schädel H, III, VII und VIII mit Höhenbreiten-Indices von resp. 118.9, 116, 113.4 und 110.6 gehören, und eine Gruppe mit massiger Hypsistenocephalie und selbst Platycephalie — letzteres vielleicht nur ausnahmsweise (Schädel I und IV), indem der Schädel I auch in Bezug auf den Längenbreiten-Index von 79.3 ausserhalb der Reihe steht. Erläuterungen zur Tabelle der Schädelmasse und zu den Abbildungen. Alle Schädel sind in 4 Ansichten in V4 der natürlichen Grösse photographirt, und diese Abbildungen alsdann in der Lithographie auf das Doppelte vergrössert. Hiervon ist leider die Tafel 5 ausgenommen, indem durch ein Versehen die Photographieen nur um ungefähr die Hälfte vergrössert wurden, so dass dieser Schädel, welcher in Natur der grösste ist, kleiner als die übrigen erscheint; die Abbildung stellt ihn also in ca. 3/s der natürlichen Grösse dar. Dass trotzdem genaue Messungen an diesen Abbildungen nicht vorgenommen werden können, ist Schuld der (perspectivischen) Photographie. Muss ich nun diesen Mangel zugeben, so haben doch meine Abbildungen den Vorzug nach einem streng durchgeführten Princip aufgenommen zu sein. Ich habe nämlich die Schädel durchweg nach ihrer natürlichen Horizontal-Ebene aufstellen lassen, und zwar nicht nur für die Norma temporalis, sondern auch für die anderen Ansichten. Bei denen von oben und unten ist die Horizontale vertical gestellt. Als Horizontale habe ich die von Dr. H. von Ihering im Archiv für Anthropologie, Bd. V., Heft 4, vorgeschlagene acceptirt, die durch die Mitte der Ohröffnung und den untern Rand der Orbita gelegt ist. Wenn ich auch nicht glaube, dass es eine absolut richtige Horizontale giebt, so habe ich mich doch durch Betrachtung zahlreicher photographischer Abbildungen verschiedener Rassenköpfe davon überzeugt, dass die genannte von Ihering’sche Horizontale bescheidenen Ansprüchen genügen kann. Für die wichtigsten Maasse will ich die Endpunkte, oder was zu ihrem Verständnisse sonst erforderlich ist, angeben. Die Capacität des Schädels wurde mit feinem Schrot gemessen, nachdem ich mich von der Unbrauchbarkeit aller übrigen zu diesem Zwecke verwandten Substanzen, wie feiner Sämereien, Erbsen etc., überzeugt hatte. Der Horizontalumfang wurde mittels eines Bandmasses gemessen, das von der Glabella aus um den prominirendsten Punkt des Hinterhauptes gelegt wurde. Zum Zweck der Hölienmessuug stellte ich den Schädel mit dem Scheitel nach abwärts gerichtet nach seiner Horizontalebene auf, und mass mittels eines Staiigenzirkels die Entfernung des höchsten Punktes in der Medianebene, unbekümmert um seine Lage, von der horizontalen Unterlage. Als Breite wurde die grösste Breite, unbekümmert um ihre Lage, doch stets senkrecht zur Medianebene des Schädels, gemessen. Die Länge wurde mit einem Tasterzirkel von der Glabella zum prominirendsten Punkte des Hinterhauptes, mit Vernachlässigung von Protuberanzen etc., gemessen. 248 73 Die Prognathie wurde durch von Iherings »Profilwinkel«, welcher die Neigung des Profiles gegen die Horizontalebene des Schädels darstellt, an der Photographie und an der geometrischen Zeichnung gemessen. Derselbe wird gebildet durch die oben definirte Horizontalebene und die Verbindungslinie der Nasenwurzel mit dem Vorderrande des Alveolarrandes des Oberkiefers. Als oberer Frontaldurchmesser ist die Entfernung der tubera frontalia, so genau dieselbe eben zu messen ist, und als unterer die Entfernung der einander nächsten Punkte der beiderseitigen lineae temporales über den processus zygomatici des Stirnbeines, als Parietaldurchmesser die Entfernung der tubera parietalia, als Jugaldurchmesser die grösste Entfernung der Jochbögen, als Maxillardurchmesser die grösste Breite des Oberkiefers am Alveolarrande, als Mastoidealdurchmesser die Entfernung der Basis der Zitzenfortsätze, als Querumfang der Umfang von einer Ohröffnung über den Scheitel zur andern Ohröffnung bezeichnet. Als Länge des Gesichtes mass ich, da der Unterkiefer meist fehlte, die Entfernung der Nasenwurzel vom Alveolarrand. Von den Schädeln der Marburger und Heidelberger Sammlung konnte ich leider die Capacität nicht bestimmen, da mir zu der Zeit, als ich dieselben untersuchte, die erforderlichen Hülfsmittel dazu fehlten. Auch auf die Messung des Profilwinkels musste ich verzichten. In die Tabelle habe ich die von Davis in seinem Thesaurus Craniorum mitgetheilten Masse von \ Fidschianer- Schädeln, soweit sie mit den meinigen vergleichbar waren, mit aufgenommen. Die übrigen im Museum Godeffroy vorhandenen Skelettheile von Fidschianern sind: 1) 2 humeri, 2 radii, 2 ulnae, 2 femora, 2 tibiae, 2 scapulae, 2 claviculae, 1 Becken und eine Anzahl von Wirbeln, einschliesslich Kreuzbein, zu dem sub No. I beschriebenen Schädel gehörig. 2) 2 zusammengehörige untere Extremitäten, ohne Füsse. 3) 2 femora und 2 tibiae, zusammengehörig; am linken femur ist der Kopf abgebrochen. 4) 2 zusammengehörige lmmeri. 5) ein einzelnes rechtes femur und eine einzelne rechte tibia, beide zur Gewinnung des Markes geöffnet, von der Insel Mango. 6) 3 kindliche tibiae und 2 kindliche femora, ohne Epiphysen. 7) 2 Unterkiefer, beide ziemlich stark beschädigt. Am zahlreichsten sind demnach die Knochen der unteren Extremität vertreten. Desto spärlicher sind leider die der oberen, so dass eine Vergleichung der beiden Extremitäten kaum möglich ist. Die folgende Tabelle enthält die Maasse der sämmtlichen genannten Knochen, mit Ausnahme des Beckens, der kindlichen Knochen und der Unterkiefer. Länge des kumerus. Länge des Länge dei' radius. 1 ulna. Länge des Arms. Länge des femur. Länge der tibia. Länge der fibula. Länge des Beines. Länge der clavicula. Torsion des Humerus¬ kopfes. 1. 333 265 283 598 425 346 — 771 145 1 2 r. 333 263 285 596 420 345 — 765 145 25° i. 298 — — — — — — — — 40° r. 298 — — — — — — — — 29» i. — — — — 464 391 375 855 — — r. _ — — — 476 390 380 866 — — i. — — — — — 365 — — — — r. — — — — 459 370 — — — — r. ') — — — — 408 330 — — — — Mittel : 315.5 264 284 597 442 362.4 377.5 00 145 29° i) Die Knochen dieser Zeile gehören möglicherweise verschiedenen Individuen an, doch passen sie ihrem ^ erhaltnisso nach (femur . tibia ; 100 . SO.a) ganz gut in die Reihe. 240 io 74 Offenbar dürfen wir, um zn einem möglichst reinen Resultate zu gelangen, nur die zusammengehörigen Zahlen unter einander vergleichen. Betrachten wir deshalb zuerst die zu dem Schädel No. I gehörigen Knochen. Die Länge des Humerus verhält sich zu der des Radius wie 100:79.3 (nach Broca: Neger 79.4, Europäer 73.9s) ; die Länge des Femur zu der der Tibia wie 100 : Sl.s, die Länge der gesammten unteren Extremität, d. h. Femur -ff Tibia, zu der der gesammten oberen Extremität, d. h. Humerus -ff Radius, wie 100 : 77.t (Neger 68.27, Europäer 69.73). Die sämmtlichen Extremitäten-Knochen sind, dem auch im Schädel ausgeprägten Charakter entsprechend, ausserordentlich kräftig; die Muskelleisten stark entwickelt, namentlich die linea aspera femoris. Der Schenkelhals ist ziemlich kurz, die Trochanteren ausserordentlich stark. Die Tibien sind nicht unbedeutend platyknemisch. Die linken Extremitäten sind ein wenig grösser als die rechten. Bei den sub 2 aufgeführten Knochen der unteren Extremitäten verhalten sich die Femora zu den Tibien Avie 100 : 8O.2. Hier sind die Muskelleisten noch stärker als an den eben besprochenen Knochen entwickelt. Das collum femoris ist gleichfalls kurz und gedrungen; die Tibien sind in noch etAvas höherem Grade platyknemisch. Bei den sub 3 aufgeführten Knochen der unteren Extremitäten verhält sich die Länge des rechten Femur zu der der rechten Tibia Avie 100:80.6, Die Knochen des linken Beines sind beschädigt, so dass sie keine genaue Messung zulassen. Die sub 5 aufgeführten rechten Femur und Tibia verhalten sich zu einander wie 100 : 8O.9. Da dieses Verhältniss sehr gut in die Reihe der übrigen hineinpasst, so können diese Knochen einem Individuum angehört haben; mit Sicherheit ist dies jedoch bei dem mangelhaften Erhaltungszustände nicht mehr zu constatiren. Nach den mitgetheilten Daten verhält sich also bei den uns vorliegenden Skelett-Theilen im Mittel das Femur zur Tibia Arie 100 : 8O.S75, bei einem Maximum atou Sl.s und einem Minimum von 8O.2. Der Werth der übrigen Mittelzahlen ist natürlich nur gering, da nur so Avenige Knochen zur Untersuchung Vorlagen. Die zwei sub 7 aufgeführten Unterkiefer scheinen männlichen Individuen angehört zu haben. In beiden sind nur zAvei Backenzähne erhalten, in dem einen Kiefer (a) gesund und wenig abgeschliffen, während in dem andern (b) beide stark abgeschliffen und cariös sind. Bei a beträgt der untere Umfang 210 mm., die mediane Höhe etAva 30 mm., die Höhe des Astes 67 mm., die Entfernung der anguli 92 mm. Bei b lässt sich nur die mediane Höhe messen, und zAvar zu gleichfalls etAva 30 mm. Auf Genauigkeit können jedoch alle Maasse am Unterkiefer bei der Unbestimmtheit der Ausgangspunkte überhaupt keinen Anspruch machen. Wegen des Beckens, das als einem Manne angehörig, kein bedeutendes Interesse bietet, verweise ich auf die beistehende Abbildung, und beschränke mich darauf, die üblichen Masse mittzutheilen. 250 Umfang 760 mm.; Entfernung- der spinae ilei ant. sup. 220 mm.; Entfernung der cristae iliacae 272.5 mm.; Conjugata externa war nicht zu messen; conjugata vera 105mm.; Länge des os ilei 155mm.; Hölie des os innominatum 210 mm.; Höhe des kleinen Beckens 105 mm.; Breite des os sacrum oben, 112 mm., unten 67 mm.; Länge desselben 108 mm.; querer Durchmesser 126 mm.; linker schräger Durchmesser 129 mm., rechter schräger Durchmesser 131mm.; Entfernung der tubera iscliii 115 mm.; Entfernung der spinae iscliii 80 mm. Wenn ich nun zum Schluss versuche, in möglichst kurzen Zügen ein Gesammtbild des physischen Habitus der Fidschi-Insulaner zu entwerfen, so muss ich mich im Wesentlichen auf eine Compilation des bisher in der Literatur Mitgetheilten beschränken. *) Die einzigen Originalien , die mir sonst vorliegen, sind eine Perrücke aus Fidschianerhaar, wie sie von Priestern und Häuptlingen getragen wird, und einige Photographien, von Mr. Garret anfgenommen, nach denen die lithographischen Abbildungen der Tafel 11 ausgeführt sind. Die Fidschianer sind in der Regel von hoher Statur, mehr als mittelgross, und übertreifen darin im Durchschnitt die Weissen, während sie gegen ihre polynesischen Nachbarn, die Tonganesen und Samoaner etwas zurückstehen. Namentlich zeichnen sich die Häuptlinge durch ihre Grösse vor den übrigen Fidschi¬ anern, auch den Priestern, aus. Pickering mass einen Mann von 6 Fuss 6 Zoll. Dabei sind die Fidschianer meistens sehr musculös und ihre Gliedmassen daher weniger gerundet als bei den Polynesiern. Der Hals wird als kurz und gedrungen bezeichnet, nach unsern Abbildungen offenbar mit Recht. Das Gesicht ist oval und oft ziemlich lang, die Stirn meistens gut gewölbt und von stattlicher Höhe: die Augen sind schwarz und lebhaft. Die wohlgebildete Nase hat ziemlich breite Flügel, ohne jedoch aufgestülpt und plattgedrückt zu sein. Der Mund ist gross, mit schwellenden, aber keineswegs negerartig aufgeworfenen Lippen. Das Profil tritt häufig stark hervor, wenigstens nach den mir zugänglichen Abbildungen sowie nach mündlicher Mittheilung Dr. Gräffe’s zu urtheilen, womit auch die Schädelmessung, die einen mittleren Profilwinkel von 82.7° ergeben hat, übereinstimmt. Merkwürdig bleibt es dann aber, wie Pickering sagen konnte : » Das Profil erscheint im Allgemeinen ebenso vertical wie bei der weissen Rasse, wenn nicht gar in noch höherem Maasse. «* 2) Die Ohrläppchen werden beim männlichen wie beim weiblichen Geschlechte häufig durchbohrt, und oft erreicht das Loch eine bedeutende Grösse. Die Hautfarbe ist bei den reinen Fidschianern sehr dunkel, docli wohl nicht eigentlich als schwarz zu bezeichnen. Nach Williams und Calvert stehen dieselben darin »zwischen der schwarzen und der kupfer¬ farbenen Rasse. « Pickering spricht von einem » purplisli tinge. « Doch finden sich zahlreiche Abstufungen bis zum lichten Rothbraun der Polynesier, meistens wohl eine Folge der Vermischung mit solchen. Nicht selten finden sich Albinos, welche an Weisse die Europäer übertreffen. Die Haut ist rauh und hart. Die natürliche Farbe des Haupthaares ist schwarz, meistens jedoch wird es mit Kohle oder Kalk gefärbt. Es umgiebt den Kopf bald als ein mächtiger turbanähnlicher Wulst (mop-head), bald hängt es in Form zahlreicher dünner Stränge (braids) oder Büschel (tufts) lang herab. I )ie so allgemein verbreitete Ansicht aber, diese »einzelnen spiraligen Büschel« seien eine natürliche Eigenthümlichkeit der Fidschianer wie der übrigen dunkelfarbigen Bewohner der Südsee oder Papuas — wie sie es bei den Hottentotten ') Meine wichtigsten Quellen waren: W. T. Pr'itchard. »Polynesian reminiscenses, or life in the south paeific islands » London, 1866. — Th. Williams and J. Calvert: »Fiji and the Fijians; edited hy Howe. New- York, 1859. — Ch. Wilkes. Narrative of the United States exploring expedition dnring the years 1838-42.« Vol. 111. — Ch. Pickering. iThe races of man; and their geographica! distribution.« New edition. London. 1851. 2) Pickering: »Races of man,« p. 147. 251 76 thatsäclilicli sind — beruht auf einem, wenn auch leicht begreiflichen Irrthume. Diese büschelförmige Anordnung ist weiter Nichts, als ein Product der sehr ausgebildeten Haarkunst; auf keinen Theil ihres Körpers verwenden die Fidschianer so viel Zeit und Mühe wie auf ihr Haupthaar. Dasselbe ist vielmehr gleichmässig über die ganze Kopfhaut verbreitet und zwar sehr dicht.1) Das einzelne Haar ist dick, drahtartig (wiry), wie Pritchard und Pickering es nennen, zwischen Wolle und Haar die Mitte haltend. Auf dem Querschnitt ist es elliptisch, wie ich mich an einigen Haaren der oben erwähnten Perrücken überzeugt habe. Damit hängt die Krausheit desselben zusammen. Auch die übrige Körperbehaarung ist meistens stark. Stattliche Vollbärte gehören keineswegs zu den Seltenheiten und werden mit grosser Sorgfalt gepflegt. Bei älteren Männern ist, nach einer mündlichen Mittheilung des Herrn Dr. Gräffe, häufig der Bücken stark behaart. Das natürliche Aussehen der Fidschianer wird durch mancherlei künstliche Eingriffe modificirt. Dahin gehört die schon erwähnte Färbung des Haares durch Kohle und Kalk. Das Gesicht wird häufig ganz oder theilweise mit rother, gelber oder weisser Farbe bemalt. Auch Tätowirung kommt vor, aber nur bei den Frauen, bisweilen in Form erhabener Narben an den Armen und dem obern Theil der Brust, wie bei den Neuholländern und andern dunkelfarbigen Menschen. Und selbst künstliche Formung des Schädels durch Händedruck bis zum neunten Monat ist nach Pritchard eine hier weit verbreitete Sitte. Möglicher Weise steht damit die grosse Verschiedenheit der Form unserer Schädel im Zusammenhang. ') Pritchard schreibt, 1. c. p. 425: »I think it will be found, that tlie »separate spiral tufts« are directly the result of an artificial process. It has been stated to me by natives of the New-Hebrides and Loyalty groups that their hair grew equally over the scalp, and that the tufts were the result of training. — I liave lmown Tongans and Samoans, individuals whose hair was not in the least degree »crisp and woolly«, but on the contrai’y, quite straight and smooth, produce some times the »separate spiral tufts,« some times the mop-fashion; and in all the instances, that came under my personal notice, the »separate spiral tufts« looked, I confess, as if they grew naturally, and tliere seemed to be bare spots between. — However the hair may grow further west, the hair of the Fijians certainly does not grow naturally in separate tufts.« Diese Angaben verdienen um so mehr Zutrauen und Beachtung, als Pritchard auf Tahiti geboren, einen grossen Theil seines Lebens auf den Südsee-Inseln zugebracht und viele Jahre britischer Consul auf den Samoa- und Fidschi-Inseln gewesen ist, so dass er eine unendlich viel ausgedehntere Erfahrung besass, als alle andern Reisenden, die auf den Inseln nur kurze Zeit, oft nur wenige Tage zugebracht haben. So brauche ich vielleicht kaum Dr. Gräffe’s Autorität noch als Gewährsmann für die Richtigkeit der Angaben Pritchards hinzuzufügen. 252 Description de quelques Crustaces Nouveanx ou peu connus provenant du Musee de M. C. GodefFroy par le Dr. A. Jflilne Edwards. OXYRHYNQUES. Stenorhynchus curvirostris. Pendant longtemps on a cru que les Stenorhynques ötaient des Crustacös speciaux aux mers d’Europe. M. Stimpson, le premier, en a fait connaitre une espece, le S. falcifer, qu’il avait receuillie au cap de Bonne esperance. Celle que nous decrivons en ce moment, provient du detroit. de Bass. La carapace est etroite en avant, renflee en arriere et assez elevee; il existe deux epines sur la ligne mediane, l’une sur la region gastrique, l’autre sur la region cardiaque. TJne autre epine se voit sur la region brancliiale. Les bords lateraux se renflent, au niveau de cette derniere partie, en une grosse tuberositö, en avant de laquelle existent quelques epines, dont les plus aigues occupent la region liepatique. Le front est large, aplati et formö de deux dents tres courtes, aigues et triangulaires, separees sur la ligne mediane par une eciiancrure peu profonde; ä leur base existe de cliaque cote une epine sus-orbitaire. No. 3710 a du Musee G-odeffroy. Inachoides inornatus. Carapace peu bombte. Region gastrique et cardiaque nettement circonscrites et portant trois tubercules sur la ligne mediane.. Regions brancliiales un peu tuberculeuses. Front forme par une pointe rostrale, large a sa base et presqu'aussi longue que les antennes externes. Bords lateraux un peu granuleux. Abdomen du male petit et divisö en 7 articles. Pattes anterieures faibles et lisses. Pattes ambulatoires relativement plus fortes que chez V Inachoides microrhynchus. (Edw. et Luc.) Largeiu- de la carapace . . . 0"1 , 007 Longueur . 0m’,on Habite les iles Yiti. No. 3084. Libinia bidentata. Carapace legörement pyriforme, bomböe, a regions peu indiquöes et sunnontöes de quelques gros tubercules arrondis, dont trois situes sur la rögion gastrique (les 2 posterieurs assez rapprochös) et deux disposös de cliaque cot 6 de la region cardiaque. Regions brancliiales presentant 6 ou 7 tubercules pointus. Front formö de deux cornes courtes et acerees. Bords latöraux armös de deux epines, dont l’une höpatique et l'autre brancliiale. Corps et pattes couverts de poils tres courts. Largeur de la carapace . . . 0"‘,o,o2 Longueur . 0,n, 0,025 Habite l’emboucliure de l’Amour. No. G090. 253 78 Tiarinia Icevis. Cette espece se distingue facilement de toutes celles du meine genre, que l'on connait aujourd’hui par sa carapace lisse et cou verte ainsi que les pattes d’un duvet tres court. Carapace pyriforme, tres large en arriere des orbites; regions branchiales peu renflees. Bords lateraux entiers. Front constitue par deux cornes droites et appliquees l’une contre l'autre dans toute leur longueur. Pattes ambulatoires robustes et terminees par des ongles crocbus. Habite l'ile Upolu. No. 5826. Micropisa crassipes. Espece voisine de la Micropisa violacea, mais beaucoup moins epineuse. Carapace tres renflee en arriere, lisse, a l’exception de quelques eminences tuberculiformes, qui existent sur la region gastrique, sur les regions brancliiales et le long du bord posterieur. Bords lateraux inermes. Orbites limitees en dehors par une forte epine. Angle orbitaire interne arrondi. Front forme de deux cornes assez longues, pointues et s’avancant en divergeant ä peine. Pattes anterieures du male courtes et lisses. Pattes ambulatoires fortes et trapues. Habite la Nouvelle Hollande. No. 3670. MicippoYdes. (nov. gen.) Je crois devoir etablir une nouvelle division generique pour une espece de 1'arcliipel Samoa, qui, par sa forme generale, par la declivite du front, se rapproche des Micippes et des Pseudomicippes, mais qui s’en distingue d’ailleurs par la forme du front, constitue seulement par deux cornes rostrales; les pointes qni, dans les genres que je viens de citer, surmontent les orbites, manquent completement. L'article basilaire des antennes externes est large et court. MicippoYdes angustifrons. Voyez pl. 1, fig. 2. Carapace dtroite et allongee, assez epaisse, ä regions peu marquees et lisses. Corps et pattes couverts d’un duvet court et serre, melange sur les pattes ambulatoires de poils plus allen ges. Bords lateraux inermes. Front declive et forme de deux dents triangulaires pointues et se relevant un peu vers le bout. Largeur de la carapace . . . . 0m, uu? Longueur . 0m, uu Habite Upolu. No. 5803. Eurynome erosa. Voyez pl. 1, fig. 1. Cette espece, qui provient de Farcliipel Samoa, ressemble beaucoup a V Eurynome aspera de la Mediterranee. Cependent on peut 1'en distinguer par le developpement, que prennent les asperites tuberculiformes de la carapace, qui sollt tres etendues, tres aplaties et entre lesquelles serpentent des sillons profonds. La carapace est relativement peu epineuse. Les cornes rostrales sont plus larges, plus courtes et moins declives que cliez l’E. aspera. Le front et la region interorbitaire sont lisses. Habite Upolu. No. 6149. Lambrus gracilipes. Carapace subquadrilatere et lisse, front tres avance, triangulaire, deprime en dessus et ä bords droits. Bords latero-anterieurs decoupes en 7 dents peu avancees, separees par des fissures et crenelees, la 254 79 derniere spiniforme. Bord posterieur portant sur la ligne mediane un tubercule, de chaque cote duquel se voient 3 saillies dentiformes, qui sont d’antant plus grandes (in'elles sollt plus rapproch ^es de l'epine laterale. Pattes anterieures portant deux cretes de denticulations crenelees. — Pattes amlmlatoires tres greles. Habite Upolu. No. (!42a. Lambrus pugilator. Carapace bombee, assez elargie, ornee de tubercules arrondis et espaces, plus nombreux sur les regions gastrique et cardiaque, plus pointus et disposes en lignes sur les regions brancliiales. Bords latero-anterieui s decoupes en lmit dents triangulaires et serratuMes dont la derniere est la plus longue. Bords latero-poste- rieurs armes de 4 dents analogues, dout les deux internes situees sur les cbtes de la region cardiaque. Bord posterieur quadridente. Front compose de deux lobes tronques en avant. Pattes anterieures grosses et courtes. Mains inegales, la gauclie plus forte, et plus renflee; toutes deux prismatiques et garnies de erstes en scie. Pattes ambulatoires greles. Largeur de la carapace 0'" , oos Longueur . Om„ooß Habite Upolu. CANCERIENS, Actoea consobrina. Carapace tres ölargie , fortement bosselee, lobules Couverts de granulations arrondies et portant un duvet tres court, tres fin et blond. Bords latero-anterieurs longs et divisös en 4 lobes. Bords lat6ro- posterieurs tres concaves. Front forme de deux lobes peu avances. Pattes anterieures courtes, granuleuses et pubescentes. Doigts des pinces tenaines par une extremite aigue. Largeur de la carapace Om,oio Longueur . Om, <>07 Habite Upolu. No. 3033. C'est ä cote de V Actoea hirsutissima et de VA. Kraussü que doit se placer cette espece: eile se distingue de la premiere par la forme des bords lateroposterieurs qui sont droits au lieu d’etre tres concaves et par la nature des poils qui couvrent le corps. On ne peut la confondre avec l’ Actoea Kraxem dout les poils sont beaucoup plus longs et dont l’orbite n'est pas bordee en dessous par un sillon. Liomera variolosa. Yoyez pl 1. fig. 5. Espece voisine de la Liomera pubecens. {Zozymus pnbescens M. Edw.) Carapace couverte de granulations regulieres entre lesquelles sont implantös des poils courts et peu serres; front droit, Bords latero-anterieurs epais et divis£s en quatre lobes arrondis et separes par des sillons bien marqu£s. Pattes anterieures granuleuses. Pinces en cuiller. Pattes ambulatoires granuleuses et un peu poilues. Largeur de la carapace ivi Longueur . 0"‘.oi2 Habite Upolu. No. 583f. Medceus Simplex. Carapace ötroite aplatie, lisse dans toute la portion posterieure, mar([iiee de petites lignes transversales rugueuses, sur les parties saillantes. surtout sur les regions h6pati9 Habite Upolu. Scopimera inflata. Carapace beaucoup plus ölargie au dessus de la base des pattes que dans sa partie superieure; surface glabre et marquee de quelques tubercules rares et peu saillants. Front avance, spatuliforme, arrondi en dessus. Orbites tres obliques en arriere et en dehors et terminöes par un angle spiniforme. Pattes anterieures du male longues, sub^gales et tres finement granuleuses. Bras entierement cache sous la carapace; avant-bras allonge et arme d’une epine ä son angle interne. Portion palmaire de la main comprimöe et de la longueur des doigts; le pouce arme pres de sa base d’une dent forte et triangulaire; index inerme. Abdomen du male compose de 7 articles dont le 5",c tres retreci ä sa base, le 4",e tres large. 259 84 Cette espece se distingue nettement de la Scopimera glöbosa (de Haan) du Japon par la forme des pinces du male, qui cliez cette derniere espece ne portent pas d’epine sur l’ayant-bras et dont les doigts des pinces sont finement denticules. Cliez la Scopimera tubercidata (Stimpson) les bords de la carapace sont garnis de poils et les regions laterales sont couvertes de grannlations setiferes. Largeur de la carapace . 0ra,oi3 Longueur . 0m,oi o Habite la mer des Indes. No. 6081. OXYSTOMES, Pleurophricus (nov. gen.) ') Carapace presque circulaire, pen bombee. Front avance, orbites grandes. Bords lateraux regulierement conrbes, garnis de dents. Region antennaire etroite, article basilaire des antennes externes non encbasse. Antennnles se repliant tres obliquement dans des fossettes profondes et etroites. Epistome tres petit et ne limitant pas distinctement le cadre buccal. Merognatbe des pattes machoires externes tres dilate et aiTondi en dehors, profondement ecliancre en dedans ponr Finsertion de la tigelle mobile. Doigts des pinces termines en cniller. Plastron sternal large; abdomen du male divise en sept articles. Ce genre doit prendre place ä cöte des Orithja. Pleurophricus cristatipes. Voyez pl 1, fig. 6. Carapace fortement mamelonnee. Region cardiaque snnnontee d’nne eminence conique. Region gastrique portant quelques tuberosites. Surface du test, lisse et glabre. Front etroit, avance, ä bords un pen sinueux figurant qnatre dents rudimentaires. Orbites largement ouvertes. Bords lateraux ddcoupes en cinq dents fortes et espacees , dont la premiere tres peu saillante est constituee par 1' angle orbitaire externe, la derniere est la plus petite. Bord posterieur garni de 5 tubercules aplatis dont l'nn occupe la ligne mediane. Pattes anterieures comprimees et portant des eminences arrondies. Pattes ambulatoires conrtes a cnisse tres developpee, comprimee et snnnontee d'une crete inegale. Jambe grosse et anguleuse. Pied faible. Largenr de la carapace . 0m,oo9 Longueur . 0ra,oo9 Habite la Nouvelle Hollande. No. 6044. LEUCOSIENS. Merocryptus (nov. gen.) ") Ce genre semble relier les Persephona aux Ixa. Les regions branchiales de la carapace se prolongent lateralement sous forme de cylindres, arrondis a leur extremite et cacliant la base des pattes ambulatoires des trois dernieres paires. La region cardiaque forme une eminence arrondie et denx grosses saillies existent en arriere de cbaqne cöte de la ligne mediane. Le cadre bnccal se retrecit peu en avant et le bord externe des pattes machoires est presque droit. Les antennnles se replient transversalement sous le front. ’) De nkfVQoy flaue et ifQixio dtjg herisse. 2) De (u>]Qos lianche et xqvtitoj je Cache. 260 Merocryptus lambriformis. Voyez pl. 2, fig. 1. Carapace subpentagonale entierement couverte, ainsi que les pattes, des petites granulations aplaties et confluentes. Region gastrique beaucoup plus elevee que les regions hepatiques et presentant deux eminences de chaque cöt6 du lobe mesogastrique. Front avance et 6cliancre au inilieu. Pattes antevieures de longueur mediocre. Bras portant en andere deux ou trois epines. Main bosselte et granuleuse. Doigts de la pince longs. Pattes ambulatoires courtes. Septieme article de l'abdomen du male arm 6 d'une 6pine sur la ligne mediane pres de son bord articulaire. Largeur de la carapace . üm,oio Longueur . 0"\on9 Habite Upolu. No 3689. Ebalia miliaris. Voyez pl. 2, fig. 3. Carapace epaisse, arrondie, ä regions peu distinctes et couverte de gTanulations tres regulieres et confluentes. Pattes anterieures granuleuses, courtes, ä pinces tres petites. Pattes ambulatoires granuleuses, grosses courtes et terminees par de petits ongles crochus. Largeur de la carapace . 0">o« Longueur . 0">o5 Habite Upolu. No. 9809. Ebalia pulchella. Voyez pl. 2, fig. 2. Carapace fortement bombee, couverte ainsi que les pattes de granulations peu saillantes et tres rapprocli6es. Front peu avance et presque droit. Bords lateraux armes d’environ 7 dents plus grandes et plus triangulaires en avant qu'en andere, oü elles deviennent tuberculiformes. Regions fortement mamelonnees. Pattes courtes. Largeur de la carapace . . . 0"“, one Longueur . Om,oo55 Habite les lies Yiti. No. 3032 "• Ebalia spinös a. Voyez pl. 2, fig. 4. Carapace globuleuse entierement couverte de gros tubercules spiniformes et reguliers, qui garnissent egalement le front et le bord sourclier. Orbites tres enfoncee.s et en partie cachees par ces 6pines. Pattes anterieures courtes et ornees de saillies tuberculiformes. Pattes ambulatoires portant sur la cuisse et la jambe de grandes dents pointues. Largeur de la carapace. . . 0m,oo55 Longueur . 0m,oo4- Habite Upolu. No. 9819. Philyra marginata. Carapace peu bombee, legerement retreoie en avant, lisse en dessus, Rgerement gi'anuleuse et entouree d'un bord cristifonne. Regdons peu distinctes; front peu avance, k bord presque droit. Pattes anterieures finement granuleuses sur les bords inferieurs et superieurs. La crete marginale de la carapace distingue cette espece de toutes les autres du meine genre. Habite Upolu. No. 6133. 261 86 Persephona tuberculosa. Carapace subquadrilatere, bombee, couverte, ainsi que les pattes de granulations aplaties, circulaires, subegales, plus grosses vers les bords oü leurs iutervalles sont comme corrodes. Region gastrique portant trois elevations. Une grosse eminence sur la rdgion cardiaque circonscrite par un sillon etroit. Deux tuberosites sur le bord posterieur. Pattes anterieures longues et couvertes de granulations; 6itoe article de l'abdomen du male ecliancre profondement en avant pour recevoir un prolongement du bord posterieur du Tiemo al'ticle. Longueur de la carapace 0m, nos Largeur . . , . 0m , om Habite le detroit de Bass. No. 31091'. Phlyxia quadrata. Cette espece reunit la plupart des caracteres du genre Nursia de Leacli; cependant les pedipalpes externes ont leur bord externe moins arque. La carapace affecte la forme d’un losange; eile est tres-elevee sur la ligne mediane et les rdgions hepatiques sont beaucoup plus basses que la region gastrique. Les lobes mesobrancliiaux s’elevent beaucoup plus que les epibrancliiaux; le front s1 avance notablement au devant des yeux et est ecliancre sur'la ligne mediane, le bord posterieur se renfle en deux tuberosites. Le corps et les pattes sont couverts de granulations tres-fines, tres-rapproclides et plus fortes pres des bords lateraux. Pattes anterieures du male de longueur mediocre, doigts assez developpes; 7i6me article de labdomen du male portant a sa base, sur le ligne mediane, un prolongement dentiforme qui est regu dans une echancrure du ßiemo article_ Largeur de la carapace 0"‘,ooi Longueur . 0m, oim Habite le detroit de Bass. No. 5815a. Phlyxia erosa. Carapace allongee , tres retrecie en avant, couverte en arriere et sur la portion posterieure de la region gastrique de gros tubercules bien circonscrits et aplatis; lisse on legerement rugueuse sur toutes les portions anterieures. Begion cardiaque renflee en une eminence granuleuse; 2 lobes mesobrancliiaux saillants separes du lobe urogastrique par une depression longitudinale; bords lateraux inermes. Front avance forme de 2 lobes pointus a leur angle externe. Pattes anterieures granuleuses et de longueur mediocre; pattes ambulatoires petites et granuleuses. Habite le detroit de Bass. No. 3689a. ANOMOURES, Porcellana spinipes. Carapace aplatie, couverte de lignes transversales saillantes et un peu rugueuses. Bords latero- anterieurs inermes; front avance et termine par un bord presque di’oit. Pattes anterieures couvertes de tubercules squammiformes assez gros; pattes ambulatoires epineuses en dessus. Largeur de la carapace 0m,oo4 Habite Upolu. No. 9821. 262 ST M A C R 0 U R E S. Axia serratifrons. Voyez pl. II, fig. C. Carapace portant sur la region gastrique un espace herisse de tubercules qui sur la ligne mediane et lateralement se disposent en series, de fagon a circonscrire un sillon qui borde lateralement cet espace: front pointu et garni lateralement de denticulations en forme de scie, sa pointe n'atteignant pas le 2i,'lne article des antennules. Pattes anterieures lisses, la gauclie plus grosse et portant sur son bord superieur et sur ses doigts quelques poils raides. Longueur du corps Om,oa5 Habite Upolu et les lies Sandwich. No. 89Ga. Alpheus latifrons. Front tres-large se terminant par un bord droit, legerement excave en arriere; voutes orbitaires tres renflees; une carene arrondie et peu distincte sur la ligne mtkliane entre les yeux. Appendices lamelleux des antennes externes de la longueur du pedoncule de ces antennes qui est depourvu d'epine ä sa base. Pattes anterieures tres grosses et inegales; la plus forte, arrondie en dessus, couverte de tres lines granulations visibles a la loupe; la plus petite un peu comprimee le doigt mobile souvrant horizontalem ent. Quelques poils ä rextremite des pinces. Cette espece se rapproche beaucoup de T Alpheus frontalis de la Nou veile Hollande; eile s'en distingue par la forme tonte particuliere de son front. Longueur du corps 0"’, ns« Habite Upolu. No. 5831. Pandalus serratus. Rostre depassant ä peine l'appendice lamelleux des antennes externes, arme en dessus de IG dents qui occu- pent sa moitie posterieure; sa moitie anterieure etant lisse. En dessous il presente 1 1 dents qui vont en diminuant de grandem' d’ arriere en avant, les anterieures etant plus espacees que les postörieures. Carapace portant une tqiine au dessous du pedoncnle oculaire et une autre plus petite au niveau de l’article basilaire des antennes exteraes. Habite Upolu. No. 6434. STOMAPODES. Squilla Schmeltzii. Voyez pl. II, fig. 7. Carapace peu elargie, ä angles anterieurs spiniformes, mais peu avances. Plaque frontale petite et obtuse. Anneau ophthalmique remarquablement grand, depassant le rostre de plus de la moitie de sa longueur. Yeux allongös et comprimes. Griffes armees de 7 dents en comptant la pointe terminale; bord de la main finement denticuU; abdomen pr^sentant de chaque cdte, en dessus, des traces de 2 cretes saillantes, qui sur le penultieme anneau se developpent en forme d’epines; dernier Segment abdominal plus large que long, arme en dessus d’une crete mediane et portant sur son bord G dents aigues. Appendices lateraux de la nageoire caudale tres-reduits; pattes thoraciques tres-petites. Longueur totale 0"',o2 Habite Upolu. No. 1897'1. Cette espöce se distingue nettement de toutes celles du meme genre par la longueur de l'anneau ophthalmique et des pedoncules oculaires; sa couleur est d'un gris tres-clair, avec de petites taches noires, generalement en forme d'etoile. 2G3 88 Explication des figures. PLANCHE I. Fig'. 1. Eurynome erosa, considerablement grossie. » 1'- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 2. Micippöides angustifrons, considerablement grossi. * 2a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 2b- Region antennaire et pattes maclioires externes, grossies. » 2C- Carapace, vue de cöte. » 3. Cycloxantlms Godejfroyi, grossi trois fois. » 3a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 3b- Region antennaire et pattes maclioires externes. » 4. Pilumnus fragifer, grossi denx fois et demie. » 4a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 4b- Region antennaire. » 4C- Pince droite du male, vue en dehors. » 4d- Pince gauclie du male, vue en deliors. » 5. Liomera variolosa, grossie environ deux fois. » 5a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 5b- Region antennaire et pattes maclioires externes. » 6. Pleurophricus cristatipes, tres grossi. » 6a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 6b- Patte machoire externe, grossie. » 6C- Abdomen et plastron sternal. PLANCHE II. Fig. 1. Merocryptus lambriformis, tres grossi. » la- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. ^ lb- Plastron sternal et abdomen du male. » lc- Regions antennaire et buccale. » 2. Ebcdia pulchella, tres grossie. » 2a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 2b- Regions antennaire et buccale. » 3. Ebalia miliaris, tres grossie. » 3a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 4. Ebalia spinosa, tres grossie. » 4a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 5. Macrophthalnms Graeffei, tres grossi. » 5a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace. » 5b- L’une des pinces du male, vue par sa face externe. * 5C- Face interne de la pince. » 5'1- Patte machoire externe. » 5e- Abdomen du male. » 6. Axia serratifrons, tres grossie. » 6a- La meine, vue de cote. » 6b- Ligne indiquant la grandeur naturelle de cette espece. » 7. Squilla Schmeltm, tres grossie. » 7a- Ligne indiquant les dimensions naturelles de cette espece. 264 Zweiter ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem Museum Godeffroy. Von Dr. Albert Günther. Weitere Mittheilungen über junge Schwertfische. Das Godeffroy Museum hat durch Herrn Capt. Witt vom Südatlantischen Ocean einen 12 Va mm. langen Schwertfisch erhalten, der neues Licht auf die Jugendzustände dieses grossen Fisches wirft. Leider ist der Erhaltungszustand des Exemplares nicht so vollkommen, dass es abgebildet werden konnte; es zeigt aber zur Genüge, dass wir in ihm einen Entwickelungszustand von Xiphias, und nicht von Histiophorus, vor uns haben, und zwar in einem früheren Stadium, als es bis jetzt beobachtet worden ist; dass trotz der nahen Verwandtschaft dieser beiden Gattungen, die jüngsten Zustände doch scharf durch auffällige Charaktere verschieden sind; und dass das von mir im zweiten Hefte dieses Journals (p. 98), für einen jungen Xiphias gehaltene Fischchen nicht dieser Gattung, sondern wirklich ebenfalls dem Histiophorus angehört. Das hier zu beschreibende Fischchen hat einen verhältnissmässig ausserordentlich langen (4 mm.) Belone-artigen Schnabel, der mit Zähnchen von ungleicher Länge bewaffnet ist, und dessen Kiefer nahezu von gleicher Länge sind. Der Supraorbital- Rand ist mit konisch-spitzigen Vorragungen versehen; es ist kein Occipital-Dorn vorhanden, wohl aber zwei kurze, spitzige Dornen am Winkel des Präoperculum. Die Haut des Körpers ist mit spitzigen Tuberkeln bedeckt. Bauchflossen fehlen. Dieses Fischchen ist ohne allen Zweifel das jüngere Wachsthumsstadium der 2V(j Zoll langen Fische, welche ich am angezeigten Orte (p. 99) richtig als junge Xiphias erkannt habe. Ein G Zoll langes Exemplar findet sich im Brittischen Museum (s. Catal. Fish. II., p. 512); und die Rauhigkeiten der Haut wurden von Cuvier noch in Individuen von 12 — 18 Zoll Länge beobachtet (Cuv. Val. VHL p. 261. pl. 225). Die drei in meiner ersten Abhandlung abgebildeten Individuen gehören also alle Histiophorus an. Die Jungen der Schwertfische dieses Geschlechts haben eine glatte Haut, der Supraorbital- Rand ist äusserst fein oder gar nicht gezähnt; ein mächtiger knöchener Dorn auf jeder Seite des Occiput, und am Winkel des Präoperculum. Die Kiefer sind verhältnissmässig viel weniger lang, und die Bauchflossen sind schon in Exemplaren von 9 mm. Länge als kleine Stummel sichtbar. 00 Pentaceros decacanthus. Günth. Fisli. I. p. 213. Von diesem äusserst seltenen Fische hat das Museum Godeifroy ein 23U Zoll langes Exemplar erhalten, das von dem Südatlantischen Ocean (12 0 25 Lat. S. 30° Long. W.) stammt. Ich konnte an ihm constatiren, dass in der That keine Zähne auf den Gaumenbeinen sich finden, und dass 7 Kiemenstrahlen, sowie stark entwickelte Pseudobranchien vorhanden sind. Sonst passt die von mir gegebene Beschreibung ganz auf dieses Exemplar; es sind aber statt zehn elf Dorsalstacheln vorhanden. Dieser Umstand bringt diese Art dem Pentaceros capensis (C. V.) schon näher; und ich würde bereits Anstand nehmen, sie noch ferner zu unterscheiden, wenn die letztere Art nicht fünf Analstacheln hätte, während beide Exemplare von P. decacanthus deren vier haben. Ueberdem sind die Schuppen unseres Fisches viel kleiner, als in der von Cuvier gegebenen Abbildung. Ob das typische Exemplar wirklich vom Stillen Ocean stammt, mit welcher Localitätsbezeichnung es dem Brittischen Museum übergeben wurde, ist eine weitere Frage, die man für jetzt nicht entscheiden kann. Es wäre nicht unmöglich, dass eine pelagische Form, wie es die Pentaceros zu sein scheinen, wirklich eine so grosse Verbreitung hätte. Gobius nuchifasciatus. D. 6 12. A. 0. L. lat. 25. Neun Längsschuppen- Reihen zwischen der zweiten Rücken- und Afterflosse. Die Kopflänge ist etwas bedeutender als die Körperhöhe, und "h der Totallänge (ohne Schwanzflosse). Der Kopf ist länger als hoch, und höher als breit. Schnautze viel kürzer als das Auge, das von massiger Grösse ist, Mundspalte schief, bis unter die Mitte des Auges reichend, mit etwas vorstehendem Unterkiefer. Augen nahe bei einander stehend. Auf jeder Seite des Unterkiefers zwei oder drei Hundszähne. Nacken bis zur Rückenflosse und Kopf unbesclmppt, Bauchflossen den After bedeckend. Die Rückenflossen sind kaum so hoch als der Körper unter ihnen, aber der zAveite und (Ritte Dorsalstachel ist in ein äusserst feines Filament verlängert. Schwanzflosse abgerundet. Körper einfarbig grünlich, drei graue, dunkelgerandete Binden quer über den Nacken, sie setzen sich, nach vorwärts gebogen, auf die Seiten des Kopfes fort, und steigen bis an seinen untern Rand herunter; die vorderste unter dem Auge berührt das hintere Ende desMaxillar- Knocliens. Zweite Rückenflosse, Schwanz- und Afterflosse fein punktirt. Vier Exemplare von Bowen; das längste ist nur 30 mm. lang. Trichonotus setigerus. Ich habe schon im Jahre 1868 (Zool. Record IV. p. 165) angegeben, dass der von Dr. Steindachner beschriebene Taenianotus filamentosus diesem Geschlecht angehöre, liess es aber unentschieden, ob es eine zweite Art desselben sei. Das Museum Godeifroy hat nun ein solches kleines Exemplar von Boren erhalten, und nach Vergleichung desselben mit einem im Brittischen Museum befindlichen, habe ich keinen Zweifel mehr, dass diese Fische auch speciftsch identisch sind. 266 91 Tripterygium atrogulare. D. 3 | 12 8. A. 14. L. lat. 33. Die Körperhöhe ist weniger als die Kopflänge, welche -h der Totallänge (ohne Schwanzflosse) beträgt. Ange gross, mehr als V3 der Kopflänge, und länger als die zugespitzte Schnauze. Schuppen mit gezähneltem Rande. Seitenlinie deutlich bis zum Ende der zweiten Rückenflosse. Kopf schuppenlos. Die Brustflosse reicht bis unter das Ende der zweiten Rückenflosse zurück. Körper ohne auffallende Zeichnung, hell bräunlich. Die Unterseite des Kopfes und die Basis der Brustflossen schwarz. Schwanzstiel oben und unten mit einem kleinen schwärzlichen Fleck. Ein 38 mm. langes Exemplar von Bowen. Brotula ensiformis. Giinth. Fish. IV. p. 372. Von dieser Art hat das Museum Godeffroy ein 9 Zoll langes Exemplar von Bowen erhalten. AVie ich schon früher erwähnt, endigt sich das Operculmn in einen Dorn; ich habe aber das nähere Verhalten desselben an diesem Weingeistexemplare ermitteln können. Der Dorn liegt in einer Scheide der Haut des Suboperculum, das sehr breit und einem Operculmn ähnlich ist. Er ist aufrichtbar, indem das Operculmn selbst auf einen schmalen senkrechten Knochen reducirt ist. Die Bauchflossen sind an der Spitze gespalten, und nicht einfach, wie ich früher nach getrockneten Exemplaren angegeben habe. Scopelus nigroocellatus. D. 11. A. 17. L. lat, 36. L. transv. '2/r>. Aehnlich dem Scopelus coccoi, aber ohne vergrösserte Schuppen der Seitenlinie. Die Körperhöhe ist etwas weniger als V4 der Gesammtlänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge 2,?. Auge weniger als V3 der Kopflänge, ohne Supraorbitaldorn. Schnautze coniscli vorragend, aber kürzer als das Auge, mit einem Leuchtorgan auf jeder Seite. Schwanz schmächtig: Anfang der Rückenflosse ein wenig näher der Schnautze als der Schwanzwurzel, hinter der Basis der Bauchflossen. Bauchflossen nicht verlängert, Schuppen ganz glatt. Die Leuchtorgane des Körpers sind von einem breiten schwarzen Ring umgeben. Ein 1 Zoll langes Exemplar, stammt vom Südatlantischen Ocean. Gymnoscopelus aphya. Unter diesem Namen beschreibe ich ein merkwürdiges 1V4 Zoll langes Fischchen, das von Herrn Capt. Früchtnicht in 55° Lat. S. u. 85 u Long. W. , also nahe bei der Magellan’s- Strasse aufgefangen, und an das Museum Godeffroy überbracht wurde. Die ganze Gestalt und der äussere Körperbau sind die eines Scopelus; allein der Körper ist nakt, weisslich, mit schiefen Muskellinien, ganz wie bei Leptocephalus. Nur entlang der Mittellinie der Seite bemerkt man unter der Loupe eine Reihe äusserst dünner und 267 92 kleiner Schüppchen. Entlang jeder Bauchseite zieht sich eine Reihe pliosphorescirender Körperchen, die auf dem Rumpfe im Centrum perlglänzend sind, aber auf dem Schwänze einfache schwarze Punkte darstellen. Nach hinten zu ist die Reihe dieser Punkte doppelt. Auch nahe an der Rückenkante des Schwanzes ist eine Reihe solcher schwarzer Punkte. Kopf ohne Leuchtorgane. Die Körperhöhe ist % der Totallänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge Vi. Auge % der Kopflänge, die Rückenflosse scheint aus 12, die Analflosse aus 13 Strahlen zu bestehen; sie sind aber ihrer Feinheit wegen sehr schwer zu zählen. Die Bauchflossen sind unter der vorderen Hälfte der Rückenflosse inserirt, und ihre Basis ist der Schnautzenspitze etwas näher, als der Wurzel der Schwanzflosse. Ophichthys callaensis. Diese neue Art gehört zu der Abtheilung I. A. 1. b. ß. meiner Synopsis (Fish. YIH. p. 55). Die Kiemenöffnungen sind weit, weiter als der Zwischenraum, durch den sie an der Bauchseite von einander getrennt sind. Die Länge des Kopfes ist mehr als die Hälfte der Entfernung der Kiemenspalte vom After. Die Schnautze springt über den Unterkiefer vor. Länge der Maulspalte Vs der Kopflänge. Auge ziemlich gross, mehr als halb so lang als die Schnautze. Zähne ziemlich gleichmässig klein, in doppelten Reihen in beiden Kiefern. Die Länge der Brustflosse ist -Ir, der Kopflänge. Rücken- und Afterflosse sehr niedrig, die erstere fängt über dem Endtheile der Brustflosse an. Die Körperlänge verhält sich zur Schwanzlänge = 2:3. Einfarbig braun, heller am Bauche. Ein Exemplar, 10 Zoll lang, von Callao (No. 21). Es scheint diese Art dem Ophichthys magnioculus verwandt zu sein, unterscheidet sich aber durch seine Körperverhältnisse. 268 Beitrag zur Kenntniss der Lichenen-Flora der Südsee-Inseln. Von Dr. A. v. Krempelhuber in München. (Mit 1 Tafel). Unter den zahlreichen Sammlungen naturhistorischer Gegenstände, welche Dr. Ed. Gräffe, zur Zeit in Hamburg, von seinen Reisen durch die Südsee-Inseln, wo derselbe bekanntlich im Aufträge des Herrn J. C. Godeifroy in Hamburg während zehn Jahre mit naturwissenschaftlichen Forschungen beschäftigt war, zurückgebracht hat, befindet sich auch eine Collection von Eichenen aus jenen Inseln, namentlich den Fidschi- oder Viti-, dann den Tonga- und Samoa- oder Schifferinseln. Es ist mir diese in vielfacher Beziehung interessante Lichenen-Sammlung — die erste, welche bisher auf den genannten Inseln gemacht worden ist — zur Untersuchung und Bestimmung anvertraut worden und das nachfolgende Verzeichniss des Inhalts derselben bildet daher den ersten Anfang unserer Kenntniss von der Flechten- Vegetation der oben genannten zahlreichen Südsee-Inseln. Auch die lichenologische Wissenschaft ist daher dem Herrn Geoffroy und Sohn, wie nicht minder dem Herrn Dr. Gräffe zu grossem Dank verpflichtet, ersterem überhaupt dafür, diese Forschungs-Reisen veranlasst zu haben, letzterem aber dafür, dass er auf seinen Reisen auch die Eichenen, welche von Seite der in den tropischen Gegenden reisenden Naturforschern in der Regel ganz unberücksichtigt zu bleiben pflegen, in den Kreis seiner Forschungen gezogen hat. Ehevor ich nun das Verzeichniss des Inhaltes der oben erwähnten Lichenen-Sammlung folgen lasse, sei es mir gestattet, über das Vorkommen und die Verbreitung der Eichenen auf einigen von jenen Inseln namentlich aus der Gruppe der Viti- und Samoa-Inseln im Allgemeinen Nachstehendes zu bemerken. Es sind diese Angaben grösstentheils den Notizen entnommen, welche mir Herr Dr. Graeffe über die fraglichen Verhältnisse brieflich mittzuth eilen die Güte hatte. Die genannten-Inseln, von welchen der Archipel der Viti-Inseln zwischen dem 15" und 19° südlicher Breite und 177 — 178° östlicher Länge, jener der Samoa-Inseln aber zwischen dem 13 und 15° südlicher Breite und 177 — 178° Länge liegen, sind grösstentheils mit hohen dichtbewaldeten Bergen bedeckt, von welchen z. B. jene auf den Viti-Inseln etwa bis zu 4000 Pariser Fuss reichen. Die Verbreitung der Lichenen findet sich daselbst auf drei, oder strenggenommen nur auf zwei Regionen oder Lokalitäten beschränkt, nämlich: 1) die eigentliche Strandzone; 2) den Küstenstrich (gelichtet durch die Anpflanzungen der Eingebornen), von der ersten Zone bis zum Fuss der bewaldeten Berge sich erstreckend; 3) die Bergregion, die vom Winde bestrichenen Gräte und Kanten der Anhöhen und deren Ausläufer umfassend. Die erstgenannten beiden Regionen lassen sich natürlicher Weise nicht scharf trennen, da die Flechtenarten sich bald mehr bald weniger von der Strandlinie entfernen: die dritte Region hingegen erlaubt eine schärfere Trennung und zeigt fast nur eigenthümliche Arten. Was nun das Vorkommen der Lichenen in diesen Regionen im Allgemeinen betrifft, so ist es eine durch zahlreiche Beobachtungen constatirte Thatsache, dass auf den Viti- und Samoa-Inseln (und wahr- 2G9 94 sclieinlicli auch auf den übrigen Inseln Polynesiens überhaupt) nicht allenthalben Lichenen angetroffen werden, sondern dass diese Gewächse dort nur gewisse ihnen günstige Lokalitäten bewohnen; ferner dass sie in den sehr feuchten, warmen Gegenden dieser Inseln die windreichsten, trockenen Stellen bevorzugen, an feuchten, windgeschützten Orten (wie z. B. im Innern der dichten Waldungen) aber fast gänzlich fehlen, oder nur kleine Polster, Auflüge ohne Apothezien bilden. In den der Flechten- Vegetation günstigen Lokalitäten der Viti- und Samoa-Inseln, wie auch in Tonga, das nur die zwei ersten Regionen hat, bewohnen nun die Lichenen vorzugsweise die Rinden der Stämme und der Aeste der Bäume. Rur höchst selten haften den schwarzen,, harten, von der Sonne fast beständig stark durchwärmten Basaltfelsen, Flechtengebilde an. Etwas häufiger finden sich Steinflechten auf den Viti-Inseln, wo auch andere, als basaltische Gesteine, hie und da zerstreut, Vorkommen. Doch wird man auch dort nirgends jener mit buntem Flechten-Ueberzug geschmückten Felswände und Gesteine ansichtig, wie wir sie z. B. in den Gebirgen Europas so häufig wahrnehmen. Ebensowenig oder noch seltener als Steinflechten sind Erdflechten anzutreffen, welcher Umstand übrigens schon durch das seltene Vorkommen kahler, offener Stellen seine Erklärung findet. Es ist Herrn Dr. Gräfin nur ein Fall erinnerlich, Erdflechten, und zwar Cladonien angetroffen zu haben, die sich auf der sehr trockenen vulkanischen Insel Sui-Sui aus der Vanna Balavu Exporings- Gruppe am Boden an einem Wegrande vorfanden, aber sämmtlich ohne Apothezien waren. Betrachten wir nun die Flechten- Vegetation der einzelnen oben bemerkten 3 Regionen und die speciellen Standorte, welche die Lichenen daselbst einnehmen, und zwar zuerst jene der Berg- Region. Dort hängen Usneen meist von abgestorbenen Aesten in grosser Anzahl herab, während Sticta- und Leptogium- Arten über die Moose, welche die Stämme bedecken, sich ausbreiten. Es sind namentlich Eugenia-Bäume und Ficus- Arten, die sich hier die Flechten zu ihrem Wohnsitz auswählen. An den Rändern der Kraterberge, an den scharfkantigen Bergausläufern und Kämmen finden wir allein auf den mit Parasiten aller Pflanzen- Abtheilungen beladenen Stämmen die ganze Reihe von grossen, schönen Sticta- Arten, welche in unserer Aufzählung genannt sind, mit alleiniger Ausnahme der Sticta Godeffroyi Krphbr., welche auch an der Küste vorkommt. Montane- Arten sind: Leptogium diaphanum und tremelloides Fr., letztere auch an der Küste sich findend, dann Lecanora punicea Ach., Domingensis Ach., bifera Nyl., Ricasolia discolor Del. Nur dieser Region gehören Usnea trichodes Ach. und U. intercalaris Krphbr. der Inseln Upolu und Ovalau an. Bloss zwei Graphideen, nämlich Graphis assimilis Nyl. und Glypliis polygrapha Fee, wurden in diesen Regionen gesammelt; es ist indessen nicht zweifelhaft, dass eine genauere Erforschung eine grössere Anzahl Arten dieser leicht zu übersehenden Flechten-Gattungen dort entdecken würde, wie denn überhaupt vorliegende Sammlung, wie bereits vorne gesagt, nur der Anfang unserer Kenntniss der Flechten- Vegetation jener Gegenden genannt werden kann. In der Küsten- Region im weiteren Sinne, also die Strand-Linie mitinbegriffen, ist unstreitig die Rinde des Brodfruchtbaums (Artocarpus incisa L.) von den Flechten am meisten heimgesucht. Fast sämmtliche Arten dieser Region trifft man auf dem hier sehr häufigen Brodfruchtbaum an; doch kommen dieselben Allen auch auf anderen Baumrinden vor. Es sind dies in zweiter Linie die Rinden der Mangrove- Stämme oder Rhizophoren (Rhizophora, Bruyiera etc.), der Barringtonia speciosaL., des Colophyllum inophyllum, L., Paritium purpurascens Seem. und tiliaceum Juss., ferner der hohen Säulen der Kokospalme, sämmtlich Baumarten der Strandlinie. In dritter Reihe findet man noch häufig genug Lichenen an den Stamm- und Astrinden des Inocarpus edulis Forst., der Evia dulcis Com., Uvaria odorata, Erythrina indica, L., Eugenia Malaccensis L., ferner an den Stämmen von Arten der Sapindaceen (in geringer Anzahl), Aurantiaceen, 270 endlich an den Stämmen und auf den Blättern zweier Arten von Myristica (hier die blattbewohnende Lecidea dilucida Krphlr.). Es sind die genannten Baumarten über die ganze Küsten- Region bis in die Vorberge verbreitet. Neben der eben genannten L. dilucida gehören alle übrigen, in dem Verzeichnisse aufgeführten, bisher nicht genannten Flechten dieser Region an, von welchen eine Anzahl als vorzüglich an den Strandliebenden Bäumen vorkommend, besonders hervorzuheben ist. Dies sind: Parmelia latissima Fee, relicina Fr., laevigatuin, Pannaria funebris Krplibr. und pannnosa (Sw.), Pertusaria multipuncta Fr., Pyscia Cocoes, Physcia picta, integrata Nyl., Naggerana Krplibr., crispa Pers. und flavicans DO., ferner Ramalina geniculata Hook., farinacea Ach., subfraxinea Nyl., Lecanactis abietina, Verrucaria palmarum Krplibr. Unser Verzeichniss zählt im Ganzen 81 Liclienen auf, darunter acht (’/io) neue Arten. Eine Vergleichung mit den mehr oder weniger bekannten Lichenenfloren anderer Länder und Inseln zeigt, dass die hier in Rede stehende polynesische Lichenenflora am meisten mit jener Neu-Caledoniens übereinstimmt, dessen Flechten- Vegetation durch Nylanders Synopsis Lichenum Novae Caledoniae (Caen, 1868) uns näher bekannt worden ist. Es kommen hienach 28 Arten (oder Vs) der Viti- und Samoa-Flechten auch in Neucaledonien vor. Mit Neuseeland haben die Viti- und Samoa-Inseln nur etwa 12 Arten, mit Europa nur acht (oder Vio) Arten gemeinschaftlich. Die Flechtenvegetction von Australiens Festland ist noch viel zu wenig bekannt, als dass ein Vergleich mit derselben statthaft erscheint. Wir glauben hoffen zu dürfen, dass weitere naturhistorische Forschungen auf den Inseln der Südsee auch unsere jetzige Kenntnisse über die so interessante, aber noch so wenig bekannte Flechtenvegetation dieser Inselwelt noch bedeutend vermehren werden. Aufzählung der yoh Herrn Dr. (i raefi'c gesammelten Flechten. I. COLLEMEI. (Sp. 15) 1. Collema byrsinum Ach. Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 113; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 4. Ovalu, an Baumrinden (50. 84. 88). 2. Collema (Synechoblastus) laeve: Tayl. Lieh, antarct. p. 142: Collema flaccidum var. laeve Babing, in Flor. Nov. Zeel. Pars II. p. 309. Viti, an Baumrinden (51). 3. Leptogium diaphanum (Sw.) Mont.; Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 125. Viti, an Baumrinden (63). — Naggara-Insel (78). 4. Leptogium tremelloides (Ach.) Fr.; Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 124; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 5. An Baumrinden, sehr schön entwickelt und meistens reich fruktifizirend : Ovalu. Upalu Samoa, Savai Samoa, Naggara, in den dortigen Gebirgswaldungen, auch an der Küste an Cocos-Palmen (70. 91. 87. 108. 105. 114). 5. Leptogium subbullatum Krplibr. spec. nova. Thallus plumbeus opacus suborbiculariter dilatatus sat magnus (diam. ca. 6—8 centimeter), membranaceus rugosus lobato-incisus, subtus nudus, lobis varie complicatis, marginibus sinuatis, plerumque substrato adpressis; apotheciis disco carneo, primum suburceolato et margine thallino tumido sublaevi, dein disco dilatato plano et margine thallino mediocri vel tenui integro: spora e 8 nae, hyalinae ellipsoideae utroque apice angustatae, parce longitudinaliter vel oblique inter septa 271 96 divisae, long. 0,036—040, crass. 0,015— 0,018 mm.; hypothecium incolor, hymenium jodo saturate coeruleum. Species inter Lept. bullatum (Ach.) et Lept. pulchellum (Ach.) intermedium. Tongatabu, Ovalou, an der Rinde (wie es scheint) der Cocos-Palmen (21. 56). Wurde auch von Glaziou in der Prov. Rio Janeiro in Brasilien gesammelt, aber nur in streilem Zustande. (Collect. Glaz. No. 3471.) Tab. 14, Fig. 14. Zwei einzelne Sporen des Leptog. subbullatum Krphbr. II. BAEOMYCEI. (Sp. 6.) 6. Baeomyces paeminosus Krphbr. spec. nov. Thallus tenuis membranaceus, contignus, fragilis, determinatus, obscure viridis, superficie valde plicato-rugulosa et gibberosa, subtus albidus, laxe substrato per breves fibrillas adhaerens; apotliecia minuta (ca. 1,0 mm. diam.) , elevato sessilia vel substipitata, sparsa, caesio-pruinosa, disco plano margine obtuso parum conspicuo; sporae 8 nae fusiformes (apice uno obtnsiuscnlo, altero acuminato), hyalinae, 4 — 8 septatae, long. 0,019 — 022, crass. 0,004 — 006 mm. Viti, an Baumrinde. (Unicum!) Paraphysen" zusammenhängend , undeutlich, mit zahlreichen rundlichen Zellchen vermischt; Hypothezinm dunkelolivenbraun; Gonidien auffallend gross, grün, mit zelligem Inhalte. Tab. 14, Fig. 9 a. Zwei Sporen des Baeomyc. paeminosus Krphbr.; drei blaugrüne Gonidien derselben Flechte. III. USNEI. (Sp. 7, 8.) 7. Usnea intercalaris Krphbr spec. nova. Thallus pendulus albido-flavescens vel ocliroleucus, glaber, ramoso-intricatus, efibrillosus, ramis dichotomis, interdum liinc inde tumidulis ramulisque capillari-attenuatis; apotliecia parva vel mediocria in ramulis terminalia vel et lateralia, disco plano ochraceo nndo, margine subexcluso sparse ciliato; sporae 8 nae subglobosae, hyalinae, long. 0,008 — 010, crass. 006 — 007 mm. Ovalu, an Bäumen in der Bergregion (65, 99, 90, 116, 120 a.) Bezüglich der Arten der Gattung Usnea, insbesonders der exotischen Arten, herrscht noch grosse Unsicherheit und Verwirrung unter den Lichenologen, wie diess die Bestimmungen der tropischen Arten, die man in den Herbarien antrifft, zur Genüge zeigen. Eine von diesen, die bisher ganz verkannt worden zu sein scheint, ist die oben genannte; sie hat offenbar eine grosse Verbreitung in den tropischen und subtropischen Ländern; ich besitze sie wenigstens aus sehr verschiedenen Gegenden, Australien, Brasilien, Cap der guten Hoffnung etc. und ich habe sie bald als Usnea articulata, bald als Usn. trichodea, Usn. Vrieseana etc. benannt gesehen, am häufigsten als Usn. articulata. Usn. intercal. unterscheidet sich von der letzteren, der sie allerdings im Habitus ziemlich gleicht, durch kräftigeren Bau, durch ihre im frischen Zustande in der Regel weissgelbe Farbe des Thallus, dessen entblösste Mednllarschiclite durch Kali caust. aus dem Orangegelben sogleich blutroth gefärbt wird, während bei Usn. artic., in gleicher Weise behandelt, die Medullarschicliichte unverändert bleibt oder gelblich gefärbt wird; ferner kommen an unserer Flechte stellenweise Anschwellungen an den Hauptästen des Thallus nicht so häufig und so scharf ausgeprägt wie bei Usn. articulata, knotige, rosenkranzförmig an einander gereihte Anschwellungen, wie solche bei letzterer nicht selten sind, aber gar nicht vor. 272 97 Endlich hat unsere Usnea noch die Eigenthiimlichkeit, dass sie hei längerer Aufbewahrung im Herbar sich bräunt, was bei Usn. trichodea, Vrieseana und articulata nie der Fall ist. Von Usn. Vrieseana, Mont, et v. d. B„ der Usn. intercal. wohl am nächsten steht, unterscheidet sich letztere ausserdem noch durch robusteren Habitus, dichtere Verzweigung, eine andere Form der Apothezien und die chemische Reaktion der Medullarschichte bei Behandlung mit Kali caust.: ebenso von Usn. trichodea Ach. durch eine andere Verzweigung des Thallus, Mangel der Fibrillen, eine andere Form der Apothezien, wie auch durch die chemische Reaktion. Bei Usn. Jamaicensis Ach. und Usn. laevis Eschw. wird die entblösste Medullarschichte mit Kali caust. ebenfalls aus dem Oranggelben blutroth; an allen anderen Usnea-Arten habe ich diese Reaktion nicht bemerks. — Tab. 14, Fig. 21 a. Drei einzelne Sporen der Usnea intercalaris Krplibr. 8. Usnea trichodea Ach., Nyl. Syn. metli. Lieh. p. 270; Syn. Lieh. Nqv. Caledon. p. 12. Upolu, an Bäumen, streik (115). Medulla mit Kali caust. unverändert oder gelblich. IV. RAMALINEI. (Sp. 9—13.) 9. Ramalina subfraxinea Ayl. Recogn. monogr. Ramal. p. 41. Upolu, Samoa, an Bäumen auf den Bergen (58, 60, 117). Sporae long. 0,015 — 016, crass. 0,015 mm. 10. ‘Ramalina rigida (Pers.) Ach., Nyl. Recogn. monogr. Ramal. p. 14. Tongatabu, an Bäumen (59). 11. Ramalina complanata (Sw.) Ach., Nyl. Recog. monogr. Ramal., p. 29; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 13. Viti, an Bäumen. 12. Ramalina genieulata Hook, et Tayl. in Lond. Journ. of Bot. III. (1844), p. 655; Nyl. Recog. monogr. Ramal. pr. 65. Ovalou, Upolu, Tongatabu (1. 83), an Baumrinden. 13. Ramalina farinacea (L.) Ach., Nyl. Recogn. monogr. Ramal. p. 34. Tongatabu etc., wie es scheint, häufig an Bäumen (61, 62, 81 a, 84 a). V. PARMELIEI. (Sp. 14—35.) 14. Sticta damaecornis (Sw.) Ach. Nyl. Syn. metli. p. 356 exclus. variat. omnibus. Ovalou (74. 86. 92), Upolu Samoa (113), Savai Samoa (110), an Baumrinden, wie es scheint nicht selten. 15. Sticta subsinuosa Nyl. in Flora 1869, p. 118. f. lutescens Krplibr. Thallus supra lutescens, infra pulchre ochraceus versus basim obscure fuscus, tomentius- culus vel nudus. Sporae 6—8, fusiformes, triseptatae, incolores, long. 0,038—041, crass. 0,007 — 008 mm. Ovalou, Upolu Samoa, an Baumrinden (95. 97. 118). Auch in Brasilien, Rio Janeiro (Glaziou Coli, plant. Bras. No. 2005). 16. Sticta pedunculata Krplibr. spec. nova! Thallus pallide flavescens, minor (alt. 30 — 40, lat. 20- 35 mm.), membranaceus, rigescens, monophyllus, irregulariter laciniatus. laciniis 2 — 4, margine varie et parce sinuato vel sinuato-lobato, stipitatus, stipite tenui longiori (7 — 14 mm.), supra nitidiusculus laevis aut obsolete scrobiculatus, 273 13 98 infra saltem versus basiivi subcostatus, versus ambitum ochraceo-pallidus, centro (stria lata) ocliraceo- fuscus, nudus, cyphellis urceolatis fundo albis consitus; apothecia margiualia, mediocria, margine tliallino tenui integro vel tenuissime cremilato mox evanido, disco couvexo atrofusco vel atro; sporae 6 — 8 nae. fusiformes, incolores, 1-septatae. long. 0,039 — 044, crass. 0,000 — 008 mm. Gonidia vera, pallide virescentia. Sawai Samoa, in Gebirgs- Waldungen (102. 103). Yon der nahestehenden Stictina filicina (Ach .pr. p.) Nyl. durch Kleinheit, längere feine Stiele, wahre Gonidien etc. verschieden. Eine sehr niedliche Flechte! Tab. 14, Fig. 4, die ausgewachsene Flechte in natürlicher Grösse von Oben ; Fig. 2 dieselbe von Unten: Fig. 3 a 3 Sporen, b) Gonidien. Fig. 8 zwei ganz junge Exemplare der Stict. pedunculata Krphbr. 17. Sticta demutabilis Krphbr. spec. nova. Thallus nubile glaucescens vel pallide cervinus, lineari-laciniatus, laciniis sinuato-subpinatifidis, nonnunquam intricatis, saepe elongatis, apicibus retusis vel bifurcatis, superficie nitidiuscula et impresso- punctata aut laevis, subtus fuscescens, ochraceus, tomento rhizineo parco, fere nudus, pseudocypliellis numerosis albis prominulis; apothecia mediocria, marginalia, sparsa, primum cupuliformia, receptaculo fusco extus ruguloso inflexo, disco concaviusculo atrofusco, dein plano, receptaculo subevanescente; sporae 8 nae, fusiformes, olivaceae vel fuscae, constanter 1-septatae, long. 0,026—030, crass. 0,008 mm. Savai Samoa, in Bergwäldern an Bäumen (106). F. laevis. Thalli superficie laevi, subtus nuda, pseudocypliellis albis sparsis. Ibid. Samoa Upolu (101. 100). F. minor. Tliallo minori, supra laevi, subtus nudo: laciniis non ultra 3 mm. latis : apotheciis minutis. Mit der Stammform (109). Diese letztere Form ist äusserlich der Sticta damaecorniss f. elongato-laciniata Tuckerm. in Wright Lieh. Cubae No. 59 so ähnlich, dass sie damit sicherlich verwechselt wird, wenn nicht auf die Cyphellen geachtet wird. Diese No. 59 der Wright. Sammlung ist wahrscheinlich eine selbstständige neue Art. — Tab. 14, Fig. 12 a. Zwei einzelne Sporen der St. demutabilis Krphbr; b. Gonidien. 18. Sticta carpolomoides Nyl. Syn. meth. lieh. p. 355, pr. p.: Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 15. Ovalou, Gebirgswaldungen (71). Sporae 6 — 8, incolores, fusiformes, 3-septatae, long. 0,040—044, crass. 0,007 — 008. Thallus passim glomerulis isidii olivaceo-plumbei sparsis, quorum sedes maculis obscuris minutis irregularibus indicatae sunt. Tab. 14, Fig. 22. ZAvei einzelne Sporen der St. carpolomoides Nyl. 19. Sticta cinereo-glauca Tayl. Lieh. Antarct. p. 95; Babingt. Lieh. New. Zeal. p. 19, tab. 127, f. c.; Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 358. Upolu, in den Gebirgsgegenden an Baumrinden (96). Vorzüglich gut entwickelte Exemplare. Sporae 6 — 8, incolores, fusiformes 2 — 4-plerumque (maturae) 7-septatae, long. 0,050 — 063, crass. 0,009 — 012 mm. Apothezien verhältnissmässig klein, mit undeutlichen, sehr bald ganz verschwindenden Rande und konvexer Scheibe. Die oben zitirte Abbildung stellt die Flechte ziemlich gut dar, bezieht sich aber nur auf ein kleines, jüngeres Exemplar; die vorliegenden Exemplare von Upolu haben einen Durchmesser bis zu 14 Centim. Tab. 14, Fig. 19 a. Vier verschiedene Sporen der St. cinereo-glauca Tayl.; b. Spermatien. 274 99 20. Sticta lineariloba Mont. var. hypopsila Nyl. Syn. metli. Lieh. p. 355. Ovalu, Gebirgswaldungen, an schattigen Plätzen, steril. 21. Sticta prolificans Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. IG. Ovalu, Gebirgswälder, an schattigen Plätzen (72). Var. fimbriata Krphbr. Laciniis thalli typo angustioribus magisque elongatis, quarum margines paene onines a lacinulis vel excrescentiis tliallinis longis (3 — 4 mm.) ramosis angustis et subteretibus, rigidis fimbriatae. Mit der Stammform (89). 22. Sticta variabilis var. papyracea (Del.) Krphbr.; Sticta papyracea Del. Monogr. Stict. p. 102, Tab. 8, Fig. 38. Ovalu, an Baumrinde, steril, die Bestimmung daher nicht ganz sicher, und bin ich einigermassen in Zweifel, ob die unter obigem Namen aufgeführte Yiti-Flechte nicht etwa zu Sticta asticta Nyl. Prodr. Lieh. Nov. Caled. p. 17 gehört, bei welcher — wie bei unserer St. variab. v. papyracea — die Unterseite des Thallus ohne Cyphellen und fast ohne Spur von Hastfasern oder Filzüberzug ist. 23. Sticta (Stictina) Godeffroyi Krphbr. spec. nova. Thallus hepatico-fuscescens vel cervino-pallescens, membranaceus, rigescens, major, immo maximus (usque pedalis), opacus, inaequalis, lobato-laciniatus, laciniis subradiantibus, approximatis, lobato- incisis, lobis subrotundatis margine obtuse crenatis, liinc inde imbricatis: subtus tomento denso atrofusco versus ambitum dilutiori vestitus, pseudocyphellis niveis tomento immersis; apothecia mediocria vel potius minora, numerosa, sparsa, margine thallino fusco crenulato, disco fusco vel atrofusco; sporae 6 — 8 uae. fusiformes, 1-rarius tri-septatae, fuscae, long. 0,030—033, crass. 0,009 — 012 mm. Granula gonima glauco-caerulescentia. Noggara, Südküste der Yiti-Insel, an Baumrinden (G7. 64); ebendaselbst am Stamme eines abgestorbenen Callophyllum, hart am Strande, riesige Ueberziige bildend (G9). Eine sehr ausgezeichnete schöne Species, welche bis zu 2 Decimeter im Durchmesser erreicht und daher zu den grössten Species ihrer Gattung gehört; sie kann nicht leicht mit einer anderen aus der Gattung Sticta (resp. Stictina) verwechselt werden. Apothezien verhältnissmässig klein, aber zahlreich. Stict. amphisticta Nyl. (in herb. Krphbr.), bisher nur steril aus Australien bekannt, dürfte auch hierher gehören. Tab. 14, Fig. 10 a. 2 einzelne Sporen der Sticta Godeffroyi Krphbr. : b. 2 blaugrüne Gonidien. 24. Sticta (Stictina) marginifera Mont, in Cent. III des plant, cell. exot. No. 7 1 : Voyag. autour du monde sur la corv. »La Bonite«, Crypt. p. 144, Tab. 14G, Fig. 2 (icon optima!). Sylloge p. 324. Tliallo coriaceo-membranaceo, supra laevi cinereo-livido, madido vero in caerulescentem ardosiae colorem cito migrante, subtus tomento brevi fusco vestito, e basi stipitato sensim in frondem palmatam dichotome laciniatam expanso. laciniis oblongis obtusis, margine saepe lobulos stipitatos orbiculatos oblongosve ferentibus; cyphellis pallidis minutis limbatis; apotheciis . Mont. Syll. 1. c. Ovalu, an Baumrinden (73. 121). Cyphellen thelotrema-artig, mit weisslicliem Boden. Die vorliegenden Exemplare stimmen genau sowohl mit der von Montagne gegebenen guten Beschreibung, als auch mit der oben citirten Abbildung überein. Die Flechte besitzt gonidia caerulea, ist also eine Stictina, übrigens leicht durch den » margine laciniarum lobulos stipitatos oblongosve ferente« zu erkennen, welches Merkmal übrigens nicht bei allen Exemplaren vorhanden ist. 100 Audi die Exemplare von Ovalu besitzen leider keine Apotliezien mit reifen Sporen; nur junge, sporenlose konnte ich bemerken. 25. Sticta (Stictina) Lenormandii v. d. B. in herb. Lenormandii; Ayl. Syn. meth. Lieh. p. 343. Yiti-Inseln, ohne sichere Bezeichnung des spez. Fundortes (68), steril. 26. Sticta (Stictina) filicina (Ach. pr. p.) Ayl. Ovalu, in den Gebirgswaldungen an schattigen Plätzen. Sehr veränderlich in der Grösse und der Form der Thalluslappen. Sporen in den vorliegenden, nicht vollständigen Exemplaren: liyalinae, fusiformes, 1 — 3 septatae, long. 0,028 — 040, crass. 0,008 — 010 mm. — Sticta Menziesii Hook (cum var. latifrons Rieh.) halte ich für eine gute, selbst¬ ständige Spezies, deren Vereinigung mit obiger St. filicina mir nicht gerechtfertigt erscheint. 27. Ricasolia discolor (Delise Hist. Lieh. Stict, p. 136. tab. 16, f. 59) Ayl. Syn. meth. Lieh. p. 367. Upolou (93), Savai Samoa, in Gebirgswaldungen (104). 28. Parmelia laevigata (Sm.) Ayl. Syn. meth. p. 384: Syn. Lieh. Aov. Caled. p. 18. Viti, an Baumrinden (24). Dürftige Exemplare! Ovalou, an Cocos-Palmen (77). Die entblösste Medullarschicht mit Kali caust. schön gelb; setzt man aber noch Hypochl. calc. hinzu, sogleich blutroth. 29. Parmelia relicina Fr.; Ayl. Syn. meth. lieh. p. 386; Syn. lieh. Aov. Caled. p. 18. Viti, an Baumrinde (15). 30. Parmelia latissima Fee Ess. Supplem. p. 119, tab. 38, f. 4; Ayl. Syn. meth. lieh. p. 380; Syn. Lieh. Aov. Caled. p. 18. Ovalu, an Baumrinden (98); Aaggara, Insel an der Sildkiiste Leon’s, auf abgestorbenen Stämmen von Callophylliun inophyllum (75); Tungatabu, an Baumrinde (85) et (79). Sporae long. 0,022 — 030, crass. 0,010 — 016 mm. Fast alle Exemplare schön fructificirend. F. sorediata. Ovalou, an der Rinde von Cocos-Palmen, streil (26). 31. Physcia crispa (Pers.) Ayl. Synops. lieh, method. p. 423, Syn. Lieh. Aov. Caled. p. 19; Physcia Domingensis Mont. Syll. p. 328 (non Ach.). Ins. Aaggara, an der Südküste von Viti Leon. (38) : Upalu (5. a.), Tongatabu (37. 9), an Baumrinden (14). Sporae 0,022 — 023 mm. long., 0,008 — 009 mm. crass., olivaceae. Physcia Domingensis (Ach. Syn. p. 212 sub Parmelia; non Physc. Domingensis Mont.) halte ich nicht für eine blosse Form von Physcia speciosa, sondern für eine gute, selbstständige Art. Acharius hat von ihr 1. c. eine sehr gute Diagnose gegeben, welche ich hier folgen lasse, indem ich derselben noch die Beschreibung der Sporen beifüge: »Thallo orbiculari interrupte imbricato utrimque albicante laevigato, subtus fibrillis sparsis obscurioribus; laciniis planis irregulariter lacinulatis, marginibus repando-dentatis pulverulentis : apotheciis sparsis subfuscis, margine inflexo rugoso-crenulato. « In. Set. Domingo. (Sporae 8nae, ellipsoideae, 1-septatae (interdum in medio nonnihil constrictae) pallide olivaceo- virides, long. 0,022 — 023, crass. 0,008—009 mm.) Ein gutes, genau mit obiger Diagnose übereinstimmendes Exemplar v. Pli. Domingensis Ach. erhielt ich von der Insel Set. Katharina in Brasilien aus dem Herbar des verstorbenen Herrn v. d. Bosch. 276 101 32. Pliyscia picta (Sw.) Nyl. Syn. metli. Licli. p. 430; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 19. Upolu (5), an Baumrinden, besonders auch an Coros- Palmen. Sporae 0,015 — 021, crass. 0,005 — 007 mm. 33. Pliyscia integrata Nyl. Syn. metli. p. 424 (ex descr.). Viti Ovalou, an Baumrinden (27). Sporae long. 0,015 — 022, crass. 0,005 — 006 mm. Von Pliysc. crispa (Pers.) hauptsächlich durch einen mehr zusammenhängenden, nicht so tief als bei Pli. crispa eingeschnittenen, an den Bändern der Thallus-Läppchen nicht pulverigen, dem Substrate dicht angedrückten Thallus verschieden. 34. Pliyscia Naggarana Krplli. spec. nov. Thallus albidus (nonnihil in rubicundum vergens) adpressus suborbicularis, laciniis planis subimbricato-contiguis vel crustaceo confluentibus, sat angustis, ambitu varie crenatis et incisis, subtus niger, nudus; apotliecia mediocria (lat. ca. 1,8 mm.) disco plano nigro opaco (vel plerumque nubile-atro), a margine thallino crassiusculo eximie striato-crenulato subsphinctrino circumdato; sporae 8nae ellipsoideae , pallide-olivaceae, 1-septatae, interdum medio nonnihil constrictae, long. 0,018 — 022, crass. 0.006 — 009 mm.; paraphyses' conglutinatae, hypothecium crassum, fuscuni; liymenium jodo caerulescens. Ad cortices, in Insula Naggara, ad oram australem ins. Yiti Leon (39). Der Pliysc. picta nahestehend, durch die angegebenen Merkmale, insbesondere die Form der Apothezien, auffallend verschieden. Die Oberfläche des Thallus wird mit Kali caust. zuerst lebhaft gelb-, dann gras-grün. Tab. 14, Fig. 16. Vier einzelne Sporen. 35. Pliyscia flavicans (Sw.) D. C. Tongatabu, ad cortices, sterilis (82). Unicum! Auch in Neu-Holland, Queensland, Brisbane Biver (leg. Amalie Dietrich). VI. PYXINEI. (Sp. 3G. 37.) 36. Pyxine Cocoes (Sw.) Tuckerman Proceed. of the Am. Acad. of sc. and arts, 1860, p. 401: Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 20. Viti, an Baumrinden, wie es scheint nicht selten (33). 37. Pyxine Meissneri Tuckerm. Proceed. Am. Acad. of sc. and art., 1860, p. 400: Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 20. Tongatabu, an Baumrinden. VII. LECANOREI. (Sp. 38-52.) 38. Psoroma. sphinctrina Mont. Syl. p. 330. Yiti, an Baumrinden (80). Sporae 8 nae, ellipsoideae, simplices, hyalinae, long. 0,018, crass. 0,009 — 011 mm.; liymenium jodo saturate caeruleum. 39. Pannaria funebris Krplibr. spec. nov. Thallus lividus vel dilute fuscescens suborbiculariter explanatus, nonnumquam in lobos rotundatos plures minores vel majores, imbricatim dispositos dissectus, adpreso-stellaris, hypothallo craso atro- 277 102 pannoso ambitum tlialli limbo cingente, lobis tliallinis angustis varie divisis secl omnino confluentibus itaque vix (solmn in ambitu) discernendis, versus centrum in crustam vemicoso-rngosam transeuntibus ; apothecia adpressa, disco rufo plano margine thallino subintegro vel leviter striato et varie flexuoso circumdato; sporae 8 nae ellipsoideae liyalinae, simplices episporio duplici instructae, long. 0,019 — 026, crass. 0,010 — 013 mm-, hymenium jodo caerulescens. Naggara, Südktiste der Yiti-Inseln, an Stämmen des Callopkyllum (66). Auch in Australien an der Rockhinghams-Bay (lierb. Sonderi). Von der nabestelienden Pannaria pannosa unterscheidet sich P. funebris durch die constant lichtere Farbe des Thallus, namentlich aber dadurch, dass die Lazinien des Thallus einander so nahe gedrückt und so mit einander verwachsen sind, dass der Thallus, mit blossem Auge betrachtet, eine zusammenhängende, nur am Umfange etwas figurirte Kruste zu bilden scheint. Mit der Lupe angesehen erkennt man aber sofort, namentlich gegen den Umfang, die feinen weissliclien Konturen der zusammengewachsenen strahlenden, schmalen, verschiedenartig getheilten oder eingeschnittenen Thallus-Läppchen. Auch die Sporen sind beträchtlich grösser als jene von P. pannosa (Sw.). Ich habe des Umstandes, dass das Episporium der Sporen von P. pannosa (wie auch jene von P. funebris) doppelt ist, resp. constant eine Verdoppelung (2faclie Schichtung) zeigt, bisher bei keinem lichenologisclien Schriftsteller erwähnt gefunden. Es kommen auch Exemplare vor, bei welchen der Thallus in kleinere und grössere Lappen getlieilt ist, welche dachziegelförmig über einander liegen. Tab. 14, Eig. 13. Ein Theil der Pann. funebris Krphbr. in natürlicher Grösse, nach einem Exemplar aus Australien. Fig. 6. Vier einzelne Sporen; Fig. 24. Ein Stückchen der Oberfläche des Thallus, mit der Lupe betrachtet. 40. Pannaria fulvescens (Mont.) Ayl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 21. Upolu Samoa, an der Rinde der Bäume in der Berg- Region (119 a., unicum!). 4L Pannaria pannosa (Sw.) Del.; Nyl. Syn. Lieh. Caled. p. 21. Upolu Samoa, an Baumrinden (44. 81. 6. 111). Sporae 8 nae, liyalinae, simplices, diversiformes, forma ellipsoidea transiens usque ad subglobosam, interdum uno vel altero apice cuspidatae, long. 0,015—019, crass. 0,006— 008 mm. Paraphyses validae, conspicuae; hypothecium pallide-carnosum. Pars inferior sporae (endosporium) plerumque a limbo (Sporenhülle, episporium) duplici circumdata. 42. Coccocarpia incisa Pers. Voy. Uran. p. 206; Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 22 (als Variet. der Coccocarp. molybd.). Tongatabu, an dürrer, vertrockneter Baumrinde, mit bräunlichem Thallus (48). Unicum! 43. Coccocarpia molybdaea Pers. Voy. Uran. p. 206; Montag. Hist, fisica de Cuba. Cryptog. p. 192; Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 22. Tongatabu, an Baumrinden (47). Sporenlos. 44. Lecanora Domingensis (Pers.) Ach. Syn. p. 336 (Parmelia gyrosa Spr.). Forma (subsimilis Lecanorae biferae Nyl.) thallo sordide lutescente vel sordide albo discoque apotheciorum obscuriore quam in typo. Sporae 6 — 8, liyalinae, 6 — 8 loculares, long. 0,026, crass. 0,011 mm. Vit.i, an Baumrinde (12). 278 103 45. Lecanora varia y. conizaea (Ach.), Xyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 27. Yiti, an Baumrinden (ein Fragment!). Sporae long. 0,013, crass. 0,004 mm.; hypotliecium albidum; paraphyses liaud bene discretae, graciles, apice fiiscescentes. 4G. Lecanora punicea Ach., Xgl. Syn. Lieh. Xov. Caled. p. 30. An Baumrinden, Upoln Samoa, in reg. mont. (12. 119). 47. Pertusaria communis var. verruculosa Krphbr. Thallo verruculoso-inaequali. Yiti, an Baumrinden (IG). Sporae 2. long. 0,097 — 0,120, crass. 0,30 — 0,46 mm. (endosporio claro vel nubilo, tenuiter granuloso.) Yielleicht von Pert. communis var. neo-caledonica Xyl. Syn. Lieh. Xov. Caled. non vere diversa. 48. Pertusaria lutescens (Escliw. in Mart. Flor. Bras. p. 118 sub Pert. communis v. lutescens) Krphbr. Thallus lutescens linea tenni obscura cinctns; verrucis numerosis parvis confertis et saepe confluentes, ostiolis punctifonnibus nigris, 2 — 4 in quavis vemica; sporae 2, long. 0,080 — 0.132, lat. 0,03G — OGG mm., endosporio transversim plicatulo (saepe in medio fissura longitudinaliter dehiscente instructo). Yiti, an der Binde von Bäumen. 49. Pertusaria multipunctata (Turn.) Xyl. Lieh. Scand. p. 179, Prodrom. Lieh. Xov. Gran. 2, p. 35. Yiti, an Baumrinden (3. 17). 50. Thelotrema microporum Mont, in Ann. Sc. nat. 3. XTT. p. 130; Syllog. p. 363; Xyl. Syn. Lieh. Xov. Caled. p. 36. Tongatabu, an glatten Baumrinden (31). Die beiden in der Sammlung vorhandenen Exemplare sind sporenlos; ihre Bestimmung beruht daher nur auf der Yergleichung mit authentischen Exemplaren des Th. microporum Mont. 51. Thelotrema compunctum (Sw.) Xyl. Prodr. Flor. Xov. Granat. 2. p. 46; Urceol. compuncta Ach. Syn. p. 145. Tongatabu, an Baumrinde (32). Es ist nur ein kleines Fragment mit Apothezien ohne Sporen vorhanden, daher die Bestimmung nicht ganz sicher. 52. Thelotrema platycarpoides Tuckern. Observ. lichenol. 18G4. p. 270. Yiti, an Baumrinde. In der Sammlung ist nur ein kleines Fragment vorhanden, welches aber unzweifelhaft hierher gehört. VIII. LECIDEI. (Sp. 53 — 56 ) 53. Lecidea modesta Krpbr. v. microspora Krphbr. Sporis minoribus quam in typo, long. 0,010 — 012 crass. 0,005 — 006 mm. Thalli superficies Kali caust. sanguinea. Yiti, an Baumrinden (55). Auch in Brasilien, Prov. Minas Geraes von Dr. AVarming gesammelt. Die Flechte gleicht in ihrem Aeusseren ganz der Lecidea disciformis Fr. und ist von letzterer nur durch die bemerkte chemische Reaction des Thallus bei Behandlung mit Kali caust. verschieden. 54. Lecidea dilucida Krphbr. spec. nov. Thallus maculam parvam dilute-vel albo-viridem, valde irregulariter dilatatam, tenuissimam, contiguam, efformans; apothecia minutissima, dilute-carneae vel lividae, subgelatinosae, disco primum punctifonni margine crasso, dein explanato, plano, margine evanido: sporae minutissimae, 8 nae, 104 hyalinae, ellipsoideae , 1— septatae, long. 0,0060— OOGG, crass. 0,0027 — 0032 mm.; hypothecium albidum, hyalinum, paraphyses tenuissimae, confertae sed conspicuae. Upolu, auf der Oberseite der lanzettförmigen Blätter eines Baumes (57). Eine minutiöse, blattbewolmende Flechte, deren Apothezien nur mit Hilfe einer Lupe zu erkennen sind. Tab. 14, Fig. 23. Ein Stückchen aus der Schlauch spitze mit einem Sporen-Sclilauche; b. vier einzelne Sporen. 55. Lecidea bifera Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caledon. 49. Yiti, an Baumrinden (54). Eine durch ihre fast constant zwei grosse mauerförmige Sporen enthaltenden Schläuche und die in der Regel spiralige oder schiefe Stellung der loculi (oder Sporoblasten) in den Sporen sehr ausgezeichnete und unschwer zu erkennende Species, die wahrscheinlich der australischen Inselwelt eigentlmmlich ist. Nicht in allen Sporen zeigt sich die spiralige Stellung der loculi. Auf den vorliegenden Exemplaren kommen nicht selten Apothezien mit prolifizirenclem Discus vor, der Art, dass ein solches Apotheziiun aus mehreren (4—8) kleineren Apothezien, die ein kleines rundes Häufchen bilden, zusammengesetzt erscheint. Sporen long. 0,050 — 070, crass. 0,025 — 030 mm.; jodo gelat. liym. coerulesiens ; hypothecium incolor. Tab. 14, Fig. 11. Zwei einzelne Sporen der Lecid. bifera Nyl. 5G. Lecanactis abietina (Ach.); Koerb. Syst. lieh. p. 27G. Yiti, an Baumrinden. Sporae fusiformes, 3—4 septatae, long. 0,030—034, crass. 0,005 — 00G; liypoth. fuscum. IX. GRAPHIDEI. (Sp 57-75). 57. Graphis serograpta (Spreng, in Linn. Syst. Eclit. XYI. tom. IY, pars I, p. 254 sub Platygramma; Mont. Lieh. Guyan. in Ann. d. sc. nat. Bot. XVI, No. 157. Viti, an Baumrinden. Sporae 4 — G nae, primo hyalinae dein olivaceae, long. 0,026 — 033, crass. 0,011 — 012 mm., oblongae, multi-loculares (seriebus 7 — 10 transversim loculosae, loculis 2 — 3 in quavis Serie). 58. Graphis erubescens Krplibr. spec. nova. Thallus crustam tenuem (maculam) vel integro-pallidam vel pallido-et dilute ros eo-macula tarn, laevem, irregulariter dilatatam et a linea gracili atra cinctam efformans; apothecia uumerosa, linearia, simplicia aut vario modo ramosa, flexuosa, immersa, epithecio angusto plano albo-pruinoso et margine thallino plerumque crassiusculo, circumscisso praedita. Thecae monosporae, sporae ellipsoideae magnae, long. 0,077 — 080, crass. 0,033 — 044 mm. hyalinae, muraliformes; paraphyses grannulis adspersäe, conspicuae; hypothecium albidum. Yiti, an Baumrinden. Diese zierliche Graphis stellt der Gr. Poitaei Fee nahe, unterscheidet sich aber davon durch ihre weniger bedeckten kürzeren Apothezien und hauptsächlich durch den Umstand, dass der Thallus unserer Graphis erubescens — mit Kali caustic. in Berührung gebracht — aus dem orangelben sich bald bleibend lebhaft blut.ro th färbt, was bei Gr. Poitaei Fee, deren Thallus in gleicher Weise behandelt, ungefärbt bleibt, nicht der Fall ist. Ueberdiess ist Gr. erubescens durch ihren weisslich und blassrosenroth gefleckten Thallus auch äusserlich leicht zu erkennen. 280 105 Ich habe für sie den Namen erubescens, obschon wir ein Trypeth. ernbescens Fee und eine Urceol. ernbescens haben, aus dem Grunde gewählt, weil ich glaube, dass dieser Name für dieselbe der passendste ist. Tab. 14, Fig. 20. Zwei einzelne Sporen der Graph, erubescens Krphbr. 59. Graphis fagorum (Mass.) Krempelh. Flechten aus Amboina, in Verhandlungen der k. k. zool. bot. Gesellschaft in Wien, 1871, pag. 864, Tab. VI sub Opegrapha. Tliallus maculam majörem subdeterminatam glaucescentem vel caeruleo-cinerascentem tenuem laevem efformans; apothecia gracilia, emergentia, flexuosa, divaricato-ramosa, epithecio rimiformi, angusto, atro, subpruinoso, margine tliallino subinconspicuo vel tenuissimo cincto; sporae 8 nae, elongato-fusiformes, hyalinae, 10 — 12 — loculares, long. 0,033 — 038, crass. 0,008 mm. Viti, an der Rinde der Aeste eines Baumes. Oberfläche des Thallus mit Kal. caust. unverändert. 60. Graphis striatula (Ach. Syn. p. 74 sub Opegrapha); Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 71. Graphis duplicata Ach.; Opegrapha rimulosa Mont. Syll. p. 349. Viti, an Baumrinden (8.) Sporae 4 — 6 nae, hyalinae, 10— loculares, long. 0,050 — 060, crass. 0,010 — 012 mm. 61. Graphis assimilis Nyl. Prodi'. Lieh. Gail, et Alg. p. 150; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 70. Viti, an Baumrinden. 62. Graphis substriatula Nyl. Prodr. Lieh. Fl. Nov. Granat. Supplem. p. 563; Lindig. Collect. II, No. 77. »Thallus albus vel albidus opacus tenuissimus determinatus; apothecia lateribus tecta et supra albido-suffusa mediocria vel majuscula, utrinque striatula, epithecio angusto rimiformi; sporae 8 nae, incolores fusiformi-cylindraceae 16 — 20- loculares, long. 0,085 — 0,110, crass. 0,011 — 014, jodo caerules- centes, hypothecium nigrum. « Nyl. 1. c. Viti, an Baumrinden (2). Oberfläche des Thallus mit Kali caust. aus dem Gelben blutrotli. Sporen in den vorliegenden Exemplaren aus den Viti-Inseln 0,090 — 0,102 crass. 0,016 mm., 18 — 20 locular. Sowohl der Thallus dieser Exemplare als auch jener in Lindigs Coli. II No. 77 zeigt mit Kali caust. eine blutrothe Reaktion. Was Graphis substriatula Nyl. (in herb. Tuckerm.) Prodr. Lieh. Nov. Granat, p. 53, ed. 2. p. 78 »sporis oblongis murali-divisis < ist, hierüber habe ich zur Zeit keine Nachricht; auf keinen Fall kann diese Graphis hierher gehören, ebensowenig wie Gr. substriatula f. inserpens Nyl. Prodr. Flor. Nov. Caled. p. 72. 63. Graphis Pavoniana Fee Ess. p. 40 Supplem. p. 29. Viti, an Baumrinde. Sporae 4 — 8 — nae, elongato-oblongae, hyalinae, (! — 8— loculares, long. 0,015 — 017, crass. 0.004 — 005 mm. (itaque minores quam in Gr. scripta.) 64. Graphis tenella Ach. Syn. p. 81; Gr, lineola Ach. ibid. p. 80; Nyl. Lieh. Nov. Caled. p. 70. Viti, an Baumrinden (specimina sine sporis maturis). 65. Graphis streblocarpa (Belang.) Nyl. in Regensb. Flora 1866 p. 133: Opegrapha streblocarpa Belang, in Vo)r. aux Ind. — Orient, p. 134; Mont, et v. d. B. Lichenes Javanici, p. 43: Leiorreuma streblocarpum (B61.) Mass. in sclied., Krphbr. Flechten aus Amboina in den Verhandlungen der k. k. zool. bot. Gesellsch. in Wien, 1871. 866: Leiorreuma Canariorum Mass. in sclied., L. ainboinense Mass. ibid.; Graphis Massalongi Mont, in herb. Massai. Tongatabu etc., an Baumrinde, wie es scheint nicht selten (13, 30, 42, 45). 281 14 100 Apothecia monosporae, sporae liyalinae, muralidivisae, ellipsoideae, magnae, long. 0,077 — 0,150, crass. 0,024 — 0,036 mm.; hypothecium incolor, parapliyses discretae; liymenium jödo fulvescens. Mit Kali caust. wird die Oberfläche des Thallus sogleich blutrotli. 60. Graphis scripta Ach.; Nyl. Syn. Lieh Nov. Caled. p. 09. An Baumrinden. Von der europäischen Form nicht abweichend. F. serpentina (Ach.) Viti, an Baumrinden (40 a). Sporen etwas kleiner als in der Normal-Fonn. 67. Graphis conglomerata (Fee Ess. p. 32, tab. 13, fig. 1 sub Opegrapha). Var. australica Krplib. Apothecia monospora, spora valde magna, ellipsoidea, muraliformis, hyalina, long. 0,110 — 0,114, crass. 0,035 — 039 mm.; parapliyses graciles, filiformes, flexuosae, discretae. Viti, an Baumrinden. Die Apothezien kleiner, als bei der typischen Form; die jungen Sporen zuerst 5—0 — septatae, dann mauerförmig. Das vorliegende (kleine) Exemplar stimmt mit der zitirten Abbildung und einem Original- Exemplar Fee's seiner Opegr. conglomerata, ziemlich gut überein, mir dass die Apothezien kleiner sind. 68. Graphis diversa Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 74; Solenographa confluens (Mtg.) Mass. Esam. comp, di alc. gen. di Lieh. p. 20; Ivrempelh. Flechten aus Amboina in Verhandl. der k. k. zool. bot. Gesellsch. in Wien, Jalirg. 1871, pag. 800, Tab. VII; Graphis actinoglyphoides Mass. olim in herb.; Lecanactis confluens Mont, in ann. sc. nat. 2. XVIII. p. 275, Sylloge p. 352? Thallus macula lutescente vel olivaceo-cinerascente late explanata indicatus, planus vel colliculoso- inaequalis; apothecia elevata (vel subimmersa), primum subrotunda oblongaque, dein elongata, linearia, flexuosa, jam simplices, jam semel vel pluries et varie divisa (ramosa), mediocria, apicibus cuspidatis et obtusis, epithecio plano vel concaviusculo 1. canaliculato, caesiopruinoso vel nudo, margine thallode concolori vel pallido saepe flexuoso cincto ; sporae 0 — 8, primum oblongae, liyalinae vel leviter fuscescentes, dein (vetustiores) dactyloideae (oblongo cylindricae) , obscure olivaceae, 0 — loculares, long. 0,022 — 028, crass. 0,004 — 009 mm.; hypothecium crassiusculum atrum, liymenium jodo lutescens. Viti, an Baumrinden, wie es scheint nicht selten (0. 10. 40. 52. 53). Apothezien in Betreff der Gestalt, Bestäubung des Epithecium und Berandung sehr verschieden. Die Flechte ist von Graphis exaltata Mont, et v. d. B. und Gr. planiuscula Mont, schwerlich verschieden, übrigens sicher dasselbe, was Sojenograplia confluens (Mont.) Mass, dessen Original- Exemplar ich vor mir habe. Ob aber Solenosp. confluens Mass., Graphis confluens Nyl. und Lecanactis confluens Mont, zu der ächten Arthonia confluens Fee (Ess. p. 55, Tab. XIV, fig. 5) gehören, auf welche Montagne seine Lecanactis confluens gegründet hat, erscheint mir nach den von diesen Autoren gegebenen Diagnosen und Abbildungen sehr zweifelhaft und dürfte die diessfalls zur Zeit bestehende Confusion nur durch Untersuchung eines Original-Exemplares der Arthonia confluens F6e, das mir leider nicht zu Gebote steht, sicher gelöst werden können. Alle von mir hierher gezogenen Exemplare der Graeffe' sehen Sammlung differiren zwar, namentlich in Grösse, Breite und Form der Apothezien nicht unbeträchtlich von einander, besitzen aber alle die gleichen, sehr charakteristischen Sporen und scheinen daher nicht von einander getrennt werden zu können. 282 107 Var. cohibens Nyl. in Flora 1866, p. 133. An Baumrinden. Tab. 14, Fig. 17. a. Eine jüngere und b. eine ältere, ganz reife Spore der Graphis diversa Nyl. 69. Graphis dialeuca Verplib. spec. nov. Thallus crassiusculus, rigidus, dilute ocliraceus vel testaceus, verrucose-rugoso-inaequalis contiguus ; apothecia ex apicibus et jugis colliculorum tlialli, a quo primum omnino obtectae sunt, vel inter eos erumpentia, prominula, breviuscula (long. 2 — 3 mm.) lineari-cylindracea, simplieia, flexuosa, extus tegmine thallino hiante (et dein saepe albo-marginato), vel clauso, intus excipulo proprio 1. labiis turgidulis albidis, interdum striatulis, instructa; epithecium tenue, rimuliforme, incolor; sporae 6 — 8 nae, plerumque 6, ellipsoideae, hyalinae, multiloculares, seriebus 6 — 8 transversis et loculis 3 — 5 in quavis serie, long. 0,022 — 024, crass 0,010 — 012 mm.; hypothecium albidum, paraphyses conspicuae, longiusculae, rectae, conglutinatae. Tonga tabu, an Baumrinden (29). Eine eigenthüm liehe Spezies, der Gr. chlorocarpa und Gr. chlorocarpoides nahe stehend, aber durch die besondere Form ihrer Apothezien davon evident verschieden. Tab. 14, Fig. 18. a. ZAvei einzelne Sporen der Graph, dialeuca Krphbr; b. ein schwach vergrösserter Vertical-Durclischnitt eines Apotlieziums. 70. Graphis (Fissurina) Graeffeana Krphbr. spec. nova. Thallus crustaceus, tenuis, glaucescens, colliculosus et inaequalis, continuus, iiTegulariter dilatatus, sed ambitu a limbo rubescente limitatus; apothecia numerosa, linearia, plus minus elongata et conferta, simplieia vel furcata ramosaque, vario modo valde flexuosa et curvata, epithecio anguste canaliculato vel rimaeformi, rubicundo aut roseo (praesertim madido amoene roseo vel interdum sanguineo), margine thallode crassiusculo prominulo; sporae 6 — 8, ellipsoideae, hyalinae, uniseriatae, valde minutae long. 0,006 — 008, crass. 0,003 — 004mm. quadriloculares; paraphyses rectae, contiguae, granulis crebris adspersae, hypothecium incolor. Viti Inseln (49.) (ohne spez. Angabe des Fundorts). Eine der schönsten Species aus der Grapliideeu- Gattung Fissurina, durch die lebhaft rosenrothe Farbe des schmalen, rinnenförmigen Epithecium, welches sich neben dem blassgelblichgrünen Thallus lieblich ausnimmt, sehr ausgezeichnet. Die Sporen sind sehr klein, in schmalen Schläuchen in einer Reihe stehend. Der mit Kali caust. angefeuchtete Thallus wird erst rothbraun oder rostfarben, zuletzt bleibend blutrotli. Tab. 14, Fig. 1. a Ein Schlauch mit 6 Sporen; b. 4 einzelne Sporen der Graph. Graeffeana Krphbr. 71. Arthonia cinnabarina var. adspersa (Mont, sub Ustalia adspersa in Ann. Sc. nat. 2, XVIII, p. 278): Nyl. Synops. Lieh. Nov. Caledon. p. 60. Viti, an Baumrinden (41). Ich neige mich jetzt, nachdem ich sehr zahlreiche Exemplare dieser Flechte aus sehr verschiedenen weit von einander entfernten tropischen Gebieten gesehen und untersucht habe, nachdem mir ferner nie unter allen diesen vielen Exemplaren ein Uebergang dieser angeblichen Varietät adspersa in die typische Form der Arth, cinnabarina zu Gesicht gekommen ist, der Ansicht zu. dass Montagne dieselbe nicht mit Unrecht als eine selbstständige Spezies aufgestellt hat, welche vorzugsweise den Tropen angehört. 72. Glyphis lepida Krphbr. spec. nova. 283 Thallus maculam tenuem dilatatam pallescentem efformans; apothia (tlialamia) in stromatibus varie modo formatis plerumque vero subrotundis depressiusculis thallo concoloribus, atra, numerosa, punctiformia, quadrata vel difformia, discreta, rara confluentia; sporae 6 — 8, liyalinae, fusiformes vel cuneatae, 8 — loculares, long. 0,028 — 030, crass. 0,00(3 — 007 nun.; paraphyses haud discretae, inconspicuae. Upolu, an Baumrinden (11). Oberfläche des Thallus mit Kali caust. aus dem orangefarbigen blutroth. Die Flechte steht, was den äusseren Habitus betrifft, der Glyphis favulosa Arb. ziemlich nahe, wie auch der Glypliis polygrapha Fee Mem. lichenogr. tab. III, flg. 4. Sie ist durch die bemerkte ehern. Reaction, die rundlichen dem Thallus gleichfarbigen Stromata, in welchen die- kleinen verschieden gestalteten schwarzen Apothezien zahlreich, aber in der Regel deutlich von einander getrennt, eingesenkt sind, unschwer von den anderen bekannten Glyphis- Alten zu unterscheiden. Die Stromata haben einen Durchmesser von 2 — 3 mm. Tab. 14, Fig. 15. Drei einzelne Sporen. 73. Glyphis labyrintliica Ach. var. maculiformis Krphbr. Thallus pallide testaceus; Stromata, (oculo nudo visa) cum apotlieciis labyrinthiformibus tenuissimis nigris (oculo nudo non visibilibus) maculas vel protuberantias albo-pruinosas, irreguläres, minorcs vel majores (diam. 5 — 7 mm.), planas aut parum prominentes efformantia; sporae 8 nae, ellipsoideae, juveniles 2 — loculares, liyalinae, maturae 4 — loculares obscure olivaceae, long. 0,012 — 0,015, crass. 0,008 — 012 mm.; hymenium jodo non coloratum, hypothecium incolor, paraphyses validae. — Forsan species propria! Tongatabu, an Baumrinden (28). Durch die weisslich- oder bläulich weiss überzogenen fleckenförmigen, oft das Niveau des Thallus nicht überragenden Stromata leicht zu erkennen. Die Oberfläche des Thallus wird mit Kal. caust. rothbraun oder orange gefärbt. 74. Glyphis polygrapha F6e Mem. lieh. p. 38, tab. 3, flg. 4. Thallus rufescenti-fulvus, lineola atra circumscriptus; Stromata rotundo- difformia, depressa interdum confluentia, alba; apothecia atra, numerosa, augusta, aliquando punctiformia, discreta et connata; sporae fusiformes vel fusiformi-oblongae . 4— G in quovis asco, liyalinae, 8 — 10 — loculares, long. 0,033 — 0,030, crass. 0,007 — 008 mm. Yiti, an Baumrinden. Hauptsächlich durch die Farbe des Thallus und die weissen Fruchtpolster von Gl. lepida Krphbr., der sie nahesteht, verschieden. Thallus und Kali caust. aus dem oranggelben blutroth. Sporen wie bei Graphis assimilis Nyl. 75. Chiodecton depressum Fee Ess. Cryptog. ecorc. p. 65, tab. YVII, flg. 2. Yiti, an Baumrinden. (Ein Fragment!) X. PYRENOCARPEI. (Sp. 76—81.) 76. Yerrucaria Santensis Tuckerm.; Nyl. Pyrenoc. p. 45; Prodr. Fl. Nov. Granat. 2, p. 117. Viti, an Baumrinden (22). Thallo fuscato, sine sporis, ita non bene recognoscenda. 77. Verrucaria desquamescens (Fee Ess. Supplem. p. 75 sub Porina); Nyl. Expos. Pyrenoc. p. 39. 284 109 Yiti, an Baumrinden (20). Sine liymenio ! 78. Yemicaria exserta Krphbr. spec. nova. Thallus macula lutescente vel pallescente indeterminata indicatus; apothecia atra, nuda, sessilia, valde emergentia, mediocria (diam. ca. 1,2 mm.) convexa, apice nonnihil deplanata (sub- trancato-conica) umbilicata et perforata, basi a tliallo tenuiter vestita, monospora; sporae magnae, oblongae, primo hyalinae, dein obscure olivaceae vel fuscae, septato-mnriformia, septis transversis parce verticaliter vel oblique divisis, loculis granulöse nubilosis, long. 0,10—0,130, crass. 0,022 — 028 mm. Paraphyses graciles, capillares, hymenium jodo fulvescens. Yiti, an Baumästen, in Gesellschaft von Glyphis lepida Krphtr. (7). Der Yerrucaria prorecta Krphbr. äusserlich ähnlich, auch etwas an Y. variolosa Pers. erinnernd, von beiden aber durch die Form der Sporen hinlänglich verschieden. Zuweilen 2—3 Apotliezien zusammenhängend. Die Oberfläche des Thallus wird mit Kali caust. lebhaft citronen-gelb. Tab. 14, Fig. 5. Eine Spore der Yerruc. exserta Krpht. 79. Yemicaria pyrenuloides (Mont, in Ann. sc. nat. XIX. p. G9. Sylloge p. 371 snb Trypethelio) ; Nyl. Exp. Pyrenoc. p. 44, Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 86. Yiti, an Baumrinden (4). Sporae 8 nae, ellipsoideae, incolores vel fuscae, seriebus 6 — 8 transveris divisae. loculis 2 — 4 in quavis serie, long. 0,03G — 040, crass. 0,012 — 015 mm. — Perithecium integrum. Paraphyses desunt. 80. Yemicaria (Porina) Americana Fee Ess. p. 83, tab. XX, f. 4 (icon optima!). Yiti, an Baumrinden (ein Fragment!). Sporae 8, fusiformes, hyalinae 6 — 8-septatae , a limbo tenui crassiusculo cinctae, long. 0,039 — 044, crass. 0,010 — 011 mm. (limbo incluso). Paraphyses graciles, conspicuae. Kon confundenda cum Y. mastoidea (Ach.). 81. Yemicaria palmaruni Krphbr. spec. nova. Thallus maculas majores, tenues difformes, dilute-vel saturate-lateritias (irnmo subsanguineas), et a linea atra gracili mox oblitterata cinctas efformans. Apotliecia valde numerosa, minuta, atra, parum prominentia, primum thalline-suffusa, dein apicibus plus minus denudatis perforatis et leviter umbilicatis apparentia. Sporae 8 nae (plerumque in tliecis angustis uniseriatae) late ellipsoideae vel subglobosae, pallide-olivaceae, 4 — 6 loculos sphaeroideo-lenticulares et iregulariter dispositos includentes, long. 0,015 — 018, crass. 0.009—012 mm. Perithecium integrum, paraphyses graciles, conspicuae. Tongatabu Ovalou et Upolu Samoa, auf alten Cocos-Palmen und Brodfrucht-Bäumen, an den Küsten, wie es scheint, nicht selten (35, 36, 34). Der V. aurantiaca (Fee) Xyl. Expos. PjTenoc. p. 48 et Y. ochraceo-flava Nyl. 1. c. p. 50 nahestehend, von beiden durch grössere Apotliezien, Farbe des Thallus und viel kleinere Sporen mit eigenthümlicher variabler Stellung der loculi oder Sporoblasten hinlänglich verschieden. Tab. 14, Fig. 7. Ein Schlauch mit 8 Sporen; b. vier einzelne Sporen. 285 110 Erklärung der Abbildungen auf Tafel 14. Fig. la, » 4. » 2. » 3a. * 8. » 5. » 7 a, » 9a. » 10a. » 11. » 12a. » 6. * 24. » 13. * 14. » 15. * 16. » 17a. » 18a. » 19a. » 20. » 21a. » 22. » 23a. Ein Schlauch mit 6 Sporen der Gfraphis Graeffeana Krphbr. ; b. Vier einzelne Sporen derselben Flechte. Die Sticta pedunculata Krphbr. in natürlicher Grösse von Oben. Dieselbe von Unten. Drei Sporen; 3b. Gonidien. Zwei ganz junge Exemplare dieser Sticta. Eine Spore der Verrucaria exserta Krphbr. Ein Schlauch mit 8 Sporen der Verrucaria palmarum Krphbr.; b. Vier einzelne Sporen derselben Flechte. Zwei Sporen des Baeomyces paeminosus Krphbr. Zwei Sporen der Sticta Godeffroyi Krphbr.; b. Zwei blaugrüne Gonidien. Zwei Sporen der Lecidea bifera Nyl. Ztvei Sporen der Sticta demutabilis Krphbr.; 12b. Gonidien derselben Flechte. Vier Sporen derselben Flechte. Ein Stückchen der Oberfläche des Thallus der Pann. funebris Krphb., mit der Lupe betrachtet. Ein Tlieil der Pannaria funebris Krphbr. (nach einem Exemplar aus Australien) in natürlicher Grösse. Zwei Sporen des Leptogium subbullatum Krphbr. Drei Sporen der Glyphis lepida Krphbr. Vier Sporen der Physcia Naggar ana Krphbr. Eine jüngere und b. eine ältere ganz reife Spore der Graphis diversa Nyl. Zwei Sporen der Graphis dialeuca Krphbr.; b. ein schwach vergrösserter V ertical-Durchschnitt eines Apothziums. Vier verschiedene Sporen der Sticta cinereo-glauca Tajd; b. Spermatien. Zwei Sporen der Graphis erubescens Krphbr. Drei Sporen der Usnea intercalaris Krphbr. Zwei Sporen der Sticta carpolomoides Nyl. Ein Stückchen aus der Schlauchschichte der Lecidea dilucida Krphbr. mit einem Sporenschlauch ; b. Vier Sporen derselben Flechte. Bemerkung. Sämmtliche Sporen, Gonidien, sind in einer Yergrösserung von ca. 530 gezeichnet. 286 lieber Südsee-Diatomaceen. II. Folge. Von Otto I. W I t f. /V I Wenn ich in der ersten Folge meiner Untersuchungen über Südsee-Diatomaceen die sämmtlichen von mir bestimmten Formen zweier Fundorte aufzählte und zum Tlieil beschrieb, so geschah dieses, weil ich damals weder Aussicht noch Absicht hatte, meine Arbeiten für -das Journal des Museums fortzusetzen. Die von mir seinerzeit beschriebenen Vorkommnisse waren die einzigen, die mir damals zur Verfügung standen und, wenigstens das Material von Fjinafuti, seiner Reinheit wegen leicht übersichtlich zu bearbeiten. Seit jener Zeit aber bin ich durch die Güte des Herrn Dr. Graelfe mit einer Anzahl mariner Aufsammlungen versehen worden, die zwar an Diatomaceen ärmer und deshalb bei weitem schwieriger zu präpariren sind, die aber in den darin vorkommenden Kieselalgen vielfach Uebereinstimmung, Uebergänge und Zusammenhang zeigen. Eine gesonderte Beschreibung der einzelnen Aufsammlungen wäre nicht angebracht, weil sie vielfach zu Wiederholungen Veranlassung geben würde. Ich hebe deshalb für heute eine Anzahl von Surirelleen heraus, die ich in dreien der erwähnten Siidseeaufsammlungen auffand und zeichnete, und die in ihrer prachtvoll entwickelten Sculptur ein deutliches Bild von der Schönheit jener mikroskopischen Flora entwerfen, die den Gegenstand dieser Untersuchungen bildet. Greville, vielleicht der vorzüglichste aller Dia tomaceenschrift steiler , sagt in seiner »Description of' Diatomaceae observed in Californian Guano« (Micr. J. 1859, p. 157), »Few genera exhibit more varied sculpture than campylodiscus « , und mit vollem Recht; zu den von ihm erwähnten wenigen Genera aber gehört unstreitig das verwandte Genus Surirella. Aber nicht blos die Fülle der mannigfachsten Form und Zeichnung dieser Genera erstaunt und verwirrt den Beobachter, fast mehr noch sind es die mannigfachen und unendlich zahlreichen Uebergangs- und Verbindungsformen, die die Arten unter sich verknüpfen. Ja, mehr noch, die einzelnen Arten zeigen je nach der Dauer ihrer Existenz verschiedene Gestaltung. Nach Beobachtungen des Herrn Archidiakonus A. Schmidt in Aschersleben, zeigen die Regenerationsformen (die aus Copulation hervorgegangenen) vieler Surirellen eine Einschnürung der Mitte. Der gleiche Beobachter sah mehrfach ungespaltene Frustein der Surirella fastuosa, deren eine Schalenansicht ein rhombisches Mittelfeld zeigte, während die andere ein lineares solches aufwies, — Fälle, denen gewiss irgend welche Gesetzmässigkeit zu Grunde liegt, die aber bis jetzt vereinzelt und unerklärt vor uns liegen, wie denn überhaupt die Physiologie der Diatomaceen, trotz der ganz ausgezeichneten Untersuchungen Pfitzers, manche ungelöste Frage uns noch darbietet. Eine ähnliche Wandelbarkeit finden wir bei der Gattung Campylodiscus. Die Abhandlungen der Schriftsteller bieten eine Fülle wohl characterisirter Arten und jede einigermassen wohl versehene Privatsammlung zeigt ein oder das andere Exemplar einer neuen, bisher nicht veröffentlichten Art. Aber unendlich grösser ist die Zahl der Mittelformen, die in jeder Abstufung zwischen die einzelnen Species 287 112 treten, dieselben verbinden und gleichsam ihre Contouren verwischen. Nicht selten ist man im Zweifel, welcher Art man ein Untersuchungsobject einreihen soll — überall linden sich Anklänge und nirgends U ebereinstimnnmg. Für diese Wandelbarkeit der Arten, namentlich der Gattung Surirella, dürfte unsere heutige Tafel einige Beispiele liefern. Ehe ich indess zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, muss ich noch einer angenehmen Pflicht genügen, indem icli den Herren A. Grunow bei Wien und A. Schmidt in Aschersleben meinen wärmsten Dank ausspreche für den vielfachen Rath und Aufschluss, mit dem sie mich bei vorliegender Arbeit, namentlich durch Vergleichung mit ihren eignen Aufsammlungen und durch Angabe von Analogien und anderen Fundorten, lebhaft zu unterstützen so freundlich waren. Gttg. SURIRELLA Turpin. Surirella fastuosa Elirb. Grev. Mikr. Journ. vol. X, Tab. III, Fig. 1. Grunow. Verli. zool. bot. Ver. 1862, pag. 461, Tab. nostr., Fig. 1. Diese Art gehört unstreitig zu den wandelbarsten ihrer Gattung. Die mannieh fachen Abweichungen in eine allgemein gültige Characteristik mit einzuscliliessen, ist ungemein schwer. So weit meine Beobachtungen reichen, sind es nur zwei cliaracteristische Merkmale, die allen Fastuosen zukommen. 1. Eine eigentümliche, durch beistehendes Diagramm verdeutlichte Structur des Randes: Eine schlangenförmige Linie windet sich längs der Umgrenzungslinie der Schalenansicht hin (a) und ist mit derselben durch Rippen¬ paare (b) verbunden. Nach der Mitte der Schalenansicht hin wird eine Verbindung durch einfache Rippen (c) bewerkstelligt, die sich jedenfalls bis zur Area, oft aber auch in dieselbe hinein erstrecken. 2. Eine wohlausgeprägte, durch eine Reihe kurzer, radial gestellter Striche scharfbegrenzte, verschiedengeformte Area. Die normale Surirella fastuosa zeigt die drei Unterabtheilungen des Randes deutlich entwickelt, eine glatte oder feinpunctierte Area und meist elliptische Form der Schalenansicht. Durch das Hervortreten einen oder des andren Randtheils, durch eine Fortsetzung der einfachen Rippen in die Area einerseits oder die Schlingen der Schlangenlinie andrerseits, durch eine wechselnde Form der Area oder der ganzen Schalenansicht und durch Combination dieser verschiedenen Abweichungen entsteht eine Fülle von Varietäten und Uebergangsformen. Wo aber entweder die Structur des Randes oder die deutlich begrenzte Area fehlen, da, glaube ich, ist eine Einreihung unter Surirella fastuosa nicht thunlich. Grunow giebt a. a. 0. an, dass die Area der Surirella fastuosa stets von feinen Punctreihen durch¬ zogen sei; es ist mir bei Anwendung selbst starker Vergrösserungen und guter Hartnack' scher Objective nicht immer gelungen, diese Punctreihen zu sehen. Namentlich die grossen Varietäten, wie Greville sie am a. 0. abgebildet hat und wie Fig. 1 meiner heutigen Tafel sie bringt, zeigen diese Punctierung nicht. — Ich gehe zur Beschreibung der einzelnen Formen über. I. Surirella fastuosa var. Tab. nostr. Fig. 1. Elliptisch; von der normalen Form wenig abweichend durch Fortsetzung der einfachen Rippen in die rhombisch geformte Area einerseits und bis in die Schlingen der Schlangenlinie andrerseits von ihr verschieden. 288 Länge 0,13662 nun. Breite 0,12006 mm. Hab. Hafen von Apia anf Samoa. Diese wunderschöne Form unterscheidet sich von der durch Greville beschriebenen, von Ceylon stammenden Varietät durch die Fortsetzung der einfachen Rippen bis in die Schlingen der Schlangenlinie. Herr Archidiaconus A. Schmidt beobachtete in Material von Nord-Celebes colossale Exemplare, die der von mir abgebildeten Form sehr ähnlich waren, aber sich von derselben durch Knötchen auf den einfachen Rippen unterschieden. 2. Surirella fastuosa var. cuneata 0. W. Tab. nostr. Fig. 5. Eiförmig; Structur des Randes, Schlangenlinie und Rippenpaare, sehr undeutlich. Die einfachen Rippen, so lange sie den Flügeln angehören, zart, da, avo sie in den Körper übertreten, plötzlich robust und sehr scharf ausgeprägt. Area A\rohlbegrenzt durch die normale Strichreihe, von starken Rippen leiterförmig durchzogen und derselben ein Climacosphaenienartiges Ansehen ertheilend. Länge 0,10764 mm. Grösste Breite 0,06003 mm. Hab. Hafen von Apia auf Samoa. Ich Aveiss nicht, ob ich mit Recht diese eigenthümliche Form zu Sur. fastuosa ziehe: ebensowenig aber wage ich es, sie als bestimmte Art in Anspruch zu nehmen. Die Structur des Randes ist sehr undeutlich und zeigt Analogien mit der Structur meiner Surirella Godeffroyana. Auch die leiterförmige Structur der Area ist nur schwierig auf eine Fortsetzung der Rippen in dieselbe zu beziehen. Vielleicht Averden sich später noch Formen finden, die durch ähnliche Structurverhältnisse Fingerzeige zur Beurtheilung auch dieser Vorkommnisse uns darbieten. 3. Surirella lata W. Sm. var. robusta 0. W. Tab. nostr. Fig. 2. Gross, stark gebaut, elliptisch mit etAvas zugespitzten Enden und eingeschnürter Mitte. Rand stark entAvickelt. Die deutlichen aber feinen Rippen setzen sich mit Knötchen an rundliche nach dem Innern der Schale zugespitzte Schlingen die durch feinere Verbindungsrippen unter sich und mit dem Rande in Verbindung stehen. Die Schale besitzt bis in die Mitte dieser Schlingen eine feine aber deutliche Streifung. Area glatt, ohne jede erkennbare Zeichnung, gegen den Rand bei einigen Exemplaren durch eine sehr zarte undeutliche Linie abgegrenzt. Bei andern fehlt auch diese fast gänzlich. Länge 0,15732 mm. Grösste Breite 0,08694. Breite der Mitte 0,07245. Hab. In Schlamm aus der Bassstrasse; an einer Serpula zwischen Conchylien, die Avahrscheinlich aus Valparaiso stammten. A. Schmidt, Eine sehr schöne Form, von Smith’s Surirella lata durch die etAvas andere Structur des Randes und durch die sehr scliAA'ache Begrenzung der Area verschieden. 4. Surirella Lorenziana Grün. var. australis 0. W. Tab. nostr. Fig. 3. Gross, in der Mitte eingeschnürt; Zeichnung zart aber deutlich. Eine leicht geAvellte Schlangenlinie ist durch Doppelrippen mit dem Rande verbunden: an die innern Einbuchtungen derselben schliessen sich lange und zarte Schlingen und erst an diese knüpfen sich mittelst Knötchen die langen und zarten einlachen Rippen, die sich über die Area hinaus zwischen die Rippen des gegenüberliegenden Flügels hinein erstrecken. Area glatt, andeutungsweise begrenzt. Rand der Schale gestreift. Länge 0,15318 mm. Breite 0.06417. Breite der Mitte 0.05796. Hab. In Schlamm der Bassstrasse: sehr selten. 114 Diese prachtvolle Diatomacee gehört nach Angabe des Herrn A. Grunow zn Sur. Lorenziana desselben Autors. Ich selbst kenne Sur. Lorenziana nur aus ihrer Abbildung, Grunow, Verb. D. zool. bot. Gesellsch. 1862. Taf. XI Fig. 9., aus der allerdings einige Analogien für beide Formen sich ergeben. Ich unterordne mich indess gerne der Ansicht eines so vorzüglichen Beobachters und reihe diese Form zunächst unter Sur. Lorenziana ein. Vielleicht nöthigen spätere Forschungen eine besondere Art daraus zu bilden. In meinen Aufsammlungen ist sie so ungemein selten, dass es mir nicht gelungen ist, mehr als ein vollständiges Exemplar zu beobachten. Ich kann daher nicht sagen, ob nicht vielleicht einige der von mir angeführten Kennzeichen gerade in dieser einen Form besonders scharf zu Tage treten. 5. Surirella Apiae n. sp. 0. W. Tab. nostr. Fig. 4. Schuhsohlenförmig, an einem Ende abgerundet, am andern etwas zugespitzt. Sehöngesclnvungene Rippen erstrecken sich bis fast an die Mittelinie ; am Rande bilden sie kleine runde Knoten, die unter sich durch flache Bogenlinien in Verbindung stehen. Der Rand ist fein gestreift. Die mittleren Rippen erreichen nicht ganz die Mittellinie, sondern lassen eine schmale, lineare, glatte, nicht abgegrenzte Area frei. Länge 0,15939. Grösste Breite 0,06210. Breite der Einschnürung 0,03105. Hab. Im Schlamme des Hafens von Apia, Samoa. Eine sehr eigenthümliche Form, die, soviel ich in Erfahrung bringen konnte, keinerlei Analogien mit irgend einer schon beschriebenen Form darbietet und deshalb wohl sicher als neue Art zu betrachten ist. Ich gehe über zur Aufzählung und Beschreibung einiger von mir in Südseematerial gefundener Diatomaceen aus der Gttg. CAMPYLODISCUS Elirb. Campylodiscus ornatus Grev. Grev. Micr. Trans. Vol. XI. X. S. 1863. PL 1. pag. 13. Wie Greville a. a. 0. sehr richtig bemerkt, ist Campylodiscus ornatus in gewissen Beziehungen nahe verwandt mit C. Horologium, der typischen Form für die ganze Abtheilung der Campylodisci zu der er gehört. Campylodiscus ornatus ist im Grossen und Ganzen ein C. Horologium mit verdoppeltem Rande. In den feinem Structurverhältnissen freilich finden sich mannichfaclie Abweichungen vor. Ebenso ist Camp, horologium nach Greville’ s Angaben weit weniger stark verbogen. Ich wüste Greville’s vorzüglicher Characteristik von Campylodiscus ornatus nichts Wesentliches hinzuzufügen. Diese schöne Form aber ist seit ihrer Entdeckung von manniclifaclien Punkten zu uns gekommen und sind mir bekannt geworden: West-Indien (F. Kitton), Sandwichs-Inseln (Eulenstein), Nord-Celebes (A. Schmidt), Samoa (0. W.) Wie fast alle weitverbreiteten Formen, so zeigt auch C. ornatus eine bemerkenswerthe Wandelbarkeit der Detail- Verhältnisse. Durch grössere oder geringere Abrundung der von den »Canaliculi« gebildeten Ecken, durch mannichfaclie wechselnde Gestaltung und Zeichnung des Mittelfeldes, durch stärkeres Hervortreten oder durch Mangeln der Punktreihen längs der innern Rippen oder » Canaliculi < ist die Bildung zahlreicher Varietäten bedingt, die indess meist in engem Zusammenhang mit der normalen Form (als solche betrachte ich die von Greville beschriebene) bleiben und deren Feststellung deshalb bei weitem weniger schwierig ist, als die Kritik vieler Naviculaceen oder Surirellen. 6. Campylodiscus ornatus Grev. var. Tab. nostr. Fig. 6. In Form dem normalen Exemplar gleich; von ihm verschieden durch eine undeutliche, verworren 290 punctiert gestreifte Structur des Mittelfeldes, durch Abrundung und starke Wölbung der Zwischenrippenräume und durch Mangeln der Punctreilien längs der innern Rippen. Durchmesser 0,17869. Hab. Im Schlamme des Hafens von Apia, Samoa. Eine prachtvolle Form, im Apiaschlamme nicht eben selten; bietet dem Zeichner durch ihre ungemein starke Verkrümmung sehr grosse Schwierigkeiten. 1 )er Durchmesser der Schale scheint starken Schwankungen unterworfen zu sein. 7. Campylodiscus Kittonianus Grev. var. sener 0. W. Tab. nostr. Fig. 7. Mittelgross, rundlich, zart gezeichnet. Den Rand bildet eine Reihe feiner, halbrunder Maschen. Ein Theil derselben ragt etwas weiter in die Schale hinein; von diesen entspringen zierlich geschwungene einfache Rippen, die gegen ihr Ende plötzlich in kurze, gerade Ansätze übergehen, welche, dünner und dünner werdend, im Mittelfelde verlaufen. Letzteres ist gross, rundlich, von undeutlichen, verschwommenen Punktreihen in unbestimmter Richtung durchzogen. Durchmesser 0,1 0350. Hab. Aus den Eingeweiden einer Holothurie der Südsee; sehr selten. Diese prachtvolle Form scheint nncli Mittheilungen von Herrn 4- Schmidt, sowie nach eigenen Beobachtungen, mehrere Verwandte in Ostindien und dem australischen Archipel zu besitzen. Eine derselben, eine reizend zierliche Form, ist wohl: 8. Campylodiscus Kittonianus Grev. var. formosus 0. W. Tab. nostr. Fig. 8.. Klein, rundlich, stark gekrümmt, deutlich gezeichnet. Der Rand wird durch eine Reihe rundlicher Maschen gebildet; je die 4. oder 5. Masche wächst zu einer lang gestreckten engen Schlinge aus, an deren Ende sich eine kurze , schwach gekrümmte , gegen das Mittelfeld der Schale hin zarter werdende Rippe ansetzt. Das Mittelfeld ist lanzettlich, ganz glatt und zeigt keinerlei wahrnehmbare Structur. Durchmesser 0,08280. Hab. Hafenschlamm von Apia, Samoa. Eine kleine, zierliche Form, von der vorhergehenden durch die glatte Area, den verschiedenen Verlauf der Rippen und die Grösse wenigstens als Varietät sicher abzutrennen. 9. Campylodiscus Rabenhorstii Jan. Tab. nostr. Fig. 9. Mittelgross, rund, stark verbogen. Den Rand bildet zunächst eine Reihe von kleinen, sechsseitigen Maschen: an diese reihen sich länger gestreckte, gleichfalls sechsseitige Schlingen, deren innerste Spitze in .je eine kleine Rippe ausläuft. Je die zweite, dritte oder vierte Rippe ist besonders stark entwickelt und reichlich doppelt so lang als die übrigen. Die Area ist mit einer Anzahl deutlicher Rippen durchzogen, deren Zahl der Anzahl der oben erwähnten verlängerten Randrippen gleich ist. Die innerste Mitte der Area wird von einem ganz glatten, lang vierseitigen Raume eingenommen, der in der Richtung einer idealen Halbierungslinie der Schale sich ausdehnt. Zwischen den Rippen der Area und den Randrippen existirt ein scharf begrenzter, glatter Ring. Durchmesser 0,09729 mm. Hab. Hafen von Apia, Samoa, sein1 selten. — Honduras: Jan. & Rabenh. Ich kann mir nicht versagen, bei dieser Gelegenheit einen Versuch zur Aufhellung der Irrt Immer zu machen, die bei dieser Form nach und nach entstanden sind. Offenbar gehört dieselbe in den Artenkreis des Camp, ornatus, dafür spricht die Randzeichnung, die der des Camp, ornatus sehr ähnlich ist. Dagegen 291 ist diese Form sicher verschieden von Camp. Ecclesianus Grev. Micr. J. Yol. V. pl. III. Fig. 5, mit der Janisch den Camp. Rabenhorstii irrthümlicherweise identificiert. Bei Greville’s bekannter Genauigkeit ist ein Fehler in der Zeichnung durchaus nicht anzunehmen. Dagegen ist Janisch’s Zeichnung ebenso wie seine Beschreibung sehr ungenügend und ich habe gesucht, durch eine möglichst genaue Zeichnung, wie durch eine einlässliche Beschreibung, dem erwähnten Mangel nach Kräften abzuhelfen. Hiemit schliesst meine heutige Aufzählung, und sei mir nur noch erlaubt, einige wenige Worte über den practischen Nutzen zu sagen, den das Studium der Diatomaceen gewähren könnte. Die Natur hat im Aufbau der Kieselalgen ihre ganze Pracht entfaltet. Nirgends wieder begegnen wir einem Naturerzeugnisse, dessen Verzierungen regelmässiger wären, als die mathematisch genaue Zeichnung vieler Discoideen, oder bis ins feinste Detail geschmackvoller, freier und eleganter ausgeführt, als die Surirelleen., oder zarter als die Streifung vieler Naviculaceen und Nitzschieen. Ueberall harmonisches Zusammenwirken aller Th eile, nirgends Missbildung, Ueberladung oder ein Fehler gegen die Gesetze der Schönheit. Weshalb soll dieser Schatz schöner Formen das Gut nur weniger Forscher und Liebhaber bleiben? Welchen Grund haben wir, eine Fülle anmuthiger Gestaltung der Allgemeinheit vorzuenthalten? Das Studium der Diatomaceen würde bei Weitem wichtiger und wertli voller werden, wenn die gewonnenen Resultate auch ihre praktische Anwendung hätten. Und eine solche liegt sehr nahe. Das Streben unserer Zeit geht dahin, die Geschmacklosigkeit aus der Industrie zu verbannen. Alle Welt eifert gegen die geschmacklosen und unnatürlichen Zeichnungen gemusterter Gewebe, geschnitzter Holzwaaren, gegossener und gepresster Metallarbeiten oder gemalter Porcellan-, Papier- und Glasgegenstände. Künstler ersten Ranges bemühen sich, mustergültige Zeichnungen für solche Erzeugnisse zu ersinnen. Aber als Regel gilt nach der Ansicht aller Kunstverständigen, dass nur das der Natur entnommene, frei und verständnisvoll behandelte Ornament Berechtigung für die Ausschmückung technischer Erzeugnisse besitzt. Die Diatomaceen bieten uns eine Fülle solcher Ornamente, für jeden Zweck geeignet und von einer Mannigfaltigkeit, Avie kein Künstler sie erdenken könnte. Es ist mir unbegreiflich, dass von den Tausenden, die ihr Brod durch Musterzeichnen verdienen, noch Keiner auf die Idee gekommen ist, die Diatomaceen für sicli zu verwerthen. Warum verbannt man immer noch nicht die sinn- und geschmacklosen türkischen Blumen und wie sonst die Erzeugnisse einer irre geleiteten Phantasie heissen mögen, und setzt an deren Stelle das freiere und edlere Ornament, das uns die Natur in Fülle bietet. Für die Veröffentlichung dieser Betrachtungen ist eine Avissenscliaftliche Zeitschrift vielleicht nicht ganz angemessen. Ich habe mich indessen nicht enthalten können, der Aufzählung von neun selten schönen Diatomaceen die vorstehenden wenigen Worte beizufügen und bitte, die Freiheit, die ich mir genommen, gütigst entschuldigen zu wollen. ZÜRICH, Ende Mai 1873. Verschiedenes Eine Bank in den Gewässern der Tongagruppe, von Capt. J. Früchtenicht beobachtet. In dem Tongaarchipele, der sich im siulpacifischen Ocean mit seinen zahlreichen Inseln, Riffen und Bänken zwischen dem 15 bis 25° südlicher Breite und 17:3 0 37' bis 170° 10' westlicher Länge von Greenwich erstreckt, findet sich eine Reihe noch thätiger Vulcane. Es sind als solche von Süd nach Nord gehend Tofua, der Kraterberg Late, Fonualei und endlich ganz im Norden Niuafou zu nennen. Bei Betrachtung der geographischen Lage dieser Heerde vulcanisclier Thätigkeit finden wir die eigentliümliche Erscheinung, dass dieselben kettenförmig auf einer Linie liegen, die sich von Süd-Süd west nach Nord-Nordost zum Westen der drei Inselgruppen Tongatabu Hapai und Vavao hinzieht, dann aber etwas nach Nordwest zurückbiegt, im mit der Vulcaninsel Niuafou zu enden Zwischen dieser Vulcanlinie trifft der Seefahrer auf eine Reihe von Riffen und Bänken, wie die Culebras zum Südwesten Tofua’s, die St. Michael- und Homebank zwischen Tofua und Late, und andere mehr, welche schon durch ihre Stellung auf dieser Linie vulcanisclier Thätigkeit darauf hindeuten, dass wir dieselben als Auswurfsmassen unterseeischer Vulcane zu betrachten haben. Es wird diese Annahme noch wahrscheinlicher durch die wenig bekannte Thatsaclie, dass im Jahre 1857 ein solcher Ausbruch auf der geschilderten Linie zwischen den Inseln Tofua und Late beobachtet wurde, dessen Feuer die Einwohner Hapai’ s allnächtlich sahen und dessen Detonationen ver¬ schiedene vorbeisegelnde Schiffe hörten, deren Verdecke mit vulcanisclier Asche, die regenartig niederfiel, bestreut wurden. An dieser Ausbruchsstelle wurde dann auch die Bildung einer neuen Bank constatirt. Viele solcher Bänke mögen auf dieser Stelle noch Vorkommen, welche auf den Seekarten über die Tonga- Gruppe, die überhaupt an Genauigkeit Vieles zu wünschen übrig lassen, nicht verzeichnet sind. Dies beweist eine Beobachtung, welche Oapitän J. Früchtenicht, als Führer des Godeffroy’schen Schiffes * Susanna « am 30. October 1872 in jenen Gewässern machte und welche wir liier wiedergeben wollen. Als derselbe im November letzten Jahres den Hafen von Nukualofa in Tongatabu verliess und mit leichter Süd-Siidost-Brise vier Stunden unter Segel gewesen, stiess er auf eine Meeresstrecke, deren helle, weissblaue Färbung eine Untiefe anzeigte. Die Gissung ergab Tiefen von 4 bis 8 Faden und schien die Bank, soweit man vom Auge es abschätzen konnte, eine englische Meile gross in ostnordöstlicher Richtung sich zu erstrecken. Nach Landpeilungen, die zwei Stunden vorher noch vorgenommen wurden, sowie durch die Log- oder gegisste Rechnung ist die nautische Position dieser Bank annähernd genau 175° 28' Westlänge und 20° 54' Südbreite. Die Wanderung von Danais Erippus, Cramer, nach den Südseeinseln. Australien und Celebes. In dem Hefte der Londoner Annals and Magazine of Natural History vom Juni 1873 findet sich auf pag. 440 eine Notiz über das Erscheinen in Australien der Danais Archippus Fahr, von Professor Fr. M’Coy in Melbourne. Darnach ist dieser amerikanische Schmetterling in der Nähe Melbourne’ s zuerst 203 118 im April 1872 beobachtet worden, während von nördlicher liegenden Punkten bereits früher und zuerst im December 1870 von Lord HoAve's Island an der Nordostküste Australiens Exemplare dieser Art nach Melbourne geschickt worden waren, ohne dass man damals diese Erscheinung besonders beachtete. Durch die von den Herren Dr. Graeffe, Garrett und Kubary und Frau Amalie Dietrich für das Museum Godeffroy gemachten und mir bereitwilligst zur Verfügung gestellten Sammlungen und Notizen bin ich in den Stand gesetzt, zu obigen nur den australischen Continent betreffenden Notizen noch Manches hinzuzufügen. Danais Erippus, Cramer (syn. D. Arcliippus Fahr.), ein Tagfalter, der jetzt auf allen Inseln des grossen Oceans vorzukommen und dort nachgerade einer der gewöhnlichsten Schmetterlinge zu sein scheint, wurde zuerst im Jahre 1863 auf den Inseln der Tonga-Gruppe von Capitain Eachau beobachtet, und soweit mir bekannt, zuerst im October 1866 von Dr. Graeffe auf der ebenfalls zu dieser Gruppe gehörenden Insel Niuafou gefangen. Die Thiere flogen an den rothen Blüthen der eingeschleppten Asclepias curassavica W., welche Pflanze sich schon früher auf allen Inseln Centralpolynesiens eingebürgert hatte. Wie dieselbe zuerst von Amerika hierher verpflanzt ist, wird schwerlich zu ermitteln sein. Obgleich der mit einem Pappus versehene Saamen sehr leicht und daher eine Uebertragung durch Luftströmungen möglich ist, so ist dennoch eine Verschleppung durch Schiffe viel wahrscheinlicher. Die zwischen der amerikanischen Westküste und Australien und Neuseeland verkehrenden Schiffe pflegen auf den Inseln des grossen Oceans Station zu machen, auch sind mehrfach daselbst solche Schiffe gestrandet. Es kann daher z. B. der Saamen -dieser ganz nutzlosen Schlingpflanze mit an Bord befindlichem Heu, welches zum Futter für nach Australien zu bringende Maulthiere bestimmt war, auf jene Inseln übertragen worden sein. Gleichzeitig mit dem Schmetterling traf Dr. Graeffe im October 1866 auf Niuafou die Raupe desselben auf der fremden Asclepias lebend. Nicht lange darnach, im Jahre 1867, zeigte sich der Schmetterling auf Tutuila (Samoa-Inseln) , während er auf den nahe liegenden Inseln Upolu und Savaii noch fehlte, auf denen er zuerst im Jahre 1869 beobachtet wurde, Auf Upolu vermehrte er sich so rasch, dass er bereits 1870 einer der gemeinsten Falter war. Eine Zeichnung der Raupe, von Kubary auf Savaii im April 1869 gemacht, zeigt keine Verschiedenheiten von der amerikanischen Raupe. Nähere Angaben über die ersten Stände fehlen leider gänzlich. Ebenfalls 1869 wurde D. Erippus auf Roratonga (Hervey-Inseln) von Garrett gefangen und später, 1870 bis 1872, auch auf Huahine und Tahiti (Gesellschafts-Inseln). Von diesen Inseln gesandte Raupen und Puppen in Spiritus sind gleich den amerikanischen. Im Jahre 1868 fand Dr. Graeffe schliesslich diesen Falter auf Tongatabu und 500 Seemeilen zum Südosten von den Tonga-Inseln fing Capitain Früchtenicht im Jahre 1869 ein wohlerhaltenes Exemplar auf offener See. Von dem australischen Continent ist mit einer von Frau Amalie Dietrich im Frühjahr 1871 gemachten Sammlung D. Erippus zuerst an das Museum Godeffroy geschickt worden. In allen früheren von derselben eifrigen Sammlerin ebenfalls bei Stadt Bowen, dicht bei Port Denison (20° südlicher Breite) gemachten Sammlungen, deren letzte vom Jahre 1870 war, ist nie auch nur eine Spur dieser Species gekommen, so dass das erste Erscheinen bei Bowen mit ziemlicher Sicherheit auf das Frühjahr 1871 angenommen werden kann. Zum Schluss dieser Aufzählung der verschiedenen Fundorte der amerikanischen Danais habe ich einen viel weiter nach Westen greifenden zu erwähnen, nämlich Nord-Celebes. Im Jahre 1871 sammelte Dr. A. B. Meyer bei Gorontalo und schickte unter vielen andern Schmetterlingen auch vier Exemplare der Danais Erippus an Herrn C. Hopffer in Berlin, dessen Güte ich ein $ verdanke. Wie Herr Hopffer mir schreibt, variiren die drei in Berlin befindlichen Exemplare beiderlei Geschlechts gar nicht 294 von der in Amerika am weitesten verbreiteten Form, welche Gramer auf Tafel 20 f! Fig. E. F. als Plexippus, L. abbildet. Auch alle von den angeführten Fundorten mir vorliegenden Exemplare, im Ganzen gegen 300, sind in Bezug auf Grösse und Zeichnung sehr constant und übereinstimmend mit der citirten Abbildung Cramer’s. Das Einzigste, worin sie variiren, ist die braune Grundfarbe an den Flügelspitzen der Vorderflügel, welche bisweilen ganz durch Schwarz verdrängt ist. Jedoch erreicht dies Schwarz nie die Intensität wie bei aus den Bergen Neu-Granada’s stammenden Exemplaren. Am besten stimmen die aus Nord- Amerika, Californien, Mexiko und von Cuba mir vorliegenden Thiere mit den polynesisch-anstralischen überein, während brasilianische ziemlich davon abweichen. Anknüpfend an die weiter oben gemachte Notiz über den Fang eines Exemplars der Danais auf offener See, halte ich es nicht für ohne Interesse, hier noch einen zweiten solchen Fall, den wir ebenfalls der gütigen Mittheilung des Capitain Früchtenicht verdanken, mitzutheilen. Derselbe fing nämlich auf 42 0 WL. 32 0 SB. ein sehr schön erhaltenes Exemplar der amerikanischen Noctue Thysania zenobia, Cramer. Die bekannten Flugplätze dieser Art sind Brasilien, Surinam, St. Domingo und Mexico, es muss also in diesem Falle eine Verschleppung durch Nordwinde stattgefunden haben. Ueberhaupt sind diese mitunter in weiter Entfernung vom Lande auf Schiffen gefangenen Insecten einer besonderen Aufmerksamkeit werth, da sie geeignet sind, etwas Licht auf die Ursachen der geographischen Verbreitung zu werfen, indem sie gleichzeitig über die Bewegung der Luft in den höheren Regionen Aufschluss zu geben vermögen. Es ist höchst wahrscheinlich, dass namentlich die leichten Schmetterlinge durch aufsteigende Luftströmungen ergriffen und in bedeutender Höhe weiter geführt werden, wie das Vorkommen solcher in die unwirthlichen Gletscherregionen der höchsten Berge verirrter Thiere weiter beweist. Georg Semper. Journal ilos MuNt'itni ündclfroy llufllV Totti l x o :r id i, i c n e k G IÜ (Q) ü C E A ;v d j r r /•' Ko«»oin,fr , m. o.*-. , Lb } "'S . . ^ /■, . r^ßm Euliüiclui Kliliili . 14 1/ti/itA »»/ Aollnuli oJ*r J |; , ,t ,i I lull IW I'I'HI 'X Hr l|**3r*3‘ j ll«t iitlim v I, hi nt <1 fn-lt ... Jouni.il der; Museum (iooffiigr llcfl IV 'iai', . 12 Kaldojok J^ummur. 12 Kaldojolc-Nlauak el K ,i Journal des Museum Godeftiqy Heft IV Tafel o Haus der Eingeborenen auf Palau Hamburg: L Friefenduen & C? litli.v W Heuer Druck v H Weriucke der Eingeborenen auf Palau. Journal des Museum Godeffrqy Heft IV Tafel 4 I Hamburg, 1. Friedanken & C Oe/, u lill» VV ilim-1 Drurtv II 'Acnudtr Arbeiten der Pal au Insulaner. F,m Palau Insulaner ein Bambusrohr mit Sduldpattdedselfals KaTtcLehalter] n in einem Korb Am die übrigen Utensilien zum Betelkauen tragend ‘-1 > UmFsrl aus.Uuld »alt. 3 loffel ans Schildpatt. 4. a u b FisAhaien aus Sdnldpatt 5. au b Beinspangen aus Schildpatt b Halssckunk aus Sduldpatt. Schmuckgegenstande u andere .Industrumraetjinisse: 7 Fcmengürtel ans Mschnüren von verscbiedenen Fflanzensamen 8 bis 13. VersAiedene Halsbänder mäste aus Perfen von Muscheln. Sanum u l WnussA.ile.» .^.l4TvAr ln.- Frauen unter dm Gürtel zu tragen von fmgespaltenen Manusbliltem geflochten. 15. (ieBtasAe aus LmdamisbUttern. 16 Korb -/mm Tragen der Betehiteiben | mehr m lap ge iraudihch) 17 Holzdose.18 Bambusrolu'k.iMelviiler .(Utensilien zum BeteUunen) Journal des Museum Cmdeffrqy Heft IV Tafel 5 Ge?, u lith v W Heua' Hnirk. v II Wermde Hamburg. I. Friedarbsen 1 C' Schädel eines Fidschianers ä ( Mango 1 Journal de:; Museuni '•jdeflrov Heft IV Tafel 6 Ora ii litb v W Heuer. I rurk v H Wmiickc Hamburg, L. Fripderifhaen & C? Schädel eines Fidschianers ? I 1/lango 1 Journal des Museum Godeffroy Heft IV Tafel 7 Hamburg, L Friedendwen 4 C? Om n lith v W Heuer I>rurk v H Wenucke Schädel eines Fidschianers 6 l Mango.) Journal des Museum 'lodeftvov lieft IV Tatel 8 Hamburg: I. Friedenckien & C‘ dn u hi v W Heuer l'rurk v 11 Wcnnckr Schädel eines Fidschianers 6 ( Mango 1 Journal des Museum Oodefltoy Hell IV latel 9 Hambrns i. Friedendisen 4 luli v W Hfiur IWk v II Vunnikt Schädel eines Fidsrlnawir, 6 I Gneald. ! ■r Journal ik; Masern« • xi-if' * Hef: [V Taiel 10 11, irr, bui? I. Friedendiseii 8c Gei n lilli v W Hcun 1 Turk v 11 Wcrnicke Fidschianers 1 Vokaya I Schädel ein s » Journal des Museum Godeffray lieft IV Tafel 11. Hamburg: LTneSunchseri H C? Dnirkv TI 'A cnuckc Kacrn Tv|)t'ii voll den I nlsrlii _ « Inseln Nadi Ö i k’ nmlpliü 1 1 ,e r.i p li ien l.Einynome erosa. g.Miappoides angustifröns Cy< ’ :anthu todeltroyi. 5. Liomera variolosa 6. Pleurophncus. cnstatipes. Hamburg. L.Friederichsen. äb 1 Merociyptus laiutnformLS 2. Ebalia pulchella 3 i^balia miliaris. 4 ■ al H.tml'ui? 1.. Kricfirn^i.- t\ j [■ leclilcn (Irr S ikI.sim* , Inseln . » 4 Journal des Museum Godeffroy Heft. N. Taf. 15 7. J J Fi g . 1 . Surirella fastuosavar Fig.2. Surirella lataW Sm.var rolrusta O.W. Fig. 3. Surirellö. Lorenziana Grün. var. australis O.W. Fig.4 Surirella Apiae n. sp O.W" Fig.5. Surirella fastuoj cuneata.OW Fig.6. Campylodiscus ornatus Grev. Fig.7. Campylodrscus Kittomanus.Greville var t-i Fig. 8 Campylodiscus Kittonianus C-reville var formosus OW Fig. 9. Campylodiscus Ralenh In unserem Verlage ist erschienen : Journal des Museum GodefFroy, Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen. Heft. I. Gr. Quart. 9 Bogen mit 2 Holzschnitten und 8 Tafeln. Preis 5 Thaler. (Inhalt: 1. Topographie der Schiffer-Inseln von Dr. E. G raffe, nebst 2 Karten der Schiffer-Inseln von L. Friederichsen. — 2. Die Lagune von Ebon nach J. Kubary von Dr. E. Gräffe. — 3. Ueber eine Sendung Vögel aus Huahine von Dr. E. Gräffe. — 4. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos- und Hervey-Inseln , von Dr. Chr. Luerssen. — 5. Untersuchungen über Diatomaceen-Gemische, von 0. N. Witt.) Journal des Museum Godeffroy, Heft II. Gr. Quart. 13 Bogen mit 5 Holzschnitten, 2 Karten und 10 Tafeln. Preis lOTlilr. (Inhalt: 1. Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa von Dr. E. Gräffe. — 2. Die Carolineninsel Yap nebst den Mateiotas-, Makenzie-, Fais- und Wolea-Inseln, nach A. Tetens und J. Kuba ry von Dr. E. Gräffe. — 3. Auf der Insel Yap gesammelte Schmetterlinge und deren Verwandlungsgeschichte, von Georg Semper. — 4. Xeue Xa ek t sch necken der Siidsee, malacologische Untersuchungen, von Dr. R. Bergli. — 5. Entwickelungsformen der Schwertfische, von Dr. Albert Günther.) Journal des Museum Godeffroy, Heft HI. Andrew Garrett’s Fische der Südsee, beschrieben und redigirt von Albert C. L. G. Günther, Heft I. Gr. Quart.. 3 Bogen u. 20 lithogr. Tafeln in Farbendruck u. Handcolorit. Preis 20 Thaler. Auf Basis einer Sammlung von 470 Abbildungen von Mr. Andrew Garrett nach dem Leben gemalter Fische der Siidsee, und mit Hülfe des vereinigten Materials des Brittischen- und Godeffroy Museunf s wird eine vollständige Bearbeitung der Südseefische in 10 Heften mit je 20 eolorirten Tafeln zum Preise von 20Thalern pr. Heft beabsichtigt. Die Hefte werden so rasch auf einander folgen, als es möglich ist, die Tafeln von den Künstlern ausgeführt zu erhalten. In ca. 2 Jahren soll dies Fisch- Werk als ein integrirender Theil des Journals des Museum Godeffroy, jedoch *) selbstständig paginirt, beendet sein. | Von der Fluth und Ebbe des Meeres von Hugo Lentz, Wasserbau-Inspector in Cuxhaven. Gr. Quart, j Mit 10 lithographirten Tafeln und 20 Holzschnitten. 1873. Preis 5 Thaler. Mittheilungen der Norddeutschen Seewarte, Heft in. Die Dampferwege zwischen dem Kanal und New- York. von W. v. Freeden. Preis 2Thlr. 15 Sgr. Mittheilungen der Norddeutschen Seewarte, Heft IV. Die Normalwege der Hamburger Dampfer . zwischen dem Kanal und Xew-York, von W. v. Freeden. Preis 2 Thlr. 15 Sgr. Anleitung zur Befahrung der Tatar-Strasse sowie des Amur Limans, nach dem Russischen herausgegeben von General-Consul H. J. Pallisen in St. Petersburg. Preis 2 Thlr. Cubiktabellen für Metermaass. Zur raschen Bestimmung des Cubikinhalts aller Arten Colli; auf Veranlassung der Hamburger Handelskammer herausgegeben von L. Friederichsen. Preis 4 Thlr. Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und Letoga, sowie der Ansiedelungen am Hafen von Apia, nebst Cartons der Samoa-Inseln und 3 Ansichten der Insel Upolu. Nach Original- Aufnahmen bearbeitet und gezeichnet von L. Friederichsen. 1 : 20.000. 1873. Preis 2 Thaler. Karte des ehemaligen Königreichs Polen nach den Grenzen von 1772; mit Angabe der Theilungsliüien von 1772, 1793 und 1795. Maasstab 1 : 3.000.000, von Dr. Carl Wolff. Preis 1 Thaler. Krystallographie. Stereoskopische Darstellung einer Reihe der wichtigsten Krystalle, der Combinationen derselben etc. von Julius Schlotke. Preis IVa Thaler. Schiffs- und Flaggenkarte, von C. F. Steinhaus. Preis 2'k Thlr. Geographisch-statistische Beschreibung des Staates Michigan, von M. H. Aiiardt. Preis lOSgr. HAMBURG, im October 1873. L. Friederichsen & Co.